Beiträge von Mach das Licht aus!

    Dieser Teil ist durchaus von Nöten gewesen, sehr sogar - für mich gibt es nichts Öderes, als eine fantastische Welt ohne Tiefgang oder Details.
    Wenn ich mich auf einen Fantasyroman wirklich einlassen möchte, dann brauche ich diese Details und was diese angeht, kenne ich keine andere Buchreihe, die eine auch nur annähernd zu vergleichende, homogene und liebevoll ausgearbeitete und durchdachte Welt erschaffen hat. Das macht den Herrn der Ringe, sowie die weiteren Romane Tolkiens zu diesem Szenario für mich so besonders.



    Mir geht es wie dir, Eol. Auch ich erwarte einfach, dass gerade in der Fantastik die Welt mit den nötigen Details ausgeschmückt wird. Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass eine gute Fantasy-Geschichte nicht auskommt ohne Realismus. Die meisten schlechten Geschichten leiden doch arg darunter, dass stets Zauber und Hexerei über das Geschehen einherbrechen, ohne dass der Leser hier versteht, warum. Es geht nicht um physikalische Abhandlungen, es geht um eine schlüssig dargelegte Andeutung der Möglichkeit dessen.


    Gerade diesen Umstand finde ich bei Tolkien schier atemberaubend. Es wimmelt zwar vor den komischsten Kreaturen, aber keine fällt einfach vom Himmel. Man nehme hier stellvertretend Gollum; die Beschreibung, wie er wurde, was er ist. Eine solch gründlich vorgestellte Figur beginnt im Kopfkino des Lesers zu leben. Wer eine Fabelwelt erfindet, muss sie beschreiben, da der Leser sonst die Lücken mit seinen Erfahrungen aus seiner realen Welt füllt.


    Was den leidlichen Anfang der "Gefährten" betrifft:
    Es ist eine kleine, heile Hobbitwelt. Mit Pfeiffenkraut, Festen und nervigen Verwandten. Es macht nicht "peng, Sauron steht vor der Tür". Nein, die Hobbits gehen vergnügt los, mit Abenteuerlust beginnen sie ihre Reise. Erst nach und nach wird ihnen gewahr, dass sie immer tiefer in eine Sache geraten, die die Geschicke der ganzen Welt ändern werden. Das ist literarisch meisterlich. Hier durfte Tolkien nicht anders, als langsam zu beginnen. Man nehme nur die Hatz der Filme: Fest, Ring, Bree, Wetterspitze, Bruchtal, Moria usw. Ein atemloses Tappern von Gefahr zu Gefahr. Die Filme bauen auf fulminante Bilder. Das Buch will eine Geschichte erzählen - das ist ein großer Unterschied!


    Beachten muss man beim HdR auch, dass Tolkien mit seiner Mittelerde keine echten literarischen Vorbilder hatte; sieht man von Alice im Wunderland und ein paar anderen mal ab. Aber einen völlig neuen Kosmos zu schaffen, fern jeglicher realen Erfahrung, ihm ein historisches Korsett der Jahrtausende zu schnüren, ihn mit neuen Sprachen zu füllen...


    ...das alles mag der Grund sein, warum Tolkien so gründlich sein wollte/musste. Es gab viele Nachahmer, aber allesamt bekommen nicht diese Detaildichte hin. Das Erstwerk eines neuen Genres, und immernoch das Standardwerk: Der Herr der Ringe!


    Nebenbei: Die Filme finde ich auch großartig. Wenn ich große Bilder sehen will, schaue ich sie mir wieder an. Aber wenn ich in den dunklen Tagen ganz abtauchen will in eine andere Welt, dann sind die Bücher mit all ihrem Detailreichtum unverzichtbar


    Es kommt halt darauf an, was man gerade will. :wink:


    Lieben Gruß

    So, bin nun auch endlich durch mit dem neuesten Werk von einer meiner Lieblingsautorinnen.


    Einige kritische Worte vorab:
    Ich kann ehrlich gesagt den häufig gebrachten Vergleich zur Tinten-Trilogie nicht in Gänze nachvollziehen.


    Natürlich ist die Idee der "Zauberzunge", die es vermag, uns mit in unsere aufregendsten Fantasiewelten zu entführen oder sie herzuholen, einfach nur brillant. Sie weckt die grössten Sehnsüchte in uns. Nicht zuletzt wegen dieser Idee sind die Bücher zu einem solchen Welterfolg geworden - meiner Meinung nach völlig zu recht!


    Aber bringt einen der Vergleich bei der Beurteilung von "Reckless" denn weiter? Ich meine nein. Wer würde den Faust mit dem Werther vergleichen, wer den Hobbit mit dem Herrn der Ringe?
    Meiner Meinung nach sollte man sich von solchen Vergleichen so frei wie möglich machen. Anderenfalls besteht halt zu leicht die Gefahr, dass man enttaüscht wird. Ich gebe aber zu, dass die Erwartungen nach solch einer gewaltigen Geschichte wie die der Tintenwelt gigantisch hoch sind. Davon kann ich mich auch nicht freisprechen. Aber "Reckless" nur deshalb negativ zu kritisieren, weil einem die Tinten-Trilogie so gut gefallen hat, finde ich ein bisschen am Thema vorbei argumentiert.


    Naja, halb so wild. Zum eigentlichen Thema:


    Die ersten Kapitel hatten mich doch etwas befremdet. Zunächst gefiel mir die Sache mit dem Spiegel nicht wirklich, da ich sie für nicht besonders originell hielt. Es gibt unzählige Fiktionen, in denen die Protagonisten via eines Portals in eine Parallelwelt wechseln. Und ein Spiegel als sochles Portal ist ja nun keine originäre Erfindung von Funke. Des Weiteren war ich anfangs doch sehr irritiert ob der Tatsache, dass eigentlich nur Grimmsmärchen "neu aufbereitet" werden.


    Hatte Funke keine eigenen Ideen mehr? Ich irrte mich gewaltig!


    Erst später erkannte ich ihren Kunstgriff. Zwar war mir von Beginn an klar, dass sie nicht einfach Grimm adaptieren wird, dennoch war mir alles zu vertraut. Und hier bin ich Madame Funke völlig auf den Leim gegangen!


    Je weiter die Geschichte voran schreitet, desto mehr entfremdet Funke die Grimm-Adaptionen. Von dem Bekannten bleibt immer weniger, das Vertraute nimmt immer weiter ab. Im gleichen Maße steigt in einem das Gefühl der Verstörung auf (solche Beiträge konnte ich hier i.ü. häufiger lesen). Zu beachten ist hierbei, dass die Verstörung scheinbar Schritt hält mit dem Wachstum des Steines bei Will. Will verlässt mehr und mehr die bekannte, vertraute "reale Welt" und sinkt immer tiefer in die "entfremdete Welt".


    Funke lässt also beim Leser die Vorstellung der realen Welt, in der die Grimm-Märchen zu unserem vertrauten Erscheinungsbild zählen, immer weniger vertraut werden. Der Leser "versteinert" beim Lesen also stetig mit, immer ein Stückchen mehr. Peau a peau nimmt uns Funke ein Stück Vertrautheit und ersetzt es mit Entfremdung, setzt an die Stelle unserer Erfahrung einen unvertrauten Fremdkörper: einen Stein, wenn man so will. Dieses Stilmittel ist ein solch schlaues Gebilde, wie sie halt nur eine Meisterautorin sich ausdenken kann. Ich bin jedenfalls sehr beeindruckt hiervon.


    Die Geschichte "Drumrum" ist ebenfalls gelungen, wie ich finde. Es gibt viele originelle Ideen, und das Buch liest sich recht kurzatmig, was sicher auch an der angehmenen Kapitellänge liegt. Selbstverständlich sind auch hier bereits die Wurzeln für eine Fortsetzung gelegt. Ich denke, dass einige ihre Meinung zur Tiefe der Geschichte beim lesen des zweiten Teils werden revidieren müssen. Erst dann wird man wohl den ersten Teil in Gänze bewerten können. Ich rechne fest damit, dass wir im zweiten Teil den Vater kennenlernen werden! :-)


    Denjenigen, die noch zweifeln, ob sie es kaufen/lesen sollen, kann ich nur ermuntern, das Buch in die Hand zu nehmen. Es liest sich schnell, und dann weiß man, ob es gefällt oder nicht.


    Also einfach ausprobieren. Meiner Meinung nach lohnt es sich. Viel Vergnügen damit. :-)

    Cornelia Funke hat eine wunderbare Art zu schreiben. Ich finde, dass sie in Bildern schreibt - und bin fast schon traurig, dass ich dieses Buch verschlungen habe, ohne mir einige der wunderschönen Sätze heraus zuschreiben.


    Dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Zwar anscheinend als Kinderbuch konzipiert, fasziniert die Tintentwelt eine nicht unerhebliche Anzahl erwachsener Leser. Die Bücher haben sowohl bei den 12jährigen, wie auch bei älteren Semestern ihre Anhänger. Dies liegt meiner Meinung nach daran, dass die "Tintenwelt" eine wunderbare Idee in sich birgt: Jeder, der es liebt, in eine Geschichte einzutauchen, eins zu werden mit den Personen, ihre Abenteuer mitzuerleben und ihre Ängste wie Freuden zu teilen, der kann nach meinem Dafürhalten dieses Buch auch verstehen. Wer hat noch nicht diese Leere empfunden, wenn eine ergreifende Geschichte zu Ende geht und das Buch fertig geglesen ist? Wer ist noch nicht in einsamen oder wohligen Stunden in die Welt der Bücher geflohen? Genau dieses Gefühl einzufangen und ihm eine Geschichte zu geben, vor allem darum geht es meiner Meinung nach in der Tintenwelt und seinen "Zauberzungen". Und das zieht Leser aller Altersgruppen in seinen Bann, ob jung oder alt. Vielleicht kommt man mit dem Buch besser klar, wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet.


    Ich bin jedenfalls fasziniert von der Idee. Die Geschichte finde ich zwar auch gelungen und spannend erzählt, aber im Vordergrund steht für mich diese wunderschöne Liebeserklärung von Funke an die Bücher, an das Lesen an sich. Wahrscheinlich ist es das, was diesen Riesenerfolg ausgeslöst hat. Zu den Wiederholungen im Buch muss man Funke wohl zugestehen, dass dies ihrer Art zu schreiben geschuldet ist. Sie weiß laut eigener Aussage selbst nicht, wo die Geschichte endet. Mich haben die ständigen Brüche jedenfalls gut unterhalten, da ich Unvorhergesehenes in Geschichten mag. Das bleibt aber jedem selbst überlassen. Es gibt wohl keine Geschichte, die jedem gefällt.


    Mir geht es ebenfalls oft so, dass mich einzelne Sätze packen und sowas wie ein Gefühl wahrer Schönheit vermitteln. Zum Glück ist mir aus "Tintenherz" einer in Erinnerung geblieben (bzw habe ich ihn wiedergefunden):


    "Vermutlich hatte er damit Recht. Doch Meggie nahm ihre Bücher noch aus einem anderen Grund auf jede Reise mit. Sie waren ihr Zuhause in der Fremde -vertraute Stimmen, Freunde, die sich nie mit ihr stritten, kluge, mächtige Freunde, verwegen und mit allen Wassern der Welt gewaschen, weit gereist, abenteuererprobt. Ihre Bücher munterten sie auf, wenn sie traurig war, und vertrieben ihr die Langeweile,..."


    Eine schönere Liebeserklärung an Bücher und das Lesen ist mir nicht bekannt. Funke hat meiner Meinung nach in einem einzigen Satz und in wunderschöner Sprache den Grund festgehalten, warum wir überhaupt lesen. Letztlich ist es doch nicht mehr oder weniger, worum es in dem Forum "Büchertreff.de" geht, oder?


    Für diejenigen, die mit den Büchern nicht ganz klar kommen, liefert Funke direkt eine Lösung mit:


    "Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz."


    Für mich lohnen die Bücher allein solcher Sätze wegen, und es wimmelt dort nur so von ihnen.
    In diesem Sinne.

    Ich greife mal ein etwas älteres Zitat auf:

    :lol: Ich wusste, dass so eine Reaktion kommt :loool:
    Ich weiß auch nicht...Klar, die Fantasie und die Geschichte, die sich Tolkien da überlegt und gesponnen hat, ist großartig und da gibts auch für mich nichts dran zu rütteln. Es ist eine Leistung sich soetws auszudenken, so vielschichtig und komplex. Hut ab, dafür. Jedoch finde ich einfach die Umsetzung nicht gut. Ich finde nicht, dass Tolkien ein guter Schreiber ist. Er versteht es nicht, meiner Ansicht nach, mit dem Spannungsbogen umzugehen...


    PS: Die Filme schaue ich mir auch immer zur winterlichen Zeit an ;)

    Es wurde ja schon sehr oft diskutiert, dass einige die Schreibweise für zu ausschweifend halten. Das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmackes. Ich versuche mal zu erklären, warum ich die Schreibweise dennoch mag, und zwar anhand eines Vergleiches der Bücher zu der Verfilmung:


    Das Buch "Die Gefährten" ist vielen ein Gräuel. "Zu zäh, der Anfang ist lahm und nervig" hört man in steter Regelmäßigkeit. Nun, in einem früheren Beitrag von mir habe ich bereits versucht, über den -zugegebenermaßen zähen- Anfang hinweg zu helfen, weil das, was danach kommt, meiner Ansicht nach für alles vorige entlohnt.


    Gerade anhand des Teiles "Die Gefährten" kann man meiner Meinung nach wunderbar dezidieren, wo die jeweiligen Stärken und Schwächen der Bücher und der Filme liegen.


    - Tolkien lässt seine Hobbits fröhlich-vergnügt ihre Reise beginnen. Ihre erste Begegnung mit dem "Nazgul" ist jedoch verschreckend. Fortan versuchen Sie, nicht gesehen zu werden und meiden die offene Straße, so gut es eben geht. Sie müssen durch Büsche und Sträucher, durch den "Haag" (eine große Dornhecke), schlafen im Dickicht und fühlen sich hilflos. Es scheint, dass je weiter sie sich von Beutelsend entfernen, die Gefahr im gleichen Maße zunimmt. Je länger die zurückgelegte Wegstrecke ist, desto mehr wächst ihre Angst vor dem schwarzen Reiter. Dieser Prozeß ist allmählich, nicht abrupt. Immer tiefer gelangen die Hobbits in das Schlamassel.


    Die literarische Qualität dieses Prozesses halte ich für besonders gelungen. Tolkien lässt seine Hobbits ganz leise in die wachsende Gefahr laufen. Die Darstellung dessen, wie ihre Angst mehr und mehr durch weitere Begegnungen mit den Reitern stetig zunimmt, ist das Spiegelbild der Stimmung der Hobbits. Meiner Meinung nach brillant geschrieben!


    - Die Verfilmung hingegen verfolgt hier eher einen Stakkato-Ton. Kaum aus dem Auenland raus und in Bree angekommen, wird Frodo schon vom "Nazgul" verletzt. Das Szenario wirkt auf mich eher hektisch und hat wenig von dem schleichenden, aber wunderschön geschilderten Dilemma der Hobbtis. Das finde ich schade aber nachvollziehbar, denn jede Filmminute kostete sicher ein Heidengeld.


    Der Nachteil des Filmes ist meiner Meinung nach also das erzwungene Erfordernis, dem Zuschauer so viel wie möglich in der denkbar kürzesten Zeit zu vermitteln. Gerade in der Extended Version finde ich manche Szenen geradezu reingeklatscht (zB die mit dem Waldelben zu Beginn), die eigentlich keinen Sinn ergeben, sofern man die Bücher nicht gelesen hat. Und das nun jeder "Hingucker" von einem Protagonisten im Film dem Zuschauer im Stile einer Anmoderation vorgestellt werden muss, ist nachvollziehbar, aber nach meinem Empfinden eher lästig. Jedenfalls dann, wenn man die Filme zum wiederholten Male guckt.


    Die große Stärke der Verfilmung sind natürlich die Bilder. Zum Teil sind sie einfach nur gigantisch! Die Szene mit dem Balrog und Gandalf gehört für mich zu dem beeindruckendsten, was ich je im Kino gesehen habe. Da kommen die Bücher natürlich nicht mehr mit.


    Zusammenfassend möchte ich daher sagen, dass die Bücher meiner Ansicht nach die Geschichte besser erzählen, die Verfilmung jedoch in der visuellen Umsetzung derart brillant ist, dass ich auch diese nicht missen möchte. Nicht ohne Grund gehören die Bücher halt zu meinen Lieblingsbüchern, die Filme zu meinen Lieblingsfilmen.


    Mein Fazit:


    Buch und Film stehen nicht in Konkurrenz zu einander, sondern bedienen das Medium, dem es zugeordnet ist, und zwar als Meilenstein. Ich würde daher Buch und Film nicht in Konkurrenz zueinander setzen, sondern mir halt das raussuchen, worauf ich gerade mehr Lust habe. Sich mit tollen Bildern beeindrucken zu lassen oder selbst in den wunderbaren Kosmos "Mittelerde" einzutauchen bleibt schliesslich jedem selbst überlassen. Bei mir ist es mal so, mal so. Als nächstes sind bei mir wohl wieder mal die Filme an der Reihe :-)

    Alles bisher Gesagte kann ich eigentlich nur übernehmen.


    Aber:


    "Das Silmarillion" ist keine durchdachte, gussfertige Tolkien-Geschichte! Es ist eine Ansammlung vieler Ideen des Autors, die er selbst nie veröffentlicht hat/ veröffentlichen wollte.
    Tolkien hat nicht nur eine Geschichte über "Mittelerde" verfasst, sondern einen komplett eigenen Kosmos samt Historie über Jahrtausende hinweg konzipiert. Deswegen hat er eine Art "Vorgeschichte" zum Hobbit und dem HdR entwickelt, um seiner Welt ein abgerundetes Gesicht zu geben. Leider besteht dieser Versuch nur aus Fragmenten. Um die 4 Zeitalter von Mittelerde komplett und in der erzählerischen Dichte wie den Hobbit oder den HdR zu schildern, bedarf es weit mehr als ein einziges Menschenleben!


    Mit dem Erfolg einer story wird natürlich das komplette "Drumrum" auf den Basar verhökert, so auch die Mittelerde durch das "Silmarillion". Tolkiens Sohn wollte Geld verdienen und hat bislang unveröffentlichtes Material seines Vaters gesammelt.
    Tolkien selbst war mit seinen eigenen Werken extrem selbstkritisch und hätte das Werk so wohl nicht veröffentlicht.


    Natürlich ist es schade, wenn Werke ausgeschlachtet werden, die sich halt verkaufen.
    Andererseits gibt "Das Silmarillion" schon einen tieferen Einblick in die Welt Tolkiens`. Manche Begebenheit im Hobbit/HdR wird klarer. Manche Figuren verständlich (zB der Balrog, die Herkunft Kankra´s etc.)


    Notwendig für den Hobbit/HdR ist die Lektüre nicht. Wer aber an ausschöpfendem Hintergrundwissen interessiert ist, wird nicht enttäuscht.
    Ich hab´s gelesen und fand´s positiv, da mir die "Mittelerde" hierdurch vertrauter und besser erklärt worden ist.

    Ich habe "Moby Dick" glelesen und weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Es ist zäh, zu detaillreich. Es ist aber auch hervorrgand in der Weise, wie es die Absurdität dessen schildert, inwiefern man seinen eigenen Dämonen/Ängste nachjagt. Nichts anderes soll die Jagd auf den Wal ja darstellen. Dieses für die Geschichte tragende Bild ist außerordentlich gut!


    Ich finde allerdings die bis ins letzte Detail beschriebene Walfängertätigkeit auch extrem nerivg. Ich will kein Walfänger werden, sondern Ahab´s Geschichte kennenlernen.


    Übrigens:
    Diejenigen, die meinen, man lerne in dem Buch viel über Wale: Melville schildert in Moby Dick, warum er davon überzeugt ist, dass Wale Fische seien. Kein weiterer Kommentar!

    @Engel79:


    Ich hab in die Krege-Überstzung mal reingelesen, aber direkt wieder weggelegt. Ich hab die drei Bände schon dreimal komplett durchgelesen (Carroux) und kann mich auch deshalb überhaupt nicht mit Krege anfreunden.


    Es soll jetzt aber eine überarbeitete Carroux-Übersetzung geben, die sich noch näher an der Tolkien-Sprache orientieren soll. Gelesen habe ich die aber noch nicht, weil die in den neuen Schafsleder-Bänden veröffentlicht worden ist.
    Die kosten nämlich 120 €, glaube ich. Naja, gibt ja bald Weihnachgtsgeld... :wink:

    @MrCetine:


    Gewohnter ist die moderne Sprache, das ist richtig. Ich finde jedoch, dass die Sprache zur Geschichte passen muss. Wenn ich z.B. in einem historischen Roman, der im Mittelalter spielt, Begriffe lese, die einfach nicht in diesen Kontext passen, find ich das sehr ärgerlich (bezieht sich nicht auf Tolkien, sondern im Allgemeinen). Das nimmt mir jedenfalls den Lesespaß, weil sofort die Illusion bei solchen Fehlern leidet.


    Zum anderen bin ich der Meinung, dass man bei einer Übersetzung immer die Intention der Original-Ausgabe beachten muss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tolkien als Philologe begeistert darüber wäre, wenn seine Mittelerde mit moderner Sprache überzogen wird. Er hat sich die Mühe gemacht, die Welt zu erschaffen, auch und vor allem in sprachlicher Hinsicht. Das sollte dann bei Übersetzungen unbedingt beachtet werden, finde ich.


    Zugegeben: Der Job des Übersetzers ist sicher einer der schwierigsten überhaupt in der Sparte. Immer den richtigen Ton zu treffen, ist sicher beinahe unmöglich.


    Muss jeder selbst entscheiden, welche Übersetzung einem besser gefällt. Ich persönlich bevorzuge halt die von Carroux aus den genannten Gründen.

    Ich persönlich mag die Übersetzung von Carroux auch viel lieber, wie die meisten anderen. Eine moderne Sprache passt nicht zu der vorzeitlichen Welt Mittelerdes.


    Viel Spaß mit der Carroux-Übersetzung!


    Tipp für diejenigen, denen der Anfang zu zäh ist:


    Einfach bei dem Kapitel "Ein langerwartetes Fest" mit dem Lesen beginnen. Wer die Filme gesehen hat, kann sich das Vorgeplänkel sparen (obwohl sich das natürlich schon lohnt).
    Wer die folgenden Kapitel dann immernoch langweilig findet, kann mit HDR wohl insgesamt nichts anfangen. Wer aber dabei bleibt, legt die Bücher eh nicht aus der Hand.

    Hallo,


    vorab: "Die Verwandlung" ist für mich eines der wertvollsten Bücher, die ich kenne.


    Auch mir ging es so, wie vielen. Bei den ersten Seiten musste ich laut lachen. Aber dann wird die Geschichte doch zunehmend ernster und endet sogar recht tragisch. Typisch Kafka, bei dem immer alles stetig aber sicher komplizierter und dramatischer wird und der Protagonist sich immer mehr verbiegen muss, obwohl er immer weniger erreicht.


    Der literarische Wert des Buches ist einfach nur gigantisch! Hat sich keiner der Leser gefragt, ob man zu einem einzigen Zeitpunkt nicht das Gefühl hatte, dass sich da ein Mann in eine Riesenschabe verwandelt hat? Eben das ist die fast einzigartige Qualität Kafka´s, dass er eine völig absurde Geschichte so schreiben kann, dass sie vollkommen real wirkt. In dieser Hinsicht ist das Buch ein Jahrhundertwerk!


    Der oft hier angesprochene Humor Kafka´s ist natürlich auch der "Verwandlung" inbegriffen, jedoch liegt der Schwerpunkt der Geschichte meiner Meinung nach eindeutig auf der Tragik.
    Dazu sollte man die Umstände kennen, unter denen Kafka aufgewachsen ist. Er war ein hypersensibles Kind, das jedes noch so kleine Detail seiner Mitmenschen und Umwelt exakt beobachtet hat. Leider (oder eigentlich zum Glück) litt Kafka aber unter der ständigen Angst vor seinem Vater. Kafka hatte "Todesangst" (Zitat von Kafka selbst in diesem Zusammenhang). Er scheiterte grandios in dem Versuch, es seinem Vater und seiner Famlilie recht zu machen. Wie jeder andere Mensch, so ist es auch für Kafka lebensnotwendig, dass man sich Anerkennung und Rechtfertigung von denen verdient, die einem am Nächsten stehen, also in aller Regel die Familie.
    Doch hier liegt Kafka´s Verhängnis begraben! Er, der hypersensible, verschüchterte Wurm und auf der anderen Seite sein Vater, der laut rumbrüllt, grob ist und bei Tisch "das Fleisch verschlingt" (Kafka).
    Kafka hatte also immer das Gefühl, in seiner Familie ein absoluter Fremdkörper zu sein, der da nicht hingehört, der fremdartig und anders ist, vor dem man sich ekelt. So empfand er jedenfalls sein Elternhaus.


    Und "Die Verwandlung" scheint logischerweise die Verarbeitung dieses Dilemmas zu sein. Kafka ist selbst die Schabe, die seine Famlilie zuerst zu akzeptieren versucht (ist ja immerhin der Sohn/Bruder), sich dann doch aber immer mehr und mehr von ihm abwendet und sich vor ihm ekelt. Und wie Kafka diesen Prozeß des stetig anwachsenden Abwendens literarisch hinbekommt, ist wiederum phänomenal gelungen.


    Komisch oder nicht, für mich ist das Buch einfach nur brillant.


    Wer Kafka´s Hintergrund nicht kennt, dem kann ich nur wärmstens "Brief an den Vater" empfehlen- Ein Brief, den Kafka ernsthaft seinem Vater geschrieben, aber aus Angst nicht abgeschickt hat.
    Wer den Brief kennt/lesen wird, der möge mich bitte ünberzeugen, warum Kafka nicht selbst die Schabe in der Verwandlung sein soll.


    Freue mich auf Eure Antworten :winken:

    Huhu,


    dies ist mein erster Beitrag hier überhaupt, da ich mich gerade erst registriert habe. Den ersten Beitrag sollte man seinem Lieblingsbuch widmen, denke ich. Nun ja, hier ist er an dieser Stelle:


    Selbstredend ist die HDR-Trilogie meine Lieblingsgeschichte, obwohl ich Fanatsy nur begrenzt mag. Oft ist mir das Genre zu pathetisch im Umgang mit dem Mythischem. Leider verlieren sich viele Autoren oft darin, zuviel Wert auf Zauberkunststückchen zu legen. Ich mag es halt nicht, wenn andauernd irgendwas blitzt und donnert und Feuer spuckt. Das ist mir zu effektheischerisch.


    Und genau das schätze ich an Tolkien! Klar, auch er kommt nicht ohne fiktive Elemente aus, auch bei ihm gibt es Fabelwesen. Sonst wäre es ja auch keine Fantasy-Geschichte!


    Aber man hat meiner Meinung nach nie das Gefühl, dass man ihm seine Geschichte nicht abkaufen kann. Beinahe alles an der Geschichte scheint irgendwie real, nie bekommt man ernste Zweifel.
    Und das hat wohl seinen Grund darin, dass Tolkien selbst Philologe war und ihn selbst altgermanische Mythen und Sagen seit jeher fasziniert haben. Wahrscheinlich ist es seine wissenschaftliche Ausprägung, der wir es zu verdanken haben,
    dass die Geschichte so "glaubhaft" geschrieben ist. Quasi hat er wie die Gebrüder Grimm alte Sagen gesammelt, um sie dann in einen neuen, gewaltigen Erzählstrang zu bündeln.
    Zudem sollte man wissen, dass sich Tolkien fast 10 Jahre Zeit gelassen hat, die Geschichte zu vollenden. Diesem Punkt und der Tatsache, dass er sogar Jahrzehnte in Gedanken in seiner "Mitterlerde" gelebt hat ist wohl es geschuldet, dass er ein Meisterwerk geschaffen hat, das durch sein Einfalls- und Detailreichtum in Kombination mit einem excellenten historischen Wissen und Sprachgefühl einzigartig in diesem Genre ist und bleiben wird.


    Darum an alle Ewigen Nörgler, der Anfang sei zu träge und zu langweilig:


    Wie sonst soll man den jemanden eine komplett frei erfundene, eigene Phantasiewelt erklären, wenn nicht én detail und ganz von Vorne?


    Jedenfalls ist genau das der Punkt, der mich bei den meisten anderen Fantasy-Geschichten stört. Kurzes Vorgeplänkel und dann fliegen direkt Feuerbälle, Blitze und sonstwas auf Drachen und co., ohne dass man weiß, wieso und weshalb dies alles in dieser Welt aus Halbdunkel passiert oder möglich ist.


    Also, Tolkien lesen und gut finden! :lol: