Ruth Rendell - Der Sonderling

  • Vorweg gesagt, ein fantastisches Buch!
    Das Buch erzählt eigentlich drei Geschichten: die Geschichte von Francine, die miterleben musste, wie ihre Mutter ermordet wird und die von ihrem Vater neben der Leiche ihrer Mutter aufgefunden wird. Nach 6 Monaten, in denen sie kein Wort gesprochen hat, kommt sie in psychologische Behandlung, ihr Vater heiratet dann letztendlich die Psychologin, die Francine ihr Leben lang als Patientin und nicht als (Stief)tochter behandelt.


    Die Geschichte von Teddy, der verwahrlost aufwächst, mit trinkenden und asozialen Eltern, die sich nie um ihren Jungen kümmern, der aber trotzdem oder deshalb ein ungewöhnliches ästhetisches Gespür entwickelt und Kunstschreiner wird.


    Die Geschichte von Harriet, die als Groupie eines Popstars lebt, dann aber vor die Tür gesetzt wird und mit viel Glück einen reichen alten Kerl trifft, der sie dann heiratet. Da das mit dem Sex aber nicht so klappt, holt sie sich ab und an junge Handwerker, mit denen sie dann schläft.


    Rendell erzählt diese Geschichten in sich immer enger zusammenziehenden Kreisen, so dass die letztendlich Protagonisten aufeinander treffen, immer durch Zufälle.


    Natürlich geschehen auch Morde, aber die will ich hier nicht verraten und Teddy wird seine Ästhetik und seine Penibilität zum Verhängnis.


    Der Stil ist sehr abwechslungsreich, mal erinnert er an Ingrid Noll mit sehr trockenem schwarzem Humor, manchmal schreibt sie sehr sekundengenau, manchmal gibt es Zeitsprünge über Jahre.


    Wirklich sehr zu empfehlen! Fünf *


    EnglischesOriginal: "A Sight for Sore Eyes"

  • Danke fuer die interessante Vorstellung, morse! Das Buch ist so gut wie gekauft! Ich habe Ruth Rendell immer gern gelesen. Es ist schon bewundernswert, dass sie als "Vielschreiberin" immer ihr Niveau gehalten hat. Sie ist und bleibt eine der Besten! Gruss Monika

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Ah - noch mehr Rendell-Fans hier, toll!


    Viele Rendell-Bücher habe ich zweimal lesen müssen, dieses gehört dazu. Was mir immer wieder an dieser Autorin gefällt, ist die Art, wie sie die Lebensperspektiven komplett Verrückter (in meinen Augen ist Teddy ein solcher) wiedergibt. Die immanente Logik, mit der sich ihre Irren verhalten, rückt Rendells Romane in die Nähe von P. Highsmith, die für mich in dieser Beziehung die Größte ist.


    Manchmal gelingen ihr auch ausgesprochen skurrile Szenen ... der Tod von Teddys Onkel Keith und Teddys obsessive Untersuchungen des "Edsel" zählen dazu. Gruselig mit leicht komischen Untertönen.


    lG Zefira, die gleich mal gucken geht, ob hier noch mehr Rendell rezensiert wurde ...

  • Zitat

    Original von Zefira


    lG Zefira, die gleich mal gucken geht, ob hier noch mehr Rendell rezensiert wurde ...


    jede Menge :wink: