Beiträge von Herbstsonne

    Hallo,


    mich würde mal interessieren, wie viele Chancen ihr einem Autor oder einer Reihe gebt.
    Wenn ihr ein Buch schlecht findet, lest ihr dann noch etwas von dem Autor? Oder kommt es vielleicht auf das Thema an und der Autor bekommt noch eine Chance, wenn euch das Thema sehr anspricht.
    Es gibt ja so viele Bücher, soll man dann einem Schriftsteller noch eine zweite Chance geben, wenn das erste Buch nicht so toll war oder ist das eurer Meinung nach Zeitverschwendung.
    Und was machen, wenn die Teile einer Reihe unterschiedlicher Qualität sind. Nehmen wir die Krimis von Henning Mankell. "Mörder ohne Gesicht" ist ja eigentlich ein schlechter Krimi und ein Paradebeispiel, wie man es eigentlich nicht machen sollte, "Der Mann, der lächelte" ist auch nicht gerade der stärkste Mankell-Krimi, "Die fünfte Frau" hingegen ist zum Beispiel top.
    Höre ich nach dem ersten Teil auf, verpasse ich vielleicht die besseren, aber auch blöd, wenn die Reihe nicht besser wird, oder?
    Also, was machen und wie macht es ihr?

    Klappentext:
    Es ist Sommer im schottischen Aberdeen, aber selbst die Sonne kann die dunklen Schatten, die sich über die Stadt legen, nicht vertreiben: Sechs Menschen sind bei einem Brand umgekommen, eingeschlossen von einem Killer, der seinen Opfern jede Überlebenschance nehmen wollte. Und das ist nicht der einzige Fall für Detective Logan McRae: Ein brutaler Mörder scheint es auf Prostituierte im Hafenviertel abgesehen zu haben, und McRae setzt alles daran, den Täter zu finden, bevor er sich das nächste Opfer sucht ...


    Meine Meinung:
    Ich war ja schon vom ersten Fall für Detective Logan McRae "Die dunklen Wasser von Aberdeen" angetan, aber dieser Teil war meiner Meinung nach noch besser.
    Alles stimmig erzählt, alles wird am Schluss aufgelöst und spannend zu lesen ist das Buch auch. Zahlreiche Cliffhanger sorgen dafür, dass man immer noch ein Kapitel und noch ein Kapitel lesen will - dem kann man nur entgehen, wenn man mitten im Kapitel ein Pause einlegt - wenn man denn muss. :wink:
    Ein paar äußerst brutale und perverse Szenen gibt es allerdings auch - davor sei gewarnt.


    Freue mich schon auf ein weiteres Buch mit McRae. :thumleft:

    Ich habe das Buch letztes Jahr auch gelesen und fand es auch super.


    In irgendeinem Nesser-Interview habe ich gelesen, dass die Reihe mit Gunnar Barbarotti auf 4 Bände angelegt ist.
    Freue mich schon auf den zweiten Teil. "Eine ganz andere Geschichte" erscheint im Sommer 2008 und ist letztes Jahr als bester schwedischer Krimi des Jahres ausgezeichnet worden.


    Zitat

    Original von morse
    Das Buch ist auch nur vordergründig ein Krimi, beschreibt es doch eigentlich viel mehr den Verfall einer kleinbürgerlichen, "perfekten" Familie, bei der das ganze Lebenshaus zuusammenbricht, wenn man ein bisschen an der Fassade kratzt.


    Der zweite Teil soll übrigens wieder mehr Krimi sein.


    Was mich allerdings ein bisschen ärgert, ist die Übersetzung. Da wird dann mal Kartoffelbrei, dann wieder Kartoffelmus gegessen. Und "kompakte Stille" und "kompakte Dunkelheit" - ist das Deutsch? oder doch nur schludrig übersetzt (im Original ja "kompakt tystnad" und "kompakt mörker"). Naja, vielleicht bin ich auch nur zu kleinlich... Aber bei "Sein letzter Fall" war's auch schon so.

    Klappentext:
    Edvard Hoem erzählt vom Leben seiner Eltern, bevor sie seine Eltern wurden. Das Buch handelt von ihren Träumen, ihren Hoffnungen und Enttäuschungen, es handelt von der engen Welt des ländlichen Norwegens in den dreißiger und vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts, in denen Armut, Tradition und strenges Christentum den Jungen wie den Alten Fesseln anlegten.
    Der Bauernsohn Knut wird Laienprediger und zieht viele Jahre über Land. 1945 trifft er auf die verzweifelte Kristine, die schwanger von einem deutschen Soldaten sitzengelassen worden ist. Für ihn ist sofort klar: "Aber ich kann sie doch nehmen." Nach einer krisenhaften Anfangszeit, denn Kristine liebt ihren "Retter" nicht, führen die beiden lange Jahre eine glückliche Ehe. Ihr erstes gemeinsames Kind ist Edvard.


    Autor:
    Edvard Hoem, 1949 geboren lebt als Schriftsteller, Theaterregisseur und Shakespeare-Übersetzer in Oslo.


    Meine Meinung:
    Ein tolles Buch. Hoem versucht das Leben seiner Eltern zu rekonstruieren und schreibt einen dokumentarischen Roman. Ein Genre, das sich in letzter Zeit großer Beliebtheit erfreut. Als Quellen gibt er an, dass er, neben den Geschichten, die seine Eltern vereinzelt erzählt haben, ca. 100 ältere Menschen aus der Gegend, in der seine Eltern gelebt haben, befragt hat. Außerdem hat er Krankenakten und Tageszeitungen studiert und lokalhistorische Bücher gelesen. Trotzdem aber ist es ein Roman.
    Hoem schreibt: „ Die meisten Begebenheiten dieses Buches sind authentisch, aber sie sind mit der Stimme des Schriftstellers erzählt, so wie er es vor sich sieht, nach dem, was er gesehen und geträumt hat.“
    Und das ist ein großes Glück, denn der Schriftsteller Edvard Hoem kann gut schreiben und es ist eben alles andere als eine Dokumentation.
    Ein schöner, leiser, trauriger und zärtlicher Roman über zwei Menschen, denen verwehrt bleibt, mit den Menschen, die sie lieben, zusammen zu leben und die trotzdem das Beste aus ihrem Leben machen und am Schluss sogar noch behaupten, glücklich gewesen zu sein.

    Habe das Buch gestern fertig gelesen und fand es ganz nett, aber eben nicht mehr.
    Insgesamt dann doch eher belang- und harmlos.
    Als Satire auf den Literaturbetrieb zu zahm, als Künstlerbiographie zu öd und uninteressant. Was interessiert mich die Platzwunde von Glavinics Sohn und wie ihm beim Nähen das Händchen gehalten wird.
    Ganz nett, dass man hin und wieder etwas von Glavinics Selbstzweifeln mitbekommt, was dann daran Fiktion ist, ist natürlich noch die Frage.


    Irgendwo schreibt Glavinic, dass er Knut Hamsun liest - da hätte er sich mal an dessen "Hunger" ein Beispiel nehmen sollen, denn so macht man das.


    Das Buch handelt ja auch davon, ob Glavinic für seinen Roman "Die Arbeit der Nacht" den Deutschen Buchpreis bekommt oder wenigstens auf die Long- oder Shortlist kommt. Das hat ja nicht geklappt.
    "Das bin doch ich" hingegen schaffte es immerhin bis auf die Shortlist - ob sich die Kritiker durch das Buch gebauchpinselt fühlten oder nur vermeiden wollten, dass Glavinic sich zu Tode säuft - man weiß es nicht....

    Klappentext:


    Knud Romer hat mit seinem ersten Roman in Dänemark einen Skandal ausgelöst. Er erzählt die so dramatische wie gewöhnliche Geschichte seiner deutsch-dänischen Familie und schreibt sich den Alptraum seiner Jugend im dänischen Nykobing von der Seele. Ein "deutsches Schwein" ist Knud für seine Mitschüler in Nyk, weil er anders ist als die anderen: Er trägt Lederhosen, singt deutsche Lieder und bekommt in Dänemark unübliche Pausenbrote mit in die Schule. Und ausgerechnet seine Mutter, deren erster Verlobter als Mitglied der "Roten Kapelle" von den Nazis hingerichtet wurde, wird als "Hitlerliebchen" beschimpft. Quer durch Dänemark und Deutschland führt die Geschichte seiner Familie über drei Generationen. Der dänische Großvater scheitert bei all seinen Unternehmungen und sitzt am Ende nur noch am Bahnhof und schaut den Zügen hinterher. Dessen Sohn, Knuds Vater, hingegen ist so bemüht, alles korrekt und vorbildlich zu erledigen, daß er sogar dem deutschen Heer beim Einmarsch in Dänemark behilflich ist und den Soldaten den rechten Weg nach Kopenhagen zeigt. Die deutsche Großmutter wird beim Bombenangriff auf Magdeburg schwer verletzt; grausam entstellt, ist sie für den Enkel trotzdem eine Figur von klassischer Schönheit. Onkel Hermann schließlich aus Oberfranken schenkt Knud bei jedem Besuch Splitter einer Handgranate, die ihm nach und nach aus der Haut wachsen und liefert damit das Material für Knuds großen Befreiungsschlag ...


    Autor und Meinung:


    Knud Romer ist 1960 geboren und ist einer der bekanntesten Werbefachleute Dänemarks, hat kulturhistorische Bücher geschrieben und spielte in von Triers Idioten mit.


    Angeblich hat er seine Wohnung verloren, danach seine Freundin und auch noch seinen Job, indem er darüber herzog, wieviel Geld Leute für schlechte Werbekampagnen ausgeben. Dann hat er sehr dem Wodka zugesprochen und seine jetzige Freundin kennengelernt, die es ihm ermöglichte, das zu tun, was er schon immer tun wollte, nämlich schreiben.


    Ob das alles stimmt oder ob sich da jemand selbst inszeniert, kann ich nicht beurteilen.
    Mit seinem Erstlingswerk hat er jedenfalls einige Preise gewonnen, stand monatelang auf Platz 1 der dänischen Bestsellerliste und hat in seiner Heimat eine öffentliche Diskussion ausgelöst.
    Die Frage ist, inwiefern der Roman autobiographisch ist oder nicht.
    Ein Ich-Erzähler, der Knud heißt, erzählt in Episoden von sich, seiner Mutter und seinen Großeltern und Verwandten. Er erzählt von den Erlebnissen in Nykøbing, dem Ort, in dem Knud Romer wirklich aufgewachsen ist. In der dänischen Ausgabe wurde das Buch auch als Tatsachenroman bezeichnet.
    Und daraufhin haben sich ehemalige Klassenkameraden zu Wort gemeldet, und behauptet, dass das damals gar nicht so schlimm gewesen wäre und Romer übertreibe.
    Wie dem auch sei, die deutsche Ausgabe trägt nur die Bezeichnung Roman. Und es ist schon hart, wenn Romer wie auf Seite 112 schreibt:
    „Der zweite Weltkrieg hatte niemals aufgehört, wenn es um Mutter, Vater und unsere Familie ging, Nykøbing war noch immer besetzt.“


    Auf jeden Fall ist es eine interessante Frage, inwieweit reale Dinge, die in einem Roman auftauchen auch der Realität entsprechen müssen oder sollten. Und falls es nicht stimmt, darf man Menschen so diffamieren.


    Auch unabhängig von der Diskussion ist der Roman ein gutes Buch: ernst, komisch, übertreibend und auf jeden Fall das Lesen wert.

    Inhalt:
    Winter auf den Shetland-Inseln. Still ruht die Welt unter einer weißen Decke. Das Mädchen im Schnee trägt einen roten Schal um den Hals. Um sie herum sitzen Raben. Als Fran Hunter die Leiche der Sechzehnjährigen findet, ist es um die Dorfidylle geschehen. Ein Schuldiger ist schnell gefunden: Die Polizei verhaftet Magnus Tait, einen menschenscheuen Sonderling. Doch dann verschwindet während des Wikingerfestivals Up Helly Aa Frans kleine Tochter Cassie



    Meine Meinung:
    Exotisches Setting. Nachdem es schon jede Menge Krimis gibt, die auf Island spielen und Krimis von den Färöern oder Åland, spielt dieser Krimi auf den Shetland-Inseln. Drei weitere Krimis sollen folgen, und die vier dann die Jahreszeiten abdecken. Die Autorin selbst kommt gar nicht von den Shetland- Inseln, was aber ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss.


    Catherine wurde ermordet. War es Magnus, der sonderbare, autistische Mann, der ganz in der Nähe des Tatorts wohnt? Er wurde schon Jahre vorher verdächtigt, die kleine Catriona getötet zu haben. Nachweisen konnte man ihm den Mord damals zwar nicht, doch trotzdem hielt man sich seitdem von dem Mann fern. War es derselbe Täter, und wenn ja, war es Magnus? Eigentlich ähneln sich die beiden Morde kaum. Catriona war viel jünger und ihre Leiche ist nie aufgetaucht, Catherines Leiche hingegen wurde sofort gefunden. Magnus wird festgenommen und dann verschwindet auch noch die kleine Cassie. Wieder ein Mädchen, wieder beginnt der Vorname mit C. Zufall?


    Toller und atmosphärisch dichter Krimi, der neben dem Mord und dessen Aufklärung auch davon handelt, wie es ist, als Fremder oder Fremde in eine eingeschworene Gemeinschaft zu kommen und wie es ist, einsam zu sein.
    Auch die Auflösung ist überraschend.


    Sehr zu empfehlen.

    Meine Flop 3:


    :arrow: Nikola Richter: Die Lebenspraktikanten
    schlecht, schlecht, schlecht...


    :arrow: Sebastian Fitzek: Die Therapie
    auch sehr schlecht, ich kann echt nicht verstehen, was die Leute daran finden. Noch dazu so schlecht geschrieben. Aber ich mag ja auch keine Gerritsen, Hoffman, Slaughter etc.


    :arrow: Nick Hornby: A long way down
    sehr enttäuschend, davon hatte ich mir echt mehr erwartet

    Meine Highlights in diesem Jahr:


    Top 3 Erzählungen/Romane:


    :arrow: Per Petterson: Pferde stehlen


    :arrow: Hjalmar Söderberg: Das ernsthafte Spiel (ein Hoch auf Piper - endlich gibt es das Buch auch auf Deutsch)


    :arrow: Richard Yates: Easter Parade



    Top 3 Krimis:


    :arrow: Stieg Larsson: Die Millennium-Trilogie
    einfach toll, super geschrieben und spannend, von einem Autor, der sich und sein Genre nicht zu ernst nimmt und beim Schreiben sicher eine Menge Spaß hatte...

    So, ich bin durch.


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Beste Unterhaltung.


    Nun noch meine "Lieblingsstelle" (In keinster Weise repräsentativ :wink: )


    "Langsam schlurfte sie ins Badezimmer. Sie wollte sich zumindest die Zähne putzen, bevor sie ihn zum Abschied küsste. Das war sie ihm schuldig."

    Zitat

    Original von Leserausch
    Wenn man bedenkt das Jünger das Buch im Alter von 24 Jahren veröffentlicht hat, und die darin erlebten Geschehnisse in einer Zeit, in der der Autor zwischen 19 und 23 Jahre alt war durchlebt wurden so finde ich zeigt das doch mindestens eines, nämlich das dieser Mensch, zu dieser Zeit noch verdammt jung war.


    Zitat

    Dann, kaum ist der Krieg zu Ende, veröffentlicht Jünger seine überarbeiteten Tagebücher unter dem Titel "In Stahlgewittern", unter dem frischen Eindruck des verlorenen Krieges, die Monarchie hatte eben erst abgedankt, eine Revolution war in Deutschland gerade im Gange, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden ermordet und die "Weimarer Republik" war noch Zukunftsmusik.


    Ganz wichtig ist bei der Lektüre von "In Stahlgewittern" zu bedenken, daß der Autor das Buch im Laufe der Zeit mehrmals umgeschrieben hat. Fast jede neue Auflage ist eine neue veränderte Fassung. Der Inhalt wurde im Laufe der Zeit durch Jünger auch entschärft.

    Zitat

    Original von Susannah
    Im Oktober war ich bei einer Lesung im Grazer Literaturhaus, in deren Rahmen Haas erzählt hat, dass er tatsächlich erst den Roman geschrieben hat und danach erst dieses "Inerview", das dann veröffentlicht wurde. Das ist eine Entwicklung, die ich ziemlich originell finde! :wink:


    Stimmt, die Entwicklung ist wirklich originell. Doch wie schlecht wäre das Buch erst geworden, wenn ihm die Idee mit dem Interview nicht gekommen wäre. :scratch: ;)


    Tanni
    Bei amazon bekommt das Buch auch viele sehr gute Kritiken (zwar vielleicht von vielen, die Haas' Brenner-Romane schätzen, da ich die aber gar nicht kenne, gibt es diesbezüglich keine Vorschußlorbeeren meinerseits).