Ulrike Blatter - Vogelfrau

  • Klappentext:
    Ob Kommissar Erich Bloch ahnt, auf welch gefährlichem Terrain sich seine Tochter Eva seit einigen Wochen bewegt? Aber für Privates hatte dieser Vollblutkriminalist noch nie viel Zeit und gerade jetzt hält ihn ein äußerst verworrener Fall in Atem: Professor Hoffmann, ein bekannter Wissenschaftler, der seit Jahren mit archäologischen Sensationsfunden für Schlagzeilen sorgt, wurde ermordet im Archäologischen Landesmuseum Konstanz aufgefunden. Erschlagen mit einer Steinzeitaxt. Der einzige Mordzeuge ist ein Mops - und der schweigt, naturbedingt, hartnäckig.


    Meine Meinung:
    "Das kann ja heiter werden", dachte ich, als ich das erste Kapitel gelesen hatte, denn hier ging es um die Familienprobleme des Kommissars. Dieser hat eine psychisch labile erwachsene Tochter, deren weiterer Lebensweg im Verlauf der Handlung noch eine wichtige Rolle spielen wird, eine Zutat, die mich bei einem Krimi nicht interessiert, zumal ja inzwischen fast jeder Ermittler eine verkorkste Familie im Hintergrund hat. Doch diese Familiengeschichte hielt sich brav im Hintergrund, trotz des Einflusses, die sie auf die Handlung hat. Das Hauptaugenmerk lag auf dem Mord, und hier zieht die Autorin alle Register.


    Im Nachhinein betrachtet, hat Ulrike Blatter sehr viel in ihren 278 Seiten starken Krimi gepackt: den Mord an einem archäologischen Wissenschaftler, Betrug, Magersucht, die Probleme und Lebensumstände von Deutschtürken sowie die Machenschaften eines Pseudo-Indianers, auf dessen Lügen die Tochter des Kommissars hereinfällt. Man erfährt einiges über Okkultismus und Hexenverfolgungen, Suchterkrankungen und vor allem über die Rechtsmedizin. Kein Wunder, denn die Autorin ist vom Fach. Laut Kurzbiographie hat sie Medizin studiert und war mehrere Jahre in der Rechtsmedizin und der Suchtberatung tätig. Sie hat ein gutes Gespür für Menschliches und Zwischenmenschliches, sie legt den Finger auf Animositäten, und es gelingt ihr selbt unwichtigen Personen sehr viel Tiefe zu verleihen. Kommissar Erich Bloch ist kein Superheld, kein unerschütterlicher, hartgesottener Ermittler, sondern ihm gehen die Schicksale seiner Zeugen und Tatverdächtigen nahe. Das macht ihn als Figur sehr sympathisch, man leidet mit ihm, möchte auch mehr über sein Leben erfahren.



    Mir gefiel der Schreibstil, bei dem kein Wort zu viel ist und der auf unnütze Nebensächlichkeiten verzichtet. Die Handlung ist logisch aufgebaut, die Mühsal der Ermittlungen, einschließlich falscher Fährten und Arbeitsalltag, glaubwürdig dargestellt, die Informationen über Geschichte, Archäologie und andere Fachgebiete werden gut dosiert und überfordern einen nicht. Im Gegenteil, über manche Themen hätte ich gerne noch mehr gelesen. Zu meiner Erleichterung verzichtete die Autorin darauf, ihre Figuren Dialekt sprechen zu lassen, so dass der Lesefluß nicht gehemmt wurde.



    Fazit:
    Mit den typischen Regionalkrimis hat dieses Buch nichts zu tun. Dafür bekommt man eine solide ausgearbeitete Krimihandlung mit glaubwürdigen Ermittlungen und dreidimensionalen Charakteren. Klare Leseempfehlung.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!