H. Christof Müller-Busch: Abschied braucht Zeit

  • Kurzbeschreibung (Amazon)
    Gibt es einen guten Tod? Abends friedlich einschlummern und im Schlaf sanft hinübergleiten. So stellen sich viele von uns einen guten Tod vor. Für schwerkranke Menschen, deren Lebenszeit begrenzt ist, sind dagegen oft andere Dinge wichtig: ausreichend Zeit für den Abschied, keine Schmerzen zu spüren und dem Tod ohne Furcht begegnen zu können. Die Palliativmedizin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensqualität ihrer Patienten in ihrer letzten Lebenszeit zu fördern und ihnen so die Möglichkeit zu geben, in Würde zu sterben. Dabei geht es ihr nicht nur um Schmerztherapie und Angstlinderung, um Trost und Beistand für die Sterbenden und ihre Angehörigen, sondern auch darum, dem Tod Raum und Zeit zu geben, seinen Moment zuzulassen. Kann man trotz schwerer Krankheit in Würde sterben? H. Christof Müller-Busch, einer der bekanntesten Palliativmediziner Deutschlands, ist davon überzeugt: Man kann. Sein Buch ist ein hochreflektierter und sehr persönlicher Bericht über den Umgang mit Krankheit und Sterben, ein Plädoyer für einen guten, einen würdigen Tod.



    Meine Meinung
    Palliativmedizin und Ethik des Sterbens. So lautete der Untertitel des Buches. Eher zufällig habe ich das Buch in der onleihe entdeckt und da ich selber in dem Bereich arbeite, musste ich mir das Buch natürlich sofort leihen. :wink:


    Bei dem Buch handelt es sich übrigens nicht um ein Fachbuch, sondern ein Sachbuch, das sich an interessierte Laien wendet. Die Sprache ist leicht verständlich. Auf medizinische Fachsprache wurde verzichtet.


    Der Autor ist einer der bekanntesten Palliativmediziner in Deutschland und war von 2006–2010 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP).


    In 14 Kapiteln beschäftigt sich der Autor mit dem Sterben. Manche Kapitel wenden sich an Bereiche, an die fast jeder denkt, wenn er an ein langsames Sterben denkt: Schmerzen, Essen und Trinken am Lebensende. Mit einfachen Worten erklärt der Autor, warum man einem sterbenden Menschen nicht immer wieder zum Essen "zwingen" sollte. Ein weiteres, sehr wichtiges Kapitel beschäftigt sich mit Tötung auf Verlangen und Beihilfe zum Suizid.
    Andere Themen drehen sich um Hoffnung, Trauer, Angst, sogar der Humor hat seinen Platz. Und schließlich überlegt der Autor auch, was er sich für seinen eigenen Tod wünscht.


    In jedem Kapitel werden konkrete Situationen geschildert. Gerade anhand dieser Beispiele kann man sich viele Probleme viel besser vorstellen.
    Dabei ist es nicht so, das der Autor für jedes Problem eine passende Maßnahme vorschlägt. Es sind eher verschiedene Gedanken und Überlegungen. Musste eine Situation wirklich so ablaufen, wie es tatsächlich geschah? Was wäre gewesen, wenn man anders gehandelt hätte?
    Sehr interessant fand ich den Bogen, der zwischen Palliativ- und Intensivmedizin gespannt wird. Natürlich gibt es Unterschiede, aber wenn man sich mal den Personalschlüssel ansieht, dann wird auch auf einer Palliativstation eine intensive Pflege praktiziert. Und jeder, der mal auf einer Intensivstation war, der wird gemerkt haben, das der Tod dort häufig anzutreffen ist.


    Fazit: Natürlich behandelt das Buch ein ernstes Thema. Die Umsetzung ist aber sehr gut gelungen und so bot mir das Buch viele Gedankenanstösse.
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    Tipp: Im SR Kulturradio gibt es ein sehr interessantes Interview mit dem Autor. Es ist mit 53 Minuten recht lang, aber definitiv eine Empfehlung! :thumleft: