Anfangs gefiel mir der Roman recht gut, da ich bekam, was ich erwartete: Schilderungen der Protagonistin über die Liebe zur Kunst und warum sie malt. Man wurde zwar rasch ins Geschehen "geworfen", aber die weiteren Erklärungen folgten später.
Gabriele Münter wirkte sympathisch und authentisch.
Leider änderte sich meine Meinung ab etwa der Mitte, denn zunächst plätscherte die Erzählung vor sich hin, Gabriele wartete nur noch darauf, dass ihr Kandinsky sie endlich heiratet, er nahm sie und ihr Talent allerdings schon lange nicht mehr ganz ernst. Es war wenig Spannendes dabei.
Die anfangs guten Schilderungen über ihre Kunstwerke und deren Entwicklung ließ nach und mir ging die ständig schlecht gelaunte, von Kandinsky total abhängige Frau schnell auf die Nerven. Natürlich wird das irgendwo ihr Leben widerspiegeln, dennoch kann ich nicht ganz glauben, dass sie derart lebensabhängig war.
Im weiteren Verlauf änderte sich die Darstellung der Gabriele Münter für mich weiter zum Negativen hin. Es fehlte mir so viel, was sie für mich mehr verständlich gemacht hätte. Klar, Depressionen sind schlimm und das wird auch dargestellt, aber der Kampf zurück ins Leben war mehr oder weniger mit ein, zwei Sätzen abgehandelt. Und mir blieb bis zum Ende schleierhaft, was Eichner dazu bewogen hat, bei Münter zu bleiben, was die beiden verbindet. Obwohl Gabriele Münter ja noch eine lange Zeit lebte und malte, wurde diese Zeit schnell abgehandelt und als Leserin fand ich nirgendwo einen Hinweis, was sie zum Weitermachen bewegte. Das Leben, wie die Autorin es schildert, ist nur noch negativ und Gabriele Münter wirkt wie ein Robotor, ohne jeglichen Lebensfunken.
Der Roman ist flüssig zu lesen und gibt Eindrücke in das Leben der Künstlerin, mehr aber auch nicht. Die Würdigung eines der Bilder von Gabriele Münter durch Johannes Eichner nach jedem Kapitel bringt dem Leser Münters Kunst näher, jedoch hätte ich mir eine Abbildung davon gewünscht. Auch mir fehlte letztendlich die Tiefe und bessere Herausarbeitung der Persönlichkeit(en).