Ignacio Martínez de Pisón: Mein Vater, die Göttin und ich

  • Originaltitel: Carreteras Secundarias (1996)


    Inhalt (Klappentext)
    »Mein Vater war stolz auf die Göttin: ein Citroën DS 19 mit Madrider Kennzeichen, den er gebraucht gekauft hatte. Da die Göttin groß, schwarz und ein ausländisches Fabrikat war, betrachtete mein Vater sie als Wagen der Oberklasse. Ich fand das Auto widerlich.«
    Nicht nur in Sachen Autos sind Vater und Sohn unterschiedlicher Meinung. Auch bei den Themen Frauen, Tattoos, Musik und Hunde kommen sie nicht auf einen Nenner. Gemeinsam mit der Göttin – ihrem einzigen Besitz – sind sie unterwegs im Spanien der 70er Jahre. Ihr Leben ist ein stetes Umziehen von Ort zu Ort, von Frau zu Frau, von Ferienwohnung zu Ferienwohnung, bevorzugt im Winter, wenn die Strände leer und das Wohnen billig ist. Viel zu sagen haben sich der pubertierende Felipe und sein stets in krumme Geschäfte verwickelter Vater nicht. Erst als die beiden plötzlich getrennt werden und Felipe auf einmal ein ganz »normales« Leben bei seinen Verwandten führt, verändert sich sein Blick auf den Vater.


    Autor:
    Ignacio Martínez de Pisón, geboren 1960 in Zaragoza, hat schon zahlreiche Romane veröffentlicht. In Spanien gilt der in Barcelona lebende Autor als einer der wichtigsten zeitgenössischen Romanciers. Bei Hoffmann und Campe erschien bislang sein »Die Zeit der Frauen« (2004). »Mein Vater, die Göttin und ich« wurde bereits zwei Mal fürs Kino verfilmt.


    Meine Meinung:


    Im lockeren Plauderton erzählt uns der Ich-Erzähler Felipe seine Geschichte, immer wieder spricht er die Leser direkt an, die etwas flapsige Ausdrucksweise wirkt authentisch und passt zu einem 15 jährigen.
    Der Roman hat etwas von einer „Road Story“ an sich – obwohl ich mir diesbezüglich ein bisschen mehr erwartet habe. Die Thematik - das ziellose Herumfahren, in den Tag Hineinleben und sich Durchschlagen mit kleinen Gaunereien, diese andere Lebensweise - hat mich angesprochen. Ich liebe ja Road Movies, auch in Buchform (leider ich kenne da aber kaum welche...)
    Im Mittelpunkt steht die Vater-Sohn-Beziehung. Der Vater ist der Typ „liebenswerter Loser“, der Sohn fühlt sich von ihm genervt und schämt sich oft für ihn. Klar, dass im Laufe der Geschichte diese Beziehung bzw. der Junge selbst eine Entwicklung durchmachen und manch Geheimnis aus der Vergangenheit des Vaters enthüllt wird. Manches wirkte dabei auf mich ein bisschen klischeehaft.
    So nebenbei wird auch die gesellschaftliche u. politische Situation im Spanien der 70er Jahre gestreift.


    Fazit: Eine sympathische Lektüre für zwischendurch, ideal für heiße Sommertage.

    Gruß Bibliomana :cat:
    "Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!"

  • Ich hatte mal den Film, aber nie wirklich Lust ihn zu sehen. Das Spanien der 70er Jahre sahen für mich nicht so verlockend aus. Ich wusste damals aber gar nicht, dass der Film auf einer Buchvorlage beruht. Vielleicht hätte ich ihn doch mal anschauen sollen. :scratch:


    Bibliomana:
    Wenn du dich für road novels interessierst, hier ein paar Tipps:
    Jack Kerouac - Unterwegs (der Klassiker des Genres, kennst du aber bestimmt)
    John Steinbeck - Die Reise mit Charley. Auf der Suche nach Amerika
    Ron McLarty - Die unglaubliche Reise des Smithy Ide


    Ansonsten gibt es hier ein paar Listen:
    http://www.webrary.org/rs/flbklists/Road.html
    http://www.hcpl.net/br/road.htm
    http://www.allbookstores.com/F…f_Novels/Road_Novels.html
    http://www.schwartzbooks.com/cgi-bin/category/63521