Hiilfe! Jetzt habe ich das System zum Absturz gebracht . Ich habs versucht, zu bearbeiten, geht nicht, deshalb einfach das Ganze noch einmal:
Zitat
Danke, cyphella, für Deine Kommentare
Ich muss danken, immerhin schreibt Ihr schon seit Tagen hochinteressante
Beiträge, die mich zum Lesen des Buches gebracht haben und mir den
Einstieg erleichterten .
ich habe tatsächlich noch ein paar Seiten geschafft. Mein Eindruck, dass
Edith an einer Persönlichkeitsstörung leidet, hat sich nur noch
vertieft. Sie scheint den Kontakt zu sich selbst vollkommen verloren zu
haben, ein Mädchen, das dazu erzogen worden ist, der Etikette gerecht zu
werden, den Schein aufrecht zu erhalten und sich dabei kein eigenes
starkes Ich aufbauen konnte. Die Folge ist die Unfähigkeit zu lieben.
Sie scheint aber klug genug zu sein, in Stoner einen Mann zu erkennen,
der eben dies kann und versucht sich selbst zu retten, in dem sie sich
auf ihn einläßt und dabei sogar die Erwartungen ihrer Familie,
standesgemäß zu heiraten, enttäuscht. Mich hat zunächst überrascht, dass
Edith, die darauf trainiert worden ist, die perfekte Gastgeberin zu
sein, so desorientiert und scheinbar unhöflich auf die Eltern von Stoner
reagiert hat. Aber eigentlich war es einer der wenigen echten Momente,
wo sie sich nicht verstellt hat. Vielleicht war sie so beeindruckt und
irritiert von der Echtheit und Würde des älteren Arbeiterehepaars, dass
sie sich aus Ehrfurcht nicht traute, ihnen entgegen zu treten. Und
tatsächlich trifft Stoners Vater ins Schwarze, sagt ohne viel Blabla und
Förmlichkeit:
Zitat
"William ist immer ein guter Mann gewesen...Seien Sie nur gut zu
William...."Wie im Schock zuckte Ediths Kopf mit weit aufgerissenen
Augen vor; und einen Moment lang dachte William, sie wäre wütend. Doch
das war sie nicht. Sein Vater und Edith schauten sich lange an, die
Blicke unverwandt. "Ich werde es versuchen, Mr. Stoner", sagte Edith.
"Ich werde es versuchen."
Da lief es mir kalt den Rücken runter. Und trotzdem finde ich, es ist
einer der wenigen Momente,in dem sie echt wirkt.<br>Wie Hypocritia
sagt, ist die Heirat eine Katastrophe. Ich fand aber die Beschreibung
Stoners, wie er sich im Tunnel befindet und kaum was wahrnimmt, herrlich
getroffen. Es erinnert mich sehr daran, wie es mir bei meiner Hochzeit
ging .
Überhaupt ist Stoner ein guter Typ, wenn man das hier mal so salopp
sagen darf- und der einzige Lichtblick in Kapitel 5, welches ansonsten
schwer zu ertragen ist (das habt Ihr oben ja gut beschrieben, ich sag
nur Kokosnüsse, hihi.) Williams gelang ein beklemmendes, aber stechend
scharfes Psychogramm einer innerlich zerrissenen Frau, die weiss, dass
es in der Welt so etwas wie Leidenschaft, Liebe und Lust geben muss, ihr
aber trotz ihres willentlichen Beschlusses, sich darauf einzulassen
(denn so verstehe ich ihr Enverständnis zur Ehe mit Stoner) verschlossen
bleibt. Ich glaube schon, dass sie selbst leidet, sie zieht sich
schließlich ja auch zunehmend zurück, verliert am Ende gänzlich ihre
Fähigkeit, zu funktionieren und wird so etwas wie eine Invalidin. Die
ganze Zeit dachte ich: "aber bitte kein Kind, bitte kein Kind!" und
prompt packte sie wie besessen diese Idee auch noch aus, ihr letzter
Versuch, so etwas wie Liebesfähigkeit herauf zu beschwören. Aber
natürlich schafft es auch die Mutterschaft nicht, sie plötzlich zu
ändern, Edith bleibt beziehungsunfähig. Am Ende des Kapitels war ich
ganz verzweifelt, aber als beschrieben worden ist, wie Stoner sich um
das Kind gekümmert hat, kam beim mir ein bißchen Hoffnung auf. Nicht
nur, weil das Kind bei seinem Vater gut aufgehoben ist, sondern weil
Stoner endlich etwas hat, das geliebt werden will. Das Kapitel endet mit
den besänftigenden Worten:
Zitat
"So kannte Grace Stoner im ersten Jahr ihres Lebens nur die Zärtlichkeit ihres Vaters, seine Stimme und seine Liebe."
(Das Wörtchen "nur" denken wir uns jetzt mal weg und atmen tief durch )
Obwohl Sloane stirbt, finde ich, dass das Buch in Kapitel 6 im Kontrast
nahezu beschwingt weitergeht. Schon auf den ersten drei Seiten sind ein
paar wunderbare Passagen, finde ich. Hier musste ich z.B. sehr
schmunzeln:
Zitat
"Der Leichenbeschauer nannte als offizielle Todesursache Herzversagen,
doch blieb William Stoner davon überzeugt, dass Sloane in einem
Augenblick der Verärgerung und Verzweiflung sein Herz willentlich zum
Stehen gebracht hatte, gleichsam in einer letzten stummen Geste der
Liebe und Verachtung für eine Welt, die ihn so umfassend verraten hatte,
dass er es nicht länger ertragen konnte."
Zitat
von taliesin:
Sogar Finch ist sehr betroffen und drückt das erste Mal seine Gefühle aus. Zuesrt Masters, jetzt Sloane. Die Vergangenheit weicht
immer weiterzurück und Stoner hat sogar den Eindruck, dass
auch Finch sich langsam aus seinem Leben entfernt.
Auch bei mir ist Finch wieder ein bißchen in der Gunst gestiegen, seine
Worte nach der Beerdigung Sloanes haben mich überrascht, insgesamt eine
sehr schöne Szene.
Ich bin jetzt gerade beim Auftritt von
Lomax. Bühnenreif, der Piratenkapitän kommt an Deck, die Meute verstummt
.Bin gespannt, wie es weitergeht... Ich eile wieder zum Buch,
vielleicht krieg ich Euch tatsächlich noch .