Teil 2 meines Kommentars, da ich zu viel geschrieben habe.
Zu den Namen noch ein netter Funfact am Rande: Ein paar der englischen Charakternamen wurden ans Deutsche angepasst, hauptsächlich jedoch Namen von Autoren.
Zitat
Miranda Goshawk --> Miranda Habicht (goshawk = Habicht)
Adalbert Waffling --> Adalbert Schwahfel (waffle = leeres Geschwafel)
Emeric Switch --> Emeric Wendel (to switch = wechseln)
Arsenius Jigger --> Arsenius Bunsen (jigger ist ein Parasit, eine Art von "Milbe", so wird aber auch ein Messgerät für Schnaps, das an den Flaschen befestigt ist, genannt)
Quentin Trimble --> Quirin Sumo ("Sumo" erinnert an den Sumo-Ringer, was für ein Verteidigungsbuch ganz passend erscheint)
nach dict.leo.org oder Harry Potter Xperts
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Manche Anpassungen wurden jedoch auch wieder rückgängig gemacht. So wurde in der ersten deutschen Übersetzung aus "Newt Scamander" beispielsweise "Lurch Scamander" (da newt = (Wasser-)Molch) und aus "Sirius Black" (von dem Hagrid erwähnt, dass er das Motorrad hat) "Sirius Schwarz".
Im Vergleich zu den Niederländern haben wir es da aber noch ganz gut getroffen. Ich finde ohnehin, dass die englischen Namen viel besser passen, da der Handlungsort ja auch in Großbritannien liegt. Übersetzungen nehmen der Geschichte meiner Meinung nach etwas von ihrem Flair.
Ganz viel Pech (oder auch Glück für uns ) hatten die Niederländer, die so einige nette Übersetzungen haben. Ausgewählte Beispiele (ich warne vor Spoilern beim Klick auf den Link!!!):
Hogwarts = Zweistein
Winkelgasse = de Wegisweg
Slytherin = Zwadderich
Ronald Weasley = Ronald Wemel
Hermine Granger = Hermelien Griffel
Neville Longbottom = Marcel Lubbermans
Draco Malfoy = Draco Malfidus
Albus Dumbledore = Albus Perkamentus
Muggel = Dreuzel
Aber auch im Französischen gibt es nette Übersetzungen:
Hufflepuff = Poufsouffle
Zauberstab = baguette magique
Der erste magische Begriff fällt und bezeichnet ausgerechnet Nichtmagier. Muggel, kann mal jemand nachschlagen, ob der im Duden steht?
Das mit dem ersten magischen Begriff, der so genau den kompletten Gegensatz zur Magie darstellt, finde ich auch sehr genial gemacht!
Und jep, du hast recht, "Muggel" steht im Duden. Sogar in meiner alten Ausgabe von 2004: "aus den Harry-Potter-Romanen, Person die nicht zaubern kann".
Im Online-Duden haben sie das mittlerweile sogar weitergefasst: "Person, die nicht in etwas eingeweiht ist, die von bestimmten Dingen keine Kenntnis hat" (wie Lunara es auch schon verlinkt hat, wie ich beim Weiterlesen bemerkt habe ) , denn die Geochacher haben diesen Begriff übernommen und bezeichnen damit "Menschen, die unwissend in Bezug auf Geocaching sind".
Eine weitere große Stärke Rowlings finde ich auch die Erschaffung der Zaubererwelt. Sie erfindet keine völlig verrückten neuen Dinge, die seitenlang beschrieben werden müssen, damit die Leser verstehen wie sie funktionieren/aussehen/etc., sondern sie nimmt Dinge/Themen/... aus der Muggelwelt und verpasst ihnen einen leicht anderen, magischen Touch.
Das erleichtert es den Lesern, sich das Ganze vorzustellen und macht es für uns so glaubhaft, dass diese Zaubererwelt wirklich existieren könnte und wir "Muggel" davon halt einfach nichts erfahren. Ein paar Beispiel für das, was ich meine:
- es gibt wie bei uns normale, langweilige Schulbücher, nur eben für andere Fächer
- es gibt wie bei uns Münzgeld, das einfach einen anderen Namen+Wechselkurs besitzt
- es gibt wie bei uns Fotos, in denen sich die Menschen halt noch bewegen können
- es gibt wie bei uns Banken mit Verliesen, wobei die Verliese halt einbisschen anders aufgebaut/gesichert sind
- wir haben Wachhunde, Zauberer bzw. Kobolde sollen Wachdrachen haben
- wir stellen uns Kobolde als klein vor, hier werden sie auch als klein geschildert
- wir haben Ministerien, hier gibt es ein Zaubereiministerium (das - wie auch gern über unsere Regierungen geschimpft wird - laut Hagrid auch alles vermasselt)
- wir verbinden Hexen mit Besen und Katzen, hier tauchen Besen und Katzen auf
- wir haben Schokonikoläuse und -osterhasen, hier gibt es Schokofrösche
- wir haben Probleme mit Rassismus, die Zauberer offenbar auch (siehe Draco)
usw.
Ich fand es auch schön, nachdem ich die Bücher schon lange nicht mehr komplett gelesen habe, Unterschiede im Vergleich zum Film zu entdecken.
Die erwähnten unpassenden Haarfarben waren mir dabei auch nicht mehr präsent, wobei ich als Erst- Film-dann-Buch-Leserin ohnehin nur die Schauspieler beim Lesen vor Augen habe.
Viel erstaunter war ich, dass das Glas des Schlangenterrariums nur im Film wieder erscheint und Dudley einsperrt und er im Buch noch nicht mal in das Terrarium fällt. Dabei fand ich das so eine witzige Szene, wie Dudley quasi als "Attraktion" hinter Glas steht.
Zum Kinderbuchhaften:
Ich habe ja wie gesagt zuerst die Filme gesehen, dann Band 7 quergelesen, ohne alles zu verstehen und mir erst dann die restlichen Bücher zugleget und von vorne an durchgelesen.
Mir ging es da genau wie Heuschneider und Sophie.A (ich hoffe, ich habe sonst niemand übersehen). Als ich den 1. Band gelesen habe, war regelrecht geschockt, wie einfach die Sprache ist (mit Sicherheit war da auch Hagrids Ausdruck und Dumbledores "Schwachkopf! Schwabbelspeck! Krimskrams! Quiek!" Schuld), wie es so leicht und "seicht" wie ein Kinderbuch ist und welche einfachen Sorgen die Kinder haben. Dazu fand ich es lange nicht so dunkel und gruslig wie den Film, von dem ich tatsächlich noch als Kind Ausschnitte gesehen und mich gegruselt habe und dann die Bücher auch nicht lesen wollte. Kurz und gut: Ich hatte Sorge, ob mir die Bücher überhaupt gefallen würden, wenn das so weiterginge.
Aber ich kann den anderen da nur zustimmen, dass mit den folgenden Büchern die Geschichte immer mehr mit Harry mitwächst, die Übertreibungen abnehmen und eine größere Ernsthaftigkeit dazukommt. Ab dem 3. Band hat sich das Kinderbuch-Gefühl bei mir dann vollkommen gelegt gehabt und der 2. Band ist sogar mein Lieblingsband geworden. Und im Nachhinein finde ich diese Übertriebenheit ein gutes Stilmittel, um den Kontrast zwischen total spießiger realer Welt und wundersamer Zaubererwelt darzustellen.
Würdet ihr mit einem völlig Fremden mitgehen, der euch eine völlig absurde Geschichte erzählt, auch wenn ihr nicht ganz zufrieden mit eurem bisherigen Leben seid?
Wie wird eigentlich anderen Muggelkindern (z.B. Hermine) beigebracht, die auch keinen Kontakt zur Zaubererwelt haben, dass sie Magier sind? Kommen da Ministeriumsbeamte, machen die Lehrer Rundgänge durch UK? Denn ehrlich, mich müsste man schon mit mehr als einem Brief als Elternteil überzeugen, wenn ich selbst davon nichts weiß. Hier ist die Situation ja anders gelagert.
Zur 1. Frage: Ja, ich glaube, ich würde in Harrys Situation mitgehen. Erstens mal, weil die oben von mir geschilderten unbewussten Ausübungen von Magie für mich ein Zeichen dafür wären, dass da tatsächlich etwas anders an ihm ist. Und zweitens, weil Vernon und Petunia ja offensichtlich an diesen ganzen "Quatsch" glauben, sonst hätten sie ja nicht diese ganzen Sicherheitsvorkehrungen getroffen bzw. so empfindlich auf Harrys Fragen bezüglich seinen Eltern reagiert.
Und dazu kann es wohl überall nur besser sein als bei den Dursleys. Und Hagrid macht ja einen um Harry besorgten Eindruck.
Und zur 2. Frage
erfahren wir im 7. Band folgendes:
"Und bringt ihn wirklich eine Eule?", flüsterte Lily.
"Normalerweise schon", sagte Snape. "Aber du stammst von Muggeln ab, da muss jemand von der Schule kommen und es deinen Eltern erklären."
(S. 674, Die Geschichte des Prinzen, dt. geb. Ausgabe)
Zumindest zu der Zeit von Harry Eltern kamen wohl tatsächlich Zauberer und haben mit den Eltern gesprochen. Bleibt nur die Frage: Ist das immer noch so (ich gehe einfach mal davon aus) und wer kommt da? Ich tippe entweder auf Lehrer (McGonagall könnte ich mir als Stellv. Schulleiterin da gut vorstellen oder vllt. Angestellte des Ministeriums.
Bei Harry wurde das wohl nicht für nötig gehalten, da Petunia ja von Lilys Zauberfähigkeiten und von Hogwarts weiß und Harry ja theoretisch darüber aufklären kann.
Zum Schluss auch von mir für backmausi81 gute Besserung!