Der Ramses-Code von Michael Klonovsky

  • Klappentext
    Die wahre Geschichte des Jean-Fran ois Champollion: Der Wettstreit um die Entzifferung der Hieroglyphen. "Ich werde diese Zeichen lesen!" ruft Jean-Fran ois Champollion mit elf Jahren aus, als er zum erstenmal Hieroglyphen sieht. Fortan ist er besessen von diesem Gedanken. Der Stein von Rosette scheint der Schlüssel für eine Entzifferung zu sein: Die Platte mit drei Inschriften in griechischer und demotischer Schrift sowie rätselhaften Hieroglyphen war 1799 gefunden worden. Diese Idee verfolgten allerdings auch andere. Besonders beharrlich arbeitet Thomas Young an dem Problem, einer der letzten Universalgelehrten und ein unkonventioneller Denker. Zwischen dem exzentrischen Engländer und Champollion entbrennt ein erbitterter Wettstreit. Als Young eine Lesart publiziert hat, gilt Champollion als der "Verrückte aus Grenoble", weil er die Entzifferung nicht akzeptiert. Erst Jahre später, 1822, hat er die entscheidende Eingebung. Er r uft triumphierend: "Ich hab's" und fällt in eine fünftägige Ohnmacht. Eines der faszinierendsten Rätsel der Menschheit ist gelöst und der Code zum Verständnis des Alten Ägypten gefunden.


    Über den Autor
    Michael Klonovsky, Jahrgang 1962, lebt als Journalist und Autor von Sachbüchern in München. "Der Ramses-Code" ist sein erster Roman


    Meine Meinung
    Michael Klonovsky ist die Gratwanderung gelungen, einen spannenden Roman um ein an sich trockenes Thema zu schreiben.
    Von Geburt an, die unter merkwürdigen Vorzeichen stand, lernen wir Champollion kennen. Er ist ein Wunderkind, überaus begabt und wissbegierig. Er bringt sich selber lesen bei, und das nicht nur in seiner Muttersprache, sondern auch gleich in exotischen Sprachen. Durch Napoleons Ägypten-Feldzug ist alles Ägyptische gerade En-Vogue, und alle Welt ist fasziniert von dem geheimnisvollen Stein von Rosette. Unter den Forschern entbrennt ein wetteifernder Ehrgeiz, das Rätsel um die geheimnisvollen Hieroglyphen zu lüften. Auch der kleine Champollion ist davon angesteckt. Der Autor führt uns langsam und detaillreich auf seinen weiteren Weg, denn er kommt aus einfachen Verhältnissen und hat nur durch seinen recht erfolgreichen Bruder, der ihn finanziel unterstützt, die Möglichkeit, zuerst in Grenoble und später in Paris zu studieren.


    Wie es manchen Genies eigen ist, ist er nicht besonders umgänglich und in seiner Kopfwelt gefangen. Das läßt ihn bei seinen Lehrern schnell anecken. Zudem sorgen seine Ideen zu den Hieroglyphen für Neid, Spott und auch Sorge, denn die Kirche sieht diese Forschungen gar nicht gerne, stellen sie doch die bis dato gültigen Rechnungen über das Weltalter durch die Bibel in Frage.
    Auch führen die schwierigen Verhältnisse in der Militärregierung unter Napoleon, später dann während der Restauration und Napoleons kurzer Rückkehr zu Problemen.


    Klonovsky hat einen guten Einblick in die Epoche gezeichnet. Politische Wendehälse, Ränke und Mißgunst unter den Forschern, arrogantes Abgetue anderer Meinungen der Gelehrten der Zeit sind glaubhaft dargestellt. Allein dafür ist der Roman schon interessant.


    Die Suche nach der Lösung der Hieroglyphenfrage gerät manchmal etwas in den Hintergrund, obwohl sie zentrales Thema für Champollion und seinen fürsorglichgen Bruder bleibt. Ich fand es jedenfalls spannend, wie Ideen verworfen wurden und wieder aufgegriffen, wie sich die Forscher die seltsamen Zeichen zu erklären suchten. Zum Schluß gibt es sozusagen ein Finale, als Champollion den letzten zündenden Geistesblitz hat und wir als Leser genau wie das staunende Publikum, der Entzifferung beiwohnen dürfen. Das fand ich wirklich spannend geschrieben und auch sehr interessant.


    Insgesamt eine interessante und gute Leseerfahrung. Allerdings sollte man keinen Reißer erwarten, sondern sich bewußt sein, das man sich auf Klonovskys detaillreichen und unhektischen Stil einlassen muß.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • Danke Darcy! Das ist eine sehr schöne Rezension! :thumleft:


    Ich bin schon sehr gespannt darauf, mehr über Jean-Franois Champollion zu erfahren. Alles, was ich bisher weiß, beschränkt sich auf die wenigen Informationen der "Suzanne Frank"-Romane über Chloe und Cheftu. :uups:


    Dieser Missstand war letztendlich der Grund, warum ich den "Ramses-Code" kaufte.


    Nochmals Danke!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Hey Darcy,


    danke für die gute Rezension! Das Buch kommt jetzt wahrscheinlich auf meine Wunschliste.


    Hab allerdings eine Frage die Du mir vielleicht beantworten kannst. Laut Klappentext ist das ja

    Zitat

    Die wahre Geschichte des Jean-Fran ois Champollion

    , aber ist dem wirklich so? Kann man das Buch als Wissenserweiterung sehen? Oder ist das wieder mal ein Buch in dem Wahrheit und Fiktion fließend ineinander übergehen und man am Schluss nicht wirklich weiß, was nun Wirklichkeit und was Dichtung ist?


    LG
    Cehoernchen

    LG,
    Cehoernchen

    A positive attitude may not solve all your problems, but it will annoy enough people to make it worth the effort.
    (Herm Albright 1876 - 1944)

  • Ich bin mit dem Buch fertig und kann kaum noch etwas zu Darcys ausführlicher Rezension hinzufügen.


    Zitat

    Original von Cehoernchen


    Hab allerdings eine Frage die Du mir vielleicht beantworten kannst. Laut Klappentext ist das ja

    , aber ist dem wirklich so? Kann man das Buch als Wissenserweiterung sehen? Oder ist das wieder mal ein Buch in dem Wahrheit und Fiktion fließend ineinander übergehen und man am Schluss nicht wirklich weiß, was nun Wirklichkeit und was Dichtung ist?


    Ich empfinde es durchaus als Wissensbereicherung: große Abschnitte des Romans beschäftigen sich mit der Schriftentzifferung. Hierfür werden sogar Hieroglyphen und demotische Zeichen abgebildet, was das Verständnis auch als Laie fördert. Dies würde ich als seriös werten. Auch die Eckpunkte von Champollions Leben scheinen zu stimmen. Vorsichtig wäre ich bei der Liebesgeschichte, zu der ich nirgends Hinweise finden konnte.


    Neben dem guten Zeitorträt lässt sich der Roman sehr flüssig lesen. Empfehlenswert, um einen Einblick in das Leben von Jean-Francois Champoillion zu gewinnen! :study:

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Über die Hieroglyphenentschlüsseling und somit Champollion habe ich schon einiges gelesen-auch mal eine Dokumentation gesehen.
    Ein authentischer Roman dazu klingt aufregend. Hab mir das Buch mal notiert.
    Gruß Wirbelwind


    :study: Anita Shreve, Die Frau des Piloten

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Danke für die tolle Rezension. Ich weiß bisher auch nicht mehr, als das, was ich in den Romanen von Suzanne Frank gelesen hab. Ich glaube ich werde das Buch gleich mal in meine Wunschliste mit aufnehmen.


    lg Bree