Beiträge von Amalaswintha

    Klappentext

    Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden – und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen.


    Über die Autorin

    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.


    Mein persönliches Fazit

    Das Buch hat mir insgesamt ganz gut gefallen.

    Am interessantesten fand ich dabei den historischen Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt. Der Gotthardtunnel und seine Entstehung sind ein tolles Setting. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, die Entstehung dieses Bauwerks in die Story einzubinden, ohne den Leser mit allzu vielen Details zu langweilen. Die Beschreibungen der Orte, der Berge und Wiesen fand ich sehr gelungen. Ich konnte mir mühelos die Bergwiesen und das Bergpanorama vorstellen.

    Auch die Darstellung der Dorfbewohner war für dieses Buch gut ausgearbeitet. Ja, den Figuren fehlt es hier und da ein wenig an Tiefe. Dafür sind die Dorfbewohner mit ihren unterschiedlichen Facetten, die kulturellen Umstände der damaligen Zeit und auch die sozialen Gepflogenheiten sehr schön beschrieben. Es fällt sehr leicht sich vorzustellen, wie sich dieses beschauliche Örtchen von den Arbeiten und Arbeitern regelrecht überrannt gefüllt haben muss.

    Die Liebesgeschichte zwischen Helene und Pierro war wirklich schön und hat die Geschichte für mich abgerundet.


    Insgesamt ein angenehm leicht zu lesendes Buch, dem an einigen Stellen ein kleines bisschen mehr Dramatik doch ganz gut getan hätte, das ich aber trotzdem sehr gerne gelesen habe, weil das Gesamtpaket einfach stimmig ist.

    Klappentext

    Dresden 1841: Das feierlich eröffnete königliche Hoftheater wirkt in seiner Pracht wie ein Palast für die Musik. Doch hinter den Kulissen geht es nicht weniger dramatisch zu als auf der Bühne: Die Primaballerina hütet ein tragisches Geheimnis, die Requisiteurin will ihrer Vergangenheit entfliehen, und die Kostümschneiderin hat den Glauben an wahre Leidenschaft verloren. Dennoch ist das Opernhaus für sie alle ein magischer Ort.

    Auch die junge Elise Spielmann ist bei ihrem ersten Besuch verzaubert. Sie entstammt einer Musikerdynastie und träumt davon, eine gefeierte Violinistin zu werden. Als sie dem talentierten Malergehilfen Christian Hildebrand begegnet, entspinnt sich eine zarte Bindung zwischen ihnen – in größter Heimlichkeit und gegen alle Konventionen.

    Währenddessen ziehen sich im ganzen Land revolutionäre Kräfte zusammen. Doch vor dem sich verdunkelnden Himmel strahlen die Liebe und die Musik umso heller.


    Über die Autorin

    Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Sie ist promovierte Germanistin und arbeitete als Lehrerin und in der Lehrerbildung. Mit der historischen «Fräulein Gold»–Reihe um eine Berliner Hebamme in den 1920er Jahren landete sie einen großen Spiegel-Bestseller-Erfolg.


    Mein persönliches Fazit

    So richtig überzeugen konnte mich das Buch leider nicht. Zwar ist es der Autorin gelungen, die Atmosphäre rund um die Oper zu vermitteln und auch die Darstellung der Dresdner Gesellschaft finde ich gelungen und nachvollziehbar. Aber so richtig in Schwung kommt die Geschichte dann letztlich leider doch nicht. Vielleicht ist das aber auch dem Umstand geschuldet, dass es auf einen Mehrteiler hinausläuft. Aber auch dann muss ich leider sagen, dass der Auftakt mich nicht reizt weiterzulesen.


    Die Geschichte plätschert ebenmäßig vor sich hin, so richtig will bei mir auch keine Spannung aufkommen. Die Figuren sind mir nur mäßig sympathisch und bei allem Verständnis für Elises innere Zerrissenheit, bei so manchem Verhalten empfinde ich sie nicht als starke junge Frau, sondern durchaus schon als Zicke. Alle Personen werden eher oberflächlich beschrieben, so richtigen Zugang bekam ich leider zu keinem von ihnen. Und die große und standesmäßig nicht mögliche Liebe zwischen Christian und Elise kam auch nicht richtig bei mir an. Zuwenig stand dafür auch Christian im Fokus.

    Klappentext

    Die Schönheit von Hedy Lamarr, die mit bürgerlichem Namen Hedwig Maria Kiesler hieß und jüdischer Abstammung war, führte sie zu einer kometenhaften Schauspielkarriere in Wien und zur Heirat mit einem österreichischen Waffenhändler. Durch ihn hatte sie Zugriff auf die Pläne des Dritten Reichs, ein Wissen, das sie später nutzte, um an der Seite der Alliierten zu kämpfen. Im Jahr 1937 verließ sie ihren gewalttätigen Ehemann und floh über Paris und London nach Hollywood. Dort wurde sie zu Hedy Lamarr, dem weltberühmten Filmstar. Was keiner wusste: Sie war Erfinderin. Und sie hatte eine Idee, die dem Land helfen könnte, die Nazis zu bekämpfen und die moderne Kommunikation zu revolutionieren … wenn ihr nur jemand zugehört hätte.


    Über die Autorin

    Marie Benedict, geboren 1973, studierte am Boston College Geschichte und Kunstgeschichte und an der Boston University School of Law. Ihre Bücher über starke Frauen der Weltgeschichte haben Bestsellerstatus. Ihr Roman »Frau Einstein« verkaufte sich über 100.000 Mal allein in Deutschland. Sie ist Anwältin und lebt mit ihrer Familie in Pittsburgh.


    Mein persönliches Fazit

    Das Buch hat mir unheimlich gut gefallen.

    Die ganze Geschichte ist aus der Sicht der Hauptfigur erzählt. Das ist eigentlich nicht unbedingt die von mir bevorzugte Erzählart, aber hier passt es sehr gut. Alle Schilderungen wirkten dadurch sehr viel intensiver auf mich.

    Mich hat die Lebensgeschichte dieser bemerkenswerten Frau sehr berührt und die Wandlung, die sie im Laufe der Zeit durchmacht, fand ich sehr bewundernswert. Ich finde, man merkt deutlich, dass die Autorin alles versucht hat, um Hedy Lamarr in all ihren Facetten gerecht zu werden. Sowohl der jungen Hedy, wie auch später der erwachsenen Frau, die sehr darunter leidet nur als hübscher Sidekick angesehen zu werden, der jedoch niemand zutraut mehr als zwei zusammenhängende Gedankengänge zu haben. Von der Entwicklung einer weltverändernden Erfindung ganz zu schweigen.

    Dazu ist das Buch in einem sehr gefälligen Stil geschrieben, der bei mir eine totale Sogwirkung entfaltet hat. Einfach mal so zwischendrin aufhören, war mir gar nicht möglich.

    Klappentext

    Erna und Josef Pankofer sind überglücklich, als sie die kleine Eisdiele in der Kaufinger Straße in München eröffnen. Endlich hat das Tingeln mit dem Eiswagen durch die Straßen ein Ende und sie haben ein besseres Zuhause für sich und ihre beiden Töchter. Doch dann bricht die Weltwirtschaftskrise über sie herein, und die älteste Tochter Frieda verliebt sich ausgerechnet in den Sohn eines Konkurrenten. Das Glück der Familie hängt bald am seidenen Faden - kann die Idee, als erster Laden in ganz Bayern Eis am Stiel zu verkaufen, sie retten, oder sind die Träume aus Eis am Ende nur Luftschlösser?


    Über die Autorin

    Franziska Winkler wurde in Bad Aibling geboren und ist in Rosenheim aufgewachsen. Unter ihrem richtigen Namen Nicole Steyer sowie unter den Pseudonymen Linda Winterberg und Anke Petersen verfasste sie mehrere erfolgreiche Romane. Die »Träume aus Eis« bringen sie nun endlich zurück in ihre bayerische Heimat und nach München, die Stadt, die sie schon immer durch ihre Größe beeindruckt hat und in die sie vor vielen Jahren ihr täglicher Arbeitsweg führte.


    Mein persönliches Fazit

    Eine unterhaltsame, leichte und angenehm zu lesende Familiengeschichte mit einem kleinen historischen Kern. Dieser liegt in der Marke JOPA-Eis und dessen Vermarktung durch zunächst eine kleine Eisdiele in München.

    Die Autorin hat es sprachlich einfach gehalten, versieht einige ihrer Figuren zusätzlich mit bayrischer Mundart. Ich tue mich leider immer recht schwer damit, Mundarten zu lesen. Das war manchmal ein wenig anstrengend für mich und hat meinen Lesefluss ein bisschen gestört. Es ist grade so an der Grenze für mich, mehr hätte es für meinen Geschmack auch nicht sein dürfen.

    Die Figuren haben zwar viel Herz mitbekommen, aber leider nicht ganz so viel Tiefe. Ihr Handeln und die Geschehnisse rund um den kleinen Eissalon sind daher auch ein bisschen vorhersehbar.


    Alles in allem aber ein Buch, mit dem man es sich wunderbar auf dem Sofa gemütlich machen kann und weil das Gesamtpaket stimmig ist, bekommt man eine richtig schöne Lesezeit damit geschenkt.

    Klappentext

    London, 1944: In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green suchen die Londoner Schutz vor den Fliegerbomben. Hier haben sie sich eine Art neues Leben aufgebaut, es gibt sogar ein Theater, einen Kindergarten – und eine kleine Bibliothek.

    Die hilfsbereite Clara Button und die rebellische Ruby Munroe haben unzählige Bücher vor den Bomben gerettet, jetzt schenken sie vor allem Frauen und Kindern Ablenkung, Wissen und Hoffnung. Doch je länger der Krieg dauert, desto härter wird die Entschlossenheit der Frauen, stark zu bleiben, auf die Probe gestellt – denn es könnte die Leben derer kosten, die ihnen am nächsten stehen.


    Über die Autorin

    Kate Thompson, 1974 in London geboren, ist Journalistin und schreibt für Zeitungen wie Daily Express und Daily Mail sowie für Frauenmagazine. Mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und ihrem Hund Ted lebt sie heute in Sunbury.


    Mein persönliches Fazit

    Die Geschichte über die unterirdische Bibliothek in Bethnal Green war mir bisher völlig unbekannt. Genauso wenig wie der Umstand, dass in dieser U-Bahnstation quasi eine komplette Kleinstadt entstand. Umso mehr freue ich mich darüber, dass solche außergewöhnlichen Geschichten für die Nachwelt erhalten bleiben. Damit auch deutlich jüngere Menschen wie ich noch darüber staunen können.


    Es ist eine hinreißende Geschichte, die mich schon nach den ersten Seiten nicht mehr losgelassen hat. Die Atmosphäre hat mich gleich gegriffen - ich war sofort im Londoner East End der Kriegsjahre. Zwischen den Menschen, die versuchen zu (über)leben, aufzuräumen, das Beste aus der Situation zu machen. Habe mit ihnen gelacht und war zutiefst ergriffen über ihre Schicksale. Die Figuren sind facettenreich und so lebendig geschrieben, da fällt es leicht sofort einen Draht zu ihnen zu haben.

    Clara und Ruby sind zwar sehr unterschiedlich, wachsen dem Leser mit ihrer gefühlvollen und gleichzeitig zupackenden Art aber auch sehr schnell ans Herz.

    Besonders der ins Leben gerufene Lesekreis und die Vorlesungen für die Kinder haben mein Herz im Sturm erobert. Sehr unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Meinungen und doch eine fest gewachsene Gemeinschaft.


    Besonders schön finde ich jeweiligen Kapiteleinleitungen, in denen Zitate von Bibliothekar*innen vorangestellt werden. Worte, aus denen unverkennbar die Liebe zu den Büchern spricht.


    Aber bei aller Euphorie - es ist kein reines Wohlfühlbuch. Die Geschichte spielt in den letzten Jahren des Krieges, die Entbehrungen, Ängste, Traumata und Gräuel sind allgegenwärtig.

    Ein Buch für Bücher und gegen das Vergessen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

    Klappentext

    Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: Es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet.

    Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach Berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands, die nach der Kapitulation von der russischen Armee überrannt wurde. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe. Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück.


    Über die Autorin

    Trude Teige bietet uns einen bewegenden Einblick in die Nachkriegszeit in Norwegen und Deutschland und wie das Schicksal auch die folgenden Generationen prägt. Ihr Roman »Als Großmutter im Regen tanzte« stand mehrere Jahre lang auf den norwegischen Bestsellerlisten; ihre Werke werden in viele Sprachen übersetzt. Trude Teige gehört zu den bekanntesten Journalistinnen und TV-Moderatorinnen Norwegens. Für »Als Großmutter im Regen tanzte« recherchierte sie auch in Berlin und Demmin.


    Mein persönliches Fazit

    Ein Buch, das mich - trotz kleiner Schwächen - auf so vielen Ebenen tief berührt hat und das ich auf jeden Fall weiter empfehlen werde. Der Autorin ist es toll gelungen eine Familiengeschichte aufzubauen, die sich mit eher unbekannten Themen aus dem 2. Weltkrieg befasst.

    Der Roman spielt auf zwei Ebenen. In der Gegenwart wird die Geschichte von Juni erzählt, die in das Haus ihrer Kindheit fährt um nach dem Tod ihrer Mutter die Dinge zu ordnen und ihr eigenes Leben zu überdenken. Dabei stößt sie auf Hinweise zur Vergangenheit ihrer Großmutter.

    In der Vergangenheit wird eben jene Geschichte von Großmutter Tekla erzählt, die sich als Norwegerin in einen deutschen Soldaten verliebt und mit ihm in das vom Krieg gezeichnete Deutschland geht. In ihrer neuen Heimat erlebt sie die Schrecken, die der Einmarsch der Russen in Demmin ausgelöst hat.


    Der Vergangenheitsteil hat mir etwas besser gefallen als die Gegenwart. Junis Part ist ein wenig dünn und vorhersehbar geraten. Das finde ich sehr schade, denn grundsätzlich spricht die Autorin hier auch ein sehr spannendes Thema an (vererbtes Trauma). Da wäre aus meiner Sicht noch etwas mehr drin gewesen.

    Teklas Geschichte ist unglaublich emotional und hat mir mehr als einmal eine Gänsehaut beschert.

    Dennoch steckt in beiden Teilen der Geschichte unheimlich viel Fingerspitzengefühl. Der leichte, fast schon weiche, Stil trägt trotz der ernsten Themen erheblich dazu bei, dass man einfach immer nur weiterlesen will.


    Es gibt ein paar Schwächen. Junis Teil der Geschichte hätte ausgebauter sein können und Tekla erscheint in ihrer Zeit in Deutschland doch etwas sehr weltfremd. Und trotzdem hat mir dieses Buch richtig gut gefallen. Das Gesamtpaket stimmt hier einfach für mich. Definitiv eine Leseempfehlung.

    Klappentext

    Mitte der 90er-Jahre in Massachusetts: An einer U-Bahn-Station trifft Sadie, hochbegabte Informatikstudentin und angehende Designerin von Computerspielen, ihren früheren Super-Mario-Partner Sam wieder. Die beiden beginnen, gemeinsam an einem Spiel zu arbeiten, und schnell zeigt sich, dass sie nicht nur auf freundschaftlicher, sondern auch auf kreativer Ebene ein gutes Team sind. Doch als ihr erstes gemeinsames Computerspiel zum Hit wird, brechen sich Rivalitäten Bahn, die ihre Verbundenheit zu bedrohen scheinen.


    Über die Autorin

    Gabrielle Zevin ist Autorin diverser international gefeierter Bestseller, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Gabrielle Zevin ist Autorin diverser international gefeierter Bestseller, die in viele Sprachen übersetzt wurden.


    Mein persönliches Fazit

    Auch wenn ich damit vermutlich arg aus der Reihe tanze, aber ich mochte das Buch nicht.

    Positiv für mich war hier der Umstand, dass es eine Geschichte über eine lange Freundschaft ist, die Idee alles rund um Videospiele aufzubauen und die gut Aufgebaut Struktur.


    Vielleicht bin ich zu „alt“ für das Buch, aber ich habe hier keine Freundschaft gesehen. Sadie und Sam sind für mich zwei Menschen, die einander nicht gut und eher gegeneinander statt miteinander arbeiten. Sadie und Sam als Kinder gefielen mir gut, Sadie und Sam als Erwachsene empfand ich als anstrengend und unsympathisch. Ich habe zu beiden keinen Zugang gefunden, egal sehr ich versucht haben ihre Gedankengänge zu verstehen.

    Natürlich gibt es in einer Freundschaft nicht nur Sonnenschein, es kann zwischen den Personen auch schon mal ordentlich krachen.. Aber dieser Egoismus, dieses ewige schmollen und beleidigt sein, diese permanente Rivalität und Unterstellungen. Miteinander reden ohne sich gleich in die Wolle zu kriegen tun sie wenig. Gefühle, Probleme, Dinge die den jeweils anderen bewegen – nix. Jeder macht alles mit sich aus – aus Rücksicht auf den anderen. Aber als Kollegen funktionieren sie auch nicht wirklich, da setzt sich dieses Muster fort. Irgendwer ist immer beleidigt. Das ist für mich eine sehr merkwürdige Definition von Freundschaft.


    Es zieht sich, wenn der nächste Streit wegen Nichtigkeiten oder vorgeschobenen Unterstellungen ansteht. Dann gibt es noch Zeitsprünge, die mal in die Vergangenheit der Vergangenheit reichen, um dann wieder ins Jetzt zu springen und zwei Seiten weiter in eine noch anstehende Zukunft. Dazu jede Menge Fremdwörter. Ich glaube, ich habe in einem Roman noch nie so viele Fremdwörter nachschlagen müssen. Das machte auf mich so einen gewollt klugen Eindruck,

    Für meinen Geschmack hätte es auch die wie ein Computerspiel konzipierten Kapitel nicht gebraucht. Ich fand nicht, dass sie in irgendeiner Weise etwas positives für die Geschichte getan haben.


    Echt schade, denn in der Story werden viele verschiedenen Themen angesprochen und die Figuren entsprechen nicht dem üblichen Schema. Mich hat es aber leider so überhaupt nicht gepackt.

    Ein wirklich schöner historischer Roman, der das Leben in Florenz des 15. Jahrhunderts und die Machtverhältnisse der führenden Familien in den Mittelpunkt stellt. Jede Menge Ränkespiele um die Vorherrschaft in Florenz und um Beziehungen zum Vatikan und zum Pabst. Politische und wirtschaftliche Interessen spielen genauso eine Rolle wie zur Schau gestellter Reichtum oder eine passende Heirat, um den eigenen Machteinfluss zu erweitern.

    Der Familie de Medici haftet ein gewisses Bild an. Machtbesessen und skrupellos, nur auf den eigenen Vorteil bedacht, über Leichen gehend. Dieses Bild wird hier nur zu einem kleinen Teil bedient. Vielmehr werden die historischen Figuren etwas mehr von ihrer menschlichen Seite gezeigt. Es wirkt fast wie ein privater Einblick in diese faszinierende Familie.


    Die Darstellung der Stadt und ihrer Mitbewohner ist ebenso gut gelungen. Die schön beschriebenen Märkte, das Stadtbild oder die jeweiligen Stimmungen der Bevölkerung sorgen dafür, dass ich mich wie mittendrin gefühlt habe.


    Und wer an Florenz denkt, dem kommen natürlich diese tollen Kunstwerke jener Zeit in den Sinn. Und die Kunst kommt in dem Buch auch nicht zu kurz, denn einerseits ist mit Fioretta eine der Hauptfiguren eine angehende Malerin vertreten; zum anderen erlebt man auch die ersten Schritte von Sandro Boticelli und Leonardo da Vinci auf dem künstlerischen Parkett. Beide jung, beide lebens- und erfolgshungrig. Und nicht als die Super-Genies dargestellt, Man erahnt, welches Können bei beiden vorhanden ist - aber in erster Linie sind sie als junge Menschen mit Freuden, Sorgen und Nöten dargestellt.


    Diese Mischung aus Intrigen, Politik, Kunst und ein bisschen Liebe hat mir auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht.

    Klappentext

    Allison liebt die Literatur und hat bislang jede Hürde auf dem Weg zum Promotionsprogramm ihrer Träume überwunden. Was sie gar nicht liebt: Das Niveau an der Uni könnte kaum abgehobener sein, die Stühle jedoch kaum kleiner (zumindest zu klein für Allisons Kurven). Und dann taucht Colin auf – ihr Ex, der ihr auf üble Weise das Herz gebrochen hat und ihr nun ihren Job an der Uni streitig macht. Was als geistiger Wettstreit beginnt, verwandelt sich bald in ein erbittertes Gefecht – bis Allison sich fragen muss, was sie eigentlich von der Liebe auf den zweiten Blick hält.


    Über die Autorin

    Jenny L. Howe begann in der Schule, ihre Geschichten mit pinken Stiften überallhin zu kritzeln, und hörte nie wieder damit auf. Sie beschloss, ihre Liebe zu Büchern zum Beruf zu machen und in Literatur zu promovieren, weshalb sie viel Zeit mit den so bizarren wie unterhaltsamen Liebesgeschichten des Mittelalters verbrachte. Heute arbeitet sie als Dozentin für kreatives Schreiben und Literatur an der University of Massachusetts, Dartmouth. »The Love Test – Versuch’s doch mal mit Liebe« ist ihr Debütroman.


    Mein persönliches Fazit

    Ich habe das Buch sehr gemocht. Nach dieser für mich persönlich anstrengenden und doofen Woche, hat das Buch bei mir genau den richtigen Nerv getroffen. Ich mochte Allison auf Anhieb. Und ich muss zugeben, dass ich mich bei der einen oder anderen Eigenheit Allisons ein klitzekleines bisschen ertappt gefühlt habe, weil ich Neigungen in die gleiche Richtung habe. Mit Colin habe ich etwas länger braucht um warm zu werden, aber am Ende mochte ich auch diese Figur.

    Mir gefiel Allisons Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Sie kam nicht mit Schlag, sondern eher schleichend. Und haben wir nicht alle schon mal Aha!-Momente in nicht ganz so passenden Situationen gehabt?

    Manchmal allerdings ist Allison dann doch ein bisschen zu sehr verkopft und man möchte ich zurufen, doch erstmal so richtig tief durchzuatmen. Dann drehen sich ihre Gedanken auch sehr im Kreis und es kam mir wie eine Dauerschleife vor. Glücklicherweise dauert das aber auch nicht allzu lange, so dass keine großen Längen entstehen.

    Die Rivalität zwischen den beiden habe ich nicht als sehr ausgeprägt empfunden. Sie hat für mich funktioniert und gelegentlich für einen unterhaltsamen Schlagabtausch gesorgt. Ob das Setting drumherum jetzt der Realität entspricht oder nicht, hat mich ehrlicherweise gar nicht so sehr interessiert. Ich fand es interessant, dass sich recht viel über mittelalterliche englische Literatur und deren Interpretation dreht. Das ist mir bisher noch nicht so häufig über den Weg gelaufen und ich empfand es als nette Abwechslung.

    Es war eine schöne Geschichte mit für mich hohem Wohlfühlfaktor.

    Klappentext

    Eine Frau – Mutter, Partnerin, Versorgerin – fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie sich mit ihrem Partner gestritten, vielleicht ist etwas zerbrochen, jetzt muss sie den Tag beginnen, sie muss die Tochter anziehen, an alles denken, in der Wohnung und ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: das Geld, die Deadline, die Beziehung, nichts ist unter Kontrolle, und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet und ihr einen Platz darin zugewiesen hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.


    Über die Autorin

    Antonia Baum, geboren 1984, ist Schriftstellerin und Autorin für DIE ZEIT. Ihre Bücher – zuletzt der Roman Tony Soprano stirbt nicht, das Memoir Stillleben und eine persönliche Bestandsaufnamen des Werkes von Eminem – haben große Medienresonanz erhalten.


    Mein persönliches Fazit

    Von Anfang an merkt man direkt, unter welchem Druck die Erzählerin steht. Das Erzähltempo vermittelt mir durch die Seiten schon ein ziemlich hohes Stresslevel – ich bin am anderen Ende des Buches gleich mit aus der Puste und möchte eigentlich am liebsten schon nach den ersten Seiten laut „Pause!“ rufen.

    Im Verlauf der Geschichte geht es vermehrt um die Kindheit der Erzählerin. Sie schildert ihre Erinnerungen, Eindrücke und Gefühle. Es wird deutlich, wie sehr ihre Kindheit die Frau in der Gegenwart geprägt hat. Es ist eine tiefe innere Zerrissenheit spürbar, die sich auch in ihrer Beziehung zu ihrem Lebensgefährten widerspiegelt.


    Die Beziehung zu ihrem Stiefvater wird nie so ganz wirklich beleuchtet. It's all about Siegfried – er ist eigentlich immer präsent. Er ist der Maßstab, an dem sich alle anderen Menschen zwangsweise messen lassen müssen.

    Die Grundidee gefällt gut und vom Klappentext her hatte ich gewisse Erwartungen an das Buch. Leider ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. Mir persönlich liegt der Fokus zu sehr auf der Kindheit, mir fehlte oft die Anknüpfung an die Gegenwart. Die Beziehung zu anderen Menschen bleibt weit hinter der zu Siegfried zurück. Wobei es leider keine Aufklärung darüber gibt, warum dieser Mann der Erzählerin so nahesteht. Ich hätte mir gewünscht mehr aus dem Hier und Jetzt zu erfahren. Welches Fazit zieht die Erzählerin aus ihrer Einlieferung? Was passiert hinterher bzw. was erhofft sie sich hinterher?


    Ich habe mich recht schwer getan damit und mir hat es nicht so gut gefallen.

    Klappentext

    1919: Körperlich und psychisch schwer versehrt kehrt der junge Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Seine Frau Bertha begegnet ihm mit Abscheu und Entsetzen. Doch Albert lässt sich nicht unterkriegen, und es gelingt ihm, seinen Platz in der Familie und der Dorfgemeinschaft wiederzufinden, nicht zuletzt, weil ihm Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes, dabei hilft. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könne das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen: die Familie wächst, der Hof wird größer und trotz der zunehmenden Inflation hält der Fortschritt Einzug in Wollseifen. Bis die Nationalsozialisten in die karge ländliche Idylle einfallen und das Schicksal der kleinen Eifelgemeinde und ihrer Bewohner für immer besiegeln.


    Über die Autorin

    Anna-Maria Caspari, geboren 1955 in Köln, lebt als Literatur-Übersetzerin und Autorin am Rand des Nationalparks Eifel. Die Geschichte des Dorfes Wollseifen, dem seine Nähe zu Vogelsang, einer Ordensburg der Nationalsozialisten, zum Verhängnis wurde, inspirierte sie zu dem Roman Ginsterhöhe.


    Mein persönliches Fazit

    Ein Roman zwischen Fiktion und Fakten. Denn es ist viel mehr als nur die Geschichte des Kriegsheimkehrers Albert Lintermann, der letztlich beide Weltkriege er- und überleben wird. Es ist auch die Geschichte des Ortes Wollseifen, der wahrscheinlich vielen Menschen kein Begriff ist. Mich eingeschlossen. Die nahegelegene NS-Ordensburg Vogelsand ist mir zwar durchaus ein Begriff, aber Wollseifen? Fehlanzeige, zumindest bei mir. Von daher finde ich die Idee, wie das Leben in diesem Ort ausgesehen haben könnte, wirklich gut.


    Es gab viele Szenen, die mir wirklich sehr nahe gegangen sind, z.B. Albert Lintermanns Rückkehr aus dem 1. Weltkrieg, seine Verletzungen und die ersten Schritte zurück in ein halbwegs normales Leben.

    Obwohl ich die Figuren als eher etwas eindimensional empfinde (gut und böse sind von Beginn an recht genau definiert und daran ändert sich auch bis zum Ende des Buches nichts), wird trotzdem ein sehr gutes Gefühl für die Zeit und die Menschen übermittelt. Man könnte bemängeln, dass die Menschen in Wollseifen insgesamt als recht passiv dargestellt werden. Allerdings muss man dagegen halten, dass die Verunsicherung sehr groß ist. Der letzte Krieg ist noch nicht allzu lange vorbei und gut in Erinnerung. Nur die wenigsten können und wollen an das glauben, was dort auf sie zukommen. Gerade weil Wollseifen nicht gerade in einer Metropolregion liegt.


    Insgesamt ein buch, das mir gut gefallen hat und dessen große Stärke in den Emotionen liegt, die es gekonnt an den Leser transportiert und diese Zeit vor den (inneren) Augen der Menschen auferstehen lässt.

    Klappentext

    Emmas Arbeit als Köchin in Davos ist hart. Wenig Freizeit bleibt der Kärntnerin, doch sie muss Schulden abbezahlen und spart Geld für ihre Kinder: Die Zwillinge Lotte und Fritz sind bei den Großeltern in Brünn untergebracht, Alfred geht in St. Paul auf die NAPOLA, die älteste Tochter Helga aber ist in der Steiermark in ein Kloster eingetreten. Während der erste Teil dieses vielstimmigen Romans den einzelnen Familienmitgliedern zwischen 1940 und 1945 folgt, wird Helga im zweiten Teil zur erzählenden Figur. Nach Kriegsende verlässt sie den Orden und wagt mit 27 ein neues Leben in Italien. Sie verlebt ungewöhnliche, prägende Jahre und erhebt sich gegen die Konventionen ihrer Zeit. Jahrzehnte später kommt sie in einem Haus am Meer zur Ruhe. Mit ihrem Partner Max bereitet Helga das jährliche Familienfest vor, alle haben ihr Kommen angekündigt, doch ein Platz an der Tafel soll frei bleiben. Ausgehend von dieser Leerstelle erzählt Helga in der Rückschau die Wege der Familienmitglieder, bewertet Geschehnisse völlig neu, urteilt, hinterfragt, zweifelt. „Malvenflug“ ist ein großes Familienpanorama, getragen von starken Frauenfiguren.


    Über die Autorin

    Geboren 1963 in Klagenfurt. Studium der Philosophie an theologischen Fakultäten in Österreich und Italien. Lebt als freie Autorin in Graz. Neben Beiträgen in Anthologien und Literaturzeitschriften bislang vier Romane: „Cello, stromabwärts“, Klagenfurt/Celovec 2011, „Im Glasturm“, Salzburg 2015, „Was Augen hat und Ohren“, Salzburg 2019 und „Arigato“, Salzburg 2020. Diverse Literaturpreise und Stipendien, u. a. Frau-Ava-Literaturpreis 2015, Projektstipendium für Literatur 2018/19, Preis des Kärntner Schriftstellerverbandes für neue Literatur 2018, Stipendium Literatur:im:süden der Stadt Villach 2019 und das Literaturstipendium der Stadt Graz 2019. Zuletzt: Atelier-Residenzstipendium 2022 Turmhaus Balzers (FL).


    Mein persönliches Fazit

    Die Familie Prochazka lebt verteilt in Graz, Brünn und der Schweiz. Mutter Emma ist getrennt vom Vater ihrer Kinder und arbeitet in der Schweiz als Köchin, um von dort aus die Familie zu unterstützen und mit dem verdienten Geld Schulden abzuzahlen.

    Ihre Kinder verbleiben derweil bei den Großeltern und wachsen in der Kriegszeit auf. Sie erleben diese Zeit alle sehr unterschiedlich. Über allem schwebt aber auch die Hoffnung und die Sehnsucht, bald wieder eine komplette Familie sein zu können.


    Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil schildern die einzelnen Personen aus der Familie Episoden aus den Jahren von 1940 bis 1945. Diese Episoden hängen nicht zwangsläufig miteinander zusammen, sondern sind eher lose Erlebnisse. Als Leser hat man hier die Möglichkeit sich einen Eindruck von den Figuren zu machen. Die Schwierigkeiten in der voranschreitenden Kriegszeit werden deutlich, die Figuren bleiben mir aber leider immer etwas fremd. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich als Leser Anteil haben „darf“ an ihrer Geschichte. Ich bleibe ein ferner Beobachter.

    Im zweiten Teil kommt dann die älteste Tochter Helga zu Wort. Sie erzählt, wie es den einzelnen Familienmitgliedern nach dem Krieg erging. Hier wird eher Helgas Geschichte erzählt, die weiteren Lebensstationen der Geschwister und weiterer Familienmitglieder werden leider nur sehr kurz angerissen.


    Es fällt mir gar nicht so leicht, das Buch eindeutig zu bewerten. Grundsätzlich mochte ich es gerne lesen. Mir gefällt der Erzählstil, der schnörkellos und gut zu lesen ist. Ich habe versucht mit den Figuren mitzufühlen, was mir als Leser nicht immer so leicht gemacht wurde. Gleichzeitig hat mir aber auch vieles gefehlt. Ich hätte z.B. mehr über die Beweggründe Emmas gewusst, ihre Kinder in Graz zurückzulassen. Viele Situationen werden leider nur angerissen und nicht weiterverfolgt. Auch die Lebensgeschichten nach dem Krieg bleiben für mich unvollständig. Das finde ich sehr schade, da hätten dem Buch aus meiner Sicht ein paar mehr Seiten durchaus gut getan, um etwas detailreicher zu erzählen.

    Klappentext

    Amsterdam, 1705: Thea Brandt ist gerade achtzehn geworden und will endlich tun und lassen, was sie will. Sie liebt das Theater und nach den Vorstellungen besucht sie heimlich ihren Geliebten, Walter, den Kulissenmaler der Schouwburg. Doch als Tochter einer verarmten Kaufmannsfamilie, die nach und nach ihren Hausrat verkaufen muss, um sich über Wasser zu halten, wird von Thea erwartet, „eine gute Partie“ zu machen. Auf einem Ball stellt ihre Tante ihr Jacob van Loos vor, einen wohlhabenden Sohn aus gutem Hause. Eine Heirat mit ihm würde Thea nicht nur vor einem Leben in Armut bewahren, sondern ihr und ihrer Familie auch einen Platz in der feinen Gesellschaft sichern, der ihr bislang verwehrt war – Thea ist unehelich und hat auffallend dunkle Haut. Thea muss sich entscheiden: Rettet sie ihre Familie – oder folgt sie ihrem Herzen?


    Über die Autorin

    Jessie Burton, 1982 in London geboren, hat Englisch und Spanisch in Oxford sowie Schauspiel an der Central School of Speech and Drama studiert. Ihr erster Roman Die Magie der kleinen Dinge (2014) wurde mehrfach ausgezeichnet, derzeit wird er von BBC One fürs Fernsehen verfilmt. 2016 erschien ihr neuer Roman Das Geheimnis der Muse. Ihre Bücher wurden in 38 Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Jessie Burton lebt in London.


    Mein persönliches Fazit

    Ich habe erst im Laufe des Buches bemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung zu einem anderen Buch handelt. Im Großen und Ganzen kann man das Buch aber auch recht problemlos ohne Vorwissen lesen. Lediglich an einigen wenigen Stellen fehlten mir die Informationen aus dem ersten Band.


    Zu Beginn war ich ehrlicherweise nicht so sehr begeistert von der Geschichte. Thea erscheint als hochnäsige und rechthaberische Göre, die sehr in ihrer eigenen Welt lebt. Der Rest des Haushalts ist im Grunde damit beschäftigt, den Schein einer vornehmen Kaufmannsfamilie zu wahren - mal mehr und mal weniger erfolgreich. Die finanzielle Situation ist prekär, das Ansehen stark angeschlagen. Die Familie Brandt befindet sich auf dem absteigenden Ast der Amsterdamer Gesellschaft. Es werden viele Geheimnisse gewahrt, die Vergangenheit soll um Himmels Willen bitte auch Vergangenheit bleiben. Das fand ich nach einiger Zeit dann doch ziemlich ermüdend. Ich hatte den Eindruck, alles dreht sich im Kreis und es werden die ewig gleichen Dinge besprochen.


    Gut gelungen ist der Autorin für meinen Geschmack aber von Anfang an die Atmosphäre im Hause Brandt und die Darstellung der feineren Gesellschaft. Man spürt den Druck, unter dem die Familie steht. Ihren Wunsch nach einer Rückkehr zu einem normalen Leben, zu Ansehen. Die Trostlosigkeit der Räume, das Schweigen aller Beteiligten untereinander, das sparsame Leben. Wie sehr es letztlich auf eine "gute Herkunft" ankommt, auf gute Beziehungen und die äußere Darstellung.


    Und dann nimmt das Buch plötzlich Fahrt auf. Thea durchläuft - gezwungenermaßen - eine Wandlung und beginnt vieles mit anderen Augen zu sehen. Auch Nella, Theas Tante und eine weitere sehr zentrale Figur in diesem Drama, beginnt ihr Handeln zu hinterfragen. Plötzlich wird die Geschichte mitreißend, die Figuren bekommen mehr Tiefe. Und jetzt hat man als Leser auch die Chance hinter diese Fassade des Schweigens zu schauen, Beweggründe zu erkennen und einzelne Handlungen einzuordnen oder zu bewerten. Und ganz unwillkürlich drückte ich dieser gebeutelten Familie ganz fest die Daumen, dass sie ganz am Ende doch noch zueinander finden.

    Ralph Krass ist - auf den ersten Blick - eine eindrucksvolle Erscheinung. Selbstbewusst und souverän in jeder noch so heiklen Situation. Zweifel kennt er nicht, Widerspruch duldet er nicht. Alles dreht sich um ihn. Er ist der Mittelpunkt, alle anderen Menschen nur schmückendes Beiwerk, die er wie Schachfiguren beliebig verschiebt. Dabei ist er letztlich nicht mehr als ein Blender. Man fragt sich unwillkürlich, wie lange er dieses Bild aufrecht erhalten kann?


    Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Im ersten Teil erlebt der Lese Ralph Krass auf dem Höhepunkt seiner "Schaffenskraft". Gemeinsam mit einer Gruppe ausgewählter Gefährten bereist er Neapel und Capri. Dort lernt er die junge Lidewine kennen. Er lädt sie ein, nein vielmehr befiehlt er fast schon, sich der Reisegruppe anzuschließen. Er überhäuft die junge Frau mit teuren Geschenken. Geld spielt keine Rolle. Höher. schneller, größer, opulenter - Geld spielt keine Rolle. Bei Ralph Krass ist alles möglich.

    Im zweiten Teil geht es dann um KRass' ehemaligen Assistenten Matthias Jüngel. Dieser war Zeit seines Angestelltenverhältnisses seinem Vorgesetzten treu und äußerst loyal ergeben. Stand immer als hilfreicher und diskreter Helfer zur Verfügung. Sein Requisit: der immer gut gefüllte Koffer mit Bargeld. Doch Jüngel ist ein schwächerer Charakter als Krass und so hadert er immer wieder mit seinen Aufträgen, dem dargebotenen Verhalten seinem Chef gegenüber und ist manchmal sichtlich überfordert. Und doch ist er nicht ganz neidlos - und möchte ein wenig so sein wie Ralph Krass. Doch das ist nun vorbei. Ralph Krass und die Zeit in Neapel sind Geschichte. In der Abgeschiedenheit Frankreichs versucht Jüngel dem Geheimnis Ralph Krass für sich und seine offenen Fragen auf den Grund zu gehen.

    Im dritten Teil erlebt der Lese dann einen völlig anderen Ralph Krass. Vorbei sind die goldenen Zeiten, in denen ihm die Welt zu Füßen lag. Er verfällt körperlich immer mehr, lässt - völlig unmöglich möchte man denken - sein Leben von einem jungen Anwalt verwalten und phantasiert weiterhin von großen Möglichkeiten. Jüngel und Lidewinne treffen hier noch einmal auf einander und auch auf Ralph Krass.


    Vom Klappentext ausgehend hatte ich mir bei "Krass" etwas anderes erwartet. Den zweiten Teil hätte ich ehrlich gesagt nicht gebraucht. Bei aller sprachlichen Rafinesse war dieser Teil für mich einfach nur furchtbar langweilig. Jüngels Monologe über sein eigenes Unglück gingen mir mit der Zeit unheimlich auf die Nerven.

    Ich habe mir "mehr" Ralph Krass" versprochen. Wie geht ein Menschen mit einem solchen Macht- und Geltungsbedürfnis mit dem sozialen Abstieg um? Mit der Stigmatisierung? Die ganze Figur des Ralph Krass bleibt mir seltsam undeutlich und entfernt, ich kann mir bis zum Ende des Buches bei vielen seiner Handlungen keinen richtigen Eindruck zum Warum verschaffen. (Aber vielleicht ist das auch so gewollt und ich habe es nur nicht verstanden).


    Es ist kein schlechtes Buch, aber es hat mich persönlich nicht aus den Socken gehauen. Es sprachlich gewaltig und an vielen Stellen auch nicht fürs nebenbei Lesen gedacht. "Krass" fordert wirklich die volle Aufmerksamkeit des Lesers.

    Monika Helfer versucht in diesem Buch die Lebensgeschichte ihres Vaters nachzuzeichnen. Der Klappentext hat gewisse Erwartungen bei mir geweckt. Leider wurden diese nur halb erfüllt. Zu Anfang fand ich den Erzählstil der Autorin noch passend, doch im Verlauf des Buches brachte er mich den Figuren leider kein Stück näher. Eher im Gegenteil - ich hatte häufig den Eindruck, dass die Autorin wie aus weiter Ferne über ihren Vater erzählt. Für mich ist insgesamt nicht ersichtlich, wie sie zu ihrem Vater in den jeweiligen Situationen stand und jetzt rückblickend steht.

    Es gibt den zwar kriegsverserten, aber dennoch seinen Kindern zugewandten Vati. Dieser liest seinen Kindern vor, erklärt ihnen die Welt und nimmt Anteil an ihrem Leben. Er legt den Grundstein für eine glückliche Kindheit. Nach dem Tod der Mutter bricht auch für ihn eine Welt zusammen. Und er verschwindet für sehr lange Zeit aus dem Leben seiner Kinder. Diese werden bei verschiedenen Familienmitgliedern untergebracht und für die Autorin und ihre beiden Schwestern ist es wie der Umzug auf einen anderen Planeten. Auch hier bleibt die Autorin für mich seltsam distanziert. Ja, die Verhältnisse sind ärmlich, die Verwandschaft merkwürdig und das Leben nicht einfach. Es gibt viele Geschichten über das Leben in der Siedlung bei der Tante - aber wenig über die Gefühle, die die Autorin in dieser Zeit begleitet haben.

    Auch als der Vater wieder in das Leben der Kinder tritt, bleibt die Erzählung distanziert. Es ist vermutlich auch sehr schwierig, das Leben eines Menschen nachzuzeichnen, der lange Zeit abwesend war, über den selbst innerhalb der Verwandschaft kaum gesprochen wurde und an den sich das jüngste Kind kaum erinnern kann.


    Es gibt aber auch ein paar sehr schöne und leise Beschreibungen, die ich wirklich gelungen fand. Die haben nur leider sehr wenig mit dem Vati zutun. Das Buch hat mich verwirrt zurückgelassen. Was will dieses Buch mir erzählen? Für meinen Geschmack bemüht sich die Autorin etwas zu sehr um Neutralität. Keine Kritik, kein Wutausbruch - alles klingt wie eine Rechtfertigung. Teilweise sind die Zeitsprünge sehr groß und die in der Erzählung entstandenen Lücken brechen die aufgebaute Spannung wieder, ohne dass ganz offensichtliche Fragen überhaupt angesprochen geschweige denn geklärt werden.


    Mich hat die Lebensgeschichte von Monika Helfers Vater leider nicht gänzlich überzeugt.

    Klappentext

    In einer regnerischen Herbstnacht werden die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius Zeugen eines grauenhaften Zwischenfalls an einer Autobahnraststätte: Ein panischen Mädchen rennt direkt auf die Fahrbahn und wird von einem Auto erfasst. "Die Grube"... flüstert die Schwerverletzte und stirbt. Ihre Hand krampft sich um einen Zettel. Zeitgleich explodiert ein Wohnmobil. Darin die Leiche eines Mannes, der das Mädchen offenbar kurz nach dem Umzug der Familie entführt hat. Abgründe tun sich auf, als das Ermittlerpaar bei "Amissa" nachhakt, einer Hilfsorganisation für vermisste Personen. Es gibt weitere Teenager, die auf ähnliche Weise nach einem Umzug verschwunden sind.


    Über den Autor

    Frank Kodiak ist das Pseudonym für Andreas Winkelmann, geboren 1968. Schon früh entwickelte er eine Leidenschaft für spannende, unheimliche Geschichten. Bevor er sein erstes Buch veröffentlichte, arbeitete er nach dem Studium der Sportwissenschaften zunächst jedoch als Soldat, Sportlehrer, Taxifahrer, Versicherungsfachmann und freier Redakteur. Mit seiner Familie lebt er in der Nähe von Bremen – in einem einsamen Haus am Waldrand.


    Mein Fazit

    Dies ist mein erstes Buch von Frank Kodiak und auch von Andreas Winkelmann habe ich bisher noch nichts gelesen. Aber ich bin von „Amissa“ restlos begeistert. Mir hat schon gleich gefallen, dass die
    Ermittlungen in diesem Buch von einem Ehepaar geführt werden und nicht von einem einsamen, verschrobenen und der Gesellschaft den Rücken kehrenden Mann. Rica und Jan Kantzius stechen schon optisch heraus. Rica, klein und zierlich mit ihrem exotischen Aussehen, zieht oft die Blicke der Menschen auf sich. Doch auch Jan als Kontrast dazu ist auffällig: groß, meist dunkel gekleidet und mit tiefgründigem Blick. Beide eint eine gemeinsame Vergangenheit. Diese dadurch entstandene Verbundenheit ist im ganzen Buch zu spüren. Sie funktionieren sehr gut als Team, befeuern sich gegenseitig mit Ideen und Vermutungen. Das hat mich immer wieder dazu animiert, selbst Vermutungen anzustellen.


    Das Grundkonzept, Menschenhandel und explizit hier entführten und zur Prostitution gezwungenen jungen Mädchen, ist an sich für mich nicht neu. Aber Frank Kodiak hat dieses Thema sehr geschickt „modernisiert“. Die Verflechtungen und Möglichkeiten von Missbrauch der sozialen Medien und technischen Möglichkeiten war dabei für mich ein sehr interessanter Aspekt. Aber er schildert auch sehr zur Story passend Situationen von Alltagsrassismus und Sexismus. Hin und wieder spielt Rica auch bewusst damit um an ihr Ziel zu kommen. Das führt mitunter zu vertrackt-humorvollen Szenen, die zumindest auf sprachlicher Ebene haben nachdenklich werden lassen. Ich persönlich könnte auf die „alten weißen Männer“-Hinweise verzichten. Die Geschichte hat reale Vorbilder und das Böse begegnet einem in jeder Form und Hautfarbe. (Vielleicht lese ich aber auch einfach nur zu viel im Internet und fühle mich daher von diesem Begriff schon fast erschlagen.) Aber durch die tolle Art zu erzählen, die stimmigen Figuren, die Alltagsnähe – ich habe die Seiten regelrecht „gefressen“. Es ist super spannend und mitreißend erzählt. Nach einem wirklich spannenden Showdown entlässt das Buch mich als Leser in den allerletzten Sätzen dann auch noch mit einem Cliffhanger.


    Es wird schon angedeutet, dass es sich bei „Amissa“ um eine Trilogie handelt. Und ich setze die nächsten beiden Bände schon mal auf meine Wunschliste – ich muss einfach wissen, wie es weitergeht!

    Von mir gibt es für dieses Buch eine dicke fette Leseempfehlung! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Klappentext

    Lola Vasquez ist leicht zu unterschätzen: Sie ist zierlich, eher unscheinbar, kümmert sich liebevoll um ihre Pflegetochter Lucy und hilft ihren bedürftigen Nachbarn oft mit Lebensmitteln oder der Miete aus. Das ist allerdings nur ihre eine Seite: Denn sie ist auch eine rücksichtslose Drogenlady, eine brillante Gang-Leaderin mit einem hohen body count. Das bekamen auch ihre Rivalen zu spüren und ihr Bruder Hector, den sie aus strategischen Gründen in den Knast geschickt hatte. Seit sie ein Bündnis mit der Staatsanwältin Andrea geschlossen hat, die hinter ihrer makellosen Fassade selbst mit Drogen handelt, herrscht Lola über ihr eigenes Gebiet. Es könnte also alles gut sein. Als aber eine schwangere Frau sie bittet, dafür zu sorgen, dass ihr fieser Ehemann weiter hinter Gittern bleibt, ahnt Lola nicht, dass dieser kleine Gefallen sie in einen weiteren Drogenkrieg führen wird. Und bald muss sie feststellen, dass die größte Gefahr nicht von der konkurrierenden Rivera-Gang ausgeht, sondern in ihrer unmittelbaren Nähe lauert: Hector wurde aus dem Gefängnis entlassen, aber kann sie ihm vertrauen? Und auch Andrea hat anscheinend ihre ganz eigene Agenda ... Bald brennt es an allen Ecken und Fronten, und Lola muss all ihre tödlichen Managerqualitäten einsetzen, um das Allerschlimmste zu verhindern und ihre Lieben zu schützen. Koste es, was es wolle.


    Über die Autorin

    Melissa Scrivner Love ist die Tochter eines Polizisten und einer Gerichtsstenographin. Sie studierte Englische Literatur an der New York University und zog danach nach Los Angeles. Sie arbeitete für eine Reihe von Fernsehserien, darunter Life und CSI Miami. Für eine Episode von Person of Interest wurde sie mit einem Edgar ausgezeichnet. Sie lebt in Los Angeles.


    Mein persönliches Fazit

    Eigentlich lebt Lola Vasquez zwei Leben zur gleichen Zeit. Auf der einen Seite ist sie Drogenboss in Los Angeles. Heroin und Geldwäsche sind ihr Geschäft. In diesem Leben kann sich Lola keine Schwäche erlauben, zu schnell würde diese ausgenutzt und ihr zum Verhängnis werden. Ein Drogenkartell zu führen verlangt Härte und Durchsetzungsvermögen. Auf der anderen Seite ist Lola eine Mutter, die sich Sorgen macht. Lucy, von Lola adoptiert, hat bereits in jungen Jahren schreckliche Erfahrungen machen müssen. Wie wird sich dieses Trauma auf das junge Mädchen auswirken? Und dann ist da noch die Nachbarschaft. Lola hat alles im Blick und kümmert sich. Spendet anonym Lebensmittel, verschafft Geld für die Miete oder eine ärztliche Behandlung.


    Mir hat gut gefallen, wie die Autorin Lolas Welt dargestellt hat. IhreZerrissenheit, teilweise in zwei Welten leben zu müssen. Als Latina genießt Lola nie die gleiche Anerkennung wie ihre weißen Mitbürger.
    So gut wie jeden Satz stellt Lola in Frage, dreht und wendet ihn, überlegt, was die Aussage bedeuten könnte. Dieser Konflikt verstärkt sich noch dadurch, dass sie ihre Tochter Lucy auf eine Privatschule schickt, in der sich überwiegend Kinder bessergestellter Familien befinden. Lola lebt in einem wenig glamorösen Teil von Los Angeles. Hier gibt keine Touristen und feine Hotels, es herrschen andere Regeln. Ich selbst hadere ein wenig mit der Figur der Lola. Sie wirkt auf mich als Drogenboss nicht wirklich authentisch. Und leider passiert in der Handlung auch nicht wirklich etwas, womit sich diese Figur hätte beweisen können. Lola wird oft zweifelnd beschrieben, manchmal sogar fast schon ahnungslos. Als Lola zum Beispiel beschließt ein Haus zu kaufen, weiß sie nicht welche Unterlagen sie benötigt und wann das Haus wirklich ihr gehört. Außerdem befindet sich Lola permanent in einer Art Identitätskrise und vergleicht immer wieder ihr Leben mit dem der weißen. Sie eignet sich Ausdrücke aus deren Sprechweise an und ganz allgemein habe ich den Eindruck erhalten, sie würde ihre Herkunft ganz gerne ablegen.


    Der Schreibstil ist sehr leicht und flüssig, die Sprache dazu schon recht hart; was ich als sehr passend zur Geschichte finde. Das Tempo ist hoch, die Geschehnisse spielen sich schnell hintereinander ab.
    Leider passiert mir insgesamt zu wenig Action für einen Thriller. Der Showdown am Ende ist mir persönlich zu kurz und zu wenig
    ausgefeilt. Das Ende ist nicht überraschend, man sich bereits vorab ausrechnen, dass es auf diese Variante herausläuft. Von mir daher nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Klappentext

    1. Januar 1950: In Hamburg, Köln und San Remo begrüßt man das neue Jahrzehnt. Das letzte hat tiefe Wunden hinterlassen: in den Städten, in den Köpfen und in den Herzen. Gerda und Heinrich Aldenhovens Haus in Köln platzt aus allen Nähten. Heinrichs Kunstgalerie wirft längst nicht genug ab, um all die hungrigen Mäuler zu stopfen. In Hamburg bei Gerdas Freundin Elisabeth und deren Mann Kurt macht man sich dagegen weniger Sorgen um Geld. Als Werbeleiter einer Sparkasse kann Kurt seiner Familie eine bescheidene Existenz sichern. Nach mehr Leichtigkeit im Leben sehnt man sich aber auch hier. Schwiegersohn Joachim ist noch immer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Margarethe, geborene Aldenhoven, hat es von Köln nach San Remo verschlagen. Das Leben an der Seite ihres italienischen Mannes scheint sorgenfrei, doch die Abhängigkeit von der Schwiegermutter quält Magarethe.


    So unterschiedlich man die Silvesternacht verbracht hat - auf Jöck in Köln, still daheim in Hamburg, mondän in San Remo -, die Fragen am Neujahrsmorgen sind die gleichen: Werden die Wunden endlich heilen? Was bringt die Zukunft?


    Über die Autorin

    Carmen Korn wurde 1952 in Düsseldorf geboren. Nach ihrer Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule arbeitete sie als Redakteurin für den „Stern“. Köln, Hamburg, San Remo – in Carmen Korns Leben spielen diese drei Orte eine große Rolle. In Köln wuchs sie auf, Hamburg ist seit Jahrzehnten ihre Heimat, und auch San Remo ist ihr ein vertrauter Ort. Carmen Korn ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.


    Mein persönliches Fazit

    Ich habe riesig gefreut, einen neuen Roman von Carmen Korn lesen zu können. Schon ihre letzte Trilogie hat mich vollends begeistert und zum Fan gemacht. Und auch dieses Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Wie in einer Art Tagebuch wird die Geschichte erzählt. Die Kapitel sind oft kurz gehalten, so dass man sich abends auch mal „eben schnell“ noch ein paar Seiten genehmigen kann. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und so hatte ich nie Probleme wieder reinzukommen.


    In „Und die Welt war jung“ erzählt Korn über die ersten zehn Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Sie erzählt die Geschichte dreier Familien, die durch Freundschaft und Verwandtschaft miteinander verbunden sind. Und sie tut dies gewohnt mit sehr viel Feingefühl und Liebe zum Detail, ohne sich in Kleinigkeiten zu verlieren. Ich finde, man merkt hier einfach, dass der Autorin die beschriebenen Städte vertraut sind. Es war einfach sehr schön den Wiederaufbau von Hamburg und Köln durch die Augen ihrer Figuren mitzuerleben. Jedes kleine Detail, jedes Gebäude und Straße birgt Erinnerungen an eine glückliche und friedliche Zeit vor dem Krieg.


    Es geht langsam wieder aufwärts nach dem Krieg. Nach dem reinen Überleben der Hungerjahre rückt jetzt das Leben selbst wieder mehr in den Vordergrund. Natürlich sind die Spuren des Krieges nicht zu übersehen – weder die an den zerstörten Gebäuden noch die seelischen, die viele Menschen täglich im Vorgenen mit sich tragen. Es ist ein bescheidener Wohlstand, der dort langsam erwächst. Wieder eine gute Flasche Wein zu trinken, genug zu Essen auf dem Tisch zu haben, Einkäufe in einem Feinkostladen – ein wenig mehr Leichtigkeit im Leben. Wieder Träume zulassen.


    Auch bei ihren Figuren hat Carmen Korn für mich wieder beweisen, wie wunderbar sie diese zum Leben erwecken kann. Die Sorgen und Nöte erscheinen manchmal alltäglich und nichtig auf den ersten Blick. Aber sie schafft es mühelos mich als Leser einzufangen und mitzunehmen, zu diesen Familien und deren Leben. Es fühlte sich an, als würde ich diese schon seit vielen Jahren persönlich kennen. Ich habe Anteil genommen am Schicksal jeder einzelnen Figur, habe mich mit ihnen gefreut und mit ihnen gelitten.

    Und dann hört das Buch mit einem fiesen Cliffhanger auf – ich muss wohl nicht erwähnen, wer da den Buchladen stürmen wird wenn der nächste Band erscheint, oder?


    Von mir ganz klar eine dicke fette Leseempfehlung und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:!

    "Madame Curie und die Kraft zu träumen" ist eine gefühlsbetonte und oft ein wenig romantisierte Annährung an das Leben der berühmten Physikerin. Es ist keine Biographie, aber eine durchaus schön geschriebene Erzählung um und über diese Frau. Dabei hat mir die Art und Weise, wie Susanna Leonard diese Geschichte erzählt, besonders gut gefallen. Marie Curie erzählt ihre Lebensgeschichte in getrennten Abschnitten unterschiedlichen Frauen, die zum Teil selbst gerade an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen. Dabei wird deutlich, welch großen Einfluss sie bereits zu Lebenzeiten hatte und von vielen Frauen als persönliches Vorbild gesehen wurde.

    In Rückblenden erzählt sie aus ihrer Kindheit im von Russland besetzten Polen, ihren Anfangsjahren in Paris und dem steinigen Weg in die höchsten Wissenschaftskreise.

    Besonders dieser letzte Teil hat mich besonders mitgerissen. Hier hat die Autorin für mein Empfinden ein ganz anderes Tempo angelegt und es entsteht eine Art Entdecker-Stimmung. Dieser Abschnitt hat eine ganz eigene Energie, ich konnte hier das Buch kaum aus der Hand legen. Auch die Dialoge zwischen den einzelnen Personen sind gut geschrieben, man kann sich problemlos das Ehepaar Curie im gemeinsamen Labor vorstellen. Ihre Gefühle, Ängste, Sorgen und Sehnsüchte sowie ihre Eigenarten sind humorvoll und sehr liebevoll beschrieben und lassen ihre Figur lebendig wirken.


    Wer mehr auf den wissenschaftlichen Aspekt Wert legt und sich eher für die Fakten aus dem Leben der Marie Curie interessiert, für den wird dieses Buch vermutlich eher nichts sein. Wer aber einen schönen historischen Roman mit real existierenden Figuren zur Unterhaltung für den regnerischen Sonntag sucht, der wird mit diesem Buch sicherlich sehr viel Freude haben.

    Inhaltsangabe/Klappentext

    1939: Die New Yorkerin Caroline Ferriday liebt ihr Leben. Ihre Stelle im Konsulat erfüllt sie, und ihr Herz schlägt seit Kurzem für den französischen Schauspieler Paul. Doch ihr Glück nimmt ein jähes Ende, als sie die Nachricht erreicht, dass Hitlers Armee über Europa hinwegfegt und Paul aus Angst um seine Familie nach Europa reist – mitten in die Gefahr. Auch das Leben der jungen Polin Kasia ändert sich mit einem Schlag, als deutsche Truppen in ihr Dorf einmarschieren und sie in den Widerstandskampf hineingerät. Doch in der angespannten politischen Lage kann ein falscher Schritt für sie und ihre Familie schreckliche Folgen haben. Währenddessen würde die Düsseldorferin Herta alles tun für ihren sehnlichsten Wunsch, als Ärztin zu praktizieren. Als sie ein Angebot für eine Anstellung erhält, zögert sie deshalb keinen Augenblick. Noch ahnen die drei Frauen nicht, dass sich ihre Wege an einem der dunkelsten Orte der Welt kreuzen werden und sie bald für alles kämpfen müssen, was ihnen lieb und teuer ist.

    Über die Autorin


    Nach ihrem Journalismus-Studium war Martha Hall Kelly lange Jahre als Werbetexterin tätig. Ihren Spürsinn für faszinierende Geschichten hat sie in dieser Zeit aber nie verloren, und so stieß sie schließlich auf die Spuren Caroline Ferridays, einer Amerikanerin, die sich während des Zweiten Weltkriegs für eine Gruppe polnischer Frauen einsetzte. Aus den daraus folgenden Recherchearbeiten entstand schließlich Martha Hall Kellys Debüt »Und am Ende werden wir frei sein«. Der bewegende Roman eroberte die internationalen Bestsellerlisten und wurde allein in den USA über eine Million Mal verkauft. Die Autorin lebt in Connecticut und auf Martha’s Vineyard.


    Mein persönliches Fazit


    Ich habe das Buch geliehen bekommen mit den Worten "Musst du lesen!" Der Klappentext klang interessant - warum also nicht?

    Nun - der Klappentext hat mich nicht einmal ansatzweise darauf vorbereitet, was mich in diesem Buch erwartet hat. Ich habe es bereits gestern Abend beendet und die Geschichte hallt noch immer in mir nach.

    Erzählt wird die Lebensgeschichte dreier unterschiedlicher Frauen, in drei Ländern ab 1939.

    Carolines Geschichte spielt in den USA. Sie ist dort Mitglied der "besseren Gesellschaft". Sie engagiert sich ehrenamtlich für bedürftige französische Kriegskinder, stellt Hilfspakete für Waisenhäuser zusammen und sammelt Spenden. Sie ist kein gesellschaftliches Püppchen, das nur schöne Kleider im Sinn hat. Ihre etwas burschikose und zupackende Art verschreckt jedoch auch viele. Als sie sich in den Schauspieler Paul verliebt, wird auch sie mit den Auswirkungen des Krieges konfrontiert.

    Kasia lebt in Polen, in Lublin. Beim Einmarsch der Nazis in ihre Heimatstadt ist sie erst 16 Jahre alt. Statt sich über Jungs, Tanzen und schöne Kleider Gedanken zu machen, muss sie erleben, wie ihre Heimat zerstört wird. Sie erlebt Angst, Schrecken und Willkür. Und wird als junges Mädchen deportiert.

    Herta lebt in Deutschland und ihr größtes Ziel ist es, Ärztin zu sein. Leider passt ihr Berufswunsch so gar nicht recht in das Frauenbild der Nazi-Zeit. Um ihre Familie zu ernähren, nimmt sie Arbeiten unterhalb ihres Bildungsstandes an. Bis sie eines Tages auf ein Stellenangebot für ein Frauenumerziehungslager stößt.


    Das Buch hat mich sehr mitgenommen. Die Sichten der drei Frauen sind so unterschiedlich wie sie selbst. Während Caroline auch während des Krieges ein doch eher begütertes Leben führt, trifft die junge Kasia die volle Härte der Nazi-Ideologie. Die Beschreibungen, was der jungen Frau gemeinsam mit ihrer Schwester und Mutter im Konzentrationslager angetan wird, sind furchtbar. Ganz egal, wie oft ich Romane mit ähnlicher Handlung schon gelesen habe - es schockiert mich jedes Mal aufs Neue und hinterlässt mich fassungslos. Die Erlebnisse dieser Zeit prägen Kasias gesamtes Leben und machen ein "normales" Leben (falls es so etwas nach solchen Erlebnissen jemals geben kann) fast unmöglich. Das Schicksal Kasias, ihrer Schwester und den anderen genannten Gefangenen hat mich sehr berührt und ich musste das Buch manchmal auch einfach zur Seite legen.

    Die Kapitel aus Hertas Geschichte waren.... zum Teil ganz harter Stoff für mich. Ich kann es gar nicht anders beschreiben als mit den Worten abstoßend, menschenverachtend und widerlich. Ich habe für ihre Figur ein gewisses Verständnis aufbringen können, denn seine gesamte Kindheit und Jugendzeit mit NS-Ideologie aufzuwachsen, hinterlässt seine Spuren. Das habe ich in meiner eigenen Familie selbst erlebt. Aber alle ihre Handlungen und Verhalten im Konzentrationslager und auch in der Nachkriegszeit - ich habe diese Kapital zum Teil unterbrechen müssen. Selten habe ich ein Buch in der Hand, das bei mir körperliche Reaktionen auslöst.


    Die Autorin hat für jede einzelne ihrer Figuren einen ganz eigenen und sehr passenden Ton getroffen. Dadurch wirkte alles noch intensiver auf mich und ich hatte nicht das Gefühl "nur" Romanfiguren vor mir zu haben. Es ist lebendig geschrieben und zieht einen sofort in seinen Bann.

    Es gibt ein sehr ausführliches Nachwort, in dem die Autorin auf die real existierenden Vorbilder ihrer Figuren eingeht und auch darauf, wo sie sich ein paar künstlerische Freiheiten herausgenommen hat.

    "Und am Ende werden wir frei sein" ist ein unheimlich aufwühlendes Buch, das ich wohl auch mit den Worten "Musst du lesen!" weiterempfehlen werde.