Ein plötzlicher Stromausfall sorgt mitten im Winter für gewaltiges
Chaos in Italien, kurze Zeit später sind immer mehr europäische Länder
davon betroffen. Als der polizeibekannte italienische Hacker Piero Manzano per Zufall einen
merkwürdigen Code bei seinem Stromzähler entdeckt, wird er skeptisch
und wendet sich an die Polizei, die ihn jedoch abweist. Erst als
länderübergreifende Institutionen auf ihn aufmerksam gemacht werden,
wird er scheinbar ernst genommen – und muss urplötzlich um seine Freiheit fürchten…
Meine Meinung
Mein erster Gedanke nach ca. 100 Seiten: Puh, das ist aber VIEL
Fachwissen, das da untergebracht wird. Doch wenn man sich da erst mal
reingefuchst hat und die Geschichte richtig an Fahrt und vor allem Tiefe
aufnimmt, kann man den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen.
Das Buch ist – grob gesehen – in Abschnitte orientiert, die zeigen,
wie viele Tage seit dem ersten großen Stromausfall vergangen sind. In
diesen Kapiteln wird die Geschichte je nach Fortschritt des Tages in
verschiedene europäische – zeitweise auch US-amerikanische – Städte gelegt, sodass man den
Ablauf aus fast einem Duzend Perspektiven und Orten mitbekommt und so
einen Art „Allround-Einblick“ in das Geschehen hat, was die Spannung
rapide hochschraubt.
Dadurch wird die Geschichte gleichzeitig auch sehr komplex aber
keineswegs unübersichtlich, da man durch die Individualität der
verschiedenen Figuren und den Schreibstil sich immer wieder gut an
vorherige Ereignisse erinnern und so den kompletten Zusammenhang feststellen konnte.
Ein riesen Lob an den Autor, der es meisterhaft schafft, trotz Komplexität und
Vielschichtigkeit der Geschichte den Leser nicht zu verwirren.
Sehr gelungen finde ich auch die Wahl der Perspektiven – mal aus der
Sicht von Zivilisten, mal von Mitarbeitern eines Atomkraftwerkes, mal
von den Behörden – und auch die Hauptperson Manzano ist eine interessante Figur,
die nicht unbedingt heldenhaft ist, aber durchaus couragiert handelt,
was ihn sehr interessant aber nicht zu abgehoben wirken lässt.
Das wohl erschreckendste an diesem Roman ist: Es ist so realistisch,
dass man anfängt zu überlegen, was man wohl selbst in dieser Situation
und unter diesen Umständen in seiner eigenen Umgebung getan hätte. Die
Entwicklung der Gesellschaft wirkt wie ein Echo der bereits bekannten Geschichte zur Zeit des
Zweiten Weltkrieges – denn das Szenario wirkt ähnlich:
Hunger. Kälte. Tod. Der Wille zum Überleben führt zu Rücksichtlosigkeit und Gewalt.
Man glaubt gar nicht, wie sehr wir eigentlich von Strom abhängig sind
– Wasserversorgung funktioniert nicht, Lebensmittel können nicht mehr
produziert werden, selbst Benzin kann nicht mehr gepumpt werden. Die
medizinische Versorgung wird knapp, Kommunikation über weitere Strecken ist bald
unmöglich. Im Grunde funktioiert nichts mehr.
Am Ende der Geschichte geht es mir etwas zu schnell und zu durcheinander mit der
Handlung, auch wenn man versteht was passiert – irgendwie empfinde ich
diesen Abschluss unpassend zum Rest. Aber das tut meiner
Begeisterung für diesen Roman keinen Abbruch.
Unbedingt lesen!