Morrie: In His Own Words - Morrie Schwartz

  • Hallo Ihr Lieben! :winken:


    Die Leute der letzten ELR wissen bereits, um was es in diesem Buch geht (das Exemplar, das ich las, ist im Übrigen auf Englisch). Für alle anderen hier der Hintergrund zu diesem Buch:


    Morrie Schwartz war Soziologieprofessor an der Brandeis University und erlitt mit 78 Jahren Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Das bedeutet, dass alle Muskeln nach und nach ihre Funktionalität verlieren. Im Fall von Morrie fing es in den Beinen an und arbeitete sich langsam den Körper hoch, bis er im November 1994 schließlich starb.
    Berühmtheit erlangte er dadurch, dass einer seiner Schüler, der Sportjournalist und heutige Autor Mitch Albom, ein Buch über ihn schrieb, Tuesdays with Morrie (dt. Titel: Dienstags bei Morrie), welches wir in der ELR lasen.
    Aber Morrie verfasste auch selber Bücher. Dieses hier begann er nach der Diagnose, während ihm bewusst wurde, was er der Welt mitteilen möchte. Denn Morrie weigerte sich, sein Leben wie gehabt weiterzuleben, bis die Krankheit das unmöglich machen würde. Stattdessen, erarbeitete er eine Art Eigentherapie, in deren Verlauf er immer wieder Freunde traf, alte Wunden zu heilen veruschte, etc.
    In Morrie: In His Own Words geht es hauptsächlich darum, den Menschen zu zeigen, was für uns alle wichtig sein sollte, wie man mit Krankheiten (sowohl eigenen, als auch solchen, die Freunde/Verwandte betreffen) umgehen kann und was das Leben lebenswert macht. Er versucht dabei aber nicht, wie ein allwissender Professor zu erscheinen, sondern zeigt den Menschen seine Sichtweise, bedingt durch den sicher bevorstehenden Tod durch ALS. Er erklärt, was er mit der ihm verbleibenden Zeit tun wollte/getan hat/noch tun möchte und was er aus der Diagnose gelernt hat.


    Normalerweise bin ich ja kein Fan von irgendwelchen, besonders in den USA total beliebten, Ratgebern und Selbsthilfebüchern. Aber nachdem ich Tuesdays with Morrie in der ELR gelesen hatte, wurde ich auf dieses Buch aufmerksam. Schon in dem Roman von Mitch Albom zeigte sich, was für eine außergewöhnliche Person Morrie ist und seine Tapferkeit rührte mich oft zu Tränen. Deshalb war es mir irgendwie wichtig, noch mehr über seine persönlichen Gedanken und Empfindungen und über seine Lebenseinstellung zu erfahren.


    Aufgebaut ist das Buch in drei Teile: Part One - Understanding Where You Are Now mit fünf Kapiteln und Part Two - Getting To Where You Want To Be mit sechs Kapiteln. Außerdem gibt es noch eine Einführung durch Paul Solman, einem weiteren ehemaligen Studenten Morrie's an der Bradeis University.


    Eigentlich hatte Morrie gar nicht vor, die niedergeschriebenen Gedanken zu veröffentlichen; sie sollten ursprünglich nur ihm selber helfen, sich über seine Situation klarer zu werden, um sie besser verarbeiten zu können. Grund für die Entstehung eines Buches daraus war, dass viele Leute nach der Ausstrahlung des Interviews von Morrie mit Ted Koppel vom "Boston Globe", so unglaublich ergriffen waren - immerhin war Morrie einer der ersten/wenigen, die das Thema Tod auf diese Weise ansprachen/behandelten. Sie schrieben Briefe oder riefen an und fragten nach Rat oder bekundeten einfach ihre Sympathie und dankten ihm für das Interview, das sie an seinen Gedanken und seinem Leben teilhaben ließ. Daraufhin kam ihm, einem seiner Söhne und einem Freund die Idee, ein Buch zu veröffentlichen, um noch mehr Menschen aktiv zu helfen.


    Besonders schwer tue ich mich persönlich mit dem 5. Kapitel (Reviewing the Past), im ersten Teil. Wobei ich sagen muss, dass ich fast alle Ansichten Morrie's durchaus teile - nur zu den religiösen Ansichten enthalte ich mich - aber in diesem Kapitel werden einige für mich sehr sensible Themen angesprochen. Damit möchte ich aber noch auf etwas anderes aufmerksam machen: Ich bin erst 22 und leide (zum Glück) an keiner tödlichen Krankheit; glücklicherweise leidet (derzeit) auch keiner in meinem Umfeld an einer. Dennoch hat es dieser Mann mit seinem Buch geschafft, mich zu berühren, in einigen Fällen sogar genau den Nerv zu treffen. Dieses kleine Büchlein und die "einfachen" Worte des alten, kränklichen Mannes schaffen es also, alle Menschen anzusprechen und zu einem vorzudringen.
    Wie gesagt: Er versucht nicht, ein Prediger zu sein, der so tut, als hätte er die Erleuchtung mit dem Löffel gegessen, sondern er will eher eine Art Freund sein, der den Menschen, die mehr Zeit haben als er, zeigen will, wie sie ihr Leben leben könnten/vielleicht sollten. Und genau das ist es, was mir an dem Mann, an seiner Einstellung und seinem Buch gefällt. :love:

  • An dieser Stelle - als ureigener Beitrag - VIELEN LIEBEN DANK an Casoubon! :flower:
    Zum Einen, dass sie mir in einer ziemlich dunklen Zeit praktisch keine Wahl lies und mich auf sanfte Art dazu zwang, an der ELR teilzunehmen, und zum Anderen aber auch, dass sie mir das hier vorgestellte Buch zum Geburtstag schenkte, so dass ich es überhaupt so rasch nach dem ELR-Buch lesen konnte!
    :love: