Beiträge von Andrusch Werner

    Wenn sich jemand gleich zu Anfang als selbstkritisch bezeichnet und dann ein Wort wie »epochal« verwendet, ist das eindeutig … was?

    »Geschlachtet von – auf« ist bewusst kreativer Umgang mit der Sprache und soll eine Wirkung erzielen. Die spürst du an deiner eigenen Reaktion: »Das macht man aber nicht!« Stimmt. Deshalb gibt es nur Ritzzeichnungen an der Höhlenwand und kein Internet.

    »Eigentlich« ist nur dann ein Füllwort, wenn es nichts andeutet. Tut es aber. Es meint hier »keine«.

    Aaaargh!

    Ich bin echt arschig und du hast recht: Nobody is fucking perfect(tly)! Anderen Autoren wäre ich keine Hilfe!

    Dieser Austausch ist eigentlich eine gute Idee, man kann immer voneinander lernen. Nur: Ich befinde mich gerade im »ich-bin-mein-härtester-Kritiker-und-Lektor«-Modus. Wenn ich in diesem Zustand den Text eines anderen Autors in die Finger bekomme – schlimm! Besonders bei Vollmond bleibt da nicht viel Fleisch auf den Knochen. Meinen eigenen epochalen Roman habe ich neulich von 1295 auf 780 Seiten geschlachtet. Redundanzen und Stilblüten kille ich inzwischen schneller als ein Problemwolf auf einer deutschen Schafswiese mit nur hüfthohem Elektrozaun. Da schon wieder! Beim Leseproben-Wichteln (-> super! bleibt!) würde es üble Tränen geben! Normale LeserInnen hingegen dürfen mir gerne eins überbrennen, die repräsentieren ja die Zielgruppe.
    Eine Ausnahme mache ich bei einer einzigen, verdienten Testleserin, die selbst Autorin ist – aber seihen sain sein wir mal ehrlich: Der Wolf war in Wahrheit voll lieb zum Rotkäppchen, weil … schaut sie euch doch an!

    Ich habe gerade eine Überarbeitung durchgezogen, nachdem ich eine Testleser-Aktion laufen hatte, mit 30 Teilnehmern.
    Mein Buch war mit weit über tausend Seiten (in zwei Bänden) für einige LeserInnen zu lang. Andere haben gesagt: bloß nicht kürzen!
    Die ungeschriebenen Gesetze des Marktes besagen: Ein Erstlingswerk mit so einem Umfang beinhaltet zu viel Speck. Und das stimmte.

    Ich hatte mir ein Ziel gesetzt: Unter 800 zu kommen.

    Nachdem ich alles Überflüssige beseitigt hatte, fühlte sich das Buch erheblich »schneller« an, ohne dass etwas fehlte.

    Es hat jetzt 780 Seiten. Ich starte nun eine neue Testleseraktion, um zu überprüfen, wie gut ich war. Ob dann noch einmal die Axt durch den Wald geht, wird sich zeigen.

    Falls sich jemand von euch dafür interessiert: Der Roman heißt »Die Unfangbare«. Die Website dazu: http://www.dieunfangbare.de
    Ich verkaufe dort nichts, sondern suche nur Testleser, die sich klar artikulieren können und motiviert sind – was für Autoren noch nie leicht war! :-)