Ich lese das Buch "Wilde Schwäne" von Jung Chang - Eine Geschichte einer Familie. Drei Frauen in China von der Kaiserzeit bis heute.
Zu diesem Buch bin ich auf eine etwas kuriosere Weise gekommen. Ich beschäftige mich schon seit ein paar Jahren mit der chinesischen Medizin, sie gehört zu meinem beruflichen Alltag. Außerdem habe ich bereits eine Ausbildung zur Ernährungsberatung der 5-Elemente-Ernährung abgeschlossen und mache nun die Grundausbildung Chinesische Medizin. Das ist ein sehr faszinierendes Feld und meine Vorstellung über China ist dadurch ein wenig romantisch angehaucht. Natürlich weiß ich, dass an China kaum etwas romantisch ist. Meine Kenntnisse über die Geschichte Chinas sind gerade mal rudimentär.
Nun saß ich letztens beim Hinspiel des Champions Leage Halbfinales (Bayern gegen Barca) in einer verrauchten, rumpeligen Kneipe und kam dort mit meinem Nachbarn ins Gespräch. Angefangen mit Fußball und endete es in China, da seine Frau Chinesin ist, die seit 10 Jahren in Deutschland lebt. Und dieser Typ empfahl mir nun dieses Buch mit den Worten: "Wenn du wirklich was über China wissen willst, dann lies dieses Buch!". Ok. Ich hatte mir das Buch vor langer Zeit schon gebraucht gekauft, bei meiner Aussortierwut im letzten Herbst muss es jedoch aus meinem Regal verschwunden sein. Also musste ich es mir neu kaufen. Im Endeffekt aber gar nicht so schlecht, da ich nun die Jubiläumsausgabe von 2003 besitze, mit einem Vorwort der Autorin.
Alleine dieses Vorwort ist so bewegend und löscht die letzte romantische Vorstellung aus. Der Satz: über die erste Zeit der Autorin in England Ender der 70er Jahre trifft denke ich auch heute noch auf viele Menschen im Westen zu: "Damals war man von China aufgrund seiner hermetischen Abschottung nach außen ebenso fasziniert wie vom Weltall" (Einleitung Seite XII).
Zeitlich begleitet der Leser die Mutter, Großmutter und die Autorin selbst von 1909 - 1978. Die Kapitel sind mit Überschriften/Zitaten und Zeitangaben versehen, so dass man gut folgen kann und auch die geschichtlichen Hintergründe außerhalb der Familiengeschichte werden erklärt.
Lange hatte ich kein Buch mehr in der Hand, das keine Fachliteratur war, und nun kann ich diese ergreifende Biographie kaum weglegen.
Da soll nochmal einer behaupten, dass Fußball schauen nicht bildet!