Hans Fallada - Kleiner Mann - was nun ?

  • Hans Fallada: Kleiner Mann - was nun ?



    Inhaltsbeschreibung bei Amazon herauskopiert:
    Warmherzig und voller Dramatik erzählt dieser Eheroman von einem kleinen Angestellten und seinem >Lämmchen<, einer Frau von beherzter Lebenskraft, die im Kampf gegen eine unfriedliche Welt, Mißgunst und wirtschaftliche Not ihr zärtlich-idyllisches Glück behaupten.


    Meine Meinung:
    Mal wieder eine Milleustudie in der Fallada sich vor allem den Sorgen und Nöten des Kleinbürgers in den wechselvollen Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg gewidmet hat.
    Die Liebe der beiden jung verheirateten wird auf manch harte Probe gestellt. Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger schweben wie ein Damoklesschwert über den beiden.
    Die Handlung spielt in den zwanziger Jahren, kurz nach der Inflation, Rekordarbeitslosigkeit und Hungerlöhne treiben die Kleinen Leute an den äussersten Rand des Existenzminimums.
    Doch die starke Liebe zwischen den beiden Hauptpersonen des Romanes, sowie die Geburt des gemeinsamen Sohnes Horst, der aber nur "Murkel" genannt wird schweisst die beiden zusammen.
    Eine schöne Geschichte, wie immer wunderbar erzählt von Hans Fallada.
    Ein Tip für alle die sich für das Deutschland der Weimarer Republik interessieren.

  • Ich habe das Buch vor vielen Jahren gelesen, kann mich allerdings nur noch an den groben Inhalt erinnern. Ich weiß allerdings, dass ich nur 1 Tag für das Buch benötigte, so sehr hat mich Fallada mitreißen können. Danke, Leserausch, dass Du es mir wieder in Erinnerung gerufen hast :thumleft:!

  • Berlin, Anfang der 1930 Jahre: Johannes Pinneberg begleitet sein "Lämmchen" zum Frauenarzt. Da soll es eine neue Möglichkeit zur Empfängnisverhütung geben...aber zu spät: Lämmchen ist schon schwanger. Und das, wo die beiden doch eigentlich kein Geld haben.


    Die beiden heiraten und versuchen, das beste daraus zu machen. Aber das Geld ist knapp, Deutschland leidet unter der Weltwirtschaftskrise und kein Arbeitsplatz ist sicher. Ich empfand Lämmchen als die stärkere der beiden Personen. Sie ist diejenige, die ihr "Jungchen" immer wieder aufbaut, die ihm Mut macht.


    Pinneberg dagegen fühlt sich am Anfang des Buches eher als etwas besseres, vor allem besser als die Familie seines Lämmchen. Immerhin ist er Verkäufer, ein Angestellter, während Lämmchens Vater und Bruder einfache Arbeiter sind.


    Langsam beginnt für die Pinnebergs der soziale Abstieg. Nach der Kündigung können sie noch kurze Zeit von Ersparnissen leben, auch findet das Jungchen neue Arbeit. Aber die Zeiten sind einfach zu unsicher.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Das Ehepaar ist so richtig schön warmherzig geschildert und man merkt bei allen Problemen, die sie haben, das sie sich lieben. :applause:

  • Inhalt:


    Das frisch verheiratete Paar Hans und Emma Pinneberg finden sich bei einem bekannten Frauenarzt ein, um sich über das Thema der Verhütung informieren zu lassen. Doch es ist bereits zu spät. Emma, genannt Lämmchen, ist schwanger. Das stellt die jungen Leute vor erhebliche Probleme. Der 23 jährige Hans arbeitet als Buchhalter in einem Dünger- und Futtermittelbetrieb und verdient nicht genug, um einen eigenen Haushalt mit Familie zu gründen. Dennoch gibt es nun keine andere Wahl mehr. Hans stellt sich Lämmchens Eltern vor die beiden planen ihre gemeinsame Zukunft.
    Die ersten Wochen ihres Ehelebens verbringen sie in einem möblierten Zimmer in Ducherow, wo Pinneberg arbeitet. Doch Lämmchen ist da nicht wirklich glücklich mit der Wohnsituation und als ihr Hans seine Stelle verliert, sieht sich das junge Paar gezwungen, das Angebot von Pinnebergs Mutter anzunehmen, bei ihr in Berlin zu wohnen. Sie hat für Hans auch eine Stelle im renommierten Bekleidungsgeschäft Mandel in Aussicht. Doch bei der guten Mia Pinneberg ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat und schon bald steht ein weiterer Umzug an.



    Meine Meinung:


    Im Roman „Kleiner Mann – Was nun?“ beschreibt Fallada das alltägliche Leben eines typischen „Kleinen Mannes“. Pinneberg gehört als Angestellter zu einer Gruppe Menschen, die zwischen dem Bürgertum und der Arbeiterschaft steht. Die Arbeiter sind zu der Zeit eher besser angesehen als die Angestellten und sind in den Gewerkschaften besser organisiert.
    So kann sich Pinneberg auch nicht wehren, als ihm in der Futtermittelfirma gekündigt wird.


    In Berlin arbeitet Pinneberg als Verkäufer von Herrenkonfektion im bekannten Bekleidungsgeschäft Mandel. Kaum hat er so langsam Fuß gefasst, wird ein „Organisator“ eingestellt, der sehr hohe Anforderungen an die Verkäufer stellt und alles wegrationiert, was nur möglich ist. Fallada erzählt sehr anschaulich von den Intrigen und Ränkespielen im Betrieb und schafft es, die Stimmung in Berlin kurz nach der Weltwirtschaftskrise unaufdringlich und dennoch sehr eindrücklich zu vermitteln. Der Inhaber der Firma Mandel ist jüdisch. Deshalb bleibt die Politik - der in der Stadt langsam aufkeimende Nationalsozialismus, der sich gegen die Kommunisten wendet – im beruflichen Leben von Hans draußen. Hin und wieder äußern Kunden einen gewissen Unmut, bei einem Juden einzukaufen.


    Lämmchen ist anfangs noch sehr naiv und hat auch eine Tendenz zur Unzufriedenheit. Wiederholt stiftet sie ihren Hans an, sich zu wehren, was aber erhebliche Probleme verursacht. Dennoch ist es Lämmchen, die Hans immer wieder Mut macht und die an der Situation wächst. Je schlechter es um den „Kleinen Mann“ bestellt ist, desto mehr ergreift Lämmchen die Initiative und nimmt die Geschicke der kleinen Familie in die Hand.


    Die Zeit schont Pinneberg leider nicht. Schon bald steht er in den Reihen der Arbeitslosen und muss sich erneut nach einer billigeren Bleibe umsehen. Mit ihrem inzwischen geborenen Kind, dem Murkel, finden die junge Familie Unterschlupf in einer Laube. Während Pinneberg unter der Arbeitslosigkeit leidet wird Lämmchen immer stärker. Sie stützt ihn und schafft es, durch Näharbeiten ein paar Mark zur Arbeitslosenstütze hinzu zu verdienen. Sehr interessant fand ich immer wieder die Überlegungen von Hans und Emma, wie viel Geld sie wofür ausgeben. Die Relationen haben sich im Vergleich zu heute zwar verändert, aber das dauernde Rechnen ist mir bekannt vorgekommen.


    Wenn man die Beschreibungen von Hans und Emma am Ende des Buches vergleicht mit denjenigen zu Beginn, als sie die teure private Arztpraxis aufsuchen, wird der soziale Abstieg besonders deutlich, den sie in den etwa 2 Jahren, in denen der Roman spielt durchleben. Am Ende trägt Pinneberg einen zerschlissenen Mantel mit teerbeschmutzter Hose. Als er zuletzt den Schlips abnimmt, weil dieser nicht mehr zu seinem Äußeren passt, hat er kapituliert. Aber Emma und der kleine „Murkel“ brauchen ihn und somit geht das Leben weiter.


    Obwohl dieser Roman nicht gerade spannend ist und der Inhalt eigentlich auch überschaubar, habe ich ihn innerhalb weniger Tage durchgelesen. Ich habe mich sehr schnell an die Anfangs eher ungewohnte Sprache gewöhnt und konnte das sehr flüssig lesen. Fallada erwähnt nur wenige konkrete historische Ereignisse oder Personen und verschafft dem Leser praktisch im Vorbeigehen anhand eines Einzelschicksals sehr viel Einsicht in die Gefühlswelt und die Alltagsprobleme einfacher Menschen zu einer sehr schweren Zeit.



    Mein Fazit:


    Dieses Buch hat es geschafft, mich auch auf der Gefühlsebene anzusprechen, was gerade bei Liebesromanen relativ selten ist. Ich kann den Roman guten Gewissens sowohl Liebhabern historischer Literatur als auch Lesern von Liebesromanen empfehlen.


    Das ist bestimmt nicht mein letztes Buch von Fallada. Ich vergebe 5 :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • Ein Buch erschienen 1932 bei seinem Verlags-Freund Ernst Rowohlt. Es wird die Geschichte eines jungen Paares in der Zeit zwischen 1930 und 1932 in der Weimarer Republik erzählt. Die Auswirkungen des Zusammenbruchs der Börse 1929 und deren Folgen für die einfache Bevölkerung nicht nur in den USA.
    Alles kommt einen irgendwie bekannt vor und das kleine Schicksal dieser Familie zeigt sehr schön, das sich eigentlich nichts wirklich verändert hat.
    Den Schreibstil finde ich sehr schön und die vielen kleinen witzigen Passagen nehmen dem Buch etwas die Traurigkeit die sich hinter dieser Geschichte verbirgt.

    Philip K. Dick - Und jenseits - das Wobb

    Sven Hedin - Transhimalaya Teil I

  • Kleiner Mann – was nun?: Roman. Erstmals in der Originalfassung

    Gebundene Ausgabe: 557 Seiten

    Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 4 (17. Juni 2016)


    Ich habe das Buch in der Originalfassung gelesen, die seit Sommer erstmals unzensiert und so ein Viertel dicker ist als bisher.
    Beim Lesen kann man sich schon die ein oder andere Stelle denken, die damals nicht gewollt war.
    Sein Nazi-Kollege bei seiner ersten Arbeitstelle, der vom Stellenabbau verschohnt bleibt, weil der Chef Angst hat, Schwierigkeiten zu bekommen. (Zensiert war sein Nazi Kollege ein "Torwart mit Schlägerneigung".)
    Auch im Verlauf des Buches geht es um differenzierte politische Ansichten der Figuren, die vorher wohl alle gestrichen waren.


    Ein weiterer großer Teil machten die Beschreibungen der Nachtclubszenen von Berlin aus. Pinnebergs Mutter und sein Stiefvater bewegen sich in dem subkulturellem Milieu. An einem Abend nimmt der Stiefvater Pinneberg und seine Frau mit in diverse Bars. Hier sieht man eindrucksvoll, wie man sich zu damaligen Zeiten, in einschlägigen Lokalen, amüsiert hat und wo die finaziellen Unterschiede lagen. Also von der einfachen Bar, mit spärlich bekleideten Mädchen bis hin zu Edelhuren, wie man wohl heute sagen würde. Dabei ist (aus heutiger Sicht betrachtet) die Sprache nie derb oder anstößig. Er beschreibt die Dinge sensibel und zurückhaltend, überlässt es dem Leser, seine Schlüsse zu ziehen.


    Am Ende des Buches wird auf 57 Seiten die Arbeit beschrieben, wie die Orginalfassung wieder hergestellt wurde, wie das Buch damals entstand, was zensiert wurde.
    Zitat: "Was für Lämmchen zutrifft, das gilt auch für Pinneberg. Es gibt zahlreiche Stellen, an denen im Orginalmanuskipt sein Denken und Fühlen, seine Vorstellung von der Ehe oder seine politischen und moralischen Auffassungen deutlich erkennbar werden. "
    Lämmchen ist unsenziert deutlich selbstbewusster, aber auch die Nebenfiguren erfahren im Orginalmanuskript eine klare Vertiefung.
    Ebenso wurden Stellen gestrichen, in denen Bezug genommen wurde auf Robinson Crusoe, Charlie Chaplin, Goethe, Wilhelm Busch und dem Prinzen von Wales.



    Meine Meinung:
    Ich fand das Buch großartig!
    Ich mochte die Sprache sehr. Ich fand den Werdegang von Pinneberg sehr eindrücklich beschrieben. Vom Angestellen, der Lämmchens Arztbesuch privat bezahlte, bis hin zum Arbeitslosem, der von einem Polizisten weggejagt wird, weil er so ärmlich aussieht. Ich konnte mich, so gut wie selten, in die Figuren hineinversetzen. Die Traurigkeit, die Sorge, aber auch Lämmchens unerschütterlicher Optimismus.
    Beeindruckt hat mich, wie sehr Pinneberg zu seiner Frau hält. Das wird besonders auch an der Stelle deutlich, als sie wegen der Geburt im Krankenhaus liegt. Er behandelt seine Frau als gleichberechtigte Partnerin. Das dies damals nicht üblich war, machen die anderen neu gewordenen Väter deutlich.
    Fallada thematisiert nicht nur die Nachtclubszene, auch Homosexualität spielt eine Rolle. Gedanken um Treue und Untreue, um menschliche Hemmungen und um Lust.
    Eine Geschichte mit viel Tiefe, differenzierten Themen und Personen.
    Absolut empfehlenswert. Von mir bekommt das Buch 5 Sterne und gehört zu den Top 10 in diesem Jahr. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 1930: Pinneberg und Lämmchen sind noch nicht lange zusammen, als Lämmchen schwanger wird, es folgt die Hochzeit und das Zusammenziehen und eine ganze Reihe neuer Probleme, denn Pinnebergs Gehalt reicht kaum für zwei und seine Arbeitsstelle ist alles andere als sicher.


    Erstmals ist Falladas Roman nun so erschienen, wie der Autor ihn zunächst geschrieben hatte, in einem Nachwort erfährt man mehr darüber. Ich kenne die gekürzte Fassung nicht und finde die Ursprungsfassung gut wie sie ist, Längen oder Kürzenswertes habe ich nicht feststellen können.


    Fallada hatte ein gutes Auge für die Probleme der Zeit, lässt seine Protagonisten allerhand durchmachen, als junges Ehepaar bzw. junge Eltern, bei der Wohnungssuche, dem Auskommen mit den vorhandenen Geldmitteln, Angst vor Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von den Arbeitgebern, alles wirkt authentisch und manches fast aktuell. Auch das Figurenensemble überzeugt, Lämmchens Arbeiterfamilie mit entsprechender Gesinnung, Pinnebergs halbseidene Mutter und ihr zwielichtiger Lebensgefährte, die Kollegen und Vorgesetzten Pinnebergs …, hier trifft man auf viele damals anzutreffende Menschentypen.


    Fallada erzählt ausführlich, treffend und mit viel Humor, die Geschichte ist oft bedrückend, manchmal aber auch hoffnungsvoll, sie lässt sich wunderbar flüssig lesen und unterhält, trotz des deprimierenden Hintergrunds, gut. Der Roman ist ein Zeitzeugnis mit Zeitkolorit und viel Authentizität. '


    In einem Nachwort des Literaturwissenschaftlers Carsten Gansel, der an der Wiederentdeckung der Originalfassung beteiligt war, erfährt man einiges über das Leben des Autors und die Entstehung des Romans, ich habe es mit großem Interesse gelesen.


    Insgesamt kann ich den Roman (in seiner Originalfassung) uneingeschränkt empfehlen, er gehört zu den Werken, die man gelesen haben sollte. Für mich wird es nicht das letzte Werk Falladas gewesen sein.

  • Besonders bemerkenswert fand ich, wie leicht, luftig und humorvoll so ein recht deprimierendes Thema (der soziale Abstieg) behandelt wird. Außerdem spürt man immer die Sympathie Falladas für seine Hauptfiguren. Sehr schönes Buch.

    Mehr Stoff vom Stoff gibts auf www.stoffworks.com


    "Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bilde etwas, was in uns selber sitzt.
    Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf."
    (Hermann Hesse: Demian)

  • Ab und an lese ich immer mal wieder gerne Klassiker und
    als ich diese Ausgabe mit original Text ungekürzt fand, musste der DHL-Bote
    unbedingt mal wieder bei mir klingeln.

    Der Inhalt war mir gar nicht bekannt, den bei Klassikern schaue ich eher nach Autoren, was ich sonst so gut wie gar nicht mache.

    Der Klappentext hat dann mein Interesse geweckt und habe dann spontan zugegriffen. Endlich auch mal wieder ein schönes Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen zum angenehmen Preis!

    Das war so toll, dies Buch in den Händen zu halten, aber genau so toll fand ich die Geschichte


    Das Buch ist aufgeteilt in:

    Vorspiel – Die Sorglosen (3 Kapitel)

    Erster Teil – Die kleine Stadt (12 Kapitel)

    Zweiter Teil – Berlin (30 Kapitel)

    Nachspiel – Alles geht weiter (6 Kapitel)

    Anhang / Quellennachweis und Erklärungen zu dieser Ausgabe.


    Vom Klappentext her könnte man meinen, dass es eine Geschichte ist, die um das (Über)Leben in Krisenzeiten ist und von daher eine düstere Stimmung hat. Hat es aber nicht!

    Das „Vorspiel“ ist ziemlich kurz und da kann man schon sehen wie „einfach und naiv“ Lämmchen und Pinneberg sind. Was ich aber überhaupt NICHT abwertend meine! Im Gegenteil, manchmal könnte man sich von den Beiden eine Scheibe abschneiden.

    - Egal was passiert und wie das Leben auch kommt, man muss nehmen wie es ist und das Beste daraus machen. -

    Ab dem ersten Teil nimmt man dann so richtig am Leben der Beiden Teil. Sie wollen mit den wenigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, ihr Leben zu zweit und ihre erste gemeinsame Wohnung einrichten. Pinnebergs Arbeit ist nicht so leicht, nicht gut bezahlt und die Kollegen sind auch nicht das Gelbe vom Ei, erst Recht nicht der Chef. In der kleinen möblierten Wohnung fühlt sich Lämmchen auch nicht richtig wohl, aber sie macht das Beste daraus und liebt ihren Pinneberg über alles.

    Lämmchen ist es auch, die dafür sorgt, dass sie nach Berlin zu seiner Mutter ziehen, wo das Leben besser werden soll. Leider läuft das auch nicht alles wie erhofft, aber irgendwann haben sie dann auch eine kleine, unkonventionelle Wohnung, wenn diese auch nicht ganz so legal ist. Lämmchen: „Aber es wird schon.“

    Pinneberg hat dann auch eine Arbeit als Konfektionsverkäufer in einem gar nicht mal kleinem Warenhaus bekommen. Als dann auch endlich der kleine „Murkel“ zur Welt kommt, kann es perfekter nicht sein und es wird geplant, wie es noch besser werden kann. Doch leider ist die Realität doch nicht so perfekt.

    Im Warenhaus spitzt sich die Lage auch immer mehr zu. Die Rede ist von Einsparungen, Quotenverkäufe und einige Kollegen sind eben auch keine.

    Wird die kleine Familie ihr Einkommen behalten können, kommen sie aus dieser eigentlichen illegalen Wohnung jemals raus – und wenn ja, wo werden sie dann wohnen?

    Kann Pinneberg seine Anstellung behalten – oder werden die Zeiten noch schlechter?

    Die Fragen wird euch das Buch in den Kapiteln zweiter Teil und Nachspiel beantworten!


    Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich mir schon seine anderen Bücher von Hans Fallada (Rudolf Ditzen) rausgesucht und auf meine WuLi gesetzt habe. Mir gefällt die Leichtigkeit der beiden, wie sie allen Umständen zum Trotz und deren Sorgen doch immer wieder weiterkommen.

    Der Schreibstil ist leicht, flüssig und gut verständlich, ohne groß zu „Berlinern“. Es ist die einfache Sprache des kleinen Mannes in der der Bevölkerung und auch wenn es den einen oder anderen berlinerischen Ausdruck hat, so macht es den Charm der damaligen Zeit aus und bleibt trotzdem verständlich. In der Geschichte wechseln sich der Erzähler mit Pinneberg Lämmchen und den anderen Personen ab. Also trotz dass es eine erzählte Geschichte ist, kommt viel wörtliche Rede zwischen den einzelnen Figuren vor, was die Geschichte sehr lebendig und voller Leben hält. Auch nimmt man an die Gedanken von Lämmchen und Pinneberg immer Teil, so dass es eine nie langweilig werdende Geschichte von Anfang bis Ende ist.


    Einige Zitate, bei denen ich schmunzeln musste und die die Naivität der beiden ein wenig einfängt:

    Das erste Essen, welches Lämmchen in der ersten Wohnung kocht ist eine Erbsensuppe – aber sie schmeckt einfach nicht…

    Zitat

    „Acht Liter – und ein halbes Pfund Erbsen. Ich glaube Lämmchen“, sagt er geheimnisvoll, „es liegt an dem Wasser. Das Wasser ist zu dünn.“

    [Seite 89]

    Es kommen Kunden in Pinnebergs Abteilung, inklusive:


    Zitat

    Eine Dame mit stark vorgebautem Meiereigelände […]

    [Seite 180]


    Und jetzt dürft ihr raten was ein „Meiereigelände“ ist! 😂


    Im Anhang werden dann ausführlich die ganzen Umständen erklärt und begründet, wie es zu den Einkürzungen und gestrichenen Textteilen gekommen ist. Auch über Fallada selbst erfährt man hier noch eine Menge. Hier hat mir auch der Anhang in allen Einzelteilen sehr gut gefallen und ich hab selbst den mit Interesse gelesen, was auch nur selten bei mir vorkommt.

    Auch wenn mir das Buch von Anfang bis Ende gefallen hat, so waren doch Situationen da, die mich ein wenig aus der heutigen Sicht geärgert bzw. aufgewühlt haben.

    Ja ich bin auch Mama, auch wenn mein Sohnemann inzwischen 22 Jahre ist, ich nie eine Helikoptermama gewesen bin und ich weiß, dass das damals so ist– aber trotzdem, ich wollte sie schütteln! 😒 Und dann die damalige Einstellung der Firmen…. Gut das sich DIESE Zeiten geändert haben!


    Mein Fazit: Ein Buch das mich berührt und zum Schmunzeln gebracht hat, aber auch zum Nachdenken. Mit Leichtigkeit geschrieben, aber mit Tiefgang und starken Figuren.

    Ein Buch, das mich voll und ganz unterhalten hat.

    Von mir eine klare Leseempfehlung und ich bin schon auf weitere Geschichten von Hans Fallada gespant!

    Gegensätze ziehen sich an - ich bin voller Gegensätze und komme somit auch mit (fast) allen gut aus :-,

    ****

    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste."

    - Heinrich Heine -


    Bin dann mal :study:


    Suhanis Bücherblog