Beiträge von drawe

    Die Sterblichen

    Abschnitt 2, S. 101 f.


    Der Empfang im Jenseits - da geht nun Burnsides Fantasie mit ihm durch :lol:!

    Nix da mit Jesus oder zumindest einem ordentlichen Engel, der einen begrüßt. Hier wird die Entlassung aus dem Diesseits und die Aufnahme ins Jenseits als Verwaltungsakt dargestellt.

    Die Seele, die in ihrem Fleischschnörkel baumelt - das ist schon ein desillusionierendes Bild!


    Burnside scheint mir eine große Affinität zum Film haben - Farast , taliesin , merkt man das in seinen erzählerischen Büchern auch?


    Er zitiert "Orphee", einen Film von Cocteau: https://de.wikipedia.org/wiki/Orpheus_(Film) .

    Hier hat er einen interessanten Gedanken. Orpheus durfte Eurydice aus der Totenwelt wieder in die Menschenwelt führen, aber er durfte sie nicht ansehen. Und dieser Blick ist es, sagt Burnside, der uns zu Menschen macht.

    Dieses Motiv des Blickes tauchte in den ersten Kapiteln schon einmal kurz auf; wenn ich mich richtig erinnere, auch mit den Bildern des Sterbens im Film. Ich fände es gut, wenn er dieses Motiv im Folgenden wieder aufgreift.

    Klappentext:


    Alain Claude Sulzers virtuoser Roman über einen großen Filmstar in der Einsamkeit des Exils und die Wirren der europäischen Katastrophe. Lionel Kupfer, allseits umschwärmter Filmstar der frühen Dreißigerjahre, ist ins Hotel Waldhaus in Sils Maria gereist, um sich auf seine nächste Rolle vorzubereiten. Doch die Ereignisse überschlagen sich. Kupfer sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass er als Jude in Deutschland unerwünscht ist. Der Vertrag für seinen nächsten Film wird aufgelöst. Die schlechte Nachricht überbringt ihm ausgerechnet Eduard, sein Liebhaber, dessen gefährliche Nähe zu den neuen Machthabern immer offenkundiger wird. Lionel Kupfer ist gezwungen, zu emigrieren. Doch muss er nicht nur Eduard verlassen, sondern auch einen jungen Schweizer Postbeamten namens Walter, der sich ins Hotel eingeschmuggelt hat, in der Hoffnung, dem von ihm verehrten Filmstar leibhaftig zu begegnen. Er kommt ihm dabei näher, als er je zu hoffen wagte. Wir folgen nicht nur Lionel ins Exil nach New York, wo er als Schauspieler nicht richtig Fuß fassen kann, sondern auch dem zwielichtigen Kunsthändler Eduard und dem jungen Postbeamten aus Sils. Innerhalb einer Zeitspanne von fünfzig Jahren begegnen wir Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Wege sich kreuzen, die sich manchmal für wenige Tage sehr nahekommen, um dann wieder auseinandergerissen zu werden. Doch obwohl sie sich aus den Augen verlieren, vergessen sie einander nicht.



    Mein Leseeindruck:


    Der Roman ist ausgesprochen virtuos aufgebaut. Er beginnt mit einem Prolog, der die Grundmotive vorführt, und er endet mit einem (titelgebenden) Postskriptum, das diese Grundmotive wiederum aufgreift, in größere Bezüge stellt und damit den Schlüssel zur Persönlichkeit des Protagonisten liefert. Dazwischen fügen sich die einzelnen Kapitel ein, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden, damit unterschiedliche Schwerpunkte setzen und zu unterschiedlichen Zeiten spielen. Trotz dieser Struktur ist der Roman aber einfach und zügig zu lesen.


    Im Mittelpunkt steht Lionel Kupfer. Wieso wählt der Autor den Namen „Kupfer“? Ich habe nachgelesen: Kupfer ist ein eher weiches Metall, es ist biegsam – und das passt zu Lionel: ein deutscher Filmstar der Weimarer Republik, ein Frauenschwarm – und um dieses Bild aufrecht zu erhalten, muss er sich täglich neu verbiegen und verbiegen lassen. In Wirklichkeit ist er nämlich Jude, wenngleich getauft, gebürtig aus Polen, und dazu noch homosexuell. Das alles muss er vertuschen, und so ist er ein Schauspieler durch und durch. Die Handlung entwickelt sich um ihn und seinen kurzzeitigen Geliebten, den jungen Postbeamten Walter, der ihn voller Hingabe verehrt und liebt, während Lionel ihm eher gleichgültig und herzenskalt gegenübertritt.


    Der aufkommende Nationalsozialismus führt dazu, dass Lionel seine Kunstschätze veräußern muss und in die USA flieht. Wie der Autor die Gefährdungen der Zeit in seinen Roman einbaut, hat mir sehr gut gefallen: die verschiedenen Facetten von Opportunismus, Ausbeutung, Betrug und Kunstraub werden eher unaufgeregt und distanziert an verschiedenen Nebenfiguren vorgeführt.


    Was mir weniger gut gefallen hat, sind die Ansammlungen an Zeitgrößen, die Sulzer uns hier vorführt. Wieder, wie in „Ein perfekter Kellner“, taucht Thomas Mann auf (auch hier unter Pseudonym) und ein Hinweis auf seine spezielle Veranlagung darf nicht fehlen. Visconti taucht mehrfach auf, und gegen Ende auch noch Greta Garbo, die sich zusammen mit ihrer Lebensgefährtin in einer dunklen Kino-Ecke herumdrückt. Überflüssig :roll:!


    Die schöne Sprache Sulzers entschädigt dafür. Sie ist schnörkellos, gelegentlich etwas altmodisch, und sie führt die psychisch komplizierten Strukturen des Protagonisten eher distanziert vor, ohne dass sie sie dem Leser auf die Nase bindet. Was das Handwerk des Schreibens angeht: da gibt es nichts zu meckern.


    Fazit: Eine inspirierende Künstlerbiografie.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:




    der BT da so miserabel die rezensiert.

    Du meinst, dass das am Thema liegt? Oder gibt es zu dem Thema tatsächlich viele Schmonzetten, wie zu jedem anderen Thema auch?

    Jedenfalls lese ich gerade mein zweites Buch von Alain Claude Sulzer über homosexuelle Beziehungen, und da geize ich nicht mit Sternen. Tolle Bücher.

    nd wie ist das Werk von Wilhelm Busch einzuordnen?

    Ein kurzer Nachtrag, sonst zerreißt es mich:

    Vor Wilhelm Busch war es so, dass der Text eine Bildunterschrift darstellte und das Bild beschrieb - oder umgekehrt: das Bild illustrierte den Text. Du kannst also den Text weglassen und verstehst die Geschichte trotzdem und umgekehrt.

    Wilhelm Busch hat eine ganz besondere Verbindung zwischen Bild und Text hergestellt, z. B. ironisiert das eine das andere, und das macht seine Geschichten bis heute so witzig.

    Was ist der Unterschied zwischen comic und Graphic Novel? Und wie ist das Werk von Wilhelm Busch einzuordnen?

    Da könnte ich jetzt Romane schreiben... nur kurz: Manche Germanisten unterscheiden zwischen Comic, die sie als lustige Kinderliteratur auffassen, und der Graphic Novel, die Anspruch auf ernsthafte Themen erhebt und eher für Erwachsene gedacht ist. Diese Unterscheidung wird jedoch zunehmend abgelehnt, und der Begriff "Comic" setzt sich auch für Graphic Novels durch.

    Und Wilhelm Busch gilt als Ur-Vater dieser Verbindung von Bild und Text, allerdings hatte er auch Vorläufer, z. B. Rodolphe Toepffer.


    Wenn Dir das als Kurz-Version reicht...?

    Hätte die Frau nicht ohnehin ihrem Ehemann und ihren Kindern davon berichtet?

    ??? Ich kann nur sagen, wie ich mich verhalten hätte. Meinem Mann natürlich, er ist mein engster Vertrauter. Aber nie im Leben hätte ich das meinen Kindern erzählt. Welche Ängste löse ich denn bei Kindern, auch bei großen Kindern!, damit aus? Und welche Schuldgefühle?

    Ein Geschenk, das wir

    nur einmal bekommen um uns daran zu erfreuen.

    Das sehe ich auch so! Und Missstände und Ungerechtigkeiten etc. sind dazu da, dass man sie nach bestem Wissen und Gewissen tätig beseitigt, immer schön in seinem eigenen Umkreis.


    Mein Burnside-Bild hat sich durch dieses Kapitel wieder geändert. Er wird mir sogar wesensnah, wie er als älterer Mensch zurückschaut auf sein Leben und sich dankbar an das Schöne erinnern kann.

    Diesen Blick auf das Leben finde ich sehr tröstlich.

    Ich gehe davon aus, dass du meine Schwangerschaft meinst?

    Das ist doch etwas ausgesprochen Schönes!:cheers:

    Der Zugang zu seinen Gedanken bleibt mir aber weiterhin größtenteils verwehrt.

    Ja, das merke ich. Kann es sein, dass Du die Übereinstimmung suchst?

    Ich würde auch gerne mitmachen - allerdings wie im letzten Jahr ohne Leseplan.

    Bei einigen der Aufgaben - vielen Dank an Sarange dafür! - fällt mir spontan nichts Neues ein, da verlasse ich mich auf Eure Anregungen.

    "Klassiker der DDR-Literatur" - was könnte damit gemeint sein?

    Mein Kassensturz - bescheidener als bei den meisten von Euch, aber immerhin.


    1. Ein bisher unbekannter oder bereits seit der Kindheit / Jugend geliebter Kinder- oder Jugendbuch-Klassiker

    Kenneth Grahame, Wind in den Weiden. Übersetzt von Sybil Gräfin Schönfeld, Illustrationen von Eric Kincaid.


    2. Eine antike Tragödie oder Komödie, gerne auch verbunden mit einer modernen Adaption

    Aristophanes, Lysistrate.

    Ian McEwan, Nussschale. (Adaption Hamlet)

    Jo Nesbo, McBeth.


    3. Ein deutscher, französischer oder englischer Klassiker

    Charles Dickens, Die Pickwickier.

    W. S. Maughan, Der Magier. (Klassiker?)


    4. Ein russischer oder polnischer Klassiker

    Dostojewskij, Weiße Nächte. Ein empfindsamer Roman.

    Dostojewskij, Christbaum und Hochzeit. Aus den Aufzeichnungen eines Unbekannten.

    Dostojewskij, Ein schwaches Herz.

    Alexander Puschkin, Das Adelsfräulein als Bäuerin.

    ders., Der Schuss.

    ders., Der Schneesturm.

    ders., Der Postmeister.


    5. Ein Klassiker aus einem skandinavischen Land

    Halldor Laxness, Islandglocke.


    6. Ein Klassiker aus Asien

    Robert van Gulik, Richter Di bei der Arbeit.


    7. Ein Klassiker der Kriminalliteratur

    Agatha Christie, Der Stein des Anstoßes.

    dies., Vier Frauen und ein Mord.

    Robert van Gulik, Richter Di bei der Arbeit.

    Gilbert Keith Chesterton, Der Fehler der Maschine Pater Brown).

    ders., Das blaue Kreuz (Pater Brown).

    ders., Die fliegenden Sterne (Pater Brown).

    ders., Die Ehre des Israel Gow (Pater Brown).

    ders., Der Unsichtbare (Pater Brown).

    Agatha Christie, Das Haus an der Düne.

    dies., Das Geheimnis von Greenshore Garden.

    dies., Das krumme Haus.

    dies., Der Tod wartet.

    365. Welcher Charakter (m/w/d) war dir diesen Monat am unsympathischsten?

    Maya, die Protagonistin.

    Sie konsumiert ihre Familie und wurde mir immer unsympathischer. Aber als sie dann beschließt, ihren schwerst kriegstraumatisierten Großvater zu heilen, indem sie ihn zu einem Gespräch zwingt - bei so viel Selbstüberschätzung kann ich nur :roll:. Und ein einziges Gespräch, und das noch in einfältiger Banalität, wirkt offenbar so, dass das Thema im Buch erledigt ist --> :roll::roll::roll:

    amazon:

    Während die drohende Klimakatastrophe und der enorme Ressourcenverbrauch der Menschheit den Planeten zerstört, machen sich Informatiker und Ingenieure daran, die Entwicklung einer Künstlichen Intelligenz voranzutreiben, die alles das können soll, was wir Menschen auch können – nur vielfach »optimierter«. Ausgehend von völlig falschen Annahmen soll den Maschinen sogar eine menschenähnliche Moral einprogrammiert werden. Richard David Precht macht uns eindringlich klar, dass das nicht möglich ist. Denn unser Leben besteht nicht aus der Abfolge vorausberechneter Schritte. Wir sind viel mehr als das.

    Ich gebe es zu: es ist bestimmt nicht leicht, mir ein Buch zu schenken. Hier hat aber jemand sich Gedanken gemacht, und das freut mich.


    Das abenteuerliche Leben vier außergewöhnlicher Frauen, die in finsterer Zeit für unsere Freiheit kämpften. Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Weil und Ayn Rand: Mit großer Erzählkunst schildert Wolfram Eilenberger die dramatischen Lebenswege der einflussreichsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges legen sie als Flüchtlinge und Widerstandskämpferinnen, Verfemte und Erleuchtete das Fundament für eine wahrhaft freie, emanzipierte Gesellschaft.

    Warum sollten wir im Tode nicht von dem Leid der Welt erlöst werden?

    Das kann man so sehen, jeder hat seine Sicht der Dinge.

    Wenn wir aber beim Buch bleiben, dann denkt Burnside so nicht, wenn ich ihn richtig verstanden habe.

    Sein Buch ist eine spezielle Ars moriendi. Diese Idee hat er zwar vom Christentum, aber er füllt diese Idee anders:

    Burnside denkt sich das Leben nicht auf den Tod hin, sondern von der Geburt her.

    Und daher schaut er hauptsächlich auf sein Leben zurück: What light there is!

    Die Vielleser können natürlich auch 3 verschiedene Mottos in einem Monat lesen.

    Groschen gerutscht. Ich kann also Mottos kombinieren, je nach meinem SuB.

    Ich denke, ich bleibe trotzdem bei einem Monatsmotto, sonst komme ich durcheinander :drunken::drunken:!