Beiträge von Rosalita

    Ich hab vor kurzem das Hörbuch gehört und fand es sehr gut.
    Hier habe ich jetzt gelesen, dass es Fortsetzungen geben soll.
    Weiß jemand etwas genaueres?


    Auf der Homepagevon Ken Follett ist dazu Folgendes zu lesen:


    Zitat

    The second book, due to be published in 2012, will feature the children of the characters in Fall of Giants as they live through the Depression and the Second World War. The third book, due out in 2014, will be about the next generation during the Cold War.

    Hat er wieder "Sopha" statt Sofa geschrieben?


    ja, hat er. Und Mobiltelephon (statt Handy) hat er sogar ein bisschen überstrapaziert. Aber ist gut so, denn sonst würde man sich in die 50-er oder 60-er Jahre versetzt fühlen.


    Die Assoziation mit Loriot ist gut, da bin ich dabei! :thumleft: Das ganze Buch wirkt irgendwie loriot-haft.

    Am Swimmingpool der großbürgerlichen Familie Hopstens trifft sich wöchentlich eine illustre Gästeschar. Die Gastgeberin Rosemarie Hopstens liebt es, von wohlwollenden Menschen umgeben zu sein, sich bewundern zu lassen und ihre nach außen hin perfekte Ehe zur Schau zu stellen. Der Ich-Erzähler ist neu in der Stadt und wurde von Titus Hopstens, dem Sohn der Familie erstmalig zu so einer Party eingeladen. Aus der Rolle des Beobachters gibt er in diesem Buch seiner Freundin Einblicke in den Mikrokosmos dieser Runde, von den Beziehungen zueinander, den verbindenden und trennenden Personen und v.a. vom Kakadu der Familie, der mit scharfen Augen die Vorgänge beobachtet.


    Es ist Martin Mosebachs unbeschreiblichem Sprachgeschick zu verdanken, dass dieses Buch trotz einer Aneinanderreihung von Banalitäten und einer Handlung, die quasi nicht vorhanden ist und eher einer 0/8/15-Seifenoper gleicht, so lesenswert ist. Thema des Buches sind Belanglosigkeiten, Befindlichkeitsstörungen, kleine Intrigen, Seitensprünge und Geltungsdrang der Protagonisten und das sind eigentlich Dinge, dir mich normalerweise nicht begeistern können. In einer Rezension wird dieses Buch mit dem „Zauberberg“ von Thomas Mann verglichen, diesem Vergleich stimme ich uneingeschränkt zu.


    Und auch wenn der Inhalt dieses immerhin fast 330 Seiten umfassenden Buches rasch in Vergessenheit geraten wird, es wird mir als außergewöhnliches, sprachästhetisches Buch in Erinnerung bleiben.

    Ich bin heute vormittag ganz zufällig über ein Porträt von Stephane Hessel auf 3sat gestolpert. Ein sehr interessanter und weiser alter Mann! Er erzählte von seiner Kindheit, von der Ehe seiner Eltern und der Beziehung seiner Mutter zu Pierre Roché, dem besten Freund seines Vaters, der auch das Buch zu Truffauts Film "Jules und Jim" lieferte. Wobei Hessel aber schon anmerkte, dass der Inhalt des Films nicht 1:1 auf das Leben der drei umzusetzen ist.
    Er erzählte von seinem Einsatz im Widerstand, seiner Verhaftung durch die Gestapo, der Zeit in den KZs. Nur mit viel Glück gelang ihm die Flucht, daraufhin kämpfte er, 27jährig, am Ende des Krieges auf Seiten der Franzosen gegen die Deutschen, um, wie er sagte "den unsäglichen Hass, den er in sich aufgestaut hat, abzubauen". Heute sieht er das sehr kritisch weil er die Erfahrung gemacht hat, dass Gewalt niemals eine Lösung ist.
    Er engagierte sich in der UNO, und war dabei, als die Menschenrechte gefasst wurden. Er erzählte von der Nervosität vor der Abstimmung und der Erleichterung, als es keine Gegenstimme gab.
    Er zeigte Fotos, die ihn von Treffen mit Nelson Mandela, Yassir Arafat und dem Dalai Lama zeigten. Er nimmt sehr klar Stellung zum israelisch-palästinensichen Konflikt und machte keinen Hehl vor seiner Bewunderung für Nelson Mandela.
    Auch vom Privatmenschen Stéphane Hessel wurde berichtet, von seinen Frauen, seinem Haus in der Normandie, seiner Liebe zur LIteratur, und davon, dass er keine Angst vor dem Tod hat. Er ist überzeugt, dass es danach nicht zu Ende ist, dass irgendwas kommt, was auch immer, und dass es schön sein wird, so wie auch das Leben schön ist.


    Seinem Gesicht und seinem Ausdruck merkt man die Gräuel und schlimmen Erlebnisse, die er machte nicht an. Es spricht soviel Weisheit, so viel Erfahrung und Neugierde aus diesem so freundlichen Gesicht mit den aufgeweckten Augen, ein sehr bemerkenswerter alter Mann!

    Ich sehe das Buch als Parabel – als ausgezeichnete Parabel übrigens – und es sollte – wie es Morthon Rhues „Die Welle“ mittlerweile ja schon geschafft hat - auf keinem Lehrplan von 14/15-Jährigen als Pflichtlektüre fehlen. Die Parallelen zu „Die Welle“ waren auch für mich offensichtlich.


    Und weil es eine Parabel ist, stören mich weder die oberflächlich gezeichneten Charaktere noch die realitätsfremden Elemente (wie kann ein 13-Jähriger tagaus-tagein am Pflaumenbaum sitzen). Mit jedem abgegebenen Opfer wächst der Berg der Bedeutung und entfernt sich die Gruppe vom ursprünglichen (einenden) Gedanken, Pierre Anthon das Gegenteil zu beweisen, dass es eben bedeutungsvolle Dinge im Leben gibt. Je größer der Schmerz ist, den das Opfer zufügt, umso größer ist die Bedeutung – und weil der Nächste und dessen Opfer bestimmt wird, ist Rache, Neid und Willkür Tür und Tor geöffnet. Eine Spirale der Gewalt und der Gruppendynamik beginnt sich zu drehen, aus der es offenbar kein Entrinnen gibt. Das Buch entwickelt einen gewaltigen Sog, ich war hin- und hergerissen zwischen Pause machen und Abstand gewinnen, und sofort weiterlesen um zu erfahren, wie es weitergeht.


    Die Frage, ob dieses Buch Jugendlichen zumutbar ist, beantworte ich mit einem klaren Ja. Es sind meiner Meinung nach genau die Fragen, mit denen sich Jugendliche unvoreingenommen beschäftigen. Sinn des Lebens, Angst vor der Leere …. und den Pierre Anthon, den wohl jeder mehr oder weniger dominant in seinem Kopf hat, ruhigzustellen, bzw. sich mit ihm zu versöhnen.

    Ja, ich bin auch der Meinung, dass auf jeden Fall persönliche Erfahrungen etc. in jedes Buch einfließen, gewollt oder nicht. Der Gedanke / Querverbindung bei Geiger kam mir plötzlich nach der Lesung. Einerseits wurde er im Interview auch nach seiner Mutter gefragt, dann auch die Stellen im Buch. Und plötzlich dachte ich mir "was war denn da genau bei "Sally" ... und eigentlich wollte ich "Alles über Sally" nochmals lesen, wenn da nicht so viele andere Bücher wären .... Danke jedenfalls für Eure Rückmeldungen!

    Ich habe dieses Buch letztes Jahr gelesen und es hat mich auch tief bewegt. Ich hatte auch das Gefühl, dass Helen Garner hier Selbsterlebtes verarbeitet. Sie moralisiert nicht, und sie zeigt auch auf, dass es keine "allgemein gültige" Lösung, wie man mit dem Tod umgeht, gibt. Man hat sowohl Verständnis für die Schwerkranke, als auch für die Freundin, die völlig überfordert ist, einerseits mit der Konfrontation mit dem bevorstehenden Tod ihrer Freundin und dem Vorhaben, diese voll und ganz zu unterstützen, andererseits aber mit ihrer eigenen "Vernunft", die ihr sagt,dass diese begonnene Therapie ihrer Freundin nie und nimmer helfen kann und wird. Auch ein Buch über Freundschaft - wie wird Freundschaft verstanden, wo sind die Grenzen?
    Ein Buch, mit so viel Würde und Zärtlichkeit, so viel Wut und Grausamkeit, ein ganz wichtiges Buch, nicht nur für Betroffene!

    Danke, Marie für die längst fällige Rezension! :thumleft:


    Ich bin ja auch Arno-Geiger-Bekenner und habe auch dieses Buch - wie all seine anderen - sehr gerne gelesen. Und wiedereinmal bewunderte ich den Schriftsteller für seine Gabe, Frauenfiguren darzustellen bis zu den innersten Gedanken und Beweggründen. Einfach großartig!
    Was mir allerdings bei diesem Buch aufgefallen ist - und deshalb auch ein Sternchen Abzug bei der Bewertung - ist ein etwas sprunghafter Stil! Einzelne Passagen, Dialoge (und va. Monologe) sind großartig, einfach atemberaubend, dazwischen verfällt Geiger aber oft in eine Schreibe, die mich an einen Kurs in "creative writing" erinnert, zu bemüht, zu gewollt, fast ein wenig konstruiert. Ich hatte das Gefühl, er "schreibt nicht frei von der Leber weg". Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau!
    Zwischendurch blitzt sein Talent so richtig auf (und das hat er meiner Meinung nach beim "Alten König in seinem Exil" fast zur Vollendung gebracht).


    Frage an alle Geiger-Fans, die auch den "alten König" schon gelesen haben: Seht Ihr auch Parallelen zwischen der Sally und der Mutter im "Alten König"? Hat Geiger hier auch autobiografisches verarbeitet?

    Die ersten Kapiteln, in denen mit verklärtem Blick von der Kindheit erzählt wird, fand ich zauberhaft und fantastisch. Diese Seiten stillten so richtig die Sehnsucht nach unbeschwerten heißen Sommertagen, in denen Zeit und Raum keine Rolle spielen, keine Pflichten und keine Widrigkeiten den Tag trüben. Wie man vielleicht auch die eigene Kindheit beschönigend sieht. Wunderbar wird diese Freundschaft der drei beschrieben und noch viel interessanter und gelungener fand ich die Beschreibung der Charaktere der Mütter und deren Entwicklung.


    Doch mit fortschreitendem Alter der drei, spätestens mit der Zeit in Rom, legte sich meine Begeisterung. Diese ständigen Wiederholungen und Hinweise auf Vergangenes geben dem Buch einen für mich schwer erträglichen melodramatischen Touch und dass die Schriftstellerin zudem offensichtlich von John Irving abgekupfert hat ("bleib fern von offenen Fenstern" war in "Hotel Newhampshire" sozusagen ein Leitmotiv) war igendwie noch das I-Tüpfelchen.


    Das Buch hat sehr vielversprechend begonnen, ich habe es bis zur Hälfte sehr gerne gelesen, die zweite Hälfte war aufgrund der ständigen Wiederholungen und der für mich ausufernden Beschreibungen und Handlungsstränge weniger lesenswert. Daher gibts insgesamt von mir
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Vielen Dank, Conor, für die Rezension und viel Vergnügen mit "Magdalenaberg"!
    Ich habe dieses Buch vor etwas längerer Zeit gelesen und habe es sehr genossen. Es war diese Unaufgeregtheit, diese Ruhe, die es ausstrahlt, was mir besonders gefallen hat! Das Buch hat bei uns in Oberösterreich (Kaiser-Mühlecker ist Oberösterreicher, und war bei Erscheinen dieses Buches gerade mal 26 Jahre alt!) für Aufsehen und begeisternde Kritiken gesorgt. Es war die Rede vom "modernen Heimatroman" und auch Parallelen zu Adalbert Stifter wurden aufgezeigt. Ich kann mit Adalbert Stifter weniger anfangen, doch Reinhard Kaiser-Mühlecker hat mir sehr zugesagt! Seine Naturbeschreibungen sind nicht ganz so ausufernd wie bei Stifter, und für mich standen sie in diesem Buch immer im Zusammenhang mit den Protagonisten, bildeten sozusagen den Hintergrund dazu.


    Ein sehr lesenswertes Buch, ein Buch, das erdet und einen zur Ruhe kommen lässt! Sehr empfehlenswert!

    Danke wiedermal , @Jogl für Deine großartig unkonventionell formulierten Eindrücke! Wenn mir das Buch nur halb so gut gefällt, wie Deine Zeilen, dann bin ich schon zufrieden ..... :thumleft:

    Marie: Ich werde Augen und Ohren offenhalten und es melden, sobald der Film irgendwo gezeigt wird. Ich bin mir sicher, dass er Dir sehr, sehr gut gefallen wird!!


    Marie wurde schon anderweitig fündig, aber falls es noch Interessierte gibt: Der Film wird am Mittwoch, 18.5. auf zur nächtlichen Stunde (23.50 Uhr) im Bayrischen Fernsehen gezeigt. Unbedingt anschauen und/oder aufnehmen!


    Infos: Schmetterling und Taucherglocke

    Wie Wirbelwind schon erwähnte, ist es kein Saramago im herkömmlichen Sinn. Ich persönlich kann mit den "Herkömmlichen" mehr anfangen und hatte bei diesem Buch mit Langeweile zu kämpfen. Einzig hervorhebenswert ist die Erzählweise: ein historisches Ereignis des 16. Jahrhunderts wird aus der Sicht eines Erzählers des 20. Jh. nacherzählt und v.a. (teils witzig) kommentiert, mitunter wird direkt mit dem Leser kommuniziert und so auch dieser miteinbezogen. Diese Herausforderung meistert Saramago hervorragend, aber sprachliches Geschick hat er ja in seinen herkömmlichen Büchern schon bewiesen, mit diesem hier konnte er mich nicht begeistern. Die Story selber gibt nicht allzuviel her und die satirischen Seitenhiebe trafen nicht ganz meinen Humor. Ich werde dann doch wieder auf die "herkömmlichen" Bücher zurückgreifen.


    Was das Genre betrifft: bezugnehmend auf die oben erwähnten Kriterien ist es hier durchaus ganz gut aufgehoben!

    Zitat

    “Wir können uns nicht mit Unwissenheit herausreden, nur mit Gleichgültigkeit. Wer heute lebt, gehört zu den Generationen, die es inzwischen besser wissen. Wir haben die Last und die Gelegenheit, in einer Zeit zu leben, in der die Kritik an der Massentierhaltung ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist. Wir sind diejenigen, die man zu Recht fragen wird: Was habt ihr getan, als ihr die Wahrheit über das Essen von Tieren erfahren habt?


    Ich erlaube mir, diesen Satz voranzustellen, denn er sagt meiner Meinung nach genau das aus, was J.S.Foer mit diesem Buch bewirken will. er will nämlich niemanden zum Vegetarismus bekehren, er will auch niemanden verurteilen. Er appelliert an das Gewissen jedes Einzelnen, an das Verantwortungsbewusstsein und vor allem will er aufrütteln! und bewusst-machen! Er prangert unsere Bequemlichkeit an, unser "Weg-schauen", das "Nicht-Wahrhaben-wollen".


    Und das macht er sehr gut, in bekannter J.S.-Foer'schen sprachlicher Qualität! Obwohl als Sachbuch betitelt, liest es sich wie eine Erzählung. Zahlen und Fakten werden transportiert, aber eingebettet in persönliche Geschichten, Erinnerungen an seine Kindheit, Erzählungen seiner Großeltern. Er erzählt von seinen persönlichen Beweggründen, seinen jahrelangen Recherchen. Er zeigt Alternativen auf, stellt Betriebe vor, die "ethisch-korrekt" handeln und beschreibt das Zukunftspotential dieser Betriebe, soferne nur die Konsumenten beginnen, ihr Einkaufsverhalten zu ändern, denn der Markt wird immer noch von Angebot und Nachfrage bestimmt! Es betont immer wieder, dass es nicht reicht bzw. es man sich zu einfach macht, einfach kein Fleisch mehr zu essen. Man soll nicht müde werden, auf die Praktiken der Massentierhaltung hinzuweisen, aufzurütteln, Alternativbetriebe zu fördern. Und genau deshalb war es ihm so wichtig, dieses Buch zu schreiben! Die genannten Zahlen und Fakten beziehen sich in erster Linie auf die USA, doch in der deutschen Ausgabe gibt es im Anhang die adäquaten Statistiken für Deutschland (die sich teils leider nur wenig vom amerikanischen Essverhalten unterscheiden!)


    Er ist vielleicht ein Visionär, wenn er Vergleiche wie diesen hier zieht

    Zitat

    " Es klingt vielleicht naiv zu sagen, dass die Entscheidung, ob man eine Geflügelfrikadelle oder einen vegetarischen Burger bestellt, absolut wichtig ist. Andererseits hätte es sicherlich ebenso utopisch geklungen, wenn uns jemand in den 1950ern gesagt hätte, dass man mit der Platzwahl in einem Restaurant oder Bus beginnen könne, den Rassismus zu beenden"

    , aber es wäre sehr schön, wenn er Recht bekäme!


    ein Buch, das nachhaltig beeindruckt, zum Handeln anregt und die Macht des (einzelnen) Konsumenten in den Vordergrund stellt! Unbedingt lesen und sich selber eine Meinung bilden!

    Ich stelle gerade fest, dass dieses Buch in der Rubrik "Romane /Erzählungen" vorgestellt wurde. Ich kann damit gut leben, allerdings wäre die Sparte " Krimis/Thriller" wohl passender. Immerhin hat Thomas Glavinic für dieses Buch 2002 den Friedrich-Glauser-Preis (lt. Wikipedia der "neben dem Deutschen Krimi Preis der wohl wichtigste Krimipreis im deutschsprachigen Raum." erhalten.


    Mir gefällt die Beschreibung "literarischer Krimi" sehr gut. Es ist kein herkömmlicher Krimi, von Spurensuche, Detektivsarbeit liest man nicht viel; Es ist die extrem sachliche, nüchterne Erzählweise, die sich wie ein Zeitungsbericht liest, die das Besondere an diesem Buch ausmacht! Mit dem Satz "Mir wurde aufgetragen, alles aufzuschreiben" beginnt der Ich-Erzähler von diesem Osterwochenende zu erzählen, das er mit seiner Lebensgefährtin Sonja bei Freunden in der Steiermark verbringt. Jenes Wochenende, an dem der "Kameramörder" seine grauenhafte Tat beging, von der die Medien rund um die Uhr berichteten. Minutiös beschreibt der Ich-Erzähler den Tagesablauf der vier Freunde, wie sie zwischen Küchen und Fernseher, Kartenspiel und Radiosendersuche hin- und herpendeln, um ja nicht die neuesten News zu verpassen. Einerseits sind sie angewidert von der Vorgangsweise der Medien und verurteilen diese lauthals, andererseits geben sie sich der Sensationslust hin und konsumieren hautnah die dargebotenen pikanten Details, folgen dem Wettbewerb der TV-Sender, die um Einschaltquoten und reißerische Schlagzeilen kämpfen, während sie aus dem Fenster die Fahnung verfolgen können.
    Großartig beschreibt Glavinic die Charaktere, vom sensationsgeilen Heinrich, der keine Minute Berichterstattung verpassen will bis hin zur zurückhaltenden Eva, die v.a. das Vorgehen des Mörders abscheulich findet und trotzdem immer wieder hinschaut.
    Es ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, den uns Glavinic vorhält. Was erwarten wir von den Medien, wo ist die Grenze? Und ist das Verhalten der Medien fast noch abscheulicher als die Tat selber? Oder hat nicht jedes Land das Fernsehprogramm, das es verdient?


    Knallhart, schonungslos mit einem - zumindest für mich (ich bin aber kein versierter Krimi-Leser) doch überraschenden Ende!

    Kurt Weber erbt von seinem Großonkel Georg bzw. seiner Großtante Anna ein altes Haus in Landskron. Die Familie war sehr groß und gab es unzählige Familientreffen, an die er sich aber nicht sehr gerne erinnert. Er versuchte – wie so oft in seinem Leben – dies allem zu entkommen. Als er nun dieses Haus bezieht, wird er schief angesehen von den alt eingesessenen Nachbarn. Viel zu wenig hätte er sich gekümmert um seine Verwandtschaft, jeder seiner Schritte wird bemängelt, kommentiert und begutachtet. Viele Bäume stehen rund ums Haus, Kurt beginnt sie zu fällen. Jeder dieser Bäume steht für einen Verwandten. Kurt erinnert sich an lange Spaziergänge mit Georg, der ihm die Familiengeschichte erzählt. Mit der Erkundung der Räume und der hinterlassenen Habseligkeiten werden diese Erinnerungen wieder wach, Kurt dringt immer tiefer in die Familiengeschichte ein, verstörende Abgründe werden bloß gelegt, mysteriöse Todesfälle, und eine sehr belastete Vergangenheit, die bis in die NS-Zeit zurückreicht ranken sich um „Ludwigs Zimmer“.


    Das Buch ist fast durchgehend als innerer Monolog eines deprimierten, einsamen, hoffnungslosen, sich vom Leben nichts erwartenden Protagonisten geschrieben und liest sich demgemäß unbehaglich. Das Aufstöbern alter Erinnerungen geht einher mit einer Reise in die Vergangenheit seiner Vorfahren, mit jeder Seite dringt Kurt tiefer vor, verwebt sich immer mehr, blickt hinter das Schweigen, das seine Kindheit so geprägt hat.
    Mir war das Buch dann doch etwas zu pessimistisch und lastet der Mantel des Schweigens, der Unbehaglichkeit und der Verstörung zu schwer auf diesem Buch und ich kann es deshalb, obwohl literarisch sehr ausgefeilt, nur eingeschränkt weiterempfehlen.

    Den ersten Absatz des Klappentextes könnte man 1:1 übernehmen für das von mir kürzlich vorgestellten Buches Abschied von der Schwester,in dem sie den Tod ihrer Schwester zu verarbeiten versucht, es erschien 2001. Die Thematik dürfte ihr ein besonderes Anliegen sein. "Abschied von der Schwester" wird als ihr persönlichstes Buch bezeichnet, ich fand es sehr schwierig zu lesen was aber vielleicht genau daran liegen könnte, dass man eben als Außenstehender nicht allen Gedanken und Beweggründen folgen kann, dass es in erster Linie der Versuch der Autorin ist, die persönliche Tragödie zu verarbeiten.