Beiträge von Mutti liest

    Tara Westover muss von einem Berg hinabsteigen, um sich zu befreien.

    Sie wächst auf in einer Familie, die dem Glauben verpflichtet ist und Argwohn gegenüber allen anderen Nicht-Rechgläubigen hat. Ihre Eltern verweigern den zahlreichen Kindern die Schulbildung durch den Staat und jedwede Gesundheitsversorgung ausserhalb der Familie. Was anfangs vielleicht idyllisch klingt, der Prepper-Traum verwirklicht, ist für die Kinder auf lange Sicht unerträglich.

    Sie sind anders selbst in der Mormonengemeinde und ringen um Akzeptanz.

    Nach und nach wird auch klar, dass der Vater aufgrund einer psychischen Störung sich der Gemeinschaft entzieht und die Familie terrorisiert.

    Tara, die anfangs es nicht anders kennt und sich auch wohl fühlt auf dem Berg, reift aber und beginnt sich nach aussen zu wenden.

    Hier beginnt der Kampf um Bildung bei gleichzeitiger Abhängigkeit von den Eltern und der Sehnsucht nach Liebe und Akzeptanz.

    Westover schafft es dem Leser diesen Kampf zu vermitteln und sie lässt auch nicht die Seite der Eltern aus. Sie sieht welchem Denken sie verpflichtet , aber auch gefangen sind.

    Der Weg den Berg hinab ist lang und mit vielen Wunden und Kämpfen verbunden.

    Das Buch ist wahrhaftig und wunderschön trotz des harten Kampfes der ausgefochten wird.


    Als Sahnehäubchen ist das Cover preiswürdig und für mich eindeutig das Cover des Jahres.

    Da fühlt man sich wieder daheim bei den Russen.

    Das Buch greift tief in die Schuld und Sühne Kiste. Ein Strafgefangener kaum aus der unverschuldeten Lagerhaft entlassen, begeht einen Mord.


    Und schon ist man im Sog zwischen Verständnis und Unglaube über die Tat, Ilja sitzt allein in der verlassenen Wohnung und begibt sich in das Leben des Opfers. Die Faszination des Lebens in Saus und Braus während er im Lager sasse, die Abgründe des verhassten Opfers sein Umgang mit den Mitmenschen alles erfährt Ilja durch das Telefon. Also ich war schon tief im alten Russland wieder gefangen. Welche Schuld er sich aufgeladen hat, welche Sühne er nun erlebt und doch schon abgesessen hat.

    Mir hat das moderne Schuld und Sühne mit Hintergrund des modernen Moskaus sehr gut gefallen. Aber man muss die russische Schwermut lieben.

    Eine junge Frau wird wach

    Ich bin mit dem Buch nicht ganz warm geworden. Eine junge Frau erfährt von den Gräueln der Elterngeneration. Sie ist Dolmetscherin in dem Frankfurter Verfahren über Auschwitz. Sie ist anfangs unbekümmert underfährt während des Prozesses den Ausmaß des Völkermordes. Sie wird wach widersetzt sich ihrem Verlobten und muss auch gegen die Eltern Stellung beziehen.

    Die Sprache ist zeitgemäß und für mich etwas zu behäbig. Obwohl man sich in die Figuren hineinversetzen kann ist es doch mittlerweile eine vergangene Zeit und der Alltag einfach zu weit weg - der Verlobte wird beim Gericht vorstellig um seiner Verlobten die Arbeit zu verbieten!! Zwei Erzählstränge werden auch nicht richtig auserzählt, was bewegt ihre Schwester zu den Taten und wo ist David?

    Als Zeitdokument bestimmt wichtig und gut recherchiert, aber vielleicht hätte das Buch mehr Raum haben müssen.

    Betrachtungen Einsichten und Tipps zum Gehen.

    Ähnlich wie sein Buch "Stille" kann man diese Büchlein immer wieder lesen.

    Diese fundamentale Eigenschaft des Mensch - das Gehen etwas näher betrachtet. Man kann den Probleme davon laufen oder man kann sich die Lösungen erlaufen. Ganz ruhig und unaufgeregt betrachtet Kagge das Gehen und er muss was davon verstehen Südpol Nordpol Mount Everest - unsereins läuft dreimal am Tag um den Block und träumt von Fernwanderungen :-).

    Kagge liebt Bücher und der Insel-Verlag hat sich viel Mühe gegeben, das Papier ist schön dick und griffig, der Einband ist farbig gestaltet und das Coverbild vermittelt den Inhalt des Buches sehr gut. Das Buch strahlt einen Mehrwert aus und den wird es gerecht und das Buch wandert auf den STapel des immerwiederlesen.

    Auf das Buch bin ich mit einer nützlichen Werbung gestossen: eine Postkarte mit Umrechnungstipps mg in Löffel...das wollte ich haben. Und die Postkarte entpuppte sich als die Essenz des Buches: mit wenigen guten Zutaten leckeres Essen für viele ohne sklavisches Festhalten an Waage und Tabellen, einfach lecker kochen, nebenher noch ein wenig Politk -israelisch-palästinensisch - geht doch will man rufen. Das Buch hat neben den leckeren und hervorragenden Rezepten stimmungsvolle Bilder und versöhnlichen Texten. Mein Muss an Experimenten wird das Kieselsteinbrot sein. Das einzige was mich ein wenig stört ist die Bindung des Buches, ich weiss nicht wieviel Kochsessions es überleben wird. Notfalls wird nachgeheftet.