Nachdem das Thema Rote Armee Fraktion (RAF) in letzter Zeit wieder an Aktualität gewonnen hat, habe ich mir auf dem Flohmarkt dieses Buch gekauft.
Stefan Aust war "Konkret"Redakteur, dann beim SPIEGEL, dessen Geschäftsführer er jetzt ist.
Dieses Buch ist ein journalistisches Buch, er enthält sich jeglicher Parteinahme, listet nur akribisch alles auf, was öffentlich über den Baader-Meinhof-Komplex zugänglich war.
Es beginnt mit Biographien der führenden Personen, beginnt etwas Mitte der 60er Jahre mit den ersten Studentenprotesten. Dieser frühe Beginn soll erklären, wie die AF entstehen konnte, soll aber auch erklären wie der Staat anfangs recht hilflos, später mit Härte auf dieses Proteste reagierte, wie aber auch die Öfentlichkeit stark gespalten war.
Einen großen Raum nimmt im Buch der so genannte Stammheim- Prozess ein. Aust versucht zu vermitteln, wie der Staat mit Rechtsbeugungen, Anwälteausschluss, Haftbedingungen etc. versuchte, einen fairen Prozess zu verhindern.
Das Buch endet mit der Entführung und Ermordung Schleyers und dem Tod der Hauptgefangenen Baader, Ensslin und Raspe.
Trotz der Nüchternheit hat mich dieses Buch doch berührt, ich war ja auch Student damals und es gab in gewissen Kreisen kaum ein anderes Thema als die RAF und alles, was der Staat drumherum aufgebaut bzw. rechtsgebeugt hat.
(Auch unsere WG wurde damals ein paar Tage beobachtet, auch wir hatten einmal Probleme, weil wir das Nummernschild am Auto, das locker war, neu angeschraubt haten) Wir alle hatten das Gefühl, dass der Staat übertreibt, und dass er damit viele Sympatien für die RAF schuf.
Niemand glaubte an die Selbstmordtheorie der Stammheim-Häftlinge (ich glaube sie heute noch nicht).
Stefan Aust gelingt es sehr gut, den Leser in diese Zeit hineinzuversetzen, Bilder tauchen vor dem Auge wieder auf, Szenen aus dem Leben.
Deshalb *****