Beiträge von gaensebluemche

    Ich wollte das Buch wirklich unbedingt mögen, weil ich die Idee mit den vier Jahreszeiten-Schwestern als Aufhänger der Reihe so gut finde und ich mich so gern auf das Erscheinen der drei Fortsetzungen gefreut hätte. Aber leider reicht es in meiner Bewertung nicht für mehr als drei Sterne, und ob ich die Nachfolger lesen möchte, kann ich noch gar nicht so richtig sagen.


    Das Buch fing gut an. Die beiden Protagonistinnen Spring und Sophia werden vorgestellt und ich mochte vor allem, wie viel Zeit die Autorin sich für die Beschreibung der Atmosphäre der Geschichte nimmt. Ich konnte mir das London, in dem die Handlung ihren Lauf nimmt, so gut vorstellen.


    Doch leider wurde die Geschichte ziemlich schnell ziemlich abstrus. Dass die Eltern der Jahreszeiten-Schwestern Hippies sind und einen etwas anderen Lebensstil pflegen, konnte ich noch ganz gut verkraften. Aber dass - und wie! - sie ihre freie Liebe vor den Augen der Leser so ungehemmt ausleben, war mir dann doch zu viel. Und leider wurde auch der Teil der Geschichte, der in der Vergangenheit spielt, immer absurder, je mehr das Buch sich seinem Ende näherte. Es war in meinen Augen alles viel zu überspitzt und konstruiert, irgendwie erzwungen.


    Lesefreude kam so leider kaum auf. Daher leider nur drei Sterne.


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    "Die Erfindung des Lächelns" verschafft dem Leser Einblick in eine sehr turbulente Zeit im Paris des frühen 20. Jahrhunderts. Paris, die Stadt der Liebe, ist auch Schmelztiegel unterschiedlichster Schichten der Gesellschaft, von Vergangenem und Moderne, von Arm und Reich, wo bieder und bodenständig Tür an Tür neben extrovertiert und künstlerisch lebt.


    In dieses Setting eingebettet ist das wohl bekannteste Bild der Welt, zur Schau gestellt im damals größten Museum der Welt, inmitten von Unmengen von Kunst und Kultur der Jahrhunderte. Dasjenige, was teils den Kulturen entrissen, geraubt und enteignet wurde, steht neben den größten künstlerischen Werken der Menschheit. Diesem Hort von menschlicher Genialität wird nun dieses Gemälde entrissen und es begibt sich auf eine unfreiwillige Reise durch Paris, erkannt und unerkannt. Das Bild einer lächelnden Frau wird beschützt, propagandistisch verwertet, verkauft, versteckt, bewundert und gehasst, von aller Welt in aller Welt gesucht und hat doch nie Paris verlassen.


    Die Protagonisten sind in diesem Roman über ein Gemälde miteinander verbunden, obwohl sie selbst miteinander nichts zu tun haben. Sie kennen sich nicht einmal und teilen doch das Schicksal des Gemäldes. Es scheint fast, als ob die junge lächelnde Frau auf dem Gemälde die Hauptfiguren in ihren Bann zieht: die Polizei, die Verbrecher, die Künstler, die Arbeiter. Alle sind auf Gedeih und Verderb mit dem Bild verbunden.


    Dabei erzählt die Geschichte schonungslos von einer Zeit, die auf Messers Schneide zwischen Vergangenheit und Moderne, Klassengesellschaft und unendlich scheinendem Reichtum, zwischen Aufbruch und Rückschritt balanciert. Dem Autor gelingt es meisterhaft, dieses Zeitgefühl einzufangen. Jeder, der bereits in Paris war, kann dies direkt nachfühlen und schlendert gemeinsam mit den Figuren über die Boulevards und Avenues, jeder, der noch nicht dort gewesen ist, hat unweigerlich ein Bild im Kopf. Die Atmosphäre der Erzählung ist so dicht und vielschichtig wie das Bild, das das Zentrum der Geschichte bildet.


    "Die Erfindung des Lächelns" ist gesellschaftliche Zeitkritik, Parisführer, romantische Darstellung einer Stadt, durchwirkt mit Kunst und Kultur, dem Gefühl, welches Paris unweigerlich vermittelt.


    Alles in allem überzeugt der Roman in allen Belangen. Spannend und abwechslungsreich daherkommend, mit einer historischen Genauigkeit und einer Bildhaftigkeit, die den Leser in seinen Bann zieht.


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    In diesem Buch steckt richtig viel drin. Vor allem steckt es voller inspirierender, ermutigender, mitfühlender und verständnisvoller Weisheiten. So wird den Lesenden ermöglicht, einen neuen, nachsichtigen und akzeptierenden Blick auf sich selbst zu bekommen, aber auch auf ihre Mitmenschen. Das Buch ermöglicht, zu verstehen, was hinter so manchen unserer Marotten, Angewohnheiten und Eigenheiten stecken könnte. Nämlich genau das, was auch in uns steckt: das, woran wir glauben, und das, wovon wir überzeugt sind. Die Geschichte in diesem kleinen Buch ermöglicht einen Perspektivwechsel, und somit ermöglicht sie ein Stück weit Heilung. Für die Lesenden, und auch für die ganze Welt. Denn wenn wir unsere eigene kleine Welt verändern, verändern wir auch die große weite Welt, die uns umgibt. Hinzu kommen wundervolle und berührende Illustrationen, die den Text wunderbar bebildern und den Worten Farben und Formen verleihen. Ein schönes Büchlein!


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    Dieses Buch hat mich fasziniert. Es ist irgendwie genial.


    Die Hauptfigur, ein Highschool-Football-Quarterback, der durch einen tragischen Unfall erst alles verlor und dann Unglaubliches gewann, muss seine Gabe für Rätsel und Geheimnisse in Mustern nun dafür nutzen, eine Unschuldige zu retten, und dabei ein jahrtausendealtes Geheimnis aufklären, das außer Kontrolle zu geraten und alles in ein nie da gewesenes Chaos zu stürzen droht.


    Die Magie aus Zahlen und Mustern, die die heutige Welt maßgeblich in Computern, Algorithmen und Künstlicher Intelligenz bis in das kleinste Detail bestimmt und beherrscht, ist keine neue Entwicklung oder Erfindung des 21. Jahrhunderts, sondern ist schon da gewesen, als die Menschheit noch in der Wiege lag. Von jeher versucht der Mensch, Leben zu erschaffen. Leben abseits der Fortpflanzung, Leben, das der absoluten Kontrolle des Schöpfers untersteht und von diesem gelenkt und geleitet wird, zum Guten oder zum Bösen. Aber auch Wege zu erschaffen, sich selbst zu überdauern, unsterblich zu werden.


    Diese Macht in den falschen Händen kann die Welt ins Verderben stürzen. Der Protagonist muss sein „Ingenium“, seine Gabe, nutzen, dafür zu sorgen, dass dies gerade nicht geschieht.


    Die Geschichte nimmt den Leser mit, fesselt ihn an mythische und mythologische Geschichten, die tief in unserer Welt verankert und verborgen sind. Sie zeigt, dass sich Geschichte zyklisch wiederholt, dass lang Vergessenes höchst aktuell werden kann. Dass Wissen und Glaube Jahrtausende überdauert und dann zutage tritt, wenn man am wenigsten damit rechnet. Dass der uralte Wunsch des Menschen, über sich hinauszuwachsen und seine Essenz überdauern zu lassen, in eine höhere Daseinsebene aufzusteigen, nicht unbedingt einer ultramodernen Technik, Chips und Rechenleistung bedarf, sondern dass ein einfaches Wort, so geheim es auch sein mag, das gleiche Ziel erreicht.


    „Ingenium“ lehrt, dass die Beweggründe eines Menschen für seine Entscheidungen gepaart mit seiner Erfahrung und seiner Zielstrebigkeit erreichen können, was unmöglich erscheint: Ordnung im Chaos zu schaffen und wahrhaft Großes zu erreichen.


    Beim Lesen des Buches fühlte ich mich unwillkürlich an Dan Brown erinnert. Die Anleihen sind klar erkennbar und doch hat das Buch seinen ganz eigenen Reiz. Es wäre ungerecht, dieses Buch als „Post-Dan Brown“-Buch zu beschreiben, denn „Ingenium“ verarbeitet noch mehr, es verbindet Welten. Und das ist wichtiger denn je.


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    Verlagstext:


    Ein Silvesterabend in New York: Cleo, Mitte zwanzig, britische Kunststudentin, Bohémienne a.k.a. ewig pleite, trifft Frank, Mitte vierzig, Amerikaner, Inhaber einer Werbeagentur und ungleich gesettleter, im Aufzug einer Partylocation. Es ist die vielbeschworene Liebe auf den ersten Blick. Hals über Kopf stürzen Cleo und Frank sich in eine amour fou, mit der sie selbst kaum Schritt halten können – geschweige denn die, die ihnen nahestehen.


    https://www.luebbe.de/cocomellors/



    Über die Autorin:


    Coco Mellors ist in London und in New York aufgewachsen, wo sie auch ihr Studium an der NYU absolvierte und das prestigeträchtige Goldwater Fellowship erhielt. Ihre Texte sind u.a. in der beliebten "Modern Love"-Kolumne der NEW YORK TIMES erschienen, sowie im Onlinemagazin THE CUT. CLEOPATRA UND FRANKENSTEIN ist ihr erster Roman. Er wurde in viele Sprachen verkauft, eine TV-Adaption mit Warner Bros. ist in Arbeit. Coco Mellors lebt heute mit ihrem Mann in Los Angeles.


    https://www.luebbe.de/cocomellors/



    Rezension


    In einer Silvesternacht lernen sie sich in dem Aufzug eines New Yorker Apartmentgebäudes kennen. Sie beschließen, nicht nur die Nacht, sondern auch ihr Leben miteinander zu verbringen. Sie ist viel zu jung für ihn, er ist viel zu alt für sie. Und doch finden sie Gründe, um beieinanderzubleiben. Bis das Leben dazwischenkommt, sich zwischen sie drängt, sie und ihre Liebe auf die Probe stellt. Was folgt, ist ein Kampf. Um ihre eigenen Identitäten, um ihre Plätze in ihrer Beziehung und in der Welt, die so viel von ihnen einfordert, und um die Rollen, die sie spielen wollen und zu spielen haben.


    "Cleopatra und Frankenstein" erzählt von zwei Menschen in New York, die ihre eigenen Geschichten schreiben, während sie versuchen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu schauen. Es erzählt von Freundschaften, von Liebschaften, von Schicksalen und von Familie. Eineinhalb Jahre lang dürfen wir die beiden Protagonisten und ihre Mitmenschen bei ihren Versuchen, mit der Unerbittlichkeit des Lebens klarzukommen, beobachten. Im Vordergrund stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen, die wir in so vielfältiger Weise eingehen. Genauso wie all die menschlichen Gefühle, die damit einhergehen. Fast schon episodenhaft lässt die Autorin uns an den Leben ihrer Figuren teilhaben. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und die Faszination hat bis zur letzten Seite nicht nachgelassen. Nicht einmal, dass viel zu viel getrunken und viel zu viel gekokst wird, kann ich kritisieren.


    Cleo und Frank haben Geschichte geschrieben, wie ich sie noch von keiner anderen Autorin, keinem anderen Autor gelesen habe. Und so ist es vor allem eine große Faszination für die Art und Weise, wie Coco Mellors diese Geschichte erzählt hat, die bleibt. Zusammen mit der Liebe, die sie während des Schreibens für all ihre Figuren entwickelt haben muss.



    Fazit


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    Zehn Jahre sind vergangen, seit Avery zuletzt auf Harbour Bridge war, der kleinen Insel vor der Küste South Carolinas, auf der sie als Teenager unbeschwerte Sommer verbracht hat. Hier wurden Freundschaften geknüpft und vertieft, hier wurden Geheimnisse ausgetauscht und so manche sind verborgen geblieben. Hier wurde geliebt, gelacht, aber auch gestritten und geweint. Es waren Sommer, auf die Avery sich jedes Jahr aufs Neue gefreut hat. Bis zu jenem Sommer, der alles verändert hat. Auf Harbour Bridge selbst, in all den Beziehungen, die hier miteinander eingegangen wurden, aber vor allem tief in Averys Seele. Seitdem hat sie die Insel und die mit ihr verknüpften Erinnerungen gemieden. Doch nun ist es an der Zeit, zurückzukehren. Und was lange verdrängt geblieben ist, kehrt zurück an die Oberfläche. Mitsamt unerwarteter Offenbarungen ihre Freundin Josie betreffend, die vor zehn Jahren spurlos von der Insel verschwand.


    So nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die nicht nur aufgrund der stetigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart für große Spannung sorgt, sondern auch wegen der vielschichtig und vielseitig angelegten Charaktere, der nicht so leicht zu durchschauenden Beziehungsdynamiken, der tiefen Emotionen und der Ahnung von etwas, das in der Luft liegt, aber sich noch nicht ganz greifen lässt. Die Geschichte entwickelt sich in einem sehr angenehmen Tempo. Was erzählt werden muss, wird erzählt. Nach und nach werden so Zusammenhänge klar, Missverständnisse können erkannt werden, Vermutungen darüber, was geschehen sein könnte, werden möglich. Und all das basierend auf den Themen Freundschaft, Liebe, Familie - mit all den dazugehörigen Emotionen. So erzählt Kristina Moninger den Auftakt einer Geschichte über das Erwachsenwerden und das Erwachsensein. Mit großer Vorfreude und Spannung erwarte ich die schon bald erscheinende Fortsetzung.


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    Das Buch hat Spaß gemacht! Es hat so einen feinen Witz, der besonders in der Kennenlernphase der Protagonisten zum Vorschein kommt. Das Flirten der beiden hat mich so oft zum Lachen gebracht, vor allem weil Zahra es Rowan wirklich nicht leicht macht, sie von sich zu überzeugen. Zu tief sitzt der Schmerz, den sie in ihrer letzten Beziehung erlitten hat. Auch Rowan hat seine Gründe, keine Beziehung mit Zahra eingehen zu wollen. Und doch können die beiden nicht ohneeinander.


    Einen Vergnügungspark als Setting für eine Buchreihe zu wählen, finde ich so klasse! Ich hätte gern noch viel mehr über den Park selbst erfahren, über die Attraktionen und darüber, was es bedeutet, so ein riesiges Geschäft am Laufen zu halten. Ich hätte gern noch viel mehr hinter die Kulissen geblickt. So waren es nur wenige Einzelheiten, die die Autorin aufgegriffen hat. Das war so interessant, dass ich hoffe, dass in den Folgebänden noch mehr darüber erzählt wird. Auch die Geschichte hinter dem Park interessiert mich noch so viel mehr. Wie der Großvater der drei Brüder darauf kam, den Park zu bauen, und wie dieser sich nach und nach entwickelt hat. Ich erkenne hier so viel Potential und hoffe sehr, es wird noch viel mehr aufgegriffen.


    Das letzte Drittel des Buches empfand ich als besonders bewegend. Rowan erkennt, dass er sich richtig doll anstrengen muss, wenn er Zahra endgültig für sich gewinnen will. Und das tut er auch. Hier warten einige rührende Szenen auf die Lesenden. Mir hat das gut gefallen, es hat die menschliche Seite des Protagonisten betont.


    Auch die Nebenfiguren haben mir auch gut gefallen, auch wenn ich mir hier ebenfalls etwas mehr Tiefgründigkeit gewünscht hätte. Es werden so viele Kleinigkeiten mit so viel Potential angesprochen, zum Beispiel was Zahras Schwester betrifft. Es hätte für mich noch etwas tiefgründiger sein können.


    Da ich das Setting des Vergnügungsparks als so besonders empfinde und ich besonders in der ersten Hälfte so oft über die beiden Protagonisten lachen musste, vergebe ich trotz meiner Kritikpunkte :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: und freue mich riesig auf die beiden Fortsetzungen.


    Danke für deine Rezi, Chianti :love:

    Ich bin so dankbar, dass Anika Landsteiner mit diesem Roman all das aufgeschrieben hat, was ihre Protagonisten sich nachts erzählt haben. Und noch so viel mehr. Denn "Nachts erzähle ich dir alles" ist eine Geschichte über das Leben, in all seiner Vielfalt, mit all seinen Farben, mit seiner Fülle an Emotionen. Und die haben sich direkt auf mich übertragen. Ich habe genossen, ich habe gebangt, ich war erschrocken, wütend, verliebt, melancholisch, glücklich. Am Ende vor allem das: glücklich. Denn dieses Buch ist so ein großes Geschenk. Es nimmt mit nach Frankreich, es nimmt mit in das Leben so vieler Menschen, es nimmt mit in das Leben, das sich außerhalb meiner eigenen kleinen Welt genau so abspielen und ausdrücken könnte. Und Anika Landsteiner fasst es für mich in Worte, damit ich es nicht verpasse, sondern teilhabe an all den Bildern, die sie beim Schreiben vor Augen gehabt haben muss. Und so vergeht fast ein ganzes Jahr, während ich dieses Buch an nur wenigen Tage lese.


    Danke für diesen Sommer! Danke für all die Ebenen von Beziehung, in die ich einen kleinen Einblick erhalten durfte. Da sind Geschwister, da sind Freundinnen, da sind Mütter und Töchter, Eltern und Kinder. Mit allem, was dazugehört. Und so vielem mehr, von dem man fast glaubt, dass man sich so etwas nur ausdenken kann, während es doch so alltäglich ist. Und so ist "Nachts erzähle ich dir alles" so viel mehr als ein Buch über einen Sommer in Frankreich. Und genau diese Tiefgründigkeit und Vielschichtigkeit ist es, die ich so sehr genossen habe. Genauso wie die Art und Weise, wie die Autorin davon erzählt. Es war ein großer Lesegenuss, wenn auch nicht immer angenehm. Doch es bleibt ein zartes Lächeln, so wie das Gefühl, in diesem Sommer, während ich dieses Buch gelesen habe, nach Frankreich gereist zu sein.


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    Der Buchtitel trägt zu Recht die Unterschrift "Justiz-Krimi", denn was den Spannungsgrad betrifft, ist "Mutterliebe" tatsächlich ein Krimi und kein Thriller. Wobei die Handlung einige Rückblenden beinhaltet, die tatsächlich unangenehm schaurig zu lesen waren, aber der Großteil der Handlung spielt in der Gegenwart und berichtet von den Ermittlungen der Gerichtsreporterin Kiki Heiland. Die fand ich insgesamt lesenswert und interessant. Nervenaufreibende Spannung kam dabei für mich jedoch nicht auf. Stattdessen ergeben sich Puzzleteil für Puzzleteil neue Ermittlungsansätze für die junge Reporterin, durch die sich insgesamt ein zwar rundes Bild ergab, von dem ich mir jedoch ein wenig mehr erwartet hätte. Es läuft am Ende auf altbekannte Thematiken hinaus und dadurch war die Handlung ab einem gewissen Punkt recht vorhersehbar. Nichtsdestotrotz fand ich Kiki als Figur sehr sympathisch und nahbar. Zusätzlich zu Einblicken in ihren Beruf wird der Leser auch in ihr Privatleben mitgenommen. Diese Szenen habe ich fast am liebsten gelesen, denn dadurch werden weitere Charaktere vorgestellt, die ich ebenfalls sehr nahbar und sympathisch fand. Insgesamt ein gut lesbares Buch. Wer auf Nervenkitzel und Hochspannung steht, wird hier aber eher nicht fündig.


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    Es ist ein kleines Buch. Nur fünf Kapitel auf nur 240 Seiten. Es liegt gefällig in der Hand, fühlt sich gut an. Und hat es gleichzeitig so faustdick hinter den Ohren, oder vielmehr zwischen den Seiten, in jeder Zeile, in jedem Wort. Es ist eine Geschichte über ein Leben, von dem man hofft, dass es niemandem wirklich so geht, und man gleichzeitig ganz genau weiß, dass es die Realität ist. Nicht für jeden von uns, schon gar nicht für einen selbst, was für ein Glück. Aber es gibt Leben wie dieses der Protagonistin Arielle, gar nicht so weit weg, viel näher, als man denkt, viel näher, als man möchte: dieses Leben zwischen Altbauwänden, ungewaschenen Gardinen, misstrauischen Blicken, Angst, Verzweiflung, Sorgen, Not. Es gibt diese Schicksale, die sich in Existenzängsten entfalten, in Identitätskrisen, in mehr Fragen als Antworten. Wer soll sie auch geben, in diesem Leben, in dem ein Schicksal so sehr dem anderen gleicht.


    "Keine gute Geschichte" hat mich sehr betroffen gemacht und ist mir sehr nahegegangen. So nahe, dass ich mich sehr von dem Buch distanzieren musste, um es lesen zu können. Es ist keine Geschichte für nebenbei, schon gar nicht für zwischendurch. Es erfordert fast Mut, sie zu lesen. Der Schreibstil und damit Erzählstil der Protagonistin ist direkt, unverblümt, ungefiltert und ungebremst. Er ist voller Emotionen, von Vorwurf bis Anklage und tiefer Ehrlichkeit. Nichts für zarte Gemüter, nichts für Lesende auf der Suche nach schönem. Denn der Titel verrät nicht zu viel.


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    Dieses Buch ist so viel mehr, als in einen Klappentext passen könnte. Daher habe ich nicht ganz mit dem gerechnet, was ich lesend erfahren durfte. Und ich wünschte, ich hätte das Buch ein klein wenig mehr lieben können, so wie es und seine Charaktere das verdient haben. Leider blieb eine gewissen Distanz zu den Figuren, die verhindert hat, dass ich mich voll und ganz auf die Geschichte einlassen und in sie hineinfallen lassen konnte. Der Schreibstil war manchmal zu metaphorisch, zu umschreibend, zu wenig konkret. Nichtsdestotrotz habe ich die Schönheit in und zwischen den Zeilen wahrgenommen, die Tiefgründigkeit der Charaktere, die sich im Gesagten und Nichtgesagten ausdrückt, die Emotionen, die Schwere und die Leichtigkeit, die Hoffnung und die Angst, die Verzweiflung und die Kraft. Mir wurde eine Geschichte über Liebe in vielen ihrer Facetten geschenkt. Und dafür bin ich dankbar.


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    Dieses Buch ist so viel mehr, als der Klappentext auch nur andeuten könnte. Es ist ein so tiefgründiges, vielschichtiges, facettenreiches Buch, dass ich es mit großer Begeisterung von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe. Ich hätte wissen können, dass dieses Buch so viel mehr ist, denn dafür steht die Autorin. Ich habe schon einige ihrer Bücher im Original gelesen, alle mit großer Begeisterung. Und dieses reiht sich ein. Mit seinen so lebensechten und lebensnahen Charakteren, die einfach nur menschlich sind. Mit der Vielfalt und dem Tempo seiner Handlung, bei der keine Seite überflüssig ist, nicht mal ein einzelner Satz. Mit seinem Facettenreichtum an menschlichen Emotionen, für die die Figuren stellvertretend stehen und die sich direkt auf den Leser übertragen. Mit seiner Liebe fürs Gaming, für Konsolen- und Computerspiele, von denen ich so manche mit großer Begeisterung und Liebe wiedererkannt habe. Mit seiner Spannung, seiner Dramatik, seiner Tragik. Aber vor allem mit seinem Herz, das aus jedem Wort spricht, aus jedem Detail, aus jeder Feinheit. Gabrielle Zevin kann einfach erzählen, und das beweist sie hiermit einmal mehr.


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    Kann man lustig finden, muss man aber nicht ...


    ... und das meine ich durchaus positiv. Denn auch wenn man der Schreibe von Kyra Groh anmerkt, dass sie Humor hat und diesen ihren Buchfiguren gern in den Mund legt, lässt sich dieses Buch auch sehr gut lesen, wenn der Humor der Autorin nicht dem eigenen entspricht. Denn neben all dem Witz steckt durchweg Ernsthaftigkeit in dem, wie die Buchcharaktere sich selbst, ihr Leben und die Welt sehen. Sich in die Figuren hinzuversetzen, gelingt dadurch sehr leicht, noch dazu, weil sie so lebensecht und nahbar wiedergegeben werden und sich die Handlung dadurch durchweg realistisch und authentisch entwickelt. Dazu ist es der Autorin gelungen, sowohl ihrer Protagonistin als auch ihrem männlichen Gegenpart einen jeweils individuellen Erzählstil zu verpassen, auch wenn beide derselben Feder entspringen. So ergibt sich ein Buch mit einem schönen Plot, einem feinen Humor, über den man ganz nach Geschmack laut oder leise lachen kann, sowie einer fein erzählten Geschichte mit genug Tiefgründigkeit, um über den reinen Unterhaltungswert hinaus zu begeistern.


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    Ein Mann erlangt sein Bewusstsein wieder, er weiß weder, wer er ist, noch, wo er ist – so weit, so gut, das kennt man. Dann wird das Buch von Natasha Pulley zum Erlebnis einer völlig neuen Art Roman, die so derzeit noch einzigartig ist. Nicht nur, dass der Protagonist Joe Tournier sich an nichts mehr erinnern kann, er gelangt darüber hinaus in eine Welt, die ihm einerseits völlig fremd, aber auch seltsam vertraut ist. Ein London, in dem die Franzosen herrschen, in dem die Briten eine Art Unterklasse bilden und gesellschaftlich in Gebaren und Sprache verpönt sind. Eine Welt, in der unsere Hauptfigur sich mit einer Postkarte in ihrer Tasche wiederfindet, die ein Hinweis zu sein scheint auf ein verlorenes Leben. Ein Leuchtturm im äußersten Westen Schottlands! Warum? Was hat der Satz zu bedeuten: Komm wieder, wenn du dich erinnerst? Wer ist M.?


    Um dieses Rätsel zu lösen und die Suche nach sich selbst zu beginnen, muss sich unsere Hauptfigur in dieser Gesellschaft einen Platz erarbeiten, gegen Widerstände und Misstrauen der Besatzer. Um den Auftrag zu erhalten, den Leuchtturm zu warten. Was als beschwerliche Zugreise in das wilde Schottland und die unendlichen Wasser des Atlantik beginnt, wird schnell zu einer Reise ohne Wiederkehr. Joe wechselt die Zeit und gelangt in die Vergangenheit, in der noch nichts so ist, wie es dort ist, wo er herkam. In welche Zeit gehört Joe nun? Welche Zeit ist die richtige? All diese Fragen harren einer Antwort, die ihm niemand zu geben vermag. Oder doch? Joe lernt Geschwister kennen, eine freundliche Schwester und einen undurchsichtigen Bruder, zu dem er sich unweigerlich hingezogen fühlt. Joe kann sich trotz der Widrigkeiten des Eintritts in diese Welt nicht des Eindrucks erwehren, dass er hier fehl am Platze ist und seine Anwesenheit zu einer Katastrophe unermesslichen Leids und Ausmaßes führen kann. Denn Joe kennt die Zukunft. Er will instinktiv nicht, dass die Zukunft eintritt, weiß jedoch auch, dass jede Änderung, und sei sie noch so klein, zu einer Veränderung gerade dieser Zukunft führen wird. Fieberhaft überlegt unsere Hauptfigur, wie sie einerseits in dieser Welt voller Krieg und Leid überleben kann, andererseits jedoch nicht wider ihre Überzeugungen handelt. Mittels seiner technischen Fähigkeiten könnte er bahnbrechende Entwicklungen in Technik und Kriegsführung befeuern, die England zu einem Sieg über die drohende französische Invasion verhelfen könnte. Aber wenn er dies tut, gibt es dann überhaupt noch eine Zukunft, wie er sie kennt und deren Verbindungen er nicht aufgeben möchte?


    Was am Leuchtturm begann, endet am Leuchtturm. Die Schwelle, die unsere Hauptfigur hierbei übertreten muss, ist nicht nur diejenige der Zeit, sondern auch die seines Selbst, seiner Überzeugungen und seiner Menschlichkeit.


    Dieser Roman hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Die Autorin schreibt sehr atmosphärisch und dicht, sie beschreibt die Figuren genau und teils drastisch. So lernt der Leser die Hauptpersonen in ihrer Verhaltensweise, aber auch in ihrer Gefühlswelt kennen. Das erleichtert das Verständnis der Geschichte, denn das Setting an sich ist keine klassische Zeitreise, wie man sie aus unzähligen Romanen kennt. Nein, es ist eher ein „Was wäre, wenn“- Roman, der die europäische Geschichte völlig neu erzählt und ins Gegenteil verkehrt, genau das annimmt, was sich über Jahrhunderte hinweg Monarchen, Strategen, Größenwahnsinnige und Politiker vorgestellt und erträumt haben, nämlich das die Macht Frankreichs nicht am Ärmelkanal endet, sondern das britische Weltreich, das auf einer vorgelagerten Insel des europäischen Festlands seinen Ursprung fand, unterwerfen konnte. Das Glimmen in den Augen solcher Theoretiker wird aus der Hand von Natasha Pulley doppelt Wirklichkeit, faszinierend und erschreckend zugleich. Die einstige Größe Frankreichs nicht mit Napoleon Bonaparte enden zu lassen, sondern in weitaus größerem Maßstab fortzuschreiben, die französische Kultur und Sprache als besatzend zu empfinden, macht nachdenklich, denn die Parallelen zur vorherrschenden Anglifizierung der Welt sind nicht weit.


    Selbstverständlich haben immer die Sieger die Bedingungen des Friedens diktiert, aber eine derartige Umstrukturierung und Unterdrückung sämtlicher bestehender und bekannter Anhaltspunkte einer gesamten Kultur wie der britischen kommt dem Leser unweigerlich seltsam aktuell vor. Dennoch mutet der Roman nicht vordergründig politisch an, sondern vielmehr als hypothetischer Geschichtsabriss, sehr authentisch und spannend. Trotz einer gewissen Abneigung gegen die Darstellung der französischen Rolle fühlt sich das Buch stimmig an, was vornehmlich an den Figuren liegt, ohne deren Darstellung die Autorin diese Geschichte nicht hätte erzählen können. Diese Entwicklungen aus den Augen der Personen zu erfahren, die beide Welten gesehen haben, lässt den Leser tief eintauchen und am Ende mit der Frage zurückbleiben: „Ja, was wäre, wenn …?“


    Fazit:


    Ein Zeitreiseroman der besonderen Art – mit dem Leuchtturm als Sinnbild der Erkenntnis der eigenen Rolle in der Welt.


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