Beiträge von milkysilvermoon

    In den Bergen der südlichen Appalachen im US-Bundesstaat Virginia: In einem Trailer wird Demon Copperhead, eigentlich Damon Fields, geboren. Sein Vater ist bei seiner Geburt schon tot, seine Mutter zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alt und auf Entzug. Armut, Sucht und Verluste werden auch das weitere Leben von Demon prägen…


    „Demon Copperhead“ ist ein Roman von Barbara Kingsolver, der mit dem Pulitzer-Preis für Literatur im Jahr 2023 ausgezeichnet worden ist.


    Meine Meinung:

    Der Roman setzt sich aus 64 Kapiteln zusammen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Demon, überwiegend chronologisch. Die Handlung deckt eine breite Zeitspanne ab: die komplette Kindheit und Jugend des Protagonisten bis ins Erwachsenenalter.


    Der Schreibstil ist sehr anschaulich und leichtfüßig. Die saloppe, direkte Erzählstimme mit ihrer bisweilen recht vulgären Sprache wirkt authentisch. Sie sorgt dafür, dass die Atmosphäre trotz der sehr ernsten Themen nicht zu düster wird.


    Es handelt sich um eine Neuerzählung von „David Copperfield“ aus der Feder von Charles Dickens, die jedoch auch ohne Vorkenntnisse des Klassikers funktioniert. Dabei steht der titelgebende Demon klar im Vordergrund der Geschichte. Sein Innenleben ist sehr gut nachvollziehbar. Auch die übrigen Figuren sind interessant ausgestaltet, wenn auch manche etwas schablonenhaft erscheinen.


    Inhaltlich gibt es mehrere Hauptthemen: die Opioidepidemie, institutionelle Armut und Perspektivlosigkeit im ländlichen Herzen der USA. Leid und Gewalt in unterschiedlichen Formen tauchen immer wieder auf. Wie die literarische Vorlage von Dickens übt der Roman Gesellschaftskritik und regt zum Nachdenken an.


    Mit seinen mehr als 800 Seiten ist der Roman keineswegs eine kurze Lektüre. Dennoch beinhaltet die unterhaltsame, mitreißende Geschichte erstaunlich wenige Längen und hat trotz des großen Umfangs mein Leseinteresse aufrechterhalten können.


    Das deutsche Cover ist leider recht nichtssagend und unspektakulär. Der knappe, aber treffende Titel wurde erfreulicherweise wortgetreu aus dem amerikanischen Original übernommen.


    Mein Fazit:

    Mit „Demon Copperhead“ ist Barbara Kingsolver ein Roman gelungen, der verdientermaßen viel Anerkennung bekommen hat. Eine definitiv empfehlenswerte Lektüre.


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    Sie stammen beide aus einem Dorf in der Maramuresch, einem waldreichen Landstrich im Norden Rumäniens, und treffen sich mit Mitte/Ende 30 in Zürich wieder: der Schulabbrecher und Holzarbeiter Lev, der eigentlich Leonhard heißt, und die Straßenkünstlerin Kato. Seit Kindheitstagen verbinden sie ihre Herkunft, gemeinsame Erinnerungen und ihre Freundschaft. Was ist in den vergangenen Jahren geschehen, das sie getrennt hat?


    „Lichtungen“ ist ein Roman von Iris Wolff.


    Meine Meinung:

    Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Lev in neun Kapiteln, die absteigend nummeriert sind. Das liegt daran, dass der Roman in umgekehrter Chronologie aufgebaut ist. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass es zwischen den einzelnen Kapiteln unterschiedlich große Zeitsprünge gibt. Die Handlung spielt überwiegend im heutigen Rumänien und erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte, wobei sich die genauen Jahre teils nur indirekt, teils gar nicht erschließen. Dieser Aufbau ist interessant und erfordert ein aufmerksames Lesen.


    Eine Stärke des Romans ist seine Sprache. Beeindruckend bildstark, atmosphärisch und poetisch, so lässt sich der Stil der Autorin beschreiben, dem sie auch in ihrem neuesten Buch treu bleibt. Eingestreute Wörter und Sätze aus dem Rumänischen werden erklärt und sorgen für Authentizität.


    Das Personal der Geschichte ist überraschend umfassend. Im Mittelpunkt steht Lev, ein durchaus sympathischer, aber recht reizloser Protagonist. Als weitere Personen tauchen Kato, diverse Familienangehörige Levs, andere Zeitgenossen und Nebenfiguren auf. Die Charaktere wirken psychologisch ausgefeilt, glaubhaft und in sich stimmig. Die Menge an Figuren und die vielen Namen sind allerdings verwirrend und verwässern den Fokus.


    Vordergründig geht es um Liebe, Freundschaft und Verbundenheit, im weiteren Sinne aber auch um Identität und Zugehörigkeit. Ein wichtiges Motiv sind Erinnerungen. Darüber hinaus spielen Träume, Ängste und Traumata eine Rolle. Eine Mischung aus anregenden, relevanten Themen, die die Story jedoch ein wenig überfrachtet und sie zu einem Zwischending von Liebesgeschichte und Familienroman macht.


    Aufgrund der Zeitsprünge entstehen immer wieder Leerstellen, die nur ansatzweise mit Andeutungen ausgefüllt werden und daher viel Spielraum für eigene Gedanken und Interpretationen lassen. Auf den 250 Seiten hat mich die eher handlungsarme Geschichte nicht durchweg gefesselt. Am meisten packen und berühren konnte mich das letzte Viertel.


    Das hübsche Cover greift zwar nur einen kleinen Teilaspekt des Inhalts heraus und erklärt sich daher nicht sofort, spricht mich optisch aber sehr an. Den prägnanten, metaphorischen Titel halte ich ebenfalls für eine gute Wahl.


    Mein Fazit:

    Mit „Lichtungen“ hat mich Iris Wolff in sprachlicher Hinsicht erneut überzeugt. Auf inhaltlicher Ebene hat der Roman meine hohen Erwartungen allerdings leider nicht ganz erfüllt.


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    Für Valerie Steinberg ist es keine leichte Zeit: Bei ihrer Mutter Christina Kerner wird Krebs diagnostiziert. Obwohl ihre Beziehung zueinander nicht die beste ist, muss Valerie sich plötzlich um sie kümmern. Und ihr 16-jähriger Sohn Tobias will unbedingt ein Auslandsjahr in England verbringen und wird für ihren Geschmack zu früh flügge.


    „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist der Debütroman von Felicitas Prokopetz.


    Meine Meinung:

    Aus 48 kurzen Kapiteln setzt sich der Roman zusammen. Erzählt wird im Präsens auf zwei Zeitebenen: einmal in der Gegenwart in personaler Perspektive, einmal in der Vergangenheit in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Valerie.


    Den Schreibstil empfinde ich als gelungen. Die Kombination aus einer reduzierten, aber pointierten Syntax und starken Bildern ist beeindruckend. Dialektale Sätze werden in Fußnoten übersetzt. So wirkt die Sprache gleichermaßen authentisch und bleibt verständlich. Die eingefügten Trauerreden haben sich mir allerdings nicht erschlossen.


    Vier Frauen stehen im Mittelpunkt der Geschichte: Valerie, ihre Mutter Christina und ihre Großmütter Martha und Charlotte. Die Figuren muten realitätsnah an und sind psychologisch gut ausgefeilt.


    Dysfunktionale Verbindungen innerhalb einer Familie sind das vorherrschende Thema des Romans. Anschaulich zeigt die Geschichte auf, wie sich problematische Erziehungsmethoden und Verhaltensweisen über Generationen fortsetzen, wie sich Muster vererben, wie uns die Familie prägt und wie frühe Erfahrungen das weitere Leben stark beeinflussen. Durch den Fokus auf weibliche Figuren werden die Zusammenhänge noch deutlicher.


    Schon nach wenigen Kapiteln hat mich die rund 200 Seiten umfassende Geschichte für sich eingenommen.


    Das farbenfrohe Cover ist optisch ansprechend, inhaltlich aber nur schwer zu entschlüsseln. Der Titel ist reizvoll formuliert und weckt Aufmerksamkeit.


    Mein Fazit:

    Mit ihrem ersten Roman konnte mich Felicitas Prokopetz überzeugen. „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ ist eine empfehlenswerte Lektüre mit viel psychologischem Tiefgang.


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    Colombo (Sri Lanka) im Jahr 1990: Malinda Albert Kabalana, genannt Maali Almeida, erwacht tot in einer himmlischen Einwanderungsbehörde. Der ehemalige Kriegsfotograf, Glücksspieler und promiskuitive Homosexuelle wurde nur 35 Jahre alt. Er wurde ermordet. Doch von wem? Das muss Maali in der Zwischenwelt herausfinden. Die Liste der Verdächtigen ist lang. Und die Zeit arbeitet gegen ihn. Es bleiben ihm im Jenseits nur sieben Tage, um seinen Mörder zu ermitteln…


    „Die sieben Monde des Maali Almeida“ von Shehan Karunatilaka, der mit dem Booker Prize 2022 ausgezeichnet worden ist.


    Meine Meinung:

    Die Struktur des Romans ist durchdacht und schlüssig. Die acht Teile sind in mehrere Kapitel gegliedert. Erzählt wird vorwiegend in der ungewöhnlichen Du-Perspektive.


    Der Schreibstil des Romans ist dialoglastig. Die Sprache ist atmosphärisch und sehr bildhaft. Trotz der ernsten Themen ist der Erzählton zynisch-salopp und ein wenig frech. Das Glossar erklärt einige Namen und Begriffe, lässt für meinen Geschmack allerdings zu viele Lücken.


    Was das Personal angeht, wirkt der Roman überfrachtet. Trotz der angehängten Personenübersicht fällt es bisweilen schwer, den Überblick zu behalten und die richtigen Beziehungen zuzuordnen. Im Mittelpunkt des Romans steht Maali, ein vielschichtig angelegter Antiheld.


    Auf inhaltlicher Ebene ist die Geschichte bizarr, skurril und schrill. Bürgerkrieg, Korruption und allerlei Gräueltaten dominieren. Die fremde Geisterwelt sowie die politischen und gesellschaftlichen Umstände vor mehr als 30 Jahren in Sri Lanka erfordern viel Aufmerksamkeit beim Lesen. Darüber hinaus scheinen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie manchmal zu verschwimmen. Nicht alles ist daher leicht oder überhaupt verständlich für westliche Durchschnittsleserinnen und -leser. Wer sich trotzdem darauf einlässt, kann einiges aus der Lektüre ziehen.


    Dank falscher Fährten und Wendungen wird der mehr als 500 Seiten umfassende Roman nicht langweilig. In der Mitte schwächelt die Geschichte zwar etwas. Besonders das erste und das letzte Drittel haben mich jedoch überzeugt. Sehr gespannt war ich auf die Auflösung und das weitere Schicksal des Protagonisten. Das Ende hat mich in beiden Punkten zufrieden gestellt.


    Das farbenfrohe, außergewöhnliche Cover erregt Aufmerksamkeit und passt gut zum Inhalt. Das gilt auch für den deutschen Titel, der wortgetreu aus dem Original übersetzt ist („The Seven Moons of Maali Almeida“).


    Mein Fazit:

    Mit „Die sieben Monde des Maali Almeida“ ist Shehan Karunatilaka ein bunter, besonderer Roman gelungen. Eine herausfordernde, aber lohnenswerte Lektüre.


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    Tonis Mutter ist seit etwa drei Monaten tot. Die Zehnjährige vermisst sie sehr. Deshalb fasst Toni zusammen mit ihrer besten Freundin YumYum den Plan, der Verstorbenen mit einem selbstgebastelten kosmischen Radio eine Nachricht zukommen zu lassen. In einer sternenklaren Sommernacht wollen die beiden Mädchen ihr Vorhaben heimlich umsetzen…


    „Himmelwärts“ von Karen Köhler ist ein Buch für Kinder ab zehn Jahren.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, die rückwärts nummeriert sind und mit ihren Überschriften eine Art Countdown darstellen sollen. Erzählt wird im Präsens und in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Toni.


    Der freche, flotte Schreibstil passt sehr gut zur jungen Zielgruppe. Die Kombination aus Wortneuschöpfungen, Lautmalereien und spritzigen Dialogen ist unterhaltsam und wirkt dennoch authentisch. Stilistisch ist das Buch ebenfalls abwechslungsreich. Zwischen den Kapiteln gibt es Einschübe aus Tonis Notizbuch und dem Freundschaftsbuch.


    Die modernen, farbintensiven Illustrationen von Bea Davies empfinde ich ebenfalls größtenteils als gelungen. Sie greifen Aspekte der Geschichte auf kreative Weise auf.


    Die zwei Protagonistinnen sind interessante und klischeefreie Charaktere. Während sich Toni für Fußball begeistern kann, ist YumYum technisch und mathematisch begabt. Damit sind beide tolle Vorbilder dafür, dass auch Mädchen auf diesen Gebieten gut sein können.


    Inhaltlich dominieren zwei Themenkomplexe: Trauer und Astronomie. Tonis Verlust wird behutsam, kindgerecht und sehr berührend geschildert. Gut gefallen hat mir, dass Technik und Astronomie verständlich erklärt werden und die junge Leserschaft nebenbei noch etwas in diesen Bereichen lernen kann.


    Auf rund 190 Seiten wird die Geschichte in einer unaufgeregten Art und ohne Effekthascherei ausgebreitet. Dennoch kommt dank einer Wendung und interessanten Einfällen beim Lesen keine Langeweile auf.


    Cover und Titel des Kinderbuches sind ansprechend. Sie passen hervorragend zum Inhalt.


    Mein Fazit:

    Auch mit ihrem Kinderbuch hat mich Karen Köhler überzeugt. Für mich ist „Himmelwärts“ eine ebenso unterhaltsame wie bewegende Lektüre mit begrüßenswerten Botschaften, die sich angenehm aus der Masse hervorhebt.


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    Lilu, der kleine Marienkäfer, ist traurig. Alle anderen Artgenossen haben Punkte, nur sie nicht. Was soll sie nur tun? Doch dann trifft Lilu auf einen Mistkäfer…


    „Vom Glück, besonders zu sein“ ist ein Bilderbuch von Bas Kleinhout, geeignet für Kinder ab zwei Jahren.


    Meine Meinung:

    Die Geschichte erstreckt sich über 14 Doppelseiten. Sie wird aus der Perspektive von Lilu erzählt. Das Buch mit den dicken Pappseiten ist robust und lässt sich bereits von den Jüngsten gut umblättern.


    Die kurzen Texte, die mit einer Ausnahme auf beiden Seiten abgedruckt sind, sind einfach gehalten und altersgerecht. Auf komplizierte und spezielle Wörter wird verzichtet, sodass es auch für die Kleinsten leicht verständlich sein sollte.


    Auch die reduzierten, aber aussagekräftigen Illustrationen von Bas Kleinhout passen zur Altersgruppe. Sie sind mal auf eine Seite, mal auf eine Doppelseite angelegt. Die Zeichnungen wirken modern und beinahe minimalistisch, enthalten gleichzeitig jedoch alle wichtigen Details.


    Die Botschaft des Bilderbuchs, die Akzeptanz von Vielfalt, ist zwar nicht mehr einzigartig auf dem Buchmarkt. Allerdings finde ich sie pädagogisch wertvoll und begrüßenswert. Das Motto („Du bist gut, so wie du bist“) ist selbst für Kleinkinder relevant und in diesem Buch in eine kindgerechte Form verpackt. Das Thema ist so allgemein ausgestaltet, dass es viele Mädchen und Jungen erreichen kann.


    Gut gefallen hat mir auch, dass die Handlung zunächst sehr langsam fortschreitet und sich die Geschichte somit gut nachvollziehen lässt. Im weiteren Verlauf hat sie mich dann jedoch nicht mehr komplett überzeugt. Die Begegnung mit dem Mistkäfer fällt zu knapp und oberflächlich aus, um die schnelle Einsicht des Marienkäfers zu erklären. Weitere Beispiele bleiben aus. Wieso es für Lilu ein Glück ist, keine Punkte zu haben, hätte deutlicher gemacht werden können. Zudem erschließt sich die letzte Doppelseite insbesondere Kleinkindern nicht.


    Als gelungen wiederum finde ich das unaufgeregte und inhaltlich sehr passende Cover. Der Titel ist ebenfalls durchaus treffend, wobei mir das niederländische Original („Laila het lieveheersbeestje“) für Kleinkinder die bessere Wahl erscheint.


    Mein Fazit:

    Mit „Vom Glück, besonders zu sein“ hat Bas Kleinhout ein ansprechendes und leicht verständliches Bilderbuch mit nur kleineren Schwächen geschaffen, das schon den Kleinsten Selbstliebe und Diversität vermittelt.


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    Zwei Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Tochter Tilly gehen Ryan und Elsie Delaney einen drastischen Schritt: Sie dringen in das forensische LAPD-Labor ein, nehmen Geiseln und stellen ein Ultimatum: Wird Tilly nicht gefunden, zerstören sie Beweise anderer ungelöster Fälle. Detective Charlie Hoskins und Polizeibeamtin Lynette Lamb nehmen die Ermittlungen auf…


    „Stunde um Stunde“ ist ein Thriller von Candice Fox.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau ist klar und durchdacht. Das Buch ist in 36 Kapitel untergliedert, an die sich ein Epilog anschließt. Es beginnt mit zwei Abschnitten, die man als eine Art Prolog einordnen könnte. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Die Handlung spielt in den USA.


    Die Sprache wirkt durchaus authentisch und anschaulich, bisweilen jedoch etwas vulgär. Stilistisch ist der Thriller abwechslungsreich. Beispielsweise werden mehrfach reine Dialoge eingeschoben. Gut gefallen hat mir der spezielle Humor, der immer wieder durchblitzt.


    Die Figuren sind auch bei diesem Thriller der Autorin gelungen. Die Charaktere erscheinen lebensecht, sind zugleich reizvoll und mit viel psychologischer Tiefe ausgestaltet. Wie schon bei früheren Büchern von Candice Fox sind einige Figuren ungewöhnlich und etwas speziell. Für mich liegt darin eine der Stärken des Thrillers.


    Die Grundidee der Geschichte hat mich diesmal nicht auf Anhieb begeistert, aber trotzdem neugierig gemacht. Dass es um einen Cold Case und insbesondere um das Verschwinden eines Mädchens geht, ist zwar im Vergleich zu den anderen Thrillern der Autorin kein sehr kreatives Thema. Dennoch hat mich der Inhalt auch diesmal nicht enttäuscht.


    Auf rund 470 Seiten bleibt die Geschichte temporeich, fast durchgängig spannend und unterhaltsam. Wendungen und überraschende Entwicklungen machen sie kurzweilig. Auch die Auflösung hat für mich gepasst.


    Das Cover mit den genretypischen Farben ist durchaus originell, was das Motiv angeht. Leider spricht es mich trotzdem nicht an. Der deutsche Titel ist sehr frei aus dem englischsprachigen Original („Fire with Fire“) übersetzt, aber inhaltlich in Ordnung.


    Mein Fazit:

    Mit „Stunde um Stunde“ hat Candice Fox erneut einen überzeugenden Thriller abgeliefert. Obwohl es nicht mein Lieblingsbuch geworden ist, halte ich die neue Geschichte für definitiv empfehlenswert.


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    Sally Holt ist erst 13 Jahre alt ist, als ihre ältere Schwester Kathy bei einem Autounfall ums Leben kommt. Ausgerechnet Billy Barnes, ein angehender Basketballer, ist der Fahrer des Unfallfahrzeugs. Er war mit Kathy zusammen. Nach deren Tod wird er zu Sallys Vertrauten. Eine Zuneigung, die eigentlich nicht sein darf.


    „Und plötzlich warst du fort“ ist ein Roman von Alison Espach.


    Meine Meinung:

    Der Roman gliedert sich in vier Teile, die aus mehreren Kapiteln bestehen. Die Handlung beginnt im Jahr 1998 und umfasst rund 15 Jahre. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sally.


    Der Schreibstil ist lebhaft, anschaulich und dialoglastig. Die Sprache ist unauffällig und von einer einfacher Syntax geprägt, aber dem Alter der Protagonistinnen und Protagonisten angemessen.


    Sally steht eindeutig im Vordergrund der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle werden sehr klar und lassen sich gut nachvollziehen. Die übrigen Figuren wirken zwar ebenfalls realitätsnah, sind allerdings psychologisch nicht so intensiv ausgestaltet.


    In inhaltlicher Sicht hat der Roman meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Zwar konnten Themen wie Schuld und Vergebung, Trauer und Verlust mein Interesse aufrechterhalten. Aufgrund des für mich überraschend jungen Alters der Protagonisten spielen allerdings auch Aspekte aus den Lebensbereichen von Teenagern und sehr jungen Erwachsenen eine wesentliche Rolle, die mich weniger angesprochen haben.


    Auf den rund 400 Seiten ist der Roman unterhaltsam, stellenweise allerdings auch etwas langatmig. Zudem ist die Geschichte weniger berührend als erhofft.


    Das deutsche Cover, das an die US-amerikanische Taschenbuchausgabe angelehnt ist, empfinde ich als recht nichtssagend. Der deutsche Titel weicht hingegen stark vom Original („Notes on Your Sudden Disappearance“) ab.


    Mein Fazit:

    Mit „Und plötzlich warst du fort“ hat Alison Espach einen kurzweiligen, aber nur durchschnittlichen Roman geschrieben, der sein volles Potenzial leider nicht ausschöpft.


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    Was muss alles passieren, bevor ein neues Buch erscheinen kann? Wie viele verschiedene Menschen sind an diesem Prozess beteiligt? Welche Dinge sind dabei zu beachten?


    „Büchermenschen - Wie ein Buch entsteht“ von Stéphanie Vernet ist ein Sachbuch für Kinder ab acht Jahren.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus zwölf Kapiteln. Eingeleitet wird es mit einem Vorwort der Autorin.


    Die kurzen Texte sind über die Doppelseiten verteilt. Manche Fachbegriffe werden erklärt, andere nicht. Alles in allem sind die Beschreibungen jedoch leicht verständlich und damit für Grundschüler geeignet.


    Die Illustrationen von Camille de Cussac erstrecken sich jeweils über Doppelseiten. Sie sind sehr farbenfroh und modern gestaltet. Die Zeichnungen bieten viele Details zum Entdecken.


    Geboten wird ein umfassender Blick hinter die Kulissen der Verlagswelt. Geschildert wird auf rund 40 Seiten die Entstehung eines Buches vom Schreiben über den Druck bis zur Rezeption. Dabei werden die einzelnen Schritte Stück für Stück erklärt. Dargestellt wird dieser Prozess über die jeweiligen beteiligten Personen. Darunter fallen der Autor, die Lektorin, die Illustratorin, der Gestalter, die Vertreterin, die Druckerin, der Buchhändler, die Literaturkritikerin, der Bibliothekar sowie die Leserinnen und Leser. Zunächst werden diese Personen und ihre Aufgaben erklärt. Anschließend werden detailliertere Aspekte, unter anderem Anekdoten, Beispiele, Zahlen und Fakten, hierzu erläutert.


    Bemerkenswert: Die französische Ausgabe wurde nicht nur übersetzt, sondern auch so bearbeitet, dass der Inhalt auf den deutschen Buchmarkt abgestimmt ist. Eine weitere Besonderheit ist, dass die ungewöhnliche Schweizer Bindung verwendet wurde, um diesen speziellen Einband zu veranschaulichen.


    Das deutsche Cover entspricht dem französischen Original. Der ursprüngliche Titel („La grande aventure du livre“) ist meiner Ansicht nach allerdings ansprechender formuliert.


    Mein Fazit:

    „Büchermenschen - Wie ein Buch entsteht“ von Stéphanie Vernet ist ein empfehlenswertes Sachbuch, das sich durch Liebe zum Detail auszeichnet. Eine unterhaltsame Lektüre, bei der auch Erwachsene noch etwas lernen können.


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    Die Kurstadt Baden-Baden im Jahr 1925: Viele Menschen wollen das Schachturnier im Kurhaus verfolgen. Auch Alma Täuber, das Fräulein vom Amt, und ihre Freundin Emmi hat das Schachfieber gepackt. Bis ein mysteriöser Todesfall nicht nur Almas Aufmerksamkeit fordert…


    „Fräulein vom Amt - Spiel auf Leben und Tod“ von Charlotte Blum ist der dritte Teil der historischen Cosy-Crime-Reihe um Alma Täuber.


    Meine Meinung:

    Der Roman gliedert sich in 16 Kapitel, die von einem Prolog eingeleitet werden. Die Handlung spielt im Jahr 1925 und ist in Baden-Baden verortet. Erzählt wird größtenteils aus der Perspektive von Alma.


    Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und angenehm zu lesen. Die Wortwahl orientiert sich an den sprachlichen Geflogenheiten jener Zeit. Obwohl zwei Autorinnen am Werk waren, wirkt der Text wie aus einem Guss. Ein Glossar erklärt Namen und Begriffe, was die Verständlichkeit erhöht.


    Zwar ist es empfehlenswert, zuerst die beiden ersten Bände der Reihe zu lesen. Doch das Geschehen lässt sich auch ohne Vorkenntnisse problemlos verfolgen.


    Im Vordergrund der Geschichte stehen erneut die sympathische Alma Täuber und Kommissar Ludwig Schiller. Auch andere bereits bekannte Charaktere tauchen wieder auf. Die Figuren machen einen realitätsnahen Eindruck.


    In erster Linie geht es - wie in den Vorgängerbänden - um einen Kriminalfall: wieder ein Mord, der für Spannung und Unterhaltung sorgt. Positiv hervorzuheben ist, dass der Roman darüber hinaus viel Wissenswertes aus jener Zeit mitliefert, und das auf kurzweilige Weise.


    Im Nachwort klären die Autorinnen darüber auf, was sie hinzugedichtet haben und was auf wahren Tatsachen beruht. Dabei wird die fundierte Recherche der beiden deutlich. Die Stadtkarte in den Innenklappen ist ebenfalls sehr nützlich.


    Die rund 350 Seiten sind abwechslungsreich und haben nur wenige Längen. Die Handlung ist größtenteils schlüssig.


    Das nostalgisch anmutende Cover passt gut zum den übrigen Bänden. Auch der Titel fügt sich wieder prima ein und erschließt sich.


    Mein Fazit:

    Auch der dritte Teil der „Fräulein vom Amt“-Reihe von Charlotte Blum ist durchaus lesenswert. Der Roman macht Lust auf weitere Schreibprojekte des Autorinnenduos.


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    Mila ist Anfang 30 und macht sich Sorgen darum, zu viele Spuren in der digitalen Welt zu hinterlassen. Sie beginnt einen immer radikaleren Versuch, dem Internet zu entkommen und zu verschwinden. Doch dieses Bestreben bringt auch Nachteile mit sich…


    „Zeiten der Langeweile“ ist der Debütroman von Jenifer Becker.


    Meine Meinung:

    Der Roman gliedert sich in drei Teile, die wiederum aus mehreren Abschnitten bestehen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Mila.


    Die Sprache ist modern, aber nicht zu salopp. Der Schreibstil ist gleichzeitig anschaulich und gut lesbar.


    Mila ist die Protagonistin der Geschichte. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich zwar sehr gut verfolgen, erscheinen mir aber nicht immer komplett schlüssig. Sie und die übrigen Figuren wirken jedoch nicht sehr überzogen.


    Inhaltlich steht der Digital Detox im Mittelpunkt, also ein aktuelles Thema. Die digitale Enthaltsamkeit als konsequentes Experiment wird auf sämtlichen Ebenen durchgespielt. Wie gläsern sind wir bereits? Wie abhängig sind wir vom Internet? Über diese und ähnliche Fragen nachzudenken, dazu regt die Lektüre an. Zugleich ist sie ein Porträt einer typischen Frau Anfang 30 in der heutigen Gesellschaft.


    Auf den etwas mehr als 200 Seiten hat der Roman nur wenige Längen. Die Handlung ist nur in Teilen vorhersehbar.


    Das Cover, das ein Gemälde eines kanadischen Künstlers zeigt, gefällt mir sehr. Auch der Titel passt nach meiner Ansicht prima.


    Mein Fazit:

    Beim Debüt von Jenifer Becker handelt es sich um einen lesenswerten Roman. An „Zeiten der Langeweile“ haben mich nur kleinere Kritikpunkte gestört.


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    Pina und Lobo, die beiden Kinder des kleinen Dorfes, wachsen nicht mehr. Während die anderen dies mit Sorge beobachten, ist Dora, Pinas Mutter, als Forscherin in der Arktis. Dort sieht sie, wie das Eis schmilzt.


    „Hinter der Hecke die Welt“ ist ein Roman von Gianna Molinari.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 25 Kapiteln, die von mehreren Zwischenkapiteln unterbrochen werden. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und mit zwei Handlungssträngen. Skizzenhafte Zeichnungen ergänzen den Text.


    Der Schreibstil ist atmosphärisch und eindringlich, die Sprache oft metaphorisch und poetisch. Das Erzähltempo ist sehr ruhig.


    Die Figuren wirken durchaus lebensnah. Dennoch blieben mir die Charaktere fremd. Es fiel mir schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden.


    In thematischer Hinsicht ist die Geschichte sehr aktuell. Es geht unter anderem um den Klimawandel - mal auf sehr direkte, mal auf weniger direkte Weise. Mit den surrealen Elementen hatte ich jedoch Probleme.


    Auf den rund 200 Seiten kommt die Handlung nicht so recht in Gang. Einige Passagen empfand ich dennoch als interessant, andere hingegen als langatmig.


    Das Cover mit den stilisierten Blättern wirkt künstlerisch und gleichzeitig recht abstrakt, was mir jedoch gut gefällt. Der metaphorische Titel ist ebenfalls nicht die schlechteste Wahl.


    Mein Fazit:

    „Hinter der Hecke die Welt“ von Gianna Molinari ist ein besonderer Roman, der mich mit seiner ungewöhnlichen Art sowohl fasziniert als auch unangenehm irritiert hat. Eine Geschichte, die ihr volles Potenzial leider nicht ausschöpft.


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    Ob Iron Man, Hulk oder Thor: Die Superhelden aus dem Marvel-Universum müssen schwierige Herausforderungen bestehen und die Welt vor dem Bösen retten.


    „Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein Kinderbuch zum Vorlesen und selbst Lesen, das ab dem Alter von fünf Jahren geeignet sein soll.


    Meine Meinung:

    Das Buch enthält 40 Kapitel, die jeweils eine Geschichte umfassen. Sie sind mehr als 20 Figuren zugeordnet. Diese sind farblich voneinander abgegrenzt, was die Auffindbarkeit und Zuordnung erleichtert.


    Auf jeder Seite findet sich mindestens eine Illustration, oftmals mehrere. Sie sind im typischen Comicstil, jedoch ohne Sprechblasen gestaltet. Trotz der größeren Textanteile erinnert die Gestaltung insgesamt leicht an einen Comic. Etwas schade finde ich, dass unklar bleibt, von wem die Illustrationen und die Texte stammen.


    Die Texte bestehen aus einer einfachen Syntax, ideal für das Alter. Einige Wörter wie „Photon“ sind allerdings zu speziell für Vor- und Grundschüler. Ohne zusätzliche Erklärungen von Erwachsenen dürfte das Buch junge Kinder überfordern.


    Aus inhaltlicher Sicht ist das mehr als 250 Seiten umfassende Buch sehr umfangreich. Es werden viele Superhelden und Bösewichte abgedeckt. Die Abenteuer sind spannend und vielfältig. Es ist für unterschiedliche Geschmäcker etwas dabei. Die Länge der Kapitel ist genau richtig, um die Aufmerksamkeit der Kinder nicht zu überstrapazieren.


    Negativ ist mir aufgefallen, dass die Geschichten ein gewisses Vorwissen erfordern. Zwar wird auf die Hintergründe der Helden eingegangen. Einige andere Zusammenhänge bleiben allerdings etwas diffus. Für Vor- und Grundschulkinder empfinde ich die Geschichten außerdem als zu gewalttätig und brutal.


    Das Cover und der Titel passen gut zum Thema.


    Mein Fazit:

    „Marvel - Das große Geschichtenbuch“ ist ein gelungenes Einstiegswerk, um die Superhelden zu entdecken. Für Vorschüler und Erstklässler halte ich die Lektüre jedoch noch nicht geeignet.


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    In den Niederlanden in den 1960er-Jahren: Frieda Tendeloo, eine junge Floristin, wächst in einem streng katholischen Umfeld auf. Als sie an einem späten Winternachmittag einen zugefrorenen Fluss betritt, weiß sie nicht, dass sich gleich alles für sie verändern wird. Eine Begegnung mit unerwarteten Folgen erwartet sie, die sie noch Jahrzehnte später beschäftigen. Erst als 81-Jährige kann sie sich den Erinnerungen stellen…


    „Kontur eines Lebens“ ist ein Roman von Jaap Robben.


    Meine Meinung:

    Aus 49 Kapiteln setzt sich der Roman zusammen. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Frieda.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unscheinbar, aber anschaulich und lebhaft. Der ungekünstelte Schreibstil enthält viele Dialoge.


    Mit Frieda steht eine authentisch wirkende Protagonistin im Vordergrund der Geschichte. Auch die übrigen Figuren machen einen lebensnahen Eindruck.


    Inhaltlich rückt der Roman ein Schicksal in den Fokus, das oftmals unter den Teppich gekehrt wird. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, kann ich verraten, dass es zudem um große Themen wie Leben und Tod, Verlust, gesellschaftliche und religiöse Zwänge, aber auch Liebe geht. Eine Mischung, die mich bewegen konnte. Zudem bietet die Geschichte viele Anknüpfungspunkte und Stoff zum Nachdenken.


    Der Roman hat einen hohen Unterhaltungswert. Auf den etwas mehr als 300 Seiten gibt es nur wenige Längen.


    Der Titel ist nicht wortgetreu aus dem Original übersetzt („Schemerleven“). Auch das deutsche Cover weicht ab. Beides ist jedoch ansprechend.


    Mein Fazit:

    Mit „Kontur eines Lebens“ hat Jaap Robben einen lesenswerten Roman geschrieben.


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    Saint Martin in Südfrankreich: Cafébetreiberin Léa sucht eine Auszeit. Doch die Ruhe nicht lange an, denn die 35-Jährige lernt Alice kennen, eine junge Frau, die kurz nach ihrer Begegnung tot ist. Was ist passiert? Das will Émile Bernard, der Bruder der Toten, herausfinden und wendet sich an Léa.


    „Nachts erzähle ich dir alles“ ist ein Roman von Anika Landsteiner.


    Meine Meinung:

    Der Roman arbeitet mit zwei Ebenen, was sich bereits im Aufbau zeigt. Einerseits gibt es 21 Kapitel, in denen das gegenwärtige Geschehen in einer personalen Perspektive aus der Sicht von Léa geschildert wird. Andererseits tauchen immer wieder längere Abschnitte mit französischen Überschriften auf, die in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Claire formuliert sind und sich mit der Vergangenheit befassen.


    Die Sprache ist atmosphärisch und unprätentiös, aber nicht zu platt. Bildstarke Beschreibungen und viele Dialoge machen den gelungenen Stil aus.


    Die Figuren sind klischeefrei und lebensnah gestaltet. Sie verfügen über psychische Tiefe. Die Gedanken und Gefühle bleiben nachvollziehbar und schlüssig.


    Inhaltlich dreht sich der Roman vor allem um die weibliche Selbstbestimmung. Darüber hinaus ist die Geschichte sehr facettenreich und behandelt weitere Themen, die ich an dieser Stelle nicht verraten möchte. Es treten menschliche Probleme und Abgründe zutage, die für eine emotional bewegende Lektüre sorgen.


    Auf den knapp 350 Seiten regt nicht nur der rätselhafte Tod von Alice zum Weiterlesen an. Auch die persönlichen Geschichten der sonstigen Charaktere machen es schwer, das Buch zur Seite zu legen.


    Wer sich beim Lesen schnell in die richtige Stimmung versetzen lassen will, kann die in der Playlist aufgezählten Lieder nebenbei hören. Ein schönes Extra.


    Das Cover hat mich, ehrlich gesagt, nicht auf Anhieb begeistert. Umso interessanter und passender empfinde ich allerdings den Titel.


    Mein Fazit:

    Mit „Nachts erzähle ich dir alles“ kann Anika Landsteiner das Niveau ihrer früheren Romane halten. Auch diese Geschichte hat mich in vielerlei Hinsicht überzeugt und bestens unterhalten. Dafür spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.


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    Will und Rosie treffen sich zum ersten Mal in jungen Jahren im Teenageralter. Beide fühlen sich zum jeweils anderen hingezogen. Trotz eines Schicksalsschlags können sie einander auch im Laufe der Zeit nicht vergessen…


    „Vom Ende der Nacht“ ist der Debütroman von Claire Daverley.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog, an den sich 18 Kapitel anschließen. Die Handlung zieht sich über etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens und im Wechsel aus den Perspektiven von Will und Rosie.


    Sprachlich empfinde ich den Roman als sehr gelungen. Der Stil ist anschaulich, einfühlsam und eindringlich.


    Rosie und Will stehen im Vordergrund der Geschichte. Zwei durchaus sympathische, jedoch nicht klischeefreie Charaktere.


    Inhaltlich dreht sich der Roman vor allem um eine Liebesgeschichte. Zwar spielen weitere Themen eine Rolle. Zudem werden auch tiefergehende Aspekte aufgegriffen. Alles in allem hätte es aber gerne noch etwas facettenreicher sein dürfen.


    Von der Umsetzung her erinnert mich die Geschichte an andere Romane. Besonders kreativ oder ungewöhnlich ist der Inhalt daher nicht. Auf den mehr als 400 Seiten hat mich die Lektüre dennoch gut unterhalten.


    Das hübsche Cover ist zwar austauschbar, passt zum Titel jedoch sehr gut. Die deutsche Übersetzung des Titels weicht vom Original („Talking at Night“) ab.


    Mein Fazit:

    Bei „Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley handelt es sich um eine solide Liebesgeschichte. Ein Roman für schöne Lesestunden, der allerdings wohl nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt.


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    Berlin in den 1920er-Jahren: Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet. Judith Bergmann dagegen macht Karriere an der Universität. Die beiden Frauen haben noch viele Pläne. Aber es kommen Schwierigkeiten auf Rieke und Judith zu.


    „KaDeWe - Haus der Wünsche“ ist der zweite Band der Kaufhaus-Saga von Marie Lacrosse.


    Meine Meinung:

    Mit 31 Kapiteln, die sich über vier Teile erstrecken und von einem Prolog und einem Epilog eingerahmt werden, greift der Roman auf eine bewährte Struktur zurück. Die Haupthandlung spielt zwischen 1927 und 1934 in Berlin. Genauere Orts- und Zeitangaben erleichtern die Orientierung.


    Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Die Sprache ist anschaulich, der Zeit angemessen, einfühlsam und atmosphärisch. Das Glossar erläutert altmodische und weniger bekannte Begriffe. Zwar empfiehlt es sich, den ersten Band vorher zu lesen. Aber auch ohne Vorkenntnisse gibt es keine Verständnisprobleme.


    Erneut stehen Rieke und Judith im Zentrum der Geschichte. Darüber hinaus lernen wir bisher unbekannte Charaktere kennen. Die Figuren sind reizvoll ausgestaltet und wirken glaubwürdig. Ein sehr hilfreiches Extra ist dabei die Personenübersicht.


    Diesmal ist der beschriebene Zeitraum weniger umfassend. Inhaltlich ist der Roman jedoch mindestens genauso interessant. Obwohl die Jahre vor der Machtergreifung literarisch bereits häufig bearbeitet wurde, habe ich mich beim Lesen der mehr als 650 Seiten keineswegs gelangweilt. Die Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg des Nationalsozialismus bilden den historischen Rahmen. Vor diesem Hintergrund wird die weitere Entwicklung des Kaufhauses geschildert.


    Dass die Autorin wieder einmal sehr routiniert und sorgfältig recherchiert hat, ist dem Roman an vielen Stellen anzumerken. Wer sich dafür interessiert, was auf echten Tatsachen und was auf Fantasie beruht, wird im ausführlichen und sehr lesenswerten Nachwort („Wahrheit und Fiktion“) fündig. Weiteren Aufschluss gibt das Quellenverzeichnis.


    Das Cover ist zwar etwas austauschbar, passt aber gut zum Genre und zur Reihe. Das gilt auch für den Titel.


    Mein Fazit:

    Auch mit dem zweiten Band der Kaufhaus-Saga hat mich Marie Lacrosse überzeugt. Der Roman „KaDeWe - Haus der Wünsche“ wurde meinen hohen Erwartungen gerecht, sodass ich ihn Fans historischer Literatur gerne ans Herz legen kann. Ich bin schon jetzt gespannt, mit was uns die Autorin zukünftig überraschen wird.


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    Als Karolin einen queeren Buchladen in Berlin eröffnet, kommt die Familie Schönwald zusammen: Ihre Eltern Hans-Harald und Ruth sowie ihre Brüder Chris und Benni sind dabei. Doch dann passiert Unvorhergesehenes…


    „Schönwald“ ist der Debütroman von Philipp Oehmke.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau ist unspektakulär, aber funktioniert gut. Der Roman besteht aus 13 Kapiteln, die wiederum mehrere Abschnitte umfassen. Erzählt wird aus einer auktorialen Perspektive, wobei der Fokus immer wieder wechselt.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman ebenfalls unauffällig. Der Schreibstil ist jedoch anschaulich und angenehm.


    Im Vordergrund der Geschichte stehen die Mitglieder der Familie Schönwald. Die Figuren sind lebensnah und mit psychologischer Tiefe ausgestaltet. Die Gedanken und Gefühle der Charaktere werden sehr gut deutlich. Leider konnte ich mich dabei mit keinem Protagonisten identifizieren.


    Thematisch ist die Geschichte sehr umfangreich. Es geht um viele politische und gesellschaftliche Bereiche, größtenteils mit starkem aktuellen Bezug. Unter anderem Homosexualität, Sexismus, Missbrauch und die Trump-Bewegung. Die Lektüre löst Denkimpulse aus. Stellenweise habe ich den roten Faden vermisst.


    Auf den mehr als 500 Seiten ist der Roman abwechslungsreich und unterhaltsam. Einige unerwartete Wendungen haben mich positiv überrascht. Negativ aufgefallen sind mir mehrere Längen.


    Das Cover wirkt etwas aus der Zeit gefallen und bieder. Der prägnante Titel ist naheliegend.


    Mein Fazit:

    Mit „Schönwald“ hat mich Philipp Oehmke gut unterhalten. Zwar konnte mich die Geschichte nicht in allen Punkten überzeugen, aber insgesamt empfinde ich den Roman als lesenswert.


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    Geboren in eine bekannte Familie in Olinda (Brasilien), wächst Catarina im Schatten ihrer verstorbenen Tante Laura auf. Melissa dagegen kommt gebürtig aus dem Süden Londons und wurde von ihrer Mutter und Großmüttern aufgezogen. Im Januar 2016 treffen Melissa und Catarina erstmals aufeinander…


    „Zwischen Himmel und Erde“ ist ein Roman von Yara Rodrigues Fowler.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Dazwischen gibt es acht Teile, die wiederum in mehrere Abschnitte untergliedert sind. Die Handlung umfasst die Jahre 1969 bis 2017. Erzählt wird nicht chronologisch, sondern mit Zeitsprüngen nach vorne und zurück.


    Vor allem in sprachlicher Hinsicht ist der Roman auffällig und unverkennbar. Der Schreibstil ist sehr reduziert und wirkt daher recht modern. Die Beschreibungen sind überwiegend kurz, Dialoge dominieren. Darüber hinaus sind unterschiedliche Stilformen eingeflochten.


    Catarina und Melissa, zwei interessante Protagonistinnen, stehen im Vordergrund der Geschichte. Eine Identifikation mit den beiden Frauen fiel mir nicht leicht. Dennoch werden die Figuren lebensnah dargestellt.


    Inhaltlich ist der Roman eine Wundertüte mit vielen Themen, von denen ich manche gut nachvollziehen konnte, andere weniger. Die „Anmerkungen der Autorin“ habe ich leider erst zum Schluss hin entdeckt. Sie sind zum Verständnis sehr hilfreich. Alles in allem hat mir der rote Faden gefehlt.


    Der Roman mit etwas mehr als 500 Seiten konnte mich leider nicht durchgängig fesseln. An mehreren Stellen konnte mich die Geschichte nicht abholen. Positiv anzumerken ist jedoch, dass sie abwechslungsreich und tiefgründig ist.


    Der deutsche Titel weicht erheblich vom Original („There a more Things“) ab, wobei beide durchaus mehr miteinander zu tun haben, als es zunächst scheint. Dennoch finde ich die sehr freie Übersetzung nicht so gut gelungen. Hübsch, aber wenig aufschlussreich ist die Gestaltung des Covers.


    Mein Fazit:

    Mit „Zwischen Himmel und Erde“ hat Yara Rodrigues Fowler meine hohen Erwartungen bedauerlicherweise nicht in Gänze erfüllt. Wer Lust auf eine unkonventionelle und besondere Lektüre hat, für den wäre der Roman allerdings durchaus einen genaueren Blick wert.


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    Die kleine Gemeinde Iola am Gunnison River am Fuße der Berge Colorados Ende der 1940er-Jahre: Auf einer alten, abgeschiedenen Pfirsichfarm lebt die 17-jährige Victoria Nash mit ihrem Vater und ihrem Bruder. Das Schicksal hat es nicht immer gut mit ihr gemeint. Dann kommt der Tag, an dem sie Wilson Moon begegnet und der alles für sie verändert. Victoria ist gezwungen, ihr bisheriges Leben aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen.


    „So weit der Fluss uns trägt“ ist der Debütroman von Shelley Read.


    Meine Meinung:

    Nach einem Prolog gliedert sich der Roman in mehrere Teile. Diese wiederum bestehen aus diversen Kapiteln. Die Handlung beginnt 1948 und umspannt einige Jahre. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Victoria. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert prima.


    Die Sprache des Romans hat mich auf Anhieb überzeugt. Der Stil ist bildstark, anschaulich und atmosphärisch. Vor allem die Naturbeschreibungen empfinde ich als sehr gelungen.


    Die Protagonistin ist ein interessanter und realitätsnaher Charakter. Ich konnte mich gut in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Trotz ihrer anfänglich naiven Art ist sie eine Sympathieträgerin. Auch die übrigen Figuren wirken weitestgehend plausibel.


    Inhaltlich handelt es sich vordergründig um eine Liebesgeschichte. Auf den zweiten Blick ist das Themenspektrum weitaus breiter. Die Geschichte beleuchtet Rassismus, Vorurteile, Intoleranz und ähnliche Aspekte. Damit trifft sie den Zeitgeist und macht auf wichtige Probleme aufmerksam. Darüber hinaus spielen Verluste, Zugehörigkeit und andere existenzielle Themen eine Rolle.


    Auf den rund 350 Seiten entfaltet sich die Handlung in ruhigem Tempo. Dennoch hat mich die Geschichte bei der Stange halten können.


    Das deutsche Cover spricht mich nicht so sehr an wie das der amerikanischen Originalausgabe. Der deutsche Titel ist sinngemäß nah am Original („Go as a River“). Beide Formulierungen passen gut zum Inhalt.


    Mein Fazit:

    Mit „So weit der Fluss uns trägt“ ist Shelley Read ein empfehlenswerter Roman gelungen. Ein emotional bewegendes, psychologisch ausgefeiltes Debüt.


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