Beiträge von Träumer

    Klappentext:
    Nachdenken über Christa T. begründete den Weltruhm Christa Wolfs und gehört zu den wichtigsten Werken der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Mit nur 36 Jahren stirbt Christa T. an Leukämie. Ihre ehemalige Schulkameradin und Studienfreundin erinnert sich an sie: an eine Frau, die der Forderung nach Anpassung ihre Phantasie, ihr Gewissen und vor allem ihre Sehnsucht nach Selbstverwirklichung entgegensetzt.



    meine Meinung:
    Ich kann gar nicht glauben, dass der Roman noch keinen Platz auf dieser Seite eingenommen hat. Würde ich bemerkenswerte Bücher miteinander vergleichen, es wäre das bemerkenswerteste. Warum? Bemerkenswert zum einen die Reflexion Christa Wolfs über den Vorgang des Erinnerns an Menschen bzw. zwischenmenschliche Beziehungen. Sie versucht sich bewusst zu machen, was erinnern über Menschen bedeutet und welche Schwierigkeiten es birgt. Über einen Menschen, mit dem sie die Erinnerung nicht mehr teilen kann.
    Bemerkenswert zum anderen die Darstellung, was es heißt, Mensch zu sein. Sich selber zu sein. Und die mit Menschsein verbundene Schwierigkeit, in einer Gesellschaft, in der es nicht darauf ankommt, Mensch zu sein. In der Leben gegen die Wand geworfen, oder der Kopf abgebissen wird. Dies gilt heute genauso, wie 1963.
    Christa T. erkannte diese Schwierigkeit sehr früh und lernte zu spät damit umzugehen. In dem Moment, in dem die Schwierigkeit in Form von Leukämie über sie besitz ergriffen hat. Ab diesem Moment hat sie im Schreiben die Bewältigung ihrer, wie sie es nennt, "Schwäche" entdeckt.
    Bemerkenswert ist Christa Wolfs Erinnerung auch deshalb, weil Menschsein nicht einseitig schön und positiv dargestellt wird. Wohltuend, weil wohltuend menschlich, wohltuend ehrlich.

    Ich habe das Buch auch im Rahmen des Deutsch-Lk's und des jetzt anstehenden Abiturs gelesen ... und es ist mir weitmehr, als nur meine Lieblingsunterrichtlektüre geworden. Die Vielschichtigkeit der subtil angesprochenen Gesellschaftsthemen entsprechen unserer Gegenwart, wenn auch in manch anderer Art und Weise, in ihrer Dimension genauso, wie dies 1983 der Fall war. Die Reantikisierung, mit deren Hilfe Wolf die damaligen Zustände kritisierte, lässt sich genauso als Mittel zur Erklärung der aktuellen Weltwirtschaftskrise heranziehen. Sie ist augrund dessen entstanden, was Wolf "männliches Realitätsdenken" nennt: die Besessenheit nach Besitz, Gigantismus und irrationales Konkurrenzdenken. Wenn man möchte, kann man bestreiten, ob diese Denkprozesse männlich sind. Kaum von der Hand zu weisen sind aber die Ursachen der Finanzmarktkrise, die eben in diesen fragwürdigen "Tugenden" begründet sind. Zwar äußern sich irrationale Besitzbestrebungen und daraus resultierende Machtgeilheit nicht mehr in zerstörerisch kriegerischen Handlungen (zumindest in zivilisierten Industrieländern), aber die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen haben auch etwas von Destruktion an sich.
    Ähnlich lässt sich Wolfs Werk auf die Position der Frau, auch in unserer Kultur!!, beziehen. Die Stellung der Frau in Beruf hinsichtlich Lohn und Führungspositionen zeigen, dass es bis zur Emanzipation noch ein weiter Weg ist. So lässt sich auch fragen, warum gewisse, beinahe alle, Sportarten nur im männlichen Bereich Popularität erreichen, obwohl Frauen sie mit gleicher Professionalität ausüben. Emanzipation, das hat auch Wolf herausgestrichen, heißt nicht, dass Frauen in ihren Bedürfnissen und Verhaltensweisen zu Männern werden, sondern dass sie in allen lebensbereichen eine Akzeptanz auf Augenhöhe erlangen. "Kassandra" zeigt insofern nicht, wie dieser Prozess gesellschaftlich umgesetzt werden kann, aber sie offenbart der Frau Wege zur Emanzipation. Diese liegen darin, in der Rexlexion über sich und die Welt zur Autonmie zu gelangen. Diesen Weg hat sie mit Kassandras Selbstfindungsprozess in den letzten Stunden vor ihrem Tod sehr eindrucksvoll dargestellt, worin ich letztlich die Qualität dieses Romans sehe.

    "Solange du da bist" von Marc Levy ist der beste Liebesroman, den ich in meinem noch jungen Leseleben gelesen habe. Der Erzähler versteht es, dass Thema Liebe auf eine gefühlvolle und leidenschaftliche Weise darzustellen, ohne dabei kitschig zu werden. Diese Wirkung erzielt er, indem er die Charaktere erst zu einem vortegschritteneren Zeitpunkt audrücklich von Liebe sprechen lässt. In der Phase des näherkommens wird dem Leser die Liebe nicht durch Worthülsen oder Gedanken vermittelt, sondern durch die Handlung. Diese zeichnet sich im Buch durch Vertrauen aus. Das Stichwort Vertrauen gibt der Haupthandlung zwischen den beiden Hauptfiguren gewissermaßen einen Rahen, da sie mit Vertrauen beginnt und mit Vertrauen müssen endet.
    Damit ist die erste der vielen Erkenntnisse, die der Autor vermitteln will, genannt. Levy macht deutlich, dass Liebe ohne Vertrauen in sich und den anderen nicht existieren kann. Eine andere Intention liegt darin, dem leser bewusst zu machen, dass man eine Verantwortung gegenüber seinem Leben hat. D.h., durch eine positive Einstellung zu seinem Leben und mit dem Bewusstsein, dass die Materie "Zeit" ein kostbares Gut ist, kann eine imense Lebenskraft entstehen. Diese kann helfen vermeintliche Schicksalsschläge zu überwinden. Doch nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau wird thematisiert, sondern auch die Beziehung von Freund zu Freund. Der Erzähler macht deutlich, dass eine Freundschaft unter ähnlichen Maximen, wie eine Liebesbeziehung steht- dem Vertrauen aufgrund von Nächstenliebe und dem Unterordnen der eigenen Empfindung, unter die des Freundes in besonderen Situationen.
    Auch wenn sich die Handlung nicht dannach anhört, so versteht der Roman es, dass Thema Liebe auf so einfühlsame und realstisch nachvollziehbare Weise auszudrücken, wie es vielen Liebesromanen wohl nicht gelingen wird. Den Kern, um den es bei Liebe geht, trifft dieses Buch weit besser als z.B. der Roman "Töchter des Feuers" von Nora Roberts. "Solange du da bist" zeigt nämlich, dass Liebe mehr ist, als eine sexuelle und menschliche Angezogenheit zu verspüren. Um lieben zu können, muss man viel mehr leisten. Nämlich bereit sein, einen teil sich selbers aufzugeben und im Geliebten wiederzufinden. Und das zeigt Levy in Person von Arthur. Er gibt seinen gewohnten Lebensgang und seine Geradlinigkeit, sowie Rationalität auf, da er durch die Liebe zu Lauren eine neue Erfüllung erfährt.
    Doch nicht nur, dass das Buch gefühlvoll geschrieben ist. Es ist an mehr als einer Stelle richtig lustig geschrieben. So lustig, dass ich einige Male richtig herzhaft lachen musste. Diese Wirkung erzielt der Autor durch die Dialoge zwischen Arthur und Paul, der einen ausgeprägten Sinn für Humor und Satire besitzt.
    Der Schluss des Romans ist nüchtern und doch richtig emotinal. D.h., die Emotionalität wird nicht durch die Handlung selber, sondern durch die Wirkung der Reaktionen der Figuren geweckt.
    Wie schon erwähnt, schlägt der Roman alles bisher dagewesene für mich.

    Kassandra entspricht deinem Wunsch auch ganz gut. Es wird in der Schule auch gerne gesehen sein, da es z.B. ein Thema des Zentralabis in NRW in diesem Jahrgang ist. Christa Wolf schreibt über Troja, wobei es aber eine Kritik an den Zuständen der DDR ist. Sie hat es 1985 geschrieben und glaube erst nur in Westdeutschland veröffentlicht.
    Wenn du dich für diesen Roman entscheidest, musst du dir nur bewusst sein, dass das Buch, also die Kritik sehr abstrakt dargestellt ist und das Buch sehr anspruchsvoll ist. Aber es wurde z.B. auch schon hier in einer Leserunde thematisiert.

    Die Bücher, die ich zur Zeit ins Auge gefasst habe:
    Kiana Davenport- "Feuergöttin"
    Erica Spindler- "Der Engelmörder" (wird am Freitag bei der Lesenacht angefangen)
    Beate Sauer- "Die Buchmalerin"
    Ruth Achlama & Amoz Oz "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis"
    Nicolas Sparks- "Zeit im Wind"


    aktuell lese ich "Solange du da bist" von Marc Levy. Das beste Buch, das ich bisher gelesen habe :)

    Ich mache mal den Anfang. In dem Roman "Solange du da bist" von Marc Levy gibt es soviel Textstellen, die das ausdrücken, warum ich dieses Genre lese.


    "Das Glück erkennen, wenn es vor einem liegt, den Mut und die Entschlossenheit haben, es aufzuheben und in die Arme zu schließen ... und es festzuhalten. Das ist die Intelligenz des Herzens. Verstand ohne Gefühl ist reine Logik, und das ist nichts Besonderes" (S.98 )


    - Diese Passage ist für mich etwas Besonderes, da es eine superschön verpackte Wahrheit ist. Sie lässt mein Herz höher schlagen, da sie darauf anspielt, was im Leben besonders ist.



    "Wie viele von ihnen (den Menschen) sehen wohl, was ich dir gerade beschrieben habe? Wie viele sind sich jeden Morgen bewußt, was für ein Geschenk es ist, aufzuwachen und zu sehen, zu riechen, zu spüren, zu hören, zu empfinden? Wie viele von uns sind fähig, ihre Sorgen nur für einen Augenblick zu vergessen und dieses unglaubliche Schauspiel zu bewundern? Man möchte meinen, dass dem Menschen nichts weniger bewußt ist als sein eigenes Leben." (S.138 )


    - Mit dem "Schauspiel" und dem "Beschriebenen" ist die Natur und ihre Schönheit und Vielfalt gemeint.
    Diese Sätze finde ich wunderschön ausgedrückt. Es führt mir nochmal vor Augen, wie oft man doch zu leben vergisst und in schlechten zeiten die ganzen Schönen Dinge nicht mehr sieht. Daher beugt dieses Zitat der Hoffnungslosigkeit in Krisen vor.

    Ich möchte dieses Thema eröffnen, damit besonders schöne, ausdrucksstarke oder gehaltvolle Textpassagen hier vielleicht zittiert werden können. Vielleicht kann noch kurz dargelegt werden, warum die Textstelle für jemanden so besonders ist oder was einem besonders gefällt.
    Ich war hoffentlich nicht zu doof und habe bei meiner Recherche übersehen, dass es schon ein vergleichbares Topic gibt? Hoffe, dass die Idee euch zusagt.

    @ netti031987:
    Wenn ich mal nicht weiß, was ich lesen soll, werde ich vielleicht mal drauf zurückkommen. ;)


    @ Josy:
    Du hast recht. Im Prinzip erfüllt Sparks meine "Vorgaben" am besten. Aber nachdem ich zwei seiner Bücher hintereinandere gelesen habe, wollte ich auch mal einen Vergleich zu anderen Autoren haben. Sparks schreibt unheimlich gefühlvoll &melancholisch. Dem kann man sich wohl bei jedem seiner Bücher sicher sein. Aber die Storys der anderen Bücher sagen mir nicht soo zu. Daher orientiere ich mich erstmal anders.
    Habe am Freitag "Solange du da bist" von Marc Levy angefangen- nach dem ersten Buchdrittel bin ich begeistert. :D

    @ "Cehoernchen":
    Vielen Dank für deinen Vorschlag. Schnulzig sollte es nach Möglichkeit nicht sein. Aber das sieht bei deinem Vorschlag auch nicht so aus. Hört sich sehr vielschichtig an. In die Liebesthematik sind noch Konfliktpotenziale verschiedener sozialer Schichtung (Erziehung, Bildung, Weltanschauung) und scheinbar auch das Akzeptieren und Durchsetzen der eigenen Gefühle, die den "Normen des Verstandes" widersprechen. Interessant hört sich auch an, dass die Frau die "starke" (intellektuelle, weitblickende) Person der Beziehung ist.
    Hört sich wirklich super interessant und gehaltvoll an. Hab mir heut zwar "Solange du da bist" von Marc Levy zugelegt, aber das Buch werd ich mir sicher auch holen :)

    Kann mir von euch vielleicht einen Liebesroman mit einem Touch Melancholie emphelen? suche gerade nach Worten meinen Wunsch näher zu beschreiben. Aber sie fehlen mir irgendwie :scratch: Ich meine etwas, wo es um eine Beziehung zwischen Menschen geht, die nicht oberflächlich dargestellt ist und wo man weiß, was kommt.
    Oder etwas, wo es um (unerfüllte?) Sehnsüchte geht, also Romane, die etwas trauriges, nachdenkliches haben.
    Hoffe ich hab' mich nicht zu unverständlich ausgedrückt und jemand weiß, was ich meine. Wäre dankbar für Vorschläge.

    Das hört sich super an. Wenn ich Zeit habe, wonach es aussieht, bin ich aufjedenfall dabei. Möchte mir als nächstes Buch die Tage wahrscheinlich "Der Engelmörder" von Erica Spindler zulegen- ein spannender Krimithriller ist denke ich mal durchaus passend :)
    Nur eine Frage: Dachte eine Lesenacht funktioniert nur, wenn alle das gleiche Buch lesen. Wie kommt es, dass jetzt jeder "sein Buch" ließt?