John Irving - Gottes Werk und Teufels Beitrag / The Cider House Rules

  • Nach Euren Beiträgen bin ich nun doch ziemlich gespannt auf mein erstes Werk von Irving.
    Zur Auswahl hier habe ich aber nur "Gottes Werk und Teufels Beitrag" und "Die vierte Hand". Mal schauen, ob ich Letzteres zur Abwechslung meiner Krimi/Thriller Lektüre dazwischenschiebe.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Aber mit den Zähnen knirsche ich. Und gar nicht unauffällig!! :twisted:


    Aber wenn dann eine Beißschiene erforderlich ist, zahle ich sie nicht! =;


    Jetzt habe ich gerade prominte Irving-Leser gegoogelt und was kommt als Ergebnis? Prominente Boyle-Leser. Und wer wird als erste angeführt? Elke Heidenreich. :lol: (Nebenbei bemerkt: Ich liebe T. C. Boyle!!! *gg*)


    Schreck lass nach, Elke Heidenreich liebt Boyle? Ich glaube aber, ihre Liebe ist inzwischen abgekühlt. Wenn ich mich nicht irre, hat sie sich über Boyle furchtbar aufgeregt, weil er sich bei einer Buchvorstellung angeblich unerzogen und arrogant benommen hat.
    Komisch, Boyle mag ich im Gegensatz zu Irving ganz gern. Seinen Stil würde ich eher schräg als skurril nennen, auch der schwarze Humor ist bei ihm ausgeprägter. Sie schreiben wirklich ganz unterschiedlich. Mir hat nicht jedes Buch von ihm gefallen, aber "Wassermusik", "World's end" und "América" waren sehr unterhaltsam.


    Gruß
    mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Hallo ihr lieben Irving Fans und Ablehner :lol:
    da hab ich ja noch was vor mir, hab einmal Hotel New Hampshire angefangen und nach ca 50 Seiten weggelegt, dann war das Gratisbuch der Stadt Wien (sowas gibt es bei uns jedes Jahr) Lasst die Bären los, was mich auch nicht umgehauen hat und dann verschwand Irving für mich irgendwo in der Versenkung. Aber ich hab doch irgendwo auf diesen vielen Regale Owen Meany stehen, und Gottes Werk und Teufels Beitrag kugelt hier auch irgendwo herum, werd es mir vielleicht in den Urlaub mitnehme und melde mich dann wieder
    Liebe Grüsse Mara

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Aber ich hab doch irgendwo auf diesen vielen Regale Owen Meany stehen, und Gottes Werk und Teufels Beitrag kugelt hier auch irgendwo herum, werd es mir vielleicht in den Urlaub mitnehme und melde mich dann wieder


    Na, da bin ich gespannt. Schönen Urlaub mit Irving und Proust (und vergiss Deinen Mann nicht)!


    Gruß
    mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Zur Auswahl hier habe ich aber nur "Gottes Werk und Teufels Beitrag" und "Die vierte Hand".


    Ich kenne niemanden, der durch "Die vierte Hand" zum Irving-Fan geworden wäre. [-X
    Ich habe es damals als erstes gelesen, weil ich aus der Bücherei seinen kürzesten mitnehmen wollte, um mir einen Eindruck zu verschaffen ehe ich mich an die Wälzer machte. Glücklicherweise hat mir damals jemand mit Ahnung gesagt, ich solle Irving nicht nach diesem Buch beurteilen und weiter dranbleiben, sonst würde ich jetzt wohl mit mofre im Duett maulen. :lol::lol:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Nein, nicht alles von John Irving hat mir gefallen. Und "Die vierte Hand" gehört zu den Negativ-Top-3. Damit anfangen ist vielleicht wirklich keine so gute Idee.


    Meine Einstiegsdroge war "Owen Meany" (und ich werde jetzt nicht schreiben, wie mir das Buch gefallen hat :mrgreen: ) und eine Freundin von mir wurde durch "Garp" infiziert. Ich denke, ein sehr guter Einstieg müßte auch "Gottes Werk und Teufels Beitrag" sein. Nicht "Die wilde Geschichte vom Wassertrinker", nicht "Laßt die Bären los" und nicht "Die vierte Hand"!


    Hiermit melde ich mich ab. Ich düse morgen um 8:00 Uhr nach Wien und von dort weiter nach Samos, wo ich eine Woche mit meinem Schatz, süßem Wein, ohne John Irving, dafür mit Pascal Mercier verbringen werde. :cheers:

  • @ Susannah,
    ich werde Irving über Deine Abwesenheit hinwegtrösten. :P Mercier ist nicht so unterhaltsam, aber auch ein guter Begleiter.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Susannah und Marie: Jetzt würde ich doch gerne wissen, was Ihr von Mercier gelesen habt. "Nachtzug nach Lissabon" hat mir gar nicht gefallen, aber ich hätte auch noch "Perlmanns Schweigen" auf dem SUB.


    Oje, das ist der falsche Thread. :-#


    Hier geht's weiter mit IRVING!!

  • Ich muss zugeben, dass das Buch für mich einige Längen aufgewiesen hat. Von der Grundidee her ist es eine wunderbare Geschichte, wie man ja auch in der Verfilmung mit Tobey Maguire und Charlize Theron erkennen kann.
    Irving hat seinen eigenen Schreibstil, mir gefallen seine Ausdrücke oft überhaupt nicht - sehr gewöhnlich kommt da Einiges daher. Mich überraschte, wie er sein Buch zum Drehbuch umfunktioniert hat dafür einen Oscar bekam - zu Recht, wie ich finde.


  • Ein wirklich gutes Buch. Ich habe allerding erst den Film gesehen, das verfälscht Bücher manchmal, finde ich. Ohne Michael Caines Stimme im Ohr, die den Jungs eine gute Nacht wünscht, wäre das Lesen vielleicht ganz anders gewesen. Aber irre ich mich oder kam das Mädchen, das seit dem Waisenheim hinter Homer her ist (wie war bloß ihr Name?!) im Film nicht vor?

    Mein Blog



    Die Worte waren bereits zu ihr unterwegs, und als sie ankamen, hielt Liesel sie wie Wolken in den Händen und wrang sie aus bis auf den letzten Tropfen.
    (M.Zusak, Die Bücherdiebin)



    „Es kommt auch darauf an, wie wir [die Welt] verstehen, oder nicht? Und wenn wir sie verstehen, fügen wir doch auch etwas hinzu, oder nicht? Und wenn das so ist, ist dann nicht das ganze Leben eine Geschichte?"
    (Y.Martel, Schiffbruch mit Tiger)

  • Mocca: gerade bei "Gottes Werk und Teufels Beitrag" wurde die Handlung im Film sehr vereinfacht, einzelne Handlungsstränge wurden ganz weggelassen, andere verändert. Soweit ich mich erinnere, geht der Film anders aus als das Buch. Den Film fand ich aber trotzdem - auf seine Art - sehr sehenswert. Aber Film und Buch sind in diesem Fall zwei Paar Schuhe.
    Und das Mädchen heißt Melony.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Mocca: gerade bei "Gottes Werk und Teufels Beitrag" wurde die Handlung im Film sehr vereinfacht, einzelne Handlungsstränge wurden ganz weggelassen, andere verändert. Soweit ich mich erinnere, geht der Film anders aus als das Buch. Den Film fand ich aber trotzdem - auf seine Art - sehr sehenswert. Aber Film und Buch sind in diesem Fall zwei Paar Schuhe.

    Allerdings. Der Film stellt die Abtreibungsklinik und das Thema Frauenrechte deutlich weiter in den Vordergrund. Vom Buch kann man das eher weniger behaupten, da ist dies alles zwar auch Thema, aber schlussendlich geht es doch eher um Homer, wie er seinen Weg macht und die Probleme dabei. So zumindest meine Lesart.


    Und ehrlich gesagt bin ich deshalb bei diesem Buch ziemlich ins offene Messer gelaufen. Ja, ich kannte den Film, der wirklich schön und auch verdaulich ist, aber das Buch fand ich einfach hammerhart. Vielleicht nur, weil ich einige der genannten Gedankengänge nur zu gut kannte. Ich muss gestehen, ich fand das Buch ausnehmend gut geschrieben aber genau deshalb traue ich mich nicht mehr an Irving heran :pale: Noch so eine Geschichte wäre wohl eher nichts für meine Nerven.

  • Homer ist anders als die anderen Kinder im St. Cloud's Waisenhaus: Er will nicht weg. Nach vier gescheiterten Adoptionensversuchen erlaubt Dr. Larch ihm daher zu bleiben - unter der Bedingung, dass er im Waisenhaus mit angeschlossener Entbindung- und Abtreibunsstation bei "Gottes Werk", dem Entbinden, und bei "Teufels Beitrag", dem Abtreiben, assisitiert. Doch das ist nur der Beginn von Homers Odyssee....(Klappentext)


    -----------------------------------------


    Dieser Roman enthält so Vieles, dass es fast unmöglich erscheint alles in eine aussagekräftige Rezension zu packen, geschweige denn damit diesem Werk gerecht zu werden.
    Es ist ein moderner Schelmenroman und zugleich eine herrlich altmodische Familiensaga von einem "Vater" wider Willen und seinem "Sohn", der eines Tages in die große Welt hinauszieht, versucht nicht mehr zurückzublicken, um nach langer Reise wieder zurückzukehren. Wenn man so will ein moderner Dickens.
    Diese Geschichte erstreckt sich über das späte 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.


    Irving ist auf jeden Fall Meister darin schwierige und abstoßende Themen direkt anzusprechen, dabei gesellschaftliche Grenzen überschreitet, dieser Gesellschaft den Spiegel vor die Nase hält und dadurch von manchen als geschmacklos und morbide empfunden werden könnte.
    Denn das große Thema dieses Romans ist die Legalisierung von Abtreibungen, Geburtenkontrolle und die Entscheidungsfreiheit der Frau. Eine Thematik, welche heute noch, im 21. Jahrhundert, für Diskussionen sorgt.
    Hier bedient sich Irving einer unverblümten Sprache. Der Leser wohnt mehrmals einer Geburt, sowie einer Abtreibung bei, mit und ohne Komplikationen. Für Zartbesaitete könnten daher so manche Passagen etwas am Magen kratzen. Ich persönlich fand es vom historischen und med. Standpunkt her mehr als nur interessant.
    Das zweite große Thema ist das Erwachsenwerden, seinen Weg in der Welt und somit sich selbst zu finden. Den Weg den jeder von uns beschritten hat und der keineswegs leicht ist.
    Dazwischen tauchen immer wieder Themen wie Alzheimer, häusliche Gewalt, eine Dreiecksbeziehung, Einfluß es 2. Weltkrieges auf die amerikanische Zivilbevölkerung und vieles mehr auf. Schwierige wie traurige Themen. Tja, die Welt und das Leben sind eben kein Ponyhof.


    Man möchte meinen, dass dieses Buch aufgrund des harten Stoffes nicht zu lesen ist, ohne in Depressionen zu verfallen, aber genau hier unterscheidet sich Irving von so vielen Autoren. Genau hier wird die schriftstellerische Kunst sichtbar.
    Der Schreibstil ist keineswegs schwer und drückend, sondern flüssig und angenehm. Der Erzählstil fesselnd und weist, trotz schwerer Kost, immer wieder eine gewisse Situationskomik auf.
    Dieser Roman ist durchzogen mit bissigem und schwarzem Humor und skurrilen Figuren. Ich habe selten so viel gelacht und geschmunzelt wie beim Lesen von diesem Buch. Manchmal mit etwas schlechtem Gewissen, da die Grundsituation alles andere als zu lachen war, aber man kann irgendwie nicht anders.
    Hier wechseln sich Tragik und Komödie gekonnt ab, sodass es für den Leser niemals langweilig oder unterträglich wird, sondern einem sogar noch zum Nachdenken anregt und das mit einem Schmunzeln im Gesicht.
    Dieser Roman enthält ebenso sehr viel Gefühl, Figuren die einem ans Herz wachsen und unglaublich viel Aussagekraft.


    Fazit:
    Ich bin einfach nur begeistert von diesem Werk, welches sehr harten Stoff als Thematik beinhaltet und mich trotzdem in seinen Bann zog.
    Die Mischung aus skurriler Situationskomik und der schweren Thematik, aus flüssig-lockerem Schreibstil und tief gehender Aussagekraft, gefühlvoll und unverblümt, hat mich schlichtweg umgehauen.
    Diese Kombinationen machen diesen Roman zu Recht zu einem modernen Klassiker, den jeder mal gelesen haben sollte. Denn DAS nenne ich schriftstellerische Kunst vom Feinsten.
    Daher gibt es von mir nichts anderes als eine absolute Leseempfehlung.
    Dies war bestimmt nicht mein letzter Irving!

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted:

  • Dies war bestimmt nicht mein letzter Irving!

    :thumleft: gute Idee.


    Ich finde ja seine "alten" Sachen viel besser als die neuen. "Garp und wie er die Welt sah" z. B. oder "Owen Meany", "Witwe für ein Jahr", "Hotel New Hampshire"... :pray::pray::pray:


    Bis "Letzte Nacht in Twisted River". Danach gings meiner Meinung nach bergab. Aber mach dir selbst ein Bild und berichte. Würde mich interessieren, wie es dir mit ihm geht.


  • Ich finde ja seine "alten" Sachen viel besser als die neuen. "Garp und wie er die Welt sah" z. B. oder "Owen Meany", "Witwe für ein Jahr", "Hotel New Hampshire"... :pray::pray::pray:


    Bis "Letzte Nacht in Twisted River". Danach gings meiner Meinung nach bergab. Aber mach dir selbst ein Bild und berichte. Würde mich interessieren, wie es dir mit ihm geht.

    "Letzte Nacht in Twisted River" hat mir ausgesprochen gut gefallen, "In One Person" fand ich auch nicht schlecht. Das Allerneueste kenne ich noch gar nicht.


    Es freut mich auf jeden Fall, dass wir wieder einen Irving-Fan hinzugewonnen haben.

  • "Letzte Nacht in Twisted River" hat mir ausgesprochen gut gefallen,

    Mir auch! Ich meine ja auch, danach gings bergab. "In einer Person" z. B. habe ich nur aus einem Grund fertig gelesen: weil John Irving auf dem Umschlag steht. Ich fand es schrecklich. Aber unbedingt selbst ein Bild machen. Wie man sieht, teilen sich die Meinungen.

    Es freut mich auf jeden Fall, dass wir wieder einen Irving-Fan hinzugewonnen haben.

    Ja, das auf jeden Fall! :thumleft: