Beiträge von Sarange

    Ich setzt meine Kommentare zu deinen Ausführungen jetzt mal in Spoilertags, weil du noch nicht so weit bist und andere das Buch ja vielleicht auch noch lesen wollen. Hier beziehe ich mich auf Lesestand vorletztes Kapitel "Minh", im eBook bin ich gerade auf Seite 177 von 208, also bald durch. Lies es erst, wenn du auch so weit bist! :winken:

    Gestern Abend habe ich noch ein wenig weitergelesen.


    In südkoreanischer und japanischer Literatur ist ja oft die Stellung der Frau Thema ... also bezüglich Aussehen, Partnerschaft und Nachwuchs. Da hat gefühlt jeder in der Familie Mitspracherecht, außer die betreffende Frau selbst. Dieses Thema ist nun auch in meinem derzeitigen Buch aufgetaucht ... scheint ein in Asien weit verbreitetes Phänomen zu sein. :( Mich erstaunt dieser Kontrast zwischen hochmoderner Lebenswelt (zumindest in Teilen) und sehr traditioneller Gefühlswelt immer wieder.



    Auch spannend und wieder hochaktuell ist das Thema Krieg. Einige deutsche Studenten basteln Plakate und halten Konferenzen zum Vietnamkrieg ab, wollen aus der Ferne darüber diskutieren, was zu tun ist ... während Kiềus Vater (selbst zu dem Zeitpunkt Student in Deutschland) damit eigentlich gar nichts zu tun haben will, aber dennoch als Aushängeschild vor die Bewegung gespannt wird. :-? Spannend wird jetzt trotzdem zu beobachten, wie sich seine Einstellung zum Vietnamkrieg ändern wird (so zumindest meine Vermutung).


    Verlagstext:


    Willkommen in der wundersamen Welt der Hühner:

    Das Huhn kann nur wenige Meter weit fliegen, und dennoch hat es als einziger Nachfahre der Dinosaurier die Welt erobert. Auf der Erde leben heute mehr als zwanzig Milliarden Hühner. Auf jeden Menschen kommen drei. Vielleicht verkörpert das Huhn deshalb unser widersprüchliches Verhältnis zu Tieren am besten: Es ist sowohl geliebtes Haustier als auch Produkt einer ausgeuferten Massentierhaltung.

    »Am Anfang war das Huhn« erzählt von der jahrtausendealten Beziehung zwischen Mensch und Huhn: von seiner kultischen Verehrung im Alten Ägypten bis zu seinem Einzug in unsere Vorstadtgärten während der Coronapandemie. In allen Epochen waren wir und die Hühner gemeinsam unterwegs. Doch was wissen wir wirklich über unsere eierlegenden Gefährten? Welche Geschichten erzählen uns Rassen wie das uralte Bankivahuhn, der kämpferische Malaie oder das in königlichen Gärten pickende Cochin-Huhn?

    Unterhaltsam wie erkenntnisreich bringt uns die Anthropologin Sally Coulthard die schillernde Vielfalt der Hennen und Hähne näher.

    Quelle: amazon.de



    Meine Meinung:


    Sally Coulthard, deren Regenwurm-Buch ich bereits mit Begeisterung gelesen habe, hat auch hier wieder ein höchst informatives und interessantes Sachbuch vorgelegt. Von der Entwicklungsgeschichte des Huhnes aus seinen Vorfahren, den Dinosauriern (deren Gene noch tief in den heutigen Hühnern stecken) über seine Ausbreitung und die Geschichte seiner vielfältigen Nutzung (zwischen flauschigem Kuscheltier, Kampfhahn und buchstäblich ausgequetschter Turbolegehenne war da so ziemlich alles dabei, inklusive fragwürdiger Experimente im Weltall) bis hin zu ethischen und ökologischen Problemen der heutigen Massentierhaltung und grundsätzlich des Fleischkonsums vermittelt die Autorin umfassende Fakten, Hintergründe und auch philosophische Gedanken zu einem Tier, das uns so alltäglich erscheint und daher gern unterschätzt wird. Mein Respekt vor der Intelligenz und Anpassungsfähigkeit der Hühner ist gestiegen; gleichzeitig hallt aber auch der moralische Appell bei mir nach, Hühner als aufnahme- und lernfähige, fühlende, soziale und kommunikative Lebewesen zu schätzen und dementsprechend noch deutlich mehr ins Tierwohl zu investieren.

    An dieser Stelle war mir die Polarisierung der Autorin, laut der es Menschen gibt, denen die meist katastrophalen Haltungsbedingungen der „Nutztiere“ egal sind, und andere, die sich aus ebendiesen Gründen vegetarisch oder vegan ernähren, zu undifferenziert. Ihrer Ansicht nach besteht der einzige dritte Weg in der kognitiven Dissonanz des Verdrängens der vorhandenen Bedenken, indem man Fleischstücke kauft, die nicht mehr an die Tiere erinnern, von denen sie stammen. Dabei gibt es inzwischen längst auch Möglichkeiten, an Fleisch aus artgerechter Haltung zu kommen, das lokal geschlachtet und vermarktet wird, oder sich im nächstgelegenen Jagdrevier nach der Möglichkeit des Erwerbs von Wildfleisch zu erkundigen.


    Dies bleibt jedoch mein einziger Kritikpunkt an einem ansonsten ausgiebig recherchierten und spannend geschriebenen Werk über das Verhältnis des Menschen zu einem Tier, das er leider viel zu oft missachtet und ausbeutet. Die Hühner wären ohne die Menschen mit Sicherheit besser dran!


    Ich empfehle das Buch allen, die sich für eine gute Mischung aus Biologie, menschlich-tierischer Kulturgeschichte und ethischen Erwägungen begeistern können, auch wenn sie gar nicht mit dem Gedanken spielen, selbst Hühner zu halten.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Gestern Abend konnte ich mein letztes März-Buch beenden und kann deshalb heute Abend schon mit "Wo auch immer ihr seid" von Khuê Phạm beginnen.


    Sarange Wie schauts bei dir aus? :winken: Wir könnten uns auch hier mit der Spoilerfunktion austauschen. Dann kann man es bei Bedarf nachlesen und muss nicht erst im Forum suchen. Und wer hier Interesse daran hat, könnte auch unkompliziert mitlesen.

    Ich könnte morgen mit dem Buch anfangen. Allerdings sind wir dann familiär erstmal einige Tage unterwegs und ich habe zwar Lesezeit, gehe aber wahrscheinlich nur per Handy ins Forum - und da ist mir das Schreiben längerer Beiträge, dann auch noch mit Markieren und Spoilerfunktion, zu mühsam. Ich würde also erst ab Ende der Woche oder am kommenden Wochenende etwas zum Buch schreiben und auf deine Eindrücke antworten können.

    Guten Lesestart dir! :winken:

    Im Garten meines neuerworbenen Häuschens in Paris. Mein Nachbar, ein alter Spanier namens Lucio, der sich ständig einen imaginären Spinnenbiss in der Luft vor seinem amputierten Arm kratzt, faselt etwas davon, dass ich schleunigst wieder ausziehen solle und das Haus nur deshalb zu verkaufen gewesen sei, weil im Garten fünf Leichen vergraben lägen und es im Obergeschoss spuke. Na, bei dem spukt es wohl auch im Obergeschoss... :roll: