Beiträge von Trine

    John Irving ist mein Lieblingsautor, auch wenn mir nicht alle seine Bücher gefallen.
    Mit Zirkuskind" hat John Irving wieder ein Buch ganz nach meinem Geschmack geschrieben.
    Skurril und bizarr wie gewohnt, verschiedene Handlungsstränge, die nach und nach zueinanderfinden.


    Es dauert ein bisschen, bis man mit den Charakteren warm wird und man sich eingelesen hat. Aber man wird reich belohnt!(Es geht nicht alles gut aus. Aber das ist im richtigen Leben ja auch so).
    Hat man sich erst einmal eingelesen, öffnet sich wieder ein Füllhorn.
    Die Handlung insgesamt ist rasant wie in einem Zirkus. Menschen suchen ihren Platz in dieser Welt/diesem Zirkus, der Manege des Lebens.
    Eine Suche nach der eigenen Identität, jedenfalls bei den Hauptakteuren.

    Die Geschichte ist prall gefüllt mit interessanten Charakteren und Themen.
    Dr. Daruwalla - Orthopäde, der nach dem Zwergen-Gen sucht, ist der Erzähler.
    Da sind Deepa und Vinod, ein Zwergen-Ehepaar. Deepa hatte die Nase des Orthopäden schon einmal unbeabsichtigt an ihrem Steißbein, und Vinod ist, nach einem skurrilen Unfall im Zirkus, Taxiunternehmer und privater Chauffeur von Dr. Daruwalla, wenn er in Indien ist.
    Mr. Sethna, der Butler im Duckworth Club, der alles missbilligt.
    Es begegnen einem bemalte Mordopfer, Transsexualität, Homosexualität, Christentum, ein Filmschauspieler in Bollywood, ein Bettlerjunge, eine Kinderprostituierte, ein rassistischer Affe, und und und.
    Staunen, wie bei einer Zirkus-Attraktion.

    Ist das Buch ausgelesen, sollte man gleich noch einmal von vorne anfangen, weil einem bestimmt beim ersten lesen vieles entgangen ist.

    Intensiven Lesegenuss wünscht


    Trine

    Ich habe vor ein paar Wochen auf Empfehlung einer Freundin, die mir zwei Bände geliehen hat, zu lesen begonnen.


    Band 1 fand ich spannend. Allein die Kräuterkunde ist wie ein kleines Dossier. Und ein Homo Sapiens, der von Neandertalern großgezogen wird, ist so abwegig nicht. Zudem finden sich Analogien zu heute: Du siehst anders aus, also grenze ich dich aus.


    Band 2 gefällt mir in den Kapiteln, in denen Ayla noch alleine lebt. Ob das nun realistisch ist oder nicht - Menschen, die überleben wollen sind zu vielem fähig. Auch dass sie (Jung)Tiere domestiziert ist nicht ungewöhnlich, sondern für die Entwicklung des Menschen logisch.


    Als nervend empfand ich die Kapitel, als Jondolar in die Geschichte kam. Tausend Namen, die sehr ähnlich (und recht blöd, wie krampfhaft gesucht) klingen. Nahezu 20 (ich habe gezählt) enden auf "o" Durch die imense Fülle der Charaktere bleiben alle blass und nichtssagend. Hier verkommt die an sich gute Idee zum schlechten Groschenroman.


    Ich zitiere mal: ...die in ihr das Verlangen nach seinem harten, stolzen und prächtigen, hochgereckten Geschlecht weckten...


    ...seine Augen, die ausdrucksvollen, bezwingenden, unsäglich blauen Augen, die ein Frauenherz mit einem Blick dazu bringen konnten, wie rasend zu pochen...


    Würg!!! Ich lese mal weiter. Ob ich mir dann die restlichen Bände noch geben lasse...


    Gruß, Trine

    Ich habe mir zwar alle fünf Bücher angetan, das letzte allerdings nur zur Hälfte. Ich fand sie von Anfang an grottenschlecht. Wenn die Autorin nicht mehr weiter wußte, verfiel sie ins Mystische, bastelte irgendwelche Emanzenhintergründe zusammen, die in jener Zeit mit absoluter Sicherheit nicht existierten und übersah ganz den täglichen Kampf um das Überleben. Auch die Überbetonung der Kräutermixturen ist schon ein starkes Stück. Empfängnisverhütung mit einem Tee, dabei nicht wissend, daß es so etwas wie Empfängnis überhaupt gibt und und und.
    Die Bücher gehören nach meinem Dafürhalten zu jenen, die ruhig nicht geschrieben werden sollten.


    Woher wollen wir das wissen? Gar mit absoluter Sicherheit?


    Es muss zu jeder Zeit zumindest eine Emanze gegeben haben, sonst wären Frauen heute nicht das, was sie sind. Wie ich das mit der Empfängnisverhütung (oder war es die Abtreibung?) in Erinnerung habe, wusste davon nur Iza, die Medizinfrau.


    Gruß, Trine

    Es ist schon eine Weile her, dass ich das Buch gelesen habe.


    Ich fand es ganz gut, spannend. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit der Kuppel auf sich hat. Aber ich habe das Buch an viele Stellen als zu langatmig empfunden. Wenn ein Buch mich fesselt, kann es gar nicht genug Seiten haben, hier habe ich öfter mal nach der Seitenzahl geschielt. Ein paar hundert Seiten hätte sich SK sparen können. Dann sind da noch die Charaktere, über die mich zum Teil richtig geärgert habe. Flach und Stereotyp. Mein Klischee-Baromether hat oft laut aufgeschrien.


    Aber ich mag den King halt, er begleitet mein Lesen schon seit Jahrzehnten. Ich gehöre auch zu denen, die sagen, früher hat er besser geschrieben. Unmittelbarer, authentischer, mehr aus dem Bauch heraus (gefühlt jedenfalls für mich).


    Gruß, Trine


    Nanci Kincaid
    Am anderen Ende der Straße
    Deutsche Erstausgabe: Juli 1995 (Knaur)
    Titel der Originalausgabe: Crossing Blood (1992)


    Neu ist das Buch wohl leider nicht zu kriegen. (Meines ist auch gebraucht).


    Klappentext:
    Florida in den frühen sechziger Jahren: Lucy Conyers lebt mit ihren Brüdern, ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in Talahassee im letzten Haus des weißen Teiles der Stadt. Die junge Lucy ist wie besessen von dem wilden und gutaussehenden Skipper, der jedoch ein Schwarzer ist.
    Obwohl keiner es ihr sagt, weiß Lucy um die Grenzen, die ihren Gefühlen auferlegt sind. Weiße Mädchen gehen nicht in die Häuser schwarzer Jungen – und umgekehrt. Doch gleichzeitig gibt es da einen Martin Luther King, der von Integration spricht. Verzweifelt versucht Lucy, sich der sie umgebenden Welt zurechtzufinden. Als in der California Street Schüsse fallen, brechen ihre Träume von Harmonie und Glück zusammen.
    Ein einfühlsamer Roman über eine junge Liebe, über die Schmerzen des Erwachsenwerdens und um die Hoffnungen der Freundschaft.


    Meine Meinung:


    Ich habe es jetzt zum zweiten Mal gelesen und bin so verzaubert und begeistert wie beim ersten Mal.
    Das Buch hat 332 Seiten, aber durch die Fülle des Inhalts hatte ich das Gefühl, mindestens 600 Seiten gelesen zu haben. Und ich hätte mir gewünscht, noch mal so viel davon zu lesen.
    Nanci Kincaid erzählt wunderbar leicht und frisch, aber atmosphärisch dicht, mit unverbrauchten Metaphern. Alles aus Lucys Sicht.


    Der Klappentext wird diesem großartigen Buch nicht gerecht. Es steckt viel mehr darin.


    - Der Konflikt zwischen Lucys Mutter und ihrem Stiefvater Walter, der die Barmherzigkeit seiner Frau meistens grummelnd hinnimmt, bis Lucys Mutter das Haushaltsgeld einer ganzen Woche für neue Schuhe der Nachbarskinder ausgibt.
    - Old Alfonso, der Vater der nachbarschaftlichen Kinderschar, der, wenn er einmal zu Hause ist, randaliert und seine Familie schikaniert. Und seine Frau Melvina, die ihn zum Teufel wünscht, weil er trinkt und tagelang verschwindet, aber die an ihm festhält, weil er ihr Mann ist. Von Gott gegeben. Melvina, die es für selbstverständlich hält, dass eine weiße Frau (Lucys Mutter) nicht selber putzt und kocht, und ihr deshalb ihre Dienste anbietet, obwohl Lucys Familie nicht im Geld schwimmt.
    - Lucys leiblicher Vater, der kurz in aller Leben zurückschneit.
    - Rassismus, oberflächlich und unterschwellig und manchmal auch offensichtlich. Auf beiden Seiten.
    - Die zarten Bande zwischen Lucy und Skippy, die noch im Kindesalter beginnen…
    - Und eine Tragödie

    Warum das Buch nicht mehr Erfolg hatte, führe ich fast auf das saublöde Cover zurück. (Da hätte ich nicht mal auf den Klappentext geschaut.)

    Liebe Grüße
    Trine

    Wer das Buch liebt, sollte meine Meinung dazu vielleicht lieber nicht lesen.


    Ich liebe dicke Wälzer, versprechen sie doch eine dicht gewobene und interessante Geschichte, in die man versinken und die Welt um sich herum vergessen kann...
    ...bei diesem Buch finde ich das nicht.
    Zwar bin ich erst etwas über die Hälfte hinaus, aber ich fürchte, es wird nicht besser werden.


    Hatte mir viel mehr davon versprochen. (Man sollte Bestsellerlisten und Rezensionisten aus der Presse vielleicht grundsätzlich misstrauen. Ich wette, keiner von denen liest die Bücher wirklich).


    Ich empfinde das Buch als unglaublich langweilig, kitschig und oberflächlich.
    Flache, blutleere Charaktere, denen die Autorin versucht, Leben einzuhauchen. Es gelingt nur nicht.
    Der Schreibstil ist banal und grauenvoll klischeehaft. Tausendfach gelesene Redewendungen.
    Öde, einfallslose Dialoge, in denen die wörtliche Rede meist von einer trivialen Aktion begleitet wird:
    ...pochte ihr Herz, …seufzte sie, …geweitete Augen (gefühlte tausend Mal), …schürzte die Lippen, …hob die Augenbrauen ... Gähn.


    Schade drum. Denn allein Nells Überfahrt mit dem Schiff hätte eine spannende Episode sein können, eine Fülle an Eindrücken, die man riechen, schmecken, sehen, hören und fühlen kann.


    Ich neige dazu, das Buch mit Groschenromanen zu vergleichen, aber damit würde ich vielen Romanen dieses Genre wohl unrecht tun, denn heutzutage lesen die sich tausendmal besser als dieses.
    (Kate Morton sollte z. B. mal bei John Irving "in die Schule gehen" - dort könnte sie sich anschauen, wie plastische Charaktere erschaffen werden.)


    Nun habe ich meinem Ärger genug Luft gemacht. Ich werde das Buch zu Ende lesen, verspreche mir aber nichts weiter davon.
    Und ich werde mich nie wieder von Bestseller-Aufklebern und Presse-Rezensionen beeindrucken lassen!


    Herzlichen Gruß
    Trine

    ...mir ist jetzt noch ganz heiß!


    Hab eben ganz hektisch mein Passwort für die Seite gesucht, für die "öffentliche Stellungnahme" :pale:


    Ich hab's echt geglaubt, denn vor gut einem Jahr wurde über meine Internetverbindung (Mailprogramm?) Spam versendet. (Wurde damals von der Telekom angeschrieben). Dachte, nun hab ich wieder so nen Virus/Wurm/Wasauchimmer. Aprilscherz gelungen!


    oGottoGottoGott - Zum Glück ist Wochenende, kann ich mich von dem Schreck erholen. :P


    Schönes Wochenende, Trine