Inhalt:
Er kann warten. Jahrelang hat er Hass und Wut in sich aufgestaut. Hat das Wissen intensiviert, dass es niemanden auf der Welt gibt, der ihn schön oder begehrenswert findet. Hat sich damit abgefunden. Scheinbar. Doch nun wird er sie alle bezahlen lassen. Im Dunkeln lauert der Unbekannte Frauen an Bahnübergängen auf. Er überwältigt sie, verschleppt sie tief in den Wald und unter die Erde, hinein in stillgelegte Nazi-Fabriken, die sich kilometerweit unterirdisch erstreckt. Niemand findet sich dort zurecht, fast niemand weiß überhaupt, dass das alte Tunnelsystem noch existiert. Nur er weiß es. Und er kennt sich dort aus.
Die Ermittlungen in dem Fall beginnen mit der Entführung eines jungen Mädchens. Zunächst sieht alles nach einem klassischen Entführungsfall aus: das Mädchen radelte am späten Abend allein mit dem Fahrrad durch den Wald – am Tag darauf findet die Polizei nur noch eben dieses Rad und das Handy des Mädchens, von ihr selbst fehlt jede Spur.
Und während die Soko noch alles tut, um Jasmin zu finden, verschwindet schon wieder eine Frau an einem dunklen Bahnübergang – und Frauke Wendtland ist alles andere als ein naiver Teenager: sie ist eine gestandene Frau und arbeitet seit Jahren als Taxifahrerin. Sie weiß, wie man mit Männern umgeht, die einem zu nahe treten. Aber dieser Täter ist anders…
Nele Karminter und ihr Team ermitteln fieberhaft, denn der Täter scheint unberechenbar, folgt keinem Muster, überfällt keinen bestimmten Frauentyp und hinterlässt auch keine Spuren. Wie sollen sie so jemanden finden? Der Zufall scheint dem Ermittlerteam zunächst zu Hilfe zu kommen, aber dann gerät ein Mitglied des Teams selbst ins Visier des Täters und der Fall spitzt sich immer mehr zu.
Meine Meinung:
Für mich ist „Tief im Wald und unter der Erde“ ein stimmiger Thriller. Die Handlung ist nicht unbedingt neu, aber gut durchdacht, spannend konstruiert und von der letzten Szene einmal abgesehen, die mir zu hollywoodlike war, wirklich sehr gut. Stellenweise habe ich mich doch sehr gegruselt, denn Winkelmann schreckt beim Erzählen wirklich vor nichts zurück.
Besonders hervorzuheben ist die Art, in der Winkelmann erzählt. Zwar ist es absolut nicht neu, dass zwischen verschiedenen Figuren die Perspektive gewechselt wird, aber Winkelmann macht das so, dass man oft zuerst nicht weiß, wessen Perspektive der Autor nun eingenommen hat, und oftmals ist man dann sehr überrascht und geschockt, wenn man dahinter kommt. Das hat mir sehr gut gefallen.
Ich bin sonst ein Fan von den Privatgeschichten der Ermittler, aber das ist bei diesem Thriller meiner Meinung nach der Minuspunkt: Nele Karminters Beziehung zu ihrer Arbeitskollegin Anouschka wird an manchen Stellen zu stark problematisiert, die Tatsache, dass die beiden lesbisch sind, steht immer wieder im Vordergrund, anstatt dass Winkelmann mal auf andere Aspekte ihrer Beziehung eingehen würde. Das war mir an einigen Stellen einfach zu viel und vor allem unnötig.
Insgesamt ist „Tief im Wald und unter der Erde“ aber ein sehr gelungener Thriller, den ich gern gelesen habe.