Stefan Zweig - Schachnovelle

  • Ich habe gesucht, aber es scheint noch keine Rezension zu geben...


    Kurzbeschreibung aus: Das Buch der 1000 Bücher - kopiert bei amazon.de
    Die Schachnovelle bildet den Höhepunkt von Stefan Zweigs Novellenkunst. Die perfekt gebaute, spannende und psychologisch überzeugende Erzählung kulminiert in der Konfrontation von zwei Meistern des Schachspiels, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
    Entstehung: Die Novelle entstand 1941 in Petropolis, Zweigs brasilianischem Exil, und spiegelt in den Erlebnissen des Dr. B. die nationalsozialistische Schreckensherrschaft wider, vor welcher der Autor aus Europa geflohen war.
    Inhalt: Auf einer Schiffsreise von New York nach Buenos Aires kommt der Ich-Erzähler dem arroganten Schachweltmeister Mirko Czentovic erst nahe, als sich dieser bereit erklärt, gegen alle Hobbyspieler gemeinsam eine Partie zu spielen. Als diese schon verloren scheint, greift ein Dr. B. in das Spiel ein und holt gegen Czentovic noch ein Remis heraus. Durch Dr. B.s seltsames Spielfieber neugierig gemacht, will der Ich-Erzähler mehr von ihm erfahren. Daraufhin berichtet ihm Dr. B. von seiner monatelangen Einzelhaft im Wiener Gestapo-Gefängnis, wo er dem Irrewerden nur dadurch entkam, dass er aus einem entwendeten Schachbuch Meisterpartien nachspielte. Als er danach begann, gegen sich selbst zu spielen, erlitt er eine Art »Schachvergiftung«, die in an den Rand des Wahnsinns brachte, aber auch seine Entlassung aus dem Gefängnis zur Folge hatte. Das Spiel gegen Czentovic war Dr. B.s erste Partie seither. Das zweite Spiel, das er allein gegen den Weltmeister spielt, gewinnt er souverän. Bei der Revanche zeigen sich allerdings wieder alle Symptome der »Schachvergiftung«, woraufhin Dr. B. das Spiel abbricht und keine Schachfiguren mehr anrühren will.
    Aufbau: Die Novelle verschränkt kunstvoll eine Rahmenhandlung, die in dem Duell der beiden Schachmeister gipfelt, mit der Binnenerzählung des Dr. B. von seiner Inhaftung in Wien. Geschickt lässt Zweig durch das bewusst langsame und leidenschaftslose Schachspiel des stumpfsinnigen und habgierigen Weltmeisters bei Dr. B. dieselben Krankheitssymptome auftreten wie in der Gestapohaft und legt damit dem Leser nahe, zwischen dessen Geisteszustand und den nationalsozialistischen Terrormethoden Parallelen zu ziehen. Dr. B.s Abbruch der Partie symbolisiert somit auch die Hilflosigkeit des bürgerlichen Humanismus gegenüber dem faschistischen Ungeist.
    Wirkung: Die Novelle galt sehr rasch als eines der Meisterwerke Zweigs und wurde in über 25 Sprachen übersetzt. Sie gilt als »Bibel« der Schachspieler und erfreut sich im Deutschunterricht ungebrochener Beliebtheit.


    Meine Kurzbeschreibung:
    Auf einem Passagierschiff auf dem Weg nach Buenos Aires entdeckt der Erzähler der Schachnovelle eigentlich eher durch einen Zufall, dass der Schachweltmeister Czentovich an Bord ist. Czentovic ist ein absolutes Ausnahmetalent, bisher ungeschlagen, aber sehr unzugänglich und eigenbrötlerisch. So nützen auch alle Versuche, ihn durch öffentliches Schachspiel auf sich aufmerksam zu machen, überhaupt nichts. Das Spiel von Amateuren interessiert den Meister in keiner Weise, die Züge der Spieler auf dem Schachbrett lösen bei ihm höchstens ein müdes Lächeln, eher aber abfällige Blicke aus.
    Endlich fordern die Passagiere ihn zu einem Duell heraus, dem er auch zustimmt, weil man ihn dafür bezahlt. Ein um den anderen Zug macht er, und die Mateure haben keine Chance.
    Dann taucht plötzlich ein Passagier auf, der Czentovich aber zumindest zu denken gibt. Dr. B. sorgt dafür, dass es dem Schachmeister jedenfalls nicht mehr ganz so leicht fällt, die Amateure zu besiegen. Dr. B. hat ein unglaubliches Eindenkungsvermögen ins Schachspiel, überlegt, welche Züge durch dieses und jenes Verhalten möglich würden, und was wie geschehen wird.
    Doch das Schachspiel ist für B. nicht reiner Spaß und Zeitvertreib - im Gegenteil. Das Schachspiel hat ihn einst davor bewahrt, den Verstand zu verlieren - und er enthüllt dem Erzähler (und damit auch dem Leser), wie es dazu kam.


    Meine Meinung:
    Trotz seiner Kürze ein sehr gutes, sehr lesenswertes Buch. Am Anfang war ich irgendwie nicht überzeugt und habe mich schwer in die Geschichte eingefunden, aber schon nach wenigen Seiten ändert sich das. Zweig schafft es wirklich, mit wenigen Worten die Atmosphäre auf dem Schiff hervorzuheben und deutlich zu machen, wie der Erzähler sich fühlt und wie wichtig ihm mit der Zeit das Spiel wird... Als dann noch Dr. B. und seine Geschichte ins Spiel kommen (im wahrsten Sinne des Wortes), konnte man gar nicht mehr aufhören zu lesen. Sehr gut. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • :shock:
    Ich bin gerade etwas erstaunt, dass es zur "Schachnovelle" noch keine Rezi gab. Sowas... [-(


    Ich kann zu diesem Buch eigentlich nur eines sagen: Es ist eines der wenigen Bücher, welches ich in der Schule gelesen habe, da schon toll fand, und nach meiner Schulzeit mindestens noch 3 oder 4 mal gelesen habe. :idea:


    Tolle Rezi, Strandläuferin - DANKE :friends:

  • Hallo,
    auch ich kann das Buch allen nur empfehlen: es ist wirklich eindrucksvoll beschrieben und macht auch nachdenklich. Wegen der Kürze kann man das Buch auch sehr gut in einem Rutsch lesen, was ich besonders toll fand, denn man erlebt die Geschichte richtig mit ohne daraus auftauchen zu müssen.
    Viele Grüße
    Copperfield

  • :shock:
    Ich bin gerade etwas erstaunt, dass es zur "Schachnovelle" noch keine Rezi gab. Sowas... [-(


    Ich kann zu diesem Buch eigentlich nur eines sagen: Es ist eines der wenigen Bücher, welches ich in der Schule gelesen habe, da schon toll fand, und nach meiner Schulzeit mindestens noch 3 oder 4 mal gelesen habe. :idea:


    Tolle Rezi, Strandläuferin - DANKE :friends:


    Dem schließe ich mich vollinhaltlich an. Eine wundervolle, spannende Geschichte, die man immer wieder lesen kann.

  • Fand das Buch ebenfalls sehr gut. Und schlau wie ich war hab ich mir die Rezi gestern durchgelesen und heute hat sie mir beim Abi geholfen, da Schachnovelle dran kam^^ Feinifein, dankeschön Strandläuferin.


    Lisa :alien:

    Sub: 70 (aktiv 46, inaktiv 24)
    2010/2011 gelesen: 74/33
    Seiten: 25547/11556

  • Ich habe dieses Buch in der Schule gelesen und kann mich leider nicht mehr so genau an den Inhalt erinnern, aber ich weiß noch, dass es mir sehr gut gefallen hat.
    Ich denke, ich werde es mir mal kaufen und wieder lesen.
    Danke für die Rezi!

  • Eine Rezension der Schachnovelle ist eigentlich ein Muss für ein Bücherforum. Vielen Dank, @ Strandläuferin, dass Du die Lücke geschlossen hast. Es ist ewig her, dass ich das Buch gelesen habe, aber nach der Inhaltsangabe bin ich erstaunt, wieviel davon doch noch in meinem Kopf präsent ist.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe "Die Schachnovelle" nun auch gelesen und mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen! Ich habe vor einigen Jahren schon einige seiner Biografien gelesen - die fand ich zwar auch gut, aber seine Erzählungen gefallen mir noch viel besser. :thumleft:

  • "Die Schachnovelle" - ein wunderbares Buch, das sicher auch schon viele gelesen haben, da man in den meisten Schulen diesem Buch ja gar nicht auskommen kann! ;) Naja, mich freud es jedenfalls, dass sich bei diesem Buch hier gleich mal so viele Leser einig sind! Denke, in meinem Top 10 würde dieses Buch wohl Platz finden!

  • Wir haben das Buch jetzt in der Schule gelesen. Erst dachte ich " Och ne was wird das wieder für ein Buch sein" Aber ich bin echt überrascht. Ich fand das Buch total toll und sehr fesselt. Ich kann es echt nur weiter empfehlen und man sollte sich wirklich nicht abschrecken lassen, auch wenn man nicht gerne Klassik ließt.
    Ich bin echt total begeistert. :D

  • Dieses Buch habe ich heute morgen aus dem Schrank genommen. Ich hatte meinen Kindle nicht verfügbar und wollte ein kurzes Buch lesen, das ich noch nicht kannte. Meine Frau hatte das scheinbar als Schullektüre mal gelesen. Um es kurz zu machen: ich habs in einem Tag regelrecht verschlungen. Das ist ein Meisterwerk. Wie Stefan Zweig die Charaktere beschreibt, wie er Stimmungen und Situationen schildert, die Spannung aufbaut, das ist ganz große Kunst. Zu Recht ein Klassiker!

  • Über den Autor:
    Stefan Zweig (28.11.1881, Wien – 23.02.1942, Petropolis, Brasilien) lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg, emigrierte danach nach England (dessen Staatsbürgerschaft er annahm) und 1941 über die USA nach Brasilien. Früh als Übersetzer Verlaines, Baudelaires und vor allem Verhaerens hervorgetreten, arbeitete er als Journalist und veröffentlichte 1901 seine ersten Gedichte unter dem Titel „Silberne Saiten“ sowie 1904 seine erste Novelle. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten. Allerdings hat Stefan Zweig nur einen einzigen Roman (Ungeduld des Herzens) vollendet, ansonsten schrieb er Erzählungen und Novellen. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Stefan Zweigs Werke erst in Österreich, nachher in Schweden in deutscher Sprache aufgelegt – so hatte er stets weiter sein Publikum und damit auch sein Einkommen. Zeit seines Lebens war Zweig ein strikter Pazifist, der den Krieg ablehnte und dem Schriftsteller jede politische Rolle absprach – diese Haltung entzweite ihn mit vielen im Exil lebenden Schriftstellern. Erst im Nachhinein, als der „gute“ Krieg soviel Böses und Zerstörung gebracht hatte, fingen Kollegen an, diese Haltung etwas differenzierter zu betrachten (z.B. Thomas Mann).
    Von seiner ersten Frau wurde Stefan Zweig geschieden, hielt jedoch zeitlebens immer Kontakt. Im Februar 1942 nahm er sich das Leben, vermutlich durch depressive Zustände ausgelöst, die ihn seit langem quälten; seine zweite Frau ging diesen Weg mit ihm. In seinem damaligen Haus in Petropolis ist heute ein Museum eingerichtet. Seine Erinnerungen erschienen unter dem Titel „Die Welt von Gestern“ postum 1944 (Angabe Fischer-Verlag). Mit dem deutschen Schriftsteller Arnold Zweig ist Stefan Zweig nicht verwandt.
    (Quelle: Fischer-Verlag / Wikipedia)


    Meine Meinung:
    Über den Inhalt der Novelle, die nur 110 Seiten umfasst, möchte ich nicht mehr schreiben. Strandläuferin hat oben ja schon den Inhalt weiter zusammengefasst. Die sprachliche Macht, mit der Stefan Zweig auf diesen wenigen Seiten den Kampf eines Individuums gegen die Folter und Herrschaft eines Terrorregimes und dessen Folgen schildert, ist derart beeindruckend, dass ich kaum weiß, wie ich es beschreiben soll. Stefan Zweig beherrschte die deutsche Sprache wie kaum ein anderer – er schreibt so dicht, so klar, so schnörkellos – es ist ein einziges Vergnügen, dieses Buch zu lesen trotz des quälenden Themas. Dabei werden keine klassischen Folterszenen beschrieben, denn Folter kann aus vielem bestehen – es werden die psychischen Leiden währenddessen und danach so fesselnd beschrieben, dass man sich darin verlieren kann. Wer auch immer einmal in einer leichten Depression festhing, wird sich hier bestimmt wiedererkennen. Auch die Rahmenhandlung auf dem Schiff sowie die Geschichte des Schachspielers Czernovics – Erzähler ist ein anderer Passagier, mit dem Dr. B. sich unterhält und dem er seine Lebensgeschichte erzählt – sind leicht, schnörkellos und trotzdem einfach nur packend geschrieben. Dabei vermag Zweig mit wenigen Worten die Charaktere der Protagonisten zu zeichnen, so dass die Figuren dicht und echt sind. Ich wünschte, ich könnte das hier genauso beschreiben wie ich es empfunden habe, leider bin ich kein Stefan Zweig. Wer immer Lust auf einen Klassiker hat und sich nicht traut – hier ist der perfekte Einstieg dafür gegeben. Diese Novelle verdient ihre 5 Sterne von mir mit jedem einzelnen Wort.

  • Wenn der BT nicht wäre... Damit kann man im Grunde fast jede Rezension anfangen, aber besonders gerne schreibt man diese Worte, wenn das Buch herausragend war. Immer wieder wurde ich darauf aufmerksam gemacht und auch der Klappentext hat mich direkt angesprochen, doch wenn ich dem Buch nicht in einem Wartezimmer begegnet wäre und sogleich mit dem Lesen angefangen hätte, hätte es noch eine ganze Weile sein tristes Dasein auf der Wunschliste fristen müssen. So aber kenne ich jetzt einen neuen Autor, bei dem ich weiß, dass ich bei den Büchern zugreifen kann.


    Der Schreibstil hat mir ausnehmend gut gefallen. Prägnant und klar - genau das Richtige für eine so kurze Geschichte! Irgendwie hat er mich an Kafkas Stil in Die Verwandlung erinnert, aber ich kann es nicht eindeutig an bestimmen Eigenschaften festmachen. Vielleicht erinnert er mich auch an irgendjemand anderen und ich verwechsele etwas, jedenfalls habe ich damit mich sehr wohl gefühlt.


    Die Charakterisierungen gelingen Zweig wirklich gut. Mit wenigen Worten skizziert er Personen so präzise, dass man sofort das Gefühl hat, sie seien authentisch. Besonders das Innenleben des Dr. B. ist meisterhaft ausgeführt. Ich hätte gerne mehr darüber gelesen, denn es beleuchtet nicht nur das Schachspiel an sich, sondern gibt auch Einblicke in verborgene Winkel menschlicher Psyche. Faszinierend war ebenfalls der Gegensatz zwischen den beiden Schachmeistern. Auf der einen Seite jemand, der augenscheinlich eine Inselbegabung aufweist, dabei jedoch über keinerlei Fantasie verfügt (da das Imaginieren des Schachbretts nicht möglich ist) und somit wie eine Maschine spielt, auf der anderen Seite ein Mensch, der normale geistige Fähigkeiten aufweist, aber durch die Situation so stark gezwungen war, sich mit dem Schachspiel zu beschäftigen, dass sein Geist durch diese Stütze Schaden nimmt. Welch eine Bandbreite an Denkanregungen bietet diese Konstellation!


    Insgesamt kann ich mich also wieder bei den Büchertrefflern bedanken und allen Interessierten das Buch unbedingt ans Herz legen. :thumleft:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Zum Inhalt muss ich hier ja nichts mehr schreiben :wink:
    Dieses kleine Büchlein, das gerade mal 104 Seiten mit verhältnismäßig groß gedruckten Buchstaben hat, ist sicherlich beeindruckender als viele andere Bücher, die einen drei- oder viermal so großen Umfang aufweisen. Vielleicht liegt es daran, dass Stefan Zweig viel mit Gegensätzlichkeiten gearbeitet hat, die eher im Gedächtnis bleiben. Einmal der introvertierte, ungebildete und langsame Schachweltmeister. Und der umgängliche, intellektuelle und beinahe manische 'Dilettant'. Oder der Ich-Erzähler, für den Schach 'nur' ein Spiel ist und sein Gegner, der alles als Wettkampf sieht und jede Niederlage als persönlichen Affront empfindet. Aber auch die Art, wie Zweig Schach beschreibt, wird mir im Gedächtnis bleiben. Insbesondere, weil er selbst überhaupt keinen großen Bezug dazu hatte.

    Ist es nicht auch eine Wissenschaft, eine Kunst, schwebend zwischen diesen Kategorien wie der Sarg Mohammeds zwischen Himmel und Erde, eine einmalige Bindung aller Gegensatzpaare; uralt und doch ewig neu, mechanisch in der Anlage und doch nur wirksam durch Phantasie, begrenzt in geometrisch starrem Raum und dabei unbegrenzt in seinen Kombinationen, ständig sich entwickelnd und doch steril, ein Denken, das zu nichts führt, eine Mathematik, die nichts errechnet, eine Kunst ohne Werke, eine Architektur ohne Substanz und nichtsdestominder erwiesenermaßen dauerhafter in seinem Sein und Dasein als alle Bücher und Werke...

    Dazu die unglaublich genauen Beschreibungen der einzelnen Charaktere und Situationen, die derart zeitlos gut sind, dass Manches klingt, als wäre es eben erst geschrieben worden.

    Nun hatten die Nationalsozialisten, längst ehe sie ihre Armeen gegen die Welt aufrüsteten, eine andere ebenso gefährliche und geschulte Armee in allen Nachbarländern zu organisieren begonnen, die Legion der Benachteiligten, der Zurückgesetzten, der Gekränkten.

    Ein kleines, aber sehr feines Büchlein, das man nicht nur in der Schule lesen sollte - sofern es dort überhaupt noch im entsprechenden Kanon steht :-k

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • ### Inhalt ###
    Der amtierende Schachweltmeister Mirko Czentovic reist eines Tages auf einem Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires. Der Ich-Erzähler, vermutlich Journalist versucht Czentovic in ein Gespräch zu verwickeln, wird jedoch von diesem intensiv ignoriert. Ein ehrgeiziger Unternehmer, McConnor, zahlt Czentovic viel Geld, um mit diesem eine Partie spielen zu können und wird von dem Meister kurz und trocken Matt gesetzt. Die sich daran anschließende zweite Partie scheint einen ähnlichen Verlauf zu nehmen, wenn nicht bei einem entscheidenden Zug Dr. B., ein weiterer Passagier, eingegriffen hätte und dadurch die Partie zu einem Remis geführt hätte. Wer ist dieser geheimnisvolle Fremde und wie kann er überredet werden gegen den hochmütigen Schachweltmeister zu spielen?


    ### Meinung ###
    Die Sprache ist gut zu lesen. Als Leser erhalten wir einen Einblick in das interessante und völlig unterschiedliche Leben beider Schachtitanen. Spannend und kurzweilig bis zum Schluss.


    ### Fazit ###
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Das Leben zweier Schachspieler, der inselbegabte Bauer, der schachvergiftete Dr., und ihr spielerisches Aufeinandertreffen. Kurzweilige Lektüre für zwischendurch, die besonders von der trefflichen und bildhaften Sprache getragen wird.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Stefan Zweig: Schachnovelle“ zu „Stefan Zweig - Schachnovelle“ geändert.
  • Ich habe die Novelle gestern in einem Zug durchgelesen - keine Ahnung, zum wievielten Male. Und mit Jahrzehnten Abstand seit dem ersten Lesen, kann ich sagen, dass mir trotz der Kürze des Textes, immer wieder andere Aspekte daran besonders gefallen. Mögen es als Teenager die Themen Schach und der Hunger des Dr. B nach intellektueller Herausforderung (insbesondere Lesen) gewesen sein, so waren es später die Folgen der psychologischen Folter (Traumatisierung) oder auch die gegensätzliche Vita der beiden Schachspieler. Es gibt so einige Merkmale der Geschichte, angefangen vom "einfachen, musterhaften" Aufbau bis zum Vergleich mit Zweigs eigener damaligen Lebenssituation - die Novelle bleibt bislang für mich ein Leben lang spannend.

  • Autor: Stefan Zweig

    Titel: Schachnovelle

    Seiten: 80

    ISBN: 978-3-15-018933-7

    Verlag: Reclam


    Autor:

    Stefan Zweig wurde 1881 in Wien geboren und war ein österreichischer Schriftsteller. Er verfasste Gedichte, Erzählungen und Romane, Theaterstücke und Essays, war überdies als Übersetzer und Herausgeber tätig und schrieb Beiträge für diverse zeitungen und Zeitschriften. Von 1919 an lebte er in Salzburg, welches er nach Hitlers Machtergreifung 1934 verließ. Fünf Jahre später nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. 1940 verließ er Europa entgültig. 1942 nahmen er und seine Frau sich in Petropolis/Brasilien das Leben. Kurz zuvor hatte Zweig das Manuskript "Schachnovelle" an seinen Verleger versendet.


    Inhalt:

    Am Bord eines Passagierdampfers, auf den Weg von New York nach Buenos Aires, wird Schach gespielt. Was als Zeitvertreib wohlhabender Reisender und eines amtierenden Großmeisters beginnt, ruft traumatische Erinnerungen bei Dr. B. an seine Zeit als Gefangener der Gestapo in Wien hervor, zwischen psychischen Abgründen und perfiden Foltermethoden. (abgewandelte Inhaltsangabe)


    Einordnung:

    Die Rezension bezieht sich auf die klassische Reclam-Ausgabe, die die Geschichte um ein erklärendes Nachwort ergänzt.


    Rezension:

    Auf einem Passagierdampfer wird Schach gespielt. Das spiel der Könige erhitzt die Gemüter der Reisenden, nicht zuletzt, da ein kaum nahbarer Großmeister an Bord ist und ruft Erinnerung an vergangene Zeiten wach. Nicht gute sind das, an die Dr. B. denken muss, der sich verschüttet geglaubten Dämonen erwehren muss, als er nach Jahren nun wieder einem Schachspiel beiwohnt, sich ganz dem Schwarz und Weiß der Bewegungen hingibt.


    Wer die Form einer Novelle wählt, spielt im begrenzten Raum, ist sie doch nur eine längere Form der Kurzgeschichte. Diese beherrschte der Schriftsteller Stefan Zweig meisterhaft und zeigte hier ein letztes Mal sein großes Können. Auf einem Passagierdampfer lässt er Reisende aufeinandertreffen, die sich schließlich um ein schwarz-weißes Brett zusammen findet, welches längst vergrabene Erinnerungen wieder an die Oberfläche kehrt. Das Schachspiel ist hier das Dingsymbol, Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, wie auch die Figuren Pole zueinander bilden.


    Der Kampf zwischen Schwarz und Weiß, Gut und Böse, das miteinander Ringen, das strategische Ausspielen und Vorausdenken, bringt Zweig jedoch nicht nur in den Bewegungen der Figuren zum Ausdruck, überträgt sie auch im besonderen auf einem der Hauptprotagonisten, dessen Schweißtropfen auf der Stirn, zitternde Hände man förmlich vor sich sehen kann, bevor die Katastrophe naht.


    Hier kann froh sein, wer die Verfilmungen nicht kennt oder, noch mehr, zu Schulzeiten mit der Lektüre nicht gequält wurde. Unbefangen sollte man an die Novelle herangehen, die sehr kopflastig daherkommt und in die Zweig noch einmal alle Ängste und Befürchtungen hineingepackt hatte, bevor er Suizid begang.


    Noch Monate sollte es dauern, bis mit der Kapitulation der Deutschen in Stalingrad der Zweite Weltkrieg eine Wendung nehmen sollte. Der Schriftsteller, der sich fast sein ganzes Leben lang für den Frieden eingesetzt hatte, hatte vorher schon längst alle Hoffnung verloren.


    Diese Verzweiflung, diesen Schmerz spürt man zwischen jeder einzelnen Zeile, dabei erfährt man auch vieles über die grausamen Methoden der gestapo und was psychische Folter mit Menschen macht. So ist es keine Lektüre, die man eben mal sich zu Gemüte führen sollte. Stefan Zweig verlangt Aufmerksamkeit und Konzentration, lässt sich jedoch, rein vom Schreib- und Erzählstil her, im Gegensatz zu anderen Schrifstellenden seiner Zeit immer noch gut lesen.


    Die Ausarbeitung der wenigen Charaktere ist hier gelungen, besonders der Fokus auf den Hauptprotagonisten, der sich auf einem erzählerischen Monolg konzentriert. Für diese art des Erzählens, die mitunter sehr kopflastig daherkommt, sollte man allerdings offen sein, damit dies funktioniert.

    Der Abschluss indes wirkt nicht ganz so rund. Nun gibt die Form einer Novelle aus Platzgründen nicht unbedingt viel her, der Zustand Stefan Zweigs beim Schreiben muss hier ebenfalls berücksichtigt werden, dennoch ist mir die Geschichte beinahe zu einfach aufgelöst. Während die Beschreibungen, selbst von Partien, hier spannend wie einzelne Krimis wirken, ist die Auflösung recht simpel. Vielleicht kann man es so sehen: Das Schachspiel wird hier zum ersten Mal durchbrochen.