Beiträge von Aleshanee

    Klappentext


    London, 1888. In einer kalten Novembernacht wird in einem Backsteinhaus in Covent Garden die kleine Miyo geboren. Für ihren Vater, den Puppenmacher Kazuki Kobayashi, ist sie das größte Glück auf Erden. Das Leben könnte wunderbar sein, wenn Kobayashi nicht einst einen Vertrag mit einem dubiosen Advokaten geschlossen hätte, der ihm Wohlstand und Ansehen sichert, sein Kind aber einer ungewissen Zukunft ausliefert...


    Der Puppenmacher kommt zu dem einzig logischen Schluss: Er muss Miyo verstecken, um ihr Leben zu retten. Dazu fertigt er eine ganz besondere Porzellanmaske an, ein feines, aber regungsloses Gesicht, das er sonst für seine Puppen entwirft. Die Maske soll seine Tochter vor dem Advokaten verbergen. Doch die Ausdruckslosigkeit verdammt Miyo zu einem Leben in Isolation – nur wenige machen sich die Mühe, hinter die kalte Fassade der Porzellanmaske zu blicken. Aber in anderen Außenseitern findet Miyo treue Freunde, die sie auf ihrer abenteuerlichen Flucht vor dem teuflischen Advokaten begleiten. Und endlich findet sie auch die Liebe, nach der sie sich schon immer gesehnt hat.


    Meine Meinung


    Hier hat mich der Titel neugierig gemacht und der Klappentext dafür gesorgt, dass ich es unbedingt lesen wollte! Steampunk lese ich viel zu selten und auch der "Vertrag mit dem Advokaten" hat mich neugierig gemacht. In letzter Zeit scheint das Thema öfter aufzutauchen: ein Vertrag mit dem Teufel, dem Dämon, dem Bösen, der immer eine Hinterlist in seinen Vereinbarungen versteckt, bei denen man nur verlieren kann.


    Der Schreibstil hat mich dann auch direkt in diese ruhige, atmosphärische und ja. leidvolle Geschichte eintauchen lassen. Die Atmosphäre war direkt getragen von einer sanften Melancholie, in dem wir einen Blick in Mr. Kobayashis Heim werfen. Zu seiner schwermütigen Frau, die gerade ihre gemeinsame Tochter Miyo zur Welt bringt, zu seiner eigenen Einsamkeit inmitten der Fremdheit von London und seiner Zuflucht, den wundersamen Puppen, die in seiner Werkstatt entstehen.

    Die Menschen haben keinen Sinn mehr für kunstvolle Arbeiten, für Arbeiten, die Geduld und Zeit brauchen, um zu etwas Besonderem zu werden.
    Zitat

    Wir lernen auch bald den zwielichtigen Vertragspartner kennen, der bei Mr. Kobayashi eine Schuld einfordert, die er nicht zu geben bereit ist!
    Um Miyo zu schützen, fertigt ihr Vater deshalb eine Porzellanmaske an, die sie fortan vor dem Suchenden versteckt hält - doch das Leben hinter dieser Maske, die keine Regung zulässt, drückt sehr auf das Gemüt der gesamten Familie.

    Diese Geschichte überzeugt vor allem durch ihre starke Präsenz der Themen, die traurig und bedrückend sind, mal unheilvoll und auch gruselig bizarr, wenn wir die Hintergründe des Sammlers kennenlernen. Eine diabolische Seele, die einige grausige Details aufwartet.

    Aber auch das Schicksal der kleinen Miyo wird von grausamen Ereignissen bestimmt. Einsamkeit lässt ihr fröhliches Wesen verstummen, die Gefangenschaft hinter der Maske ihre Neugier auf die Welt verblassen... und auf ihrer Reise muss sie einige schlimme Erlebnisse hinter sich bringen, bis sie den Mut findet, ihren eigenen Weg zu gehen.

    Keines blickt auf, als rote Striemen aufplatzen, als Blut über Beine rinnt, weiße Wolle sich hellrot verfärbt. Besser sie als ich. Besser sie als wir.
    Zitat

    Es ist sehr zart und gefühlvoll geschrieben, während die schaurigen Momente eher nüchtern an einem vorbeistreichen; aber manche Szenen gingen definitiv unter die Haut! Auf große Erklärungen wird verzichtet, aber das war auch für mich nicht nötig, weil die Magie der Maske für mich einfach selbstverständlich war und alles andere sich passend gefügt hat.
    Ein paar kleine Logikfehler sind mir zwar zwischendurch aufgefallen, die ich nicht so ganz einordnen konnte, über die ich dann aber einfach hinweg gegangen bin.

    Der Charme der Zeit im viktorianischen London wurde sehr anschaulich beschrieben, auch durch die kleinen geschichtlichen Ereignisse, die immer wieder Erwähnung finden.
    Durch die technischen Apparaturen oder auch Angestellten sowie Details aus dem Steampunk Genre hat die Autorin eine tolles Setting geschaffen, und obwohl der Fokus immer auf den Moment gelegt wurde, ohne sich zu sehr mit dem drumherum aufzuhalten, hat man ein gutes Gespür für die Ereignisse entwickeln können.

    Eine wirklich berührende Geschichte, die trotz der düsteren Aussichtslosigkeit kleine Hoffnungsschimmer versprüht. Freunde kann man an allen Orten finden und sie sind so unterschiedlich wie das Leben selbst. Ebenso können tiefe Täler durchschritten werden, wenn man den Mut findet, weiter zu gehen und sich den Glauben an die Liebe, die Güte und das Gute bewahrt.


    Mein Fazit: 4 Sterne

    Weltenwanderer

    Ich hab mich endlich an die Original Geschichten von Arthur Conan Doyle gewagt. Nachdem ich schon jahrelang ein Fan von Sherlock Holmes bin und viele Adaptionen gelesen und gesehen habe - u.a. auch einige sehr gute Hörspiele zu den Originalfällen gehört, war ich jetzt sehr gespannt, wie die ursprünglichen Fassungen sind.

    Der erste Fall für den berühmten Detektiv Sherlock Holmes, der hier erstmals auf seinen zukünftigen, langjährigen Wegbegleiter und Freund Dr. Watson trifft. Frisch aus dem Krieg zuhause sucht dieser eine günstige Unterkunft und trifft mit Holmes zusammen, worauf sie beide in die Baker Street 221 B ziehen.
    Schnell wird Watson klar, dass sein neuer Mitbewohner ein ganz besonderes Gespür für das Erkennen und Schlussfolgern hat, Deduktion genannt. Eine Eigenschaft, die Holmes als Detektiv sehr gut einzusetzen weiß. Erwähnt wird auch, in welchen Bereichen er sich besonders fortbildet und welche er komplett außer Acht lässt - wie die Astronomie zum Beispiel, denn ob die Sonne um die Erde kreist oder andersherum ist ihm völlig ohne Bedeutung. Beeinflusst diese Eigenschaft ja in keinem Maße sein Leben und Wirken.

    Ein verzwickter Fall ruft die Beamten Gregson und Lestrade auf den Plan, die Sherlock Holmes um Hilfe bitten und zu einem Mordfall rufen, bei dem es zwar reichlich Spuren gibt, aber keine offensichtliche Gewalteinwirkung...

    Die Sprache ist natürlich dem Alter der Geschichte entsprechend, was den gewissen Charme aus dieser Zeit widerspiegelt. Viel aus der Stadt London oder dem Alltag bekommt man allerdings nicht mit. Der Autor beschränkt sich sehr auf die Beschreibung der Umstände, den Figuren und den Dialogen. Es hat mich jetzt nicht groß gestört, aber ein bisschen mehr vom Leben in London hätte ich schon gerne gespürt. Selbst die Wohnung in der Baker Street bleibt blass, was ich etwas schade fand, weil ich hier ein bestimmtes Bild vor Augen hatte, das ich hier gerne nochmal näher beschrieben bekommen hätte. Gerade vom Ursprungsautor selbst.

    Alles ist jedenfalls sehr auf den Fall und die Aufklärung fixiert - denn ein Ermordeter in einem leer stehenden Haus gibt viele Rätsel auf.
    Holmes hat jedoch schnell einen Verdacht und auch die berühmt berüchtigten Baker Street Jungs kommen hier zu einem ersten kurzen Auftritt. Diese Bande verwaister Straßenjungen verhelfen dem Detektiv immer gerne wenn es darum geht, sich umzuhören, um bestimmte Dinge aufzuschnappen oder herauszufinden. Natürlich werden sie immer entsprechend entlohnt und ich mag die Einbindung der Kinder, die es damals ja leider zuhauf gab und Holmes hier zeigt, dass er sie zu schätzen weiß und sie mit diesen kleinen Aufgaben fordert und ihnen eine Möglichkeit gibt, sich etwas dazu zu verdienen.

    Bevor es jedoch zur Auflösung kommt, schwenkt die Erzählung ins Jahr 1860. Das war etwas abrupt und hat mich etwas aus der Geschichte gerissen. Hier erzählt er, wie sich die Hintergründe entwickelt haben, die schließlich zu dem Verbrechen geführt haben, die ebenfalls interessant waren, mich jetzt aber nicht so richtig fesseln konnten. Ich hätte das gerne lieber in einer gekürzten Erklärung von Holmes selbst gelesen.
    Dieser zeigt Watson am Ende aber natürlich noch auf, wie und durch welche Details er auf die Lösung gekommen ist, was den Doktor dazu bringt, diesen Fall zu Papier zu bringen und damit die berühmten Abenteuer der beiden ihren Anfang nehmen.

    Ich muss gestehen dass ich hier oft die Bilder der Serie "Sherlock" mit Benedict Cumberbatch vor Augen hatte beim Lesen, weil dieser Fall in der neuen Version viele Details mit aufgenommen hat. Die Auflösung war mir somit bekannt, wobei hier natürlich andere Hintergründe eine Rolle gespielt haben und auch andere Unterschiede aufgefallen sind. Die Geschichte insgesamt hat mir sehr gut gefallen als Start für diese sehr bekannte Reihe - gefehlt hat mir nur etwas das Gefühl für das historische Setting und die Rückblende der Vorgeschichte war mir zu ausführlich.

    Ich freu mich auf jeden Fall auf weitere Abenteuer mit den beiden!


    Mein Fazit: 4 Sterne

    Weltenwanderer

    Nachdem ich mit Begeisterung die ersten fünf Bände gelesen hatte, war ich besonders gespannt auf den Abschluss der Reihe.
    Während man zuerst mit dem Polar Bear Explorers Club mit gefiebert hat, spielen in den letzten drei Bänden hauptsächlich die vier Mitglieder des Ocean Squid Explorers Club eine Rolle. Eine tolle Besatzung unterschiedlicher Charaktere, die erstmal lernen müssen, miteinander auszukommen und sich zu vertrauen.

    Sie alle wollen ihre Gegenspielerin aufhalten: Scarlett Sauvage, die einen perfiden Plan verfolgt. Da die Menschen die Umwelt so sehr schädigen und ohne Respekt und Rücksicht mit ihr umgehen, möchte sie diese bewahren. Allerdings nicht im guten Sinne, sondern sie tilgt sie sozusagen von der Erde und versteckt sie in magischen Schneekugeln, wo sie in einer ewigen Zeitschleife hängen. Vor Veränderungen sicher, aber auch eingefroren in der Zeit.

    Die vier tapferen Freunde des Ocean Squid Explorers Club konnten mit Hilfe der anderen viele Plätze und Gefangenen befreien, allerdings hat Scarlett jetzt ein Mitglied ihrer Crew gefangen genommen, die in der Lage ist, neue Schneekugeln zu kreieren, so dass sie mit ihrem schrecklichen Vorhaben weiterzumachen kann.

    Somit gehen Jay, Max, Genie und Ursula auf eine neue, gefährliche Expedition, und müssen als erstes Stardust City befreien, das Refugium der Galaxy Fairies, mit deren Hilfe sie Scarlett umso schneller finden können. Auf dem Weg dorthin begegnen ihnen einige Gefahren und ich kann nur wieder die originelle und phantastischen Ideen der Autorin bewundern, die so viele witzige und spannende Einfälle hat.
    Der kurze Ausflug ins All, der den Namen der Galaxy Fairies gerechtfertigt, war zwar etwas unnötig, trägt aber, wie bei allen Entwicklungen in den ganzen Bänden der Reihe, dennoch eine wichtige Aussage in sich.

    "... Not all places welcome visitors and that´s their right. We always leave immediately if we realise we´re not wanted."
    ZItat Seite 114

    Gerade die vielen Botschaften, die in diesen Geschichten stecken, sind oft sehr berührend. Die Begegnung mit den Galaxy Fairies zeigen, wie sensibel diese bei ihren Forschungsreisen vorgehen und wie respektvoll sie mit neuen Gegenden und deren Bewohnern umgehen.
    Das entspricht nicht dem alten und konservativen Vorgehen der anderen Explorer Clubs, die in ihren Clubhäusern gerne Trophäen und ähnliches sammeln, auch ausgestopfte Tiere aus fernen Teilen der Welt, was allen jungen Entdeckern gehörig gegen den Strich geht. Überhaupt ist vieles in alten Bahnen festgefahren und die junge Generation versucht natürlich, diese Muster aufzubrechen, um Platz für neues zu schaffen.

    Auch Stellas Vater, Felix, kommt wieder zu Wort. Seine Einsichten sind immer so schön und liebenswert und berührend. Vor allem als er damit hadert, Stella damals adoptiert zu haben und sie durch seine Arbeit in diese Situation gebracht zu haben. Was wäre wenn Fragen, die an sich nichts bringen, man sich aber dennoch immer wieder stellt. Hätte man etwas ändern können? Hätte man anders entscheiden sollen?
    Müßige Fragen, die aber immer wieder auftauchen, die man aber getrost ablegen kann. Ändern kann man nur, was man Jetzt! tut.

    "And this is where it becomes difficult," Felix went on. "In seeking to avoid one evil, we inadvertently commit another."
    Zitat Seite 207

    Gegen Ende gab es nochmal viel Spannung, da die Entwicklungen mit kleinen Twists in Frage gestellt wurden und so müssen die jungen Entdecker eine Menge Mut und Vertrauen beweisen, um schließlich alles zum Guten zu wenden.
    Ein schöner Abschluss dieser witzigen, originellen, phantasiereichen Reihe mit unterschiedlichen Charakteren, wichtigen Botschaften und fesselnder Erzählweise. Hat mir wieder sehr gut gefallen!


    4.5 Sterne von mir

    Weltenwanderer

    Nachdem mich "Babel" so begeistert hatte, war ich natürlich neugierig auf das neue Werk der Autorin. Ohne zu wissen, worum es geht, hab ich mich direkt in die Geschichte gestürzt und war sofort gefesselt. Ich hatte nicht damit gerechnet, mich hier so viel mit der Buchbranche und der Verlagswelt auseinander setzen zu müssen, muss aber sagen, dass es für mich als Vielleserin schon sehr spannend war, sozusagen einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

    June Hayward erzählt gleich zu Beginn, wie ihre Freundin Athena direkt vor ihren Augen stirbt. Aus einer Kurzschlusshandlung heraus klaut sie deren neuestes Manuskript, um, wie sie sich selbst einredet, dem letzten Werk ihrer Freundin die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Indem sie es überarbeitet, ausfeilt und schließlich unter ihrem Namen veröffentlicht. Und den Ruhm dafür einheimst.
    Denn June steht schon lange in Athenas Schatten, der alles buchstäblich in den Schoß fällt. Vor allem ihre Karriere als Autorin entfachte immer wieder neidvolle Momente, denn Junes Debüt hat kaum Interesse geweckt.


    Die kurzen Beschreibungen von Athena durch Junes Augen haben sie für mich nicht wirklich sympathisch gemacht. Sie wirkt wie eine Überfliegerin, die alles als gegeben hinnimmt und sich in ihrem sonnigen Zenit dreht, ohne jegliches Interesse an anderen. Weshalb sie wohl auch außer June keine Freunde hatte.
    June selber ist aber auch nicht besser. Vor sich selbst verteidigt sie ihr Handeln natürlich damit, das Manuskript "für Athena" zu veröffentlichen - im Endeffekt möchte sie aber selbst Erfolg haben, das Geld kassieren und vor allem endlich im Rampenlicht stehen. Etwas bedeuten, gesehen werden und ganz oben dabei sein.
    Dabei biegt sie sich die Wahrheit immer so zurecht, dass sie ihr in den Kram passt und belügt sich so sehr selbst, bis sie es schließlich selber glaubt. Der winzige Rest an Selbstzweifeln zwickt dann immer nur, wenn sie kurz davor steht, aufzufliegen.

    "Die letzte Front" heißt der Entwurf von Athenas Manuskript, in dem es um die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs geht. Nun war ja Athena chinesisch-amerikanisch, während June einfach eine "weiße Amerikanerin" ist und sie schnell merkt, dass viele dieses Merkmal kritisch sehen. Darf sie überhaupt über asiatische Kulturgeschichte schreiben, wenn sie keine asiatischen Wurzeln hat?

    Die Autorin bindet viele rassistische Vorurteile in diese Geschichte ein, dass sich mir irgendwann alles im Kopf gedreht hat: was man denn nun darf, sollte oder lieber bleiben lässt.
    Für mich steht jedenfalls fest, dass jeder über alles schreiben darf. Thriller- bzw. Krimiautoren haben ja (hoffentlich) selbst keine Morde begangen und schreiben darüber, genauso wie historische Romanautoren sicher nicht im 14. Jahrhundert gelebt haben usw. Da gibt es unendliche Beispiele, sonst dürften wir ja nur noch Autobiografien lesen.
    Vorurteile gibt es immer, genau deshalb sollten wir eher hin- als wegsehen und offener kommunizieren, dann folgen daraus auch weniger Vorwürfe, sondern mehr gegenseitiges Verständnis!

    Weiter geht es mit den sozialen Medien, den Trollen, die immer wieder gerne auftauchen und Hetze verbreiten. Meist ungerechtfertigter Weise, was aber schwierig wird zu widerlegen, weil oft alles plötzlich möglich erscheint, wenn es wo steht und somit hinterfragt wird. Ein Vorwurf wird dann doch von vielen Ernst genommen oder zumindest als möglich angesehen, ohne zu wissen, ob es wahr ist oder nicht. Damit haben ja viele zu kämpfen und einmal ins virale Netz gebracht, ist es kaum mehr auszumerzen.

    Sie kennen mich nicht. Sie können mich nicht kennen; sie sind mir nie begegnet. Sie haben Informationsfetzen über mich aus dem Internet gepflückt und diese zu einem Bild zusammengesetzt, das der Schurkin in ihrer Vorstellung entspricht, jedoch nichts mit der Realität zu tun hat.
    Zitat Seite 175

    Die Autorin hat hier eine spannende Satire geschaffen, die sich sehr um die Verlagswelt dreht, aber dadurch tiefe Einblicke in die Medienbranche gibt. Gerade was auch die Sichtbarkeit angeht, den Druck ständig öffentlich präsent zu sein, keine Schwächen zu zeigen, die einem irgendwie negativ ausgelegt werden könnten, immer neues zu bieten, neues zu schreiben, um nicht in Vergessenheit zu geraten - das alles wirkt nicht mehr wie ein schöner Prozess, um seine inneren Gedanken, seine Geschichte auf Papier zu bringen, sondern um Verlage und Leser irgendwie zufrieden zu stellen.
    Das zieht auch immer mehr seine Kreise und hört man immer öfter, was extrem schade ist.

    "Es muss nicht großartig sein, Junie. Wir wollen damit nicht den Pulitzer gewinnen. Es muss nicht mal so ähnlich sein wie Die letzte Front." Brett macht eine Pause. "Du musst nur veröffentlichen, weißt du? Irgendwas. Egal was."
    Zitat Seite 233

    Eine fesselnde Geschichte mit unglaublich vielen Anregungen zum Nachdenken über Plagiate, Diskriminierungen, Mobbing, Neid, zerstörte Hoffnungen und Ängste und unsere schnelllebige Zeit, in der der Schein mehr zählt als das Sein.

    4.5 Sterne von mir

    Weltenwanderer

    Klappentext


    Es gibt Menschen, die wohnen nicht nur, sondern sie werden von den Eigenarten ihres Hauses magisch angezogen. Sie wollen seine Geschichte erfahren. Sie erforschen, wann das Haus erbaut wurde, wer zuvor darin lebte und wie es dem Haus dabei erging. Für sie ist ein Haus ein geheimnisvolles Wesen, das sich nicht jedem öffnet.


    So geht es auch der Erzählerin dieser Geschichte, als sie ein vereinsamtes kleines Feldsteinhaus auf dem Lande bezieht. Während die raubeinige Dorfgemeinschaft sie für ihre Bruchbude belächelt, beginnt sie, das 140 Jahre alte Haus wieder zum Leben zu erwecken – vom Dachboden bis zum Kellergewölbe, vom verwilderten Gemüsegarten bis zu den uralten Obstbäumen.


    Doch manchmal kommt dann ein Zeitpunkt, da möchte man zu neuen Ufern aufbrechen. Als die Erzählerin nach zehn Jahren beschließt, ihr Haus zu verkaufen, muss sie feststellen: Man kann auch eine Haus-Beziehung nicht so einfach auflösen. Denn das Haus benimmt sich unerwartet widerspenstig und fremdelt, als sich die Bewerber die Klinke in die Hand geben …



    Meine Meinung


    Auf den ersten Blick hat mich das Cover hier wirklich magisch angezogen. Sehr einfach, aber dennoch sehr außergewöhnlich und zusammen mit dem Titel und dem Klappentext hat es mich total neugierig gemacht. Mit 96 Seiten konnte es mich aber erstmal nicht locken - so kurze Bücher / oder Novellen reizen mich nicht so. Dann hab ich Rubys Rezension gelesen (ist unten verlinkt) und ich wollte es auf jeden Fall damit versuchen.


    Das Haus zu verlassen, macht mir keine Mühe. Die Tage ziehen ins Feld, die Träume verändern sich, und schließlich kann man sich auf jedem Flecken Erde niederlassen und ausruhen.
    Zitat Erster Satz


    Damit beginnt diese ungewöhnliche Geschichte. Zwei Sätze, die sehr viel beinhalten und derer findet man hier viele.
    Wenn man längere Zeit in einem Haus lebt (oder in einer Wohnung) verbindet man etwas damit. Denke ich. Das Haus wird zu einem Zuhause, die Wohnung zu einem Heim, einer Zuflucht, die einem Halt gibt. Die immer da ist. Jederzeit kann man dort einkehren, sie wärmt, wenn es draußen kalt ist, sie bietet einen Schlafplatz, eine gemütliche Oase, geschützt vor den Widrigkeiten außenhalb, mit denen man sich tagein, tagaus herumschlagen muss.


    Diese Heimstatt zu verlassen fühlt sich vielleicht erstmal einfach an, mühelos. Einerseits. Andererseits muss man aber auch etwas loslassen können, um nach etwas neuem zu greifen und das fällt oft gar nicht so leicht, wie man denkt.


    Und ja auch die Träume ändern sich, die Wünsche, die Ziele und verlangen sie nach Veränderung; schließlich besteht das ganze Leben aus nichts anderem. Und dennoch - vieles kann sich um einen herum verändern, aber dieser feste Platz, den man hat, kann einem schon sehr ans Herz wachsen.


    Dennoch kann man sich an jedem Fleck Erde niederlassen und ausruhen. Auch das ist wahr. Denn alles Neue kann mit der Zeit vertraut werden und jeder Ort zur Heimat.


    Man sieht, man kann in wenige Zeilen viel hineininterpretieren und es gibt viele Momente zum Innehalten und Nachdenken.


    Während die Hausbesitzerin die vielen Interessierten empfängt, denen sie immer Spitznamen gibt, wird ihr klar, wie sehr sie an dem Haus hängt und dass keiner von ihnen so wirklich hier hineinpasst. Sie liebt ihr Haus und ihren Garten so wie er ist - und die vielen Macken, die die interessierten Hauskäufer bemängeln und verändern wollen, passt ihr nicht so recht in den Kram.
    Übrigens auch nicht dem Haus selbst, mit dem sie immer wieder Zwiesprache hält.
    Ein Resultat ihrer Einsamkeit? Diese schlüpft oft zwischen den Zeilen durch, aber nicht wirklich in negativer Art. Diese Zurückgezogenheit in dem Haus inmitten der Natur wirkt eher friedlich. Geduldig. Und in sich ruhend. Ein Ort der Stille und Abgeschiedenheit, getrennt von der Hektik und dem lauten Alltag, den wir mittlerweile gewohnt sind. Ein Ort zum Innehalten und Nachdenken, zum ruhen und ausruhen. Ein Platz, an dem man sich geborgen fühlt und das Alleinsein keine Einsamkeit sein muss.


    In der zweiten Hälfte hat es mich nicht mehr ganz so gefesselt. Der Schreibstil hat mich hier weiter am Ball bleiben lassen - er wirkte sehr kurz angebunden, aber auch kurzweilig. Mit mancher etwas plumper Formulierung, aber dafür auch vielen gut gewählten Aphorismen. Eine lebendige Erzählung, die einen kurzen Einblick gibt über Momente der Entscheidungen, bei denen man auf sein Herz hören sollte.


    Die vielen Bilder zwischen den Seiten untermalen den Text und die Aussagen sehr gut! Sehr ungewöhnliche Motive teilweise, aber sie passen sehr schön in das gesamte Konzept!


    Fazit


    Eine kurze Novelle über eine Frau, die ihr Haus verkaufen möchte - aber kein Interessent gut genug zu sein scheint. Eine Geschichte über Entscheidungen, über bleiben oder weitergehen, über Vertrautes und Fremdheit ... ein Haus, ein Heim, eine Zuflucht; ein Ort an dem man ein Zuhause findet und sich wohl fühlt. Gibt man den zu leicht auf? Oder kann man ihn überall finden?


    4 Sterne von mir

    Vielen Dank für die schöne Rezi, Aleshanee !


    Mit dem White bin ich auch so gar nicht warm geworden, finde die Artussage aber grundsätzlich super interessant und habe überdies kürzlich Cornwell schätzen gelernt (mit seiner Uhtred-Reihe). Das hier ist direkt auf die Wunschliste gewandert.

    Freut mich! :)
    Ich lese mittlerweile Band 3 der Artus Chroniken und bin echt ein Fan geworden! Und werde mich danach nach anderen Büchern von Cornwell umschauen.


    Die Reihe um Artus von Stephen Lawhead soll auch sehr gut sein - kennst du die zufällig?

    Ich bin schon seit meiner Kindheit ein Fan der Artus Sage durch die Ritter Filme, die es damals gab - hab das ganze aber lange Zeit aus den Augen verloren... als ich dann T. H. Whites »Der König auf Camelot« gelesen hab, bin ich bei dem Versuch leider gescheitert. Ich fand es vom Stil sehr anstrengend und hab die Neuauflage mit allen vier Bänden abgebrochen.

    Zum Glück ging es mir mit "Der Winterkönig" anders!
    Es liest sich zwar auch ein bisschen wie eine Sage und wirkt etwas antiquiert und nüchtern, aber das passt einfach auch hervorragend zu dieser von vielen Mythen umwobenen Geschichte! Der Autor erzählt mit vielen Details in sehr umfangreicher Form, was Namen, Ortschaften und Daten betrifft - oder auch die ganzen Kämpfe, die geführt wurden. Ich war trotzdem durchweg gefesselt, weil sich diese Passagen immer gut mit interessanten Wendungen abgewechselt haben!

    Wir erleben das ganze durch den Bericht eines Mönches, der in Jungen Jahren als frei gelassener Sklave in der Obhut von Merlin auf Tor (Avalon) aufwuchs. Merlin glänzt aber erstmal mit Abwesenheit, ebenso wie Arthur, denn der Mönch, der den Namen "Derfel" angenommen hat, berichtet von all den widrigen Umständen im umkämpften Britannien zur Zeit, als Großkönig Uther mehr oder weniger im Sterben liegt.
    Dessen Hoffnung liegt auf seinem einzigen, übrig gebliebenen, legitimen Nachkommen: seinem Enkel Mordred, der leider noch ein Säugling ist, als Uther stirbt. Daraus ergeben sich viele Entwicklungen, was die Streitigkeiten untereinander betrifft, als auch den gemeinsamen Feind, der in ihr Land einfällt: die Sachsen.

    Aber das Schicksal ist, wie Merlin uns immer eingepaukt hat, unerbittlich. Das Leben ist nichts als ein Witz der Götter, pflegte Merlin gern zu behaupten, und Gerechtigkeit gibt es nicht. Du musst lernen zu lachen, hatte er mir einmal erklärt, sonst wirst du dich zu Tode weinen.
    Zitat Seite 198

    Wer sich mit der Artus Sage ein bisschen auskennt, wird sicher die Namen Merlin, Avalon, Mordred, Morgane, Nimue, Guinevere oder Lancelot gehört haben. Ihre Darstellung fand ich sehr interessant, weil sie teilweise sehr abweicht von dem bisschen Wissen, was ich darüber bisher gehört hatte...
    Gerade Merlin wirkt äußerst selbstgerecht und überheblich, eigentlich absolut unsympathisch, weil er so viele Schicksale außer Acht lässt und "nur" das große Ganze sieht und seine Ziele ohne Rücksicht verfolgt. Seine Auftritte waren dennoch immer ein kleines Highlight und seine Rolle hatte immer eine große Wirkung!

    Sie alle spielen eine wichtige Rolle, kommen aber erst nach und nach auf den Schauplatz dieser folgenreichen Geschichte! Sie ist angesiedelt im 5. Jahrhundert nach Christus. Die Sachsen fallen von allen Seiten über Britannien ein, das durch eigene Zerwürfnisse uneins ist - und Arthur mit allen Mitteln zum Frieden bringen möchte, um gemeinsam gegen den verhassten Feind vorzugehen.
    Auch die Religionen spielen eine Rolle, denn Druiden sind heilige Männer und der Glaube an die alten Götter stark - doch man merkt den zunehmenden Einfluss der christlichen Priester, die überall mit ihren Predigten zu überzeugen suchen.

    Ich aber war auf dem Tor aufgewachsen, wo Menschen aller Rassen und aller Stämme zusammenlebten, und obwohl Merlin selbst ein Stammeshäuptling war und jeden, der sich Brite nennen durfte, hitzig in Schutz nahm, lehrte er niemals Hass auf andere Stämme. Seine Lehren hatten mich untauglich für das gedankenlose Abschlachten von Fremden gemacht, die umgebracht wurden, nur weil sie Fremde waren.
    Zitat Seite 204
    Dass diese Geschichte von Derfel erzählt wird fand ich einen guten Schachzug. Aus seiner Sicht und Einschätzung bekommt man einen guten Überblick über die Geschehnisse und Charaktere und erlebt seine Erlebnisse hautnah. Auch war bei mir immer der Gedanke im Hinterkopf, wie er vom Leben als junger, freigelassener Sklave schließlich in die Rolle eines christlichen Geistlichen gelangt, der diese Geschichte verfasst. Und sein Weg ist geprägt von vielen überraschenden Wendungen - ich hab ihn von Anfang an ins Herz geschlossen :)

    Eine Stellen sind mit brutalen Details geschmückt, grade auch, was manche Rituale anbelangt, wird kein Blatt vor den Mund genommen. Die Wirkung hat dabei die nüchterne Erzählweise etwas aufgehoben, was ich eher positiv gesehen hab.

    Ich hab mich jedenfalls gut in dem Stil einfinden können und fand die beschriebenen Figuren und Details zu den Erlebnissen sehr bildhaft und auch die Atmosphäre, dass ich hier einem alten Mythos auf den Grund gehe, perfekt getroffen! Am Ende gibt es dann auch noch ein großes Finale in einer Schlacht, die mit viel Finesse und einer scheinbar aussichtslosen Hoffnung geschlagen wird - und die neugierig macht, wie es wohl im nächsten Band weitergeht!

    Die Schlacht ist ebenfalls ein Angriff auf die Sinne, und dieser Angriff löst Angst aus, während Gehorsam der dünne Faden ist, der aus dem Chaos der Angst ins Überleben führt.
    Zitat Seite 312

    4.5 Sterne von mir :)

    Weltenwanderer

    Mein re-read der Reihe geht weiter und auch dieser Band hat mich wieder von Anfang an mitgerissen und mit viel farbenprächtiger Unterhaltung durch den Rosenkrieg getragen!


    "Nur ein Wahnsinniger könnte seinem Publikum eine Geschichte zumuten, in der beinah alle Hauptakteure Edward oder Henry heißen und alle Frauen Margaret." Zitat aus dem Nachwort von Rebecca Gablé


    Aber wie immer gelingt es der Autorin, dass man sich in dieser verwickelten, von Schlachten geprägten Welt zurecht findet und man der Handlung mit all ihren Intrigen und hinterlistigen Machenschaften folgen kann. Gegen Ende war ich zwar dann auch ein bisschen überfordert, aber den großen Überblick hab ich dann schon noch behalten.




    Nachdem Robert of Waringham in einem Hinterhalt zu Tode kommt, ist es nun an seinem Sohn Julian, den Verpflichtungen gegenüber seiner Familie und König Henry nachzukommen. Aber nicht nur seine Sorge um den Stammsitz seiner Familie in Waringham machen dem jungen Lord zu schaffen, auch seine Loyalität gegenüber dem schwachen, scheinbar geisteskranken König Henry gerät ins Wanken. Der Duke of York giert nach dem Thron und ausgerechnet Julians Lehrmeister und Mentor Warwick ist ein exzessiver Anhänger der Yorkisten.

    Julian macht eine große Entwicklung durch und fungiert hier nicht nur einmal mit seiner Stärke, Entschlossenheit und Loyalität als wichtiger Bestandteil der geschichtlichen Entwicklungen. Diese gilt allerdings nur der Ehre und dem Stolz, denn innerlich schwankt er doch desöfteren ob dem Sinn des jahrzehntelangen Bruderkriegs. Ich mochte ihn wirklich gerne, aber so manche Entscheidungen oder Gedankengänge waren nicht so sympathisch - was aber auch einfach der Gesellschaftsordnung dieser Zeit geschuldet ist.


    Aber auch Julians Zwillingsschwester Blanche hat es nicht leicht. Ihre arrangierte Ehe mit Thomas Deveraux stellt sich schnell als Martyrium heraus und der einzige Ausweg treibt sie in die Verbannung. Jasper Tudor ist ebenfalls eine wichtige Figur und wie alle anderen auch ein sehr eigenwilliger, überzeugender Charakter - ihn hab ich trotz seiner zurückhaltenden Art sehr ins Herz geschlossen!


    Lucas Durham als loyaler Ritter war auch eine tolle Figur! Megan Beaufort als die Mutter eines Thronerben frömmelte sehr, wirkte aber äußerst liebenswert und herzensgut! Und noch viele andere Lords, Earls und Dukes und eine Vielzahl an Frauen, die trotz ihrer untergeordneten Gesellschaftsrolle teilweise großen Einfluss genommen haben!

    Trotz der Vielzahl an Personen schafft es die Autorin, jeden auf seine Art herausstechen zu lassen - jede Rolle besitzt einen wichtigen Impuls für den Verlauf der Handlung, sowie keine einzige Szene überflüssig ist und es greift alles logisch ineinander. Die Dialoge sind perfekt angepasst und wirken überhaupt nicht aufgesetzt.


    Wie Figuren in einem Spiel werden die Menschen damals benutzt, um die Intrigen und Machtspielchen anderer zu lenken. Die Liebe zum Detail der englischen Geschichte ist hier auf jeder Seite zu spüren und wird lebendig und anschaulich erzählt. Von Anfang an wirkt die Handlung wie ein Sog – die interessanten Charaktere und die vielen Wendungen haben mich total in diese imposante Welt eintauchen lassen, auch wenn mir jetzt beim 2. Mal lesen doch einige forcierte "Zufälle" aufgefallen sind, hab ich sie nicht als störend empfunden, weil sie so stimmig in die Handlung eingebunden waren.

    Diese Zeit fasziniert mich jedes Mal aufs Neue: der Umgang der Menschen miteinander, die Rolle der Frau und die Akzeptanz derselben, die strikte Einhaltung der Etikette, das Ehr- und Pflichtgefühl der Männer, als ein Wort eines Ehrenmannes selbst beim Feind noch etwas gegolten hat … eine harte Zeit, die aber auch die Stärken (sowie die Schwächen) der Menschen hervorgebracht hat.


    Das Buch ist in vier Teile gegliedert, die einen bestimmten Zeitraum abhandeln und ich bin sehr froh, dass es trotz der knapp 1200 Seiten nicht in Einzelbände gepackt wurde.

    Ein Mammutwerk über die Zeit eines Bruderkriegs, der die vertrackten Verhältnisse zwischen den beiden großen Familien Lancaster und York anschaulich und fesselnd beschreibt.

    Ein Einblick in eine für uns völlig fremde Welt, in der es zwei erbitterte Seiten schaffen, trotz all der blutigen Kriege noch respektvoll miteinander umzugehen und in der das Ehrenwort der (meisten) Männer noch etwas gilt.

    Es beginnt mit einer etwas skurrilen Gerichtsverhandlung wegen dem ungestümen Verhalten von Maddies jüngerer Schwester. Maddie (31) ist nicht wirklich einsichtig und bekommt ein Anti-Agressionstraining aufgebrummt - und darf sich gleichzeitig von ihrem eigenen Job als Trainerin für Krav Maga verabschieden.
    Da kommt ihr das Angebot des älteren Ex-Polizisten Arie ganz recht, wobei sie nicht weiß, wieso sie für diesen Job prädestiniert sein soll...

    Arie hat ein Hausboot geerbt, auf das er sich verkriecht, um seinem alten Leben aus dem Weg zu gehen. Die Ermittlerarbeit lässt ihn allerdings nicht los und sein Plan, eine eigene Detektei zu gründen, scheint aufzugehen! Er hat eine bunte Truppe versammelt, mit der er zusammenarbeiten will und die alle etwas gemeinsam haben: sie sind vorbestraft.

    Die Charaktere sind alle kleine schräge Vögel und wirken im Zusammenspiel einfach nur witzig. Auch wenn es manchmal knirscht und ein wenig brodelt, finden sie zusammen und entwickeln eher eine Freundschaft als Kollegentum.
    Neben Maddie ist auch Jan mit von der Partie - ehemals Beamter, ehemals eine Frau.
    Außerdem Jack Addington, der stets gut gelaunte Engländer und Charmeur der Truppe
    Schließlich auch noch Elin. Eine Krimiautorin, die unter Liebeskummer und einer Schreibblockade leidet.
    Wie das Eichhörnchen auf dem Cover ins Spiel kommt, verrate ich hier nicht :)

    Ihr erster Kunde ist ein angesehener Chefkoch. Er tritt in einen Wettstreit für Maarten van Lockhorst, einem unangenehmen, aber extrem reichen Zeitgenossen. Die Hochzeit seiner Tochter steht bevor und er lässt zwei der besten Caterer gegeneinander antreten, um einen von ihnen den großen Auftrag zu übergeben, für die kulinarische Untermalung zu sorgen.
    Dieser Konkurrenzkampf hat ungeahnte, böse Folgen, denn obwohl es erstmal darum geht, die Konkurrenz auszuspionieren, wird schon bald eine Leiche gefunden.

    Die Autorin schreibt auf sehr lockere, leichte Art und weiß gut zu unterhalten. Obwohl hier so viele Figuren vertreten sind, schafft sie es, jeden Charakter mit genug Präsenz zu zeigen, dass man sich gut einfühlen und ein Bild machen kann. Dadurch wirkt es auch gar nicht überfrachtet, sondern entwickelt eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Dynamik.

    Es gibt witzige Ideen was die Ermittlungen betrifft, aber auch berührende Momente, wenn es um die persönlichen Probleme geht. Gerade Maddie und Jan haben mit der Ablehnung ihrer Eltern zu kämpfen, was bei Maddie mit ihrer Schwester zu tun hat, deren geistige Fähigkeiten nicht vollständig entwickelt sind, während Jans Eltern ihn noch immer als Tochter sehen.

    Ein erfrischender Detektivroman mit kulinarischem Hintergrund und dem Charme der Amsterdamer Kulisse.


    Mein Fazit: 4 Sterne

    Weltenwanderer

    Klappentext


    A beautiful, epic story of destiny, magic and love... Reborn for a new generation of readers.


    Rose is an unusual child, a North Child. Rose was born facing north, and the old stories say she will venture far from home and embark on a dangerous journey. Making a pact with an enormous white bear, Rose travels on his back to a mysterious castle that holds a dark enchantment, a darker temptation, and the key to her true destiny...


    A spellbinding adventure to curl up with on long winter nights.


    (eine Adaption des norweg. Märchens "Östlich der Sonne und westlich vom Mond")


    Meine Meinung


    Was für ein bezauberndes Wintermärchen <3 Trotz kleiner Verständigungsschwierigkeiten am Anfang durch die Sprache hab ich diese Handlung mit großer Spannung verfolgt und bin gebannt an den Seiten geklebt. Eine wundervolle, wilde winterliche Atmosphäre, ein starkes Mädchen das ihren Weg sucht und ein alter Fluch, der endlich gebannt werden will...


    Schon die Geburt von Rose war von einer Lüge geprägt.
    Ihre Mutter ist vom Aberglauben durchdrungen und will nicht wahrhaben, dass Rose ein "Nordkind" ist. Die Weissagung darüber, dass dieses Kind in Eis und Kälte sterben wird lässt die Mutter mit allen Mitteln versuchen, sie in eine andere Richtung zu drängen als es ihre Wesensart ist. Denn Rose ist nicht wie ihre Geschwister. Sie ist ungezähmt und von Abenteuerlust geprägt - und der Freude am Entdecken und einem Drang, alles zu erforschen und ihren Willen durchzusetzen.
    Man hat schon früh den Eindruck, dass die Mutter mit ihr nicht so recht warm wird und kann dadurch manche Entscheidungen besser verstehen. Rose lässt sich dadurch aber nicht verändern. Ihr Vater liebt sie, wie sie ist und auch mit ihrem Bruder Neddy verbindet sie eine starke Zuneigung.

    Das Buch ist in fünf Abschnitte unterteilt und während man im ersten Rose´s Familie kennenlernt, beginnt im zweiten ihre Reise mit dem mysteriösen weißen Bären. Auch über ihn erfährt man Stück für Stück mehr und über die alten Wesen im eisigen Norden, die Huldra, die mancher vielleicht schon aus den skandinavischen Mythen kennt.

    Durch die verschiedenen Perspektiven erhält man einen weiträumigen Blick über die Ereignisse.
    Neben Rose und ihrem Bruder Neddy sowie ihrem Vater erleben wir auch den Weißen Bären, der seine Gedanken und Gefühle nur schwer ausdrücken kann. Somit sind das nur sehr kurze Einblicke, die aber umso intensiver sind. Besonders ein Zitat möchte ich euch zeigen, bei dem ich direkt Gänsehaut bekam:

    All changed, in a moment.
    Lost.

    But now...
    Hope.
    Zitat Seite 112

    Jetzt so aus dem Zusammenhang gerissen wirkt es sicher nicht so, wie bei mir als ich es gelesen habe. Aber glaubt mir, dass es einige Gänsehautmomente gegeben hat, die mich sehr berührt haben!

    Ein weiteres Zitat möchte ich euch ebenfalls noch zeigen. Im eisigen Norden ist das Überleben ja stark von der Jagd abhängig, weil es einfach nicht viel anderes an Essbarem gibt. Der Respekt vor dem Leben entgegen gestellt der Tötung von Tieren hat eine Schamanin hier sehr schön in Worte gefasst:

    Because it is part of the cycle. Wie must hunt to survice. Disrespect would be to hunt when you are not hungry and then to treat the dead in a wasteful, unclean way. The words I sing are to ask forgiveness for taking the seal´s life, and to send its soul safely to the spirit world.
    Zitat Seite 342

    Es gibt einige Märchenelemente, die eher unscheinbar mitschwingen, und den mystischen Charme umso mehr unterstreichen. Es ist auch eine Liebesgeschichte, die nur nach und nach durchsickert, während man Rose auf ihrer langen Reise begleitet, die sie durch viele Abenteuer lotst, um schließlich - vielleicht - an ihrem Ziel anzukommen.
    Sie muss einiges auf sich nehmen und harte Zeiten durchleben, und während man mit ihr bangt und um das Ende fürchtet, empfindet man die letzten Seiten umso spannender, weil die Autorin immer wieder neue Überraschungen bereit hält.

    Ich war absolut verzaubert von der märchenhaften Atmosphäre, dem klirrenden Winter und den harten Prüfungen, der liebevollen Protagonistin Rose und dem "verlorenen" Weißen Bären - und dem langen Weg, der durch Hoffnung und Liebe geprägt ist und die schließlich zu einem Ziel führen sollen: der wahren Freiheit, auch wenn diese einen Verlust bedeuten.
    Jedes Märchen hat ein Happy End und so auch dieses: und es hat mich unglaublich berührt.


    Mein Fazit: 5 Sterne

    Weltenwanderer

    Der Untertitel "Das Geheimnis eines Sommers" hat mich sofort an Stephen Kings Stand by me erinnert ... auch hier gibt es eine Clique von Jungs, und auch hier gibt es einen älteren Bruder, der mit einem schlechten Einfluss zu kämpfen hat. Aber da hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Auch wenn die Themen von Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt ähnlich sind. Genauso wie die verschiedenen Eigenheiten und Probleme der Kids.

    Die Kapitel sind aus den verschiedenen Sichtweisen geschrieben, was ich hier eine wirklich tolle Idee fand! So lernt man jeden der Jungs aus ganz persönlicher Perspektive kennen und kann die Gedanken und Handlungen perfekt nachvollziehen!

    Mit Evan fängt es an. Er lebt mit seinem großen Bruder bei den Großeltern, nachdem es beide Eltern nach Jahren endlich in den Entzug geschafft haben - allerdings hat er seitdem nichts mehr von ihnen gehört. Sein Bruder rutscht seither leider immer mehr ab durch den schlechten Einfluss von Jaeger.
    Evans Großmutter führt ein strenges Regiment und so kann er nicht widersprechen, als er sich nach einem verheerenden Hurrican Ricky annehmen soll, den Neuling in der Stadt, der bisher noch keine Freunde gefunden hat.
    Mitchell hat Zwangsstörungen und geht in die "Sonderklasse". Seine Freunde gehen damit super um und er kann sich wirklich glücklich schätzen, bei ihnen auf so viel Verständnis zu stoßen und angenommen zu werden so, wie er ist. Er selbst hat allerdings große Probleme damit, Ricky plötzlich als "Neuen" zu akzeptieren.
    Jason ist ein Scheidungskind und wird von seinen Eltern als Spielball benutzt, was er schwer verträgt. Er hat als einziger schon eine Freundin und wird deshalb von den anderen gerne aufgezogen, aber es wirkt nie böswillig oder neidisch.
    C. J. wirkt oft in sich gekehrt und trägt ein Geheimnis mit sich, dass er sogar vor seinen Freunden verbirgt. Denn der allseits beliebte Stiefvater, der gerne teure Geschenke macht, ist cholerisch und gewalttätig, was der Junge hinter seiner draufgängerischen Art versteckt.

    Sie alle haben ihre Probleme und finden in der Freundschaft mit den anderen eine Zuflucht. Das verstärkt sich noch als sie im Wald einen alten Bunker entdecken, der ihr Treffpunkt wird. Ihre Basis, ein Geheimnis das sie alle teilen und wo sie einen Ort haben, der nur ihnen alleine gehört und den sie mit allen mitteln vor der Entdeckung verteidigen.

    Es war so schön mitzuerleben, wie sie dieses Abenteuer gemeinschaftlich durchleben, und wie jeder der Charaktere seine eigenen Gedanken zum Ausdruck bringt. Wie sie aufeinander achten und wie wichtig es ihnen ist, füreinander da zu sein und egal, wie verschieden sie sind, zusammen gewachsen sind und respektvoll miteinander umgehen!
    Dabei spielen natürlich auch die einzelnen Probleme eine Rolle, die für das Lesealter in passender Form mit eingebracht werden, aber sehr gut zeigen, wie schwer es ist, damit zurecht zu kommen und wie wichtig gute Freunde sind. Auch die Scham, die Wahrheit zu sagen und alles offenzulegen, gerade weil diese Freundschaft der "Raum" ist, in dem man geschützt und ungezwungen ist, möchte man die Schrecken von außen nicht mit hineinlassen und scheut sich davor, über Dinge zu reden, die "nur die Familie betreffen".

    Evans Bruder Luke und dessen Freund Jaeger sind allerdings hinter ihrem Versteck her und die Lage spitzt sich immer mehr zu, als C. J.s Verletzungen sich häufen. Während man anfangs noch das Leben all der Jungs kennenlernt steigert sich die Spannung im Verlauf immer mehr und am Ende gibt es auch ein entscheidendes Finale!

    Ich fand es großartig, wie der Autor hier die verschiedenen Facetten der Jungs mit ihren Gedanken und Gefühlen mitteilt, ohne zu tief in die jeweiligen Situationen einzutauchen und die belastende Note über zu strapazieren. Gleichzeitig aber die Empfindsamkeit zu fördern und das Verständnis, wie jeder auf seine Art kämpfen muss und wie positiv sich der Rückhalt durch die Freunde auswirkt. Auch wenn es grundsätzlich oft an der Situation nichts ändert, sind Freunde so ein hohes Gut, um durch die tiefen Täler des Lebens zu schreiten und auch wieder herauszufinden!

    Eine wunderbare, manchmal traurige oder erschreckende, aber Hoffnung spendende Geschichte über Bedeutung von Freundschaft und Vertrauen, sich gegenseitig zu akzeptieren und respektvoll miteinander umzugehen und dadurch immer einen Rückhalt zu haben, der einen stützt und weiterhilft.


    Mein Fazit: 5 Sterne

    Weltenwanderer

    Klappentext


    Als der 13-jährige Rune mitten in der Nacht an einer Tankstelle in Frankreich von seiner seltsamen Gabe erfährt, ahnt er noch nicht, dass diese Herbstferien sein Leben für immer verändern werden.


    Mit Hilfe von uralten Schriftzeichen öffnet er mit seinem Bruder Willy und seiner Cousine Julie die Pforte in eine verborgene Welt, die aus gutem Grund für alle Zeiten verschlossen bleiben sollte.


    Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem sie ungeahnte Kräfte entfesseln und gemeinsam mit ihren neuen Freunden den Kampf gegen den finsteren Magier König Exeter aufnehmen müssen.


    Auge um Auge, Herz um Herz.



    Meine Meinung


    Die Aufmachung und Gestaltung des Buches ist wirklich ein Hingucker! Schon das Cover wirkt sehr lebendig und hat mich magisch angezogen - aber auch innen die wunderschönen Ornamente und die vielen farbigen, ganzseitigen Illustrationen geben die Stimmung in den Szenen wirklich super wider!


    Bei den Rätseln war ich leider etwas enttäuscht muss ich gestehen - ich bin davon ausgegangen, dass diese im Buch zu finden sind und man hier etwas lösen muss, um hinter Geheimnisse oder Hintergründe zu kommen. Die Idee, das ganze interaktiv auf der Webseite zu machen, ist für die heutige Zeit definitiv eine sehr cooles Konzept, für mich persönlich nicht so reizvoll. Ich hab nur ein Rätsel entdeckt und bin mir eigentlich sicher, die richtige Lösung gefunden zu haben, es scheint aber nicht das richtige Passwort zu sein. Es wird aber noch Tipps geben und auch die Lösungen, die ich mir dann anschauen werde, sobald sie auf der Seite zu finden sind.
    Mit einer UV Lampe kann man einiges sichtbar machen, was mit bloßem Auge nicht erkennt, ebenfalls eine sehr tolle Idee, aber ich hab auch hier weniger entdeckt als vermutet...

    Die Geschichte selber ist für junge Leser passend geschrieben und einfach gehalten.
    Der 13jährige Rune ist ein ruhiger, introvertierter Junge, der es in der Schule nicht einfach hat. Entgegen seinem älteren Bruder Willy, der weiß, wie er sich Respekt verschaffen muss und nicht auf den Mund gefallen ist.
    Sie brechen mit ihrem Vater recht überstürzt nach Frankreich auf, wo ein ominöser Onkel verstorben ist und ihre Cousine Julie zurückgelassen hat.

    Das Ankommen dort in dem alten Haus, das Stöbern auf dem Dachboden und die seltsame Art des Mädchens mit den blauen Haaren haben eine tolle Atmosphäre entstehen lassen und als sich die drei schließlich auf die Suche nach einem geheimnisvollen Ort im Wald aufmachen, kommt Spannung auf.
    Ab dann verliert sich die Geschichte ein wenig, denn es geht alles doch recht schnell. Es bleibt unterhaltsam, aber auch sehr oberflächlich, weil der Fokus auf der Handlung liegt, die vorwärts getrieben wird, ohne mehr auf die Charaktere einzugehen oder die Welt zu beleuchten, die sie betreten haben.
    Es gibt Zwerge, Trolle, Gestaltwandler und einen bösen König, der nach mehr Macht trachtet und dem die Kids Einhalt gebieten sollen. Der Hintergrund mit dem Portal durch den Steinkreis und dem Zauberer Merlin fand ich sehr gut, ist aber ebenso bekannt wie viele andere kleine Details.

    Ich hab ja schon sehr viel in dem Bereich High Fantasy gelesen oder mit Reisen in andere Welten und kenne daher einfach schon die typischen Merkmale solcher Geschichten, weshalb es für mich hier nicht viel neues zu entdecken gab und einige Überraschungen am Ende für mich schon vorherzusehen waren. Für Kids - und ich würde das empfohlene Alter auf jeden Fall noch etwas runtersetzen - eine tolle Geschichte um in dieses Genre einzusteigen. Um einfach ein Abenteuer zu erleben, mit dem man auch noch interaktiv im Netz an Rätseln teilnehmen kann ist sicher eine tolle Option, um das Lesen als ganz neue Erfahrung zu erleben.

    Es hat definitiv Spaß gemacht, auch wenn ich mir etwas mehr erwartet habe :)


    Mein Fazit: 3,5 Sterne

    Weltenwanderer

    Als ich das Cover gesehen habe, war ich sofort neugierig. Warum, weiß ich gar nicht, es sieht auf jeden Fall total strange aus und der Titel verrät jetzt nicht auch so wirklich viel. Aber auch der Klappentext hat mich angesprochen und dass alles an Silvester spielt, was hier passiert. Da war für mich klar, dass ich dieses doch relativ kurze Büchlein dann auch an Silvester lesen werde.

    Die Meinungen hierzu fallen ja sehr unterschiedlich aus und bin mit keiner großen Erwartung an die Geschichte gegangen - und hab niemals vermutet, dass sich dahinter eine so tiefgehende und berührende Geschichte verbergen wird!

    Erzählt wird sie von Lars. Er ist 49 und steht mehr oder weniger vor seinem gescheiterten Leben, in dem er es zu nichts gebracht hat. Zumindest nicht das auf die Reihe gebracht hat, dass er sich vor so vielen Jahren alles vorgenommen hat.
    Die Autorin beweist ein ungemein feinfühliges Gespür, Lars für uns greifbar zu machen. Dabei wirkt das erste Kapitel noch etwas seltsam. Denn über das Wetter zu sprechen klingt sehr nach Small Talk und warum ist der Nieselregen so ausführlich und prägnant erwähnt?
    Wenn man dann weiterliest spürt man aber sehr genau, dass dieses Wetter genau die Stimmung von Lars widerspiegelt. Eine Antriebslosigkeit, eine Kette von Gedankengängen, die ihn immer weg führt von dem, dem er sich eigentlich widmen sollte: seinen Problemen. Großen oder kleinen. Doch er hat mit den Jahren gelernt, nicht hinzusehen, auf diese Probleme - und macht sehr deutlich, wie anstrengend es sein kann, immer wegzuschauen.

    Also sieht man besser nicht hin.
    Und die Welt denkt dann vielleicht, man sei faul, dabei ist man den ganzen Tag schwer damit beschäftigt, nicht hinzusehen. Und das wissen die wenigsten, wie anstrengend es ist, nicht hinzusehen, wie viel Kraft es kostet, den Fuß nach jedem Schritt am Hosenbein abzustreifen und trotzdem nicht zu putzen.
    Zitat Seite 52

    Jedenfalls ist Silvester und hat einige Dinge auf seiner to-do Liste und sieht keine Möglichkeit, wie er diese bis Mitternacht erledigen soll! Die Kapitel sind in die Punkte dieser Liste unterteilt und ich war fasziniert, wie der Aufbau eines Bettes für seine Tochter oder das Putzen solch philosophische und in Zusammenhang b ringende Gedanken hervorrufen kann, die Nele Pollatschek mit einigem Witz aber auch tragischen Blick auf die Menschen formuliert.
    Dabei fließen sehr kuriose Wörter und Wortverbindungen mit ein, die erfrischend anders sind und die Sprunghaftigkeit von Lars´ Gedankenwelt gut unterstreichen. Und zeigen auch wie die Autorin wunderbar mit den Worten jonglieren kann und wie die Bedeutungen wechseln, je nachdem in welchem Zusammenhang man sie sieht bzw. liest.
    Dabei zeigt sie ohne Scheu und offen die Gedanken von Lars, die wir oftmals sicher schon selbst gehabt haben.
    Der Stil ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber ich hab mich schnell in die Gedankenwelt von Lars einfinden können, der ein ständiges Scheitern hinter sich hat und sich beständig die Frage stellt, wozu er noch Motivation aufbringen soll. All seine Erwartungen sind unerfüllt, gefühlt hat er nichts zuwege gebracht und die Gedanken, dem Leben ein Ende zu setzen, grummeln im Hintergrund.

    Das Gefühl, im Alltag "einfach" funktionieren zu müssen und allen Anforderungen gerecht zu werden lasten so schwer auf seinen Schultern, dass alleine das Aufstehen ein unglaublicher Kraftakt ist.
    Gerade auch so Momente, in dem das Alleinsein nicht mehr ertragen wird und auf welche Mittel er (und auch wir) zurückgreifen, um uns nicht einsam zu fühlen, ist besonders berührend.

    Diese to-do Liste abzuhaken hat allerdings eine ganz besondere Wirkung auf ihn. Bei jedem Punkt geht die Autorin auf philosophische Wahrheiten des Lebens ein, die aus verschiedenen Blickwinkeln plötzlich ganz andere Perspektiven eröffnen und somit keine "absolute" Wahrheit mehr zulassen können.
    Mich haben viele Passagen tief berührt und ich konnte so gut mit Lars mitfühlen, mit seiner Verzweiflung, seiner Angst, seiner Hoffnungslosigkeit - aber auch seiner Überwindung und die Freude, wie er mit kleinen Schritten seine Welt für sich zurückerobert.


    Mein Fazit: 5 Sterne

    Weltenwanderer

    Ein transsexuelles Mädchen, das aus seinem Zuhause flieht, wo sie nur Verachtung und Gewalt kennen gelernt hat.
    Eine weltbekannte Geigenlehrerin, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat.
    Und ein Donut Laden, der von einer außerirdischen Crew übernommen wurde, um einen Sternentor zu bauen.

    Was für eine abgefahrene Kombination!

    Die Autorin hat hier definitiv viele Nerven der Zeit getroffen und grade die queere Problematik, die leider immer noch in unserer Gesellschaft kursiert, mit Katrina als Protagonistin in den Fokus gerückt. Auf ihrer Flucht vor ihren Eltern erfährt man schon sehr viel. Über die Demütigungen, die Erniedrigungen und den vielschichten Hass, den sie ihr ganzes Leben lang spüren und über sich ergehen lassen musste. Der einzige Halt ist ihre Geige, die Musik, mit der sie sich selbst vergessen kann.

    Shizuka Satomi scheint das genaue Gegenteil zu sein: eine wunderschöne Frau, die sofort die Blicke auf sich zieht und eine bestechende Autorität ausstrahlt, so dass ihr jeder zu Füßen liegen möchte. Zielbewusst und skrupellos wirkt sie nicht wirklich sympathisch - ist sie doch auf der Suche nach der letzten Seele, um sie der Hölle zu opfern, um sich selbst zu retten. Aber etwas verbindet sie mit Katrina: ihre Liebe zur Musik.

    Und dann wäre da noch Lan Tran. Sie hat zusammen mit ihrer Familie den traditionsbewussten Donut Laden übernommen und niemand ahnt, dass sie Kriegsflüchtlinge sind und neben dem Verkauf von leckerem Gebäck noch ganz andere Pläne verfolgen.

    Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an gefesselt. Der Stil ist etwas anders und wirkt manchmal umständlich. Grade die Namen, die immer wieder bewusst genannt werden, auch in den Dialogen, war etwas gewöhnungsbedürftig - ebenso wie die plötzlichen Sichtwechsel, aber da findet man eigentlich recht schnell rein.

    Alle drei Charaktere lernt man im Laufe der Handlung immer besser kennen. Man leidet sehr mit Katrina, deren Leben aus Anfeindungen und Prostitution besteht. Ihre Verzweiflung wandelt sich in Hass gegen sich selbst, gegen das was sie ist und man spürt, wie tief dieses Leid verwurzelt ist.
    Aber auch Shizuka kann man verstehen, auch wenn sie mir bis zum Schluss nie so ganz nah gekommen ist. Ihre Ambitionen sind von Egoismus geprägt und es fällt nicht leicht, mit ihr mitzufühlen. Gerade das hat die Liebe und die Veränderungen, die sich daraus ergeben, umso wertvoller gemacht.
    Und natürlich Lan. Eine Fremde, die die Welt der Menschen erst kennenlernt und viele der Gedanken und Gefühle erst entschlüsseln muss, wird ein wichtiger Bestandteil, der sie alle drei schließlich verbindet.

    Dabei hatte das Wohl der Familie oberste Priorität, wie Lan selbst immer sagte. Sie schien nur nicht zu verstehen, dass auch sie zur Familie gehörte.
    Zitat Seite 150


    Das hat mich sehr berührt, denn das betrifft leider so viele Menschen. Wenn man selbst nicht für sich sorgt, wie soll man sich um andere kümmern? Wenn man sich selbst nicht liebt, wie sollen andere lernen, zu lieben?

    Die Musik ist ein wesentlicher Bestandteil und es wird auch einiges zu Musikstücken, zum Geigenspiel und einigen Komponisten erwähnt. Das hat mich aber nicht groß gestört, weil es nicht viel Raum eingenommen hat und außerdem bin ich neugierig auf die Stücke geworden und hab sie mir dann auch angehört, um ein Gefühl dafür zu bekommen.
    Musik es eh etwas, dass alle Menschen verbindet - auch wenn jeder ein anderes Empfinden hat, was ihm gefällt, ist jeder empfänglich dafür, weil man mit Musik alle Gefühle ausdrücken und erleben kann. Da bedarf es keiner Sprachbarrieren oder sonstigen Hindernisse, denn die Aussage ist für alle gleich spürbar.

    Der tiefe Hintergrund, für mich, war aber vor allem das Vorurteil gegenüber "Fremden", bzw. allem was einem fremd ist. Aber nicht nur allgemein in der Gesellschaft, sondern hier auch ganz deutlich in der Familie. Was Eltern von ihren Kindern erwarten, was sie sich wünschen und wie sehr sie enttäuscht sind, wenn diese dem nicht entsprechen. Dabei sollten Kinder die Freiheit spüren, sich so entwickeln zu dürfen, wie es ihren eigenen Träumen entspricht und das im geschützten Rahmen einer Familie, die sie so liebt, wie sie sind. Kinder sind keine Hoffnungen, die erfüllt werden müssen, sie tragen eigene Hoffnungen in sich, die bestärkt werden sollten.

    Eigentlich brauchten die Menschen den Teufel gar nicht. Sie konnten einander das Leben auch so zur Hölle machen.
    Zitat S. 279

    Das zeigt die Autorin in vielen Momenten, die man leider viel zu oft im Alltag erlebt und auch grade im social media Bereich. Das Verurteilen, die Vorurteile, die Beschimpfungen, die Wut und der Hass - die alle nur aus Ängsten entstehen, der Hilflosigkeit, die ganz andere Gründe haben, und die hier nach außen transportiert werden, um ihnen Luft zu lassen. Eine sehr traurige Entwicklung ... aber in dieser Geschichte steckt auch sehr viel Hoffnung, die mit sorgsamem Feingefühl langsam ihre Wirkung entfaltet.

    Die Liebesgeschichte war kaum spürbar. Was an sich positiv ist, denn ich mag ja keine zu aufdringlichen Liebesgeschichten - aber dennoch möchte ich die Gefühle irgendwie miterleben, wenn sie denn da sind und das war hier nicht der Fall. Auch wenn viel transportiert wurde, waren die Feinheiten etwas zu versteckt und hätten für mich noch erkenntlicher sein müssen. Es wurden sehr viele Themen reingepackt, die insgesamt ein starkes Bild ergeben, im Einzelnen vielleicht noch mehr Feinschliff gebraucht hätten.

    Trotz kleiner Kritikpunkte fand ich es sehr emotional und sehr fesselnd - man bekommt definitiv eine sehr außergewöhnliche und originelle Geschichte, die man sich nicht entgehen lassen sollte! Ich würde auf jeden Fall gerne mehr von der Autorin lesen!

    Weltenwanderer

    Klappentext


    Eigentlich möchte Polizeiinspektor Glebski nur Urlaub machen. Doch die anderen Hotelgäste, mit denen er im Hotel Zum verunglückten Bergsteiger untergebracht ist, entpuppen sich als ein Haufen schräger Vögel. Da wären unter anderem das Millionärsehepaar Moses, Brun, ein kleiner Junge – oder ein Mädchen (man weiß es nicht so genau), der unscheinbare Olaf Andvarafors und der vermeintlich lungenkranke Anwalt für Minderjährige namens Hinkus. Und als wäre das nicht genug, munkelt man, dass der Geist eines verunglückten Bergsteigers hier herumspukt. Fehlen nur noch Außerirdische und die Mafia. Aber die lassen auch nicht mehr lange auf sich warten …


    Für diese Neuausgabe hat Erik Simon Originaltext mit Übersetzung genau abgeglichen, einen erheblichen fehlenden Teil ergänzt (die Übersetzung der deutschen Erstausgabe wurde anhand einer gekürzten, in Russland in einer Art Heftroman veröffentlichten Version angefertigt) und kleinere wie größere Fauxpas der Übertragung ausgebessert.


    Ein schräger, witziger und rasanter Alien-Thriller – ein Muss für alle Leser der russischen Science-Fiction-Autoren.


    Meine Meinung


    Ich bin durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden, das mich direkt angesprochen hat! Dazu kam der witzige Titel und das kleine Hotel zwischen den beiden Bergtürmen, zusammen mit der Science Fiction Variante eines Thrillers, wobei man hier eher von einem Krimi sprechen muss, haben mich sehr neugierig gemacht.

    Bei Büchern die schon etwas älter sind sollte man sich auf einen etwas anderen Schreibstil einstellen, als heute meist üblich ist und hier haben die Brüder Strugatzki auch definitiv einen ganz eigenen Rhythmus, an den man sich erst gewöhnen muss. Witzigerweise wirkt er trotz der etwas spröden Art sehr anschaulich und man fühlt sich direkt zurückversetzt in die damalige Zeit und zu dem Schauplatz. In die Einsamkeit der verschneiten Berge und den skurrilen Gästen ausgesetzt, mit denen es der Protagonist, Peter Glebski, zu tun bekommt.

    Peter ist Polizeiinspektor und freut sich auf seinen lange überfälligen Urlaub. Fernab der Arbeit und der Familie möchte er einfach nur ausspannen, lange Ausflüge machen und abends am Kaminfeuer einen Cognac genießen.
    Allerdings verhindern das die anderen Gäste, denn Peter befindet sich in einer äußerst ungewöhnlichen Gesellschaft von höchst eigentümlichen Figuren. Der alternde Zauberer du Barnstocre zum Beispiel mit seinem Neffen bzw. seiner Nichte - so genau weiß man das nicht... Der immer dröhnend lachende Simon Simonet, dessen Humor allerdings oft fehlschlägt, der voluminöse Herr Moses mit seiner zierlichen Frau, die die Männerherzen höher schlagen lässt - und zwei neue Besucher, die ebenfalls seltsame Anwandlungen haben.

    Mit dem Wirt versteht sich der Inspektor aber sofort und bekommt von ihm auch direkt die mysteriösen Vorkommnisse präsentiert, die dieses Hotel heimsuchen. Merkwürdige Geräusche, verschwundene Gegenstände und seltsame Erscheinungen, die natürlich auf den verunglückten Bergsteiger und dessen Geist zurückzuführen sein sollen, der dem Hotel den Namen gegeben hat.

    Die Einführung und das Sammeln der Gäste bzw. deren Vorstellung dauert etwas. Ich fand es aber durchaus interessant, alle erstmal kennenzulernen um dann, wenn der Mord passiert, besser einschätzen zu können, wer wohl als Täter infrage kommt.
    Peter Glebski als Inspektor war natürlich sofort zur Stelle und die Ermittlungen wirkten spannend, wenn auch manchmal etwas verwirrend. Das kam durch die rätselhaften Umstände zustande, aber auch, weil ich manchmal selber etwas desorientiert war.

    Da man von Anfang an weiß, dass man hier im Science Fiction Genre unterwegs ist, war meine Erwartungshaltung in der Richtung recht hoch, weshalb ich etwas enttäuscht war, dass man hier so spät darauf eingegangen ist. Es schürt natürlich auch die Spannung, weil man nicht weiß wie und warum, aber ich hätte mir in der Richtung doch noch etwas mehr erwartet.

    Es ist definitiv eine außergewöhnliche Geschichte, die ihren Fokus vor allem auf die Charaktere legt, die absolut schrullig sind und in keine Schublade passen. Die Aufklärung des Mordes wirkt eher improvisiert und zieht sich etwas, wodurch das Ende fast ein bisschen zu kurz kommt. Insgesamt hatte ich aber viel Spaß an dieser ausgefallenen Story :)

    "Ich glaube an alles, was ich mir vorstellen kann, Peter. An Zauberer, an den Herrgott, an den Teufel, Gespenster ... Fliegende Untertassen ... Wenn sich das menschliche Gehirn das alles vorstellen kann, dann existiert das alles irgendwo, wozu hätte das Hirn sonst diese Fähigkeit?"
    Zitat Seite 37


    Mein Fazit: 4 Sterne

    Weltenwanderer

    Nach den aufregenden Erlebnissen in Band 3 ist Rick jetzt erstmal auf sich alleine gestellt. Zumindest so gut wie, denn Selene hat wie immer einen göttlichen Trumpf im Ärmel.
    Diese Trennung lässt dieses Mal zwei Erzählperspektiven zu, so dass wir zum einen Rick auf seinem einsamen Heldenweg begleiten und zum anderen Selene, die wie immer versuchen muss, an vielen Baustellen gleichzeitig ihren Einsatz zu zeigen. Für eine Göttin wohl - eigentlich - kein Problem, aber man hat ja schon mitbekommen, dass auch für sie manchmal Grenzen gesetzt sind, die sie irgendwie umschiffen muss.

    Ich fand diesen Wechsel zwischen den beiden äußerst spannend, weil er auch mit vielen kleinen Cliffhangern gespickt war. Der Autor ist hier etwas aus seinem üblichen Muster ausgebrochen, auf mehreren Ebenen, und hat die Handlung großartig weitergesponnen. Ohne zu wissen, wohin das ganze führen würde, hat er eine perfekte Auflösung aller Ereignisse kreiert und aus jedem Detail ein komplettes Puzzle zusammen gebracht, dass die vielen Fragen aufklären konnte.
    Was ich besonders gelungen waren auch die Zusammenhänge zu den Anfängen in Band 1, die alle ihren Platz gefunden und zur Lösung beigetragen haben!

    Ich liebe ja den lockeren Stil, der sich einfach super flockig lesen lässt. Vor allem die witzigen Dialoge, die mit vielen Zitaten aus bekannten Filmen, Serien und Büchern gespickt sind transportieren eine Menge Humor. Aber auch hier sind wieder einige philosophische Hintergründe zu finden und auch, was das All, das Leben und den Sinn dahinter betrifft, gibt´s wieder einige Momente, die zum Nachdenken anregen.
    Dazu kommt der visuelle Effekt durch die anschaulichen Beschreibungen, so dass man beim Lesen meist auch gleichzeitig einen Film ablaufen sieht und sich mitten im Geschehen befindet!

    Draußen zogen die von zeitlosem Licht erfüllten Küsten des kosmischen Ozeans vorbei, während sich das All in die schwarze Tiefsee erstreckte. Die Welteninseln trieben wie Schauf auf einer Brandung aus Nacht. Das eisige Lied der Unendlichkeit prasselte in Partikelschauern vorbei.
    Zitat Seite 153

    Dafür, dass Christian Pfeiler das alles komplett alleine und ohne Lektoren etc. zu Papier gebracht hat, kann ich nur meinen Hut ziehen. Nicht alles hab ich verstanden, wenn es um wissenschaftliche und metaphysische Themen geht und er benutzt auch gerne mal Wörter, die ich nachschlagen musste - wie z. B. bovin, mnemotisch, tachyonisch oder Omphalos. Also man lernt auch noch einiges dazu :)
    Sein Weltenentwurf, bzw. seine Gedanken zum Ursprung des Universums, das Entstehen und Vergehen und wie das alles zusammenhängen könnte finde ich großartig und sehr durchdacht! Ich hab mich in vielen Ideen wiedergefunden und neue Theorien aufgesaugt, weil sie so schön in das Gefüge der natürlichen Zusammenhänge passen.

    Ich bin sehr froh, dass der Autor seine Motivation wieder gefunden und uns diesen grandiosen Abschluss geschenkt hat. Der Science Fiction Anteil dominiert in diesem Band mehr und dennoch ist er sich und seinen Charakteren treu geblieben, die im Laufe der Geschichte zusammengewachsen sind, voneinander lernen durften und die Themen um Freundschaft, Zusammenhalt, Vertrauen und Veränderungen bestehen mussten.
    Gerade Selene, die man anfangs als etwas nervig empfinden mag zwecks ihrer Selbstdarstellung, wird sie durch ihre Bindung an ihr "menschliches Gefäß" auf den Boden der Tatsachen gezogen und entwickelt ein Gespür für die Feinheiten und zeigt trotz ihrer Allmacht, dass jedes Lebewesen lebenswert ist. In all der Weite der Galaxien und in all der Zeit der Vergänglichkeit ist das Leben die Essenz aller Dinge und damit ein unschätzbarer Wert.

    Das Cover ist auch wieder ein Traum und reiht sich perfekt in die Reihe ein - auch wenn es dieses Mal eine andere Künstlerin entworfen hat, hat sie den Stil super getroffen und weiter geführt!


    Mein Fazit: 5 Sterne

    Weltenwanderer

    Ich bin kein großer Theaterfan und mit Klassikern hab ich es auch nicht so - aber immerhin hab ich von Shakespeare vor Jahren Der Sommernachtstraum sowie Romeo und Julia gelesen. Beides hat mir wirklich gut gefallen, auch wenn es schon etwas anstrengend war, sich auf diesen Stil einzulassen.

    Mit diesem Buch legt uns die Autorin jedenfalls Shakespeare zu Füßen.
    Zum einen ist die Geschichte in fünf Akte unterteilt und die Kapitel in Szenen. Zum anderen werden wir hier mit vielen Zitaten aus sämtlichen Werken des bekannten Dichters konfrontiert, denn die Studenten fügen viele davon in ihre Dialoge mit ein. Das wirkt erstmal komisch und für den ein oder anderen vielleicht auch etwas zu viel - und ich kann mir nicht vorstellen, dass Shakespeare Liebhaber tatsächlich so reden - aber es hat die Atmosphäre einfach perfekt getroffen!

    Überhaupt war man von Anfang super in diese "Theater-Welt" integriert.
    Das Campusleben war gut beschrieben, ohne zu viel Raum einzunehmen. Ich hab einen Eindruck bekommen wie so ein Unterricht verläuft, wie Rollen verteilt und einstudiert werden und wie die Proben ablaufen.
    Natürlich auch die Ambitionen der Protagonisten, die sieben Viertsemester, um die es hier geht, in ihrem letzten Studienjahr. Anfangs waren die vielen Namen noch etwas schwer auseinander zu halten, das legte sich aber schnell.

    Erzählt hat Oliver in der Ich-Perspektive. Die Akte wurde immer mit einem Prolog eingeleitet, der in der Gegenwart spielt, 10 Jahre nach den dramatischen Ereignissen. Denn jetzt entschließt er sich endlich, die Wahrheit zu erzählen über das, was damals passiert ist.
    Obwohl eigentlich gar nicht viel passiert war ich sehr von der Handlung gefesselt, die sich vor allem auf diese sieben aufstrebenden Künstler fokussiert. Sie haben sich zusammen gefunden und sind Freunde geworden, auch wenn sie recht unterschiedlich sind. Das Studium und ihre Liebe zu Shakespeare hat sie zusammen geschweißt. Aber man merkt schon recht schnell beginnende Risse in der Freundschaft.

    Kleine Unsicherheiten, Liebe, Neid, Missgunst, Selbstsucht und die heimliche Geheimnisse, die jeder mit sich herumträgt. Etwas mehr Tiefe hab ich hier vermisst, auch wenn man jeden von ihnen von den Grundzügen her gut einschätzen kann.
    Oliver, den durchschnittlichen Typen, der sein Herz am rechten Fleck hat
    James, seinen besten Freund, der eine undurchschaubare Seite hat
    Meredith, die mit ihrem Sexappeal jeden um den Finger wickeln kann
    Wren, die mit ihrer scheuen Naivität berührt
    Alexander, etwas großspurig und mit Ecken und Kanten
    Filippa, die man in keine Schublade stecken kann und der Stützpfeiler der Gruppe ist
    und Richard, der sich gerne mit seinen Erfolgen rühmt

    Ein bunter Haufen, der auf eine Katastrophe zusteuert und auf eine Entscheidung, die das Leben aller für immer verändern wird.
    Sehr gut fand ich definitiv die vielen Reaktionen und Gefühle, die hier dann zum Vorschein kamen und wie jeder anders damit umgeht. Manches davon mag irrational erscheinen, aber in Anbetracht der Situation durchaus gerechtfertigt. Niemand weiß vorher, wie er im Schock reagiert, wie lange dieser nachhallt und inwieweit das das Urteilsvermögen beeinträchtigt.

    Der Fall selbst, um den es geht, hätte für mich am Ende noch etwas mehr Schwung gebraucht. Ich rätsle gerne mit und da hätte es definitiv noch vereinzelte Andeutungen geben dürfen. Kleine Ahnungen hatte ich schon, war dann aber doch noch ein bisschen überrascht wie alles abgelaufen ist - und auch über die Gründe. Irgendwie hatte ich da noch mehr erwartet, noch einen größeren Effekt, aber dafür war der Ausklang im Epilog ein schönes Ende.

    Ein bisschen viel Alkohol war im Spiel und das ständige Joint rauchen hätte man vielleicht ebenfalls reduzieren können. Ja, sie sind jung und in dem Alter, da das einfach üblich ist - aber ich muss da nicht so oft darauf hingewiesen werden und es muss auch nicht als Botschaft weitergetragen werden, DASS es üblich ist. Ich bin da vielleicht kleinlich mittlerweile. Dafür wiederum war gut, dass im Endeffekt auch gezeigt wird, welche Gefahren und schlimmen Auswirkungen daraus entstehen können.

    Weltenwanderer