Beiträge von mofre

    Nach meiner Schulzeit habe ich um die moderne deutsche Literatur erstmal einen großen Bogen gemacht. Walser, Grass, Böll, Strauß usw. kamen mir dröge und humorlos vor, ich habe lieber die stets unterhaltsamen amerikanischen Romane gelesen. Erst später habe ich die deutsche Literatur schätzen gelernt und mittlerweile mag ich sie fast lieber als die amerikanische.

    Dass Frauen auch "große" Literatur schreiben können, hatte man mir in der Schule nicht beigebracht. Ich habe zwar viele Bücher von Frauen gelesen, aber die wurden eher der leichten Unterhaltung zugerechnet, beispielsweise Daphne Du Maurier, Vicky Baum und Gwen Bristow. Erst in den letzten Jahren habe ich die deutschsprachigen Schriftstellerinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für mich zu entdecken begonnen - Marlen Haushofer, Katja Lange-Müller, Birgit Vanderbeke, Brigitte Reimann usw.


    Amazon-Beschreibung

    Der Literaturwissenschaftler Matthias Roth ist Junggeselle und führt in einer Universitätsstadt in der Provinz ein beschauliches Leben. Er beschäftigt sich mit Joseph Conrads Theorie, daß nicht Liebe, sondern Leere das Eigentliche im Leben ausmache, und bleibt doch immer auf der Suche. Im Umgang mit Frauen wie Gisela, der Frau seines Freundes, die zum Objekt seiner heimlichen Leidenschaften wird, Marianne, der realistischen Studentin und Frau Bartels, seiner Vermieterin, versucht Roth, Wurzeln im Alltag zu finden.

    Und noch ein Nobelpreisträger, diesmal ein amerikanischer. Der 2009 verstorbene Schriftsteller Saul Bellow erhielt die Auszeichnung 1976. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war er einer der ganz Großen der amerikanischen Literatur, als dessen Nachfolger ich vor allem John Updike und Philip Roth sehe. Zumindest hierzulande ist Bellow inzwischen nahezu vergessen, aber auch Updike und Roth beginnen schon zu verblassen. "Niemand ist toter als die Toten", waren die weisen Worte meines Vaters, und sie sind nur allzu wahr.

    Ich habe Bellow früher sehr gern gelesen und dann lange Zeit aus den Augen verloren. Jetzt habe ich mir seine Erzählungen gekauft, die es nur gebunden gab. Aber da es schon abzusehen ist, dass die Ausgabe bald nicht mehr erhältlich sein wird, hat sich die Ausgabe gelohnt.

    043. Christoph Ransmayr „Cox oder Der Lauf der Zeit" [EA 2016] … 3*
    Historischer Roman. Ein sprachlich versiert erzähltes Nichts, philosophisch fast auf Glückskeksniveau, oberflächlich, im Grunde Kitsch und ganz ohne interessante Brüche oder Charaktere, die etwas preisgeben. Recht enttäuschend. Auch die Auslassungen über die Zeit sind weniger tiefsinnig als Julia Morstads Bilderbuch (s.o. #040)

    Oha, mal eine negative Stimme zu einem Roman, von denen hier in höchsten Tönen geschwärmt wurde. Ich will ihn in dieses Jahr noch lesen und werde dabei an Dich denken. :wink:

    Zumindest hier hast Du es dann verpasst. Mich hat Marie schon vor Jahren verführt :lol:

    Vermutlich bist du auf die Autorin vorher nicht aufmerksam geworden. Ich habe vor neun Jahren Dank einiger Diskussionen ein Buch von ihr gelesen. :D

    Schon gut, schon gut, ich habe also mal wieder geschlafen. :wink: Es schien mir allerdings, dass Claire Keegan in letzter Zeit nicht nur hier im Forum des Öfteren erwähnt wurde, sondern vermehrt auch "draußen", in Literatursendungen und Besprechungen. Aber vielleicht täusche ich mich ja.

    Wieder musste ich mir Klaviernoten bestellen (Händels Klaviersuiten), wieder bin ich schwach geworden und habe gleich einige Bücher mitbestellt.

    Gerade eben ist dieses Buch der irischen Schriftstellerin Claire Keegan angekommen, das die Erzählungen der beiden Bände "Wo das Wasser am tiefsten ist" und "Durch die blauen Felder" vereint. Auf Keegan scheint man hierzulande erst in letzter Zeit aufmerksam geworden zu sein, ich habe jedenfalls vorher noch nie etwas von ihr gehört (oder ich habe mal wieder nichts mitgekriegt).

    Mir hat es gar nicht gefallen (Rezi). Dabei mochte ich "Ein ganzes Leben" sooo gerne.

    Ich fand das Buch schon ok. Es ist halt viel belangloser als "Ein ganzes Leben". Dadurch aber auch leichter. Schlecht würde ich es auf keinen Fall bezeichnen.

    Mir hat das Buch auch nicht gefallen. Obwohl es nur zwei Jahre vor "Der Trafikant" und vier Jahre vor "Ein ganzes Leben" erschienen ist, kam es mir so vor, als hätte Seethaler hier seine Sprache noch nicht gefunden. Ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern, aber mir ist aufgefallen, dass er in einigen Passagen den Stil anderer Autoren imitiert hat, und die witzigen, zum Teil slapstickartigen Szenen wirkten auf mich zu bemüht. Aber vielleicht hätte ich den Roman anders empfunden, wenn ich ihn zuerst gelesen hätte.

    93. Welches Buch möchtest du als nächstes lesen?


    Vor Jahren habe ich Eugenidis' berühmtesten Roman "Middlesex" gelesen, aber sonderlich angetan war ich nicht. Ich habe früher sehr viel amerikanische Romane gelesen, doch irgendwann schienen sie mir alle ähnlich zu klingen, ich konnte kaum einen vom anderen unterscheiden. Zudem fand ich das Buch teilweise etwas langatmig.

    Aber jetzt möchte ich mich der amerikanischen Literatur wieder stärker zuwenden. Ich hoffe, dass Eugenidis nicht wie viele andere moderne amerikanische Autoren alles an Zeitgeistthemen verwurstet, was man nur verwursten kann, denn das geht mir ziemlich auf die Nerven.

    Gewinnerin Belletristik ist Barbi Marković, 1980 in Serbien geboren, mittlerweile wohnhaft in Berlin.


    Ich hab mir letzte Woche eine Leseprobe runtergeladen und finde es schräg in einem sehr gewöhnungsbedürftigen Sinn... Anders ausgedrückt: Einen Zugang hab ich jetzt nicht wirklich dazu gefunden.

    Die Geschichten scheinen wirklich ungewöhnlich zu sein. Trotzdem ist das Buch sofort auf meiner Wunschliste gelandet, nachdem ich den Schweizer Literaturclub gesehen hatte. Dort wurde das Buch sehr positiv besprochen, wobei alle sagten, dass sie beim Lesen immer wieder laut gelacht hätten, obwohl die Geschichten durchweg vom Scheitern erzählten. Als der Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart eine kleine Erzählung daraus vorgelesen hat, konnte ich auch verstehen, warum. Ich glaube übrigens, dass dieses Buch als Hörbuch ein vielleicht noch größerer Genuss ist, zumindest, wenn jemand es so liest wie Müller-Drossaart. Aber noch gibt es kein Hörbuch. https://www.3sat.de/kultur/literaturclub

    Heute Abend um 23.30 Uhr kommt im ZDF wieder das "Literarische Quartett". Diesmal diskutieren die Literaturkritikerin Iris Radisch, der Journalist Jan Fleischhauer und der Journalist und Autor Cornelius Pollmer mit Thea Dorn über folgende Bücher:


    "Treibgut" von Julien Green

    "Demon Copperhead" von Barbara Kingsolver

    "Heilung" von Timon Karl Kaleyta

    "Geheimnis der Rückkehr" von Stephan Wackwitz

    75. Ein Buch das Dir anfangs sehr gut gefallen hat, im Verlauf aber immer schlechter wurde


    Bei diesem Thema könnte ich vor allem Krimis nennen, aber auch diesen Roman von Susan Sontag über die skandalöse Liebesgeschichte zwischen Lord Nelson und Lady Hamilton. Geistreich hin oder her, ich fand ihn zunehmend steriler und langweiliger. Nach knapp der Hälfte habe ich ihn abgebrochen. Ich besitze das Buch auch gar nicht mehr, kann mich aber partout nicht mehr daran erinnern, wem ich es heimtückisch untergeschoben habe.


    Das war zuletzt bei diesem Buch. Den Anfang fand ich noch recht ansprechend, im Laufe des Buches wurde ich immer genervter und habe am Ende nur 2 1/2 Sterne vergeben. I


    Mich hat schon das Buch davor massiv genervt ("Glaube der Lüge"), allerdings gleich von Anfang an. Ehrlich gesagt fand ich es eine Frechheit. Wenn Elizabeth George nichts mehr einfällt, soll sie die Serie beenden und nicht irgendeinen Unsinn zusammenschreiben.

    Zitat

    Ein Blick auf tausende törichte "Leserrezensionen" bei Amazon.com mit ihren Klagen über "unangenehme Charaktere" bestätigt die grassierende Seuche moralisierenden Nettseins, (S. 99).

    Das denke ich auch jedes Mal, wenn ich solche Rezensionen lese, nur nicht in so treffend formulierten Worten.

    74. Eine Reihe, von der Du mehrere/alle Bücher gekauft hast, ohne das erste Buch gelesen zu haben


    Ich würde niemals eine Reihe komplett kaufen, bevor ich nicht den ersten Band gelesen hätte, ich bin doch nicht verrückt. Ausnahme war die siebenbändige Romanreihe "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Marcel Proust. Aber das ist auch weniger eine Reihe als ein Zyklus, bei dem der letzte Band wieder an den ersten anschließt, wie sein Titel "Die wiedergefundene Zeit" zeigt.

    Ich habe den Zyklus auch nur gekauft, weil es die sieben Teile als preiswerte dreibändige Taschenbuchausgabe im Schuber gab, und ich außerdem von vorneherein entschlossen war, mich unter Aufbieten all meiner Kräfte bis zum Schluss durchzutanken, komme, was wolle.

    Es hat sich gelohnt!

    Abgesehen von den Krimis, die ich so gut wie nie mit mehr als höchstens vier Sternen bewerte, habe ich seit Anfang des Jahres fast nur 5- oder 4,5- Sterne-Bücher gelesen. Selbst bei den wenigen Büchern, denen ich nur vier Sterne gegeben habe, habe ich zwischen 4 und 4,5 geschwankt. Bin ich gebenedeit unter den Lesern, habe ich mittlerweile ein fast untrügliches Gespür für gute Bücher entwickelt oder bin ich einfach nur weich und sanftmütig geworden?


    Gut, bei diesem zweiten Band der dreibändigen Kafka-Biographie stand es zu erwarten, denn der erste Teil hatte mir ja schon so gut gefallen. Gerade wird Franz Werfel beschrieben. Der kleine, dickliche Student mit seinen etwas vorstehenden Augäpfeln, seiner Naivität und seinem vor Selbstbewusstsein und Enthusiasmus nur so strotzenden Auftreten, ist der Shootingstar der Prager Literaturszene. Kafka bewundert ihn, auch wenn er später von dessen schriftlichen Produktionen etwas ernüchtert war.

    Ich spreche selten Empfehlungen aus, aber jedem, der sich für Kafka interessiert, kann ich diese glänzend geschriebene Biographie nur wärmstens ans Herz legen

    Auf Buch Nr. 4 freue ich mich schon sehr.


    Inhalt

    Leipzig im 18. Jahrhundert, in seiner glänzendsten Zeit. Von den Messen tragen die Händler nicht nur Waren, sondern auch Ideen nach ganz Europa. Johann Sebastian Bach vermisst das Universum in Tönen, unterstützt von seiner Frau, der Kammersängerin Anna Magdalena, und seiner ältesten Tochter Dorothea. Derweil erforscht das Ehepaar Gottsched die deutsche Sprache und verbreitet unermüdlich das Licht der Aufklärung. Empört über die Biographie, die Johann Christoph Gottsched nach dem frühen Tod seiner Frau Luise veröffentlicht, beschließt Dorothea Bach, ihre eigenen Erinnerungen zu Papier zu bringen. Es war doch alles ganz anders mit Voltaire, Lessing und dem jungen Goethe! Schließlich leben wir im Zeitalter des hochgelahrten Frauenzimmers!

    Leichthändig und heiter zeichnet Angela Steidele in ihrem Roman ein gewitztes Porträt der Aufklärung aus Frauensicht. Mitreißend erzählt sie von Musikern und Buchdruckern, Dichterinnen und Schauspielerinnen, von Turbulenzen des Geistes, wissenschaftlichen Höhenflügen und von der Weltweisheit in der Musik. Historisch versiert, unsere Gegenwart im Blick, schildert sie Schicksalsjahre einer Epoche, in der es kurz möglich schien, Frauen und Männer könnten gemeinsam die Welt zur Vernunft bringen.

    Bei Nr. 3 habe ich ein bisschen mit mir gerungen, weil die kleinen Manesse-Ausgaben ziemlich teuer sind. Aber erstens sind sie schön aufgemacht, mit Fadenheftung, Lesebändchen und schönem Cover, und zweitens dauert es meist lange, bis sie als Taschenbuchausgabe erscheinen, wenn überhaupt. Außerdem liegen diese Pocketausgaben wirklich gut in der Hand.


    Von Willa Cather habe ich vor ewigen Zeiten einen Roman mit dem komischen deutschen Titel "Sei leise, wenn du gehst" (im Amerikanischen "One of us") gelesen und war begeistert. Trotzdem habe ich seitdem nichts mehr von ihr gelesen. Diese Rumtrödelei muss ein Ende haben, deswegen habe ich mir neben diesem Buch zu Weihnachten schon "Meine Antonia" angeschafft.