Wie weit sind denn die Anderen ? Irgendwie ist es hier sehr ruhig
Ich bin auch so weit - ich wurde nur aufgehalten, von einem gewissen Drachen und einem Telefonat mit meiner Besten .
Willi schreibt Bewerbungsbriefe und Emil Bruhn rät ihm, auch (Bettel)Briefe an die Pfaffen zu schreiben "die müssen etwas für Dich tun* (S.329) Ehrlich gesagt, ich glaube, das hätte ich nicht gemacht, solche Bettelbriefe zu schreiben ehe ich nicht alles Andere probiert hätte.
Ich auch nicht. Einerseits denkt man sich, man hat ja doch seinen Stolz, aber dann - ob man nicht diesen Stolz im Gefängnis abgelegt hat . Es steht ja auch weiter hinten im Kapitel (als Willi als Einmann-Drückerkolonne arbeitet), dass er im Gefängnis gelernt hat, zu bitten und zu betteln, also sozusagen seinen Stolz zu vergessen.
Dieser schmierige Dietrich den er danach kenennlernt und der Freese vom "Boten" sind auch nicht besser, was für widerliche Gesellen ! Zumindest ist Willi recht erfolgreich in der Arbeit dort und kann es den Fieslingen zeigen. Beim lesen hab ich ihm immer so sehr Erfolgserlbnisse gewünscht.
Oh ja. Dass es doch ein gutes Ende für ihn nimmt. Aber, realistisch betrachtet - das ist doch ein Job ohne Zukunft, denn irgendwann hat man ja doch alle abgeklappert, und ein Callcenter gab es damals noch nicht, dass man über die Stadtgrenzen auf Abonnenten- und Anzeigenjagd gehen konnte. Und was wäre dann gewesen?
Diese Hildegard mit dem Kind, die er dann kennenlernt und mit der er sich sogar verlobt knn ich auch nicht so recht einschätzen. ich glaube, die beiden gehen eher eine Zweckgemeinschaft ein, wirklich lieben tun die sich imho nicht.
Sehe ich genauso. Man merkt, dass sie irgendwie nicht so richtig was miteinander anfangen können, und sogar der Schwiegerpapa in spe wird misstrauisch.
Vermutlich weil sie äusserte dass sie keinen Knacki oder Arbeitslosen würde haben wollen. Vermute, dass hat sich dann erledigt wenn das rauskommt das er im Gefängnis war.
Aber spätestens dann. Es geht ja jetzt schon den Bach runter, nach den "Eifersuchtsszenen", die die beiden sich machen.
Seltsam und nicht so wirklich schlau bin ich aus der letzten Szene in diesem Kapitel geworden als Willi nach der Silvesterfeier mit Hildegard mit dem Dietrich und Freese sich ein schreckliches Besäufnis gibt. Wo sie auch noch beobachten wie der Mob das Haus der ehemaligen Bürgermeisters Herr van der Smissen verwüstet und alles mit Dreck beschmeisst. Seltsames Silvester....
Ich bin durch die Szene auch überhaupt nicht durchgestiegen. Keine Ahnung, was Herr Fallada uns da erzählen wollte .
Die Hildegard ist auch ein armes Häschen, nicht im materiellen Sinne, aber im gesellschaftlichen. Sie hatte sich mit einem Mann eingelassen und wurde schwanger, war also gesellschaftlich unten durch, ihr Vater hat ihr das bisher nicht verziehen.
Oh, dazu habe ich eine Geschichte. Im Jahr 1930 wurde Oma Castor mit gerade 17 Jahren schwanger. Sie selbst gehörte zum untersten Proletariat, während der dazugehörige Vater des Kindes aus einer äußerst wohlhabenden Familie stammt. Oma hatte mir mal erzählt, dass sie die Schwangerschaft vor ihren Eltern verheimlicht hatte, und mit der Hebamme abgesprochen hatte, dass das Kind gleich nach der Geburt umgebracht werden sollte. Aber sie hat es natürlich nicht übers Herz gebracht.
Der Vater des Kindes (mein Großvater) war ein Jahr jünger als sie. Seine Familie war bereit, einen Meineid zu schwören, dass er nicht der Vater des Kindes ist. Aber er ist, obwohl er gerade mal 17 Jahre jung war, zum Jugendamt marschiert und hat die Vaterschaft anerkannt. Da war er noch in der Ausbildung zum Musiker, und wohnte ca. 100 km von hier entfernt. Oma und ihr Kind wohnten weiter bei ihren Eltern, und irgendwann kam ihr Vater volltrunken nach Hause und wollte das Kind mit der Axt erschlagen. Sie konnten gerade noch durchs Fenster entwischen.
Nach der Ausbildung ist mein Großvater sofort hierher gezogen, und als beide volljährig waren, haben sie geheiratet. Sie waren letztlich über 60 Jahre verheiratet . Aber Opas Familie hat sich von ihm losgesagt und nie wieder ein Wort mit ihm gesprochen .
Deshalb, ein uneheliches Kind war damals eine totale Schande, und das Mädchen konnte von Glück sagen, wenn sie geheiratet wurde (vom damaligen Standpunkt aus).
Er möchte auch endlich ein anderes, ein bürgerliches Leben und von seiner Vergangenheit sich vollends abwenden. Das versucht er nun mit der Verlobung mit Hildegard. Ich befürchte nur, dass das absolut nach hinten losgeht. Glücklich sind die Beiden auf alle Fälle nicht, auch wenn sie sich und ihrer Umfwelt das vormachen.
Ich glaube auch, er möchte ein ganz normales, bürgerliches Leben führen und seine Knast-Vergangenheit vergessen. Und der Schuss wird nach hinten losgehen, schließlich lebt er doch jetzt in dem Ort, in dem sich das Gefängnis befindet, und es laufen genug "alte Knackis" herum. Ich weiß jetzt nicht, ob es möglich gewesen wäre - aber er hätte doch weiter weg ziehen sollen, an einen Ort, wo ihn niemand kennt, und dort wieder von vorne anfangen.
Ich habe auch langsam das Gefühl, er rutscht wieder ab - viele der Sachen, die er macht, sind "halblegal", wie die Fälschung, dann der Betrug mit den Schreibmaschinen (Leute, wer Sachen kauft, von denen er weiß, dass er sie nicht bezahlen kann, begeht einen Betrug, glaubt einer alten ReNo!), und die Erpressung von dem Batzke. Das geht nicht gut!
Aus den Andeutungen von Freese habe ich es so verstanden, dass der Dietrich der Vater von Hildegards Kind sein könnte. Was meint ihr dazu?
- keine Ahnung.