Yasunari Kawabata - Tausend Kraniche / Sembazuru

  • Der Autor:
    Yasunari Kawabata (geboren 1899 in Osaka - gestorben 1972 durch Suizid in Zushi) war ein japanischer Schriftsteller, der 1968 den Literaturnobelpreis erhielt.


    Inhalt:
    Kikuji Mitani, ein junger allein lebender Mann, folgt der Einladung zu einer Teezeremonie von Chikako Kurimoto, einer ehemaligen Geliebten seines vor fünf Jahren verstorbenen Vaters. In den vergangenen Jahren hatte er ihre Einladung stets ignoriert, aber dieses Mal hat ihn der Hinweis neugierig gemacht, dass Chikako ihm jemanden vorstellen möchte. Schon auf dem Weg dorthin fällt ihm das schöne Mädchen Yukiko Inamura auf, mit der die Teelehrerin den jungen Mann verkuppeln möchte. Allerdings begegnet er bei der Zeremonie auch Frau Oota, einer weiteren Geliebten seines Vaters, und deren Tochter Fusako. Mit Frau Oota hatte Kikujis Vater eine viel innigere Beziehung, die bis zu dessen Tod anhielt, weshalb Chikako ohnehin eifersüchtig und neidisch auf Frau Oota und ihre Tochter ist. Chikako befürchtet, dass ihr Verkupplungsplan durchkreuzt wird und versucht, Mutter und Tochter Oota als schlechte Menschen darzustellen. Allerdings ist Kikuji neugierig, diese frühere Geliebte seines Vaters kennenzulernen und lernt sie als sehr liebenswerte Person schätzen. Er versteht, was sein Vater in den Frauen gesehen hat und auch Kikuji fängt eine kurze Affäre mit Frau Oota an. Von Schuldgefühlen geplagt, beendet Frau Oota die Beziehung aber kurz darauf mit Selbstmord. In der Trauerphase kommen sich nun Fusako Oota und Kikuji näher und der junge Mann muss sich entscheiden, ob er die schöne Yukiko zur Frau nehmen möchte, die ihm von der Teelehrerin förmlich aufgedrängt wird, oder ob er mit Fusako eine Beziehung führen möchte, die ihn an die Geliebte seines Vaters erinnert.


    Meine Meinung:
    Keine Ahnung woher ich das Buch hatte, aber es lag mindestens schon 10 Jahre auf meinem SUB. Der Inhalt hatte mich auch eher abgeschreckt - japanische Liebesgeschichten mit verwirrenden Beziehungsdreiecken sind eigentlich nicht so mein Fall.
    Aber da hatte ich mich geirrt! Die Liebesgeschichten bilden zwar den Rahmen, aber die Unentschlossenheit Kikujis, die Eifersucht und Konkurrenzkampf der Frauen, sowie die Beschreibungen des japanischen Lebens sind spannend zu lesen. Die Dialoge deuten mehr an als offen ausgesprochen wird. Die Utensilien für die Teezeremonie haben eine hohe Symbolik, da sie mehrmals den Besitzer wechseln und stets noch etwas von ihren Vorbesitzern widerspiegeln. Zudem ist die Handlung des 110-Seiten Romans zwar überschaubar, aber regt mit seinen Andeutungen, Symbolik und dem offenen Ende zum weiteren Nachdenken an.


    Fazit:
    Ich kann das Büchlein für Freunde der japanischen Literatur bedingungslos weiterempfehlen. Und für solche, die zum ersten Mal in diese Welt eintauchen möchten, kann ich "Tausend Kraniche" ebenfalls als geeignete Einstiegslektüre empfehlen. Allerdings muss man schon Interesse und Verständnis für diese Atmosphäre mitbringen, da die asiatische Literatur sich meist von den westlichen Werken stark unterscheidet (durch die Andeutungen, Symbolik, Gestik, gesellschaftlichen Rituale und Beziehungskonstellationen). Ich werde mir sicherlich weitere Bücher von Kawabata zulegen und freue mich, in meinem SUB einen Schriftsteller gefunden zu haben, dessen Werke ich noch entdecken kann.