Beiträge von Aleshanee

    Mein Fazit: Diese Fabel ist heute noch genauso aktuell wie damals, denke ich. Egal, welchem Regime Orwell hier ans Bein pinkeln wollte - die Botschaft ist ziemlich klar.

    Die Tiere in dieser Geschichte erheben sich über die Menschen, die sie ausbeuten und pochen auf Freiheit und selbst gewählter Lebensweise: Nicht für andere arbeiten, sondern für sich selbst. Aber es dauert nicht lang, bis die ersten Tiere das Gefühl der Macht für sich nutzen.

    Im Kleinen spiegelt sich hier die Gesellschaft wie im großen: einige wenige, die glauben, alles besser zu wissen, sind die Denker und Organisatoren, die natürlich am meisten Anteil verdienen. Alle anderen sind auf niedrigeren Stufen und werden sehr gut durch die unterschiedlichen Tiere dargestellt, ob als das Arbeitspferd, das dumme Schaf oder der mürrische Esel.

    Durch Schönfärberei, Drohungen und die damit verbundene Ängste, vor allem aber auch durch das ständige Wiederholen der gewollten Realtät wird das "Tiervolk" für dumm verkauft.

    Mithilfe von einem "Pressesprecher" wird manipuliert, mit großen Hunden drangsaliert und durch Lügen propagandiert - die Regeln natürlich passend gemacht, je nachdem, wie es gelegen kommt. Ein Spiegel unserer Gesellschaft.

    Eine Geschichte, die irgendwie lächerlich erscheint, aber beängstigend nah an der Wahrheit ist.

    Der Schreibstil ist jetzt nicht unbedingt besonders, aber bei der Geschichte geht es auch hauptsächlich um die Aussage, die ihr zugrunde liegt.


    Meine Bewertung: 4 Sterne

    Die vielen negativen Meinungen zu dem Buch haben mich erstmal zögern lassen - und auch wenn mir selber "Nach mir die Flut" von Sarah Perry gar nicht gefallen hatte, war ich sehr begeistert von "Die Schlage von Essex"; deshalb wollte ich ihrer neuen Geschichte eine Chance geben.


    Die meisten haben moniert, dass sie nach dem Klappentext einen Schauerroman erwartet hätten und die mysteriöse Frau in Schwarz, Melmoth, viel zu sehr an den Rand gedrängt war. Das hab ich nicht so empfunden. Ich war zwar auch eher auf eine gruselige Geschichte eingestellt und die bekommt man eigentlich auch, aber völlig anders als erwartet.

    Melmoth durchzieht das ganze Buch mit ihrer Präsenz. Sie taucht immer wieder auf in Manuskripten und Berichten, die Helen Franklin in die Hände fallen. Sie lebt seit vielen Jahren in Prag - ein bescheidenes, kasteiendes Leben, mit dem sie für eine Schuld büßt, die sie nicht mehr loslassen kann.


    Das ist auch eins der Grundthemen: Schuld, aber auch die Scham, die mit dem Schuldgefühl einhergeht, genauso wie die Verzweiflung, die aus der Einsamkeit erwächst. Einer Einsamkeit, die von schlechtem Gewissen herrührt, von Dingen, die man niemandem sagen traut, von Entscheidungen, die eigennützig, bösartig oder einfach nur unbedacht waren.

    Jeder von uns trägt wohl etwas davon mit sich herum und wir müssen alleine damit fertig werden, was wir tun oder getan haben - aber hier ist Melmoth, die Zeugin. Melmoth, die alles sieht und in ihrer eigenen einsamen Verzweiflung jedem die Hand gibt, um nicht mehr allein zu sein.


    Obwohl nicht übermäßig viel passiert fand ich es sehr fesselnd.

    Zum einen wegen dem wirklich grandiosen Schreibstil, der mir sehr gut gefällt und der eine ganz besondere, intensive Atmosphäre schafft. Nicht zu detailliert, aber sehr anschaulich und sinnbildlich beschrieben. Auch das Mittel, den Leser zwischendurch direkt anzusprechen, ihn zum hinsehen aufzufordern, fand ich klasse - ich mag es, wenn ich so in die Geschichte mit reingezogen werde und ich hatte das Gefühl, tatsächlich zu sehen, was Sarah Perry mir zeigen wollte.

    Zum anderen waren es die Lebensgeschichten der verschiedenen Menschen, die jetzt nicht unbedingt aufregend waren, aber auf konzentrierte Weise eindringlich, teilweise berührend, teilweise verstörend. Menschliche Abgründe auf vielfältige Art, wie es überall auf der Welt geschehen ist und immer noch geschieht, mit dem Tenor, nicht wegzuschauen, sondern wahrzunehmen, um zu helfen.


    Interessant fand ich auch die gleichzeitige Angst und Sehnsucht, Melmoth tatsächlich zu begegnen bzw. ihr ins Gesicht zu sehen - zeigt es doch die Furcht, seinen Taten bzw. seinem Gewissen in die Augen zu schauen, andererseits aber auch den Wunsch, Frieden zu schließen und die Schuld anzuerkennen, die man vielleicht auf sich geladen hat.


    Es ist schwierig zu sagen, was ich mir aus diesem ungewöhnlichen Buch "mitnehme" und ich bin nicht sicher, alles so verstanden zu haben, wie es die Autorin erkenntlich machen wollte, und vielleicht ist mir deshalb auch das Ende etwas zu bitter ... trotzdem war ich positiv überrascht von dem feinen Gespür, das Sarah Perry an den Tag legt, um ihren Figuren Authentizität einzuhauchen und der Schreibstil an sich ist wirklich ganz was besonderes.


    Mein Fazit: 4 Sterne


    Weltenwanderer

    Rezension zu Band 11 und 12, dem Abschluss der Reihe um die letzte Rune (Der originale Band wurde im deutschen gesplittet, deshalb hier beide Bände)



    Am Ende des 10. Bandes gab es ja schon eine große Schlacht und deswegen war ich umso gespannter, da einige wichtige Fragen noch immer nicht ganz geklärt waren.


    Hier hat Mark Anthony wirklich alles aufgeklärt, was es an Hintergründen zu erfahren gab und wodurch sich all die Abenteuer und Ereignisse ergeben haben. Es reicht wirklich weit in die Vergangenheit und hat viel mit den "Suchern" zu tun. Der Organisation auf der Erde, die sich von Alchimisten zu ... ja, zu einer verschworenen Gemeinschaft von Forschern entwickelt haben. Doch der Glanz ihrer hehren Ziele, fremde Welten zu entdecken, wirft einen bitteren Schatten.


    Mit dem Aufdecken des Geheimnisses um die Philosophen wird einiges klar und auch wenn manches vielleicht nicht ganz so logisch zusammenpasst: ich hab es nicht entdeckt. Ich hab mich einfach weitertragen lassen von dieser tollen Geschichte, die wirklich unglaublich gute Ideen vorweist und auch sehr spannend aufgebaut ist.


    Im "zweiten" Teil, also im Buch "Die letzte Schlacht" gibt es zwar einen Rückblick, der mir etwas zu langatmig war, aber ansonsten gibt es wieder abwechlsungsreiche und überraschende Wendungen, bei denen man viel mit den Figuren mitfiebern kann.


    12 Bände lang hab ich sie begleitet und natürlich sind sie einem ans Herz gewachsen.

    Durch die eingstreuten Erklärungen vor allem zu Beginn kann man super wieder einsteigen, denn die vergangenen Geschehnisse werden einem hier wieder sehr gut in Erinnerung gerufen. Der Schreibstil bleibt etwas trocken, auch was die Gefühle der Figuren betrifft, aber trotzdem konnte ich mich jederzeit in die Protagonisten hineinversetzen.


    Was ich hier immer wieder hervorheben möchte: Trotzdem die Reihe schon 20 Jahre alt ist, hat der Autor "damals" schon queere Beziehungen mit eingebaut - und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger und dem Zwang, dass das dazu gehören muss, sondern ganz schlicht und ohne viel Aufheben. Dass Männer und Frauen hier einfach lieben, ganz gleich welches Geschlecht, fühlt sich weder besonders an, sondern gehört zum Gesellschaftsbild dazu und fällt dadurch auch kaum auf. Gefällt mir richtig gut, wie er das hier vermittelt!


    Die Reihe kann ich wirklich absolut empfehlen, auch wenn man sich an den Stil vielleicht gewöhnen muss, der sich trotz gewisser Nüchternheit flüssig liest und alles sehr anschaulich zu beschreiben weiß. Der Wechsel zwischen den Figuren und der Welt Eldh sowie den Ereignissen auf unserer Erde ist super gelungen und gibt der Geschichte viel Potenzial, dass Mark Anthony auszuschöpfen weiß.


    Band 11: 4.5 Sterne

    Band 12: 4 Sterne


    Weltenwanderer

    Klappentext


    Das letzte Einhorn, ein Geschöpf von ursprünglicher Anmut, verläßt seinen in ewigem Frühling blühenden Fliederwald, begibt sich auf die Landstraße, dringt in die Zeit, um das Schicksal seiner entschwundenen Artgenossen zu erkunden. Auf der abenteuerlichen Expedition wird es begleitet von Schmendrick, einem drittklassigen Zauberer, und von Molly Grue, der ehemaligen Lagergefährtin eines verhinderten Edelräubers. Das seltsame Trio muß bald erkennen, daß die Erkundungsfahrt nicht ohne Kampf und äußerste Gefahr beendet werden kann. Es gilt, dem Roten Stier zu begegnen, der unter König Haggards verfluchtem Schlosse haust...

    Mein Fazit


    Ich liebe ja den Film dazu wirklich sehr und ich schau ihn mir immer wieder gerne an - und ich hab lange Zeit nicht gewusst, dass er auf einem Buch basiert!

    Jetzt beim Lesen muss ich zugeben, weiß ich nicht so recht wie die Geschichte auf mich gewirkt hätte, würde ich den Film nicht kennen. Ich hatte ständig die Filmbilder vor Augen und die wunderschöne Filmmusik in den Ohren und hab jede Szene dadurch komplett anders erlebt, als sonst beim lesen.

    Vor allem hat mich auch gefreut, dass wirklich viele Details mit in den Film gepackt wurden, aber es war eben auch schon, die "blinden Flecke" zu entdecken und dadurch auch noch mehr Hintergründe zu erfahren, vor allem auch vom Fluch um König Haggard und Prinz Lír.


    Obwohl die Sprache manchmal etwas spröde gewirkt hat, war sie größtenteils wunderschön zu lesen. Der Autor versteht es auf äußerst anschauliche Weise, seine Geschichte zu erzählen und hat mich total verzaubert.


    Wichtig war für mich auch die Botschaft, dass die Menschen den Glauben an die Magie verloren haben und dadurch auch das Einhorn nicht erkennen können. Wenn man an das Gute in allen Dingen, auch in den Menschen, nicht glauben kann, dann wird man sie auch nicht entdecken können.


    Zwei Herzen: Dieses Sequel war in dieser Ausgabe mit dabei und wird von dem kleinen Mädchen Sooz erzählt, die auszieht, um sich Hilfe zu holen, um ihr Dorf zu schützen.

    Ein schöner Abschluss und Ausblick in die Zukunft der Gefährten von "Das letzte Einhorn", nur 50 Seiten lang, aber mit viel Gefühl erzählt - und das letzte Abenteuer der kleinen Gemeinschaft.


    4.5 Sterne von mir

    Eine sehr berührende und warmherzige Weihnachtsgeschichte in 24 Kapiteln - mit außergewöhnlich schönen Illustrationen <3


    Schon das Cover alleine hat mich hier total neugierig gemacht auf die Geschichte, denn obwohl es nur in Rottönen gehalten ist, strahlt es eine Menge aus lässt direkt ein weihnachtliches, beschauliches Gefühl entstehen.


    Ich hab mich auch gar nicht groß informiert, worum es in dem Buch geht und war dann sehr gerührt, wie traurig und herzergreifend dieses kleine große Weihnachtswunder erzählt wird.


    Die Geschichte wird in 24 Kapiteln erzählt, eignet sich also bestens zum Vorlesen als Adventskalender. Für welches Alter sie geeignet ist, kann ich wirklich schwer einschätzen, denn wie schon erwähnt gibt es einige schmerzvolle Momente, in denen der Tod und das Abschiednehmen von zentraler Bedeutung ist.


    Julian, der 9jährige Junge, um den es hier geht, hat seine ältere Schwester verloren. Sie ist vor einem halben Jahr gestorben und wie seine Eltern und seine kleinere Schwester trauert er noch sehr. Sein Gefühl der Hilflosigkeit wird ziemlich deutlich, denn seine Eltern lassen ihn damit allein und können den Schmerz des Verlustes nicht zulassen.

    In Julian brodelt aber auch eine leise Wut, die immer wieder hochkocht, mit der er aber nicht weiß, wohin. Auch mit seinem besten Freund kommt er nicht mehr klar und sieht nicht, dass dieser selbst nicht weiß, wie er Julian helfen könnte und nur darauf wartet, für ihn da zu sein.


    Wie die Begegnung mit Hedvig plötzlich alles verändert, war ein zauberhafter und berührender Moment. Dieses quirlige, fröhliche Mädchen hat Julian wieder gezeigt, wie schön das Leben ist und dass er Ausbrechen kann aus den kalten Mauern, die ihn umgeben.

    Die Entwicklung dieser Freundschaft birgt aber auch ihre Schattenseiten, auf die ich nicht näher eingehen möchte, da ich sonst zu viel verraten würde.


    Das Loslassen fällt uns allen schwer, aber die Autorin zeigt hier, wie ein kleiner Junge über sich hinauswachsen und selbst den Erwachsenen zeigen kann, dass es Menschen gibt, denen wir wichtig sind und die uns Wärme und Geborgenheit schenken. Zusammen mit der weihnachtlichen Stimmung ergibt es eine wunderschöne Botschaft, die mich sehr berührt hat.


    Und die Bilder! - diese wunderschönen Illustrationen von Lisa Aisato machen das ganze zu einem absolut bemerkenswerten Leseerlebnis. Sie hat sie hat jeden Moment so stimmungsvoll und perfekt eingefangen, dass ich immer wieder an den Bildern hängengeblieben bin um sie mir noch länger anzuschauen.


    Der Zauber der Weihnacht, die Trostlosigkeit und der Trost, der Verlust und das Wiederfinden, die Hilflosigkeit und die Geborgenheit ... das alles gehört zum Leben dazu und wird hier auf wunderschöne Weise erzählt.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer

    Band 3 und Abschluss der Scythe Reihe


    Neal Shusterman hat hier eine Zukunftsversion erschaffen, die einerseits viele gesellschaftliche Probleme löst, andererseits aber natürlich auch eine Kehrseite hat, eine, bei der Menschen andere Menschen töten müssen: mit dem Segen des Systems.

    Denn in dieser Zukunft ist die Sterblichkeit Geschichte. Die Weiterentwicklung der Technik hat es möglich gemacht, mittels Naniten im menschlichen Körper bei Krankheiten gegenzusteuern und ältere Menschen in jüngere zu "resetten".


    Die Wirtschaft und Umwelt wird perfekt überwacht und geleitet vom Thunderhead. Er ist ein unerschöpflicher Wissenspool, der sich aus der Cloud entwickelt und eine Art Bewusstsein erreicht hat. Ein neutraler, unkorrumpierbarer Lenker, der aber auch über Empathie und Mitgefühl verfügt.

    Durch ihn werden alle Ressourcen perfekt abgestimmt und das Leben ist für viele ein Paradies.


    Das Problem: Die Überbevölkerung.

    Kein Sterben heißt eben auch überdimensionales Wachstum, was die Scythe auf den Plan ruft. Diese sogenannte Elite ist dafür zuständig, dieses Wachstum einzuschränken und Menschen zu töten. Sie unterliegen strengen Richtlinien, dürfen aber in deren Rahmen selbst entscheiden, wen sie "nachlesen".

    Der Thunderhead und die Scythe sind streng getrennt und dürfen keinerlei Kontakt miteinander haben oder in das Wirken des anderen eingreifen.

    Soviel zum Grundgerüst der Handlung was ich schon eine sehr originelle und geniale Idee finde!


    * * *


    Ich war so mega gespannt auf den Abschluss dieser Reihe und vor allem, wie Neal Shusterman dieses mega geniale Zukunftskonstrukt enden lassen wird.

    Die Handlung steigt drei Jahre später nach dem verheerenden Unglück vom Ende des zweiten Bandes ein, während die Entwicklung, die in dieser Zeit fortgeschritten ist, in Rückblicken erzählt wird.

    Nachdem das System 200 Jahre funktioniert hat, brechen alte Muster und neue Reformen bilden sich heraus, auf die der Thunderhead mit rigoroser Vehemenz reagiert. Seine Rolle fand ich von Anfang an ziemlich genial - er kommt der Vorstellung eines Gottes sehr nahe, denn er ist gerecht, verzeihend, aber auch konsequent in all seinen Handlungen und hat dabei jeden Einzelnen, aber auch das große Ganze im Blick.

    Vor allem der konrete Hinweis, dass man als Mensch nicht alles verzeihen kann, aber dennoch verstehen, fand ich hier besonders schön.


    Die Mächtigen im Scythetum allerdings demonstrieren den Machthunger der Menschen und den Glauben, die natürliche Ordnung unterwerfen und kontrollieren zu können. Die "Nachlese", also das Töten von Menschen, nimmt ungute Formen an, denn Ethik und Moral werden außer Kraft gesetzt und die Willkür weicht einer gezielten "Auslese".


    Außerdem wird die Sekte der "Tonisten" immer aktiver und stellt mir ihrem neuen "Toll", eine Art Heilbringer des Glaubens, eine Gefahr für die Winkelzüge der Scythes dar.

    Auszüge aus späteren schriftlichen Berichten werden zwischendurch kurz "eingeblendet" und auch die verschiedenen Deutungen, die sich daraus ergeben.

    Überhaupt werden immer wieder Auszüge aus verschiedenen Edikten und ähnliches eingestreut, die zum Verständnis sämtlicher Entwicklungen beisteuern. Das hat der Autor auch schon in seiner Vollendet Reihe gemacht und das finde ich ein ziemlich gutes Mittel, was der Geschichte noch mehr Dynamik verleiht.


    Besonders spannend finde ich hier auch das uneingeschränkte Vertrauen in die Technik, die die Menschen entwickelt haben. Der Thunderhead gilt ja als unfehlbar und durch die Gewohnheit, von ihm unterstützt und gelenkt zu werden, ist das Vertrauen in das eigenhändige Handeln und damit verbundene Fehler bei einigen zum großen Teil verloren gegangen. Damit auch das Verständnis, dass sich eine Weiterentwicklung an sich ja erst ergibt, wenn man Fehler macht und daraus lernt!


    Insgesamt fand ich es deshalb wieder perfekt aufgebaut und sehr spannend, da die Perspektiven immer wieder wechseln und man somit alle Konflikte an allen Fronten direkt miterlebt. Der große Plan, der sich schon angekündigt hat, und der jetzt immer größere Formen annimmt, hat mich sehr überrascht und deckt auch gleichzeitig einige vergrabene Missstände und Täuschungen auf, auf die das System sich bisher gestützt hatte.


    Neal Shusterman geht sehr schön ins Detail, was auch die Beziehungen der Menschen untereinander betrifft, ohne zu ausschweifend zu werden und stellt eher die Handlungen und Konsequenzen in den Mittelpunkt, was das Überleben und die Form der Gesellschaft betrifft.


    "Menschen sind wie Gefäße", hatte Jeri zu ihr gesagt.

    "Sie nehmen das auf, was in sie hineingeschüttet wird." Seite 425


    Mich konnte der Abschlussband jedenfalls vollauf begeistern, denn die philosophischen und moralischen Fragen, die hier auf allen Ebenen mitschwingen, werden nicht aufdringlich gestellt, sondern schwingen immer wieder zwischen den Zeilen mit, während man spannende Momente erlebt und ein großes Finale, das ein sehr gelungenes Ende findet.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer

    4.5 Sterne nach dem re-read - es ist einfach ein Vergnügen, Pratchett auf seinen Pfaden nach Holy Wood zu folgen :D

    Das gilt allerdings für die alte Ausgabe mit der Übersetzung von Andreas Brandhorst! Die neuen Übersetzungen der Reihe gefallen mir gar nicht ...


    Mein Fazit: Nach langen Jahren hab ich auch diesen Band nochmal gelesen und es war ein großes Vergnügen, wieder in diese bizarre Logik der Scheibenwelt einzutauchen!


    Der Heilige Wald ist dieses Mal das Thema, eine perfekte Satire auf Holy Wood, die Filmwelt Amerikas, die sich hier durch eine aufdringliche Idee in den Köpfen der Bewohner ausbreitet. Wie Terry Pratchett hier die Filmbranche durch den Kakao zieht ist wirklich absolut köstlich und die vielen Anspielungen auf reale Leinwandklassiker hat das ganze perfekt abgerundet.


    Die "Magie der Schauspielerei" zieht die Menschen komplett in den Bann, die Illusion, dass die Bilder und Rollen der Schauspieler real sind, hat er grandios inszeniert - und damit direkt auch eine Realitätsverschiebung auf der Scheibenwelt mit eingebaut, die in einer großen Katastrophe enden könnte ... aber natürlich gibt es Helden, die ihren Rollen gerecht werden und dafür tief in die Trickkiste der Einbildungskraft greifen.

    Großes Kino mit dieser witzigen und zügig vorangehenden Handlung!


    Zum Einstieg in die Scheibenweltromane würde ich allerdings empfehlen, erst 2-3 andere Bücher zu lesen, da man hier sonst wahrscheinliches einige Pointen nicht versteht.


    "Warum findet die Handlung immer vor dem Hingergrund einer verrückt gewordenen Welt statt?"

    Soll kniff die Augen zusammen.

    "Weil Herr Schnapper ein guter Beobachter ist", antwortete er.

    Zitat von Seite 212

    Band 12 der Skulduggery Reihe


    Klappentext


    Einen Toten Mann bringt man nicht um!

    In dem verzweifelten Versuch, die verlorene Seele ihrer kleinen Schwester zurückzugewinnen, wendet sich Walküre Unruh gegen das Sanktuarium. Und Skulduggery kann nichts tun, um sie davon abzuhalten.

    Währenddessen plant Abyssinia etwas Großartiges: Eine Nacht der Magie, des Terrors und des Blutvergießens. Nun ist es Omen Darklys Aufgabe, die Leben tausender unschuldiger Menschen zu retten. Dabei ist er ECHT noch nicht bereit dazu. Aber der Wahnsinn bricht sich bereits Bahn. Als bisher verborgene Feinde ans Licht treten, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Omen muss endlich der Held werden, der er nie sein wollte – oder heldenhaft sterben.



    Meine Meinung

    Das Abenteuer geht weiter mit dem Team Skulduggery Pleasant und Walküre Unruh alias Stephanie Edgley. Seit dreizehn Jahren kämpfen sie gegen das Böse und die vielen komplexen Handlungsstränge, die bisher durch die Reihe geführt haben, kommen hier alle zusammen. Zumindest nach meinem Eindruck, denn ich hatte das Gefühl, dass ich mich etwas in den verschiedenen Szenen etwas verloren habe.


    Derek Landy packt hier wirklich immens viel rein, angefangen mit der Menge an Charaktere, den Problemen die an verschiedenen Fronten auftauchen und dadurch die komplexen Entwicklungen auslösen, die mich teilweise tatsächlich echt verwirrt haben.

    In der ersten Hälfte des Buches hab ich mich gefragt, was da los ist, da ich die Reihe, wie ich sie kenne, kaum wiedererkannt habe. Denn auch vom Stil her fand ich es nicht mehr so spritzig, wie ich es von ihm gewohnt bin - vor allem auch die Charaktere fühlten sich für mich nicht mehr vertraut an.

    Klar, Walküre ist mittlerweile 25 Jahre alt und hat sich dementsprechend weiterentwickelt, aber ich hab keinen richtigen Draht mehr zu ihr gefunden. Skulduggery kam mir lange Zeit eher wie eine Randfigur vor und der Humor zwischen den beiden kam oft gezwungen rüber.


    Außerdem werden so viele aktuelle Themen angesprochen (Beispiel Flüchtlingskrise, diverse Sexualität und noch einiges mehr) und mit in die Handlung gepresst, als müsste das alles unbedingt in diesem Buch aufgearbeitet werden, damit es gesellschaftsfähig ist und zur momentanen Stimmung passt.

    Für mich ist ihm das nicht so richtig geglückt, weil es nicht immer relevant war und auf Teufel komm raus irgendwie reingequetscht wurde.


    Auch Walküres Wandel ihrer sexuellen Neigung wäre an sich okay gewesen, wäre nicht der komplett deplazierte Kommentar ihres Vaters am Ende gewesen, denn ich völlig daneben fand.


    Auch der "Wahnsinn", wie er auf dem Cover prangt und der englische Titel "Bedlam" kamen mir zu kurz, wie auch die Familiengeschichte, die Walküre zu klären hat. Zwar ist die Grundidee von dem "Wahnsinn", auf den ich zwecks Spoilergefahr nicht näher eingehen möchte, total grandios, von der Umsetzung her aber einfach zu schwach gewesen.

    Omen Darkly ist auch wieder mit von der Partie - den ich echt mochte in seiner Außenseiterrolle und wie er immer wieder versucht, endlich daraus auszubrechen. Aber er dreht sich irgendwie immer wieder im Kreis.


    Ab der Hälfte ging es wieder etwas besser voran. Der Sarkasmus kam zurück, spannende Szenen und halsbrecherische Kämpfe, das was man einfach gewohnt ist. Allerdings konnte es trotzdem nicht mehr so recht aufholen.


    Auch wenn die Geschichte einige tolle Momente hatte, war ich doch ganz schön enttäuscht, in welche Richtung sich das ganze entwickelt. Es hat für mich ein bisschen den Biss und den Charme der früheren Bände verloren und ich weiß nicht, ob ich damit zurechtkomme oder es gutheißen soll. Die Unmenge an moralischen Botschaften war ebenfalls etwas zermürbend und durch die unzähligen losen Fäden waren viele Momente gar nicht greifbar.


    2.5 Sterne von mir


    Kennzeichne das doch bitte als Spoiler, wenn du das Ende vom Buch mit reinschreibst

    Band 4 der Reihe: Gower St Detective


    Klappentext


    Alles ist ruhig in der Gower Street 125 – zu ruhig. Während Sidney Grice über die anatomische Struktur menschlichen Haares nachdenkt, raucht seine Patentochter March Middleton eine heimliche Zigarette nach der anderen.

    Endlich werden die beiden von einer jungen Dame erlöst, die Sidney um Hilfe bittet. Ihr Vater wurde brutal ermordet. Alles geschah in seinem hermetisch abgeriegelten Haus und es gibt keine Spuren eines Einbruchs. Doch schnell kommt Sidney dahinter, dass er in Wahrheit zwei Mordfälle aufklären muss. Denn Onkel und Tante des Verstorbenen wurden zehn Jahre zuvor auf die gleiche grausame Art umgebracht. Kein leichtes Unterfangen – selbst für Londons besten Detektiv.


    Meine Meinung


    Von den ersten beiden Bänden der Reihe war ich ja total begeistert - der dritte hat dann für mich etwas geschwächelt, dafür sticht der vierte aber wieder besonders spannend heraus! Ich hab wieder mit großer Neugier und einem Schmunzeln auf den Lippen diesen außergewöhnlichen und kuriosen Mordfall verfolgt, dessen Aufklärung zu vielen falschen Fährten und vielen moralischen Fragen führt.


    Man muss definitiv die Ermittlerarbeit bei Krimis lieben, denn Sidney Grice, der kauzige "persönliche Ermittler", ist ein detailverliebter Verbrecherjäger, der jeden kleinsten Hinweis beachtet, denn schließlich könnte alles irgendwie relevant sein. Sein arrogantes, teilweise oft sehr verletzendes, dafür aber auch wahrheitsliebendes Gebaren mag viele abschrecken, aber er hat einfach etwas an sich, das ihn sympathisch macht. Ich würde ja immer zu gerne wissen, was er sich über mich für ein Urteil bilden würde, wäre er mir begegnet.


    Grace Middleton, sein Mündel, ist mittlerweile an seine unbeherrschte Art gewöhnt und geht damit sehr kulant, mit trockenem Humor und spitzfindigen Retourkutschen um, was mir jedesmal großen Spaß macht. Sie erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und damit kann man gut ihren Gedankengängen folgen, die sie bezüglich ihres Onkels Mr G, ihrer heimlichen Liebe und natürlich den ungewöhnlichen Ermittlungen hat.

    In Bezug auf den Humor muss ich auch mal die Haushälterin Molly erwähnen, die mit ihrem "Straßenjargon" und ihren Missverständnissen und ihrer herzlichen offenen Art viele lustige Momente in die Geschichte bringt.


    Die Handlung geht zum einen mit gutem Tempo voran, auch wenn die beweisführende Recherche wirklich äußerst detailliert vonstatten geht - allerdings ist es auch so erfrischend ungewöhnlich geschrieben, dass dadurch die Seiten nur so dahinfliegen.

    Zwischendurch werden z. B. mitten in den Gesprächen Details erwähnt, die gespürt oder beobachtet werden. Was aber nicht verwirrt, sondern das ganze auflockert und einen äußert anschaulichen und lebendigen Eindruck vermittelt.


    Auch die vielen historischen Einzelheiten, die das Leben und die Gesellschaft widerspiegeln, sind gekonnt eingeflochten und zeigen sich auch im dazu angepassten Schreibstil.

    Das Haus in der Gaslight Lane, in der der Mord stattgefunden hat, ist schon früher zu einem Schauplatz des Verbrechens geworden und scheint überhaupt ein sehr kurioser Ort zu sein, der viele Geheimnisse verbirgt. Mir hat das Miträtseln jedenfalls viel Spaß gemacht und ich fand es insgesamt eine äußerst gelungene Fortsetzung.


    Mein Fazit: 4.5 Sterne


    Weltenwanderer

    Mein Fazit: Als erstes gibt es im Buch wieder eine Kurzzusammenfassung, was sich in den ersten beiden Teilen abgespielt hat, was ich sehr genial finde. Dadurch hat man einen perfekten Einstieg!


    Die Spannung baut sich langsam auf und es wird immer fesselnder zu lesen je weiter man kommt. Es gibt ja viele Handlungsstränge und Charaktere, aber man behält einen sehr guten Überblick und schön langsam finden sich auch alle losen Enden zusammen, die quer durch das Land von Osten Ard führen. Es gibt auch hinten im Buch eine Übersichtskarte, wodurch man den Weg aller Figuren sehr gut verfolgen kann.

    Simon, der ja schon einiges durchgemacht hat, steht endlich seine erste Schlacht bevor, aber seine naive Hoffnung auf Ruhm und Heldentaten wird sehr schnell gedämpft. Die Gedanken und Dialoge zum Krieg allgemein und der vermeintlichen (?) Sinnlosigkeit von Kämpfen wird einem hier sehr gut vor Augen geführt.


    "Diese Männer, erkannte er, waren wahnsinnig, und das war das Schwierigste auf der Welt - dass die Verrückten stark und furchtlos auftraten und den Schwachen und Friedliebenden ihren Willen aufzwingen konnten." Seite 415


    "Ist es richtig zu töten, wenn es dein Gebieter oder dein Heimatland oder deine Kirche von dir verlangen? Und ist es besser, zu töten, aber es nicht gern zu tun, als lieber gar nicht zu töten, dann aber vielleicht böse Dinge zu sehen, die denen geschehen, die man liebt?" Seite 491


    Der Autor gibt hier keine Antwort auf diese Fragen und lässt auch durchklingen, dass es tatsächlich wohl keine endgültige Antwort darauf gibt. Jedenfalls wirft er hier Gewissenskonflikte auf, die aktuell sind und zeigt, dass es oft umso wichtiger ist, Entscheidungen schwer - und nicht leichtfertig - getroffen werden müssen.

    4.5 Sterne von mir

    Ich mag ja die Henkerstochter Reihe von Oliver Pötzsch total gerne und auch mit Der Spielmann, dem ersten Band um Johann Georg Faustus, konnte mich der Autor sehr begeistern - an meine Erwartungen kam er aber jetzt mit "Der Lehrmeister"nicht mehr ganz heran.


    Insgesamt wirkten viele Szenen und Entwicklungen zu konstruiert und ich hatte auch desöfteren das Gefühl, dass die Handlungen bzw. Entscheidungen mancher Figuren mir nicht so ganz ins Bild gepasst haben. Das hat mich immer wieder etwas irritiert und fand ich echt schade, kann aber auch einfach nur mit meinem Empfinden zusammenhängen.


    Erzählt wird die Geschichte ja durch die auktoriale Sicht, aber man hatte immer wieder Perspektivenwechsel durch die drei Hauptakteure Dr. Faustus, seinem Adlatus Karl Wagner und seiner Tochter Greta. Wie der Autor hier immer wieder auch auf ihre persönliche Sicht eingangen ist, fand ich sehr gut, um ihre Beweggründe besser zu verstehen.


    Das zweite, was ich nicht so mochte, waren die Wiederholungen von Gedanken und Ereignissen. Vielleicht ist das nützlich für Leser, die länger an so ein dickes Buch hinlesen, um sich bestimmte Situationen nochmal ins Gedächtnis zu rufen. Für mich, die ich einfach viel lese und so einen Schinken in einigen Tagen durch habe, waren es einfach zu viel an auffrischenden Details, die die Handlung gebremst und zu sehr in die Länge gezogen haben.


    Dafür muss aber wirklich sehr lobend erwähnt werden, dass Oliver Pötzsch mit den geschichtlichen Details nicht gespart hat und dadurch die Schauplätze und die Figuren lebendig und authentisch geworden sind. Viele Namen oder auch Orte sind einem bekannt, wie Agrippa von Nettesheim, Leonardo da Vinci und Martin Luther natürlich, aber auch viele andere historische Begebenheiten, selbst wenn sie nur am Rande vorkamen, haben das Bild aus dieser Zeit perfekt abgerundet. So auch das griechische Feuer, eine gefürchtete Waffe aus den Seekriegen, das Wissen über dessen Herstellung jedoch verloren ging - soweit die Überlieferung.


    Wie schon erwähnt, war ich nicht mit allen Entwicklungen und Entscheidungen nicht so glücklich, aber insgesamt gestaltet sich die Handlung definitiv sehr abwechslungsreich, mit einigen Überraschungen und Wendungen und ist von Anfang bis Ende gut durchdacht. Zwischen den mir etwas zu langgezogenen Phasen gibt es sehr spannende Momente und bis zum Schluss hab ich gerätselt, wie Faustus den Pakt mit dem Teufel wohl "besiegeln" wird. Ob er ihm tatsächlich noch ein Schnippchen schlagen kann, ob er überleben wird, welche Opfer er wohl noch bringen muss, um sich aus den Klauen des Teufels zu befreien ... das alles hat der Autor mit eingeflochten und beantwortet und einen stimmigen Abschluss geschafft.


    Es hat mich also nicht so ganz mitreißen können wie der erste Band, trotzdem hat der Autor mit diesem groß angelegten Werk meinen vollen Respekt, denn er hat die Sage um den allseits bekannten Dr. Faust wieder aufleben lassen.


    Hinten im Buch gibt es wieder einige interessante Infos zu den Bezügen realer Personen und Überlieferungen, sowie einen Reiseführer auf Fausts Spuren. Außerdem findet man vorne eine Karte aus damaliger Zeit von Frankreich und Deutschland, sowie hinten eine Karte zur Übersicht von Rom.


    Mein Fazit: 3.5 Sterne