Toni Morrison - Sehr blaue Augen / The Bluest Eye

  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Eine schmerzhafte Kindheit über ein schwarzes Mädchen in den 40 er Jahren. Ein Buch über Rassismus, Sexismus und Inzest
  • Über das Buch:


    ISBN: 3499143925
    Seiten: 165
    Verlag: rororo
    Erschien: 1979
    Preis: 9,99Euro
    Gelesen vom 22.12.2016-23.12.2016


    Inhalt:


    Es war einmal ein kleines Mädchen, das hätte so gerne sehr blaue Augen gehabt: wie die Puppen (die es nicht besaß) und die Kinder in der Schulfibel, aus der es Lesen und Schreiben lernte. Doch alle Menschen, die es kannte - Mutter, Vater und der Wunderheiler, die wohlanständigen Gemeindemitglieder und die Prostituierten, hatten braune Augen und sehr braune Haut.


    Das Cover:


    Das Cover finde ich niedlich, so wie das Kind mit der Puppe auf den Fußboden sitzt. Ich finde die kleine Maus so niedlich.


    Die ersten 3 Sätze:


    Dies ist das Haus. Es ist grün und weiß. Es hat eine rote Tür.


    Meine Meinung:


    Die ganze Geschichte ist ein Wechsel zwischen Erzähform und Ich-Form. Es ist an manchen Stellen sehr langweilig geschrieben und an manchen Stellen zu heikel. Die Stellen mit den Vergewaltigungen sind mir zu genau beschrieben. Das ganze Buch fand ich verwirrend und durcheinander geschrieben. Man kam schwer in die Geschichte rein. Ich finde auch das der Klappentext mit dem Inhalt nicht zusammen passt. Erst auf den letzten 10 Seiten wurden überhaupt die blauen Augen erwähnt. Ich war froh, als ich das Buch durchhatte.


    Fazit:


    Ein Buch was man nicht gelesen haben muss.


    Über die Autorin:


    Toni Morrison ist in Lorain, Ohio geboren. Sie war Dozentin für Englische Literatur und Verlagslektorin. Heute lebt sie mit ihren beiden Söhnen in der Nähe von New York. Neben "Sehr blaue Augen" schrieb sie 3 weitere Romane: "Sula", "Salomons Lied" und "Teerbaby". Zu Recht gilt Toni Morrison als eine der größten poetischen Begabungen unter den schwarzen amerikanischen Schriftstellern.


    [i]Wie viele Sterne?


    :bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17

  • Ich kann deinen Zeilen nicht wirklich entnehmen, worum es eigentlich geht, und deshalb verwirrt mich deine recht kurze Meinungsäußerung...


    Toni Morrison hat übrigens 1993 den Nobelpreis für Literatur erhalten. Das Original dieses Romans heißt "The Bluest Eye"...

  • Ich habe dieses Buch nicht gelesen. Aber die Nobelpreisträgerin schreibt normalerweise sehr anspruchsvolle Texte, die nicht auf den ersten Blick für uns zu entschlüsseln sind. Was ich annehmen kann, bzw aus Deiner Inhaltsangabe folgern kann ist, dass es um eine Ihrer Schlüsselfragen geht: das Schwarzsein. Der unmögliche Vergleich zum anderen. Die Annahme seiner Selbst als Schwarzer (in dem Falle). Etc. Vielleicht stoße ich noch auf dieses Buch. Aber Morrison steht definitiv irgendwo auf meinem SUB und auf meiner Wuli.


    Sie hat natürlich mehr als drei Romane geschrieben:
    Beloved
    Jazz
    Paradise
    Love
    A Mercy
    ...
    ... und ist auch für ihre Essais bekannt.

  • Amazon:
    "Ich zerstörte weiße Babypuppen." Die Reaktion eines kleinen Mädchens, das nicht versteht, warum es nicht so blaue Augen hat, wie die Puppen (die es nicht besitzt) oder wie die Kinder in der Schulfibel. Und warum haben alle, die das kleine Mädchen kennt, braune Augen und braune Haut - Mutter, Vater und Schwester, angesehene Gemeindemitglieder und Prostituierte ?
    Nobelpreisträgerin Toni Morrison hat in ihrem Romandebüt mit eindringlicher Schlichtheit beschrieben, was es heißt, als Schwarze in einer schwarz-weißen Welt aufzuwachsen, einer Welt mit Ein- und Ausgrenzung, Wundern und Schrecken.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Es ist schon sehr lange her dass ich dieses Buch gelesen habe. Jedoch möchte ich vehement den Satz von @backmausi81 in Abrede stellen. Dies ist ein Buch welches sehr wohl wert ist, gelesen zu werden.

    Zitat von backmausi81

    „Ein Buch was man nicht gelesen haben muss“

    Pecola Breedlove ist ein schwarzes Mädchen, das bei der Familie MacTeer lebt seit sein Vater Cholly im Gefängnis gelandet ist. Pecola ist angehalten den beiden Töchtern von Mrs. MacTeer Frieda und Claudia Gesellschaft zu leisten, obwohl sie doch so verschieden sind.
    Jede Nacht betet Pecola blaue Augen zu haben. Die blonde Shirley Temple ist ihr Idol, mit dem weissen Teint und den blauen Augen ist sie für Pecola der Inbegriff der Schönheit. Niemand in all den elf Jahren welches sie nun zählt hat sich wirklich für sie interessiert. Sie möchte eine schöne Blume sein, jedoch fühlt sie sich sehr hässlich, wie ein Unkraut dass jedermann zertrampeln kann. Jedoch wenn sie blaue Augen hätte, würde sich alles ändern. Die Eltern würden aufhören zu streiten, der Vater würde mit der Trinkerei aufhören.
    Wie Sir Whitcomb welcher von sich sagt „ein heiliger Mann zu sein“, „ein heilender Magier“, in die Stadt kommt begibt sich Pecola zu ihm um ihren Wunsch vorzutragen, aber seine Reaktion stürzen das Mädchen in tiefste Verzweiflung.


    Pecola ist ein Opfer der Gleichgültigkeit, der Weissen wie Schwarzen, alle ebenso Opfer von Vorurteilen.
    Das Buch ist geprägt von schmerzhaften Reflexionen. Die Ethnischen Unterschiede und die Schwierigkeit der Akzeptanz sind ein wichtige Thema, der Schmerz und die Verzweiflung des Mädchens sind fühlbar.
    Eine Frage zieht sich durch das ganze Buch, gibt es wirklich eine stillschweigende Selbstzufriedenheit, den Blick von der andern Seite, das Elend der andern zu beobachten ohne Hilfe zu leisten?

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ich hatte kürzlich Menschenkind / Beloved von Toni Morrison gelesen, wofür sie 1988 den Pullitzerpreis erhielt, und war sehr begeistert (Rezi folgt nach meinem Urlaub). Jedenfalls habe ich mir flott weitere Romane von ihr besorgt, auf die ich mich schon sehr freue. @Marie, falls Deine Bücherei "Sehr blaue Augen" nicht vorrätig hat, dann bringe Dir "Menschenkind" mit! (Oder gleich Beides)

  • @Nungesser,
    ich habe "Sehr blaue Augen" bekommen und werde es im Anschluss an meine aktuelle Lektüre lesen. "Menschenkind" hat meine Bücherei nicht, aber "Jazz" und "Paradies".



    edit: :uups::uups::uups: Ich habe "Menschenkind" gerade entdeckt: In meinem Bücherregal. :uups::uups::uups: (Ich wusste, dass ich ein Buch der Autorin besitze, dachte aber, es wäre "Jazz".)
    Mir ist anscheinend der Überblick abhanden gekommen. Gut, dass es das Regal hier im BT gibt, sonst wäre ich verloren und würde mir ständig Bücher doppelt kaufen. :-s

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  • Das Buch ist 40 Jahre alt, aber die beschriebene Zeit ca. 70 Jahre her. Martin Luther King war noch nicht auf dem Weg, und von einem farbigen US-Präsident hätte man in seinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt.


    Morrison erzählt in diesem Buch die Geschichte … eines Mädchens, eines Geschwisterpaares, einer Freundschaft, einer Familie, einer Nachbarschaft, eines gescheiterten Ehepaares … Sie erzählt eine Geschichte und gleichzeitig vier, fünf andere, die sich kreuzen, überlappen, parallel verlaufen. Die Personen des einen Strangs tauchen in einem anderen Strang auf, nicht in einem dritten, aber in einem vierten, …


    Anfangs liest man verwirrt: Eine Ich-Erzählerin, ein jugendliches Mädchen beginnt, schon im nächsten Kapitel wechselt die Perspektive zu einem personalen Erzähler, und zu Beginn einiger Kapitel fragt man sich die erste Seite lang, um wen es jetzt wohl geht.
    Morrison erzählt eine sowohl inhaltliche als auch personell zusammenhängende Geschichte, doch sie hält die Chronologie nicht ein, sondern bietet dem Leser wie bei einem Puzzle Stein für Stein, damit er sie im Kopf zusammensetzt.


    In anrührender Weise stellt die Autorin das Mädchen Pecola in den Mittelpunkt, das seine Verzweiflung gegen die Ungerechtigkeit, gegen seine schlechten Chancen, seine familiäre Gewalt in einer Sehnsucht ausdrückt: Es verzehrt sich nach blauen Augen. Sie scheinen der Garant, dass die Hässlichkeit nichts mehr bedeutet, dass man sich kümmert und dass ihr Leben nun in sicheren Bahnen verläuft.


    Grandios: Der Schluss. Nun begreift man, warum es eine junge Ich-Erzählerin braucht, um das Wunder der blauen Augen Wirklichkeit werden zu lassen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • @Marie jetzt hast Du mich echt neugierig gemacht. Ich habe von Toni Morrison auch ein Buch hier liegen und auf meiner Challenge-Liste für dieses Jahr. Ich sollte wohl nicht so lang damit warten, diese Autorin zu entdecken. Danke :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Meiner Meinung nach ein sehr empfehlenswertes Buch. Nachdem ich vor einiger Zeit bereits von "Menschenkind" begeistert war, muss ich sagen, dass mir Toni Morrisons Debutroman sogar noch mehr zusagt.
    Ja, ich gebe zu, man muss sich ein wenig beim Lesen konzentrieren. Die wechselnden Erzähler und die nicht chronologische Geschichte können etwas verwirren, bieten aber die Möglichkeit ein ganzheitliches, komplexes Bild der Familie und Gemeinde zu beschreiben. Als Leser erfährt man mehr über das Leben der Eltern, als es eine reine Erzählung aus dem Blickwinkel eines Kindes könnte. Pecolas Wunsch nach blauen Augen zieht sich durch das ganze Buch, die Handlung dreht sich eher darum, weshalb ein kleines Mädchen sich als hässlich empfindet und unbedingt die Welt mit anderen Augen sehen möchte.
    Zudem gefiel mir der Vorspruch (und die daraus entlehnten Kapitelüberschriften), die mit böser Ironie die Bilderbuchfamilie mit den geschilderten Episoden verbindet.

    Das Original dieses Romans heißt "The Bluest Eye"...

    Da im Englischen "blue" auch traurig bedeutet, und "Eye" ausgesprochen ähnlich klingt wie I = Ich, ist bereits der Titel doppeldeutig.

    Ich habe von Toni Morrison auch ein Buch hier liegen und auf meiner Challenge-Liste für dieses Jahr. Ich sollte wohl nicht so lang damit warten, diese Autorin zu entdecken.

    Mach das mal, egal welches Buch von ihr - ich wäre auf Deine Meinung sehr gespannt.

  • Da im Englischen "blue" auch traurig bedeutet, und "Eye" ausgesprochen ähnlich klingt wie I = Ich, ist bereits der Titel doppeldeutig;

    Wow, was für eine Horizonterweiterung! Danke!

  • "Die ganze Welt war sich einig, dass eine Puppe mit blauen Augen, blonden Haaren und rosa Haut genau das war, was jedes kleine Mädchen sich erträume." (Buchauszug)

    In der Kleinstadt Lorain in Ohio wachsen die Freundinnen Pecola und Claudia auf. Während Claudia jegliche blonden Puppen hasst und zertrümmert, sehnt sich Pecola nach blonden Haaren und den schönsten blauen Augen, die es gibt. Für sie ist dies das Schönheitsideal, das hierzulande Kinderstar Shirley Temple vermittelt. Allerdings wird der Herbst 1941 für Pecola eine ganz andere traumatische Erfahrung mit sich bringen, welches ihre Zukunft verändern wird. Mit dem Romandebüt von Toni Morrison bekommen wir einen Einblick, welche Auswirkungen Rassismus und Sexismus schon damals hatte.

    Meine Meinung:

    Ein Cover eines Mädchens ohne Augen gibt mir beim Betrachten Rätsel auf. Allerdings als ich das Buch gelesen habe, wusste ich, weshalb dieses Bild gewählt wurde. Dieser Roman ist Toni Morrisons erstes Buch, das sie im Jahre 1970 geschrieben hat. Für die Autorin selbst steht schnell fest, dass sie schwarze Literatur schreiben will, welches für ihre Hautfarbe steht und von den Problemen dieser Bevölkerung handelt. Zudem geht es dieser Geschichte insbesondere um das schon damalige Schönheitsideal, das unverkennbar blondes Haar, blaue Augen und weiße Hautfarbe hat. Zu dieser Zeit kommt auch Kinderstar Shirley Temple groß heraus, für welche die 12-jährige Pecola schwärmt. Morrisons lässt uns in zerrüttete und toxische Familien blicken, die im Gegensatz zu perfekten Familien mit liebevollen Eltern und einem schönen großen Hause stehen, das nicht alle haben werden. Besonders Pecolas Familie werden es wegen ihrer Hautfarbe nie so weit bringen, sondern müssen in ärmlichen Behausungen leben. Demzufolge sind diese Familien oft zerrüttet und wissen nicht, wie sie sich über Wasser halten können mit ihrem spärlichen Einkommen. Zusätzlich leiden sie an Unterdrückung, dessen Auswirkung auf ihr Selbstwertgefühl und natürlich auf die Familie hat. Selbsthass bis hin zu Missbrauch und Inzest wird in diesem Buch drastisch thematisiert und aufgezeigt. Deshalb leide ich mit Pecola mit, die nach einem traumatischen Ereignis einer schwierigen Zukunft entgegengeht. Die Autorin hat hier einige Passagen, die wirklich vor Poesie und Schönheit nur so strotzen. Doch dann wiederum haben mich einige Szenen verwirrt und sogar erschüttert. Auch heute noch kann man sicher vereinzelt ihr damaliges Bild von Familie noch immer unter dieser Bevölkerung sehen. Trotz allem fehlt es mir an einigen Stellen an Tiefe und Empfindungen, und es wird wegen der Kürze des Buchs einiges viel zu oberflächlich abgehandelt. Ich wünschte, sie hätte noch viel mehr über Pecolas Gedankenwelt geschrieben um, dem Buch noch mehr Stärke zu geben. Bedrückend finde ich, dass hässlich und schwarz zu sein, heute sicher noch immer viel zu viele Menschen so sehen. Das Buch zeigt nicht nur, was schwarze Kinder in jener Zeit alles erdulden müssen, sondern obendrein die Erwachsenen. Ob man allerdings alles so detailliert aufzeigen muss, weiß ich nicht. Trotzdem sollte man dieses Buch gelesen haben und von mir gibt es 4 von 5 Sterne dafür. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :thumleft: