Klappentext:
Der Islam: rückwärtsgewandt und unfähig zur Reform
Aus der Misere der islamischen Staaten erwächst eine globale Gefahr. Eine innovationsfeindliche Kultur, eine rapide wachsende, dabei arme und unterdrückte Bevölkerung, zur Neige gehende Erdölvorkommen und klimatische Probleme ergeben ein explosives Gemisch. Der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad zeichnet ein düsteres Bild vom Zustand und der Zukunft der islamischen Kultur und wagt eine scharfe, zwingende Prognose für deren Zukunft: Die islamischen Staaten werden zerfallen, der Islam wird als politische und gesellschaftliche Idee, er wird als Kultur untergehen.
Die islamischen Länder eint ein Glaube, aus dem sie ein seit Jahrhunderten überholtes Menschen- und Gesellschaftsbild ableiten. Ungeheure kreative und geistige Ressourcen können deshalb nicht genutzt werden. Die politische, wirtschaftliche und soziale Misere der Staaten wird konsequent als Ergebnis "der feindlichen Politik des Westens" gedeutet. Jeder Versuch der Veränderung wird von der islamischen Orthodoxie und der Machtbesessenheit der Herrschenden erstickt. Bildung und Religion beschränken sich darauf, zu Gehorsam gegenüber den herrschenden Regimes zu erziehen
Die Perspektiven für die Länder von Marokko bis Indonesien sind bedrohlich, da die Mischung aus einer innovationsfeindlicher Kultur, einer rapide wachsenden, armen Bevölkerung, zur Neige gehender Erdölvorkommen und dramatischer klimatischer Veränderungen ein hochexplosives Gemisch ergeben.
Über den Autor
Hamed Abdel-Samad, geboren 1972 bei Kairo, studierte Englisch, Französisch, Japanisch und Politik. Er arbeitete für die UNESCO, am Lehrstuhl für Islamwissenschaft der Universität Erfurt und am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München. Abdel-Samad ist Mitglied der Deutschen Islam Konferenz und zählt zu den profiliertesten islamischen Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Seine Autobiographie „Mein Abschied vom Himmel“ sorgte für Aufsehen.
Eigene Beurteilung:
Hamed Abdel-Samad, der selbst in Kairo geboren wurde und aufwuchs um dann nach Deutschland auszureisen um dort wirkliche Freiheit zu genießen geht mit seinen muslimischen Brüdern hart ins Gericht. Aus den eigenen Erfahrungen im Land vor und nach seiner Ausreise, sowie aus denen seiner Arbeit für die UNESCO, die Universität Erfurt und das Institut für Jüdische Geschichte und Kultur hat der Islamwissenschaftler seinen eigenen Glauben und die Formen seiner Umsetzung in der ganzen Welt und in der Geschichte erlebt und kommt zu dem Schluss, dass die umma ohne eine grundlegende Reform und eine Zuwendung zu richtigem wissenschaftlichen Denken nur noch eine sehr begrenzte Lebenszeit hat. Hierbei lehnt er sich an Oswald Spenglers „Der Untergang des Abendlandes“ an. Hierbei
In sechszehn Kapitel beschäftigt er sich dann mir dem islamischen Geschichtsbewusstsein – besonders in Saudi-Arabien und in Ägypten, die wahrscheinlich wirkliche Geschichte, das islamische Selbstbild, die Wut, den Karikaturenstreit, dem Herrschaftsglauben, dem Umgang mit Frauen und Bildung, Gründen für die Radikalisierung, ägyptische Schulbuchtexte und dem Koran.
Viele der hier beschriebenen Dinge sind bekannt, doch einige sind durchaus überraschend, besonders, wenn es um die Konnotationen arabischer Begriffe geht oder auch um die tatsächliche Autorenschaft und –intention des Korans, der ja bei einem Teil der Muslime in der Welt das Leben bestimmt. Alleine mit diesem Kapitel wird er sich nicht gerade viele Freunde machen. Aber auch andere Passagen in diesem sehr persönlichen Buch, das sich bewusst nicht als wissenschaftlichen Text verkauft, könnten dazu geeignet sein, Unwillen zu erwecken. So ist ein „Holocaustneid“ der Muslime in Deutschland sicherlich eine sehr verstörende Form der mentalen Zustandsbeschreibung.
Tatsächlich kann das Buch an vielen Stellen verstören und nicht alles ist immer ganz nachvollziehbar oder notwendigerweise sachlich zutreffend. So sind einige Aussagen über Japaner und ihre Einstellung zu den USA nach dem Zweiten Weltkrieg sicherlich genauso wenig richtig, wie die generalisierende ihrer religiösen Praktiken. Und bei der Darstellung verschiedener muslimischer Strömungen habe ich persönlich einen Bezug auf die Aleviten vermisst. Aber insgesamt – unter der Vorgabe der Unwissenschaftlichkeit – ist dieses Buch voll interessanter Fakten, Statistiken und Anekdoten, die die Integrations- und Religionsdebatten sicher bereichern werden.