Beiträge von tom leo

    Aus sicherlich berechtigten Gründen sollten wir uns aus eifernder und oberflächlicher Kritik an Israel zunächst mal zurückhalten. Vieles ist tatsächlich - auch in seinen Extremen - so nur denkbar als Reaktion auf eine fast manische Angst, eine Form von Paranoia gar oder wie immer man das beschreiben will, die ausgelöst wurde, begründet werden kann mit dem Holocaust, den man natürlich zutiefst ablehnen muss und soll, der nur Schlucken und Betrübnis in uns bewirekn kann.


    Doch aus dieser historischen Opferposition quasi jeden "Kritiker" an sich an tatsächlich bestehenden Fehlentwicklungen in Israel als Nest beschmutzer zu bezeichnen (wenn er aus eigenen Reihen kommt) oder eben las Faschisten - das kann nicht sein. Jeder, der sich auch nur ein wenig mit der komplexen Thematik Israel, Palästina auseinandersetzt, dem Schutzschirm, den die USA auswirft, kann nicht umhin, einfach auch schreckliche Dinge festzustellen: Überreaktionen, eine gewisse Menschenverachtung (wenn es nicht eigene israelische Leben anbetrifft) etc. DAS ist sicherlich nicht einfach jüdisch und israelisch in verallgemeindernder Feststellung! Ich kenne jüdische Freunde, die differenziert betrachten. und handeln. Aber die kritische Distanz muss da mal erst stehen bleiben dürfen.

    Da dachte ich sofort an dieses Buch von Heinrich!


    Klappentext

    Weil er den bedrückenden Wohnverhältnissen in einem Untermieterzimmer nicht mehr gewachsen ist, lebt Fred Bogner von seiner Frau Käte und seinen drei Kindern getrennt. Er arbeitet als Telefonist bei einer kirchlichen Behörde, streift durch eine zerbombte deutsche Großstadt, trinkt zuweilen und treibt sich regelmäßig an Spielautomaten herum. Nach einem mit seiner Frau gemeinsam verbrachten Wochenende in einem Stundenhotel scheint die Trennung endgültig zu sein. Doch wenig später erkennt Fred in ihr den Menschen, den zu lieben er nie aufgehört hat.

    Ich habe gerade bei meinem Bekannten nachgefragt. Nein, es ist leider nicht das gesuchte Buch. Vielen Dank trotzdem für deine Hilfe tom leo:). Das Buch klingt jedenfalls auch interessant.

    Schade. Ich hatte später noch weiter gesucht (auf Französisch), doch nichts Passenderes gefunden.


    Was aber das verlinkte Buch anbetrifft kann es nicht ganz daneben sein: Izzo hat hier einen sehr guten Ruf und ich las schon andere Sachen von ihm. Bemerkenswert! Er wird meist mit Marseille assoziiert.

    234. Ein Buch, das du empfohlen bekommen hast

    Vor einigen Tagen kam ein Bekannter begeistert auf mich zu und drückte mir dieses Buch in die Hand (allerdings auf Englisch: "The invisible writing") von Arthur Koestler. Den Autorennamen hatte ich schon öfter gehört, doch viel damit verbinden konnte ich nicht. Nun habe ich schon angefangen zu lesen und das ist schon ein Ding! Wir befinden uns in den 30iger Jahren mit Koestler in Berlin: Er ist Mitglied einer Kommunistischen Zelle und bleibt Parteigänger über Jahre hinweg. Bis dass...

    Ich bin mir nicht bganz sicher, ob ich Eure letzten Bemerkungen richtig verstanden habe, doch fallen mir folgende Sachen noch ein:


    Meines Erachtens liegt die Originalität nicht an einem Nischendasein des Themas. Denn es ist tatsächlich universal, und in dem Sinne auch bei uns anzutreffen. Angesiedelt ist es hier halt in Japan, und dort ist der gesellschaftliche Druck zu einer "Rolle" wahrscheinlich und durchaus noch höher als bei uns (das selbe gilt sicher auch für Südkorea oder Hongkong!). Was nicht heisst, dass es solchen Druck, und solches Handeln bei uns nicht gäbe!


    Aber ich finde doch die Ausarbeitung relativ selten. So universal eben das Thema ist fand ich die Ansiedlung des Themas der Anpassung, der Rolle einerseits, bzw des Andersseins hier in einem Konbini echt gut. Es mag seltsam erscheinen, dass Keiko nicht aus einem Guß für manche erscheint: nun, ist sie eine Plaudertasche oder halt eher "isoliert" und zufrieden in ihrem relativ sozialarmen Leben? Ich dachte dabei: Kommt das nicht in einem Leben oft zusammen, dass sich verschiedene Bereiche fast zu widersprechen scheinen? Hier ist man so, dort so? Sind wir eben nicht komplexer als man zunächst denkt, und das heißt auch: widersprüchlicher, nicht so nur aus einem Guß?


    Dabei ist das Imitieren der anderen echter Mimetismus, und zwar gesteuerter, um eben nicht aufzufallen, sondern "dazuzugehören". Keiko ist sich einerseits ihres Andersseins bewusst, und will irgendwo eben dabei bleiben, aber ohne dauernd angemacht zu werden.

    Mir fällt gerade ein, dass ich seit einiger Zeit öfter meine Wuli von hinten (= von den ältesten her) aufrolle und bei gewissen Anbietern nachschaue, wie "teuer" die mir jetzt kommen. Inzwischen habe ich mir so billigst einige Bücher erwerben können! Im Moment läuft eine Bestellung nüber zehn Bücher (außer einem alles ehemalige Wuli-"Leichen"), und das kostete mich gerade 25, - €. Also lohnt es sich (meines Erachtens), später auf diese alten Perlen zurückzugreifen, bzw zuzugreifen!

    Original : Japanisch, Konbini Ningen (コンビニ人間 ), 2016


    INHALT :

    Seit ihrer Kindheit lebte Keiko Furukura stets etwas besonders und wie abgerückt und versetzt zu ihren Kameraden und der Umwelt. Nun, sechsunddreissig Jahre alt, ist sie Verkäuferin in einem « konbini », jenen japanischen Kleinsupermärkten, die 24 h offen sind. Seit achtzehn Jahren auf dem Posten hat sie keineswegs die Absicht, ihren Laden zu verlassen. Und das zum Leidwesen ihrer ganzen Umgebung, die diesen « miesen » Job nicht schätzen und ebenfalls nicht verstehen, dass Keiko immer noch alleine lebt, während doch ihre Freundinnen alle verheiratet sind und Kinder haben. Wird sie die beständigen Urteilen der Gesellschaft vermeiden oder umgehen können ? Wie lange ?


    BEMERKUNGEN :

    Das kann schon für die einen als groteske Geschichte gelten : Ist es denn wirklich möglich, einen so geringgeachteten Job in einem typisch japanischen Rund-um-die-Uhr-Kaufmarkt zu schätzen ? Aber unsere Keiko findet dort eine Sicherheit, einen beruhigend gleichmässigen Rahmen in einer rhythmischen, formatierten Arbeit. Nicht etwa einfach das Vergessen grosser Probleme, sondern tatsächlich eine Form des Glücks, ja, eines Sinns : Teil eines Ganzen zu sein (der Gruppe im Konbini), und eine Funktion einfach hervorragend und geschmeidig, wenn auch etwas automatisch und formatisiert, auszufüllen. Sie hat ihren Platz gefunden.


    Aber wie kommt das bei den anderen an ? Im Umfeld der nun schon meist verheirateten und kinderhabenden Freundinnen ? Nein, definitiv : Keiko erfülle doch nicht die ihr zugedachte Rolle und bringt die Werteskala durcheinander ! Solch ein lausiges Jöbchen ! Und dazu noch : Keiko scheint nicht nur keine feste, sondern noch nicht einmal eine lockere Beziehung und sexuellen Kontakt zu haben ! Und das mit 36 ! Nein, die ist nicht in eine Form zu kriegen, erfüllt weder die Rolle, die ihr die Gesellschaft zudenkt als auch die Schematas, die die Freunde von einem « normalen » Leben haben. Doch warum eigentlich sollten andere entscheiden, worin denn nun eine rechter Platz besteht ?


    Keiko, ist nicht einfach eine nach Unabhängigkeit strebende Rebellin oder in gewissem Sinne « Feministin », denn zur selben Zeit strebt sie als Vorbildverkäuferin danach, sich in einer Vielzahl von Einzelheiten den vorgeschriebenen Gesten und Formeln der Arbeit unterzuordnen. Ja, darin besteht sogar ein Glück, sich einzufügen, und Teil eines Ganzen zu sein ! Bräche dies zusammen, würde sie ebenfalls flachliegen.


    So wird dieser kleiner, total originaler Roman zu einer Anfrage an die so genannte Normalität und Identität, an Rollenverständnisse, die man anderen und sich selbst zuordnet ? Daraus entkommen ? Zeitweilige Versuchung Keikos… Wird sie etwa ein Ablenkungsmanöver initiieren ?


    Ja, man kann diesen Roman für grotesk, bizarr, schräg oder irreal bezeichnen, aber er wird noch einschneidender und realistischer, wenn man weiß, dass die Autorin viel von ihren eigenen Erfahrungen hat einfliessen lassen. Nachdem sie für dieses Werk den bekannten Akutagawa-Preis erhalten hat ging sie wieder zurück, in ihr Supermärktchen, und arbeitet nach achtzehn Jahren weiter...


    Für mich eine echte Entdeckung ! Mal sehen, ob der Roman einen Weg in die deutsche Bücherwelt finden wird ?


    AUTORIN :

    Sayaka Murata (村田 沙耶香, Murata Sakaya?, 14.August 1979) ist eine japanische Schriftstellerin. Tochter eines Richters und einer Hausfrau arbeitet sie seit nun mehr als achtzehn Jahren in japanischen Konbinis. Die regelmässigen Arbeitszeiten kämen ihr sehr entgegen, denn in ihrer freien Zeit schriebe sie ! Als Studentin an der Universität hatte sie Schreibunterricht beim Autor Akio Miyahara.


    Bisher erschienen :

    Gin’iro no uta (ギンイロノウタ?), 2009, Preis Noma für neue Schriftsteller

    Shiroiro no machi no, sono hone no taion no (しろいろの街の、その骨の体温の), 2013, Preis Mishima

    Konbini, jap. :Konbini Ningen (コンビニ人間?), 2016, Preis Akutagawa

    232. Welches Buch steht am längsten auf deiner Wunschliste?

    Wenn ich nach der Eintragszeit meiner BT-Wunschliste gehe, ist es dieser US-Klassiker, den ich mir nach der Lektüre eines anderen Romans von Walker Percy sofort (und bis heute) vorgemerkt habe. :)

    Dann wird es aber Zeit, Jean! Wie bei manch anderen befinden sich ja echte Perlen bei den alten Büchern auf unseren Wulis! Schau mal in meine Rezi rein zu diesem Buch...


    Ich selber habe zumindest in der BT-Wunschliste als ältestes Buch folgendes von Szekely notiert. Und zwar nach der Entdeckung von "Verlockung" vor gefühlten zehn Jahren...

    Hinweis - Bitte immer mit kopieren - UND AUCH LESEN!!!


    Beim Weiterführen der Liste darauf achten, dass die Listenfunktion beibehalten wird! Dafür bitte die Editoren-Ansicht benutzen (NICHT die Quelltextansicht)! Listenziffern werden automatisch eingefügt, wenn sie beim kopieren nicht markiert werden! Dass die Liste richtig übernommen wurde, erkennt man daran, dass die korrekte Liste ein wenig nach rechts eingerückt ist, während die falsche Liste, die nicht automatisch nummeriert ist, einfach bündig am linken Rand erscheint.

    Bei den Leuten, welche noch Probleme haben, hier weiterlesen:


    Nur die Namen/Liste markieren - mit der linken Maustaste (dabei stellt sich nämlich heraus, wenn man oben in die Menüleiste schaut, dass statt "nummerierter Liste" nur die normale "Liste", welche eigentlich Punkte statt Zahlen ausgibt, für die Aufzählung markiert ist. Was beim Absenden dazu führt, dass man keine Zahlen mehr davor hat). Nach dem Markieren oben in der Menüleiste auf "Nummerierte Liste" drücken (sodass dieses ausgewählt ist statt der normalen). Absenden. Fertig!

    Und nehmt BITTE immer den letzten Post und nicht euren eigenen!


    1. Gonozal - 189
    2. Emili - 153
    3. ruhrpottmaedchen - 151
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    13. tom leo - 64
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    15. Jean van der Vlugt - 58
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    17. Yurmala, buechereule - 55
    18. Kermit - 51
    19. Madl10 - 50
    20. Frawina, Pasghetti - 49
    21. *sophie - 45
    22. Lisbeth - 44
    23. PotatoPeelPie - 43
    24. Thomson - 42
    25. hiddenbookparadise, Affenkaelte - 40
    26. Carojenny, liesma, flohmaus, aussie-bounty, ChaosAngel - 35
    27. lio - 34
    28. Susannah - 33
    29. Tanni, Studentine - 32
    30. Bast - 30
    31. Bücherlady, Gaymax - 28
    32. Leen, countrymel - 27
    33. keksi2203 - 26
    34. MissNooki, cocodrilla - 25
    35. E-Krimi, Anni2412 - 24
    36. Yvonne80 - 23
    37. Canach, bücherwurm71 - 21
    38. Day, Nessy1800 - 20
    39. Clary-Jocelyn - 18
    40. BreakFree - 17
    41. Tiniii - 16
    42. Yvonne, pinucchia, Heidi08, Sympathie-Dixer, Valrike, xxmarie91xx - 15
    43. xsandria - 14
    44. Flioefe - 11
    45. Strauberl, Soulprayer - 10
    46. Janine2610, Kittelbiene - 9
    47. Susannah1986 - 7
    48. Struppi, Outback, Pöppel, Taraliva - 6
    49. bianka411, DarkMaron, dramelia - 5
    50. Bookowl, Motte - 4
    51. pescador - 3
    52. aleXi.s - 2

    "Moderner"' Klassiker?


    Mark Brian, ein todkranker junger Geistlicher, wird als Seelsorger in ein entlegenes Indianerdorf an der Westküste Kanadas geschickt. Inmitten der Wildnis lernt er, im Gleichklang mit der Natur zu leben und den Tod als Einmünden in diese Harmonie zu begreifen.

    Ich war eigentlich durch Eure Kommentare vorgewarnt. Aus persönlichen Gründen interessierte mich besonders die Thematik Genie-Depression. Beide verkörpern das, Churchill und Chaplin, und dies wird mehrmals erwähnt und ausgearbeitet, hier der grösste Politiker, da der grösste Schauspieler/Clown.


    Doch ich hatte unterschätzt, was Ihr ebenfalls unterstreicht, nämlich das Verwirrspiel mit Fakten, Realität einerseits und Fiktion, Phantasie andererseits. Und obwohl ich das Buch eigentlich sehr gut fand, auch sprachlich etc, kann ich ebenfalls nur skeptisch beobachten, wie hier mit zwei historischen Persönlichkeiten Köhlmeier umgeht. Ja, darf man das???


    Insofern verwirrte dreieinhalb Sterne.


    Sicherlich sind aber viele historische Fakten an sich gesichert, insbesondere da, wo man die beiden vielleicht nicht zusammenbringt?! Beide Gestalten gefielen mir von je (obwohl Churchill etwas Zerstörerisches an sich hatte, aber eventuell notwendig in seiner und Englands Position), und ich lernte noch einiges hinzu (zumindest bei Churchill). Interessant.


    In einem geschickten Schachzug führt der Autor seinen Ich-Erzähler und dessen Vater ein, die beide als ebenfalls vom "Schwarzen Hund" - Betroffene etwas tun, sich etwas vornehmen um dieser Traurigkeit zu entgehen.


    Allerdings frage ich kritisch an, ob ein Vorsatz genügt?

    Auf Russisch: "Убийство царской семьи". Etwas abenteuerliche "Übersetzung", bzw Phonetisierung in unserer Schrift. Zumindest das zweite Wort würde ich in etwas mit "tzarskoj" wiedergeben. "Sem'i" ist übrigens "die Familie", womit das Buch im Original sich tatsächlich auf das Schicksal nicht nur des Zaren, sondern halt auch seiner Familie bezieht.

    Kaufmöglichkeit zB hier:

    https://www.ozon.ru/context/detail/id/1719610/

    227. Ein Buch, das aufgrund dieser Runde auf deine Wunschliste gewandert ist

    Zum Beispiel das hier nach der Erwähnung (und der vorgelagerten Rezension) von tom leo. Eine polnische Familie wird von ihren katholischen Nachbarn an die Nazibesatzer verraten.

    Und die Rezi stammte von einem... 15.August, allerdings 2011! Und blieb damals dann "leer"... Wäre toll, dort noch einen anderen Eindruck zu lesen. Es war ein sehr eindrückliches Lesen.