Beiträge von LilReader

    :study: "Ich bin nicht mehr dieselbe", flüstere ich (...) - "Du bist ganz genau dieselbe", flüstert er zurück.

    Bewertung:

    So, meine treuen Leser-Fans! Da bin ich wieder! Die, die mit negativen Kritiken genauso wenig geizt, wie mit positiven Kritiken! Ehrlich und fair, das sollte das Motto aller sein. Nun zum Buch - ein Wunschbuch von mir!


    Hinten auf dem Klappentext steht eine Meinung zum Buch, von Romy Hausmann. Ich finde es wirklich nervig, dass da nicht beisteht, wer das ist. Ich musst den Namen im Netz suchen, um das herauszufinden.


    Das Cover zeigt die Autorin und es passt auch zum Titel und der Geschichte. Nicht ganz scharf, aber doch sichtbar. Wirklich hervorragend gelungen. Wieso schreibe ich Geschichte? Weil die Autorin die Verarbeitung ihrer Vergewaltigung in einer fiktiven Geschichte verarbeitet. Wir lesen also keine gängige Biografie, sondern eine erfundene Geschichte mit wahrem Erlebnis dahinter. Allerdings hat mich das Vorwort mehr verwirrt als der Klappentext, der mich eher neugierig gemacht hat. Ich habe das Vorwort dreimal gelesen, weil ich mich gefragt habe, was denn ausgedacht ist und was nicht. Das begleitet mich sogar jetzt nach dem Lesen noch.


    "Du kannst mich nicht retten", sage ich.

    "Du musst nicht gerettet werden. Du bist stark genug."

    (Seite 37)


    Sakari wurde auf einem Stadtfest von einem Fremden vergewaltigt. Dieser ist danach einfach verschwunden und seiner Strafe entkommen. Dann tauch Sakaris zweites Ich auf, Kari. Sie ist das derzeitige Gegenteil von Sakari: Lebenslustig, albern, risikofreudig und genießt das Leben. Durch die Geschichte hinweg begleitet Kari Sakari (könnte auch ein Vor- und Nachname sein, lustig) durch den Prozess der Heilung. Es geht nicht darum, alles zu vergessen und so zu werden wie früher. Das funktioniert nicht, die Vergangenheit steht. Es geht um das Weiterleben trotz der Vergangenheit. Sie anzunehmen und zu akzeptieren. Wir erleben Sakari, wie sie mal in die eine Richtung, mal in die andere Richtung geht und mit sich und dem Geschehenen kämpft.


    Was die Autorin nicht ausspart ist das Verhalten der Außenstehenden. Freunde und Familie, die mal mehr, mal weniger einfühlsam mit Sakari umgehen. Und natürlich muss sie sich auch die typischen Sprüche, die jede Frau sich anhören muss, gefallen lassen. Es ist ja selbst im Gesetz verankert, die Mitschuld der Frau. Man wird von der Polizei und dem Gericht Dinge gefragt, die gar keine Rolle spielen und der Frau die Mitschuld geben: Was hast du getragen? Was hast du zu ihm gesagt? Hast du ihn provoziert? Mit ihm geflirtet? Hast du getrunken oder Drogen genommen? Das ist eine Sauerei, denn selbst wenn ich nackt vor einem Mann stehe, hat er kein Recht mich einfach anzufassen! Basta! Aber so ist unser System. Die Frau ist die Verführerin, die Sündige. Dass es hier eine gerechte Reformation braucht, muss ich ja nicht weiter ausführen. Dasselbe gilt für uns als Gesellschaft, die immer nur allzu gern den Frauen die Schuld gibt. Falsch angezogen provoziert, betrunken gewesen ... Mit all dem muss sich auch Sakari auseinandersetzen.


    "Man muss einfach darüber hinwegkommen und es loswerden." Es. Was versteht sie unter es? Wovon reden wir hier? Sprechen wir von einem Beinbruch? Einem Virus, den man wieder loswird?

    (Seite 50)


    Und da gibt es noch ihren besten Freund Nate. Wer hätte nicht gerne so einen Freund ... Die beiden kennen sich schon immer und hängen ständig zusammen. Nach Sakaris Vergewaltigung fällt ihr die Nähe zu Männern verständlicherweise schwer, auch zu Nate. Er selbst kämpft mit den Folgen und versucht damit unterstützend für Sakari umzugehen. Die Autorin schafft die Balance, dass Nate bis zu einem gewissen Grad viel Mitgefühl und Verständnis aufbringen kann, aber dennoch die Folgen für Sakari nicht wirklich nachempfinden kann als Mann. Eine Vergewaltigung oder anderer sexueller Missbrauch ist wie eine psychische Erkrankung. Die Vorstellungskraft hat ihre Grenzen und wirklich verstehen kann man es nur, wenn man selbst darunter leidet. Das ist leider so.


    Kari und Nate waren meine Lieblinge in der Geschichte. Ich konnte wirklich nicht genug von den beiden bekommen. Sakari selbst war mir sympathisch auf vielen Ebenen. Ich war überrascht, wie schnell sie doch weitergehen konnte, nach weniger als einem Jahr. Aber es ist nicht zu vergessen, dass sie viel Rüstzeug aus ihrem Elternhaus mitbekommen hat, ein stabiles Zuhause, einen besten Freund ... Wenn sie eine der weniger glücklichen Frauen gewesen wäre, die vorher schon viel erleiden musste, sähe das Ganze anders aus. Man muss das individuell betrachten. Sie war zuvor eine gefestigte Seele und das hat ihr mehr geholfen als ihr selbst bewusst scheint.


    Der Verlauf insgesamt ist eine Abenteuerfahrt der Gefühle, mal war Sakari mir näher, mal entfernter, was alles noch realer machte. Die Autorin erspart uns nicht das hammerschlagende Wort "Vergewaltigung". Sakari kann es erstmal schwer aussprechen, aber sie tut es dann doch. Das ist eines der wichtigen Bausteine für eine gesellschaftliche Aufarbeitung. Denn wir sagen ungern "Vergewaltigung", sondern stattdessen "Sexueller Missbrauch" oder "Sexualisierte Gewalt", eine neue Deklarierung, nur um das Wort Vergewaltigung zu umgehen. Es ist zu brutal, um es auszusprechen, obwohl es genau das besagt, was es ist: Eine Vergewaltigung. Es kommt uns schwer über die Lippen, weil es in der Schwebe, zwischen den Zeilen, irgendwie als Deklarierung einer Übertreibung mitschwingt. Man will es nicht so sehen, aber es ist sofort im Kopf bei diesem Wort. Das alleine ist schon eine Diskriminierung und gibt den Frauen ungesagt die Mitschuld bzw. ihnen das Gefühl, sie übertreiben.


    Leider ist das Ende schnell gekommen, ich hätte so gerne weitergelesen. Das einzige, das ich negativ anmerken kann, ist eine unbeantwortet Frage:


    "Ich muss es herausfinden", wiederhole ich leise.

    "Was musst du herausfinden?"

    "Ich muss wissen, was hinter dem Schmerz liegt."

    (...)

    "Weißt du jetzt, was hinter dem Schmerz liegt?"

    ""Wut", sage ich, obwohl es wie eine Frage klingt.

    "Da ist noch so viel mehr."

    (Seite 125/126/135)


    Das bleibt leider aus, was noch mehr dahinter steckt als Wut. Schade.



    Fazit:

    Ich hatte das Buch in zwei Tagen durch, allerdings hätte ich es auch an einem Tag geschafft, aber dann hätte ich gar keinen Schlaf bekommen. Die Geschichte fesselt ungemein wie ein spannender Roman. Obwohl er viele dramatische Szenen hat, sind sie dennoch dosiert mit Abstand erzählt - so wie die Autorin mit der fiktiven Figur Abstand gewinnt. Ich frage mich jetzt schon eindringlicher, was davon wirklich passiert ist und was nicht. Die Autorin schreibt, das es nicht um die Einteilung (Wahrheit oder Fiktion) geht, womit sie auch recht hat. Aber das beschäftigt mich schon, da ich mitgefühlt habe. Das war die ganze Zeit beim Lesen in meinem Kopf dabei: Welche Szene hat sie selbst erlebt? Vor allem die Frage, ob sie in Wirklichkeit so einen besten Freund hat, der ihr eine Stütze ist und sie wieder in die Welt der Berührungen und des Vertrauens führt. Dadurch, dass das ungeklärt bleibt, hinterlässt das Buch ein unvollständiges Bild bei mir. Das finde ich sehr schade.


    Eine sehr einfühlsame und eindringliche Geschichte, ohne ins Detail zu gehen. Fiktion mit der Wirklichkeit verknüpft. Ich empfehle das Buch von Herzen weiter!


    Eine negative Anmerkung außerhalb der Geschichte muss ich machen: Ich finde das Format falsch gewählt. Das Buch mit seinen 236 Seiten hätte ruhig ein Taschenbuch sein und 10 € kosten können. Für mich sieht es so aus, als ob man mit der Broschürevariante und 15 € dafür mehr Geld einnehmen möchte. Das relativiert etwas meinen Eindruck vom Buch. Bedauerlich.


    "Du wirst es sehen", sagt sie.

    "Und was?"

    "Den Grund, warum du weitermachst."

    (Seite 79)


    😈 Weitere Zitate findet ihr hier, wie immer auf eigene Gefahr:

    https://www.lovelybooks.de/bib…on/lesestatus/2997976289/


    COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐⭐⭐

    AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT) ⭐⭐

    GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐⭐⭐

    VERLAGSPREIS (ZU TEUER/ANGEMESSEN/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐

    GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐

    ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐⭐⭐

    ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐⭐⭐

    HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐⭐⭐,🌠

    CHARAKTERE ⭐⭐⭐⭐⭐

    (Ich habe hier nicht die Sachbuch-Werte, sondern die Roman-Werte genommen, weil das Buch (eine) fiktive Geschichte & Charaktere mit wahren Hintergründen ist/hat.)


    P.S.: Das Zitat, das als Überschrift dient, findet sich auf Seite 60 im Buch.



    Meinen 💝lichsten Dank geht an den Fischer-Verlag, der mir das Buch auf Anfrage zugesendet hat. Ich kann andere Leser nur ermutigen, wenn ihr weit streut, braucht ihr auch keinen Blog. Die Reichweite ist genauso vorhanden.

    WELZER ist zutiefst davon überzeugt, dass die Lösung der großen Menschheitsprobleme nicht durch Optimierung und Innovationen zu erreichen sind. Der Endlichkeit von Ressourcen und der Verletzbarkeit von Ökosystemen könne man nicht allein durch eine weitgehend CO2-freie Wirtschaft begegnen. Die Antwort liegt für WELZER ganz oft im Aufhören – und nicht im Bessermachen. Für ihn ist z.B. die Tesla-Autofabrik in Brandenburg ein Symbol für falsch verstandene, viel zu kurz gegriffene Nachhaltigkeit.

    Das stimmt ja auch. Dieses höher, weiter, mehr und mehr hat uns ja in mehrere Krisen gestürzt. Wirtschaftlich, privat und umweltlich. Und natürlich fokussieren sich Wirtschaft und Politik auf technische Lösungen, um eben nicht viel ändern zu müssen. Davor herrscht die größte Angst. Denn im Grunde wissen alle: Ewiges Wachstum, worauf unsere Kapitalismus-Gesellschaft beruht, ist längst am Ende angekommen. Nicht nur was die Ressourcen angeht. Wir produzieren seit Jahren mehr als wir verkaufen und kaufen können. Wie Volker Pispers mal sagte: Auf dem späteren Grabstein des Kapitalismus wird irgendwann mal stehen; zu viel war nicht genug! Aber Deutschland ist eben sehr schlecht in Umdenken und reformieren. :evil:

    Was dabei immer wieder vergessen wird: Druck, Lagerung und Transport machen keinen derart großen Teil der Herstellungskosten aus, dass deshalb E-Books so viel billiger sein müssten als gedruckte Bücher.

    In Summe fallen also erstens die meisten Kosten unabhängig von der Veröffentlichungsform an und werden auf Druck- und E-Book-Ausgabe gleichermaßen umgeschlagen, und zweites gibt es auch für den Vertrieb von E-Books spezifische Kosten, die wiederum dort in den Verkaufspreis einfließen.

    Woher weißt du das? Bist du da Profi drin? :-k

    Ich lese fast ausschließlich EBooks und finde die Preise dafür teilweise eine ziemliche Frechheit.

    Die sind auch fast genauso oder genauso teuer wie Printausgaben. Eine Riesenfrechheit! Nur die wenigsten sind wirklich preislich angepasst. Aber so wird in ruhe Geld gemacht. Warum ihr Ebook-Leser da nicht streikt, verstehe ich nicht. ich würde niemals eines kaufen, für das ich auch eine Printversion erhalte.

    warum machst du eigentlich nicht auch mal mit?

    Ich hab schon oft überlegt ob ich mitmachen soll. Ob ich es auch zeitlich wirklich schaffe dabei zu sein. Ich bin momentan Alg2 empfänger und weiß nicht ob ich meinem Wiki dann gerecht werden kann bei den tollen Paketen die hier immer ausgepackt werden.

    Brauchst du nicht, krieg gerade auch Harzt 4. Ich habe noch ein paar Sachen Zuhause, bin eine Sammlerin und horte viel. Vielleicht hast du ja auch Dinge Zuhause. Du kannst auch einiges selber machen, Kosmetik, Küche, Deko ... Auch wir werden den WiKis gerecht, das habe ich oft schon rückgemeldet bekommen und auch bei anderen Wichtlern erlebt. :rambo:

    Teilnahmebedingungen, hab gerade geschaut. Ich komme nicht über die 50 Beiträge im letzten halben Jahr.

    Schaffst du das nicht bis 5. November? Das wäre schade. :cry:

    Ich habe nun schonmal versucht die Wichtelwunschliste zusammen zu stellen, aber das ist gar nicht mal so leicht, ich hätte gerne noch etwas mehr Auswahl für mein Wichtelelternteil. :-k Vielleicht inspiziere ich auch nochmal die Neuerscheinungen..

    oder du stöberst in andere Bibliotheken. Auch eine Möglichkeit. :D

    aber ich möchte meinem Wichtelelternteil nicht vorgreifen, in dem ich von meiner "Nächstes Jahr kaufen"- Liste schon jetzt ein Buch kaufe, das vielleicht zum Wichteln geeignet wäre.

    Aber du hast ja zig Bücher, die die WiMa aussuchen kann. Und bis dahin hast du ja noch Zeit eines davon für dich zu kaufen, davon bekommt ja deine zukünftige WiMa gar nicht mit.

    Natürlich könnte ich mir irgendein Buch, oder zwei oder drei, aussuchen, sie mir schon jetzt kaufen und dann von der Liste streichen. Aber das möchte ich nicht, weil ich eine Auswahl zur Verfügung stellen möchte, die so groß wie möglich ist.

    Du hast doch eine Riesenauswahl für deine WiMa! Fast keiner hat beim Wichteln derzeit so viel Auswahl. Du machst es dir ja echt schwer ... :-s :-({|=

    Ich habe das gleiche Problem, wie letztes Jahr. Zum Geburtstag habe ich einen Bücher-Gutschein bekommen, den ich gerne einlösen möchte, aber ich möchte meinem Wichtelelternteil nicht die Auswahl einschränken. Welch Graus! Ich muss mich echt zusammenreißen. [-(

    Du hattest doch Geburtstag - alles Liebe nachträglich :love: -, wo liegt also das Problem? Ich blicke nicht durch. :scratch:

    :study: Finsternis in der Menschenwelt

    Bewertung:

    Ich finde den Titel nicht richtig passend. Weder gibt es hier eine Chronik von Alice noch ist das Finsterland im Wunderland. Der Untertitel hat mich nach dem Lesen noch viel mehr beschäftigt und irritiert. Er vermittelt doch, dass Finsternis im Wunderland ist, steht schwarz auf weiß so dar. Aber dieses Wunderland, wie man das aus Klassiker-Alice kennt, gibt es gar nicht. Also man kommt nicht - wie der Titel suggestiert - in dieses Wunderland voller Finsternis. Das Wunderland ist nicht hinter einem Kaninchenloch oder einer anderen Welt, es ist die normale Welt, gehört dazu. Es wird immer wieder vom Kaninchenloch gesprochen, was zusätzlich in die Irre führt, dabei gibt es das gar nicht. Dieses Wunderland ist keine versteckte Welt, sondern in der gängigen Welt mit allen anderen Menschen, nur eben etwas unauffälliger. Das kann man so machen, mich hat diese Version enttäuscht. Ich hatte mich gefreut in eine andere Welt zu kommen. Sie ist im Grunde auch anders, aber eben nicht so eigen. Also ist dieses finstere Wunderland laut Titel die normale Welt. Irreführend.


    Den Titel und Untertitel an sich ist sehr gut, das lockt eben mitsamt Cover. An den Seitenrändern sind Laufabdrücke eines Kaninchen (?).


    Mich nervt es, wenn Zitate beim Klappentext nicht mit den eigentlichen Zitaten aus der Geschichte übereinstimmen. Hier gibt es so einen Fall. Auf den Innenklappen steht "Folge nicht dem Kaninchen ... es sei denn, du wünscht dir noch mehr Tod und noch mehr Irrsinn." Das Zitat lautet nämlich richtig so:


    "Suche nicht nach dem Kaninchen, es sei denn, du wünschst dir noch mehr Tod und noch mehr Irrsinn."


    Vor allem ist in dem Fake-Zitat auch noch ein Rechtschreibfehler drin. Mit Zitaten für eine Geschichte werben, ist ja völlig in Ordnung, ich nutze auch gerne Zitate dafür, aber dann bitte auch richtig abdrucken. Wenn ich das als Rezensentin nicht mache, gibt es Ärger vom Verlag. Doppelmoral lässt grüßen. (Wer das Zitat nachlesen möchte: Seite 46)


    Der Anfang und die anfänglichen Dialoge kommen nicht verständlich rüber, weil die Vorkenntnisse fehlen. Alice ist sofort im Hospital und sie und Hatcher sprechen stetig von Dingen, die in der Vergangenheit liegen, nur abrissartig. Ein schwieriger Start.


    Die Protagonisten sind etwas rätselhaft gestellt, was aber auch gewollt ist und sicher auf die drei Bände verteilt worden. Daher halte ich es auch für völlig okay. Mich kam jedoch manchmal geistig mit den Gedankengängen von Alice nicht ganz mit bzw. habe sie immer ganz verstanden. Ich hätte mir gewünscht, Hatchers Sichtweise abwechselnd mit Alice's zu lesen. Es ist zwar keine Ich-Erzählung, aber der Schwerpunkt liegt dennoch auf Alice. Es mischt sich auch bei mir eine Art Ich-Erzählung mit ihren Gedanken und Erinnerungen.


    Ab der Hälfte nimmt der Verlauf an Fahrt auf und die beiden müssen viele Abenteuer und Kämpfe überstehen.


    Das Endspiel mit dem Kaninchen ist sehr enttäuschend, mehr verrate ich dazu aber nicht. Jedenfalls wurde der Verlauf zum Kaninchen so aufgebauscht, dass die Erwartung eines blutigen oder wenigstens spannenden Endspiel groß ist. Fehlanzeige.


    Auch die anderen wissenden und einige unerwartete Kämpfe sind eher lasch. Es wird mehr aufgebauscht, als dann die Auflösungen daran gemessen passend sind.


    Es bleibt offen, wieso Hatcher eine Verbindung zu dem Jabberwack hat ...



    Fazit:

    Schwerer Beginn, fesselnder Mittelteil, enttäuschendes Ende ... Die Autorin hat wirklich alles spannungsgeladen aufgebaut, schreibt immer wieder darüber, aber dann enttäuschen die Auflösungen mit eher kampflosen Geschehnissen. Wie ein Ballon, der stetig aufgeblasen wird, und am Ende alle Luft entweicht, sodass es leerlos bleibt. Das Bild passt gut. Die Enden der kleinen Abenteuer enden wirklich lasch, im Gegensatz zum Weg dorthin.


    Titel wie auch der Verlauf führen in die Irre auf verschiedene Weise. Die Wege zu den Endspielen sind spannungsreicher und explosiver als die Endspiele selbst. Auch die Welt finden in der gängigen Wirklichkeit statt, nicht in der eigenen Welt wie man das vom Klassiker kennt.


    Was wichtig zu erwähnen ist, dass die Geschichte triggern kann, aber keine Triggerwarnung hat. Es geht um sexuellen und psychischen Missbrauch, Prostitution und Abschlachtungen. Ich finde es hier wirklich fahrlässig vom Verlag, keine Warnung anzugeben, denn das Buch ist zum Teil brutal und düster.


    Das Buch ist in Taschenbuchgröße und dennoch als Hardcover erhältlich. Es kostet 18 €, was ich unverschämt finde. Das Buch hätte sehr gut ein Taschenbuch oder wenigstens eine Broschüre sein können. Es ist eines der deutlichen Beispiele, wie Bücher extra zum Hardcover gestaltet werden, um sie teurer verkaufen zu können. Mit der Seitenzahl von 335 wäre das schlecht gegangen. Manchmal wirken die Verlag wirklich gierig, leider. Bei Ebooks ja fast nur. Die kosten entweder genauso oder fast so viel, obwohl die Verlage viel weniger Kosten haben als bei Prints. Nur wenige kosten angemessen. Und natürlich beschwert sich wieder niemand laut darüber. Das ist in Deutschland normal.


    Der Verlag stellt die Reihe als Moderne & zeitgenössische Belletristik vor. Das signalisiert auch wieder, dass sie nicht gruselig ist.


    Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin (Band 2)

    Die Chroniken von Alice - Dunkelheit im Spiegelland (Band 3)


    "Ich kann nicht zurück, Alice. Ich kann nicht den Rest meines Lebens als Motte verbringen, die mit den Flügeln gegen ein Glas schlägt."

    (Seite 28)


    COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐,🌠

    AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT) ⭐⭐

    GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐

    VERLAGSPREIS (ZU TEUER/ANGEMESSEN/GÜNSTIG) ⭐

    GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐

    ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐

    ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐,🌠

    HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐⭐

    CHARAKTERE ⭐⭐⭐,🌠


    Gelesen am 3. 0ktober 2021

    Zitat

    "Jeder Krieg nimmt immer den gleichen Verlauf! Egal, wer den ersten Schuss abfeuert, egal, wie gerecht dieser erste Schuss sein mag, er wird weitere nach sich ziehen. Und dann werden Unzählige sterben - und du wirst es nicht mehr unter Kontrolle haben! Willst du wirklich das Blut all dieser Menschen an deinen Händen haben?"