Beiträge von Ambermoon

    Eigentlich wollte der Wiener Privatdetektiv Peter Hogart nur einen Kurzurlaub in Paris verbringen. Doch dann verschwinden bei einer exklusiven Auktion in der Opéra Garnier plötzlich seine Freundin, die Kunsthistorikerin Elisabeth, sowie eine mittelalterliche Knochennadel – ein nahezu unbezahlbarer Kunstgegenstand. Wenig später werden zwei Antiquitätenhändler grausam ermordet, und für Hogart beginnt eine fieberhafte Jagd. Denn diese Morde sind nur der Anfang, und Hogart bleibt wenig Zeit, Elisabeths Leben zu retten und das Rätsel um die geheimnisvolle Knochennadel zu lösen … (Klappentext)


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    "Wohin er kam, gab es Tote. Eine Kälte umfasste sein Herz. Er dachte an Elisabeth und Tatjana. Beinahe bekam er keine Luft mehr. Dabei musste er ziemlich nah an der Wahrheit dran sein, schließlich kam er immer nur um wenige Minuten zu spät.

    'Denk nach! Wie, verdammt nochmal, hängt das alles zusammen?'"

    (S. 161)


    Peter Hogart, freiberuflicher Versicherungsdetektiv, möchte sich mit seiner Lebensgefährtin Elisabeth und seiner neunzehnjährigen Nichte Tatjana, in Paris ein paar schöne freie Tage gönnen. Zuvor muss Elisabeth jedoch noch eine äußerst wichtige Auktion über die Bühne bringen. Während Hogart bei dem internationalen Versicherungsriesen 'Medeen & Lloyd' nicht mehr tätig ist, arbeitet Elisabeth noch als Gutachterin und Auktionatorin für diese Firma.

    Unter den Hammer kommt ein ganz besonders exklusives Stück, das als "Die Knochennadel" bekannt ist und aus dem 12. Jahrhundert stammt. Hogart, dessen detektivische Spürnase nie Urlaub macht, wundert sich zwar über die laschen Sicherheitsvorkehrungen, aber was geht ihn das an. Immerhin ist er im Urlaub. Das hat er sich zumindest gedacht, doch natürlich kommt es ganz anders.

    Nach der Auktion verschwindet nämlich nicht nur die Knochennadel, sondern mit ihr auch Elisabeth.

    Während Hogart und Tatjana, die übrigens in die Fußstapfen ihres Onkels schlüpfen möchte und über die gleiche sensible Spürnase wie ihr Onkel verfügt, sich um Elisabeth Sorgen machen, sind alle auf die Knochennadel fixiert. Schlimmer noch, alle scheinen der festen Überzeugung zu sein, dass sich Elisabeth mit diesem Kunstobjekt aus dem Staub gemacht hat.

    Nun muss Hogart nicht nur wieder für 'Medeen & Lloyd' die Knochennadel finden, sondern es tritt auch die Besitzerin diesbezüglich an ihn heran. Jedoch nicht auf die freundliche Art und Weise.

    Den einzigen Ansatzpunkt den er hat, sind die Antiquitätenhändler und Kunstsammler. Doch wie soll man ermitteln, wenn diese der Reihe nach ermordet werden?

    Das Gute daran ist, dass diese Spur die richtige zu sein scheint. Das Schlechte daran ist jedoch, dass alles auf Elisabeth als Täterin hinweist und er dadurch selbst ins Visier der Polizei und auch der Täter rückt.


    "Der Mann trug Hemd und Weste. Seine Kehle klaffte weit auf, bis zur Halsschlagader. An den äußeren Enden der Wunde steckten zwei scharfkantige Gegenstände, die aussahen wie die Tonscheiben einer Vase.

    Der Mann war tot - dazu brauchte er keinen ärztlichen Befund."

    (S. 160)


    Wie in allen Thrillern von Andreas Gruber ist man auch hier gleich mitten drin, statt nur dabei. Gruber ist dafür bekannt nicht lange zu fackeln und so hängt man von der ersten Seite an mit der Nase im Buch. Dabei verfolgt man zwei Handlungsstränge.

    Zum Einen begleitet man Peter Hogart, der sich auf die Suche nach Elisabeth und der Knochennadel macht. Der zweite Handlungsstrang führt 15 Jahre in die Vergangenheit und hier liest man aus der Sicht eines neunjährigen Mädchens, welches für den Tod der Eltern Rache schwört.

    Im Verlauf nähern sich diese beiden Handlungsstränge an, bis sie sich miteinander verweben und schlußendlich zur Lösung führen.

    Zwischendurch erhält man natürlich auch Einblicke in die Sicht der Opfer, kurz bevor sie das Zeitliche segnen.


    "Sie würde herausfinden, wer dieser Einbrecher war. Dann würde sie ihn aufspüren, eine Pistole nehmen und ihn erschießen und dabei nicht einmal mit der Wimper zucken. Obwohl sie erst neun war, erschreckte sie diese Vorstellung nicht einmal. Im Gegenteil. In diesem Augenblick wurde ihr Herz zu Eis."

    (S. 76)


    Von Anfang an ist Spannung geboten. Es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen und auch zu einigen blutigen Szenen.

    Auch der trockene Humor fehlt hier nicht, der vor allem am brummeligen und zynischen Hogart liegt, der selbst in brenzligen Situationen oft seine Klappe nicht halten kann und wohl auch nicht anders kann als sarkastisch zu sein. Dies ist übrigens nicht seine einzige schrullige Angewohnheit.

    Auch die anderen Figuren sind gut gezeichnet und weisen ebenso ihre ganz eigenen Eigenarten auf und sind für Überraschungen gut, egal ob Unsympathler, Antagonisten oder diejenigen, welche man von Anfang an ins Herz geschlossen hat.


    ">>Den Namen!<<, zischte sie.

    Bonnet zögerte kurz. 'Verdammt, der Name!' Im Moment konnte er keinen klaren Gedanken fassen.

    Im nächsten Augenblick zog die Frau Bonnets Gurgel über die rasiermesserscharfen Glaskanten."

    (S. 90)


    Der Schreibstil ist locker-flockig und das ist ebenso mit ein Grund, weshalb man durch diese spannende Story rast.

    Zudem hat Andreas Gruber auch einen wunderbar bildhaften Schreibstil, der Bilder im Kopf entstehen lässt, was nicht nur der Story selbst Leben einhaucht, sondern auch den Beschreibungen des Settings zugute kommt. Man erlebt neben der spannenden Story also auch so manche Pariser Sightseeing-Momente.


    "Aus einer Höhe von über hundert Metern hatten sie eine großartige Aussicht über die Stadt.

    Direkt vor ihnen lag der 'Parc du Champ de Mars', das Marsfeld mit den Kastanienbäumen und der beleuchteten Umrandung und auf der anderen Seite die Seine mit dem Trocadéro.

    Der dunkle Fluss zog sich mit seinen beleuchteten Uferstreifen wie ein geschwungenes Band durch Paris. Die Lichter spiegelten sich im Wasser."

    (S. 175)


    Während die meisten Bücher von Andreas Gruber von mir fünf Sterne erhalten oder für mich sogar ein Lesehighlight wurden, habe ich hier doch etwas zu bemängeln.

    So manches war für mich doch etwas zu konstruiert und unglaubwürdig. Das fing schon bei der französischen Polizei und deren Ermittlern an. Diese wirken nämlich alles andere als kompetent und scheinen zu blöd zu sein, um aus dem Bus zu winken.

    Dann waren, meiner Meinung nach, zu viele Personen in diesen Fall involviert. Normalerweise können es bei mir diesbezüglich nie zu viele Figuren sein, hier wirkte es jedoch zu überladen.

    Tja, und der darin vorkommende Inzest war meines Erachtens absolut too much und war selbst als "Schockmoment" einfach nur unpassend.


    Obwohl das der 3. Band der Peter Hogart-Reihe ist, kann man diesen auch sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen. Aber Achtung - Suchtgefahr! Man wird sich die anderen Bände danach sowieso zulegen, also wieso nicht gleich chronologisch lesen? *g*


    Fazit:

    Trotz der oben genannten Mankos habe ich auch dieses Buch weginhaliert wie nix.

    Der Autor schafft es immer wieder, mich mit seinen Wendungen in die Falle zu locken und zu überraschen. Er schreckt auch nicht davor zurück sympathische Figuren über die Klinge springen zu lassen. Also Achtung!

    Für sensible Mägen und schwache Nerven sind Grubers Thriller nichts, denn es geht hier ordentlich und vor allem blutig zur Sache. Für mich ist es jedoch genau die richtige Mischung von blutig, spannend und Humor. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    © Pink Anemone(mit Leseprobe und Autoren-Info)

    Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist das Lieblingskind, unglaublich schön -- und sie hat die Angewohnheit, ihre Männer umzubringen.


    Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig hinter ihrer Schwester aufzuräumen: die Krankenschwester kennt die besten Tricks, um Blut zu entfernen, und ihr Kofferraum ist groß genug für eine Leiche. Dann verknallt sich natürlich auch Tade, der hübsche Arzt aus dem Krankenhaus, in Ayoola, der doch eigentlich für Korede bestimmt ist. Jetzt muss die sich fragen, wie gefährlich ihr Schwester wirklich ist -- und wen sie hier eigentlich vor wem beschützt. Dieser euphorisch gefeierte Roman aus Nigeria ist so beiläufig feministisch wie abgründig, er ist "fiebrig heiß" (Paula Hawkins) und verdammt cool zugleich...
    (Klappentext)


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    "Ein normaler Mensch wäre vielleicht sauer, aber ich verspüre in diesem Augenblick nur das dringende Bedürfnis, diese Leiche loszuwerden.
    Als ich ankam, trugen wir ihn als Erstes in den Kofferraum meines Wagens, damit ich schrubben und wischen konnte, ohne dabei sein kaltes Starren ertragen zu müssen."
    (S. 9)


    Die beiden Schwestern Korede und Ayoola sind nicht nur äußerlich völlig verschieden, sondern auch in allen anderen Dingen.
    Korede, die Ältere, steht mit beiden Beinen im Leben, arbeitet als Krankenschwester, ist klug, empathisch, findet sich selbst jedoch alles andere als hübsch. Ayoola hingegen ist eine wunderschöne Frau, weiß und hört das auch gerne, wickelt jeden um ihren Finger, hat eine narzisstische Ader ... und bringt ihre Liebhaber um.
    Während Ayoola jedes Mal beteuert, dass der Mann an allem schuld war, übernimmt Korede das Reinigen des Tatortes und lässt die Leichen verschwinden. Bis sich Ayoola in den Arzt Tade verguckt, den Korede heimlich anhimmelt.


    "Tade verstummt, und mir gefriert das Blut in den Adern. Ayoola befreit sich aus meinem Griff, aber das macht keinen Unterschied mehr, es ist ohnehin zu spät. Sobald sein Blick auf Ayooda fällt, weiten sich seine Augen. Er rückt seinen Arztkittel zurecht."
    (S. 61)


    Man liest aus der Sicht von Korede und man spürt schnell diesen Konkurrenzkampf in dem sie sich mit ihrer Schwester befindet. Sie bewundert ihre jüngere und hübsche Schwester, fühlt sich für sie verantwortlich, beschützt sie und will nicht, dass ihr etwas Schlimmes passiert. Gleichzeitig spürt man aber auch Neid und Missgust, die sie ihr gegenüber empfindet, denn selbst in der Familie bekommt Ayoola immer das was sie will - Zuspruch, Anerkennung und Liebe, während Korede auch hier das Nachsehen hat.
    Das Einzige was die beiden zu verbinden scheint sind die Aufräumarbeiten, nachdem Ayoola wieder einmal getötet hat. Während Ayoola nach den Morden wieder vergnügt durchs Leben tanzt und keinen Gedanken mehr daran verschwendet, versucht Korede alles, um nicht verdächtig zu erscheinen und der Druck in ihrem Inneren steigt. Der Einzige mit dem sie darüber redet, dem sie ihr Herz ausschüttet, ist ein Patient im Koma.


    "Vor wenigen Tagen erst haben wir einen Mann an das Meer übergeben, aber hier ist sie nun und tanzt.
    Ich lehne mich gegen den Türrahmen und beobachte sie, versuche und scheitere daran, zu verstehen, wie es in ihrem Kopf aussieht."
    (S. 41)


    Im Verlauf erfährt man nicht nur wie es im Inneren von Korede aussieht, sondern wirft auch einen Blick in die Familienverhältnisse und in das Arbeitsleben von Korede. Dabei schwingt immer ein verbitterter und auch verzweifelter Ton mit, was durchaus passend und authentisch ist. Doch obwohl sie ihre Schwester im Stillen verflucht, hält sie immer zu ihr, hilft ihr und glaubt ihr. Immerhin ist sie ihre ältere Schwester und das machen eben ältere Geschwister und außerdem - wer würde ihr schon glauben?


    Der Schreibstil ist schnörkellos und direkt und die Kapitel kurz und knapp. Dadurch fliegt man innerhalb weniger Stunden durch das Buch und obwohl ich es in kürzester Zeit verschlang, ließ es mich doch enttäuscht zurück.


    Es beginnt schon bei den Protagonisten. Sympathieträger findet man hier nicht, wobei das für mich nicht unbedingt ein notwendiges Kriterium ist um eine Story gut zu finden, sofern es zur Story passt. Das tut es definitiv, doch was mich störte waren die blassen Figuren.
    Obwohl man aus Koredes Sicht las, sie mir quasi ihr Inneres offenbarte und mir gleichzeitig auch Ayoola näher brachte, blieben sie beide blass und irgendwie nichtssagend. Mir waren die beiden bis zum Ende hin also in gewisser Weise völlig schnurz.


    Das wäre das Eine, das Andere ist, dass man überall liest, dass es ein feministisches Buch ist, welches die patriarchalen Zwänge Nigerias sichtbar macht. Ich habe weder das eine, noch das andere darin entdeckt. Im Grunde könnte die Geschichte überall spielen, denn Lagos, eine Großstadt in Nigeria, wird nur am Rande erwähnt und die patriarchalen Zwänge werden auch nur kurz angerissen ohne näher auf diese einzugehen.
    Zum Beispiel durch Koredes Einblick in die Erinnerungen an ihren Vater. Das ist natürlich harter Stoff, jedoch so distanziert transportiert und so schnell abgehandelt, sodass es mir nicht so sehr ans Herz ging wie es wohl sollte. Also auch hier wieder dieses Egal-Gefühl.
    Und wo der Feminismus steckt? Tja, keine Ahnung. Nur weil Ayoola schön ist und Männer ihr hinterherhecheln? Sie wurde nicht durch das Patriarchat zu dem gemacht was sie ist, sondern weil sie eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, welche von Mutter und Schwester nicht erkannt und somit unwissentlich gefördert wurde. Sie ist was sie ist - eine Serienmörderin. Aus und Ende.


    "Als Ayoola an diesem Abend zurückkehrt, fasst sie die Rosen an, fotografiert sie und will das Bild gerade online stellen, als ich sie, schon wieder, daran erinnere, dass sie einen Freund hat, der seit einem Monat vermisst wird und um den sie trauern sollte.
    Sie macht einen Schmollmund. >>Wie lange muss ich denn noch langweiliges, trauriges Zeug posten?<<"
    (S. 85)


    Das Ende wird nicht jedem gefallen, doch während mich die gesamte Story und auch die Figuren nicht beeindrucken konnten, fand ich das Ende gut und vor allem, vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet, durchaus authentisch.
    Um das näher zu erklären, müsste ich spoilern, daher möchte ich nur zwei Wörter in den Raum werfen und zwar: Manipulation und Co-Abhängigkeit.


    Fazit:
    Ich habe mir nach all den vielen Rezensionen mit all den Lobhudeleien mehr erwartet und wurde leider dementsprechend enttäuscht.
    Der viel gepriesene Witz war meiner Meinung nach nicht vorhanden, ebenso nicht der erhoffte feministische Kampf gegen das patriarchale Regime Nigerias. Es ist einfach nur ein Roman zweier Schwestern, in der die eine ihre Liebhaber killt und narzisstische Tendenzen aufweist, während die andere zwischen Liebe und Rivalität hin- und hergerissen ist. Leider ohne Tiefe, denn dafür wird alles zu oberflächlich und schnell abgehandelt.
    Schade, denn Potenzial für etwas Großes war durchaus vorhanden. :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    © Pink Anemone (mit Bildern aus dem Buch, Leseprobe, Autoren-Info)

    Es ist kurz vor Mitternacht, als drei junge Einbrecher in einen verlassenen Gemischtwarenladen eindringen, um nach ihrem Raubzug unterzutauchen. Doch Atsuya, Shota und Kohei wird keine ruhige Stunde bis zum Morgengrauen gewährt: Ein Brief wird von außen durch einen Schlitz in den Laden geworfen, obwohl in der Dunkelheit vor der Tür kein Mensch zu sehen ist. Als ihn die erstaunten Kleinkriminellen öffnen, beginnt eine unglaubliche Geschichte, die eine Nacht lang das Leben unzähliger Menschen verändern wird – und eigentlich begann sie vor über dreißig Jahren, als ein weiser alter Mann mit seinen Worten kleine Wunder vollbringen konnte... (Klappentext)


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    "Am 13. September, von einer Minute nach Mitternacht bis Tagesanbruch, wird Namiya Gemischtwaren für eine einzige Nacht wiedereröffnen. Wir bitten jeden, der jemals um Rat gebeten und ihn erhalten hat, um seine ungeschminkte Meinung. Wie hat sich dieser Rat auf Ihr Leben ausgewirkt? Fanden Sie ihn hilfreich oder nutzlos? Bitte werfen Sie Ihre Briefe in den Schlitz im Rollladen, wie in alten Zeiten. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.

    (S. 301)


    Ein altes verlassenes Haus am Ende der Straße, ein angrenzender Gemischwarenladen, ebenso verlassen und verschlossen durch einen Rollladen. Das scheint das ideale Versteck für die drei Kleinkriminellen Atsuya, Shota und Kobei zu sein. Nach einem Raub flüchten sie mitten in der Nacht in diesen Laden, um abzuwarten bis es Tag wird.

    Plötzlich wird ein Brief durch den Briefschlitz des Rollladens in den Laden geworfen und kein Mensch weit und breit ist zu sehen. Nachdem der Schreck der drei Männer abgeklungen ist, erwacht die Neugierde und sie beschließen den Brief zu lesen. In diesem schüttet eine Frau, die sich nur 'Mondhase' nennt, ihr Herz aus und bittet um eine Lösung ihres Problems. Dieser Brief ist an den einstigen Besitzer Yuji Namiya gerichtet, der wohl Antworten auf die schwierigsten Fragen und Probleme hatte. Damals fungierte der Laden wohl auch als Kummerkasten. Allerdings müsste Namiya inzwischen über 100 Jahre alt sein, dieser Laden ist seit Ewigkeiten verlassen, also wer schreibt jetzt noch Briefe an ihn?

    Während Atsuya das alles als Irrtum abtut, beschließen die anderen beiden einfach zurückzuschreiben. Immerhin muss man doch irgendwie die Zeit totschlagen und 'Mondhase' tut ihnen leid. Doch kaum haben sie die Antwort in den Milchkasten geworfen, erhalten sie den Antwortbrief von 'Mondhase', wieder durch den Briefschlitz geworfen und wieder kein Mensch weit und breit zu sehen.

    Dies ist jedoch nicht das Mysteriöseste, denn auch die Zeit steht in dem Laden still und die Briefe von 'Mondhase' scheinen aus der Vergangenheit zu stammen. Die Männer beschließen trotzdem in dem Laden zu bleiben und es entbrennt eine Korrespondenz zwischen den Zeiten, die nicht nur Einfluß auf die drei Einbrecher hat, sondern auf viele anderen auch - in der Gegenwart und in der Vergangenheit.


    "Der Briefschlitz und der Milchkasten sind mit der Vergangenheit verbunden. Wenn jemand von früher einen Brief in den Laden in dieser vergangenen Welt wirft, landet er hier in der Gegenwart. Und genauso fällt ein Brief, den wir in den Milchkasten legen, in den Milchkasten der Vergangenheit."

    (S. 41)


    Wie auch die drei Einbrecher wird man selbst in diese Geschichte hineingesogen, in der der Schleier zwischen Vergangenheit und Gegenwart dünn ist und die Zeit gleichzeitig still steht.

    Im Verlauf liest man aus verschiedenen Perspektiven und beobachtet das Leben unterschiedlicher Figuren, welche mit Schicksalsschlägen, schweren Entscheidungen und unerfüllten Träumen zu kämpfen haben.


    Wie z.B. die schon erwähnte 'Mondhase' - eine junge und vielversprechende Sportlerin, welche hin- und hergerissen ist. Sie trainiert für die Olympischen Spiele, doch ihre große Liebe erkrankt an Krebs und hat nicht mehr lange zu leben. Ihr Freund, ebenfalls Sportler, möchte jedoch, dass sie weitertrainiert, um so für sie beiden den Lebenstraum von Olympia zu erfüllen. Sie aber möchte viel lieber die Zeit, die sie noch zusammen haben, bei ihm verbringen.


    Oder Katsuro, der sein Elternhaus verlassen hat um BWL zu studieren. Sein Traum sieht jedoch ganz anders aus - er will Musiker werden und dafür würde er alles aufgeben. Doch dieser Traum gerät ins Wanken, als er für eine Beerdigung nach Hause kommt.


    "Andererseits war sie vielleicht doch nicht irre und alles real, auf eine märchenhafte Art und Weise. Möglicherweise fand er eine Lösung für sein Problem. Etwas, das ihm half, sein Leben in die richtige Richtung zu lenken. Auf alles vorbereitet, sowohl auf Enttäuschung, als auch auf Überraschung, erklomm Katsuro jetzt den Hügel, bis er vor der verwitterten Fassade des Ladens stand."

    (S. 113)


    Dies sind nur zwei schicksalhafte Leben von vielen und natürlich erfährt man auch die Geschichte des Ladeninhabers Yuji namiya - wie alles begann, wie es sich entwickelte, endete und zu dem führte was nun geschieht.

    Dabei reist man mit den Figuren in die Vergangenheit und es werden, unter anderem, die Olympischen Spiele 1980 und deren Boykott und auch die Beatlemania thematisiert, inklusive des ein oder anderen Musikhits.


    "Ich behandle jeden Brief als Hilfeschrei. Diese Menschen sind nicht anders als wir. Sie haben ein Loch in ihrem Herzen, und etwas Lebensnotwendiges sickert heraus."

    (S. 143)


    Der Schreibstil ist klar, flüssig und lässt einen in eine fantastische Geschichte eintauchen, welche vom Zusammenspiel von Schicksal, zufälligen Entscheidungen und natürlich einem magischen Wunder bestimmt wird. Eine Geschichte, die voller schöner und tragischer Momente steckt, einen zum Schmunzeln und zum Weinen bringt (ja, selbst mich, die nicht wirklich nah am Wasser gebaut ist) und auch zum Nachdenken anregt.


    Umhüllt von dichter Atmosphäre verfolgt man gespannt die verschiedenen Schicksale dieser völlig unterschiedlicher Menschen, deren Leben auf so unglaubliche Art und Weise im Verlauf zusammengeführt und verknüpft werden.

    Hierbei kann man sich auf so einige fantastische Twists gefasst machen, die am Ende zu einem großen Ganzen führen. Das hat der Autor wirklich auf so geniale und stimmige Weise geschafft, dass ich selbst nach dem Beenden noch völlig begeistert und mit einem zufriedenen Lächeln hier sitze.

    Es ist eine Story mit einem Butterfly Effekt vom Feinsten und mit einem Hauch Phantastik!


    "Der Laden sah noch genauso aus wie damals, als sie ihre Briefe eingeworfen hatte. Das Schild war praktisch nicht mehr zu entziffern, und Rost überzog die Ränder des Rollladens, aber das Gebäude verströmte die tröstliche Wärme, die ein alter Mann seiner Enkelin entgegenbrachte."

    (S. 388)


    Die Aufmachung des Buches darf nicht unerwähnt bleiben, denn schon das Cover alleine ist ein Blickfang - silbrig glänzende Pastelltöne machen es einfach zu einem Hingucker. Die Hardcover-Ausgabe ist qualitativ hochwertig und enthält auch noch ein Lesebändchen.


    Fazit:

    Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, welches mich fasziniert und gespannt die Seiten umblättern ließ. Welches mich so berührt und gefesselt hat, mich so in die Geschichte hinein sog und mich dadurch so intensiv am Schicksal der Protagonisten teilhaben ließ.

    Die Twists und die ans Herz gehende Story, die voller Wunder und auch Phantastik steckt, hat mich schlichtweg aus den Pantoffeln gekippt.

    Am liebsten möchte ich in das Buch hineinkriechen und mich für immer im Namiya Gemischtwarenladen verstecken, alles nochmals erleben, mit all den Tränen und dem magischen Zusammenspiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit.

    Was für ein Lesehighlight! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Book-Soundtrack, Rezept zum Buch, Leseprobe und Autoreninfo)

    Von Montauban 1748 bis zum Pariser Schafott 1793: Fünfundvierzig Jahre des außergewöhnlichen Lebens einer Frau und die Erfindung einer neuen Idee in Europa: der Kampf für die Rechte der Frauen. In einer bürgerlichen Familie in der Provinz geboren, vermutlich als uneheliches Kind eines Dramatikers, hat Marie Gouze, genannt Olympe de Gouges, die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts durchquert, wie es nur wenige Frauen taten. Als Schriftstellerin und engagierte Polemikerin grenzt sie sich durch ihren unabhängigen Geist und die mitunter radikale Originalität ihrer Standpunkte ab. Sie setzt sich für die Abschaffung der Sklaverei und insbesondere für die bürgerlichen und politischen Rechte der Frauen ein. Wegen ihrer Ablehnung von Robespierre und den Verfechtern der Revolution wird sie während der Terrorherrschaft guillotiniert. Catel und Bocquet schildern in romanhafter und doch historisch präziser Weise das Leben dieser besonderen Frau, deren Ideale ihrer Zeit voraus waren und die Kernwerte unserer heutigen Gesellschaft bilden. Ein wunderbares Frauenporträt und eine leidenschaftliche Hommage an eine der wichtigsten Figuren des Feminismus... (Klappentext)


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    ">>Dann ist unser Kampf noch längst nicht beendet. Die Frauen sind von Bildung und Macht ausgeschlossen. Bloß gut, dass man uns nicht verboten hat zu schreiben!<<

    >>Genau. Tauchen wir unsere Federn in das Tintenfass der Hoffnung!<<"

    (S. 334)


    Olympe de Gouges ist bei uns eher unbekannt und das obwohl sie eine der wichtigsten Vorreiterin der feministischen Bewegung war - das bereits schon im 18. Jahrhundert.

    Wenn, dann hört man eher als Kurtisane mit unangepasstem Lebensstil von ihr, wobei ihr politisches und feministisches Engagement völlig in den Hintergrund rückt oder gleich überhaupt nicht erwähnt wird. Das war jedoch zu ihren Lebzeiten schon der Fall.


    Dieser Comic wirkt dem entgegen und lässt die Erinnerung an sie aufleben, indem er sich ihrem Leben widmet und so auch der jüngere Generation zugänglicher und interessanter macht.

    Hier erfährt man alles Wesentliche von der Französin, begonnen bei ihrer Geburt, bis hin zu ihrem Gang zum Schafott.


    ">>Das Land muss wirklich begreifen, wie viel Unrecht den Frauen getan wird. Ich habe die Schwarzen verteidigt, und meine Schwestern werden nicht viel besser behandelt.

    Wenn eine untreue Ehefrau oder eine ungehorsame Tochter fürs ganze Leben in ein Kloster gesteckt werden kann, nur weil ein Ehemann oder Vater das will, ist das nicht ein Skandal?<<"

    (S. 320)


    Im Comic erfährt man, in Kombination mit fiktiven Elementen, das alles noch genauer und viel mehr. Obwohl ich das tragische Ende dieser starken Frau kannte, fieberte ich mit.


    Auch der sehr einfache zeichnerische Stil von Catel Muller in schwarz-weiß konnten überzeugen, wenn auch manchmal etwas zu dunkel schraffiert.

    Da es im Lebenslauf von Olympe de Gouges auch Lücken gibt, sind auch manchmal gewaltige Zeitsprünge vorhanden. Dies betrifft aber nur ihre früheren Jahre.


    Ich war jedoch vom darin enthaltenen Jargon nicht immer ganz so angetan, da dieser allzu hip und daher völlig deplatziert wirkt.


    Im Anschluß gibt es dann noch ein Literaturverzeichnis und ein Personenregister, inklusive Kurzbiographie der jeweiligen Personen.

    Die hochwertige HC-Ausgabe aus dem Splitter-Verlag mit Umschlag ist ein zusätzlicher Pluspunkt, der diesen Comic nicht nur im Regal gut aussehen lässt, sondern einem auch immer wieder zum Schmökern einlädt.


    ">>Hörst du denn gar nicht mehr auf zu schreiben, Olympe?<<

    >>Mein Körper ist gefangen, aber mein Geist ist frei. Und da unsere Kerkermeisterin das Geld liebt und meine treue Justine zu mir hält, finden meine Schriften ihren Weg zum Drucker und sodann an die Mauern in ganz Paris.<<"

    (S. 393)


    Fazit: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Mit dieser Comic-Biographie der Feministin und Revolutionärin Olympe de Gouges habe ich mir nicht nur ein wahres Comic-Schmankerl ins Regal geholt, sondern auch eine tolle und vor allem interessante und informative Biographie, welche die Erinnerung an diese faszinierende und mutige Frau wieder hochleben ließ.

    Für die jüngere Generation, Interessierte und vor allem für diejenigen, welche Olympe de Gouges noch nicht kennen, ein toller und leichter Einstieg.

    Und somit beende ich meine Rezension mit einem Zitat von Olympe de Gouges:


    "Mann, bist du fähig, gerecht zu sein? Es ist eine Frau, die dir diese Frage stellt, zumindest dieses Recht nimmst du ihr nicht. Sag mir, wer hat dir die unumschränkte Herrschaft verliehen, mein Geschlecht zu unterdrücken? Deine Kraft? Deine Begabungen? Beobachte den Schöpfer in seiner Weisheit; prüfe die Natur in ihrer ganzen Größe, der du dich annähern zu wollen scheinst, und gib mir, wenn du es wagst, ein Beispiel für diese Tyrannenherrschaft...."

    (Olympe de Gouges)


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit vielen Bildern, einer Kurzbiographie, Leseprobe u.v.m.)

    @Jessy1963

    Naaaww...vielen Dank für das Kompliment :uups: :kiss:

    Ja, ist die HC-Ausgabe und sie ist sooo wunderschön!! Diese Ausgabe gibt es aber seit März auch als TB für knapp 15 €. Falls Du keinen Ziegelstein mit Dir rumschleppen möchtest :lol:

    Die Grenzen des Dorfes sind die Grenzen unserer Welt. Das akzeptieren vielleicht die restlichen Bewohner von Middlemarch, aber nicht Dorothea und Tertius. Wieso sollte einer jungen Frau der Zugang zu Wissen und Geist verschlossen bleiben, wenn die alten Männer damit nur Schindluder treiben? Und warum sollte ein junger Arzt nicht neue Methoden anwenden dürfen, wenn man dadurch Menschenleben retten kann? Neugier ist Pflicht für Dorothea und Tertius. Und um ihre Pflicht zu erfüllen, setzen sie vieles aufs Spiel... (Klappentext)

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    "Nichts auf der Welt ist so unaufdringlich wie der Prozess dieses allmählichen Wandels! Am Anfang atmeten sie ihn ohne Wissen ein; du und ich, wir haben sie vielleicht etwas mit unserem Atem angesteckt, wenn wir unsere falschen Zustimmungen äußerten oder unsere dümmlichen Schlußfolgerungen zogen; oder vielleicht kam es mit den Schwingungen aus dem blick einer Frau."

    (S. 201)


    Man begleitet hier drei Paare, die in einer Kleinstadt namens 'Middlemarch' ihrem Schicksal begegnen.

    Dorothea Brooke, die eine Ehe mit dem viel älteren und konservativen Gelehrten Mr. Casabaun eingeht.

    Ihre Beweggründe waren jedoch weniger romantischer Natur, sondern um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen und dadurch nebenbei alles Wissen aufzusaugen. Mr. Casabaun jedoch wollte im Grunde nur eine bessere Sekretärin und Vorleserin, die ihn und seine Arbeit anhimmelt.

    Anfangs scheint diese Ehe zu funktionieren. Dorothea unterwirft sich ihm, macht alles für ihn um ihn glücklich zu machen, denn wenn er glücklich ist, ist auch sie glücklich. Bis sein Mündel und Vetter Will Ladislaw die Bühne betritt und Dorothea es wagt ihren Ehemann das erste Mal zu kritisieren.

    Selbst nach seinem frühen Tod möchte Mr. Casabaun das Leben Dorotheas kontrollieren und scheint es auch zu schaffen.


    Dann lernt man den jungen Arzt Tertius Lydgate kennen, der neu in der Kleinstadt ist und große Pläne hat. Er möchte die neuesten erlernten medizinischen Methoden nach Middlemarch bringen und seine Forschungen vorantreiben. Er ist dafür bereit ohne Bezahlung im Krankenhaus zu arbeiten und möchte sein Leben einzig seiner Forschung widmen.

    Bis Rosamond in sein Leben tritt. Sie kommt aus gutem Hause, ist wunderschön und entspricht ganz seinem konservativen Frauenbild. Doch Rosamund ist nur das Beste vom Besten gewohnt, verwöhnt, eingebildet und sieht in ihm vor allem die Möglichkeit in der Gesellschaft aufzusteigen, damit alle anderen vor Neid platzen.

    Die rasche Ehe beruht eher auf einem Missverständnis, in das Tertius hineinstolpert, doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb diese Ehe zum Scheitern verurteilt ist. Während er nicht vorhandenes Geld verprasst, um alle Wünsche Rosamondes zu erfüllen, hat er nämlich nicht nur mit dem Widerstand der alteingesessenen Ärzte zu kämpfen.


    Dann hätten wir da noch Mary Garth, eine kluge und empathische junge Frau aus bürgerlichem Haus, die mit beiden Beinen fest im Leben steht, sich nicht so leicht blenden oder um den Finger wickeln lässt und konkrete Vorstellungen hat, wie ihr Ehemann zu sein hat.

    Ihr Kind- und Jugendfreund Fred Vincy ist das Gegenteil - aus der Oberschicht, ein kleiner Hansdampf, der noch nicht so recht weiß wo er steht und was er will. Er ist unsterblich in Mary verliebt, doch bevor sie ihn heiratet, muss er sich erst bewähren und sein Leben grundlegend ändern.


    "Dies war es, was Dorothea so kindlich machte und, einigen Urteilen zu folgen, so dumm bei all der Klugheit, die man ihr nachsagte; wie zum Beispiel gerade jetzt, wo sie sich - bildlich gesprochen - Mr. Casabaun zu Füßen warf und seine unmodischen Schnürsenkel küsste, als wäre er ein protestantischer Papst."

    (S. 78)


    Schon alleine die Geschichten dieser drei Paare könnte Bücher füllen, doch die Autorin Mary Ann Evans beschränkt sich nicht nur auf diese sechs Protagonisten.

    Es ist auch kein, wie viele nun eventuell vermuten, Liebesroman, denn die Liebe und Romantik spielen hier eher eine untergeordnete Rolle. Viel mehr ist es eine soziologische Gesellschaftsstudie in einer Zeit des Umbruchs.

    Der Beginn von etwas Neuem, welches das Alte langsam verdrängt, eine neue Generation wächst heran und ist dabei mit alten Traditionen und veraltetem Wissen zu brechen. Es ist eine Geschichte der gesellschaftlichen Emanzipation.

    Mit Feminismus hat das Buch also nur wenig zu tun, auch wenn das oft und gerne als Marketingaufhänger benutzt wird.

    Dies wird vor allem klar, wenn die Autorin auf die damaligen politischen Ereignisse eingeht, wie zum Beispiel die Reformation (Reform Act 1832) oder in Bezug auf die damalige Ökonomie und beginnende Industrialisierung.


    "Im Kreisbezirk, zu dem Middlemarch gehörte, war die Eisenbahn ein ebenso aufregendes Thema wie das Reformgesetz oder die drohenden Schrecken der Cholera, und vor allem die Frauen und die Gutsbesitzer hatten darüber die ausgeprägtesten Ansichten."

    (S. 733)


    Doch auch vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet enthält dieses Buch ganz großes Kino, stehen doch vor allem zwischenmenschliche Beziehungen im Vordergrund und das Schicksal ist hier ein ganz großes Thema.

    Wie reagieren die einzelnen Figuren auf Schicksalsschläge, wie werden sie damit fertig zu scheitern und wie gehen sie daraus hervor? Im Verlauf entwickeln sich die Figuren, ob nun positiv oder negativ, ergo auch hier geht es um die Entwicklung.


    Wer nun denkt, dies wird auf trockene Art und Weise an die Leserschaft gebracht, der irrt gewaltig.

    Man taucht in eine typische Kleinstadtwelt ein, eine Welt voller Klatsch und Tratsch, Missgunst und Neid und politischen und familiären Intrigen, inklusive Erbschleicherei. Es kommt zu spannenden, tragischen und traurigen Momenten, sowie überraschenden Wendungen.


    Die Figuren sind vielschichtig gezeichnet, selbst Nebenfiguren enthalten Tiefe und die ein oder andere sorgt auch für ein Schmunzeln.

    Auf den ersten Blick waren mir die meisten Figuren, allen voran Dorothea, eher unsympathisch, doch hier ist keine Figur nur schwarz oder weiß gezeichnet und dadurch kommt die Entwicklung im Verlauf der Geschichte jedes einzelnen umso mehr zur Geltung.

    Jede Figur, und mag sie noch so unwichtig erscheinen, ist ein wichtiger Bestandteil in dieser Geschichte. Im Verlauf greifen alle Zahnrädchen ineinander und ergeben ein großes Ganzes. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass eine nur sporadisch auftretende Figur auf jeden einzelnen Protagonisten im Städtchen Middlemarch Einfluss hat, um einige schließlich in den Abgrund zu reißen.


    "Doch jeder, der genau die geheimnisvollen Wege beobachtet, die die menschlichen Schicksale zusammenführen, sieht, wie sich ganz langsam die Einflüsse des einen Lebens auf ein anderes ankündigen, was die Gleichgültigkeit oder den kalten Blick, mit dem wir einen noch fremden Nachbarn anstarren, fast als eine wohlberechnete Ironie ausweist. Das Schicksal steht voll Sarkasmus daneben und hält die Fäden unserer 'dramatis personae' fest in der Hand."

    (S. 136)


    Wenn man zeitgenössische Romane gewohnt ist, ist der Schreibstil der Autorin anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, was jedoch bei allen Klassikern aus dieser Epoche der Fall ist.

    Ich musste mich, wie immer, erst an die langen Schachtelsätze gewöhnen, doch nach nur paar wenigen Seiten war ich in der Geschichte gefangen.

    Die Autorin macht es einem aber auch leicht, da sie zwischendurch auch trockenen Humor und Sarkasmus einstreut.

    Zwischendurch wendet sie sich dabei an den/die LeserIn selbst und jedes Kapitel wird durch ein Motto eingeleitet. Viele davon stammen aus ihrer eigenen Feder.

    Doch auch der Übersetzer Rainer Zerbst hat hier hervorragende Arbeit geleistet.


    "Bei Frauen erwartete man keine festen Überzeugungen; überhaupt bestand die beste Garantie für Gesellschaft und Familienleben darin, dass man überhaupt nicht nach seinen Überzeugungen handelte. Vernünftige Leute taten, was ihre Nachbarn taten, sodass man Verrückte, falls irgendwelche auf freiem Fuß waren, erkennen würde und ihnen aus dem Weg gehen konnte."

    (S. 24)


    Ich äußere mich nur selten über die Aufmachung eines Buches, doch hier muss es einfach sein, denn der dtv-Verlag hat hier großartige Arbeit geleistet. Wunderschöne Umschlaggestaltung und das qualitativ hochwertige Hardcover mit Lesebändchen sind ein wahrer Augenschmaus.

    So macht es gleich nochmal so viel Spaß in diesem Buch zu lesen, möge es noch so schwer sein. Zudem ist es dadurch ein toller Hingucker im Bücherregal. Vor allem bei Klassikern greife ich daher gerne zu solchen HC-Ausgaben, da diese in meinen Regalen bleiben dürfen.

    Da der dtv-Verlag vor allem in Bezug auf Literaturklassiker mein absoluter Favorit ist, hätte ich nichts dagegen, wenn mehr Klassiker in dieser wunderschönen Aufmachung erscheinen würden.


    Wie jeder Literaturklassiker aus dem dtv-Verlag, enthält auch diese Ausgabe ein interessantes Vorwort, diesmal von Elisabeth Bronfen, und ein ebenso interessantes wie auch informatives Nachwort des Übersetzers Rainer Zerbst. Da das Vorwort jedoch gewaltig spoilert, sollten diejenigen, die "Middlemarch" noch nicht kennen, dieses erst am Ende lesen.

    Zum besseren Verständnis sind natürlich auch reichlich Fußnoten mit Anmerkungen vorhanden.

    Auch dies alles Gründe, weshalb ich bevorzugt Klassiker aus dem dtv-Verlag wähle und weil hier wirklich gute ÜbersetzerInnen am Werk sind. Bei Letzterem bin ich nämlich wirklich etwas pingelig.


    Fazit:

    Einen Monat hab ich an diesem Wälzer von 1152 Seiten gelesen. Obwohl dieser durchaus ein paar Längen enthält, die politischen Ereignisse waren mir manchmal doch etwas zu trocken, reiste ich immer wieder gerne in das Städtchen Middlemarch und verfolgte gespannt Klatsch und Tratsch, Intrigen und vor allem die unterschiedlichen Entwicklungen der Figuren.

    Wie gerne würde ich all das Gelesene wieder vergessen, um alles wieder neu lesen und entdecken zu dürfen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    © Pink Anemone (mit vielen Bildern aus dem Buch, Leseprobe und Autoren-Info)

    Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der Literatur so wichtig genommen wird, dass es eine Spezialpolizei gibt, um sie vor Fälschern zu schützen? Als Geheimagentin Thursday Next ihre neue Stelle in Swindon antritt, ahnt sie schon, daß ihr die größte Herausforderung ihrer Karriere bevorsteht: Niemand anderes als der Erzschurke Acheron Hades hat Jane Eyre aus dem berühmten Roman von Charlotte Brontë entführt, um Lösegeld zu erpressen. Eine Katastrophe für England, das mit dem seit 130 Jahren tobenden Krimkrieg schon genug Sorgen hat. Aber Thursday Next ist eine Superagentin: clever und unerschrocken. Und wenn sie wirklich mal in die Klemme gerät, kommt aus dem Nichts ihr von den Chronoguards desertierter, ziemlich anarchistischer Vater, um für ein paar Minuten die Zeit anzuhalten... (Klappentext)

    ❃❃❃❃❃


    "Der Wachmann, der im Haus seinen Rundgang machte, hörte Acheron nicht kommen. Sein lebloser Körper wurde später unter dem Ausgußbecken gefunden. Lautlos stieg Hades die Treppe hinauf. Dabei hätte er soviel Lärm machen können, wie er nur wollte. Er wußte, dass ihm die Wachleute mit ihren 38ern nichts anhaben konnten, aber mir nichts, dir nichts hineinzuspazieren und sich zu bedienen machte einfach keinen Spaß."

    (S. 270)


    Dies ist der 1. Band einer ganz besonderen Buchreihe, welche einem in eine abgefahrene Parallelwelt der 80er Jahre katapultiert.

    Eine Welt, in der zwar die Computer erfunden wurden, es aber Luftschiffe gibt, eine Welt in der England seit 130 Jahren Krieg mit den Russen um die Krim führt, in der manche Spezialisten durch die Zeit reisen können und, und das ist das Wichtigste, eine Welt in der sich alles um Literatur dreht. So werden z.B. von Kindern Sammelkarten mit AutorInnen getauscht, die Baconiers klopfen an Türen und wollen die Menschen bekehren zu glauben, dass Francis Bakon die Shakespeare-Werke geschrieben hat und es gibt natürlich Spezialeinheiten, welche sich der literarischen Kriminalität entgegenstellen.

    Zu einer dieser Einheiten gehört auch Thursday Next, die Protagonistin. Genauer gesagt arbeitet sie als Literaturagentin und sie macht Jagd auf den Superschurken unter den Kriminellen - Acheron Hades. Diesem wird zur Last gelegt das Originalmanuskript "Martin Chuzzlewit" von Charles Dickens aus dem Museum entwendet zu haben.

    Da der Täter keinerlei Spuren hinterließ und nicht einmal von den Kameras entdeckt wurde, kann es nur Acheron Hades gewesen sein. Doch was will er mit diesem Manuskript?

    Thursday war ihm knapp auf den Fersen, doch dieses Zusammentreffen überlebte sie nur knapp. Für sie ist klar - bei diesem Mistvieh von Schurken muss sie härtere Geschütze auffahren, denn Acheron Hades scheint nicht nur Meister der Manipulation und Täuschung zu sein, sondern nahezu kugelsicher. Wie will man so einen zur Strecke bringen? ... Und die Jagd beginnt.


    ">>Er verfügt über bemerkenswerte Fähigkeiten. Deshalb dürfen wir auch seinen Namen nicht laut aussprechen. Ich nenne das die Regel Nummer Eins.<<

    >>Seinen Namen? Warum nicht?<<

    >>Weil er seinen Namen - selbst wenn man ihn nur flüstert - im Umkreis von mindestens tausend Meilen hören kann. Mit seiner Hilfe nimmt er sozusagen unsere Witterung auf.<<"

    (S. 32)


    Mit dem Einstieg tat ich mir anfangs etwas schwer, da man von der ersten Seite an in diese irre Parallelwelt geworfen wird. Nach ca. 50 Seiten gewöhnte ich mich jedoch an diese Welt und begann sie so richtig zu genießen.

    Im Verlauf lernt man diese Welt immer besser kennen, genau wie auch die Protagonisten selbst. Mit ihr erlebt man nicht nur völlig skurrile Grundgesetze, die in dieser Welt herrschen, sondern auch ebenso skurrile Personen. Dabei nimmt der Autor häufig Bezug auf die Literatur, vorzugsweise britische Klassiker. Da hätten wir z.B. Onkel Mycroft und Tante Polly. Na? Kommen Euch diese Namen nicht irgendwie bekannt vor?

    Es gibt hier für bibliophile Nerds also unheimlich viel zu entdecken, vor allem, wenn man den ein oder anderen Klassiker kennt, was für zusätzlichen Lesespaß sorgt.


    ">>Er könnte ja in das Buch auch vorsätzlich hineingesprungen sein. Und dann hat es ihm in dem Roman so gut gefallen, dass er einfach dortgeblieben ist.<<

    Victor blickte mich argwöhnisch an. Aus Angst für einen Springer gehalten zu werden, hatte er es nicht gewagt, jemanden von seiner Theorie zu erzählen, und nun kam auf einmal eine Londoner Literatur Agentin daher, kaum so alt wie er, und ging weiter, als er es sich je hätte vorstellen können. Da traf ihn die Erkenntnis.

    >>Sie haben es selbst schon mal gemacht, stimmt's?<<"

    (S. 213)


    Der Schreibstil ist flüssig und der Autor weiß Spannung zu erzeugen. Zudem hat er eine einzigartige Welt erschaffen, die voller Liebe zur Literatur steckt und in der alles anders ist als in unserer Welt.

    Dies war anfangs für mich etwas verwirrend, da man, wie schon erwähnt, in diese Welt hineingestoßen wird ohne Zeit zu haben sich auf diese einzustellen. Gleichzeitig beschreibt er diese Welt, als wäre es für ihn das Normalste auf der Welt und das machte es schließlich zu einem kleinen Erlebnis diese Welt zu entdecken.

    Die Kapitel sind zudem kurz und werden durch Anekdoten aus Sach- und Fachbüchern aus dieser Welt eingeleitet, wie z.B. aus verschiedenen Geschichtsbüchern oder Biographien, die einem ebenso Einblick in diese verrückte Welt werfen lassen.


    Die Figuren und allen voran die Protagonistin Thursday Next, sind wunderbar und facettenreich gezeichnet. Man begegnet hier nicht nur Schurken und Figuren, die man sofort ins Herz schließt, sondern auch skurrilen und nicht ganz durchschaubaren Figuren.

    Auch für Spannung und Action wird hier gesorgt, inklusive überraschender Wendungen und äußerst schrägen und trockenen Humor. Und so stürzt man sich mit der einzigartigen und selbstbewussten Thursday in irrwitzige Missionen und Abenteuer.


    "Der Geruch von versengter Kleidung stieg mir in die Nase. Ich wich zurück, als eine grelle, orangerote Flamme aus seinem Jackett schlug. Sie setzte seinen Körper in Brand, und wir räumten eilig das Feld, während er in der starken Hitze bis zur Unkenntlichkeit verkohlte; das Ganze dauerte keine vierzig Sekunden..."

    (S. 261)


    Leider nimmt jedoch Jane Eyre selbst nur eine untergeordnete Rolle ein und wird erst gegen Ende präsent, was mich persönlich ein kleines bisschen enttäuschte. Für das Buch wäre wohl der Titel "Der Fall Martin Chuzzlewit" passender gewesen.


    Fazit:

    Für einen Buchnerd wie mich, der auch die klassische Literatur liebt, war dieses Buch ein ganz besonderes Erlebnis.

    Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten lernte ich rasch diese schräge Welt kennen und vor allem lieben. Am Ende wollte ich daraus überhaupt nicht mehr auftauchen und daher ist für mich klar, dass ich diese Reihe weiterverfolgen werde. Denn was gibt es Schöneres, als in eine verrückte Welt einzutauchen, die sich ganz der Literatur verschrieben hat? :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Autoren-Info und Rezept zum Buch "Stanfords berühmtes Krabben-Sandwich")

    Magnus schlägt sich nach dem Tod seiner Mutter allein auf der Straße durch, denn seinen Vater hat er nie gekannt. Bis er eines Tages etwas Unglaubliches erfährt: Er stammt von einem der nordischen Götter Asgards ab! Leider rüsten diese Götter gerade zum Krieg; auch Trolle, Riesen und andere Monster machen sich bereit. Ausgerechnet Magnus soll den Weltuntergang Ragnarök verhindern. Dafür muss er ein magisches Schwert finden, das seit 1000 Jahren verschollen ist. Noch hat er keine Ahnung, was für Abenteuer auf ihn warten! ... (Klappentext)


    ">>Mythen sind nichts anderes als Geschichten über Wahrheiten, die wir vergessen haben.<<"

    (S. 37)


    Es ist Januar und der Winter hat Boston wieder einmal fest im Griff. Für Magnus Chase nichts Neues, lebt er doch schon seit zwei Jahren auf der Straße. Seit dem Tag als seine Mutter auf mysteriöse Weise umkam. Den letzten Rat, dem sie ihm mitgegeben hat war, dass er sich vor ihrer Familie und vor allem vor Onkel Randolph in Acht nehmen muss.

    Doch nun sucht ihn gerade dieser. Alles nur weil er heute 16 Jahre wird und es für Magnus deshalb Zeit wird ein ganz besonderes Erbe anzunehmen, welches ihm sein Vater hinterlassen hat. Magnus stammt nämlich von einem nordischen Gott ab und bei den nordischen Göttern herrscht große Unruhe. Ragnarök, die große Götterdämmerung, steht bevor und er ist auserwählt diese zu verhindern.

    Magnus versteht die Welt nicht mehr! Er, der es faustdick hinter den Ohren hat, sich mit Diebstählen über Wasser hält und absolut nichts von seinem Vater weiß, soll sich mit Göttern, Trollen und Riesen anlegen, um die Welt zu retten.

    Nun denn, dann wollen wir mal mit ihm die Welt der Götter gehörig durcheinander bringen - sie haben es ja nicht anders gewollt.


    ">>Und warum sagt ihr nicht einfach A.D.?<<

    >>Weil Anno Domini, das JAHR DES HERRN, für Christen ja schön und gut ist, aber Thor ärgert sich dann immer furchtbar. Er ist immer noch sauer, weil Jesus damals seine Herausforderung zum Duell nicht angenommen hat.<<"

    (S. 71)


    Mit Magnus erlebt man wirklich allerhand Spannendes.

    Man gelangt nach Walhalla, was völlig anders ist als erwartet. Man muss sich auf die Suche nach dem Schwert des Sommers machen, lernt dabei verschiedene Wesen und Götter kennen, wobei einem nicht alle wohlgesinnt sind und so stolpert man mit Magnus von einem Abenteuer in das nächste.

    Da auch Magnus bis vor Kurzem keinen Plan von der nordischen Mythologie hatte, lernt man mit ihm diese nach und nach kennen und tritt ein in eine Welt voller Mythen und Magie.


    Man liest aus der Sicht von Magnus, dabei wendet er sich auch manchmal direkt an die LeserInnen und bezieht so einen direkt in das Geschehen mit ein.

    Ich habe diesen vorlauten und frechen Jungen von der ersten Seite an ins Herz geschlossen. Er besitzt einen trockenen Humor, der vor Ironie und Sarkasmus strotzt, er ist ein kleiner Klugscheißer, hat aber Köpfchen und das Herz am rechten Fleck. Kurz gesagt - dieser Junge ist eine echt coole Socke.

    Doch auch die anderen Figuren sind hervorragend gezeichnet, wobei man so manche ebenso ins Herz schließt, während man anderen mit Respekt begegnet und wieder andere nicht das zu sein scheinen, was sie sind.


    "In diesem Moment brach Ratatosk über uns durch das Blattwerk. Wenn ihr euch einen mit rotem Fell überzogenen Panzer vorstellt, der einen Baum hinunterklettert ... na ja, das Eichhörnchen war noch viel furchterregender. Seine Vorderzähne waren zwei Keile aus weißem Emailleterror. Seine Krallen waren Dolche. Seine Augen waren schwefelgelb und loderten vor Zorn."

    (S. 302)


    Der Schreibstil ist einfach und flüssig, die Story spannend, abenteuerlich und voller überraschender Wendungen, das Ende enthält einen fesselnden Showdown und macht einen gleichzeitig auf den Folgeband neugierig. Ja, hier passt einfach alles!


    "Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mein Körper in der richtigen Frequenz summte, als ob ich endlich die richtige Tonlage für den miesen Soundtrack zu meinem Leben gefunden hätte."

    (S. 43)


    Fazit:

    Wenn Ihr Lust habt mit einem Alben, einem Zwerg und einer irakischen Walküre durch die neun Welten zu reisen, mit einem Stierkopf-Köder zu angeln, um die Midgardschlange zu ärgern, ein Schmiededuell der Zwerge erleben möchtet und Euch am Ende dem Fenriswolf entgegenstellen wollt, dann ist dieses Buch genau das Richtige.

    Ich habe mich köstlich amüsiert, bin von der Darstellung der nordischen Götter und deren Legenden beeindruckt und begeistert zugleich und habe es genossen mit Magnus verrückte und spannende Abenteuer zu erleben.

    Ich für meinen Teil bleibe dieser Reihe definitiv treu, denn Loki heckt schon wieder etwas aus. Nur gut, dass ich inzwischen auch den 2. Band dieser Reihe im Regal stehen habe. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Autoren-Info und Book-Soundtrack)

    Es ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes. Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen mit gespitzten Ohren. Schon in jungen Jahren macht sich Vida auf den Weg, um die Wahrheit zu finden. Sie hört den Ruf der Toten und begegnet ihrer eigenen Zukunft. Mit dreizehn lehren ihre Tanten sie die Mudras der Verbannung und sich ohne Waffen zu verteidigen. Denn Vida wurde geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen. Aber niemand rechnet damit, dass sie ihren eigenen Weg geht und selbst dem Tod die Stirn bietet... (Klappentext)


    ❆❆❆❆❆


    "Der Tod ist ein Habicht, der auf dem Wipfel einer Kiefer sitzt und wartet. Er ist nicht hungrig, er verspürt keine Kälte, und würde man ihn fragen, würde der Habicht zugeben, dass er kein Habicht ist. Der Tod ist immer ein Teil des Landes, der Menschen, Pflanzen und Tiere. Er zeigt sich in der Nacht und im Sonnenschein, er atmet unter Wasser und schläft im Fels."

    (S. 9)


    In einem kleinen sibirischen Dorf anno 1704 liegt eine Frau in den Wehen. Zu dieser Zeit, in der der eisige Winter übers Land fegt, werden normalerweise keine Kinder geboren, doch diese Mutter ist nicht wie alle anderen.

    An diesem Tag liegen Licht und Schatten nah beieinander, ergänzen sich und gehen Hand in Hand, denn während die Mutter bei der Geburt stirbt, wird ein Kind des Lichts geboren, ein Kind namens Vida.

    Vida ist ein aufgewecktes Mädchen, welches vom Vater vergöttert und von den Tanten in der Naturmagie unterrichtet wird. Noch weiß sie nicht was das Schicksal für sie bestimmt hat und welche Aufgaben auf sie warten. Doch Vida wäre nicht Vida, wenn sie nicht selbst hier ihren Kopf durchsetzen würde, denn Vida kann mit den Toten sprechen und so geht das Licht wieder mit den Schatten Hand in Hand.


    "Jeden Vogelruf ahmte sie perfekt nach, jede Tierspur war ihr vertraut und sie konnte sich lautlos anschleichen und den rauen Pelz eines schlafenden Fuchses berühren, wenn ihr danach war. Die Tanten lehrten sie, zu riechen und zu schmecken, sie brachten ihr bei, genauer hinzuschauen und sich die Zeit zu nehmen, damit sie sah, was nicht gesehen werden wollte."

    (S. 42)


    Gemeinsam mit Vida lernt man diese Welt mit ihren kalten und entbehrungsreichen Wintern, mit ihrer Magie, den Sagen und Legenden kennen. Dabei erfährt man wer Vida wirklich ist.

    Da Vida nämlich ein Kind des Lichts ist, kann sie nicht nur mit den Toten sprechen, sondern besitzt noch eine weitere Gabe. Sie versteht die Natur auf intensive Art und Weise, wie es andere nicht vermögen.

    Man erlebt mit Vida ihre Kindheit und wie sie langsam erwachsen wird. Und so sitzt man neben ihr als sie zum Beispiel einem Krieger Dschingis Khan bei einem Lagerfeuer versucht zu erklären, dass er seit fünfhundert Jahren tot ist, man rettet ein Bärenjunges und auch einen Raben, welcher jedoch kein Rabe ist und vieles mehr.

    Dabei taucht man in eine fantastische Welt voller Naturmagie ein, welche einem während des Lesens mit einer ganz eigenen Atmosphäre umgibt.


    ">>Du musst neugierig bleiben, Vida, du musst Grenzen überschreiten, damit du sie respektieren lernst. Versagen gehört zum Leben dazu, und du wirst immer wieder versagen, ehe du an dein Ziel kommst. Dennoch solltest du aufpassen, welchem Ruf du folgst.<<"

    (S. 126)


    Man liest aus auktorialer Erzählperspektive und begleitet dabei nicht nur das Mädchen Vida, sondern auch einen Wächter, welcher die Ankunft Vidas erwartete und der erschaffen wurde, um Vida zu finden und zu zerstören. Oder aus der Sicht der Göttin der Dunkelheit, deren Existenz durch Vida bedroht wird. Und somit ist man auch dabei als die Welt erschaffen wurde, wie eine neue Weltordnung entstand und das Böse Einzug hielt.


    "An solchen Tagen musste sie sich daran erinnern, was sie zur Göttin gemacht hatte - sie war die Dunkelheit, die das Licht verdrängt und das Böse auf diese Welt gebracht hatte. Sie war alles, alles war sie. Wegen ihr wurden Kriege geführt, Lügen gesät und Intrigen geschmiedet, aber sie war gleichzeitig auch eine große Inspiration, denn jede Zerstörung zog einen Aufbau nach sich."

    (S. 240)


    Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Story voll dichter Atmosphäre und Tiefe und die Figuren weder nur gut, noch nur böse, sondern facettenreich wie das Leben selbst.

    Dabei ist man umgeben von wundervollen Natur- und Settingbeschreibungen, wobei die Natur mit der Magie Hand in Hand geht.


    Fazit:

    Hier tauchte ich in eine Geschichte und eine Welt ein, die mich an Märchen, Sagen und Legenden aus längst verangener Zeit erinnerte. Eine Zeit, in der die Natur mit der Magie eng verbunden war. Eine Geschichte mit unglaublich dichter Atmosphäre, wundervollen und auch tragischen Momenten.

    Das war für mich eines jener Bücher, in dem ich stundenlang versank, die Atmosphäre genoß, dabei die Umgebung um mich herum vergaß und aus dem ich nicht mehr auftauchen wollte. Ein Buch, welches mich traurig stimmte, als es zu Ende war und am liebsten hätte ich es gleich nochmals gelesen.

    Ein ganz besonderes Lesehighlight! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Book-Soundtrack und Rezept zum Buch "Solomons veganer Bohneneintopf")

    Tief in den Wäldern des Nordens begegnet der Wikingerjunge Odd den Göttern Odin, Thor und Loki. Die drei nehmen den Jungen mit auf eine abenteuerliche Reise nach Asgard, die Götterstadt. Denn nur einer wie Odd kann die Eisriesen von dort vertreiben und die Welt vom ewigen Winter befreien: Einer, der so fröhlich ist, einer, der so glücklich ist – wie Odd ... (Klappentext)


    ❆❆❆❆❆


    "Anfang März war der schlimmste Teil des Winters vorüber. Der Schnee taute, die Flüsse schwollen an und die Welt erwachte zu neuem Leben.
    Nur in diesem Jahr nicht."
    (S. 14)


    In Norwegen lebte einst ein Wikingerjunge von 12 Jahren namens Odd. In seinem Wikingerdorf hatte er es nicht leicht. Sein Vater starb auf hoher See, bei einem Holzhacker-Unfall zertrümmerte sich Odd ein Bein und konnte sich nur noch mit einer Krücke fortbewegen und als seine Mutter Elfred den Fetten heiratete, hatte er es auch zu Hause schwer.
    Trotz all dieser Schicksalsschläge verlor Odd nie sein Lächeln. Selbst als plötzlich der Winter nicht mehr enden wollte lächelte Odd. Ja, er lächelte immerzu und dies beunruhigte die Dorfbewohner.
    Schließlich zog der Junge tief in den Wald in die frühere Holzfällerhütte seines Vaters. Dort machte er auf wunderliche Weise die Bekanntschaft mit einem Bären, einem Fuchs und einem Adler. Noch wunderlicher wurde es, als sich herausstellte, dass es sich hierbei um niemand Geringeres als um die Götter Thor, Loki und den Göttervater Odin handelte. Diese befinden sich jedoch keineswegs freiwillig in dieser "Verkleidung". Die Eisriesen haben Asgard eingenommen und dies war auch der Grund, weshalb der ewige Winter auch in Midgard, der Menschenwelt, herrschte.
    Und so machten sich die vier ungewöhnlichen Gefährten auf den Weg nach Asgard, um den Eisriesen das Fürchten zu lehren und diese wieder zu vertreiben.
    Möge das Abenteuer beginnen.


    Hier eröffnet sich einem eine wunderbare Geschichte, welche einen kleinen Teil der nordischen Mythologie aus der Sicht eines kleinen Menschenkindes namens Odd erzählt und in der nicht die Götter, sondern dieser kleine Junge der Held der Geschichte ist.


    Diese kommt ganz ohne Action und Rambazamba aus und besticht eher durch Witz und einer kleinen und wunderschönen Moral.


    "Wenn Magie bedeutet, dass man jenen Dingen den Lauf lässt, den sie sowieso nehmen wollten, oder sie werden lässt, was sie sowieso werden wollten... "
    (S. 103)


    Hier ist niemand perfekt und allwissend, schon gar nicht die Götter und auch die Eisriesen sind nicht nur böse.
    Jeder hat so seine Stärken und Schwächen. Es kommt nur ganz alleine darauf an wie man diese einsetzt.
    Odd hat zwar einen verkrüppelten Fuß, lässt sich dennoch nicht davon abhalten mit den Göttern loszuziehen, um Asgard zu retten. Gemeinsam ist man eben stark.
    Weiters besitzt er ein entwaffnendes Lächeln und schafft es allein durch reden und zuhören dem Eisriesen wieder zurückzuschicken. Man muss eben nicht immer kämpfen und laut herumschreien.



    Neil Gaiman ist ein begnadeter Geschichtenerzähler und kann mit seiner atmosphärischen Schreib- und Erzählweise Kinder und Erwachsene gleichermaßen in seinen Bann ziehen.
    Dieses Buch eignet sich nicht nur für Kinder ab 10 Jahren, um selbst in diese fantastische Welt der Götter zu reisen, sondern auch, um es kleineren Kindern vorzulesen. Am besten unter einer Decke zusammengekuschelt und heißen Kakao schlürfend. Dies jedoch nicht nur aufgrund der kindgerechten Sprache und der Geschichte, die im Stil eines Märchens daherkommt. Hier gibt es nämlich auch allerhand zu sehen und zu entdecken.


    "Odd zuckte bloß die Achseln und lächelte weiter. Es war jenes breite, verstörende Lächeln, das ihm zu Hause regelmäßig Prügel eingetragen hatte. Der Eisriese wollte ihn ebenfalls schlagen, um dieses Lächeln aus seinem Gesicht zu wischen. Aber nie zuvor hatte jemand den Eisriesen auf diese Weise angelächelt, und das irritierte ihn."
    (S. 86)


    Diese Schmuckausgabe in Hardcover ist schon von außen eine Augenweide, doch im Inneren ist dieses Buch noch viel schöner.


    Die Illustrationen von Chris Riddell sind Tuschezeichnungen in schwarz-weiß, die mit silbrig schimmernden Akzenten geschmückt sind. Bei näherem Betrachten erkennt man die Liebe zum Detail. Dadurch ist das bloße Betrachten dieser Zeichnungen schon ein kleines Erlebnis und von diesen Zeichnungen gibt es viele. Auf jeder zweiten Seite kann man diese Illustrationen betrachten, manchmal sogar doppelseitig.


    Fazit:
    Es ist ein wahrer Genuß in diesem Buch zu lesen, zu schmökern und die Bilder zu betrachten. Die Story selbst ist witzig, fantastisch und wunderschön gleichermaßen.
    Da dieses Buch nur 120 Seiten zählt und davon die Hälfte mit Illustrationen geschmückt ist, war ich innerhalb einer gemütlichen Lesestunde durch. Danach habe ich verträumt nochmals die Zeichnungen betrachtet, bis ich das Buch zufrieden schloß. Zugegeben war so manches Seufzen auch etwas wehmütig, denn ich wäre gern noch viel länger beim lächelnden Jungen Odd verweilt. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone(mit vielen Bildern und Autoren- und Illustratoren-Info)

    Als die junge Ärztin Katharina kurz nach Weihnachten die Berghütte ihrer Familie erreicht, erhofft sie sich einfach nur ein paar Tage Abstand von ihrem Alltag im Krankenhaus. Doch schon bald greifen in der verschneiten Einsamkeit der Berge die Bilder ihrer Träume nach ihr. Auch die Andeutungen der alten Irmelin, die das Jahr über auf die Hütte aufpasst, verunsichern sie. Was hat es auf sich mit der besonderen Zeit zwischen den Jahren?

    In atmosphärischer Dichte erzählt, wird der Leser in die Magie archaischen Wissens hineingezogen und taucht mit Katharina ein in die Mystik der Bergwelt. Der Roman zeigt den Weg einer inneren Heilung ... (Klappentext)


    ❆❆❆❆❆


    "Die Städter sind die Besitzer der Hütte. So steht's in den Papieren. Die Hütte ist älter als die Papiere, wie auch der Berg. Natürlich gehört die Hütte tatsächlich dem Berg und dem Wald. Kaum noch jemand weiß das. Die ganz Alten im Tal wissen es, und sie meiden die Hütte. Wie auch den Hof der Irmelin, die für sie zur Hütte gehört."

    (Seite 8 )


    Die Rauhnächte sind die Nächte zwischen den Jahren. In dieser Zeit sind die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt und während die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit, auch "Die Wilde Jagd" genannt, durch das Land ziehen, fallen die Grenzen zur Anderswelt. So sagen es die uralten Legenden an die doch keiner mehr so richtig glaubt.

    Doch hoch oben, wo die alte Irmelin wohnt, ist es nicht nur Volksglaube, Mythos und Legende. Die alte Irmelin weiß das, sie lebt immerhin schon ihr Leben lang unterhalb des Berges. Sie kennt den Berg, die Winde und auch die einsame Berghütte, die sie für die Städter in Schuß hält.


    Die Berghütte gehört zum Berg und manche sagen sie wäre genauso alt wie er. Doch etwas ist anders, das spürt die alte Irmelin. Die Hütte wartet auf jemanden und scheint das sogar gutzuheißen ... und dann taucht diese junge Ärztin auf und richtet sich in der Hütte ein.

    Katharine, so der Name der Ärztin, möchte sich von ihrem stressigen Alltag erholen und hat dafür die einsame Berghütte ihrer Familie gewählt. Doch auch sie spürt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

    Was wollen Berg und Hütte ihr sagen, was will diese Irmelin von ihr und seit wann können Raben sprechen?


    ">>Die wilde Jagd, jedes Jahr um diese Zeit. Möcht' die Hollerin selber sein, die herumzieht und sieht, ob alle die Ruhe einhalten, die geboten ist. Und die wilden Reiter hinter Wotan und mit dem braven Eckart. Denen geh aus dem Weg. Sieh zu, dass du nicht draußen bist in der Nacht. Und dass nichts draußen ist von dir, in dem sie sich verheddern könnten."

    (S. 62)


    Man liest aus der Perspektive beider Frauen, der "Alten" und der "Jungen" und mit ihnen erlebt man die Tage und Nächte zwischen den Jahren, an einem Ort, der sich nicht ursprünglicher anfühlen könnte.

    Während die alte Irmelin nicht erfreut über den Besuch ist, trotzdem immer die Nähe von Katharina sucht und versucht ihr das Geschehen hier auf dem Berg zu erklären, versucht Katharina nahezu verzweifelt sich vom Alltag zu lösen und endlich zur Ruhe zu kommen. Einem Alltag voller Pflichten und Regeln, voller Entscheidungen und Stress. Das ist nicht gerade leicht, wenn man jede Nacht komische Träume hat, die einen bis in den Tag verfolgen und dann auch noch die alte Irmelin immer wieder auftaucht. Gleichzeitig genießt sie jedoch die Anwesenheit der mürrischen alten Dame und deren Geschichten über die Wilde Jagd und die Mythen.

    Und so lernt die eine von der anderen und mit diesen beiden eventuell auch der oder die LeserIn.


    "Kein Nachdenken, nur zusehen und fühlen. Das schien das Durcheinander zu ordnen, für den Moment. Nichts, was sie denken musste, für das sie Worte finden, logisch sein musste."

    (S. 32)


    Dieses kleine Büchlein ist ein Buch, welches mich von Anfang an in seinen Bann zog. Dieses Buch und die Story zwangen mich regelrecht dazu zu entschleunigen, was bei mir, einer, deren Gehirn immerzu am Rattern ist und die allgemein nicht schnell zur Ruhe kommt, ein kleines Wunder ist.

    Dies liegt zum Einen am Setting, da ich Geschichten mit Berg- und Schneesetting liebe. Zum Anderen an diesem wunderbaren Schreibstil, der poetisch zugleich ist.


    Hier wird mit viel Ruhe erzählt und auch die Protagonistinnen agieren ruhig. Zum Beispiel wird langsam und bewusst, nahezu meditativ, Tee aufgesetzt oder in einer Suppe gerührt.

    Man weiß von der ersten Seite an, dass sich hier etwas Mysthisches anbahnt, etwas was nicht in unsere Welt zu passen scheint und doch hierher gehört.

    Das "Alte" ist da, der Berg und die Hütte sind da, ebenso die kalten und stürmischen Winde - und alles gehört zusammen.

    Im Verlauf verwischen nicht nur die Grenzen, sondern auch Traum und Realität und macht nicht nur Katharina auf etwas Wichtiges aufmerksam.


    "Die nötigen Handgriffe heute Vormittag. Feuer machen, Wasser holen, die Kälte vertreiben, Kaffee kochen. alles, was sie tun muss, lässt sie hier ankommen. Es gibt nichts, das drängelt. Eins nach dem anderen tut sie. Mit jedem Handgriff wird die Hütte wirklicher."

    (S 22)


    Fazit:

    Mit diesem Buch tauchte ich in eine Geschichte mit wunderbarem Setting ein, in eine Geschichte voll alter Mythen, Atmosphäre und Ruhe. Das Buch führte dazu, dass ich bewusster und intensiver las und somit zur Ruhe kam, während in der Geschichte die Winterstürme um die Hütte fegten.

    Aus diesem Buch wird wohl jeder, der sich auf die Geschichte einlässt, etwas andere mitnehmen.

    Ich für meinen Teil werde hin und wieder mal Pflichten und Regeln vergessen, versuchen mich von Vielem, was mir nicht gut tut, abgrenzen und gleichzeitig selbst darin etwas Gutes sehen. Auch werde ich wieder mehr auf mein Bauchgefühl achten, denn das sind die uralten und richtigen Regeln. So sprach es der Rabe und wir wissen doch alle - Raben haben immer Recht! *g*.

    Dieses Buch ist eines jener wenigen Bücher, die man immer wieder lesen kann und nicht nur zur Zeit der Rauhnächte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Autoren-Info und Rezept zum Buch)

    Am Ende der Welt sieht Camilla Hamilton ihre einzige Chance auf einen Neubeginn: Ein verheerender, von ihr verschuldeter Autounfall hat ihr Leben unwiderruflich aus der Bahn geworfen und die junge Forscherin an den Rand der absoluten Selbstaufgabe gedrängt. Angetrieben von der Hoffnung, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, begibt sie sich auf eine verheißungsvolle Reise an den Polarkreis.

    Statt der geplanten Forschungsreise ereilt Camilla jedoch eine weitere Katastrophe, als ihr Flugzeug über der russischen Tundra abstürzt. Inmitten der eisigen Wildnis, meilenweit von jeglicher Zivilisation entfernt, nimmt sie einen Überlebenskampf an, den sie längst verloren geglaubt hat…

    Wozu ist ein Mensch - und sein Verstand - fähig, um sich vor Unheil zu schützen? Marc Kemper erzählt eine atmosphärische Geschichte über Depression, Schuld, Zweifel und den folgenreichen Kampf gegen die Natur... (Klappentext)


    ❆❆❆❆❆


    "Camilla rekapitulierte all die Tode, die sie hätte sterben sollen: Der Autounfall. Der Drogencocktail. Der Flugzeugabsturz. Der Bär. Das Eis. Der Hunger. Und doch war sie noch am Leben. Ein Leben, dass sie - obwohl sie jetzt so hart darum kämpfte - gar nicht mehr wollte."

    (S. 113)


    Camilla, eine junge Paläontologin, ist am Ende. Durch einen Unfall, den sie verschuldete, kam ein Kind ums Leben und Schuldgefühle treiben sie in die Depression. Der Entschluß ist gefasst - sie möchte sich das Leben nehmen, denn mit dieser Schuld kann und möchte sie nicht weiterleben.

    Kurz bevor es um sie herum für immer finster wird, ruft ihr Chef an und eröffnet ihr ein Angebot - eine Expedition an den Polarkreis. Dies wäre weit genug weg, um zu vergessen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen und so nimmt sie dieses Angebot an. Jedoch kommt alles anders als geplant, denn den Zielort wird Camilla nie erreichen.

    Das Flugzeug stürzt über der russischen Tundra ab und Camilla schließt ein weiteres Mal mit dem Leben ab, doch auch jetzt läuft ihr Lebensfaden wieder weiter.

    Nun heißt es überleben, überleben in einer unwirtlichen eisigen Welt, gemeinsam mit nur wenigen Überlebenden und einem Minimum an Ausrüstung und Essen. Doch wenn Camilla gedacht hat, sie könne jetzt erst recht die Vergangenheit vergessen, dann hat sie sich getäuscht, denn diese holt sie immer wieder ein.

    Und so ist dies nicht nur ein Kampf ums Überleben, sondern auch ein Kampf gegen die eigenen Dämonen.


    "Sie hatte schon ewig keinen so klaren Nachthimmel gesehen. Selbst in solch verzweifelten Situationen warf einem das Universum hin und wieder einen Knochen hin. Doch nur wenn man den Kopf hoch hält, kann man die Sterne sehen."

    (S. 70)


    Marc Kemper konnte mich bereits mit seiner "Schmerzflimmern"-Reihe begeistern und dementsprechend neugierig war ich auf seine neue Novelle. Diese unterscheidet sich jedoch stark von "Schmerzflimmern", sowohl von der Stimmung und der Atmosphäre her, als auch von der Grundthematik. Hier werden nämlich ernste Töne angeschlagen, jedoch nicht minder intensiv.


    Der Autor schafft es die Gefühle der Protagonisten hervorragend zu transportieren, was bei Depression nicht unbedingt einfach ist. Aufgrund dessen und da man aus der Sicht von Camilla liest, hat man das Gefühl in ihrem Kopf zu sitzen, durch ihre Augen zu sehen und auch die eisige Kälte wie Nadelstiche auf der Haut zu spüren.


    Gemeinsam mit Camilla stellt man sich der Herausforderung im eisigen Sibirien zu überleben und macht sich gleichzeitig daran die eigenen Dämonen zu bekämpfen.

    Auch die anderen Überlebenden haben ihre Dämonen mitgebracht, jeder läuft vor irgendetwas davon und so mancher wird nicht mehr zurückkehren.


    "Auch Camilla hatte Studien über das Polar T3-Syndrom gelesen. Wissenschaftliche Abhandlungen, die herausfanden, inwiefern der Aufenthalt in diesen Regionen dazu führte, dass Forscher und Entdecker schneller dazu neigten, Dinge zu vergessen. Wohingegen es für die meisten betroffenen Menschen eher ein Grund zur Sorge darstellt, war es für Camilla möglicherweise exakt das, wonach sie sich so sehr sehnte."

    (S. 19)


    Marc Kempers Schreibstil ist flüssig, direkt und ungeschönt. Gleichzeitig schafft er es eine unglaubliche Atmosphäre zu erschaffen, welche die Grundstimmung ebenso betrifft wie auch das Setting. Die Story ist mitreißend, intensiv und spannend zu verfolgen. Vor allem was die Entwicklung der Protagonistin betrifft.

    Es gab für mich im Verlauf ein paar Logikschnitzer, welche die Handlung der Protagonisten betraf, doch die überraschende Wendung am Ende rückte all das in ein völlig anderes Licht und somit passte doch wieder alles hervorragend zusammen.

    Ich will hier nicht näher darauf eingehen. Es sei nur so viel gesagt - es erinnerte mich in gewisser Weise an den Film "The Sixth Sense". So ein Plot Twist kann mich immer wieder begeistern.


    So far, so good, nun kommen wir jedoch zu den Kritikpunkten, welche doch mein Lesevergnügen etwas schmälerten.

    Während der Autor hin und wieder so manch intensiven Moment zu rasch verstreichen lässt, hält er sich bei manchen Erklärungen zu lange auf. Dadurch wird zwar ersichtlich, dass der Autor viel Arbeit in die Recherche gesteckt hat, dies jedoch meist völlig belanglos war.

    Aufgrund dessen fällt die Atmosphäre manchmal in sich zusammen und störte dadurch meinen Lesefluß.


    "Rotes Blut kam aus Adern und Arterien. Blutungen, die man mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit provisorisch behandeln konnte. Schwarzes Blut hingegen bedeutete eine Verletzung der inneren Organe. Blut, welches mit Magensäure in Kontakt gerät, verdunkelt sich. Natürlich hatten ältere Menschen in der Regel von Natur aus dunkleres Blut,...."

    (S. 52)


    Die Story dürfte in den frühen 90ern angesiedelt sein, so klar erwähnt wird das jedoch nicht. Die wenigen Andeutungen hätte man auch völlig lassen können, denn die Story selbst funktioniert auch ohne diese sehr gut.

    Weiters hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, vor allem bezüglich Camillas Vergangenheit und ihrer Dämonen. Diese werden zwar immer wieder erwähnt, jedoch nie näher darauf eingegangen. Und auch alles Weitere wird meiner Meinung nach viel zu schnell abgehandelt.


    Fazit:

    Die Novelle besticht durch ihre dichte Atmosphäre, der Schreibstil ist genial und die Story mitreißend. Letztere hätte so viel hergeben können, doch meiner Meinung nach fehlt hier das Wichtigste, nämlich Tiefgang. Davon hätte ich mir wirklich mehr gewünscht.

    Man blickt immer nur kurz in Camillas Vergangenheit und ihre Dämonen werden ständig und immerzu erwähnt, doch beides wird nie näher erläutert. All das mühsam erbaute Konstrukt bekommt dadurch Risse und alles verpufft ohne Eindruck zu hinterlassen. Was ich bei der Thematik Depression sehr schade finde.

    Alles wird viel zu schnell abgehandelt und ließ mich irgendwie nicht ganz zufrieden zurück. Es hätte so verdammt gut werden können, wenn sich der Autor mehr Zeit und mehr Seiten zugestanden hätte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (inkl. Autoren-Info, Leseprobe)

    Menschen im Hotel, erschienen im Jahr 1929, machte Vicki Baum weltberühmt. Der mit leichter Hand, Poesie und subtilem Witz erzählte Roman führt eine Handvoll Menschen im Grand Hotel zusammen, zeigt sie in ihren Krisen, Träumen und Enttäuschungen und liefert ein atmosphärisch dichtes Bild vom Berlin der 20er-Jahre… (Klappentext)


    ❃❃❃❃❃


    „Hier traf die Jazzmusik des Tea-Rooms mit dem Geigenschmachten des Wintergartens zusammen, dazwischen rieselte dünn der illuminierte Springbrunnen in ein unechtes venezianisches Becken, dazwischen klirren Gläser auf Tischchen, knisterten Korbstühle, und als dünnstes Geräusch schmolz das zarte Sausen, mit dem Frauen in Pelzen und Seidenkleidern sich bewegen, in den Zusammenklang. Bei der Drehtüre schraubte sich Märzkühle in kleinen Stößen herein, sooft der Page Gäste ein- und ausließ.“

    (S. 6)


    Stellt Euch vor Ihr befindet Euch im Berlin der 20er Jahre. Ihr betretet ehrfurchtsvoll das Grand Hotel, schreitet durch das Foyer und bestaunt die pompöse Ausstattung, die Pagen, die geschäftig herumlaufen und die illustren Gäste.

    Alle möglichen Weltsprachen schwirren Euch um die Ohren und der Duft von alter Möbelpolitur und Zigarren steigt Euch in die Nase. Ihr setzt Euch in einen der tiefen Ledersessel im Foyer und beginnt so manche Gäste zu beobachten.

    Euch schräg gegenüber sitzt ein etwas schrulliger Herr, dessen eine Gesichtshälfte entstellt ist und der mürrisch und abwesend vor sich hin murmelt. Kriegsveteran vermutet Ihr.

    Dann huscht ein älterer Herr mit abgetragener Kleidung direkt vom Eingang zur Rezeption und versucht in hitzigem Ton unbedingt ein Zimmer im Hotel zu ergattern. Ihr überlegt, ob sich dieser Herr hier überhaupt ein Zimmer leisten kann, denn er passt so gar nicht zu den übrigen Gästen.

    Euer Blick schweift weiter durch das Foyer und plötzlich schreitet eine elegante Dame an Euch vorbei, begleitet von einem Schwarm persönlicher Assistenten. Ihr nehmt an, dass dies wohl einer dieser Filmdiven sein muss, so wie sie umschwärmt wird und folgt ihr mit bewunderndem Blick.

    Dabei entdeckt Ihr einen jungen und äußerst gut aussehenden und elegant gekleideten Mann. Selbstsicher und mit einem spitzbübischem Lächeln um die Lippen stolziert er ebenfalls der Drehtür zu. Der bewohnt sicher einer der teuersten Suiten, mutmaßt Ihr.

    Dann hetzt ein älterer wohlgenährter Herr herein. Koffer und Aktenkoffer in den Händen, teurer Anzug und Hut, der etwas schief auf dem Kopf des schwitzenden und rotgesichtigen Mannes sitzt. Das kann nur ein Geschäftsmann sein, denkt Ihr.

    Und dann…


    „Dann schließen sich die Türen im Hotel, Doppeltüren fallen hinter jedem Menschen ins Schloß und lassen ihn allein mit sich und seinen Geheimnissen.“

    (S. 56)


    Vicki Baum lässt uns LeserInnen jedoch nicht mutmaßend im eleganten Foyer sitzen, sondern lässt uns hinter die Türen und die Geheimnisse dieser Gäste blicken.

    So erfahren wir, dass der mürrische und in Selbstgespräche vertiefte Herr ein gewisser Doktor Otternschlag ist und im Hotel ein kleines Zimmer bewohnt. Er ist des Lebens überdrüssig und findet alles schrecklich und furchtbar langweilig, kann sich jedoch nicht aufraffen auch nur aus dem Hotel zu gehen, um etwas zu erleben.

    Der Herr mit der abgetragenen Kleidung ist Herr Kringelein. Dieser hat vor Kurzem eine schlimme Diagnose erhalten – er hat nicht mehr lange zu leben. Er beschließt sein ganzes Geld zusammenzukratzen, die Familie zu verlassen und endlich nicht immer nur zu schuften, sondern so viel wie möglich zu erleben … er will endlich LEBEN und nicht immer nur an die anderen denken. Er will all das, was sein Firmenchef Herr Preysing auch hat und dieser residiert immerhin auch regelmässig in diesem Grand Hotel.


    „Er kenne wenig vom Leben, aber nun möchte er es kennenlernen, er möchte das wirklich große Leben kennenlernen, eigens dazu sei er hier.

    >>Aber<<, so sagte Kringelein, >>wo ist das wirkliche Leben? Ich habe es noch nicht erwischt. Ich war im Kasino, ich sitze hier mitten im teuersten Hotel, aber es ist immer noch nicht richtig. Ich habe immer den Verdacht, das richtige, das wirkliche, das eigentliche Leben spielt sich ganz woanders ab, das sieht ganz anders aus.<<“ (S. 50)


    Herr Preysing residiert tatsächlich ebenfalls hier. Er ist dieser abgehetzte Geschäftsmann. Doch bei ihm verläuft nicht alles so glänzend und pompös, wie Herr Kringelein denkt. Seine Firma ist dabei zu Grunde zu gehen und es hängt alles von dieser Geschäftsreise ab.

    Die elegante Diva ist die russische Primaballerina Grusinskaja. Auf den ersten Blick wirkt die Dame arrogant und herrisch, spricht sie doch hauptsächlich im Kommandoton. Doch ihr wird zunehmend klar, dass sie mit ihrem Alter langsam aber sicher ausgetanzt hat und was bleibt ihr dann noch? Gleichzeitig ist sie ausgelaugt und müde … so müde.

    Last, but not least, der junge gut aussehende Herr. Das ist Baron Gaigern, welcher jedoch nicht wirklich ein Baron ist, sondern ein Hochstapler und Dieb, der mit seinem Charme jeden um den Finger wickeln kann. Er hat es auf die wertvollen Perlen der Primaballerina abgesehen und ist fest entschlossen sich diese anzueignen.


    „Was im großen Hotel erlebt wird, das sind keine runden, vollen, abgeschlossenen Schicksale. Es sind nur Bruchstücke, Fetzen, Teile; hinter den Türen wohnen Menschen, gleichgültige oder merkwürdige, Menschen im Aufstieg, Menschen im Niedergang; Glückseligkeiten und Katastrophen wohnen Wand an Wand.

    Die Drehtür dreht sich, und was zwischen Ankunft und Abreise erlebt wird, das ist nichts Ganzes.“

    (S. 309)


    Diese Gäste stehen alle an einem Wendepunkt ihres Lebens, treffen im Verlauf aufeinander, die Dominosteine fallen und am Ende ist nichts mehr so wie es vor dem Aufenthalt war.

    Die Autorin entwarf hier ein atmosphärisches Sittengemälde der 20er Jahre und der oberen Gesellschaft.


    Die Figuren stehen hierbei natürlich im Vordergrund und diese sind äußerst vielschichtig gezeichnet, während einem das Setting des Grand Hotels umgibt.

    Mit einem flüssigen Schreib- und ruhigen Erzählstil, welcher direkt und poetisch zugleich ist, wird man in den Bann gezogen und blickt hinter so manche Türen des Grand Hotels. Man ist heimlicher Beobachter und erlebt die Gäste in ihren persönlichsten und intimsten Momenten – Momente, welche sie vor der Öffentlichkeit geheim halten und nur für sie bestimmt sind und somit wirft man einen Blick hinter all den Schein, welchen diese Figuren unbedingt aufrecht erhalten wollen.

    Dabei wird einem klar, dass man Personen niemals nach dem äußeren Schein beurteilen sollte und jeder seine Kämpfe auszutragen hat.


    „Zehn Minuten nach neun fegt das unausgeschlafene Stubenmädchen in Numero 68 flüchtig den Staub fort, es wirft die welken Blumenarrangements weg, trägt die Teetasse hinaus, und zuletzt bringt es neue Bettwäsche – noch feucht vom Bügeln – für den nächsten Gast…“ (S. 163)


    Fazit:

    Mit diesem Buch tauchte ich in eine atmosphärische und auch tragische Geschichte ein, bzw. in tragische GeschichtEN.

    Das Flair der 20er Jahre und des imposanten Grand Hotels umgaben mich und die Figuren zogen mich in ihren Bann. Wer auf ein Happy End hofft wird wohl nach dem Beenden des Buches enttäuscht sein, doch meiner Meinung nach war dieses Ende perfekt und authentisch, denn die Geschichte erzählt die Geschichte des Lebens.

    Und am Ende sitzt man eventuell mit dem Buch in der Hand da und denkt über das Leben nach.

    Das wird für mich mit Sicherheit nicht das letzte Buch von Vicki Baum sein. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (mit Bildern aus dem Buch, Autoren-Info, Link zu meinem Retro-Christmas-Special und Info zu den Verfilmungen)

    Alice hat den Kampf gegen den Wahnsinn gewonnen – vorerst. Sie hat die Schandtaten des Kaninchens sowie den Blutdurst des Jabberwocks überlebt und will nun ein Versprechen einlösen: Jenny, die Tochter ihres Freundes Hatcher, zu finden. Doch Alice und Hatcher erwartet der nächste Albtraum. Sie müssen in das Reich der verrückten Weißen Königin vordringen, wo das wahre Spiel um das finstere Wunderland bereits begonnen hat. Jeder Zug führt Alice näher an ihre Bestimmung. Aber damit sie als Siegerin hervorgeht, muss sie nicht nur ihre neuen Kräfte zu beherrschen lernen, sondern herausfinden, was mit der rätselhaften Schwarzen Königin geschehen ist ...(Klappentext)


    ♛♛♛♛♛


    "Nirgendwo in der Stadt standen die Bäume so dicht zusammen, erfüllten die Luft mit dem Geruch von Rinde und verrottenden Blättern und griffen nach ihrer Kleidung. Diese Welt erschien Alice vollkommen fremd, und sie war sich nicht sicher, ob sie sie mochte."

    (S. 64)


    Dies ist der 2. Band der Alice-Reihe von Christina Henry. Es ist schwierig etwas zur Handlung zu sagen ohne zu spoilern. Ich versuche es dennoch mich so vage wie möglich auszudrücken, empfehle jedoch trotzdem nicht weiterzulesen, falls man den 1. Band "Die Chroniken von Alice I - Finsternix im Wunderland" noch nicht gelesen hat.

    Daher gilt: Weiterlesen auf eigene Spoiler-Gefahr.


    ♛♛♛


    Die Story dieses Bandes schließt direkt an die des 1. Bandes an.

    Alice und Hatcher bewegen sich im tiefen Tunnelsystem unterhalb der Alten und Neuen Stadt, um so schnell wie möglich das Weite zu suchen.

    Doch sie sind auch auf einer Mission, denn sie müssen Hatchers Tochter finden. Sie wissen weder wo diese zu finden ist, noch ob sie überhaupt noch lebt. Auch wenn diese Mission fast ein Ding der Unmöglichkeit ist, hilft es den beiden ein Ziel vor Augen zu haben.

    Weiters möchte Alice Zauberer finden, die ihr helfen ihre Magie zu verstehen und zu gebrauchen und sie hofft, dass nicht alle Zauberer nach ihrem Leben trachten.

    Bei der Suche nach Hatchers Tochter und Zauberern betreten sie unbekanntes Land, welches noch trostloser ist als die Alte Stadt und so wie es aussieht auch noch viel größere Gefahren birgt. Dieses Land soll einer besonders mächtigen Zauberin gehören, die nur "Die weiße Königin" genannt wird. Doch auch sie scheint nicht zu den Guten zu gehören. Im Gegenteil - sie wirkt böser als alle zusammen und dann verlieren sich Alice und Hatcher auch noch aus den Augen und jeder ist auf sich allein gestellt.


    "Alices Weg führte zu der Königin, genau wie er zum Jabberwock geführt hatte. Hatcher hatte in einer Vision die 'Verlorenen' gesehen, wie er sie geannt hatte, und Alice hatte von einem Schloß geträumt, das von den Schreien von Kindern widerhallte. Ja. Sie war zu der Königin unterwegs."

    (S. 102)


    Den 1. Band habe ich von Anfang bis Ende verschlungen. Die Spannung war von der ersten Seite an vorhanden und das Gleiche erwartete ich auch vom 2. Band.

    Dieser benötigte jedoch eine ganze Weile, bis er in die Gänge kommt. Vor allem diese ständigen Wiederholungen nervten mich. Immerzu wird betont, dass Hatcher ein Killer und gefährlich, jedoch tief im Inneren ein Guter ist. Auch das Alice nur aus Notwehr tötet, ergo nur wenn es unausweichlich ist, wird immer wieder erwähnt. Ich habe es schon beim ersten Mal kapiert und es entlockte mir nur noch genervtes Augenrollen.

    Zudem plätscherte die Geschichte auch allgemein nur so dahin. Das änderte sich dann nach etwa 100 Seiten, auf denen man auf Riesen trifft, die ich äußerst amüsant fand.

    Aber kommt danach auch endlich die Story in Fahrt? Leider nein und das lag nicht nur an der Tatsache, dass diese Story, im Gegensatz zum 1. Band, völlig weichgespült wirkt.

    Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin bezüglich Blut und Gemetzel ordentlich zurückruderte - es gibt nämlich keines. Nicht das eine Story für mich diese Komponenten unbedingt enthalten muss, sicherlich nicht. Aber da es im 1. Band diesbezüglich ordentlich zur Sache ging, hatte ich eine gewisse Grunderwartung.

    Die Atmosphäre ist dadurch nämlich gänzlich eine andere und will so gar nicht zum 1. Band passen. Es bleibt zwar durchaus düster, aber das gewisse Etwas hat gefehlt und ich hatte das Gefühl, als hätte dieses Buch jemand anderes geschrieben. Wo wir auch schon beim zweiten Punkt wären, der mich störte - Alice!


    "Alice schlug die Augen auf und stellte fest, dass sie zwischen den Wurzeln des Baumes lag wie in den Armen einer Mutter. Der Boden unter ihr war warm und fruchtbar und vibrierte wie eine prall gefüllte Ader, in der rotes Blut floss. Als sie die Wurzeln um sich herum berührte, zitterten sie unter ihren Fingern wie eine Katze, die nach Zuneigung von ihrem Besitzer sucht."

    (S. 185)


    Im 1. Band machte Alice eine unglaubliche Entwicklung durch - vom unsicheren Mädchen zu einer starken selbstbewussten Frau, was ich unglaublich gut fand. Und hier, im 2. Band? Ja, hier scheint sich Alice in einen in Selbstmitleid suhlenden und herumnölenden Teenie zu verwandeln.

    Als ob das für mich nicht schon nervig genug gewesen wäre, schweift Alice auch ständig und immerzu in die Vergangenheit ab ... natürlich im äußerst melancholischen Stil. Selbst wenn es einmal spannend wird, und das wird es durchaus zwischendurch, schweift Alice ab und man kann sich auf ein Mimimi ihrerseits einstellen. Alice verliert also immerzu den Fokus, was dazu führt, das man auch als Leser den Fokus verliert und so stolpert man durch die Geschichte, bis man am Ende angelangt ist.

    Das Ende selbst kann zwar mit einer überraschenden Wendung punkten, doch wirkt es leider lieblos hingerotzt und es werden auch nicht alle Fragen beantwortet und so mancher Handlungsstrang nicht weitergeführt ... Aus die Maus, Klappe zu, Affe tot.


    "Und da steh ich nun. Allein im Wald, im Dunkeln, kein Hatcher, kein Messer, keine Ahnung, wohin ich von hier aus gehen soll!

    Verdrießlich musterte sie das Häuschen. >>Wahrscheinlich voller Ungeziefer.<<"

    (S. 108)


    Wie erwähnt gab es durchaus spannende und auch witzige Szenen und aufgrund des einfach gehaltenen Schreibstils huschte ich trotz der Mankos durch die Seiten, aber packen konnte mich die Story diesmal so gar nicht und, meine Güte, was hat mich Alice genervt!

    Die Aufmachung ist jedoch, wie auch beim 1. Band, gelungen. Nicht nur das Cover ist ein Eyecatcher, sondern auch die wundervollen kleinen Akzente auf dem Buchschnitt.


    Fazit:

    Ich hatte das Gefühl, als wäre hier eine andere Autorin am Werk oder als würde Henry ordentlich zurückrudern und doch einen Dark-Fantasy schreiben wollen, der vielen so ähnlich ist - mit melancholischer, schmachtender und schwadronierender Protagonistin, um eventuell Tiefe zu suggerieren. Das ging in meinen Augen ziemlich nach hinten los und die paar spannenden Szenen reißen das Ganze auch nicht raus.

    So war dieser Band eine ziemliche Enttäuschung für mich, nachdem ich vom 1. Band vor Begeisterung völlig aus dem Häusl war.

    Trotzdem werde ich die Autorin und ihre Märchenadaptions-Reihe weiter verfolgen, denn den Ansatz, aus Märchen Dark-Fantasy mit eigener Story zu kreieren, finde ich toll. :bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe, Autoren-Info und Rezept zum Buch - Rosenblütentee der Königin)

    Endlich geht es mit der Morbus-Reihe weiter und wieder tauchen wir mit der Geheimorganisation BASILISK in das düstere Wien und seine Mythen ein.

    Wie im Vorgängerband "Blutschwur der Donauleichen" beinhaltet auch diese Ausgabe wieder zwei Kurzgeschichten, welche ich Euch mit Freuden näher vorstellen möchte.

    Verbrennt Eure Wiener Reiseführer, reist mit mir zurück in das Jahr 1984 und lernt das wahre Wien und seine Sagengestalten und Legenden kennen - am besten bei einer schönen heißen Tasse Melange.


    ☠☠☠☠☠☠☠☠☠☠


    1. "Bei Vollmond bist du tot"

    Wien 1984. Die Stadt versinkt in einem Strudel der Gewalt. In einer Vollmondnacht wird der grausam zugerichtete Leichnam von Liselotte K. aufgefunden. Als weitere Morde geschehen, übernehmen Privatdetektiv Bernd Waidmann und die Wiener Geheimorganisation BASILISK den Fall....(Klappentext)


    "Alles war voller Blut. Man hatte das Opfer aufgespießt. Die Tatwaffe war unterhalb des Unterkiefers in den Hals getrieben worden und ragte am Nacken heraus. Horak schüttelte es. Das Mordwerkzeug war nämlich ein Regenschirm."

    (S. 13)


    Dieser Teil schließt direkt an den Vorgängerband an. Tatsächlich sind erst zwei Stunden seit dem Horror-Clown-Intermezzo vergangen. Schon brodelt es wieder in den Katakomben unterhalb Wiens. Doch noch wissen der Privatdetektiv Bernd Waidmann und die Crew von Harry Teufel nichts von ihrem "Glück".

    Die 70-jährige Lisl aus dem Gemeindebau hat das Zeitliche gesegnet, jedoch auf sehr bestialische und blutige Weise. Beliebt war sie vor allem bei ihren Nachbarn nicht gewesen, doch ist das ein Grund eine alte Dame gleich mit dem Regenschirm aufzuspießen? Doch dieser Mord war erst der Anfang und es folgen weitere. Immer in der Gegend nahe des Schönbrunner Tierparks, immer erwischt es eine ältere Dame und immer wenn Vollmond ist.

    Kripobeamter Novak tritt an Bernd heran und bittet ihn sich etwas umzuhören. Da Bernd mit Harry bereits einen äußerst mysteriösen Fall bearbeitet hat, tritt dieser wiederum an Harry heran, damit sich dieser ebenfalls umhört. Somit ist die Zeit gekommen Bernd mal näher über so manche mysteriösen Begebenheiten zu informieren. Der Privatdetektiv hat nämlich, aufgrund seines Ausfalls beim letzten Fall und im Gegensatz zu dem 16-jährigen Gothic-Mädel Petra, noch keinen Schimmer von der Geheimorganisation BASILISK. Diese hat es sich schon seit jeher zur Aufgabe gemacht Wien vor ganz speziellen Kreaturen zu beschützen. Nämlich vor solchen, die man nur aus den Mythen und Sagen kennt, welche sehr real sind und schon seit Jahrhunderten unter uns weilen.

    Es gibt aber auch noch andere übernatürliche Bedrohungen und auch andere Dimensionen, durch deren Tore nicht nur freundlich Gesinnte den Weg nach Wien finden.

    Zum Glück ist Bernd durch nichts so schnell aus den Socken zu schmeißen, sofern ein Kaffee vor ihm steht und er dazu seine Marlboro rauchen kann.


    ">>Da stellt sich mir nun doch eine Frage<<, meinte Bernd.

    Alle lauschten gespannt den Worten, die nun folgen würden.

    >>Gibt's noch einen Kaffee?<<"

    (S. 61)


    Dieser Fall hat es wieder in sich und nicht nur Bernd und Petra lernen das dunkle und mystische Wien kennen, sondern auch wir LeserInnen. Habt Ihr z.B. gewusst, dass die Kleine Gloriette in Schönbrunn auf einem Kraftort erbaut wurde, an dem sich die Leylinien kreuzen? Das Gestaltenwandler durch Wien streifen oder sich die Geheimorganisation BASILISK unterhalb des Stephansdoms befindet?

    Dieser Fall führt uns in den Tierpark Schönbrunn, denn der Mörder scheint dort zu Hause zu sein und wir lernen einen geheimnisvollen Gegner der Geheimloge BASILISK kennen.


    2. "Im Bann der Mörderpuppen"

    Als der Zuhälter „Südbahn-Karli“ von einem Auftragskiller erschossen wird, kommt es zu einem blutigen Krieg im Rotlicht-Milieu. BASILISK versucht herauszufinden, wer die Fäden hinter dem Massaker zieht – und stößt schon bald auf die Spur der grausamen Mörderpuppe...(Klappentext)


    "Sie war eine gruselige Erscheinung. Das schmale Gesicht mit den dunklen Augenbrauen strahlte Strenge aus. Sie trug einen eleganten Hut, ein Kleid und feste Schuhe, alles in einem dunklen Rot gehalten. Perlen und Broschen zeigten, dass sie eine bessere Dame war. Außerdem konnte sie sich ohne fremde Hilfe bewegen und - was Adi noch gruseliger fand - sprechen."


    Dem Team der Geheimorganisation BASILISK bleibt nicht viel Zeit, um zu verschnaufen. Kurz nach dem Schönbrunn-Fall, wird die Wiener Rotlichtgröße "Südbahn-Karli" während eines Stell-Dich-Eins von einem Auftragkiller erschossen. Das führt zu mächtig Aufruhr im Rotlich-Mileu Wiens. Hat es jemand auf sie alle abgesehen? Steckt vielleicht gar einer der Ihren dahinter? Das klingt ja erstmal wie ein Fall für die Polizei, doch was viele nicht wissen ist, dass die Gangsterszene von Wien von einer Chefin der besonderen Art regiert wird - einer Bauchrednerpuppe namens Amanda. Sie ist die abgebrühteste und grausamste unter den Gangstern und nebenbei auch die Schwester von Maxi, den wir schon im 2. Teil der Reihe kennengelernt haben.

    Will hier etwa eine Puppe die Weltherrschaft an sich reißen, oder steckt noch etwas Grausameres dahinter?


    "Das Wort, das der Dämon daraufhin kreischte, war alt und erweckte das Tote im Raum. Einige der ausgestopften Tiere erhoben sich. Die Köpfe an der Wand knackten, Hirsche röhrten, und dandere Tierschädel sonderten eine schwarze, übelriechende Flüssigkeit ab, die fauligem Blut glich."

    (S. 191)


    Auch hier geht es wieder blutig zur Sache, denn die Gangster der Wiener Unterwelt fackeln nicht lange, wenn sie sich bedroht fühlen. Man begegnet hier jedoch nicht nur Schwarzmagiern und gruseligen Puppen, sondern macht auch mit einem Golem Bekanntschaft und auch das Skelett aus der Prater-Geisterbahn kreuzt wieder unseren Weg.

    Ein spannender Weg durch Puffs und einschlägige Lokale inklusive, gewürzt mit Magie und Lokalkolorit.


    ☠☠☠☠☠☠


    Man betritt hier eine Welt voller Magie, Legenden und Sagen, jedoch nicht auf die liebliche und märchenhafte Weise. Manchmal spritzt da schon ordentlich das Blut.

    Es erwarten einem hier überraschende Wendungen, Spannung und Dialoge im Wiener Dialekt, welche einen schmunzeln lassen. Es ist quasi ein humorvolles und düsteres Überraschungsei für Erwachsene.


    In diesem Band begegnen wir keinen Sagengestalten, sondern er ist gefüllt mit Magie und Dämonen aus uralter Zeit, wobei wir auf einen ebenso uralten Kult stoßen. Dieser bleibt zwar noch eher im Hintergrund und ist noch äußerst geheimnisvoll, aber die Weichen sind gestellt, sodass wir uns sicher sein können noch öfters auf diesen zu treffen. Immerhin ist dies ein alter Widersacher der Geheimorganisation BASILISK.


    Im gewohnt flüssigen und einfachen Schreibstil fegt man durch die Storys und lernt so die andere Seite Wiens kennen. Mit viel Lokalkolorit, inklusive trockenen und morbiden Wiener Schmäh, trifft man auf tolle Atmosphäre, welche vor allem Wiener und Wien-Kenner begeistern werden.

    Man begegnet auch bereits bekannten Figuren und lernt neue kennen. Jede davon vielschichtig gzeichnet, sodass so manche Figur einem mit Handlung und Wandlung zu überraschen weiß. Nicht jeder ist nur gut oder böse, manchmal sind die Guten das Böse schlechthin, aber manchmal steckt auch etwas Gutes im Bösen, denn auf eines ist Verlass - bei Werner Skibar und Co ist nicht immer alles so wie es scheint.

    Zudem erfährt man auch so manches über die Geschichte Wiens.


    "Die Virgilkapelle war voller Geheimnisse. Sie war von Beginn an unterirdisch gelegen - eine sogenannte 'Capella Subterranea' - und hatte wohl zuerst als Begräbniskapelle, später auch als Gruft gedient. Und so mancher munkelte, dasss sie der geheime Teffpunkt der Templer gewesen war."

    (S. 55)


    Im Anschluß kommt man noch in den Genuß von zwei Kurzgeschichten. Beide lassen uns einen näheren Blick auf die BASILISK-Mitglieder Walter Riegler, Bibliothekar und Kopf dieser Organisation, und Thomas Steinbrecher, junger Magier, werfen. Dabei erfährt man, dass Walter ein wahrer Methusalem ist und Thomas es nicht leicht in seiner Familie hat.

    Danach gibt es noch einen kleinen Beitrag aus dem Archiv von BASILISK, indem einem die Funktion eines magischen Kompass näher gebracht wird und der Dialektglossar zum besseren Verständnis darf natürlich auch nicht fehlen.


    Vereinzelt werden die Storys von Illustrationen bereichert, wobei sich Waltraud Lengyel, Bianca Haloun, Jörg Vogeltanz und Andreas Joska austobten. Ich hätte mir da gerne mehr davon gewünscht. Vor allem die düsteren Gemäldeadaptionen von Waltraud Lengyel haben es mir angetan.

    Obwohl ich durchaus eine Cover-Käuferin bin, äußere ich mich meist nur wenig bis gar nicht zu den Covers. Hier jedoch muss es sein.

    Das Cover von diesem Band ist nämlich absolut abgefahren. Dieses wurde vom vielversprechenden New-Comer-Autor und Illustrator Erik R. Andara gestaltet und man erkennt daran sehr gut seinen ganz speziellen Zeichenstil.

    Wenn ich dieses Buch im Buchladen entdeckt hätte, wäre es sofort und ohne auf den Klappentext zu achten, in meiner Tasche gewandert ... nach Bezahlung natürlich.


    Man sollte diese Reihe unbedingt von Anfang an lesen, denn die Storys verweben sich im Verlauf miteinander, die Charaktere entwickeln sich mit der Story und es gibt auch immer wieder Anspielungen auf die vorigen Bände und die Figuren darin.


    Fazit:

    Die Morbus-Reihe ist eine Mischung aus spannendem Mystery-Thriller, klassischen Schauerroman und Urban-Fantasy mit Wiener Lokalkolorit - auf düstere Weise und in der auch mal ordentlich das Blut spritzt.

    Ich bin nach wie vor begeistert davon, wie es der Autor schafft Mythologie und Legenden, die Zeit der 80er, Wiener Schmäh und Spannung zu kombinieren und daraus diese gelungene Melange entstehen zu lassen. Ich habe mich während des Lesens köstlich amüsiert, vor Spannung meinen Kaffee kalt werden lassen und bei so manch überraschender Wendung entschlüpfte mir auch hin und wieder ein "WTF!". Kurz - ich wurde bestens unterhalten. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit vielen Bildern, Leseprobe, Autoren- und Illustratoren-Info und es gibt ein Rezept zu einem Alt-Wiener-Wirtshausgulasch)

    Wien 1984. In der Gemeindebausiedlung Hasenleiten wird der grausam verstümmelte Leichnam der 17-jährigen Schülerin Andrea Reiter aufgefunden. Ganz Wien ist entsetzt über das Gewaltverbrechen. Doch bevor die Polizei den Mörder stellen kann, gibt es weitere grässlich zugerichtete Tote. Der Killer schlägt sogar in der übernatürlichen Bevölkerung der Stadt zu.

    Erst als Privatdetektiv Bernd Waidmann durch eine geheimnisvolle Klientin in den Fall hineingezogen wird, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Schon bald wird klar, dass die ermordete Schülerin Geheimnisse hatte.

    Schnell geraten Bernd Waidmann und BASILISK zwischen die Fronten. Können sie sich gegen Unterweltganoven, Monster, Hexen, wilde Lust und Rockmusik behaupten und den Schlächter von Simmering aufhalten? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt... (Klappentext)


    ☠☠☠☠☠


    "Der Tod wohnt in Simmering. Die Wiener wissen genau: Irgendwann bist reif für den Holzpyjama und landest am Wiener Zentralfriedhof, praktischerweise mit der 71er-Linie direkt zu erreichen."

    (S. 33)


    Im 11. Bezirk von Wien geht in der Gemeindebausiedlung Hasenleiten die Angst um, denn ein Mörder streift durch die Straßen. Das erste Opfer war die 17-jährige Andrea Reiter. Diese war wahrlich kein Kind von Traurigkeit und hatte es faustdick hinter den Ohren, doch sie hat es nicht verdient so abgeschlachtet zu werden.

    Bald kursieren Gerüchte über eine wolfsähnliche Bestie in Wiens Straßen und da wird es für die Mitglieder der Geheimloge BASILISK Zeit dem Ganzen nachzugehen.

    Bernd, der nebenher noch als Privatdetektiv arbeitet, bekommt zudem Besuch von einer äußerst verführerischen Dame, welche den Mord an ihrem Liebsten aufgeklärt haben möchte. Auch dieser wurde auf bestialische Art ermordet ... und da waren es schon zwei Opfer.

    Die Zeit drängt, denn der Schlächter von Simmering scheint gerade erst so richtig warm zu laufen.


    Dies ist der 5. Band der MORBUS-Reihe und spielt zeitlich nach den Geschehnissen von Band 3. und 4.


    "Als Robert die Gartenschere sah, begann sein ganzer Körper panisch zu zittern. Fast liebevoll wurde sein rechter Mittelfinger angehoben, dann schlossen sich die scharfen Klingen der Schere bereits um ihn. Mehrmals. Glied für Glied. Finger für Finger."

    (S. 23)


    In diesem Band lernt man den 11. Bezirk Wiens kennen, wandert durch dessen Straßen, kehrt in das ein oder andere urwienerische Gasthaus und Cafè ein und besucht natürlich auch den Wiener Zentralfriedhof. Dabei lernt man nicht nur skurrile Gestalten kennen, sondern begegnet auch einem Ghul, einer Dame, welche aus dem Roger Rabbit-Film entsprungen zu sein scheint, begibt sich in die Punk-Rock-Szene und raucht mit einem Unterweltboss eine Zigarre. Alles natürlich mit herrlich wienerischem Lokalkolorit, inklusive viel Schmäh, trockenem Humor und Situationskomik.

    Bisher klingt das nach einem humorvollen und gemütlichen Schauerroman, doch das täuscht, denn hier wird verstümmelt und es spritzt ordentlich Blut. Für allzu schwache Nerven ist also auch dieser Band nur bedingt zu empfehlen.


    Die Story strotzt nur so vor überraschenden Wendungen, die Spannung ist allgegenwärtig und am Ende wartet ein zusätzlicher Twist, der einen überascht aufkeuchen lässt.

    Die Figuren sind, wie immer, fantastisch ausgearbeitet und, wie schon erwähnt, herrlich skurril. Im Grunde könnte sich hinter jedem/jeder der Schlächter verbergen und dann kommt doch alles anders als man vermutet und gerätselt hat.


    "Das schrille Aufheulen der Sirene irritierte das Wesen einen Augenblick. Bernd nützte den Moment und schoss auf den Verfolger. Das mordlüsterne Wesen zuckte zusammen, als die Kugel ins faulige Fleisch einschlug. Gräuliches Blut spritzte über die Fahrzeuge. Es stank auf einmal, als hätte man einen Güllesilo angezapft."

    (S. 61)


    Auch der Schreibstil ist gewohnt flüssig und die Erzählweise packend.

    Einzig das Korrektorat hat hier ordentlich geschlampt. Leider ist das Ausmaß so groß, sodass die vielen Rechtschreibfehler und grammatikalischen Schnitzer nicht mehr als bloße Schlampigkeitsfehler durchgehen. Wenn erstmal der Lesefluß dadurch ins Stottern gerät, ist es wirklich nicht mehr schön anzusehen, geschweige denn zu lesen. Das war schon fast gruseliger als die Story selbst.

    Aber nur fast, denn trotzdem habe ich das Buch inhaliert und mich am Ende zufrieden zurückgelehnt. Wenn ich jedoch bei jedem Schnitzer einen Kurzen gesoffen hätte, wäre ich wohl nicht über 20 Seiten hinaus gekommen.


    Im Anschluß erwartet einen noch eine detektivische Kurzgeschichte mit Bernd Waidmann und ein kleiner Auszug über die Geschichte der Jugendbewegung in den 70ern. Ein Dialektglossar darf auch hier natürlich nicht fehlen.

    Auch die ein oder andere Illustration ist wieder enthalten. Diesmal von Ronald Putzker und Synthe Sizer, meiner Favoritin unter den ComiczeichnerInnen und das nicht nur österreichweit. Das Cover hat diesmal Jörg Vogeltanz kreiert, der inzwischen sicher jedem der meinen Blog liest bekannt sein sollte.


    Fazit:

    Dieser Band enthält wieder eine Story ganz nach meinem Geschmack - Spannung, viele Wendungen, trockener und oft morbider Humor, viel Blut und schräge, wie auch unheimliche Figuren. Ich habe das Buch weggeatmet wie nix.

    Dem Korrektorat würde ich aber nur zu gerne anständig auf die Finger klopfen!

    Von der MORBUS-Reihe war ich, wie inzwischen so manche wissen, von Anfang an begeistert, doch mittlereweile gehört sie zu meinen absoluten Lieblingsreihen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe, Autoren- und Illustratoren-Info)

    Wien 1984. Schreckliche Albträume stören den Schlaf der Städter. Finstere Mächte manipulieren die Energien von Wien. Ein geheimnisvoller Fremder sorgt für Spannungen unter den übernatürlichen Wesen.

    Thomas Steinbecker, Magier der Geheimorganisation BASILISK, versucht das Geheimnis hinter den seltsamen Vorgängen zu enträtseln. Doch dieses Mal kann er nicht mit der Hilfe seiner Mitstreiter rechnen. Darum schart er eine Gruppe ungewöhnlicher Verbündeter um sich: ein lebendiges Skelett, eine Salzgurkenverkäuferin aus dem Prater und die eigensinnigste Tochter des Donaufürsten. Gemeinsam begeben sie sich auf ein Abenteuer jenseits des Wiens, das sie kennen. Sie ahnen nicht, welcher Schrecken dort auf sie wartet. Die Herrin der Albträume regiert diese Welt und sie kennt keine Gnade... (Klappentext)


    ☠☠☠☠☠


    "Heut gemma die Toten anschau'n,

    du wirst deine Aug'n ned trau'n,

    wie sie schlitzen und schlatzen,

    und am Sargdeckel kratzen,

    du wirst deine Aug'n ned trau'n.

    Heut gemma die Toten anschau'n,

    die hinichen Mandln und Frau'n.

    Da liegen's in da Gruab'n,

    da frein sie die Wurm

    über die hinichen Mandln und Frau'n."

    (S. 114)


    Dies ist der 4. Band der MORBUS-Reihe und es sind natürlich auch wieder zwei Geschichten aus dem MORBUS-Universum enthalten. Dieser Band spielt parallel zum 3. Band "Im Zeichen des Terrors". Bei diesen beiden Bänden ist es also egal, ob man zuerst den 3. oder 4. Band liest. Man sollte jedoch beide nach dem 2. Band "Bei Vollmond bist du tot" lesen.

    Und nun möchte ich Euch die beiden Storys etwas näher vorstellen...


    I. Besucher aus dem Schattenreich

    Seit den Vorfällen, bei denen ein Werleopard in Wien sein Unwesen trieb und ein geheimnisvoller Gegner daran nicht ganz unschuldig zu sein scheint, ist ein Monat vergangen.

    Die Geheimloge BASILISK, deren Aufgabe seit Jahrhunderten darin besteht Wien vor geheimnisvollen Kreaturen und mysthischen Wesen zu beschützen, welche nichts Gutes im Sinn haben, muss unbedingt mehr über diesen Gegner in Erfahrung bringen.

    Die Zeit drängt, denn es scheint das Tor zum Wien der Träume geöffnet worden zu sein. Dort drüben lauert etwas Dunkles und möchte sich Zutritt in das Wien der 80er Jahre verschaffen. In Schönbrunn bei der Kleinen Gloriette hat alles begonnen und rund um diesen Bereich sterben seither kleinere Tiere und die Natur.

    Gleichzeitig werden Wiens Bewohner von Albträumen geplagt, so furchteinflößend und real, sodass es zu grausigen Vorfällen kommt.

    Um dies alles aufzuklären, muss sich das Team BASILISK aufteilen. Während Harry - der Chef, Walter - der Bibliothekar, Petra - das Grufti-Girl und Bernd - der mürrische Privatdetektiv, zu einem anderen Fall gerufen werden, muss Thomas - junger Magier und Jus-Student, ein eigenes Team gründen. Dieses Team besteht aus Grimm - dem Skelett aus der Prater Geisterbahn, der eine unglaubliche Angst vor Spinnen hat (immerhin könnten sich diese Viecher zwischen seinen Gebeinen häuslich niederlassen), Wendy - Salzgurkenverkäuferin im Prater, und Loreley - dem jungen Donauweibchen, welches immer ausbüchst, um Menschendinge zu machen.

    Sie vermuten, dass der unheimliche Kerl mit dem Zylinder hinter allem steckt, denn überall wo er auftaucht wird es dunkel und düster und das Knacken von Knochen begleitet ihn auf seinen Wegen.


    "Doch man hatte ihn erwischt. Ihm seine Knochen gebrochen, seinen Körper zermalmt und ihn verflucht, auf ewig so herum zu wandeln, ohne ganz sterben zu können."

    (S. 59)


    II. Die Herrin der Albträume

    Die Geschichte rund um den geheimnisvollen Zylinder-Mann mit den knackenden Knochen geht weiter und unsere Gruppe kommt dem Geheimnis und den bösen Machenschaften immer näher.

    Während im ersten Teil die Herrin der Albträume nur nebenbei erwähnt wird, tritt sie hier in den Vordergrund. Wer dachte der erste Teil wäre schon creepy und grausig, dem werden hier die Ohren wegfliegen.

    Mit Thomas, Grimm, Wendy und Loreley begibt man sich in das Traum-Wien und betritt so das alte Wien, in dem die Pestepidemie wütet.


    ☠☠☠


    Die MORBUS-Reihe ist eine Mystery-Reihe, welche eine Story enthält, die keinem bestimmten Genre zugeordnet werden kann. Es ist eine Mischung aus Mystery-Thriller, Gruselroman und Phantastik, in der sich das Setting im Wien der 80er Jahre befindet.

    Hier begegnet man nicht nur uralten und skurrilen Figuren, sondern auch Gestalten aus alten Sagen und Mythen und lernt so manches über das historische Wien kennen. Dabei wandelt man mit den Protagonisten durch Wiens Gassen und betrachtet so manche Sehenswürdigkeit von seiner düsteren Seite.

    Auch historische Persönlichkeiten dürfen hier nicht fehlen und diese werden in das unheimliche und grausige Geschehen eingebettet. So kann es durchaus passieren, dass der Fürst Schwarzenberg und sogar die Kaiserin Elisabeth ihre Hände aus längst vergangener Zeit in die 80er Jahre strecken.


    "Die Kleine Gloriette war wie ein gewaltiger, missgestalteter Schädel, der das Licht der Welt zu verschlingen drohte. Der Weg war ein Bach aus schwarzen Tränen, die wie Pech an den Tieren klebten und ihnen die Energie raubten."

    (S. 70)


    Es ist also im gewissem Sinne ein Wienführer der etwas anderen Art, mit viel Lokalkolorit, jedoch auch blutig, ekelerregend und brutal. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass es einem vor Ekel schüttelt, man entsetzt die Luft anhält und auch gleichzeitig schmunzeln muss, denn der trockene und oft typisch morbide Wiener Humor kommt hier ebenfalls nicht zu kurz. Das Buch löst beim Lesen also eine wahre Gesichtsakrobatik aus.


    Der Schreibstil ist flüssig und der Erzählstil unglaublich mitreißend und fesselnd. Dichte Atmosphäre, überraschende Wendungen und Cliffhanger machen dieses Buch zu einem wahren Lesevergnügen.

    LeserInnen mit sensiblem Magen sollten jedoch darauf achten nicht unbedingt kurz vor dem Lesen etwas zu essen, denn der Autor schreibt nicht nur atmosphärisch, sondern auch plastisch.

    Nicht jeder könnte es verkraften in einer Pestgrube zu liegen, während neben einem die Pestbeulen der Leichen aufplatzen und sich der Inhalt über einem ergießt. Nur mal so als Beispiel.


    "Die Kreatur, die lautlos aus dem Spalt kroch, war nicht einmal einen halben Meter hoch, hatte krallenbesetzte Hände und Gänsefüße, war prall und von Kopf bis Fuß mit dichtem schwarzem Haar übersät. Trotz der Leibesfülle und den schweren Brüsten, die vor dem Körper baumelten, kletterte das Wesen geschickt wie ein Affe auf das Bett und hockte sich auf die Brust der schlafenden Katzenbesitzerin."

    (S. 15)


    Im Anschluß ist noch eine Kurzgeschichte enthalten. In "Felis Alba" wird die Sage der weißen Katze lebendig, welche im Katzensteighaus im Bermudadreieck ihr Unwesen treibt und die Bewohner sind dort auch nicht ganz koscha.

    Weiter ist natürlich wieder ein Dialekt-Glossar enthalten.


    Diesmal haben die Comic-Zeichnerinnen Bianca Haloun und Isabelle "Synthe Sizer" Griessenberger (übrigens einer meiner Favoriten unter den Comic-ZeichnerInnen weltweit) wieder äußerst gelungene Illustrationen beigesteuert.

    Hier muss ich jedoch gleich wieder anprangern, dass ich mir mehr dieser Illustrationen in den MORBUS-Büchern wünschen würde, und ich werde nicht müde dies immer wieder zu betonen, denn vielleicht geht mein Wunsch dardurch irgendwann in Erfüllung *g*.

    Das Cover wurde von dem Illustrator Stefan Gutternigh erschaffen und sieht ebenfalls absolut abgefahren aus, wenn ich das mal so sagen darf.


    Fazit:

    Ich bin seit des ersten Bandes Fan dieser morbiden, gruseligen und gleichzeitig witzigen MORBUS-Reihe. Doch dieser Band konnte mich besonders begeistern .. ja, mich nahezu vor Begeisterung vom Hocker reißen.

    Diesen Band habe ich regelrecht verschlungen und erst als ich ihn mitten in der Nacht zu Ende gelesen hatte, zufrieden zugeklappt. Und nun bin ich versucht die Pfade der Protagonisten real zu beschreiten ... vom Wienfluß zur Hofburg und von der Hofburg zum Katzensteighaus im Bermudadreieck. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe, Info zu Autor und Illustratoren und es gibt auch ein Rezept zum Buch...)

    Wien 1984. Vier Jugendliche auf der Flucht. Verfolgt von einem Spezialkommando. Sie sind Testobjekte für eine Technologie, die nicht von dieser Welt stammt. Ihr Auftrag: zu töten! Es bleiben nur noch wenige Stunden, bis sie zu gnadenlosen Killermaschinen mutieren.

    Kann BASILISK die Vier aufhalten und Wien vor einem Blutbad bewahren? ... (Klappentext)


    ☠☠☠☠☠


    "Der Tod kann überall lauern. Manchmal versteckt er sich besonders gut, um dann umso gnadenloser und unbarmherziger überraschend zuzuschlagen. Er kommt in vielerlei Formen. Vielleicht ist er winzig klein und besucht einen in Form eines giftigen Insekts; vielleicht kommt er auch ganz unauffällig als radioaktive Leuchtfarbe daher. Oder er ist handtellergroß, stammt aus einer anderen Dimension und hockt unter dem Bett."

    (S. 113)


    Dieser Band besteht aus zwei Kurzgeschichten, welche jedoch zusammenhängen. Man könnte sagen, die Story besteht aus zwei großen Kapiteln und genau diese schauen wir uns nun näher an.


    I. Blutrosen

    In der Wienere Psychiatrie Baumgartner Höhe geht etwas vor sich.

    Da nur wenige Ärzte und kein Pflegepersonal, aber umso mehr Militär, im Pavillon 17 ihre Runden drehen und diese niemanden auch nur in die Nähe lassen, kann es sich nur um ein Geheimprojekt handeln. Dieses Projekt könnte sogar Einfluss auf den Verlauf des Kalten Krieges haben und ihn heiß werden lasssen.

    Wenn Wiens Bevölkerung gewusst hätte, um was für ein Projekt es sich dabei handelt und welche Gefahr davon ausgeht, hätte sie die Grenze des Eisernen Vorhangs wohl freiwillig übertreten, um das Weite zu suchen. Hier hat nämlich die paramilitärische Forschungseinrichtung F.A.F.N.E.R ihre Zelte aufgeschlagen und versucht hinter das Geheimnis einer Apparatur namens Tech-X zu kommen, welches in ihre Hände gelangte.

    Dafür dienen Jugendliche, vorzugsweise Junkies die keiner vermisst, als Testobjekte. Laura - ein Punk-Girl aus London, Nina und Ralf aus der Wiener Junkieszene und Heinz, der zwar nichts mit Drogen am Hut hat, jedoch geistig beeinträchtigt zu sein scheint. Sie sind die Einzigen, welche nach einem Test noch übrig sind. Sie sind jedoch nicht mehr ganz sie selbst. Durch das implantierte Tech-X sind sie stärker, schneller und nahezu unverwundbar.

    Diese vier Jugendlichen schaffen es aus dieser Hölle zu entfliehen, doch damit ist die Gefahr nicht gebannt, zumindest nicht für Wiens Bevölkerung. Die Vier sind nämlich tickende Zeitbomben, die in wenigen Stunden hoch gehen werden und diese Jugendlichen in Tötungsmaschinen verwandelt.

    Doch auf dem Gelände der Baumgartner Höhe treiben nicht nur F.A.F.N.E.R ihr Unwesen, sondern auch die Geister vergangener Zeiten, die nicht zur Ruhe kommen. Kein Wunder - geschah hier einst Unaussprechliches.


    "Die Sanitäter brachten die betäubten und mit Zwangsjacken gefesselten Jugendlichen in ein Patientenzimmer, das zu einer provisorischen Gefängniszelle umgebaut worden war. Die vergitterten Fenster hatte man mit zusätzlichen Eisenstangen verstärkt, die Holztüren durch stählerne ersetzt. Die vier Überlebenden der Geheimoperation 'Blutrosen' wollte keiner frei herumlaufen lassen."

    (S. 17)


    In dieser Story wirft man einen Blick auf die Forschungseinrichtung und deren Tätigkeiten, erfährt etwas über das Tech-X, welches nicht von dieser Welt zu sein scheint und begleitet die Jugendlichen auf ihrer Flucht.

    Man lernt auch ein Mitglied der Geheimloge BASILISK kennen, das sich einfach nur 'Dr. Trash' nennt. Er nimmt sich ihrer an und holt die Mitglieder Harry, Walter, Bernd und Petra ins Boot. Vor allem Harry und Walter, Chef und Bibliothekar von BASILISK, ist F.A.F.N.E.R nicht ganz unbekannt.

    Sie wollen ... Nein! ... Sie müssen den Verantwortlichen das Handwerk legen, die Jugendlichen retten und Näheres über Tech-X in Erfahrung bringen!


    ☠☠☠


    II. Im Zeichen des Terrors

    Schon in der ersten Story kommt es zu einigen überraschenden Wendungen und man meint zu wissen um was es sich bei Tech-X handeln könnte, doch das wahre Ausmaß dieser geheimnisvollen Technologie und deren Wirken wird einem erst hier klar.

    Die Flucht der Jugendlichen und die Nachforschungen des BASILISKEN-Teams gipfelt hier in seinen Höhepunkt, Ereignisse überschlagen sich, es kommt wieder zu einigen überraschenden Wendungen udn ein neuer Feind betritt die Bühne!


    ☠☠☠☠☠


    "Aber dass du ein solches Monster in dir hast, dass ist ein Horror - jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Wenn du morgens aufwachst, spürst du es schon hinter deinen Augen sitzen. Wenn du lachst oder weinst, fragst du dich, ob das wirklich du bist oder ob das Vieh deine Gefühle ausprobiert. Und wenn du schlafen gehst, dann weißt du, es bleibt wach und kontrolliert deine Träume."

    (S. 77)


    Dieser MORBUS-Band verläuft parallel zu den Geschehnissen von Band 4 "Die Herrin der Alpträume". Es ist daher egal, welchen von den beiden Teilen man zuerst liest. Da die Storys der MORBUS-Reihe aufeinander aufbauen, sollte man Band 1 und 2 jedoch schon gelesen haben.


    "Im Zeichen des Terrors" unterscheidet sich etwas von den anderen MORBUS-Bänden.

    Während die ersten Bände den Genres Mystery-Thriller und Schauerroman zugeordnet werden können, ist dieser Band eher ein 80er SF-Thriller.

    Man begegnet hier nicht nur skrupellosen Wissenschaftlern, einer paramilitärischen Organisation und einer Technologie, die aus der Zukunft zu stammen scheint, sondern auch Figuren, die an die "Men in Black" erinnern und mit futuristischen Waffen herumfuchteln. Hier geht es auch wesentlich actiongeladener zur Sache, doch der österreichische Lokalkolorit, inklusive dem trockenen und morbiden Wiener Humor sind dennoch enthalten. Man wechselt zwischen atemlosen Luftanhalten und Schmunzeln und vor allem als WienerIn, bzw. WienkennerIn ist man versucht all die darin beschriebenen Orte während des Lesens zu besuchen. Eine Wienführung mal anders.


    Leider werden die Geistererscheinungen in der Psychiatrie Baumgarntner Höhe nicht weiter erwähnt und finden keinen Platz in der Story, was ich persönlich sehr schade finde.

    Im Anschluß erhält man noch einen kleinen Einblick in das Archiv von F.A.F.N.E.R und in die historischen Geschehnisse der Baumgartner Höhe (damals und auch heute auch als Spiegelgrund bekannt), des Schirachbunkers und des Terroranschlags vom 20. Juni 1984. Auch ein Dialektglossar ist enthalten.


    Natürlich gibt es auch wieder Illustrationen zu betrachten, von denen ich mir viel mehr gewünscht hätte. Diesmal stammen diese von Jörg Vogeltanz und Andreas Joska. Das Cover ist von Illustrator Tommi Kuehberger. Wer die ASH-Comic-Reihe kennt, werden diese Namen sicher bekannt vorkommen.


    Fazit:

    Obwohl ich auch diesen Band fast in einem Rutsch verschlang, was nicht nur an der spannenden Story, sondern auch am fesselnden Schreibstil des Autors lag, konnte mich die Geschichte nicht vollends von sich überzeugen. Das liegt jedoch definitiv daran, dass ich Mystery und Grusel mehr abgewinnen kann als Science Fiction, ergo reine Geschmackssache.

    Ich persönlich hätte eine Story über Geister auf der Baumgartner Höhe bevorzugt. Dies ist jedoch Meckern auf äußerst hohem Niveau.

    Für mich ist es noch immer eine der besten Mystery-Thriller-Reihen und das auch noch aus der Feder eines österreichischen Autors. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe und Infos zu Autor und Illustratoren)

    Eine Gestalt hält 1945 in den Trümmern des zerbombten Kölns Ausschau nach Kindern, die der Krieg zu leichten Opfern gemacht hat.

    Fünfundsiebzig Jahre später geht es für Helene Gniffke, eine gewiefte, aber abgebrannte Maklerin, um alles oder nichts. Ihre neue Mandantin, eine ältere, vermögende Frau, scheint die allerletzte Chance zu sein, um den bevorstehenden Ruin abzuwenden. Helene braucht das Geld und übersieht dabei all die merkwürdigen Dinge, mit denen sich die alte Lady umgibt... (Klappentext)


    ♞♞♞♞♞

    ">>Lebt wohl!<<, rief die Frau ihnen nach. Gerda konnte nicht sehen, wie sie hinter ihnen schlaff und mit verdrehten gelben Augen auf den Boden zurückfiel, das Todesdreieck wie ein unheimlicher Mundschutz auf dem wächsernen Gesicht."

    (S. 18)


    Helene hat es derzeit wirklich nicht leicht. Die junge Immobilienmaklerin ist durch eigenes Verschulden ganz unten angelangt. Abgebrannt und in einer heruntergekommenen Kölner Gegend hockend, hofft sie auf eine kleine Chance, einen Goldesel, der ihr erlaubt wieder bei den ganz Großen mitzuspielen.

    Tatsächlich scheint sie mit ihrer neuen Mandantin genau diesen Goldesel an Land gezogen zu haben. Die alte Dame mit dem wohlklingenden Namen "Gerda von Grope" ist vermögend und aus einer uralten Kölner Familie stammend. Diese möchte ihre Immobilien auf den Markt bringen. Da nimmt Helene gerne in Kauf, dass die Dame nicht nur schrullig ist, sondern allgemein nicht mehr alle Latten am Zaun zu haben scheint. Dauernd faselt sie, dass sie von der berühmten Richmodis Mengis von Aducht abstammt. Ja, manchmal sogar denkt genau diese Richmodis zu sein. Sie nimmt auch in Kauf, dass die Dame sie völlig vereinnahmt, der Wein komisch schmeckt und selbst die Angestellten eigen sind. Tja, was tut man nicht alles für Geld.

    Wer hätte gedacht, dass diese Von Grope gar nicht so dement ist und ihre Erzählungen näher an der Wahrheit dran sind als vermutet


    Die Story wird mit Rückblicken erzählt und beginnt damit schon auf den ersten Seiten, auf denen man sich im Köln des Zweiten Weltkriegs befindet. Doch es wird nicht nur zwischen Gegenwart und den 40er Jahren geswitcht, sondern man reist hierbei auch bis in das 14. Jahrhundert.

    Dabei verliert die Autorin niemals den roten Faden, welcher sich beständig durch alle Zeiten und Köln spinnt.


    Der Schreibstil ist flüssig und weist ebenso literarische Sprachgewalt auf. Doch auch der Humor und der Biss fehlen hier nicht. Vor allem konnten mich jedoch Atmosphäre und die Protagonisten begeistern.

    Während hier die männlichen Figuren hauptsächlich Beiwerk sind, sind die starken Frauenfiguren umso präsenter. Dabei ist keine davon eine große Sympathieträgerin, zumindest für mich nicht. Während Helene ein geldgieriges Aas ist, ist die alte Dame zu Beginn nur schwer einzuschätzen. Man ist sich jedoch sicher, dass mit der etwas nicht stimmt. Meiner Meinung nach macht das den Roman aber erst so richtig lesenswert und auch spannend.

    Während einem beim Lesen ein "gemütlicher" Schauer begleitet, wird zum Ende hin das Tempo ordentlich gesteigert und es kommt zu der ein oder anderen überraschenden Wendung.


    "Das wenigste war zu jenem verhängnisvollem Zeitpunkt in trockenen Tüchern, als mich unmittelbar vor dem für mich wichtigsten Abschluss, der gewissermaßen den Startschuss für alle folgenden Aktionen darstellte, eine berüchtigte Fridays-for-Future-Mami mit mehrfach verpacktem Obst in einer Plastiktüte erwischte und empört verstieß. Ich verlor alle Kunden und sackte durch auf den Nullpunkt, an dem ich mich befand, als ich in Madame Gropes Salon saß, bitteren Kaffee trank und nicht dagegen ankam, meine Auftragsgeberin immer weniger sympathisch zu finden, vielleicht sogar ein wenig zu verachten."

    (S. 48)


    Wer sich mit der Kölner Geschichte, bzw. mit Kölner Sagen auskennt, dem ist die Richmodis-Sage durchaus ein Begriff. Doch man muss sie nicht kennen, um diese Story genießen zu können, wohlgemerkt mit einem wohlig gruselndem Krippeln im Nacken.

    Ina Elbracht hat aus dieser uralten und romantischen Kölner Sage nicht nur etwas völlig Neues kreiert, sondern diese auch weitergesponnen.

    Und drückt man dieser Autorin eine Kölner Sage in die Hand, dann kann man sich sicher sein, dass diese nach ihrer Bearbeitung alles andere als romantisch, dafür umso gruseliger und haarsträubender ist.


    "Auch ihre Füße waren nie unbestrumpft. Gerda hatte sie nur ein einziges Mal gesehen, als sie durch einen Spalt ins Ankleidezimmer gelinst hatte, schwarze, fast verdorrte aussehende Krallenfüße, die nicht wirkten, als ob sie den massiven Leib der Stiefmutter überhaupt tragen konnten."

    (S. 63)


    Fazit:

    Die Story konnte mich so derartig fesseln und begeistern, sodass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. Feiner Gruselschauer, eine uralte Sage, Kölner Lokalkolorit und fantastischer Schreibstil. Diese Kombination machte mir das Lesen zum reinsten Vergnügen.

    Ich werde nun alte Damen, die einen Faible für Papageien haben und die mir Wein kredenzen mit etwas wachsameren Augen betrachten. Wer weiß wen ich dann vor mir habe.

    Wenn Ina Elbracht draufsteht, ist Ina Elbracht und Köln drin und das bedeutet entweder eine uralte Sage oder historische Begebenheiten, welche zu einem Schauerroman weiterverarbeitet werden. Dabei erkennt man, dass die Autorin mit der Geschichte Kölns mehr als nur vertraut ist. Dadurch wirken die Storys niemals überladen, geschweige denn unauthentisch, egal wie viele Ghule, Geister oder Wiedergänger auch in den Storys auftauchen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Taschenbuch nur beim Blitz-Verlag erhältlich, E-Book auch beim bösen A.


    © Pink Anemone (mit Bildern, Leseprobe, Verlagslink und Autoren-Info)