Beiträge von Nungesser

    116. Ein Buch, das gerade der User (m/w/d) liest, der zuletzt dein Profil besucht hat

    jacky73 hatte mich vor einiger Zeit besucht, und sie liest diesen Klassiker von John Steinbeck:


    Von der Mitte des letzten Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs reicht die Zeitspanne, die diese große amerikanische Familiensaga umfaßt. Sie erzählt die Geschichte der Trasks und der Hamiltons: die Geschichte von Charles und Adam, den ungleichen Brüdern, die um die Liebe ihres Vaters buhlen und den Reizen derselben Frau erliegen. Von eben jener Cathy die ihren Mann und die neugeborenen Zwillinge verläßt, um sich ihren Lebensunterhalt in einem Bordell zu verdienen. Und von Aron und Caleb, ihren beiden Söhnen, deren spannungsgeladenes Verhältnis in einer modernen Version des biblischen Kainsmythos gipfelt. (Klappentext)

    Mein Exemplar ist soeben eingetroffen!

    Vermutlich mein erstes Buch aus dem Osburg-Verlag. Kurz habe ich in deren Verlagsprogramm rein geschaut, und da sind noch einige interessante Sachen dabei... Die Gefahr besteht, dass meine Wunschliste weiter wächst.


    Ansonsten wundere ich mich, dass auf dem Klappentext (innen) steht, dass Jaan Kross 1997 und 1998 für den Nobelpreis der Literatur nominiert gewesen sei. Da frage ich mich, wer hier seinen Nominierungsvorschlag ausgeplaudert hat, denn die Liste der Nominierten unterliegt einer Sperrfrist von 50 Jahren, und derzeit kann man auf der Homepage des Komitees nur die Nominierten der Jahre 1901 - 1973 aufrufen.

    Autor: Annie Ernaux
    Titel: Der junge Mann, übersetzt von Sonja Finck
    Originaltitel: Le jeune homme, erschien erstmals 2022
    Seiten: 48 Seiten
    Verlag: Suhrkamp
    ISBN: 9783518431108


    Die Autorin: (Klappentext)
    Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als »Ethnologin ihrer selbst«. Sie ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit, ihre zwanzig Romane sind von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert worden. Annie Ernaux hat für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Nobelpreis für Literatur.


    Inhalt: (Klappentext, gekürzt)
    Sie ist Mitte fünfzig und beginnt ein Verhältnis mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Einem Studenten, noch dem Milieu verhaftet, aus dem sie sich emanzipiert zu haben glaubt. Er verlässt die gleichaltrige Freundin und liebt sie mit einer Leidenschaft wie keiner zuvor. Entrückte Tage und Nächte in seinem kargen Zimmer, Matratze auf dem Boden, löchrige Wände, defekter Kühlschrank. Doch die intime Episode ist zugleich etwas Politisches, auf der Straße, in den Restaurants und Bars: fast ständig böse Blicke, wütende Reaktionen. Sie ist wieder das »skandalöse Mädchen« ihrer Jugend, nun aber ganz ohne Scham, mit einem Gefühl der Befreiung.


    Meinung:
    Zunächst einmal ist diese Geschichte kaum mehr als ein Aufsatz, dank riesigen Absätzen, viel Seitenrand und einer grossen Schrift auf gut 40 Seiten aufgebläht. Aber viel Text ist es nicht, was hier für 15 Euro geboten wird; darüber kann man sich gerne aufregen.


    Aber häufig ist es ja die Qualität, die zählt. Vielleicht ist der Text, der Schreibstil so gut, dass man ihn gerne mehrmals lesen möchte? Oder es ist etwas «Gehaltvolles» oder Innovatives, woran man Tage später noch gerne zurückdenkt?


    Ich muss sagen, dass ist hier auch nicht der Fall. Froh bin ich, dass Jemand dieses Buch nigelnagelneu in den öffentlichen Bücherschrank gestellt hatte. Und ich verstehe nun warum, denn ich werde es auch dorthin wieder zurückbringen.


    Vielleicht muss man ein besonderes Interesse an Annie Ernaux mitbringen, aber mich interessierte ihr Verhältnis zu einem jungen Mann sehr wenig. Ja okay, die Leute gucken komisch. Ist leider so, hätte ich aber auch vorhersagen können. Dass er womöglich an anderen Dingen Interesse zeigt, ein kleineres Budget hat, andere Ansprüche an Kleidung, Sauberkeit, Kultur, … war für mich keine Überraschung. Meine Vorstellung einer älteren, erfolgreichen Dame, die für ein paar Wochen mit einem jungen Mann zusammenkommt, hat sich eher bestätigt.


    Bleibt für mich die Frage nach dem Warum, vor allem Warum muss dieses Abenteuer nun auch noch literarisch verarbeitet werden?
    Die Antwort dazu ist dem Text vorangestellt:

    Zitat von Annie Ernaux

    Wenn ich die Dinge nicht aufschreibe, sind sie nicht zu ihrem Ende gekommen, sondern wurden nur erlebt.

    Wenn ich mir ihre autobiographisch gefärbte Werksliste so anschaue, hat sie eine Menge Dinge zu Ende gebracht. Da ich an ihrem Lebenslauf und Selbstfindungsprozess wenig Interesse habe, werden wohl auch die anderen Bücher von ihr nichts für mich sein.

    Ein schönes Gedicht, das im Dez 1934 erstmals von Clare Harner veröffentlicht wurde.

    Mary Elizabeth Frye hat wohl Kopien des Gedichts als Flugblatt verteilt und ihren Namen darauf geschrieben, aber ob sie die Autorin war, darf bezweifelt werden.

    Danke für die Aufklärung :thumleft: . Ich bin ehrlich, ich habe nicht weiter recherchiert, sondern mich darauf verlassen, dass Instagram den richtigen Autor genannt hat. :uups:

    Vielleicht wusste der Verfasser des Posts das auch nicht.

    Kein Problem. Mir gefiel das Gedicht, und ich wollte nachschauen, was die Frau noch so geschrieben hat; da bin ich dann über diesen Wikipediaeintrag gestolpert. Vorher gewusst hatte ich es auch nicht, fand es aber interessant genug, es hier zu erwähnen.

    Klingt gut, bin dabei :D

    Nungesser Ich würde mich riesig freuen, wieder mal mit Dir zusammen zu lesen. Unsere erste Dickens-MLR ist in ewig-guter Erinnerung :love:

    Danke, ich denke auch gerne daran zurück. Die letzten Male hatte ich keine Zeit oder musste frühzeitig abbrechen. "Harte Zeiten" von Dickens liegt noch immer angelesen hier herum, mit dem Lesezeichen dort, wo ich in der MLR ausgestiegen bin...


    Ende Mai sollte aber klappen. Ich habe mir soeben das Buch bestellt und erstaunlicherweise blieb es auch dabei, d.h. nur dieses Buch und nichts anderes kam in den Warenkorb... Mein SUB ist schon gross genug, und ich wollte erst wieder Bücher kaufen, wenn ich unter 500 bin. Aber für die MLR mache ich gerne eine Ausnahme.

    Günter Grass - Grimms Wörter :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :arrow: Meinung

    Mein erster Grass, vielleicht nicht der beste Einstieg. Aber das Thema des ersten deutschen Wörterbuchs fand ich ebenso spannende, wie das Verweben mit Grass' eigenen Erinnerungen. Es war allerdings sehr wortverliebt und hatte seine Längen


    Raymond Carver - Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :arrow: Meinung

    Allesamt Erzählungen, die traurig stimmen, gut geschrieben und rasch zu lesen - aber eben eher deprimierende Situationen... Man sollte in der entsprechenden Stimmung dafür sein.


    Irène Némirovsky - David Golder :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :arrow: Meinung

    Der Roman ist unterhaltsam, aber irgendwie fand ich die Figuren schablonenhaft und den Handlungsverlauf vorhersehbar. Dies war nun mein fünftes Buch, das ich von der Autorin las - und entweder stellt sich bei mir eine Ermüdung ein, oder vielleicht liegt es daran, dass es ein Frühwerk von ihr ist - aber ich bin nicht mehr so begeistert wie Büchern, die ich zuerst von ihr las


    Georges Simenon - Die Glocken von Bicêtre :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: :arrow: Rezension

    Ich gebe zu: der Roman mag sehr handlungsarm wirken. Da liegt ein kranker Mann im Bett, erhält Besuche und schweift mit seinen Gedanken in Erinnerungen. Aber Simenon schafft es bei mir immer wieder durch atmosphärisch stimmige Bilder Interess zu wecken.

    Autor: Georges Simenon
    Titel: Die Glocken von Bicêtre, übersetzt von Angela von Hagen
    Originaltitel: Les Anneaux de Bicêtre, erschien erstmals 1963
    Seiten: 322 Seiten
    Verlag: Diogenes
    ISBN: 9783257206784


    Der Autor: (der Diogenes-Verlagsseite entnommen)
    Georges Simenon, geboren 1903 in Liège/Belgien, begann nach abgebrochener Buchhändlerlehre als Lokalreporter. Nach einer Zeit in Paris als Privatsekretär eines Marquis wohnte er auf seinem Boot, mit dem er bis nach Lappland fuhr, Reiseberichte und erste ›Maigret‹-Romane verfassend. Schaffenswut und viele Ortswechsel bestimmten 30 Jahre lang sein Leben, bis er sich am Genfersee niederließ, wo er nach 75 ›Maigret‹-und über 120 ›Non-Maigret‹-Romanen, statt Romane zu schreiben, ausgreifende autobiographische Arbeiten diktierte. Er starb am 4. September 1989 in Lausanne.


    Inhalt:
    René Maugras, Mitte 50 und Herausgeber einer Tageszeitung, ist eine feste Grösse in der Pariser Gesellschaft. Gemeinsam mit Freunden, die allesamt erfolgreiche Anwälte, Unternehmer, etc sind, geniesst er ein mehr oder weniger sorgenfreies Leben, unterhält ein repräsentatives Appartement in einem noblen Viertel und bedenkt auch seine Frau, die er vielleicht mal geliebt hat, mit Geschenken. Vielleicht liebt er sie noch, und plötzlich bekommt er Zeit darüber nachzudenken: René erleidet einen Schlaganfall. Er wacht im Krankenhaus Bicêtre auf, ist halbseitig gelähmt und kann nicht sprechen. Der Chefarzt – klar, ein guter Freund – versucht ihm die Lage, die Therapie und Genesungschancen zu erläutern, aber Renés Gedanken schweifen immer wieder ab. So recht scheint er nicht an der Rehabilitation interessiert zu sein. Stattdessen erinnert er sich an seine Kindheit, an seinen Werdegang, an seine Geliebten, das schwierige Verhältnis zur Tochter, Höhepunkte und Rückschläge. Und natürlich beobachtet er auch den Alltag im Krankenhaus, die übrigen Patienten ausserhalb seines privilegierten Einzelzimmers, die Hierarchie zwischen Ärzten und Krankenschwestern, und den Geräuschen, die durchs Fenster eindringen…


    Meinung:
    Ich gebe zu: der Roman mag sehr handlungsarm wirken. Da liegt ein kranker Mann im Bett, erhält Besuche und schweift mit seinen Gedanken in Erinnerungen. Viel Action ist nicht, und auch die Dialoge sind nicht nennenswert, zumal René durch den Schlaganfall seine Stimme verliert. Dennoch ist es ein typischer Roman von Simenon, der in seinen «Non-Maigret» Erzählungen schuf, die gerade durch die Atmosphäre überzeugen.


    Zum einen lernen wir hier Jemanden kennen, der Erfolge und Misserfolge Revue passieren lässt, der den Sinn seines bisherigen Lebens hinterfragt, der überlegt, ob es die Strapazen der Therapie lohnt, wenn er dann so weiterlebt wie bisher. Die Biographie des erfolgreichen, etwas oberflächlichen Mannes hätte an vielen Stellen auch ganz anders verlaufen können.


    Zum anderen ist die Stimmung des Krankenhauses, die einstudierten Abläufe, die Routine und Umgebung ein weiterer Schwerpunkt des Romans.


    Eine empfehlenswerte Lektüre, vielleicht gerade für Jemanden, der längere Zeit das Krankenbett hüten muss?!


    Verfilmt wurde das Werk übrigens auch: 1977 in Frankreich als "Les Anneaux de Bicêtre", auf deutsch dann "Zwischen Tod und Leben".

    Beinahe hätte ich es vergessen hier noch einen Lesetipp dazulassen...


    In "Das falsche Gewicht" hat Mendel Singer in dieser Erzählung einen kurzen Auftritt, und auch Kapturak, der u.a. Deserteure über die Grenze schmuggelt, spielt hier einmal mehr eine wesentliche Rolle.

    Von daher insbesondere eine Empfehlung für Jene, die nochmals etwas über die Beiden lesen möchten.

    108. Welches Cover hat dir im März am besten gefallen?

    Selten war die Frage so einfach zu beantworten gewesen... Ich mag Cover, auf denen Gemälde abgebildet sind, und Edward Hopper gehört zu meinen Lieblingen.

    Hier: Summer in the City von 1949


    Und passend zu Raymond Carvers Art von Liebesgeschichten passt es auch!