Beiträge von Aino

    Ach ja, nur nebenbei noch: ich gehöre auch zur Hochrisikogruppe, lebe allein, meine Freunde anderswo dürfen wegen der Ausgangssperre nicht herumfahren und mir was bringen. Also muss ich auch raus und einkaufen gehen, mich anstellen und mein Zeug heimschleppen, wenn ich nicht die nächsten Monate von Haferflocken und Tee leben möchte. Weil es niemanden gibt, der mir einkaufen gehen kann, will oder darf.


    Der einzige Unterschied zu den "unbelehrbaren" alten Leuten: ich versuche soviel Abstand zu halten wie irgend nur möglich. Aber ansonsten gehöre ich wohl auch zu denjenigen, von denen das Sozial-/Rentensystem besser entlastet werden sollte und die Wohnung gerne für andere frei werden darf. :roll:

    Ich weiß nicht, warum jetzt die angeblich uneinsichtigen alten Menschen so angeprangert werden. Die vielen jungen Leute, die draußen noch vor kurzem beim schönen Wetter Parties gefeiert und zu Dutzenden zusammengesessen sind, die Unzähligen, die zum Skifahren irgendwohin gefahren sind, Corona hin oder her (bei uns noch vor ein, zwei Wochen), die Jugendlichen, die in den Parks rumhingen und keinen Milllimeter auf die Seite gegangen sind, sondern sogar noch gelacht haben, wenn man sie darum gebeten hat - vergessen. Nein, die alten Menschen, die angeblich beratungsresistent und uneinsichtig sind und draußen noch unterwegs sind, statt zuhause darauf zu warten, dass ihnen das Essen ausgeht, dürfen sterben, weil dann Wohnungen frei werden und das Rentensystem entlastet wird. Ja, klar.


    Zumal ältere Leute nicht, wie manche hier im Forum, schnell mal einmal pro Woche mit dem Auto losfahren und sich den Kofferraum mit Vorräten vollladen können, sondern mit Trolley zu Fuß unterwegs sind und natürlich dann nicht soviel schleppen können. Und nicht jeder alte Mensch hat Nachbarn, die für ihn einkaufen gehen können oder wollen. Bei uns im Haus wohnen zu 60 - 70 % alte Menschen, und die wenigen jüngeren Mitbewohner sind in der Arbeit oder bis jetzt noch nicht auf die Idee gekommen, anzubieten, mal was mitzubringen. Vor allem redet es sich ganz leicht mit Auto oder Familie im Haus, die helfen kann. Da ist man ja fein raus und kann andere prima verurteilen, die draußen noch unterwegs sind und vielleicht aus Gewohnheit unbedacht noch zu nah an jemanden rangehen. Ich musste heute beim Spazierengehen ein Dutzend mal junge Jogger bitten, Abstand zu halten, und nicht dicht neben mir zu überholen. Das waren KEINE alten Menschen.


    Ich finde es schlimm, wenn alle über einen Kamm geschert werden und man selbstgerecht sagt, man selber würde alles richtig machen (Gratulation zum Heiligenschein) und die, die sich nicht dran halten, seien selber schuld und verdienten kein Mitgefühl. Plus diese menschenverachtenden Bemerkungen bezüglich Entlastung des Rentensystems und Freiwerden von Wohnungen. Sowas zu äußern ist in meinen Augen wirklich erbärmlich.


    Man kann nur all denjenigen, die sich so äußern, wünschen, dass sie nicht auch mal in eine Situation geraten, wo andere das Urteil fällen, man hätte kein Mitgefühl verdient und sei selber schuld.

    (Und bei über 7000 Toten hier in Italien vor allem wirklich ältere Personen, mag ich eigentlich keine fiesen Sprüche - Renten entlasten- wer das noch lustig findet...)



    Ich kann dir nur zustimmen. :friends:Manche menschenverachtenden Sprüche, die hier so locker mal geäußert werden, sind völlig unangemessen, besonders vor dem Hintergrund der vielen tausend Toten in Italien, Spanien und anderswo in Europa und des menschlichen Leids, das damit verbunden ist.



    Danke für den Buchtipp! Ich werde mir das Buch auch besorgen, klingt gut und gerade richtig, um ein bißchen abzuschalten und zu entspannen. :lol:

    Danke dir! Ich notiere mir die Daten auch gleich mal. Bei mir sind die Gebühren zwar noch nicht gleich fällig, aber es kann ja nicht schaden, alles parat zu haben. Ich finde die Onleihe dort wirklich gut.

    66. Stichwort "Leere", welches Buch fällt dir dazu ein?


    Das ist die Fortsetzung davon. Wiederum unterhaltsam, informativ und flüssig zu lesen. Der Autor hat es weiter gewagt, sich Zen und dem Sinn des Lebens zu nähern und sich entsprechenden Erfahrungen auszusetzen, das Ganze hat ihn einfach nicht losgelassen. Genauso gut wie das erste Buch. :thumleft:

    66. Stichwort "Leere", welches Buch fällt dir dazu ein?


    "Der als Kriminalschriftsteller berühmt gewordene Janwillem van de Wetering hat eineinhalb Jahre in der Askese eines Zen-Klosters verbracht. «Seine oft genug körperlich schmerzhaften Erlebnisse mit der Zen-Meditation, der ernüchternde, auch von Lausbubengehabe durchzogene Alltag im Kloster und die Schlussfolgerungen, die schließlich zum Abbruch seiner Studien führten, sind auf eine Weise geschildert, die so ganz ohne beweihräuchernde Stimmungsmache auskommt.» (Quelle: amazon)


    Gut zu lesen, ebenso unterhaltsam wie interessant, auch für Leser, die mit Religion in jeder Form gar nichts anfangen können. Es ist einfach ein spannender Erfahrungsbericht über das Leben in einem japanischen Zen-Kloster und wie es einem ambitionierten, aber unbedarften Holländer dort ergangen ist. Man muss an nichts glauben, um das Buch zu lesen. :wink: