Beiträge von Mufti

    Zitat

    Original von SamSpade7Ich kann auch überhaupt nicht verstehen, dass es Leute gibt die gar keine Bücher zuhause haben und nie lesen :-k - find ich ja irgendwie voll traurig...


    Hm, also dazu muss ich sagen, dass ich aus einem Haushalt komme indem Bücher weder aus Unterhaltungs- noch Bildungsgründen groß Thema waren..
    Wahrscheinlich ein Grund für mich gewesen, mit dem Lesen anzufangen. Aus Trotz oder dem Bedürfnis nach Abgrenzung. Diese kleine Revoluzerphase, in der man sich gegen Eltern und Obrigkeiten allgemein stellen will, sein eigenes Ding machen.
    Und weil ich zu der Zeit auch noch sehr verschlossen und zurückgezogen war. Alles Ergebnisse der Erziehung würd ich sagen. Jedenfalls hab ich da den Weg geebnet für meine Lesekarriere..


    Bücher begleiten einen einfach ein Leben lang, egal wie alt man ist, welche Interessen man hat, wie man sein Leben führt. Und das wiederum verbindet die unterschiedlichsten Menschen. Das fasziniert mich.


    Am Lesen schätze ich den Aspekt der Bildung, das Erkennen neuer Denkansätze, differenzierte Meinungsbildung, Gefühlslagen aller Art, Information.


    Heute lese ich mehr denn je, meist um für die Arbeit präpariert zu sein.. Dadurch kommen viele Sachen auf den Tisch, die ich sonst wahrscheinlich nie in die Hände genommen hätte. Aber das ermöglicht irgendwann vlt das objektive Beurteilen von Literatur.
    Halte recht wenig von dieser Art "doktrinierter" Literatur in Schulen bzw wie man damit arbeitet, weil ich allein dadurch so gut wie nie den Gefallen am Lesen gefunden hätte. Kann mir vorstellen, dass sehr viel mehr (gerade auch junge) Menschen zur Literatur finden würden, wenn sich einige(!! möchte hier niemandem zu nahe treten; hab da nur so meine Erfahrungen gemacht..) Pädagogen nicht so stereotyp durch ihren Unterricht "wurschteln" und differenzierte Gedankengänge zumindest zulassen würden.


    Letztlich brauche ich Bücher ganz einfach als Ausgleich zu konträren Interessen wie Internetrollenspielen und lauter Musik.. :roll:


    edit: wollte nicht off topic werden, das waren nur gerade spontane Gedanken dazu..

    "Superhero" hab ich ja schon ansatzweise in nem andren Thread vorgestellt (Ich lese gerade..."), drum jetzt auch kein großes Zitieren mehr von mir.


    Es geht also um Donald Delf, einen 14jährigen Jungen. Er hat Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Man sieht ihm an, dass es ihm nicht gutgeht: keine Haare mehr, ausgemergelt, in sich gekehrt.


    Er ist Comiczeichner und interessiert sich für Filme. Allerdings kann er solche auf den Tod nicht ausstehen, in denen der Held in allerletzter Sekunde doch noch das absehbare Unheil, das unausweichlich tragische Ende verhindert und sich schließlich doch noch alles zum Guten wendet.
    Vielleicht zeichnet er sich daher seinen eigenen Comichelden: MIRACLE MAN. Der ist zwar immun gegen den Tod, aber trotzdem verletzbar. Er bekommt zwar die wunderschöne Frau, aber er vermasselt romantische Situationen durch eine unangenehme Angewohnheit: Er pupst. Alles in allem ist MIRACLE MAN also vorallem eins: Menschlich. Fehlbar.


    Die Geschichte liest sich in Akten: Regieanweisungen und Dialoge. Comicartige Szenen durchziehen Donalds eigene Geschichte, verwischen teilweise die Grenzen zur Realität.


    Donald zeigt der Welt trotzig und sarkastisch, was er von seinem Leben, seiner Krankheit hält. Manchmal weiß er sie auf selbstironische Art zu seinen Gunsten auszunutzen. Aber es kommt der Moment, da er jemanden als seelische Stütze zugewiesen bekommt: Den Therapeuten Adrian. Klar, Donald sträubt sich zuerst dagegen, jemandem sein Innerstes zu offenbahren. Aber es kommt die Zeit, da sie sich einander nähern. Der eine beginnt vom anderen zu lernen.


    Donald weiß um seinen nahen Tod und wünscht sich daher eines mehr denn je: Einmal in seinem kurzen Leben zu erfahren, wie sich Liebe anfühlt. Wie es ist, mit einer Frau zusammenzusein. Adrian hilft ihm dabei auf ganz unkonventionelle, fragwürdige Art und Weise.


    "Superhero" fesselt von Anfang an.
    Erst ist es Donald selbst, der so fasziniert durch die Art mit seiner schlimmen Krankheit umzugehen. Wie er sich im realen Leben gibt und wie er ein Zweites parallel in seinen Comics führt.
    Später ist es Adrian. Der nicht das tut, was von ihm als Arzt verlangt wird, sondern überaus menschlich und einfühlsam so reagiert, wie man es von einem engen Freund erwarten würde.


    Das Thema Krebs ist allgegenwärtig. Ein beklemmendes Gefühl beim Lesen. Aber es ist nicht so, dass man nicht auch schmunzeln könnte. Vorallem will es Donald so.

    Ich meint ja auch nich dich damit. Ich denk da ja genauso. Aber das erklärt doch einfach die Erwartungshaltung: "Ich weiß, hier geht es um Düfte, Frauen, bla. Also muss dann doch endlich auch mal was passieren." Und das ist auch nur ein ganz überzogenes Beispiel wie es viele erleben (ich auch btw). Dass man nicht absichtlich alles auf andere Meinungen setzt, ist ja eigentlich klar.


    Und wegen der Ich-kaufe-Bücher-als-Prestige-Objekt-Leute muss ich mal sagen: Gott sei dank gibt es die!! Kannst dir gar nich vorstellen, wie viele das sind. Und gäbs die nich, würd die Branche noch dümmer dastehn als ohnehin schon.. :pale:


    Also in diesem Sinn: Gegen den Strom schwimmen! Eigene Meinung ftw!! :compress:

    Ich muss gestehen: Habe weder das Buch gelesen noch kenne ich den Film. (Grund dafür ist, dass ich noch nichts aus dem Bereich Fantastik gefunden habe, was mich begeistern könnte. Vlt hat ja der eine oder andre bei der Gelegenheit mal ne Idde.. :D)


    Das Problem ist bei dieser filmischen Umsetzung des Buches ist ähnlich vielen anderen auch: Marketingmäßig läuft da übertrieben viel, gerade bei Büchern, die inhaltlich jetzt voll im Trand liegen (Phantasy..). Es wird einfach das Gefühl geweckt, genau DIESEN Film muss man gesehen haben. DAS ist der absolute Top-Film, gerade wenn man sich für Bücher derart interessiert.
    Gelegentlich geht Promo aber nicht unbedingt einher mit dem entgültigen Produkt..


    Was ich aber sagen wollt ( Strandläuferin): Kollegin meinerseits ist die absolute Phantasy-Närrin, war aber unglaublich enttäuscht - Ihre Kinder fanden ihn klasse.
    Wenn Phantasyromane für Kinder und Jugendliche geschrieben sind, ist das meist auch die Zielgruppe für den Film. Muss und braucht gar nicht jedem gafellen. Liegt manchmal einfach an den Erwartungen, die du hast.

    Die Zeiten des missmutigen Weiterlesens sind bei mir auch passee... Es gab viele Bücher, die ich enttäuschend fand und durch die ich mich trotzdem durchgebissen hab. Aber eins war der absolute Knaller, das hat den Weg geebnet für die Trotzphase: Find ich doof, lass ich sein..
    (btw handelt es sich dabei um "City of God", der Roman nach einem ganz tollen Film. Bitte einfach NIE kaufen das Ding!!)


    Hab mit der Zeit einfach gemerkt, dass es keinen Sinn hat, wertvolle Zeit mit Mist zu vergeuden wenn man doch soo viel wirklich Gutes lesen kann. Man bedenke wie viele Bücher allein im deutschsprachigen Raum jährlich erscheinen.. Da muss man den Schlechten wirklich nicht allzuviel Beachtung schenken..

    Zitat

    Original von Bogart
    Ich habe mich jedenfalls bis zur letzten Seite durchgekämpft und ich muss gestehen, dass auch ich im ersten Drittel dieses geruchlose Buch mehr als nur verflucht habe!


    Ich denke das liegt viel mit daran, dass es eben schon von was-weiß-ich-wem-nicht-alles vorgestellt, besprochen, hochgepriesen und gelobt wurde. Als "Nachzügler" steht man dann mit vollem Erwartungsdrang vor diesem Werk und versucht manchmal krampfhaft, diese ach so gelungenen Textpassagen "wiederzufinden" um sie ebenso darüber zu denken.
    Das hat viel mit Meinungsmache zu tun (ich miene jetzt nicht dich persönlich und auch nicht unbedingt nur "das Parfum"). Und das ist es, was vielen das Vergnügen von vornherein nimmt: "Jeder" findet es toll, muss ich also auch, sonst hab ich was nich richtig verstanden..

    Ob nun die Umsetzung gelungen ist oder nicht -ein guter Film ist es auf jeden Fall (wenn man nicht ständig den Anspruch hat, das sehen zu wollen was man beim Lesen vor Augen hatte..) Unglaublich mächtige Bilder. Und dass der gute Grenouille besessen ist von Düften, dass es um eben diesen Sinn geht, konnte man denk ich ganz gut nachvollziehen..

    Da ich größtenteils auf meinen täglichen Zugfahrten lese, finde ich TBer wirklich praktischer. Vorallem täte es mir um die schönen Gebundenen leid, wenn sie nach 2x in den Rucksack stecken total zerfetzt aussehen würden.


    Ich kaufe gern Hardcover bei Büchern, die ich besonders finde. Von denen ich weiß, dass ich sie öfter aufschlagen werde und mich lange dran erfreuen will. Zum einmal-nur-so-lesen genügen TBer vollkommen denk ich.
    Oft werden Hardcover ja einfach nur mit "teuer" verbunden, man weiß eigentlich nicht, warum man es sich kaufen sollte, wenn man die Möglichkeit einer preisgünstigen Variante hat. Aber dass sie hochwertiger sind, sie nicht nach 2x Lesen auseinanderfallen, dass sie im Verhältnis zu dem was man dafür bekommt überhaupt nicht teuer sind, sieht man oftmals nicht.

    Da ich den ganzen Tag von tausenden Büchern umgeben bin, komm ich überhaupt nich drum herum, regelmäßig kiloweise Bücher mit nach Haus zu schleppen..


    Aber ich muss sagen, ich selektiere dann später doch recht schnell, anders kann man das gar nicht bewältigen. Was dann an einem Tag unglaublich interessant klang, wird oftmals auch wieder verworfen.
    Bei mir spielt leider auch der Faktor Zeit eine große Rolle. Wenn ich nicht rechtzeitig bestimmte Novitäten kenne, nützt mir mein Wissen darüber nach längerer Zeit leider -zumindest für die Arbeit- auch nichts mehr.
    Daher bin ich auch wirklich zur extrem-Kettenleserin forciert: letzte Seite beendet, neues Buch aufgeschlagen.. Wobei dabei leider oft Bücher einfach so durchrutschen, ohne großartig bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben..

    "Aufblende... DONALD DELPE. Vierzehn. Magerer Junge, Schultern dürr wie ein Kleiderbügel. Schräger Vogel. Keine Augenbrauen, keine Haare. Gesicht wie eine Pellkartoffel. Stapft mit Schuhgröße 46 durch Watford, in den Nordostser hinein, ein Regenschirmkiller direkt aus Sibirien. Strickmütze tief in die Stirn gezogen, Stöpsel in den Ohren, iPod voll aufgedreht, ist er unterwegs durch die wolkenverhangene Stadt. Wut ist seine Standardeinstellung. Wehmut auch. Die meiste Zeit blickt er zu Boden. Eine Sonnenblume im Regen."


    ...der erste Akt sozusagen. Und so wird die Geschichte auch fortgeführt. Wahrscheinlich, weil Donald Comiczeichner ist. Die Welt als Film wahrnimmt. Sich selbst für einen Helden hält.


    Donald hat den Tod vor Augen. Krebs. Und will doch unbedingt einmal erfahren haben, was Liebe ist. Wie Liebe geht.



    Bisher ein klasse Buch. Wird vermutlich bis zum Schluss klasse bleiben. Aber beklemmend. Das ist es auch.

    "Begrabt mich hinter der Fussleiste" spielt in den 1970er Jahren der Sowjetunion. Sascha Saweljew erzählt uns seine Geschichte: Er ist sieben Jahre alt, geht in die zweite Klasse und lebt bei seinen Großeltern. Denn seine Mutter hat ihn gegen einen Giftzwerg, einen Erbschleicher eingetauscht. Das weiß er von seiner Großmutter.


    "Gleich zu Beginn meines Berichts möchte ich erzählen, wie ich von Großmutter gebadet werde, und ich bin sicher, das wird euch interessieren. Das Baden war bei Großmutter nämlich eine ganz besondere Prozedur, davon werdet ihr euch gleich selbst überzeugen können."


    Und damit hat er recht, so eine Art Baden ist wirklich ungewöhnlich: Die Großmutter wäscht Sascha unter tosendem Gebrüll und Beschimpfungen. Denn er, das Miststück das langsam verfault, kann es nicht allein. Sascha hat Angst, die Großmutter könnte ihn in der Wanne ertränken und als sie seinen Hals waschen will überlegt er, ob sie ihn vielleicht erwürgen will. Doch soweit kommt es nicht, denn die Großmutter liebt ihren Enkel.
    Sie ist eine Tyrannin, tobsüchtig und verletzend. Sie hat Sascha seiner Mutter entrissen und gestatte ihr nur sehr selten, ihren Sohn zu sehen.


    Doch genau diese Besuche sind es, die Sascha Freude bereiten. Er sehnt sich nach ihrer Nähe und Wärme, aber für ihn ist dieses Verhältnis ganz normal: Sein Glück ist seine Mutter, sein Leben ist seine Großmutter.


    Der Buchtitel rührt von einem Gedanken Saschas her: Er leidet an Staphylococcus aureus, was bedeutet, dass er mit spätestens 16 Jahren verfault sein wird, so seine Großmutter. Also wünscht er sich, hinter der Fussleiste in der Wohnung seiner Mutter begraben zu werden, sobald es soweit sein würde. Weil es dort keine Würmer gibt, weil der Friedhof ein viel schlimmerer Ort ist, damit seine Mutter ihm nahe sein kann.


    "Begrabt mich hinter der Fussleiste" schildert ein Kindheitsdrama, das bewegt. Es ist nüchtern erschreckend oder makaber komisch. Aber nicht melancholisch sentimental.
    Man erkennt ein Familiendrama, das auf Mißverständnis, Sturheit und Eigensinn gründet. Alles zulasten des kleinen Sascha -der all das erstaunlicherweise als selbstverständlich wahrnimmt und emotionsgeladene Aussagen als Fakten akzeptiert.
    Daher verwundert es auch nicht, dass er seine Mutter liebevoll "Flittchen" nennt..-übernommen aus dem Wortschatz seiner Großmutter.

    Ihr habt recht, Miesel ist wirklich ne ganz, ganz klasse Geschichte.
    Hab es mitgenommen, weil mich Inhalt und Zeichnungen im Buch so sehr an Ardagh`s "Eddi Dickens" Geschichten und Lemony Snicket erinnert haben. (Wobei ich sagen muss, dass ich nie einen weiteren Teil gekauft habe. Wirkte in der Zeit der Fortsetzungsromane, Trilogien etc. ein wenige erzwungen wie ich finde..)


    Was ich aber eigentlich sagen wollte: Hab mir das Hörbuch dazu gekauft und das ist wirklich hörenswert!! Monty Arnold liest ungekürzt und schafft es ganz wunderbar, den Charakteren allein durch seine Stimme eine Gestalt zu geben. Man meint fast, es wäre ein Hörspiel, dabei setzt Arnold alles selbst in Szene.


    Für 3 CD`s sind 17.95 auch akzeptabel denk ich, zumal ein kleines Gimmick ("verzauberte Kakerlake" :D) gleich mit dabei ist..

    "Die Dreizehnte Geschichte": So lautet der Titel eines nicht veröffentlichten Werks der berühmten britischen Autorin Vida Winter. Um diese ranken sich Gerüchte, Geschichte und Autorin sind in aller Munde. Umso mehr verwundert ist Margret, Tochter eines Antiquars, als eben diese Autorin sie eines Tages darum bittet, ihre Biografin zu werden.


    Margret, in sich selbst und all die Bücher um sich herum zurückgezogen, schreibt leidenschaftlich gern über die Leben anderer Menschen. Widmet sich denen, die nie besonders beachtet, denen niemals große Bedeutung beigemessen wurde.


    Margret entschließt sie sich dazu, der gealterten Winter ihren Wunsch zu erfüllen. Wohnt und lebt während der Schreibphase auf dem Anwesen der Autorin, wodurch sie mehr und mehr in den Bann dieser düsteren, dramatischen Geschichte gerät, die Winters Leben einst war.


    Winter beginnt ihre Erzählung in den Jugendjahren ihrer Mutter, die mit Zwillingen schwanger wurde und sie an ihre Haushälterin abgab. Winters Kindheit verlief erschreckend: Erzogen von einem Vater, der mit der Zeit seinen Verstand verlor. Umgeben von einer mit der Zeit erblindenden, immer tattriger werdenden Haushälterin und einem in seine Arbeit vertieften, für das Geschehen um ihn herum blinden Gärtner. Gouvernanten kamen und gingen, das Haus verfiel langsam aber sicher. Die Zwillinge sträubten sich gegen jeglichen äußeren Einfluss. Weigerten sich, vernünftig zu sprechen, sondern entwickelten ihre ganz eigene Sprache aus Mimik, Gestik und unverständlichen Lauten.


    Den Höhepunkt erreicht Winters Erzählung, als sie von dem großen Brand berichtet, der ihr Haus komplet vernichtet hat, sie sich ins Freie retten konnte und ihrer Schwester hilflos zusehen musste, wie sie im Haus umherirrte.


    Der Höhepunkt des Romans ist es jedoch noch lange nicht. Der wird bis zuletzt hinausgezögert. Und lässt den Leser auch erst dann wirklich richtig durchatmen.





    Margrets Lieblingsbücher waren "Jane Eyre" und "Sturmhöhe". Wer diese britischen Klassiker ebenso fasziniert und gebannt verschlungen hat, könnte "Die Dreizehnte Geschichte" ohne Bedenken neben Bronte ins Bücherregal stellen..

    "Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone" ist eine Geschichte über und von Christopher, einem Teenager mit dem Asperger-Syndom.


    Christopher ist Autist. Sein Alltag ist bestimmt von Zwängen, durch die er sein Leben organisiert. Er kann Informationen nicht nach ihrer Bedeutsamkeit messen, für ihn ist alles gleich wichtig oder unwichtig. Wenn er mit zu vielen Informationen konfrontiert wird, kauert er sich zusammen und stöhnt vor sich hin.
    Auf der Fahrt mit dem Schulbus entscheidet sich, wie Christophers Tag wird: sieht er mehrere rote Autos in einer Reihe, wird es ein superguter Tag. Sieht er gelbe oder braune, wird es ein schlimmer Tag, an dem er nicht redet und nicht isst.


    Er ist unglaublich schlau, möchte sein "A Level" in Mathematik und Physik machen. Er kennt alle Länder samt Hauptstädten, beschäftigt sich mit Astronomie, kennt alle Primzahlen bis 7.507.


    Schwierigkeiten bereitet Christopher alles Zwischenmenschliche, Mimik, Gestik. Er kann Gefühle nicht deuten, sich nicht in andere Menschen hineinversetzen. Seine Lehrerin versucht ihm dabei zu helfen, indem sie Christopher Smileys aufzeichnet und mit ihrer Bedeutung beschriftet.
    Er redet mit niemandem, den er nicht kennt. Kommt ihm jemand zu nahe, kauert er sich wieder zusammen, umgreift sein Taschenmesser in der Hosentasche, damit er sich sicherer fühlt.


    Eines Tages entdeckt Christopher den Hund Wellington, getötet durch eine Mistgabel. Christopher beschließt, eine Detektivgeschichte zu schreiben, um dem Mord auf den Grund zu gehen. Diese Geschichte hält der Leser in der Hand, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint.


    Im laufe der Geschichte lüftet Christopher viele Geheimnisse: Wer den Hund seiner Nachbarin getötet hat, dass seine Mutter doch nicht gestorben ist. Und gibt viel von sich preis: Warum er Witze nicht versteht, warum er nicht lügen kann.


    Besonders an diesem Buch ist die Gestaltung: Zu fast allem, worüber Christopher spricht, gibt es Grafiken, Zeichnungen, Tabellen zu bestaunen. Es wird viel mit der Typographie gespielt. Christopher visualisiert viele seiner Gedanken, die dadurch für den Leser nachvollziehbar werden.




    Christopher beginnt ein Kapitel mit den Worten: "This will not be a funny book. I cannot tell jokes because I do not understand them." Hier hat er es geschafft, doch einmal zu lügen, denn es ist wunderbar komisch. Traurig, komisch, schlau, informativ und überaus lesenswert. Nicht nur für Jugendliche. Mutti und Vati dürfen auch gern einen Blick hineinwerfen.. und sich festlesen.



    edit: hab die vorangegangenen posts nich gefunden, sonst hätt ich nich nochma was dazu geschrieben^^ sry sry..

    "Bunny und Blair" spielt abwechselnd an zwei völlig unterschiedlichen Schauplätzen: der eine ist eine art fiktives Großbritannien, bestimmt durch totale Privatisierung. Der andere ist eine Provinz in Kaukasus-Nähe, beherrscht von Bürgerkriegen, Korruption und Elend.


    Bunny und Blair sind Brüder, siamesische Zwillinge genauer gesagt. Mit 33 Jahren werden sie voneinander getrennt und aus einem Heim, das ihr Leben lang ihr zu Hause gewesen ist, in die "Freiheit" entlassen.


    Wie von ihren Ärzten prognostiziert, entwickeln sie sich auf völlig unterschiedliche Art und Weise. Blair, der körperlich stärkere, entdeckt seinen unglaublich starken Drang nach Frauen und Intimität. Bunny, der mental stärkere, (der "Parasit") ist überfordert mit der "freien Welt", siecht vor sich hin.


    Am anderen Ende der Welt hat Ludmilla Iwanowa schwere Lasten zu tragen, muss um jeden Preis Geld auftreiben, um ihre Familie zu versorgen.


    Die Welt, ein globales Dorf.. Die Vernetzung a la Internet macht es möglich, diese Schicksale zusammenzuführen.


    Das Ende überrascht, schockiert, berührt. Aber wer nicht schon die ganze Zeit des Lesens von derlei Gefühlen überwältigt ist, hat irgendetwas nicht richtig verstanden..





    "Bunny und Blair" fasziniert durch frische, unverbrauchte Bilder. Pierre schreibt sarkastisch, schamlos, liebevoll. Wer sich Themen wie Sex, Gewalt, Terrorismus nicht annehmen möchte, sollte "Bunny und Blair" trotzdem lesen!!


    Wer möchte, kann Verbindungen sehen zwischen dem Blair im Roman und einem gewissen Tony... Großbritannien, man erinnere sich..
    Ach, und Bunny ist nur der Spitznameseines Bruders: eigentlich heißt er Gordon.. Interpretationsmöglichkeiten sind also gegeben.. :wink:


    edit: Wem es gefallen hat, sollte es wie ich machen: Pierre´s Erstling "Jesus von Texas" kaufen!! (wurde nicht umsonst mehrfach ausgezeichnet!)