Mario Giordano - Tante Poldi und die sizilianischen Löwen

  • der Autor:
    Mario Giordano, geboren 1963 in München, studierte Psychologie in Düsseldorf, schreibt Romane, Jugendbücher und Drehbücher (u.a. Tatort, Schimanski, Polizeiruf 110, Das Experiment). Er lebt in Köln.


    Klappentext:
    Meerblick. Sonne. Ruhe. Mehr will Poldi nicht, als sie kurz nach ihrem sechzigsten Geburtstag von München nach Sizilien zieht. Dabei hat sie aber nicht mit der Familie ihres verstorbenen Exmannes gerechnet. Denn die, Sizilianer durch und durch, wollen Poldi natürlich das Dolce Vita nahebringen. Das war‘s dann mit der Ruhe. Als wäre es damit nicht genug: Eines Tages verschwindet Valentino, der Poldi in Haus und Garten ausgeholfen hat, spurlos. Ist er etwa in die Fänge der Mafia geraten? Poldi macht sich auf die Suche - und kreuzt dabei schon bald den Weg des attraktiven Commissario Montana …


    meine Meinung:
    Die Geschichte wird rückwirkend vom Neffen Poldis erzählt, welcher diese für sie aufgeschrieben hat.
    Tante Poldi ist ein bayrisches Unikum mit einer Prise sizilianischem Blut, jeder Menge Temperament und dem Herz am rechten Fleck. So ist es für sie Ehrensache, dass sie im Mordfall Valentino (ein junger Mann, der gelegentlich für sie Einkäufe erledigt hat) ermittelt, um den Schuldigen seiner gerechten Strafe zuzuführen. Verdächtige gibt es einige und so hüpft Poldi - welche übrigens eigentlich Isolde Oberreiter heißt - von einem Abenteuer ins Nächste. So ist es kein Wunder, dass ihr recht bald der fesche Kommissar Vito Montana über den Weg läuft. Natürlich funkt es zwischen den beiden und die Geschichte nimmt so richtig Fahrt auf. Beide ermitteln - mal gemeinsam, aber meistens agiert Poldi auf eigene Faust. Dies wird für sie das ein oder andere Mal auch recht gefährlich - bis es dann zum großen Showdown kommt.


    Bewertung:
    Die Geschichte ist locker geschrieben und lässt sich flüssig lesen. Das sizilianische Flair kommt gut rüber. Gewürzt ist das Ganze mit Poldis typischer bayrischer Mundart (vor allem wenn sie flucht!) und ihrer resoluten Auftrittsweise.
    Etwas ungünstig fand ich die ab und zu auftauchenden italienischen Begriffe (meist umgangssprachliche Begriffe oder Speisen), die nicht erklärt werden. Fußnoten wären hier hilfreich.
    Das Ende macht Hoffnung auf zukünftige weitere Geschichten rund um Poldi und Sizilien. Falls es so ist, werde ich diese auch gerne lesen.
    Von mir bekommt die Geschichte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße von Pippilotta :-) :winken:


    Fernsehen bildet. Immer wenn der Fernseher an ist, gehe ich in ein anderes Zimmer und lese.
    Groucho Marx

    Ich :study: gerade:
    Barry Jonsberg - Das Blubbern von Glück
    Bill Bryson - Eine kurze Geschichte von fast allem

  • Mario Giordano schuf mit "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" den Auftakt zu einer neuen, witzigen Krimireihe.


    Im Vordergrund steht Isolde Oberreiter, von allen nur Tante Poldi genannt. Nach dem Tod ihres Mannes Peppe, einem Halodri, zieht sie nach Sizilien. Alleine ist sie nicht, denn ihre Schwägerinnen lassen keine Langeweile aufkommen. Poldi ist extrovertiert, auffällig gekleidet - von Schwermut, wie es zwar immer heisst im Buch, keine Spur.
    Ich glaube auch nicht, dass sie tatsächlich depressiv ist, sondern durch ihre Art von himmelhochjauchzend zu Tode betrübt einfach alles übertreibt und somit Emotionen verstärkt. Seien es positive Erlebnisse, die dann samt und sonders ausgeschmückt werden, oder negative, die sie dann schlimmer erscheinen lässt, als sie tatsächlich sind. Poldi trägt Perücke (Wieso eigentlich? Nur um aufzufallen?), trinkt gerne und oft Alkohol, lässt ihn aber sympathischerweise weg, wenn es drauf ankommt. Eine extravagante ältere Frau mit bayrisch-sizilianischem Lokalkolorit wird hier zur Ermittlerin erkoren.


    Als Poldi endlich ein schönes Häuschen gefunden und sich eingelebt hat, verschwindet plötzlich Valentino, der für Poldi Arbeiten im Haus erledigt hat. Auf der Suche nach ihm lernt sie Valérie kennen, die ihr zu einer Freundin wird. Vor deren Haus ist ein Torlöwe verschwunden. Poldi vermutet dass Valéries Nachbar Russo für das Verschwinden von Löwe und Valentino verantwortlich ist. Ist sie auf der richtigen Spur? Schliesslich war Poldis Vater Hauptkommissar bei der Kripo Augsburg, da hat sie das Ermitteln quasi im Blut und kann es nicht lassen Kommissar Montana dreinzufunken. Torlöwe wie auch Valentino tauchen wieder auf, soviel sei verraten. Jedoch nicht wo und in welchem Zustand ;-)

    Erzählt wird die Geschichte von Poldis Neffen, der zwischen München und Torre Archirafi einmal monatlich hin- und herfliegt. Bei seinen Besuchen bei Poldi erzählt sie ihm jeweils was geschehen ist und schmückt ihre Berichte ein wenig aus. Der Neffe, Möchtegern-Autor, schweift leider auch sehr oft ab. Aus einem Satz oder einem Wort wird oft eine seitenlange, blumige Abhandlung. Mir wurde das zuviel und habe diese Ausführungen mit der Zeit nur noch quergelesen und mich aufs Wesentliche, die Krimihandlung konzentriert. Diese war nicht langweilig - solange man alles andere ausblendet.
    Mir hätte das Buch sicher besser gefallen, wenn es direkt, ohne Umweg über den Neffen, geschrieben worden wäre.


    Ein amüsanter Cosy-Krimi mit extravaganter Ermittlerin unter der sizilianischen Sonne, der mit weniger Nebensächlichkeiten und weniger "Mei" einen halben Punkt mehr von mir bekommen würde.
    3.5 Punkte.

  • Humorvolle Krimis mag ich ja besonders gern und mit Poldi hatte ich definitiv eine Menge Spaß! Eine 60jährige extrovertierte Urbayerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, in bayrisch flucht und schimpft wie ein Bierkutscher, ermittelt in Sizilien und macht den dortigen Commissario Montana dabei im doppelten Sinne wahnsinnig.


    Der Einstieg in die Geschichte ist mir etwas schwer gefallen. Es treten in kürzester Zeit einige Figuren auf den Plan und der Erzählstil hat es mir da nicht einfacher gemacht: die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt, aber nicht von Poldi selbst, sondern von ihrem Neffen, dem sie die Geschichte erzählt. Das bringt sicherlich noch einige extra Lacher, denn der gute Junge muß sich auch einiges von seiner Tante anhören, aber mich hat diese Erzählweise leider nicht so richtig in die Geschichte eintauchen lassen. Immer wenn es gerade spannend wurde, wurde die Handlung durch ein Gespräch von Poldi und ihrem Neffen unterbrochen.


    Mario Giordano schafft es dafür vortrefflich, den sizialianischen Flair im Kopf des Lesers aufleben zu lassen. Ich hatte mehrfach das Gefühl, direkt vor Ort zu sein und nur die Hand ausstrecken zu müssen, um die Blumen und Häuser zu berühren.


    Der Kriminalfall ist eher einfach gestrickt, durch die sehr eigenen und vor allem dickköpfigen Ermittlungsmethoden von Poldi aber sehr amüsant. Ich hätte mir allerdings mehr Spannung gewünscht, die wenigen richtig spannenden Ansätze gingen schnell wieder unter, weil die Geschichte häufig in sehr ausführliche Nebenstränge abdriftete.


    Das Ende läßt erahnen, daß es noch weitere Ermittlungen mit Tante Poldi geben wird, man darf also gespannt sein:


    Fazit: Leichte Krimi-Komödie nicht für Fans der bayrischen Krimis :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Hab´s auch gerade durch. Witzig ja , aber auch mit einigen unnötigen Längen. Aber vielleicht wird der Autor ja nach Wörtern bezahlt . Sowas solls ja geben. Und ja , man möchte schon irgendwie wissen was weiter passiert mit der Poldi. Vielleicht erfährt man ja in dem neuen POLDI - Roman ja wie es zu dem Namen Poldi kam . Weil von Isolde nach Poldi - naja ich weis nicht wie man das assozieren soll.

  • Die Miss Marple kann fei einpacken, gell?
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Bisher gibt es zwei Bücher, in denen Tante Poldi in Sizilien ihr Unwesen treibt. Ich habe beide erst gelesen und danach auch nochmal als Hörbuch gehört, und ich kann nur sagen: Tante Poldi ist einfach Kult! Hätte ich ja vorher nie gedacht, dass so eine schräge Mischung aus Krimi, Humor, sizilianischem Sommerflair und verschrobener Lebensweisheit funktionieren kann - aber das tut sie, und wie.


    Gerade diese Mischung macht das Buch so erfrischend originell, und das Lesen bzw Hören war für mich eine reine Freude. Ich bin normalerweise immer skeptisch, wenn ein Buch als humorvoll angepriesen wird, aber hier ist der Humor tatsächlich wundervoll ungezwungen und dabei doch total durchgeknallt. Ich habe selten so oft beim Lesen gelacht!


    Tante Poldi denkt im Laufe des Buches öfter darüber nach, dass Sizilien alles auf einmal ist: salzig, bitter, süß und scharf, und gerade deshalb so bombastisch und phänomenal. Und irgendwie gilt das auch für Tante Poldi, denn die vereint viele Gegensätze in sich. Eigentlich ist sie ja nach Sizilien gezogen, um sich mit Meerblick gepflegt zu Tode zu saufen, aber da kommen ihr direkt mehrere Dinge dazwischen: zum einen ist sie trotz Phasen der Schwermut eigentlich ein lebenslustiger Mensch, dann hat sie als Tochter eines Kriminalkommissars quasi den kriminalistischen Jagdinstinkt im Blut - und dann verguckt sie sich auch noch in den Commissario Montana. Poldi zeigt, dass man auch im Alter von 60 Jahren noch tüchtig Pfiff haben kann, und dass man nie zu alt ist für Herzklopfen und Liebeskummer, und das fand ich richtig süß und rührend.


    Tante Poldi ist lauter, bunter, schriller als das Leben. Und dann haut sie manchmal so ganz nebenher eine Lebensweisheit raus, wo man stutzt, darüber nachdenkt und sich dann denkt: Stimmt. Ich fand sie rundum liebenswert, diese bayrisch-sizilianische Kollegin von Miss Marple, und bei allem Humor doch glaubhaft und authentisch. Auch die anderen Charaktere sind großartig geschrieben. Ich hatte immer direkt das Gefühl, denjenigen schon sehr lange zu kennen, denn sie kamen mir alle vor wie direkt aus dem Leben gegriffen!


    Der Kriminalfall ist vielleicht nichts für Hardcore-Krimi-Puristen, aber durchaus gut konstruiert, logisch und auf eher gemächliche Weise spannend. Zwar steht Poldi den Ermittlungen manchmal eher im Weg, indem sie sich resolut weigert, Informationen weiterzugeben, weil sie den Fall selber aufklären will - dafür hat sie aber auch Einfälle und kommt auf Lösungsansätze, auf die die Polizei niemals gekommen wäre.


    Der Schreibstil ist schlicht und einfach eine Wucht. Der Autor kommt auf die schrägsten Vergleiche, Bilder und Metaphern und kann aus den alltäglichsten Situationen etwas machen, über das man sich totlachen könnte. Aber er kann nicht nur lustig schreiben - seine Worte lassen auch das Leben in Sizilien vor dem inneren Auge des Lesers auferstehen, mit ganz viel Atmosphäre und Dolce Vita. Und dann gibt es auch noch Szenen, in denen er geradezu nachdenklich und philosophisch wird, und auch das überzeugt und kann einen schon mal mitten ins Leserherz treffen.


    Das Hörbuch ist eine wunderbare Umsetzung, der Sprecher Philipp Moog bringt die verschiedenen Charaktere mit ihren Eigenheiten perfekt rüber, besonders Poldi und ihren Neffen, der ihre Geschichte aufschreibt und erzählt.


    Fazit:
    Tante Poldi ist eine bayrische Naturgewalt. Energisch und entschlossen reißt sie in ihrer Wahlheimat Sizilien einen Kriminalfall an sich, was dem Commissario schon mal graue Haare beschert. Das ist zum Schreien komisch, dabei aber nicht platt, voller Sommerflair, aber nicht kitschig... Und spannend ist es auch.


    Ganz ehrlich, so eine Mischung aus Dolce Vita, Humor und Mord habe ich noch nie gelesen, und ich hätte auch nicht erwartet, dass es mir so gut gefällt - aber tatsächlich macht Tante Poldi richtig süchtig.

  • Bereits beim Anblick des Covers hatte ich ein Lächeln im Gesicht. Orange, Messer, eine Frau mit rotgepunktetem Kleid und einem etwas drallen.... ähem...egal...lassen wir das. Ich finde das Cover jedenfalls witzig und hat mich zum Lesen animiert.

    Der Autor erzählt auf ca. 365 Seiten von Isolde Oberreiter, genannt Poldi, die an die Ostküste Sizilien auswandern möchte, um ihren Lebensabend in Saus und Braus zu verbringen. Das dort nicht alles so ganz rund läuft dürfte klar sein, gerade im Hinblick darauf, dass es sich um einem Kriminalroman handelt.

    Die Dame macht sich auf Spurensuche und findet......

    Nein, möchte ich darüber nicht erzählen, da man dieses Buch selbst lesen sollte.

    Sehr gut hat mir auch gefallen, dass es unter der Kapitelüberschruft eine kleine Zusammenfassung des Kapitels gibt. Jedoch hatte ich mehrmals das Gefühl, dass dadurch etwas Spannung genommen wird.


    -FAZIT -


    Wer unterhaltsame Krimis liebt, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Witzig, charmant und anspruchslos.... eine gelungener Krimi für Zwischendurch.