Emile Zola - Der Totschläger (L'Assommoir 1877)
Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem zweiten Kaiserreich.
Ältere Übersetzungen sind auch unter dem Titel "Die Schnapsbude" erschienen.
Kurzbeschreibung
Mit diesem Roman über die Wäscherin Gervaise gelang Zola der große Durchbruch. Zum ersten Mal in der Geschichte der Literatur stand eine Arbeiterfrau im Mittelpunkt des Geschehens, wurden Sorgen und Nöte des einfachen Volkes thematisiert und die rauhen Lebensbedingungen des unteren Milieus der Pariser Gesellschaft mit schonungsloser Genauigkeit dargestellt.
Meine Meinung
Ich habe dieses Buch vor einigen Jahren schon einmal gelesen - aber nachdem ich jetzt alle Bücher der Rougon-Macquarts lese, habe ich dieses Buch nun zum zweitenmal gelesen. Auch diesmal haben mich die Beschreibungen erschüttert. Die Hauptperson ist die junge Wäscherin Gervaise Macquart, die von ihrem Liebhaber Lantier verlassen wird. Bettelarm versucht sie sich und ihre beiden Söhne Claude und Etienne durchzubringen. Sie lernt den Arbeiter Coupeau kennen, die beiden heiraten, bekommen eine Tochter - Nana. Am Anfang geht alles gut, beide sind fleissig, arbeiten hart, bald kann Gervaise ein eigenes Geschäft eröffnen. Dann erleidet ihr Mann einen Arbeitsunfall, er stürzt vom Dach. Auch nachdem er langsam gesund wird, faulenzt er lieber, treibt sich im Viertel rum - und mit seinen Saufkumpanen in den Kneipen. Gervaise versucht am Anfang, alles zu überspielen, aber irgendwann geht das nicht mehr. Langsam läßt auch sich immer mehr gehen. Zola verwendet hier eine sehr drastische Sprache, gerade zum Ende des Buches hin. "Schlampe" ist ein fast schon normaler Ausdruck - und gestorben wird auch, sondern man "kratzt ab". Gervaise sinkt immer tiefer:
Als Lantier zurückkehrt und sich bei dem Paar einnistet, führen sie eine Ehe zu dritt. Lantier und ihr Mann verbünden sich gemeinsam gegen Gervaise, die auf einmal zwei Kerle durchfüttern muss. Sie wird schließlich ebenso alkoholsüchtig wie ihr Mann und geht auf den Strich.
Von mir bekommt dieses großartige Werk . Ich freue mich schon auf die Bücher, in denen es um die Kinder von Gervaise geht: "Das Werk" (Claude Lantier), "Germinal" (Etienne Lantier) und "Nana"
Zum Autor (Projekt Gutenberg)
Emile Zola wurde am 2.4.1840 in Paris geboren. Sein italienischer Vater war Ingenieur, die Mutter war gebürtige Französin. Der Vater starb 1847. 1843-1858 lebte er in Aix-en-Provence. Die Mutter zog Ende 1857 nach Paris und ließ Emile im Februar 1858 nachkommen. Dort bestand er nicht das Abitur im Lycée Louis-le-Grand und arbeitete zuerst als Schreiber beim Hafenzoll, dann als freier Journalist. 1862 bekam er eine Anstellung im Verlagshaus Hachette, das er nach dem Erfolg seiner ersten beiden Bücher wieder verließ. 1898 setzte er sich mit einem Brief für die Unschuld von Dreyfus ein ( J'accuse) und wurde zu Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt, konnte jedoch nach England entfliehen. 1899 kehrte er nach einer Amnestie zurück. Zola starb am 29.9.1902 in Paris.