Vanessa Diffenbaugh - Die verborgene Sprache der Blumen/ The Language of Flowers

  • Kurzbeschreibung von Amazon:
    Victoria Jones kennt von Geburt an nur Waisenhäuser und Pflegefamilien. Von ihren Mitmenschen hält sie nichts und ist daher am liebsten allein. Einzig für Blumen interessiert sie sich, und für ihre verborgene Bedeutung, in die Elizabeth sie als Kind eingeweiht hat. Elizabeth ist der einzige Mensch, der ihr jemals das Gefühl von einem Zuhause gegeben hat. Mit achtzehn Jahren ist Victoria schließlich auf sich allein gestellt, ist obdachlos, bis sie einen Job in einem kleinen Blumenladen findet. Weil sie die Sprache der Blumen kennt, weiß sie die richtigen Sträuße zu binden und hat damit Erfolg. Auf dem Markt lernt sie Grant kennen und stellt erstaunt fest, dass er ebenfalls die Sprache der Blumen versteht. Zum ersten Mal seit langer Zeit hofft sie wieder auf Liebe und eine Familie. Doch ihre Vergangenheit, ihr Gefühl, nichts wert zu sein, holen sie immer wieder ein.


    Über die Schriftstellerin von Droemer-Knaur:
    Vanessa Diffenbaugh ist Kunsterzieherin und Schriftstellerin. Sie ist 32 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Sie ist nicht nur künstlerisch, sondern auch sozial sehr engagiert. Diffenbaugh weiß, wovon sie schreibt: Sie hat bereits mehrfach Pflegekinder in ihre Familie aufgenommen und über längere Zeit betreut. Sie lebt mit ihrer Familie in Boston.


    Meine Meinung:
    Das Buch spielt abwechselnd in der Gegenward und in der Vergangenheit von Victoria.
    Diese wude als Säuglin von ihrer Mutter im Krankhaus zurück gelassen und kam ins Kinderheim. Sie hat viele verschiedene Pflegefamilien erlebt und durchlebt, sie war kein einfaches Kind und ist auch jetzt kein einfacher Mensch. Das Leben hat sie geprägt.
    Es gab eine besondere Pflegemutter, doch zu ihr ist der Kontakt auch vor vielen Jahren wieder abgebrochen. Nun ist Victoria erwachsen und muss an ihrem 18 Geburtstag das Pflegeheim für immer verlassen und auf eigenen Füßen stehen und ihr Leben meistern.
    Was ihr zuerst nicht so richtig zu gelingen scheint, doch dann hilft ihr scheinbar ihre Begabung und ihr Wissen über die Sprache der Blumen um ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Es tritt sogar ein Mann in ihr Leben, der ihr Herz zu berühren scheint, doch kann Victoria diese Schutzmauer um ihr Herz wirklich niederreissen, oder droht an ihrer "Kälte" die Beziehung zu scheitern?


    Vanessa Diffenbaugh ist ein hervoragender Roman über ein Mädchen und später über eine junge Frau gelungen, die im Leben viel erlebt und gelernt hat und das hat sie zu einem unnahbaren Menschen werden lassen. Nur Blumen scheinen bis zu ihrem Herzen vordringen zu können und lassen sie ein anderer Mensch werden. Die Arbeit als Floristin macht ihr Spaß und sie ist in ihrem Element und kann auch mit fremden Menschen umgehen, doch sobald sich die Tür hinter ihr schließt oder Menschen mehr von ihr wissen wollen, als nur die Bedeutung der Blumen, macht sie dicht und verschanzt sich hinter ihrem Schutzwall.
    Ich war begeister vom Schreibstil und von der Beschreibung der einzelnen Blumen und ihren Bedeutungen, die mir bisher fast völlig fremd war. Ein Buch das mich tief berührt hat und mich auch zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe es in drei Tagen durchgelesen und kann es jedem Empfehlen, nicht nur Blumenfreunden.


    Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Ich habe das Buch bei Droemer-Knaur als Testleser gewonnen.

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Danke für die interessante Rezension! Habe es letztens im Büchermagazin gesehen und war sehr interessiert. Das wandert auf die Wunschliste :)

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Auf meine Wunschliste wandert das Buch auch, denn das Thema "Sprache der Blumen" finde ich total interessant!

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Auf meine Wunschliste wandert das Buch auch, denn das Thema "Sprache der Blumen" finde ich total interessant!


    Da kann ich mich nur anschließen, mir ist auch das Cover positiv aufgefallen.

    2024: Bücher: 73/Seiten: 32 187

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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  • Oh danke, das freut mich. Ich habe nämlich ein bißchen bammel, wenn ich eine Rezi für ein neues Buch einstelle. Ich finde meine Rezis nie so gut, wie die von anderen. hr habt mir jetzt Mut gemacht, danke! :cheers:

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Ich habe nämlich ein bißchen bammel, wenn ich eine Rezi für ein neues Buch einstelle.


    Ob das Buch etwas für mich ist, weiß ich noch nicht. Aber Deine Rezi gefällt mir ausgezeichnet.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Der Debütroman "Die verborgene Sprache der Blumen" von Vanessa Diffenbaugh hat mich nicht vollkommen überzeugt und in dem Maße gefesselt, wie ich es mir gewünscht habe. Der Grund hierfür lag zum einen in der Hauptfigur Victoria, zu der ich keinen innigen Bezug herstellen konnte, und zum anderen in der Handlung, die für mich relativ vorhersehbar und dadurch nur bedingt spannend und überraschend war.
    Victoria ist in Heimen und Pflegefamilien aufgewachsen. Nach ihren 18. Geburtstag ist sie auf sich allein gestellt und versucht, in San Francisco ihr Leben zu bestreiten. Verschlossen, keine Nähe zulassend und voller Selbstzweifel findet sie in der Welt der Blumen, deren Bedeutung sie einst von ihrer Pflegemutter Elizabeth gelernt hat, Halt und Erfüllung. Wo Worte fehlen, kommuniziert Victoria in der Blumensprache, die kaum einer kennt, bis sie schließlich auf Grant trifft, der ihre Sprache zu verstehen scheint.
    Die Handlung spielt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Wenn man sich eingelesen hat, macht aufgrund überschaubarer Kapitel der gedankliche Wechsel zwischen den Zeiten keine Mühe. Die Passagen aus Victoria's Kindheit und Jugend, die von Ablehnung, Missachtung und der Suche nach Liebe geprägt sind, habe ich mit großem Interesse verfolgt, weil ich unbedingt wissen wollte, warum auch ein längerer Aufenthalt bei der Pflegemutter Elizabeth, bei der sich Victoria zum ersten Mal geborgen fühlte, gescheitert ist. Dahingegen konnte ich trotz Victoria's persönlichen Hintergrundes ihre Schritte und Verhaltensweisen in der Gegenwart oft nicht nachempfinden und nachvollziehen. Geplagt von Versagensängsten und Schuldgefühlen fällt es ihr doch sehr schwer, über ihren eigenen Schatten zu springen und selbst errichtete Mauern einzureißen.
    Vanessa Diffenbaugh setzt ihr Augenmerk ganz auf Victoria, während andere durchaus bemerkenswerte Personen meiner Meinung nach zu kurz kommen. Ihre Erzähl- und Schreibweise ist einfach, einfühlsam und drückt zum Teil stark auf die Tränendrüse, was mich mitunter etwas störte. Ins Geschehen baut die Autorin geschickt Sätze und Aussagen ein, die zum Innehalten und Nachdenken anregen, wobei sich die Sprache der Blumen wie eine Leitlinie durch das Buch zieht und zu einem Wörterbuch der Blumen am Ende des Buches führt.
    Die Geschichte Victoria's bietet solide Unterhaltung mit einem Hauch von Melodramatik, lässt Blumen und ihre Symbolik in einem neuen Licht erscheinen und zeigt, daß es neben Schmerz und Leid auch Hoffnung und Zuversicht geben kann.

  • Danke für die schönen Rezis. :)


    Da kann ich mich nur anschließen, mir ist auch das Cover positiv aufgefallen.

    Da kann ich mich nur anschließen, denn zuerst wurde ich heute im Buchladen auf das Cover aufmerksam und später, nach Lesen des Klappentextes auch auf den Inhalt, denn dieses Thema mit der Sprache der Blumen ist sicherlich sehr interessant. Ich setze es mal auf die Wunschliste und hoffe, daß ich es bald lesen darf. :wink:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Vanessa Diffenbaugh - Die verborgene Sprache der Blumen


    Klappentext:
    Die elternlose 18-jährige Victoria hält jeden, der ihr nahekommen will, auf Abstand. Nur durch Blumen und deren Bedeutung kann sie ihre zarte und gefühlvolle Seele zeigen. Als kleines Mädchen hat sie diese Sprache erlernt, im glücklichsten Jahr ihres Lebens. Als sie nun einen jungen Mann kennenlernt, der ihre Sprache versteht, schwankt sie wieder zwischen Weglaufen und Bleiben...


    Die Autorin:
    Vanessa Diffenbaugh ist Kunsterzieherin und Schrifstellerin. Sie ist 1987 geboren, verheiratet und hat drei Kinder. Die Autorin weiß wovon sie schreibt: Sie hat bereits mehrfach Pflegekinder in ihre Familie aufgenommen und über längere Zeit betreut. Ihr Roman Die verborgene Sprache der Blumen ist in mehr als 25 Ländern verkauft worden und avancierte zum internationalen Bestseller. Umlängst wurden die Filmrechte verkauft. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Boston.


    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch gewonnen und eigentlich ist es nicht mein Genre was ich sonst so lese, aber dennoch war ich neugierig nachdem ich den Klappentext gelesen hatte.
    Das Buch hatte mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Geschichte wechselt immer zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit von Victoria hin und her.
    Es fängt an als sie 18 wird und sie ihrer Wohngruppe verlassen muss. Zunächst ist sie obdachlos, doch dann trifft sie Renata, die einen Blumenladen betreibt. Renata gibt ihr Arbeit, als sie merkt das Victoria ein besonderes Händchen für Blumen hat.
    Als Victoria Renata zum Großmarkt begleitet begegnet sie Grant und mit Hilfe der Sprache der Blumen kommen sie sich näher und sie erinnert sich das sie eine gemeinsame Vergangenheit haben...
    Dann erfährt man von ihrer Vergangenheit, wo sie von Elizabeth aufgenommen wurde und was damals passiert ist, das sie nicht mehr bei ihr lebt.
    Das Buch animiert zum immer weiterlesen, weil es halt immer wechselt und die Kapitel abprupt enden und es immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt. Ich kann kaum mehr weg von dem Buch und habe es an 2 Tagen relativ schnell verschlungen :)


    Fazit:
    Super schönes Drama mit einer schönen Liebesgeschichte, vielleicht mit Happy End?! Das verrate ich natürlich nicht :)
    Das Buch hat übrigens ganz hinten wünderschöne Zeichnungen mit Blumen mit Namen und deren Bedeutungen.
    Habe ich eben erst gesehen als ich das Buch fertiggelesen hatte :)
    Ich hoffe die Autorin schreibt noch mehr so tolle Bücher, die würde ich aufjedenfall alle lesen!
    Absoluter Lesetip für den Herbst!


    Ich würde den Buch 5 Sterne geben, wenn es schon ginge :D

  • Victoria hatte es schon immer schwer im Leben - ein Kind, das niemand wollte, das nur zwischen Heimen und Pflegefamilien herumgereicht wurde und nie eine feste Bezugsperson hatte. Nun ist sie 18 und muss, weil sie volljährig geworden ist, ihren Platz in dem betreuten Wohnprojekt räumen, in dem sie die letzten Jahre verbracht hat. Sie lebt eine Weile auf der Straße, bis sie eine Anstellung in einem Blumenladen findet. Ein Job, der wie für sie gemacht ist, denn die einzige Konstante in ihrem Leben ist ihre Leidenschaft für Blumen und deren "verborgene Sprache". Im 19. Jahrhundert weit verbreitet, ist die Kommunikation mit Hilfe von Blumen und anderen Pflanzen mittlerweile fast völlig in Vergessenheit geraten, doch Victoria kennt sich damit aus und lässt dieses Wissen in jeden Strauß einfließen, den sie bindet.

    Eines Tages lernt sie auf dem Blumenmarkt einen jungen Mann kennen, der offenbar auch noch die Sprache der Blumen beherrscht, und ist zunächst mit seinen Annäherungsversuchen völlig überfordert, denn Nähe und Liebe sind ihr fast ihr ganzes Leben lang fremd gewesen. Ein einziges Mal hat sie wirklich geliebt und vertraut, doch das endete tragisch. Mit den Folgen kämpft Victoria noch heute und kapselt sich in aller Regel lieber ab, als das Risiko einzugehen, sich einem anderen Menschen zu öffnen. Doch der unbekannte Blumenverkäufer lässt nicht locker ...

    Victoria ist eine Hauptfigur, die einem nicht sofort ans Herz wächst. Sie hat mir von Anfang an leid getan, weil ihr Leben von Beginn an einen blöden Verlauf genommen hat (das amerikanischer Fürsorgesystem tut da noch sein Übriges), aber sie macht es den Menschen nicht leicht, sie zu mögen, sie ist hart und verschlossen und kratzbürstig, einer Distel nicht unähnlich. Umso mehr verwundert ihre Faszination mit der Welt der Blumen und ihr zarter, liebevoller Umgang mit Pflanzen, der auf den ersten Blick gar nicht zu ihr zu passen scheint, doch nach und nach erfährt man die Geschichte dieser Leidenschaft und kann sie besser nachvollziehen.

    Das Buch wechselt kapitelweise zwischen Gegenwart und Vergangenheit und baut in beiden Erzählsträngen eine subtile, aber stetige Spannung auf. Victoria ist schon als Kind sperrig, extrem, launisch, bockig, verzweifelt und hat ein ausgeprägtes Talent, andere vor den Kopf zu stoßen. Doch das ist nicht allein ihre Schuld, sie hat vieles, was für Kinder in geordneten Verhältnissen normal ist, ganz einfach nie lernen dürfen.

    Auch wenn ich Victorias Verhalten oft schwer zu ertragen fand und sie manchmal direkt hätte schütteln mögen, hat es die Autorin doch geschafft, bei mir Sympathie für dieses verstörte junge Mädchen zu wecken. Anders als der blumige Titel vermuten lässt, ist es auch kein kitschiges oder sentimentales Buch; Vanessa Diffenbaugh schlägt einen eher sachlichen Ton an, ohne dabei emotionslos zu werden. Victorias stacheligen Charakter hat sie ungemein gut eingefangen und führt ihre Protagonistin behutsam einen dornigen Lebensweg entlang, bis sie am Ende des Buches zwar nicht an einem rosaroten Happy-End angelangt ist, aber doch Hoffnung besteht, dass es auch für sie einen Platz in der Welt gibt, an dem sie sich heimisch fühlen kann.

  • Der erste Satz:


    Acht Jahre lang hatte ich von Feuer geträumt.


    Meine Meinung:


    Bis sich die Angst in Vertrauen umwandelt ...


    Die erste Frage, die man sich stellt, wenn man die Buchbeschreibung liest: wieso interessiert sich ein rebellischer Teenager für so zarte, sanfte Geschöpfe wie Blumen? Was kann ein Mensch wie Victoria daran nur so faszinierend finden?
    Nun, die Antwort darauf erschließt sich einem recht schnell. Victoria ist selbst ein sehr zerbrechliches, dünnhäutiges Wesen. In ihrer Kindheit und Jugend ist sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergegeben worden, fast so, als wäre sie ein Mensch ohne Gefühle, dem das nichts ausmacht. Vertrauen aufbauen hat nie funktioniert. Victoria sagt selbst, dass sie noch nie jemanden länger als ein halbes Jahr gekannt hat, wenn man ihre Sozialarbeiterin außer Acht lässt.
    Da wundert es mich nicht, dass sie zu einem 'schwierigen' Teenager geworden ist, und sich lieber für Pflanzen, als ihre Mitmenschen, begeistert. Eine Blume kann dich nämlich nicht verletzen oder enttäuschen ...


    Mich hat Victorias Geschichte von Anfang an bewegt. Verständnis für einen Teenager aufzubringen, der ziemlich launisch ist und immer genau das Gegenteil von dem tut, um was man ihn bittet, fiel mir anfangs zwar schwer, aber schon bald lernt man als Leser Victorias Innenleben kennen und das hat dazu geführt, dass ich mich automatisch immer auf ihre Seite gestellt habe. Mein Mitgefühl für Victoria ist von Seite zu Seite gewachsen. Und ich habe ihr so sehr gewünscht, dass sie eines Tages ein glückliches, angstfreies Leben mit Menschen, denen sie vertraut, führen kann.


    Erzählt wird hier aus zwei verschiedenen Zeiten. Einmal aus Victorias Sicht im Alter von etwa 9-10 Jahren und einmal (ebenfalls aus Victorias Sicht) ab dem Beginn ihrer Volljährigkeit.
    Diese beiden Erzählstränge haben wunderbar miteinander harmoniert, denn so hat man idealerweise nach und nach die Hintergründe herauslesen können, die nun zu ihrem teilweise wirklich traurigen Erwachsenenstandpunkt geführt haben.


    Und die Sprache: wirklich zauberhaft! Das Buch ist so poetisch geschrieben. Es wird weniger gesprochen, dafür bekommt man mehr Einblick in Victorias Gedankenwelt und so kann man voll und ganz in dieser Erzählung versinken, ohne zu bemerken, wie viele Seiten man eigentlich schon gelesen hat.
    Also genau genommen ein 'stilles' Buch, wenn man so will.
    Ein Buch, das trotz seiner vergleichsweise wenigen direkten Reden unglaublich wortgewaltig ist, mich mitreißen und bewegen konnte.
    Ein Buch über Angst, Gefühle, Vertrauen und Verzeihen. Und über eine starke Protagonistin, die einen Mut entwickelt, mit dem sie sich dem Leben mit all seinen Unvorhersehbarkeiten stellen kann.


    5 Sterne!

  • Zitat

    "Ich mag überhaupt nichts an dir, und an der Welt mag ich auch nichts." (Seite 118)

    "Die verborgene Sprache der Blumen" erzählt die Geschichte von Victoria, die, wie das Zitat bereits ausdrückt, misanthropisch veranlagt ist und alle Menschen in ihrem Umfeld von sich stößt. Genau diese Haltung hat es mir die meiste Zeit sehr schwer gemacht, sie zu mögen; Victoria ist kein schlechter Mensch, aber unglaublich kratzbürstig und schwierig. Dadurch, dass sie die Ich-Erzählerin ist, bekommt der Leser ihre Gedanken aus nächster Nähe mit und merkt, dass sie die meisten Menschen wirklich kein bisschen mag. Ich konnte diese Einstellung sogar verstehen; ihre Kindheit war furchtbar, sie wurde von einer Pflegefamilie in die nächste geschoben und hat insgesamt höchstens ein glückliches Jahr erlebt, doch nur weil ich sie verstehen und mit ihr mitfühlen konnte heißt das nicht, dass ich sie sympathisch gefunden hätte. Es gab Szenen, in denen es so war, gerade gegen Ende. Dennoch ist es mir lange wirklich schwer gefallen, an ihrem Schicksal Interesse zu haben. Dies hat sich langsam geändert, als man mehr über ihre Vergangenheit und das eine gute Jahr, das sie erlebte, erfahren hat. In diesen Abschnitten gab es viele schöne, berührende Momente und ihren Umgang mit Elizabeth fand ich toll.


    Faszinierend fand ich vor allem Victorias Arbeit mit den Blumen, wie die verschiedenen Bedeutungen in die Handlung integriert wurden und das Wörterbuch, das sie selbst angelegt hat. Es war interessant, mehr über die verschiedenen Aspekte und Bedeutungsunterschiede zu erfahren. Die Liebesgeschichte dagegen konnte mich kaum bewegen; sie war gut geschrieben und hat zu den Charakteren gepasst, allerdings schien sie mir vergleichsweise bedeutungslos zu sein. Gefallen hat mir, dass die Autorin ihrer Protagonistin treu geblieben ist und sie sich durch die Liebe nicht einfach verändert hat, selbst wenn das vielleicht gar nicht verkehrt, dafür aber vermutlich unrealistisch gewesen wäre.


    Die Bewertung des Buches ist mir nicht leicht gefallen. Auf der einen Seite konnte ich gar nichts mit der Hauptperson anfangen und oft war sie mir nicht gerade sympathisch, auf der anderen Seite war die Geschichte schön und ließ sich gut lesen. Es gab durchaus Momente, die mich berührt haben, zudem fand ich den Handlungsstrang um die Blumen sehr interessant; deshalb habe ich mich letztlich auch dazu entschieden, :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: zu vergeben.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Meine Meinung:
    An Victorias achtzehntem Geburtstag muss sie aus dem Heim ausziehen: weil sie sich vorher nicht um eine Arbeitsstelle bemüht hat, steht sie auf der Strasse und ist obdachlos. Sie bekommt eine Aushilfsstelle in einem Blumengeschäft und lernt an der Blumenbörse Grant kennen. Mit Hilfe der Blumensprache kommunizieren sie miteinander und merken bald, dass sie sich von früher her kennen.
    Nun wird ihre vergangene Geschichte in Rückblenden aufgerollt. Damit wurde ich nicht warm. Vieles davon konnte ich nicht nachempfinden: Unglaubwürdig zum Beispiel, dass ein Waisenhauskind mit 18 Jahren einfach auf die Strasse gestellt wird und keinen Beistand mehr hat. Dazu schlichtweg zuviel sozialkompetente Unfähigkeit bei allen Charakteren, von der Autorin mit einer Überdosis Melodramatik versalzen.
    Das einzig Schöne im Buch waren die Beschreibungen von den Bedeutungen der Pflanzen. Grant und Victoria haben zuerst ausschliesslich durch die Blumen miteinander kommuniziert, was mir sehr gut gefallen hat. Doch als es danach darum ging, die Vergangenheit von beiden zu erzählen, kam die oben genannte Unfähigkeit dazu, inklusive der Unglaubwürdigkeit durch einige abstruse Situationen.
    Der Schlussteil war zwar einigermassen wieder lesbar, aber die Enttäuschung über das Buch mit dem schönen Titel war bereits zu gross, als dass es der Schluss wieder wettgemacht hätte.


    Sehr gestört haben mich im Ebook die Ziffern, mit der jede Pflanze fortlaufend nummeriert war. Wenn man auf die Ziffern klickte, kam man zum Ende des Buches wo jede Pflanze beschrieben war. Aber da z.B. Rosen öfters auftauchten, kam die gleiche Ziffer jedesmal wieder vor - es hätte mir genügt pro Pflanze eine Ziffer zu schreiben und nicht bei jeder Erwähnung die Nummerierung fortzusetzen. Es störte den Lesefluss enorm, wenn z.B. ein Blumenstrauss mit sieben oder mehr verschiedenen Blumen erwähnt wurde und hinter jeder eine Zahl stand.


    Fazit:
    Die Grundidee des Buches - Kommunikation durch Blumen - hat mir gefallen, aber die Umsetzung fand ich unrealistisch. Knappe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: 3 Punkte.

  • Tolle Geschichte!


    Victoria Jones wächst in 32 verschiedenen Heimen und Pflegefamilien auf, bis sie mit 18 Jahren obdachlos wird. Ohne Familie und ohne Freunde versucht sie zu überleben. Sie schläft im Park und ihr einziges Interesse gilt dem Blumengarten, den sie in einer verlassenen Ecke des Parks angelegt hat. Die Liebe zu den Blumen und ihre Botschaften, die sie zu lesen gelernt hat, verdankt sie ihrer ehemaligen Pflegemutter Elisabeth. So begleitet diese Passion ihr Leben. Victoria verdankt ihrer Liebe zu Blumen ebenfalls eine Anstellung im "Flora", dem Blumenladen von Renata. Alles scheint gut zu werden, bis sie auf dem Blumengrossmarkt Grant kennen lernt.


    Die Geschichte wird auf zwei Erzählebenen geführt. Diese teilweise abrupten Zeitenwechsel sind gerade zu Beginn verwirrend, da sie nicht deklariert wurden. Mit der Zeit hatte ich den Bogen raus, da sie regelmässig geschehen. Zuerst ist man hautnah dabei, wie die elternlose Victoria von einer Pflegestelle zu anderen weitergereicht wird. Und immer wieder scheinbar schuld daran ist, dass man sie nicht behält. Victoria gilt als schwererziehbar und erst nach und nach erkennt man als Leser, dass das Kind aggressiv und bindungsunfähig "gemacht" wurde. Diese Erkenntnis hat mich tief berührt. Denn wie soll ein Kind je lernen eine Bindung aufzubauen, wenn es nie Liebe erfahren durfte? Bis sie als 9jährige bei der alleinstehenden Elisabeth landet. Doch auch da geschieht etwas, das dem Leser lange ein Rätsel ist und Victoria wird weitergereicht. Ich war gefesselt, denn ich wollte unbedingt wissen, was da genau geschehen ist.

    Der zweite Strang wird in der Gegenwart geführt und hat mich nicht weniger berührt. Denn hier kämpft Victoria nicht mehr um Liebe und Anerkennung, sondern will ganz einfach überleben. Ihre Handlungen, ihr Denken und ihr Fühlen sind das Ergebnis von jahrelangen Misshandlungen, Unsicherheit und instabilen Verhältnissen und Beziehungen. Psychologisch hervorragend umgesetzt und durchdacht!

    Der Schreibstil der Autorin, die mit " die verborgene Sprache der Blumen " ein Debüt geschrieben hat, empfand ich als eher sachlich und teilweise kurz und abgehackt. Im krassen Gegensatz dazu die Beschreibungen der Blumen und der Symbolik, die oft sehr ausgeschmückt und fast poetisch sind. Mir war bisher nicht bekannt, dass Blumen auch zur Übermittlungen bestimmter Botschaften eingesetzt werden können. Klar ist allgemein bekannt, dass rote Rosen wahre Liebe bedeuten. Doch dass zum Beispiel die Schlüsselblume Vertrauen oder die Lobelie Missgunst bedeuten, wusste ich nicht.

    Die gesamte Story wird in der Ich-Perspektive von Victoria geführt. Das wirkt ab und zu etwas einseitig und eintönig. Sehr gerne hätte ich die Sicht auf die Dinge aus dem Blickwinkel von Grant, Elisabeth oder Renata erfahren.

    Mich hat die Geschichte der elternlosen Victoria berührt und gefesselt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dieser Roman hat mir insgesamt gut gefallen. Eine interessante Grundidee und ambivalente Figuren, aber mit dem Aufbau war ich nicht so glücklich. Ich mag es nicht, wenn einem eine relevante Wendung oder Information immer wieder geheimniskrämerisch vor die Nase gehalten, aber ewig nicht aufgelöst wird. Das ist für mich nicht das Erzeugen von Spannung, sondern Hinhalten, und da fühle ich mich wie der Esel hinter der vor ihm baumelnden Karotte, nämlich veräppelt. Eine wirklich gute Geschichte kann spannende Wendungen auch einfach linear erzählen und sie bleiben dennoch spannend genug, finde ich. Und wenn man schon einen Knaller in den Rückblenden für später aufbewahren muss, weil die Geschichte sonst nicht funktioniert, muss man ihn nicht kapitellang vorher mit dem Zaunpfahl "andeuten", sondern kann ihn an passender Stelle einfach knallen lassen...?

    Da ich trotzdem Freude am Lesen hatte und die Figuren mochte, vergebe ich vier Sterne für eine schöne, ungewöhnliche und (vielleicht ein wenig zu) versöhnliche Geschichte rund um sehr sperrige Protagonist*innen, die es nicht leicht haben und dennoch ihr Bestes geben.

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Jane Austen - Stolz und Vorurteil (Reread)

    :montag: Sally Coulthard - Am Anfang war das Huhn