Nun ja, im Großen und Ganzen habt ihr so ziemlich genau das geschrieben, was mir beim Lesen durch den Kopf gegangen ist. Die Zustände sind wirklich krass und bis auf diesen Friedensrichter, der wenigstens ansatzweise Interesse an Oliver zeigt, sind alle anderen Personen total egoistisch und nur auf ihren Vorteil aus. Was mit den Kindern passiert, ist ihnen völlig egal. Die Kinder werden sowieso nur als Kollektiv wahrgenommen, aus dem vielleicht das ein oder andere schwarze Schaf, das besonderes viel Ärger macht, mal heraussticht, aber alles in allem sind die Kinder ein allgemeines Übel. Individuell auf jedes eingehen braucht man ja nicht.
Eine Stelle hat mit besonders das Herz zerissen. Nämlich als Herr Bumble Oliver bei dem Totengräber abgeliefert hat und Oliver plötzlich - nach seiner vorhergehenden Stumpfheit - aus tiefstem Herzen angefangen hat zu weinen, weil er so einsam ist und Angst hat, und Herrn Bumble gebeten hat, nicht böse auf ihn zu sein. Ich wäre dahingeschmolzen an Herrn Bumbles Stelle und der kleine Olli hat mir so leid getan; es war wirklich ganz schlimm
Naja, und die Stelle, an der Herr Bumble erzählt, wann er den Orden mit dem Samariter drauf erhalten hat, fand ich extrem gut charakterisierend für diese ganze heuchlerische Bagage aus dem Armenhaus: da erzählt er nämlich total stolz, dass er den Orden mit dem heiligen, barmherzigen (!) Samariter an dem Morgen bekommen hat, an dem sich einer der Armen erfroren auf dem Torweg gefunden worden ist. Supi, wieder eine Belastung los...
Allgemein finde ich, dass die Menschen dort sehr locker mit dem Tod umgehen. Das wäre ja heute absolut undenkbar, dass man einen Jungen in dem Alter eine gefährliche Arbeit ausrichten lässt - die dürfen bei uns noch nicht mal Zeitung austragen. Und dort hofft man, dass ihm was passiert, dann ist er kein Problem mehr.
Ja, das seh ich auch so. Und zwar nicht nur bei Kindern, sondern allegmein bei den ärmeren Leuten. Die waren wohl einfach nicht wichtig. Damals war ja auch Kinderarbeit zu übelsten Bedingungen Standart. Wenn ich da an die armen Kiddies in den Bergwerken denke, scheint mir, dass es Oliver noch ganz gut getroffen hat. Mal sehen, ob sich diese Hoffnung bestätigt.