Beiträge von Frieda-Anna

    Hier geht es flott zur Sache!
    Oliver von Bodenstein und Pia Sanders, das bekannte Ermittlerduo aus Nele Neuhaus populären Krimis, ermitteln in einem Fall, der Oliver persönlich (be)trifft.
    Im Sommer 1972, als Bodenstein 11 Jahre alt war, verliert er seinen besten Freund. Artur, ein Junge, genauso alt wie er, der mit seinen Eltern aus Russland eingewandert ist, verschwindet spurlos. Bis heute ist sein Verbleib nicht bekannt geworden.


    Diverse aktuelle Morde im hessischen Ruppertshain erschüttern die Dorfgemeinschaft und deuten auf eine Verbindung mit der Vergangenheit hin. Oliver und Pia werden auf den Plan gerufen und rütteln ordentlich an der alten Geschichte. Das gefällt nicht jedem Ruppersthainer! Und Oliver manchmal auch nicht…


    Kaum sind die ersten Zeilen des Prologs gelesen, ist man verloren und der Atem beginnt schon zu stocken. Spätestens ab dem 1. Kapitel kann man nicht mehr aufhören umzublättern und ist heillos verstrickt in die Vorfälle des aktuellen Zeitgeschehens und der Vergangenheit.


    Die vielen Protagonisten rund um das Ermittlerteam K11, welches Nele Neuhaus so imposant schildert und auftreten lässt, kann man mit dem Personenverzeichnis am Anfang gut auseinanderdividieren, zumal auch die jeweiligen Eigenarten und Abgründe der Menschen gut in den Fokus gerückt werden.
    Frau Neuhaus gönnt ihren süchtigen Lesern keinen Aufschub und es geht Schlag auf Schlag, erstaunliche Sachverhalte aufzudecken und auch das kleinste Puzzleteilchen zu suchen und richtig einzufügen.
    Dieser Fall rührt an einem verdrängten Kindheitstrauma Olivers und hat dadurch eine erhebliche emotionale Ebene, deren Anteile das sentimentale Leserherz zu Tränen rühren können.
    Das hat mich ehrlich beeindruckt und mich zu einem neuen Fam der hochgehandelten Autorin werden lassen.
    Begeistert habe ich auch die rechtsmedizinischen Informationen aufgenommen und mich über die Zwistigkeiten und kleinen Rangeleien innerhalb des Ermittlerteams amüsiert.


    Der neue Band von Nele Neuhaus ist ein in sich schlüssiges und unvorhersehbares Gesamtpaket, mit vielleicht manchmal etwas zu viel Potenzial. An einigen Stellen hätten größere Puzzleteilchen die Komplexität der Zusammenhänge entzerren, und so die Konzentration des leicht gestressten Lesers besser aufrecht erhalten können.
    Trotzdem haben mich die Story und Schreibstil überzeugt und kurzweilig unterhalten.


    Empfehlung mit schlafloser-Nacht-Garantie.

    Wir alle kennen den österreichischen Monarchen Franz Joseph aus den Sissi Filmen und den Biographien rund um die Familie Habsburg.
    Als Franz im November 1916 stirbt, beginnt Birgit Mossers mitreißender Roman über den Untergang der großen Monarchie Österreich-Ungarn.


    Wir bekommen detailgetreue und authentische historische Einblicke in vier Familien aus verschiedenen sozialen Schichten, die alle zwar unterschiedlich aber jede massiv unter den den furchtbaren Konsequenzen des erbitterten ersten Weltkrieges leiden, der sich mittlerweile im dritten Jahr befindet. Es mangelt an Lebensmitteln und Brennstoff. Kaffee gibt es nicht mehr. Stattdessen wird ein unbekömmlicher Sud aus Eicheln oder Kastanien aufgebrüht, den eigentlich kein Mensch trinken kann. Brot wurde mit Sägemehl gestreckt. Ich glaube, dass hat mich neben den grausigen körperlichen und seelischen Verletzungen, die Frau Mosser sehr eindringlich schildert, am meisten entsetzt.


    Die Menschen hungern und frieren. Wer Glück hat und zur Dienerschaft einer der reicheren Wiener Familien gehört, kann einen einfachen Lebensstandard einigermaßen aufrecht erhalten. So auch die sympathische Berta Sogl, die dann jedoch ungewollt schwanger und von ihrer Hausherrin prompt vor die Tür gesetzt wird. Ledige Mütter haben es in der konservativen Gesellschaft wahnsinnig schwer. Für Berta beginnt ein harter Kampf um Brot und Geld.
    An der Front ist die Versorgung ebenso schlecht. Grausige Szenen, Desertation und Gefangenschaft sind die Folge der strauchelnden Monarchie. Österreich wird soweit gedemütigt, bis nur noch ein winziger Staat übrig ist.


    Birgit Mosser beschreibt berührend die schweren Schicksalsschläge und Entbehrungen ohne dabei umständlich zu wirken, so dass man sich ganz nah im Geschehen sieht. Trotz aller Tragödien war es schön, manches Glück der Menschen in dieser prägenden Zeit mit zu erleben. Die Autorin lässt “kleine Glücke”, in einer Epoche, in der nichts mehr selbstverständlich ist, zu etwas Essentiellem werden.


    Ein Buch, das gerade heute aktuell ist, neben aller Fiktion geschichtliches Wissen vermittelt und gelesen werden will.
    Ich empfehle vorherige Infos über die Sachverhalte des 1. Weltkrieges und Österreich-Ungarn, um alle Zusammenhänge zu verstehen und den Inhalt bis zum Schluss auszukosten.

    Eine Saga?


    In diesem ersten Teil der stark beworbenen italienischen Saga versetzt uns die große Unbekannte Autorin Elena Ferrante ins Rione, einem ärmlichen Viertel bei Neapel.
    Sie, oder sind es mehrere Autoren?, lässt Elena und Lila, die beiden Hauptfiguren zunächst Kinder sein. Wir werden Zeugen etlicher Klein-Mädchen-Spiele und Mutproben, bis die beiden schließlich zueinander finden und auf einer fragilen Beziehungsebene die bekannten Stationen des Erwachsenwerden durchleben.
    Dazu gehören dramatische Alltagsszenen der italienischen Art innerhalb der Familien, von denen es im Buch eine Menge gibt und das erste Geturtel zwischen den Jungendlichen im Rione.
    Inhaltlich konnte mich an diesem Buch nichts überraschen, geschweige denn fiebrig werden lassen, wie es die Werbung versprach.
    Für mich passt “Meine geniale Freundin” eher in das Genre Jugendliteratur der anspruchsvolleren Art und könnte hier gut mit dem feinen Stil und der versuchten sprachlichen Eleganz punkten.


    Beide Protagonistinnen sind gut in der Schule, doch nur Elena ist es vergönnt den höheren Bildungsweg einzuschlagen, obwohl auch Lila sehr intelligent ist und sogar autodidaktische Fähigkeiten ausspielen kann. Beide konkurrieren in einer versteckten Art und Weise miteinander und ich kann eigentlich keine großartige Freundschaft erkennen. Immer wieder kommt es mir so vor als wünscht die eine der anderen nichts Gutes. Das hat mich sehr irritiert. Sollte es hier nicht um eine ganz besondere Beziehung zwischen zwei Frauen gehen?


    Ich habe mich nicht geärgert das Buch gelesen zu haben, gewundert, über den Hype, der darum gemacht wird habe ich mich schon.
    Ein einfaches, leichtes Gericht mit alltäglichen Zutaten, was hier inkognito gekocht wurde. Wer’s mag, wird auch die folgenden anderen drei Teile nicht verschmähen.

    Die “Bühlerhöhe” ist ein fiktiver Roman mit historischem Hintergrund, einem realen Schauplatz und spielt in den frühen 50ern, als unser demokratischer Staat noch sehr jung war.
    Mit dem Glossar angefangen war ich über die deutsch-israelische Geschichte wieder gut informiert und auf den Roman vorbereitet.


    Auf Konrad Adenauer soll laut geheimer Infos ein Attentat verübt werden, denn die radikale jüdische Bewegung ist dagegen “Blutgeld” als so genannte Wiedergutmachung von Deutschland anzunehmen.
    Doch Israel braucht das Geld dringend und so soll Rosa als Agentin den Anschlag verhindern. Aufgewachsen in Deutschland, geflüchtet vor dem Naziregime und etablierte Bewohnerin eines Kibbuz kennt den Schwarzwald gut, und so ist sie die ideale Wahl für den Auftrag, obwohl sie das selber ganz anders sieht und widerwillig zurück nach Deutschland kehrt.
    Ziel ist das renommierte Hotel “Bühlerhöhe”. Adenauer wird hier dieses Jahr wieder seinen Urlaub verbringen und erschossen werden?
    Sophie Reisacher, die forsche Hausdame des Hotels merkt sofort, dass Rosa nicht die Person ist, die sie vorgibt zu sein. Ein Katz und Maus Spiel beginnt. Nicht nur zwischen Rosa und Sophie.
    Sophie ist meine Heldin in diesem vorzüglich ausgearbeiteten Roman und fasziniert mit einem außergewöhnlichen Gespür für Geheimnisse, die eigentlich nicht gelüftet werden sollen. Im Gegensatz zu Rosa, die sich von ihren Gefühlen leiten lässt und ihr die Zusammenhänge dabei vor der Nase verschwimmen.
    Die anderen Figuren sind nicht minder interessant und schwirren um die beiden Hauptpersonen herum, bis man als Leser hinterher jeden in Verdacht hat, der vorher völlig harmlos erschien. Überflüssig zu erwähnen, dass die Autorin das genial hinbekommen hat. Fans von Liebeleien und Affären kommen sogar auch noch auf ihre Kosten.


    Dieser Roman hat mich begeistert und mit aufgefrischtem geschichtlichem Wissen in der “Bühlerhöhe” zurückgelassen. Prädikat absolut lesenswert.
    Lesenswert ist übrigens auch die wahre Geschichte der “Bühlerhöhe”. Einfach mal vor Beginn des Romans googlen!
    Hat Brigitte Glaser eigentlich noch weitere Bücher geschrieben? Keine Ahnung...direkt mal nachschauen!

    Es war, zumindest anfangs, nicht einfach Emma Clines “Girls” zu folgen.
    Evie, im Jahr 1969, missachtet, beeinflussbar, veränderbar und Evie als Frau im mittleren Alter, mit allen Erinnerungen von damals, eben jenem Sommer 1969.
    Dazu die vollmundig gesäuselten S-Laute Suzanne von Borzodys, die meine Ohren nicht so richtig verarbeiten wollten und meine Gedanken immer wieder abschweifen ließen. Die bis zum Gurgeln ausgedrückten englischen Begriffe waren der weiteren Konzentration auch nicht gerade sehr zuträglich.
    So durch die erste CD gehaspelt fing mich die eigentliche Geschichte um die 14-jährige Evie, deren Gedankengut sich ausschließlich darum drehte, gesehen und beachtet zu werden, doch ein.
    Nach der Scheidung der Eltern, die dann jeweils mit ihren neuen Partnern beschäftigt waren, fühlte sie sich so sehr zurückgesetzt und überflüssig, dass sie sich von einer Gruppe eigentümlicher, älterer Mädchen angezogen fühlte und immer mehr in deren Sog geriet. Das war gefährlich, denn alle scharrten sich um eine Art Guru, der auch schließlich Evie eine Gehirnwäsche verpasste, dass sie ebenso hörig umherlief, wie die anderen auch.
    Abwechselnd berichtet die “alte” Evie heute über die Geschehnisse damals und lässt dabei die Abgründe ihres eignen Seelenlebens nicht aus.
    Erstaunt hat mich Emma Clines Talent, als noch recht junge Autorin, ganze Gefühlspaletten und Nuancen kleinster emotionaler Regungen greifbar zu versprachlichen. Die ganze Geschichte ist gespickt davon und stand für mich neben der eigentlichen Handlung mehr im Fokus und sorgte für etliche Überraschungsmomente.
    Ein tiefgreifender Einblick in das mitunter dunkle Gefühlsleben eines Teenies, deren Erleben sie damals bis heute geprägt hat.
    Lesenswert und nachhaltig. Trotzdem für mich nicht so hervorstechend, wie angekündigt.

    Aggie muss laufen, laufen laufen. Das war schon immer so und hat sich auch nie geändert, bis sie, mittlerweile 104 Jahre alt, in einem Altenheim ihr Dasein fristet.
    Aganetha Smart, so ihr richtiger Name, ist eine nun vergessene Pionierin. Sie gewann 1928 olympisches Gold für Kanada im Langstreckenlauf. Damals durften Frauen erstmals über eine solche Distanz teilnehmen.
    Aggie ist so alt, dass es keine Freunde, Bekannte oder Verwandte mehr gibt. Alle sind verstorben. Doch eines Tages taucht ein junges Pärchen auf, das brennendes Interesse an Aggies Person zeigt. Trotz körperlicher Unzulänglichkeiten bemerkt Aggie, dass etwas nicht stimmt…


    Die Autorin hat in den Vordergrund gestellt, wie schnell Ruhm und Erfolg verblassen können und wie anstrengend und zermürbend es sein kann, einen hohen Leistungsstandard zu halten.
    Trotzdem die fiktive Hauptperson eine begnadete Läuferin war, ist ihr Glück im wahrsten Sinne auf der Strecke geblieben. Sie musste mit vielen harten Schicksalschlägen, Verlust, Tod und Trauer umgehen.
    Besonders imposant ist es der Autorin, selbst leidenschaftliche Läuferin, gelungen, die Verbindung zwischen Aggie in alt und Aggie in jung zu schaffen und handeln zu lassen. Sehr beeindruckend. Und trotz der vielen Zeitsprünge ist man als konzentrierter Leser, nicht zuletzt dank des vorausgeschickten Stammbaums, immer mitten im Geschehen.
    Die Geschichte um Aggies Person wird mir als leidenschaftlicher Fan von Familiengeschichten, bei der auch hier das große Geheimnis nicht fehlt, in Erinnerung bleiben. Ein tragischer Einblick in ein ganzes langes Leben einer beeindruckend geschaffenen Persönlichkeit mit Überlegungen, ob ein solch langes Leben erstrebenswert sein könnte. Eine empfehlenswerte spektakuläre Fahrt auf der Gefühlsachterbahn und ein unvergessliches Leseerlebnis.

    Dies war mein erster Daniel Glattauer und wird mit Sicherheit nicht der letzte sein, so gut hat mir das Buch gefallen.


    Gerold Plassek ist Journalist bei einer unscheinbaren Gratiszeitung und schreibt in der Rubrik "Soziales" über eine überfüllte Obdachlosenschlafstätte. Aus heiterem Himmel trifft dort plötzlich eine anonyme Geldspende, von nicht unerheblichen 10.000 Euro, ein. Im Umschlag der Artikel von Gerold. Und so geht es weiter: Sobald der, dem Alkohol verfallene, Schreiberling und auch sonst gestrandete Gerold, eine Sozialreportage verfasst, gibt es Geld an die jeweilige Adresse und immer anonym. Hilfe bei den Recherchen hat Gerold von seinem Sohn Manuel, der gar nicht weiß, das Gerold sein Vater ist. Nach und nach kommen sich die beiden, nach anfänglichen Kommunikationschwierigkeiten, näher und Gerold findet durch die ganzen Ereignisse, die mit der Spendengeschichte auf ihn eintreffen, wieder zurück ins Leben, trifft Entscheidungen, scheitert und kommt wieder auf die Füße.


    Daniel Glattauer erzählt einfühlsam und mit einer Prise gutem Humor eine herzergreifende wahre Begebenheit, die den Leser veranlasst, das Buch so schnell nicht wieder aus der Hand zu legen und würzt mit tiefgreifenden Denkanstößen. Das ist wirklich gut gelungen und verlangt nach mehr!

    Zurückblättern


    Ich weiss nicht, ob es Absicht des Autors war, oder ob es sich beim Schreiben so ergeben hat, jedenfalls bin auch ich mit den Marias des Weinguts La Principal ein ums andere Mal durcheinandergeraten. Wie war das noch mit der einen Maria, der das Gut vererbt wurde, weil sie ein Mädchen war und die Brüder Besseres verdient hatten, als sich um die von der Reblaus zerfressenen Stöcke zu bemühen? Mit wem war die nochmal verheiratet und warum? Ach ja, sie wollte ihr eigenes Ding duchziehen und nahm einen Schöngeist zum Mann, der sich in ihre wirtschaftlichen Dinge nicht einmischte. Zwar konnte er sie mit geistigen Dingen befriedigen, aber körperlich ging da fast gar nichts. Sehr zu Marias Leidwesen. Irgendwie hat er es dann aber doch geschafft die nächste Maria in die Welt zu setzen, die dann zwar im Schatten ihrer mächtigen Mutter verblasste, aber nach deren Tod in ihre Fussstapfen trat und noch einen drauflegte. Der Klerus war ihr ein ziemlicher Dorn im Auge und das liess sie den undurchsichtigen Dorfpfarrrer auch ordentlich spüren. Jetzt habe ich aber schon wieder den Faden verloren und überlege, in welche Reihe der Ehemann passt, der seine Maria mit allem was einen Rock trug betrogen hat. Sorry, aber da müsste ich jetzt nochmal zurückblättern.
    Auch die Ermittlungen in einem Mordfall, der sich auf La Principal zugetragen hatte, scheinen Maria nichts anzuhaben. Grossräumig spielt sie den findigen Inspektor Recarder aus und bleibt cool.
    In dieser verstrickten Familiensaga kommt man auf seine Kosten, wenn man charmante Protagonisten, heikle Themen und ein wohl dosiertes Mass feinen Humors nicht verschmähen mag. Trotz der Zurückblätterei bot das Buch höchsten Lesegenuss nach meinem Geschmack. Die Starken Marias, sowohl auch die Amme Ursula, die mir immer half den roten Faden wiederzufinden, mochte ich sehr. Ein Buch von dem man länger etwas hat und bei dem es sich mit Sicherheit lohnt, es zweimal zu lesen. Dann müsste man alle Marias unter einen Hut kriegen.

    Alles drin


    Göran Borg ist nicht glücklich und trotz seiner 50 Lenze hat er es bislang nicht geschafft, im Leben Fuß zu fassen und einen festen Platz im sozialen Gefüge einzunehmen. Auch seine Therapeutin kann da scheinbar nicht viel helfen, denn es ist offensichtlich, dass er sich gar nicht im Hier und Jetzt befindet, sondern in seinen Gedanken in Indien, bei seinem besten Freund Yogi, weilt und sich zurück dorthin sehnt. Im ersten Teil der vorliegenden Romanreihe, war er dort, um den Sinn des Lebens zu finden.
    Nicht zuletzt weil ihn ein Schwuler jagt, macht sich Göran erneut auf die Reise und bricht alle Zelte hinter sich ab. Flucht vor sich selbst nennt dies seine Therapeutin und so ist es wohl auch.
    In Dehli angekommen, wird der rastlose Göran nach einer irrwitzigen Taxifahrt von seinem Freund Yogi endlich in Empfang genommen. Der kleine dicke Mann mit der blumigen Ausdrucksweise ist im Begriff zu heiraten, aber irgendwie stehen die Vorbereitungen für die riesige, traditionelle indische Hochzeit unter einem schlechten Stern und es beginnt ein fulminantes Abenteuer mit allerlei überraschenden Wendungen.
    Obwohl es gelungen ist, humorige Fiktion sprachlich originell mit ernstgemeinten Botschaften zu verbinden und eindeutige Charaktere zu schaffen, konnte ich mich nicht richtig an dem Buch erfeuen.
    Der Anfang zog sich lang wie Kaugummi und Görans Einstellung zur Welt und sein Verhalten zu anderen Menschen ging mir auf die Nerven. Yogis überzogene logorrhöische Reden habe ich überflogen und mit seiner Mutter Amma konnte ich überhaupt nichts anfangen. Und Yogis überzogene Verlobte hätte eine Spur weicher gezeichnet werden können. Trotz ihrer Fähigkeiten wurde sie mir zusehends unsympathischer.
    Der Tiger ließ auf sich warten und so hätte ich Göran am liebsten selber in den Hintern getreten, dass er denselbigen endlich hochbekommt. Zum Glück kam das Geschehen dann doch noch in Schwung, so dass ich das Buch zu Ende gelesen habe. Ich kam mir dabei allerdings wie ein Außenseiter vor, da es viele Insider aus dem ersten Teil gab, den ich nicht gelesen habe und es auch nicht vor habe. Ich denke, dass dies ersteinmal eines der letzen Bücher, mit den zur Zeit so gepushten langen Titeln ist, das ich gelesen habe. Ist einfch nicht mein Genre, aber für diejenigen, die soetwas mögen, ist es auf jeden Fall empfehlenswert und für einige Lachsalven gut.