Beiträge von Jenslubbadeh

    Herr Beck-Ewe, lassen Sie uns mal wieder abrüsten.


    Mir ist klar, dass ich das Buch aus den Händen gebe und es nun frei für Kritik ist, die ich auch aushalten kann und bislang ausgehalten habe. Ich bin von meiner langjährigen Arbeit als Journalist Kritik gewohnt wie Sie sich vielleicht vorstellen können. Ich habe auch lange überlegt ob ich auf diesen Post der Rezensentin überhaupt reagieren soll und mir ist bewusst, dass man dabei eigentlich nur verlieren kann, weil einem sofort unterstellt wird, dass man negative Kritik nicht aushalten kann und schlicht beleidigt ist. Bin ich aber nicht. Ich habe kein Problem damit, wenn einem meine Bücher nicht gefallen.


    Aber was ich schwierig finde, ist, wenn Rezensenten mir unterstellen etwas geschrieben zu haben, was ich aber nicht geschrieben habe. Von mir wird sorgfältige Arbeit erwartet - darf ich die vom Rezensenten nicht auch erwarten? Noch schwieriger wird es , wenn die Rezensenten aus meinem Werk Theorien über meine Person ableiten und mir zum Beispiel schlampige Recherche unterstellen, auch meine Kompetenz als Journalist wird hier infrage gestellt. Hier geht es dann um meine Reputation. Und es geht mir nicht um negative Rezensionen an sich, die ich kommentieren muss, etwa bei Amazon. Es geht mir nur um diese eine Rezension, wo einfach Dinge falsch wiedergegeben werden und andere Leute sie ungeprüft übernehmen und sich gar nicht mehr die Mühe machen, das Buch selbst zu lesen.


    Herr Beck-Ewe, Sie mögen meine Reaktion so bewerten wie Sie sie bewerten. Ich sehe es so: Ich schwebe als Autor nicht in anderen Sphären, ich bin ansprechbar und erreichbar. Vielleicht habe ich das aus meinem Hauptberuf als Journalist so mitgebracht. Das sehe ich eigentlich positiv. Und wenn es berühmte andere Kollegen anders handhaben, nun denn, dann machen die es eben anders. Verbuchen Sie das dann gerne unter meiner Unerfahrenheit. Ich bin noch recht neu in dem Metier des Bücherschreibens.

    Die Rezensentin gibt Dinge aus dem Buch falsch wieder. Öffentlich. Wieso sollte ich das dann per PN klarstellen und nicht auch öffentlich? Sie spoilert übrigens in der Rezension selbst. Wieso wird das dann nicht auch in Spoiler gesetzt?


    Das Buch muss ich nicht erklären. Ich habe auch kein Problem damit, wenn das Buch jemandem nicht gefällt. Falsche Behauptungen möchte ich aber schon gerne richtig stellen dürfen, vor allem, wenn Leute das dann einfach ungeprüft übernehmen und vom Lesen abhält. Ich denke, das würden Sie bestimmt verstehen, wenn Sie so viel Mühe in ein Werk gesteckt hätten.

    Sie geben vieles inkorrekt wieder.


    1. Das Buch hat mehrere Zeitebenen. Der Hauptstrang spielt in den 2050er-Jahren, es gibt einen Flashback zur Jetztzeit (und einige Jahre darauf, also etwa 2021), der dritte Teil spielt Ende der 2060er-Jahre. Und es gibt einen Parallelstrang in der Urzeit


    37 Jahre sind eine lange Zeit. Der Zeitgeist kann sich schnell ändern. Ein paar Beispiele: Innerhalb von sechs Jahren wurde ein demokratisches Deutschland in eine Diktatur umgebaut. Innerhalb von 12 Jahren wurden sechs Millionen Menschen ermordet, ein Weltkrieg angezettelt, in dem insgesamt 20 Millionen umkamen. Das Deutschland vor 37 Jahren, also 1980, war geteilt. Eines war demokratisch, das andere eine Diktatur, in dem die Menschen eingesperrt waren. Die DDR existierte gerade einmal 40 Jahre.


    2. Sie vermischen hier die Darstellung in den verschiedenen Zeitebenen:


    In dem Strang der Jetztzeit werden Russland, die Türkei und Nordkorea so dargestellt wie in der aktuellen mehrheitlichen öffentlichen Auffassung: Als undemokratische, instabile Staaten mit anderen ethischen Standards als in Europa und den USA.


    In dem Zeitstrang der 2050er-Jahre werden manche Staaten Osteuropas wie beispielsweise Bulgarien als Staaten skizziert, in denen laxere Gesetze zur Genmanipulation von Ungeborenen herrschen und die einen Tourismus von werdenden Eltern aus ebendiesen Staaten mit strengerer Gesetzgebung anziehen. Etwas Ähnliches gibt es übrigens heute schon: Stichwort Eizellen-Tourismus.


    In dem Strang der der 2050er-Jahre haben die USA in der Fiktion des Buches eine strengere Gesetzgebung was die Manipulation des Erbguts von Ungeborenen angeht als Deutschland.


    Sie müssen unterscheiden bei Gentechnik: Geht es um die Manipulation des Erbguts von Pflanzen und Tieren? Oder vom Menschen? Und dann: beim erwachsenen Menschen (somatische Gentheraapie)? Oder am ungeborenen Menschen (Keimbahntherapie). Zur Zeit haben die USA laxere Gesetze, was die Manipulation von Tieren und Pflanzen und den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen betrifft. Es laufen derzeit Studien zur Gentherapie an erwachsenen Menschen und es ist damit zu rechnen, dass es bald Gentherapien für diverse Erbkrankheiten geben wird.


    Die Keimbahntherapie von Erbgut an Ungeborenen, die sogenannte Keimbahntherapie, ist in den USA derzeit verboten. Genauso wie in Deutschland und vielen Ländern der EU. Zu Forschungszwecken wurde in den USA aber auch schon das Erbgut von menschlichen Embryonen verändert - diese wurden aber nicht zu Babys ausgetragen. Die Manipulation von Erbgut an menschlichen Embryonen selbst zu Forschungszwecken ist derzeit in Deutschland verboten.


    Die USA sind ein stark christlich geprägtes Land. Es ist nicht unplausibel anzunehmen, dass die USA einmal wesentlich rigidere Gesetze für die Anwendung von Gentechnik an Ungeborenen haben sollten als Europa und Deutschland. Der Zeitgeist in den USA ändert sich. In den Jahren unter der Präsidentschaft von George W. Bush wurde die Stammzellforschung beispielsweise stark eingeschränkt - aus ethisch-religiösen Motiven des damaligen Zeitgeistes, weil zur Gewinnung von Stammzellen menschliche Embryonen benötigt wurden. Präsident Obama lockerte diese Beschränkungen wieder.


    3. Jede der Szenen hat ihre Funktion im Buch. Die meisten waren aus meiner Sicht notwendig, um die Charaktere stärker zu zeichnen. Kommissar Nix hat eine depressive Frau und einen depressiven Sohn. Er ist unglücklich und sexuell frustriert. Eva-Marie Mercure nutzt Sexualität, um Macht über andere zu erlangen. Die Sexszene zwischen der Wissenschaftlerin und dem Neandertaler war wichtig aus mehreren Gründen: Sie sollte zeigen, wie weit Jocasta Weiss bereit war zu gehen, um ihr Experiment fortzuführen. Sie war zugleich der Zeugungsakt einer der wichtigsten Protagonistinnen des Buchs. Sie verdeutlicht die Kreuzung zweier Menschenarten, so wie sie erwiesenermaßen in der Urzeit auch stattgefunden hat.


    4. Stimmt nicht. Die fiktive deutsche Regierung in den 2050er-Jahren plant die Ausrottung großer Volkskrankheiten, wie Diabetes, Bluthochdruck, Alzheimer - und auch Krebs. Nicht aller Krankheiten, dies ist gar nicht möglich. Es geht um Krankheiten mit offensichtlicher genetischer Ursache oder Komponente. Depression (normale) gilt nicht als Volkskrankheit, zum anderen umfasst die Gesetzgebung in der Fiktion der 2050er-Jahre verpflichtende Psychotherapie für Betroffene und deren medikamentöse Behandlung. Für die große Depression hat die Regierung kein Rezept, die Forschungen daran laufen, das ist ja der springende Punkt des Buchs. Man erfährt den Unterschied zur normalen Depression nicht, weil niemand darauf eine Antwort hat.


    5. Stimmt so nicht Als Ursache wird die allgemeine destruktive Natur des Menschen und die Weltlage genannt, die sich im Jahr 2016 besonders düster abzeichnet: Trump, Erdogan, Krieg in Syrien, Aufkommen rechtsnationaler Strömungen in der EU. In der Fiktion tritt Großbritannien in den Jahren bis 2021 wieder in die EU ein.

    Liebe Smartie,
    Es tut mir Leid, dass Ihnen mein Buch nicht gefallen hat. Was ich allerdings ärgerlich finde, ist, dass Sie das mit Punkten begründen, die Sie entweder falsch wiedergeben, missverstanden oder eine alternative Erklärung nicht erkannt haben. Gerne führe ich das aus, wenn Sie mögen.


    Viele Grüße
    Jens Lubbadeh