Beiträge von Winfried Stanzick

    Dieses Buch versammelt die Darstellung vieler Innovationen auf technischem Gebiet. Auf jeweils einigen wenigen Seiten werden spannende Techniktrends vorgestellt. Es ist beeindruckend zu sehen, welches Innovationspotenzial sich durch „Erfinder“ und Forscher ergeben, die über Netzwerke miteinander verbunden sind.
    Neben großem technischem Knowhow gehört auch eine gehörige Portion an Ideenreichtum dazu, um Überraschendes und wirklich im besten Sinne etwas „Innovatives“ zu schaffen. Aber es wird auch von der Akzeptanz der Kunden (Einzelkunden aber auch Industriezweige) abhängen, ob sich solche Trends verkaufen und durchsetzen. Dabei gibt es durchweg unterschiedliche Innovationsgrade, die von Verbesserungen bereits existierender Technologien bis an völlige Neuerfindungen reichen, die geradezu revolutionäre Meilensteine der Technologie bedeuten würden wenn sie sich durchsetzen. Dies zeigen die Autorin und die beiden Autoren sehr eindrücklich und mit großer Überzeugungskraft. Die Themen reichen dabei von „intelligenter Kleidung“ über „Bergbau im Weltall“ bis hin zur „Fabrik im heimischen Wohnzimmer“. Dabei werden neue Produktionsmethoden genauso in den Blick genommen wie wirklich revolutionäre Erfindungen, die uns Menschen oder/und der Umwelt von großem Nutzen sein können – wenn sie tatsächlich unseren Alltag erobern sollten.

    Zwei intensive Geschichten und zwei kurze, aber aufschlussreiche Essays von Milena Agus präsentiert diese kleine Band. In der ersten Erzählung geht es um einen Jungen, der erst durch die Kraft der Freundschaft das Sprechen lernt und mit der ihn umgebenden Welt kommunizieren lernt.
    In der zweiten Geschichte geht es um eine Frau, deren vorher sehr tristes und dunkles Leben plötzlich aufleuchtet und einen Sinn für sie selbst ergibt, als jemand sie eines Tages mit einem unvollendeten Kunstwerk vergleicht.


    Es geht in beiden Erzählungen um die Fragilität des menschlichen Glücks, von der kaum tragbaren Last des Lebens und der Sehnsucht nach Liebe, die leider so oft ungestillt bleibt. In den beiden Essays gewährt sie einen überraschend persönlichen Einblick in ihre Welt und lotet den Raum aus, in dem sich die Magie ihrer sparsamen Geschichten entfaltet. Über Ihr Schreiben sagt sie: „Ich schreibe aus reiner Freude an der Sache und im Verborgenen, wobei ich immer Gewissensbisse habe, dass ich der Wirklichkeit die Zeit stehle. Wenn ich jenes Kribbeln verspüre und das Gefühl habe unbedingt schrieben zu müssen, und jemand möchte etwas mit mir unternehmen, hüte ich mich zu sagen wie es ist.“


    Schreiben, so sagt sie, habe eine erlösende Wirkung: „Zum Beispiel kann ich einen Menschen, der in Wirklichkeit von niemanden geliebt wird, in eine Romanfigur verwandeln, die die große Liebe erfährt. Daher schreibe ich über ungeliebte und unglückliche Menschen, in der Hoffnung, dass sie wenigstens bei den Lesern Glück haben werden; in einer wunderbaren Welt der Einbildungskraft.“


    Sparsame, seltsam magische Geschichten über den schmalen Grat zwischen Hoffnung und Tristesse, die mich sehr beeindruckt haben.

    Die Bilderbücher von Sebastian Meschenmoser sind sprachlich und künstlerisch vom Feinsten, was Bilderbücher bieten können.,


    Besonders seine Reihe mit und über Herr Eichhorn haben schon viele Kinder und auch die vorlesenden Erwachsenen begeistert. In seinem neuen Buch erführt Herr Eichhorn eines Tages vom stolzen Steinbock vom König des Waldes, der in vielerlei Gestalt erscheinen kann. „Einmal in hundert Jahren steigt er aus dem Nebel herauf und streift durch Wald und Flur. Was der König sagt, ist Recht und Gesetz. Er bringt alles in Ordnung und lehrt uns ein besseres Leben.“


    Herr Eichhorn ist beeindruckt von dieser messianischen Vision des Steinbocks und fragt sich gerade, ob er diesem König jemals begegnen wird, da riecht er etwas. Ein aus einem Campingwagen entlaufener kleiner Hund, der beim Jagen nach Schmetterlingen in einen Haufen alter Äste fällt von denen danach zwei wie ein Geweih in seinem Halsband steckenbleiben, kommt Herrn Eichhorn vor wie die Erscheinung des sagenumwobenen Königs.


    Der erteilt den Tieren im Wald seine einzige und wichtigste Lebensregel: hinterlasse überall deinen Duft. Es stellt sich heraus, nachdem er bald wieder verschwunden ist, dass diese Regel alles andere als königlich ist und die Tiere und große Verwirrung stürzt….


    Wie Meschenmoser diese Geschichte erzählt und illustriert ist große Bilderbuchkunst.

    Okko Herlyn, der als Pfarrer und Professor für Ethik, als Liedermache rund Kleinkabarettist in seinem langen Leben schon viele der Religion fremd gewordene Menschen für Theologie und theologisches Denken begeistern konnte, ist von einem überzeugt: „Wir müssen wieder lernen, auch über das zu reden, was wir glauben, und das, was uns am Glauben schwer fällt.“ Wie das gehen kann, zeigt er auf eine überzeugende Weise in dem vorliegenden Buch.


    Menschen treten aus der evangelischen Kirche aus, weil sie sich über den Papst ärgern. Andere halten evangelisch für das "kleinere Übel". Manches ist von Halbwissen, Vorurteilen oder Tabus umnebelt. Gerade unter protestantischen Menschen regiert in Glaubensfragen nicht selten eine gewisse Rat- und Sprachlosigkeit.


    Mit "Was ist eigentlich evangelisch?" gibt Okko Herlyn eine erste Orientierung: von den biblischen Wurzeln über die geschichtlichen Entwicklungen bis hin zu aktuellen Gegenwartsbezügen. Sie machen Mut, sich selbst mit einem wachen, Gott und der Welt zugewandten, Protestantismus auseinanderzusetzen. Das alles in einer allgemeinverständlichen, unverbrauchten und mitunter auch unkonventionellen Sprache, die dem Autor in den letzten Jahren eine immer größer werdende Leserschaft eingebracht hat.


    Theologie als Lesegenuss? Geht das ? Lesen Sie selbst.

    Was brauchen Sterbende, um zufrieden und versöhnt Abschied zu nehmen? Die beiden Autorinnen des vorliegendenb Buches, die seit vielen Jahren in der Hospizarbeit tätig sind, haben in den sieben letzten Worte Jesu am Kreuz eine Art Programm für eine „palliative care“ gefunden.


    Sie glauben, dass diese biblisch bezeugten Worte eine tiefe innere Wahrheit enthalten, dass sie Menschen unabhängig von ihrer religiösen Weltanschauung ansprechen und bewegen können. In sieben Schritten entlang der sieben letzten Worte Jesu entfalten sie deren spirituelle und existentielle Bedeutung und verbinden sie mit ihren Erfahrungen im Hospizalltag:


    1. Erkennen und vergeben
    2. Zuwendung und Verheißung
    3. Sorge und Vermächtnis
    4. Gottverlassenheit und Vertrauen
    5. Bedürftigkeit und Fürsorge
    6. Fragment und Vollendung
    7. Hingabe und Öffnung


    Das Buch kann nicht nur allen, die mit Sterbenden arbeiten, wertvolle Impulse geben für die eigene Praxis, sondern kann auch theologisch interessierten Lesern wichtige Impulse geben für ihre Reflexionen über das eigene Leben und den eigenen Tod.

    Voller Charme kommt die von einer wahren Geschichte des französischen Biologen Bernhard Chevilliat inspirierten Geschichte daher. Elegant und leicht erzählt, ist sie sowohl unterhaltsam für die Kinder und vermittelt dazu noch Wissen über die Natur.



    Belle, ein französisches Mädchen, lebt in Paris. Sie kennt die Stadt ganz genau. Jeden Sommer fährt sie mit ihren Eltern zu den Großeltern aufs Land. Dort bekommt sie ein Geschenk vom Opa, das sie den Sommer lang begleitet und eine wichtige Rolle spielt. Dieses Mal ist es das alte Fahrrad ihrer Mutter, mit dem sie sofort einen Ausflug unternimmt. Typisch für ein Stadtmädchen verfährt sich Belle sofort und stürzt zu allem Unglück auch noch. Hoffnungslos ist sie, als eine Biene zu ihr kommt. Es ist eine besondere Biene, denn sie kann sprechen. Sie hilft Belle und zeigt ihr das Land, den Wald, die Blumen, die Bienen, die Natur. Ein zauberhafter Sommer erlebt Belle.



    "La nature est bien faite", sagt die Biene mitten in der Geschichte zu Belle ("Die Natur ist perfekt gemacht."). Es ist ein Schlüsselsatz für diese wunderbare Erzählung. Leicht und mit französischem Charme macht Al MacCuish den Kindern beim Lesen Lust auf die Natur. "Geht raus, hört genau den Tieren und Pflanzen zu. Beobachtet sie. Erlebt Abenteuer" ruft er nicht nur seiner Figur Belle zu, sondern allen Kindern.



    Gleichzeitig zeigt er den Lesern, wie wichtig die Bienen für die Natur sind. Ohne sie gäbe es nur sehr wenig. Das Reizvolle am Kinderbuch ist die leichte Erzählung, die Vermeidung jeglicher mahnender, störender pädagogischer Hinweise.



    Rebecca Gibbon illustrierte das Bilderbuch in genau der richtigen Art und Weise. Die an die 50iger Jahre erinnernden Bilder zaubern einen französischen Sommer auf dem Lande herbei. Frisches Grün und fröhliches Gelb erfreuen Herz und Auge. Immer wieder findet man einfache und dennoch gut zu erkennende Tiere und Pflanzen, die man gut bestimmen kann.



    Wer ein Sommerbilderbuch sucht, das leicht-charmant Lust auf Natur macht, dem empfehle ich von ganzem Herzen das wunderbare Kinderbuch "Die Biene, die sprechen konnte" von Al MacCuish.

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    Nach ihrem wunderbaren, zusammen mit Lene März geschriebenen und 2006 ebenfalls bei Thienemann veröffentlichten Zähl- und Reimbuch „Es fährt ein Boot nach Schangrila“ legte Barbara Scholz 2007 ein neues Bilderbuch vor. Auch dieses Mal werden die Kinder von ihr in wunderbar gezeichneten Dschungelwelten geführt und mit kognitiven Aufgaben konfrontiert.



    Gab es im letzten Buch ein Boot mit einem sympathischen Kapitän, der immer mehr Tiere auf dem Weg über den Dschungelfluß aufnahm –und zählen musste ! – macht sich im neuen Buch ein Professor Zweistein zusammen mit seinem treuen Hund Albert auf den Weg zu einer großangelegten Expedition. Er hat es sich zu seiner Forschungsaufgabe gemacht, das scheue und bisher noch von keinem Menschen fotografierte Tohuwabohu, ein extrem seltenes Tier aufzuspüren und es abzulichten. Obwohl die beiden schon die ganz Welt gesehen und erkundet haben, haben sie doch von der kleinen Insel, wo das Tohuwabohu zu Hause sein soll, noch nie gehört. Nachdem Professor Zweistein ausführlich seine Bücher und Atlanten gewälzt hat, machen sie sich mit einem Kleinflugzeug auf den Weg zur einsamen Insel. Schon beim Anflug sehen sie, daß es neben dichtem Urwald auf dieser Insel auch hohe Berge gibt, einen großen Fluß und auch Überreste von Gebäuden, die auf den ersten Blick aussehen wie eine alte Tempelstadt.


    Gerade am Strand gewassert, kommen ihnen mit Schildkröten, einer Menge Pinguinen und zahllosen Krabben und Muscheln auch schon die ersten Inselbewohner entgegen und halten für die das Bilderbuch betrachtenden Kinder die ersten zehn Aufgaben bereit. Der Hund Albert, der die jeweiligen Szenen und zum Schluß natürlich auch das Tohuwabohu auf seinem Fotoapparat festhalten soll, merkt jedes Mal:
    „Verflixt, hier stimmt was nicht!“.


    Denn Barbara Scholz hat auf jedem der nun folgenden sieben bunten Doppelseiten, die die üppige Inselwelt visuell beschreiben, zehn Fehler eingebaut, die Albert fotografiert und die die Kinder nun entdecken und benennen sollen. Nur auf der vorletzten farbigen Doppelseite, als Professor Zweistein und sein treuer Hund das Tohuwabohu endlich entdecken, gibt es keine eingebauten Fehler mehr, denn der Film ist voll, und das geheimnisumwitterte Fabelwesen bleibt ein weiteres Mal unabgelichtet.


    Auf der letzten, das wirklich empfehlenswerte Buch abschließenden Doppelseite sind insgesamt 80 kleine Fotos abgedruckt, die Albert von den eingebauten Fehlern gemacht hat und mit Hilfe derer die Kinder und die vorlesenden Erwachsenen kontrollieren können, ob sie alle Fehler richtig entdeckt und benannt haben.


    Ein schönes Bilderbuch, das viele Sinne anspricht und die Kinder unterstützt bei der Ausbildung ihres visuellen Differenzierungsvermögens. Außerdem ist Barbara Scholz eine begnadete Zeichnerin.

    Die Sizilianerin Lucia will sich neuen beruflichen Herausforderungen stellen. Sie verlässt den geliebten Süden, ihren Freund Rosario und ihrer Familie, um für drei Monate im Norden, in Rom, bei einerbekannten Zeitung als Volontärin zu arbeiten. Rosario ist nicht erfreut über die KarrierepläneLucias, er möchte lieber heiraten, und Lucia als Frau und Mutter im traditionellen Stil zu Hause wissen. Auch die Familie versteht Lucia nicht,außer ihrer Großmutter Marta, eine starke und selbstständige alte Dame die Lucia als Nonna abgöttisch liebt.




    In Rom beweist Lucia innerhalb kurzer Zeit dass sie eine richtig gute Journalistin ist mit guten Zukunftsperspektiven Die Arbeit und die bisher unbekannte Freiheit in der Großstadt machen Lucia sichtlich Freude, doch dann verliebt sie sich in den jungen amerikanischen Kollegen Clark. Nie hätte Lucia geglaubt, so etwas Gewaltiges empfinden zu können. Die Liebe zu Rosario, das war eine Sache, die völlig voraussehbar war. Sie kannten sich seit Kindertagen, und wenn Lucia ehrlich ist, muss sie gestehen, dass Rosario ihr viel zu eifersüchtig ist. Außerdemhat es sie immer irritiert, dass Marta ihn nicht mag. Aber jetzt ist ohnehin alles anders und Lucia ist sich sicher, sie muss in die Heimat reisen, ihre Verlobung auflösen und danach will sie in Rom ein neues Leben anfangen. Clark lässt Lucia alleine zurückreisen, er versteht, dass sie ihre Dinge alleine in Ordnung bringen muss, doch als sie sich nicht meldet, bekommt er es mit der Angst zu tun.



    Tatsächlich hatte Lucia auf der Heimreise einen schweren Unfall und liegt im Spital. Sie leidet unter einer teilweisen Amnesie.An die letzten Monate, an ihre Zeit in Rom und an Clark kann sie sich nicht mehr erinnern.



    Clark reist besorgt nach Sizilien und stellt dort mit Entsetzen fest, Lucia kennt ihn tatsächlich nicht mehr. Doch erist ihr auf Anhieb sympathisch. Hat Clark eine Chance? Kann sich Lucia wieder an ihre große Liebe erinnern?



    Ein leichter und mit lockerer Sprache geschriebener Liebesroman, der Leser und Leserinnen von Büchern von Nicholas Sparks sicher begeistern kann. Diego Galdino baut sukzessive eine feine Spannung auf, die den Leser lange im Unklaren lässt über die weitere Handlung. Ein Roman, der seinen Leser ähnlich zu umgarnen weiß, wie das der Protagonist Clark mit seiner Angebeteten Lucia tut. Sein erstes Buch „Der erste Kaffee am Morgen“, der 2014 auch bei Thiele erschien, zeigte schon das romantische Talent dieses römischen Schriftstellers. Mit seinem zweiten Buch hat er es erneut unter Beweis gestellt. Eine schöne romantische Urlaubslektüre.

    Ein Mann, Steffen Plate, wird tot in einem Brunnen gefunden. Jemand hat ihn dort lebend eingesperrt und dann eine Horde hungriger Ratten zu ihm geworfen.


    Kommissar Jessen und seine Kollegin Francesca Dante nehmen die Ermittlungen auf und erfahren schnell, dass der Tote vor über 10 Jahren eine Familie zerstörte. Es sieht so aus, als wäre jemand auf Vergeltung aus, der tötet mit der Geduld einer Katze.


    Die beiden Hauptprotagonisten sind einem gleich sympathisch. Jessen, der eine schwere Kindheit hatte und deshalb eher ruhig und verschwiegen rüberkommt und als Gegenstück Francesca Dante, leicht vorlaut, temperamentvoll, weil italienisch und mit einer Großfamilie gesegnet. Die beiden ergänzen sich gut. Hinzu kommen noch Appel und Graham, die das Ermittlerteam komplettieren und tolle Arbeit leisten. Nach den ersten Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich hier nicht nur um einen Mord, sondern um mehrere Morde handelt. Das Team arbeitet auf Hochtouren und Francesca begibt sich sogar unwissend selbst in Gefahr.


    Der Autorin, Susanne Mischke, ist es mit "Kalte Fährte" gelungen, mich zu fesseln, so dass ich diesen Krimi nicht mehr aus der Hand legen konnte. Das Cover hat mich als erstes begeistert, da dort, wo der Brunnen abgebildet ist, der Umschlag richtig rau gemacht wurde, einfach klasse.


    Der Schreibstil ist flüssig und klar, man ist sofort in der Geschichte drin, die Charaktere der Protagonisten sind authentisch und klar beschrieben, die Handlung ist spannend, fesselnd und großartig und trotz der Ernsthaftigkeit der Fälle mit Humor versehen, was hervorragend zusammenpasste.


    Ein Krimi, wie man ihn sich als Krimiliebhaber nur wünschen kann. Mich hat dieser Krimi begeistert und gefesselt.

    Wasser in seinen verschiedenen Erscheinungsformen, als Quelle allen Lebens und als zerstörerische Kraft hat zu allen Zeiten die Kulturen dieser Welt beschäftigt und eine Fülle von Mythen, Traditionen und religiösen Riten hervorgebracht.


    Heutzutage ist Wasser oft ein Thema der Ökologie im Rahmen von Wasserknappheit und deshalb drohenden militärischen Auseinandersetzungen in vielen Teile der Welt, von Umweltverschmutzung und Klimawandel.


    Eine Ausstellung im Bucerius Kunstforum in Hamburg widmet sich diesem Thema in seiner Darstellung in der Malerei und der Photographie. Der hier vom Hirmer Verlag publizierte Katalog dieser Ausstellung versammelt neben unzähligen Abbildungen und deren kunsthistorischer Einordnung auch viele interessante Essays rund um das Thema. Da geht es um Tropfen, Wasser im Fall, Reflexionen, Wellen, Eis und Schnee, um Menschen im Wasser und um das Wasser als das unbezähmbare Element.


    Sehr beeindruckend.

    Erzählt wird in diesem wunderschönen und, wie von Martin Baltscheit gewohnt, sehr hinter- und tiefsinnigem Bilderbuch von fünf blinden (!)
    Wissenschaftlern, die sich gerade auf der Terrasse sonnen und sich wärmen lassen. Wichtige, geradezu bahnbrechende Erfindungen haben sie gemacht und so ganz nebenbei auch die Frage nach dem Sinn des Lebens beantwortet. Ihr Klugheit und ihr Wissen kennen offenbar keine Grenzen, und Christoph Mett hat sie so in Szene gesetzt, daß einem der wissenschaftliche Hochmut dieser fünf Neunmalklugen geradezu ins Leserauge springt.



    Sie genießen die Sonne, die sie wärmt und formulieren gleich mal so nebenbei das Sonnengesetz Numero 1: „ Was die Sonne bescheint, wird warm, wenn kein kalter Wind weht.“


    Als ein Elefant sich vor ihnen vor die Sonne stellt, wird ihr sensationelles neues Natur/Sonnengesetz jäh in Frage gestellt. Das können sie natürlich nicht so stehen lassen. Eifrig gehen sie dieser Erscheinung nach, und da sie die offensichtlichste Tatsache ihr Umwelt konsequent nicht zur Kenntnis nehmen, daß sie nämlich nicht sehen können, kommen sie auf die abstrusesten Theorien. Einer der Wissenschaftler hält den Elefantenrüssel für einen Feuerwehrschlauch, und will sofort ein Feuer legen, denn dann würde die Feuerwehr ja ihren Schlauch brauchen und alles wäre wieder wie vorher.
    Der zweite hält das Bein des Elefanten für eine Baum, und auch er hat eine ähnlich famose These dazu.
    Der dritte hält den Schwanz für eine Toilettenbürste, was die anderen eher unwissenschaftlich finden und ihren Kollegen sofort mit entsprechenden Kommentaren lächerlich machen.
    Und so geht das weiter, bis der Elefant die Faxen dicke hat und einfach weitergeht. Als später der Zirkusdirektor die fünf ach so Klugen fragt, ob sie einen Elefanten gesehen(!) hätten und diese sich den auch noch beschreiben lassen, antworten sie nach langem, tiefem „Nachdenken“:
    „Nein, ein Elefant ist hier nicht durchgekommen.“ Und das halten sie für die Wahrheit.


    Ein tiefsinniges Bilderbuch über angebliche Objektivität, blinden Wissenschaftsglauben und verbohrte Weltsicht. Nicht jeder, der so klug daher kommt, kann die Wahrheit erkennen, besonders dann nicht, wenn er die eigenen Schwächen verleugnet.


    Bei entsprechender Erläuterung ein für Kinder aller Altersstufen ab 5 Jahren lustiges und lehrreiches Buch, das mit einem beigefügten, gut gemachten Hörspiel noch ein erweitertes Angebot macht.

    Eine neue literarische Stimme macht sich seit einiger Zeit erfolgreich auf dem hart umkämpften deutschen Krimimarkt bemerkbar. Während viele Jahre lang erfolgreiche Serien wie etwa Donna Leons Romane um den Commissario Brunetti aus Venedig schon seit langem an Langeweile und immer mehr von dem Gleichen nicht zu überbieten sind, hat der in Deutschland und in Frankreich lebende Autor unter dem Pseudonym Jean Luc Bannalec sich mit seinem ersten Roman, seinen ersten Fall für Kommissar Dupin mit einem sogar von der etablierten Literaturkritik beachteten Paukenschlag zu Wort gemeldet.


    „Bretonische Verhältnisse“ und auch der zweite Band „Bretonische Brandung“ waren Kriminalromane, die uns nicht nur einen kantigen, menschlich authentischen Kommissar mit einer eigenen, kritischen Meinung präsentierten, sondern auch eine überaus spannende und anspruchsvolle Handlung. Daneben glänzten beide Bücher mit ganz wunderbaren Beschreibungen der einzigartigen Natur des Finstere und des Atlantiks.


    Während der dritte Band „Bretonisches Gold“ viele Schwächen und Längen hatte, kehrt Bannalec mit seinem vierten Band „Bretonischer Stolz“ nicht nur zur Qualität der ersten Bücher zurück, sondern übertrifft sie sogar.
    Dieses Mal geht es um Mordfälle, die in einem engen Zusammenhang stehen zum einen mit der Austernzucht im Belon, einem einzigartigen kleinen Fluss im Süden des Finistere und zum anderen mit der engen Verbindung zwischen den keltischen Ursprüngen der bretonischen Kultur und der in Schottland.
    Es beginnt damit, dass eine alte Filmdiva, die dort ihren Lebensabend verbringt, am Belon, dort wo die weltberühmten Belonaustern gezüchtet werden, kurz vor Ostern die Leiche eines Mannes entdeckt. Doch als die Polizei eintrifft, ist sie schon wieder verschwunden. Kurz darauf wird aus den sagenumwobenen Hügeln der Monts d` Arree eine weitere tote Person gemeldet, deren Identität völlig unbekannt ist.
    Gleichzeitig gehen Gerüchte von umfangreichen Sandräuben in der Gegend um, die Kommissar Dupin zunächst nicht so ernst nimmt, obwohl einer seiner Mitarbeiter sich wahnsinnig reinhängt in diese Sache und später von Dupin gegenüber dem Präfekten gedeckt werden muss. Doch das ist nur eine Nebenhandlung des Buches, dessen Hauptthema die Austern sind und der „bretonische Stolz“, der sich stützt auf eine alte Kultur, die die Bretonen mit vielen Brudervölkern verbindet und die im nach wie vor lebendigen Druidenkult ihre spirituelle Wurzel hat.


    Wieder ermittelt Kommissar Dupin mit seiner Mannschaft auf seine ureigene Weise. Im Büro hat er mit Nolwenn eine Mitarbeiterin, die ähnlich wie Brunettis Sekretärin nicht nur eine Unmenge an Beziehungen und Ortskenntnissen hat, sondern über die Bannalec seinen Lesern auch immer wieder interessante kulturgeschichtliche Informationen über bretonische Geschichte und Kultur vermittelt.


    Dupin ist ein eher introvertierter Ermittler, der ein, zwei Tage lang alles, was er sieht und beobachtet, einem dicken Notizbuch anvertraut. Seine Mitarbeiter und erst recht den Präfekten lässt er bis zur Lösung des Falles im Unklaren über sein Vorhaben, das ihm irgendwann in den letzten Stunden vor der endgültigen Auflösung glasklar vor Augen steht. So auch hier in dem neuen Fall, in dem zwei unbekannte Tote zunächst große Rätsel aufgeben. Doch nach und nach werden Beziehungen und Abhängigkeiten deutlich, die weit in die Vergangenheit zurückreichen.


    Dupin hat eine an Maigret erinnernde Art zu ermitteln, die seine Mitarbeiter fast zur Verzweiflung bringt, und seine Vorgesetzten erst recht. Jean-Luc Bannalec nimmt mit dieser Figur jeden Leser sofort gefangen. Er überzeugt in der Charakterologie seiner Personen ebenso wie in der Kunst, einen langen Spannungsbogen zu halten, der den Leser auf zahlreiche Spuren führt, bevor endlich das Geheimnis gelüftet wird.


    Während Donna Leon schon lange nichts mehr Neues schreibt, und auch Martin Walker nach fünf Bänden seines Chef de police Bruno etwas schwächelt, macht Andrea Camilleri mit seinem Montalbano vor, wie man über fast zwei Jahrzehnte ein immer hohes Niveau halten kann. Mit diesem vierten Band zeigt Bannalec, dass er in dieser Liga durchaus mitspielen kann. Wie lange wird sich mit den nächsten Büchern zeigen


    Bannalecs Bücher sind so etwas wie Reisebeschreibungen und Kulturführer im Gewand eines unterhaltsam daherkommenden Kriminalromans. Hart gesottene Krimifreunde enttäuscht so etwas, aber Leser, die die Gegend kennen, in der das Buch spielt oder sie kennenlernen wollen, sind verständlicherweise sehr begeistert.

    Marisol, die Hauptfigur des vorliegenden in England schon 2012 erschienenen Bilderbuchs von Peter Reynolds ist eine wahre Künstlerin. Sie malt und zeichnet gern und hat am Kühlschrank in der Küche sogar schon eine kleine private Kunstgalerie.


    Mit Plakaten, die sie herumzeigt, setzt sie sich für Ideen ein, die sie gut findet. Jeder in der Schule kennt sie und ihren Malkasten und viele Kinder staunen oft über ihre Überzeugung, dass jeder Mensch ein Künstler sei.


    Als die Lehrerin ankündigt, die Klasse würde für die Bücherei ein Wandgemälde gestalten, schwirrt die Luft vor lauter Ideen. Sie machen eine Skizze und teilen sich die Themen auf. Marisol will den Himmel malen. Doch es gibt im Farbkasten kein Blau. Auf dem ganzen Heimweg beobachtet Marisol den Himmel und beobachte abends die Dämmerung von ihrem Balkon.


    Als sie am nächsten Morgen bei strömendem Regen auf den Schulbus wartet, ist der Himmel auch alles andere als blau. Und als sie in der Schule ohne blau beginnt den Himmel zu malen, staunen die Kinder. „Das ist die Himmelfarbe“, sagt Marisol und das Bild sieht wunderschön aus. Die Himmelfarbe harmoniert wunderbar mit allem anderen, das die anderen Kinder gemalt haben.


    Ein wunderschönes Bilderbuch über kreative Fantasie und die Gestaltung erlebter Wirklichkeit.

    Nach seinem großen Welterfolg „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ werden nun auch die früheren Jugendromane des amerikanischen Schriftstellers und Video-Bloggers John Green wieder aufgelegt. Nachdem sein Bestseller schon 2014 verfilmt wurde, folgt die Verfilmung des 2010 zum ersten Mal erschienenen Buches „Margos Spuren“ in diesem Jahr. Dazu veröffentlicht der Hanser Verlag das Buch neu, nachdem er im letzten Jahr schon Greens Debüt „Eine wie Alaska“ wieder aufgelegt hatte.


    Wie schon dort geht es auch in „Margos Spuren“ um ein außergewöhnliches Mädchen, um einen ich-erzählenden Jungen und um ihre schwierige Beziehung. Schon lange ist die schöne und impulsive Margo aus seiner Schule für Quentin ein Mädchen, das ihn anzieht und fasziniert, ja, er begehrt sie, will ihr nahe sein. Doch jeder Schritt, den er auf sie zumacht, jedes Gespräch, das er mit ihr führt, entfernt sie weiter von ihm und macht sie für ihn rätselhafter und unerreichbar.


    Tatsächlich ist Margo Roth Spiegelman ähnlich wie das Mädchen Alaska ein seltsames Wesen, auf ihre Weise allen Mitschülern und auch Erwachsenen voraus. Man möchte sie festhalten und schütteln, damit das endlich offenbarer wird, was da in ihr ist, und offenbar nicht wirklich heraus kann.


    Diese Erfahrung jedenfalls macht Quentin, als Margo völlig überraschend eines Abends vor seinem Fenster steht und ihn auffordert mit ihr zu kommen. Quentin überwindet seine Angst und seine Bedenken und folgt Margo auf einen der ungewöhnlichsten Road-Trips, den ich je gelesen habe. Margo will Quentins Begleitung und Unterstützung bei einem Rachefeld, bei dem sie allen Freunden, die sie in der Vergangenheit enttäuscht oder verletzt haben, einen gehörigen Denkzettel verpassen will.


    Quentin entschließt sich mitzukommen und überwindet für eine Nacht, die ihn verändern wird, alle seine Ängste. Doch am nächsten Tag ist Margo verschwunden.


    Nun macht sich Quentin auch mit Hilfe von Freunden auf eine leidenschaftliche und verzweifelte Suche und findet immer wieder Spuren Margos, die sie auf zum Teil verschlungene und kryptische Weise hinterlassen hat. Immer mehr taucht er ein in ihr Universum und folgt ihr durch die ganze USA.


    Schlussendlich findet er ein Mädchen, das so ganz anders ist, als er es sich die ganze Zeit über erträumt hat.


    Ein toller Jugendroman mit sehr außergewöhnlichen Charakteren und einem enormen Sprachwitz. Auf die Verfilmung dieses Buch es darf man gespannt sein. Mich hat das Buch von ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen.

    Zum wiederholten Mal gibt der Diogenes Verlag einen Buchkalender seines wohl verkaufsstärksten Autors Paulo Coelho heraus. Es soll ein inspirierender Begleiter durch das Jahr sein – gleichsam ein Tage-Buch mit Auszügen aus der Gedankenwelt eines Autors, der zu meistgelesenen Autoren der Gegenwart zählt und dessen Romane in den letzten Jahren bei der Kritik bei weitem nicht mehr auf so ein ungeteiltes positives Echo stoßen, wie seine früheren.


    In diesem Jahr hat die kolumbianische Künstlerin Catalina Estrada dieses Kalender illustriert und sich dabei von der üppigen Natur ihres Heimatlandes inspirieren lassen. Aus den Bildern der in Barcelona lebenden Künstlerin spricht immer wieder ein staunender Blick auf die Welt.


    Die einzelnen Monate stehen jeweils unter einem Begriff und pro Woche ist auf dem unteren Seitenteil jeweils ein Nachdenkens werter Satz aus einem der Bücher Coelhos zu lesen.


    Für die Freunde von dessen Büchern ist dieser Kalender ein willkommener Begleiter durch das Jahr, und vielleicht auch Anlass, eines der älteren Büchern Coelhos, aus dem auch immer wieder zitiert wird, noch einmal zu lesen.

    Wir befinden uns im Jahr 1982 auf einer kleinen schottischen Insel. Margaret Thatcher regiert in Großbritannien, die wirtschaftliche Lage ist schlecht und ein Krieg mit Argentinien um die Falkland-Inseln steht kurz bevor.


    Auf dieser Insel lebt der ich-erzählende elfjährige Michael Murray in einem kleinen Dorf zusammen mit seiner Großmutter, seinem arbeitslosen Vater Brian und dessen Ehefrau Rosemary. Michaels Mutter putzt nachmittags und abends die Schule, in der Michael mit etlichen anderen Kindern des Dorfes unterschiedliche Freundschaften und Rivalitäten pflegt.


    In dem kleinen Dorf bleibt nichts geheim, auch wenn insbesondere die Großmutter versucht, die katholisch geprägten Traditionen aufrechtzuerhalten. Rosemary passt da nicht so recht hinein, das sie aus einem protestantischen Elternhaus kommt.


    Schon von der ersten Seite an spürt man, dass die Familie durch die Arbeitslosigkeit und das Trinken von Brian unter erheblichen Spannungen leidet. Streit und Sprachlosigkeit dominieren in einem Familiensystem, das stark versehrt ist und auseinanderzubrechen droht.


    Als dann Michaels Mutter auf dem Rückweg von der Arbeit in einem Wäldchen, das sie durchqueren muss, überfallen und vergewaltigt wird, erklären die Erwachsenen dem erschütterten Michael, sie sei auf der Flucht vor einem Exhibitionisten gestürzt und habe sich daher ihre schweren Verletzungen im Gesicht zugezogen.


    Fortan muss Michael mit einem schweren Geheimnis leben, denn auch als er immer mehr von der wahren Geschichte herausbekommt, muss er schweigen und die Gerüchte im Dorf erdulden, sein Vater habe seine Mutter so übel zugerichtet. Rosemary zieht sich in sich selbst zurück, fängt zum Entsetzen ihre Mannes etwas ganz Eigenes an, als sie bei Open University zu lernen beginnt, kann aber trotz Medikamenten nicht zu einem normalen Leben zurückfinden. Dennoch weigert sie sich zur Polizei zu gehen, auch dann als, noch zwei weitere Frauen aus dem Dorf Opfer des Vergewaltigers werden. Alle Familienmitglieder sehen sich verpflichtet, dieses Geheimnis zu wahren. Schon hier wird für den erzählenden Michael trotz häufigen Streits deutlich, welche Kraft durch die gegenseitige Liebe und Wertschätzung in seiner Familie liegt.
    Aufmerksam, nachdenklich, stellenweise sehr witzig und vollkommen glaubwürdig erzählt Michael die Geschichte seiner Familie, der es gegen alle Anfeindungen gelingt, sich neu zu erfinden. Besonders die Rolle, die Michaels Vater spielt, wie er trotz aller Anfeindungen zu seiner Frau hält, die das Erlittene stark verändert hat, ist beeindruckend und beeinflusst schon in der Zeit der Handlung seinen Sohn positiv. Denn der erfährt in den Beziehungen zu anderen Kindern, mit denen er aufwächst, mit Paul, mit Dirty Alice und dem dicken Ralph, wie sich Menschen verändern und Beziehungen verbessern können.


    Zunächst als ein Buch für Erwachsene gedacht, ist es aber auch für ältere Jugendliche zu empfehlen, Ein wunderbarer Roman, der in einfühlsamer Weise die Ängste und die Freiheiten der Kindheit beschreibt. Es geht um Liebe, den Verlust der Unschuld und die immense Bedeutung der Familie gerade in schwierigen Zeiten, in Zeiten, in denen „die Geheimnisse der Welt“ sie auseinanderzureißen und ihre Mitglieder daran zu zerbrechen drohen lässt.

    Viele kleine Kinder und ihre vorlesenden Eltern erinnern sich noch gern an das erste Bilderbuch von Mo Willems, in dem sie erzählt, wie die kleine Trixie zu ihrem Knuffelhasen kommt und ihn seitdem nicht mehr aus den Armen und Augen lässt.


    Nun ist ein zweites Buch von Trixie und ihrem Knuffelhasen bei Gerstenberg in Hildesheim erschienen und schon im Titel deutet sich an, dass darin wohl ein zweiter Knuffelhase vorkommt. Und tatsächlich: als Trixie eines Tages ihren Knuffelhasen zum ersten Mal mit in den Kindergarten nehmen darf und die Vorfreude darauf sie völlig aus dem Häuschen sein lässt, erlebt sie bald nach ihrer Ankunft eine böse Überraschung. Ein anderes Mädchen hat den gleichen Hasen mitgebracht. Sie nennt ihren Hasen „Kuschel“ und schon bald muss die Erzieherin den heftigen Streit der beiden Mädchen damit beenden, dass sie beide Hasen konfisziert.


    Als sie nach dem Ende des Kindergartens ihren Knuffel zurückerhält, ist die Welt für Trixie wieder in Ordnung. Doch mitten in der Nacht um halb drei wacht sie auf, weil sie erkannt hat, dass die Erzieherin die beiden Kuscheltiere verwechselt hat. Trixie ruht nicht eher, bis ihr Papa mitten in der Nacht die Eltern des anderen Mädchens anruft und noch in der Nacht eine Übergabe am Arc de Triomphe vereinbart wird. Denn Sonja, das andere Mädchen, hat die gleiche Entdeckung gemacht und ihren Vater genervt


    Kein Wunder, dass die beiden Mädchen danach die besten Freundinnen wurden. Ob sie ihre Hasen danach jemals wieder in den Kindergraten mitnahmen, ist nicht bekannt. Aber das wird vielleicht im dritten Buch verraten?

    Ob sich einzelne Szenen so oder ähnlich tatsächlich zugetragen haben, wie sie in dem vorliegenden mit dem Kirkus Preis ausgezeichneten Roman der Amerikanerin Lily King beschrieben werden, ist möglich, aber für die literarische Beurteilung des Buches nicht wichtig.


    Wenn die New York Times ein Buch unter die fünf besten literarischen Bücher wählt, wie sie es mit „Euphoria“ im Jahr 2014 getan hat, als das Buch im Original erschien, dann ist das eine große Ehre.


    Die Geschichte, die Lily King erzählt, hat nicht nur wegen ihres leidenschaftlichen Stils all diese Auszeichnungen verdient. Offenbar seit langem von der berühmten Ethnologin Margaret Mead, ihrem Leben und ihren Forschungen fasziniert und mit der im Anhang des Buches aufgelisteten Literatur wohl vertraut, hat sich Lily King inspirieren lassen zu einem spannenden und schönen Roman, der sich nicht nur mit den fantastisch beschriebenen Beziehungen und dem von ihrer jeweiligen Geschichte geprägten Innenleben ihrer Protagonisten beschäftigt, sondern auch einen hervorragenden Einblick gibt in das Leben und Arbeiten führender Ethnologen Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.


    Lily King konstruiert eine Begegnung und Beziehungsgeschichte zwischen der schon durch Veröffentlichungen berühmten amerikanischen Ethnologin Nell Stone, ihrem Ehemann Fen und dem Briten Andrew Bankson in Neuguinea in den Siedlungsgebieten verschiedener eingeborener Stämme im Flussgebiet des Sepik.


    Eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung entwickelt sich, gepaart mit professionellen Konkurrenzen, insbesondere zwischen Nell und ihrem Mann. Andrew Bankson, in dem man unschwer Margaret Meads späteren zweiten Ehemann Gregory Bateson erkennen kann, ist nicht nur von Nells Arbeit und ihrer wissenschaftlichen Leidenschaft und Stringenz begeistert, sondern er nutzt auch eine Abwesenheit Fens, die noch dramatische Folgen haben wird, sich Nell sexuell zu nähern. Die erwidert sein Begehren, doch ob all das eine Zukunft haben kann und wird in dem Buch, soll hier offen gelassen werden.


    Wenn man sich irgendwann gelöst hat nach einigen Dutzend Seiten von dem dauernden Vergleich mit den Menschen, deren Leben Lily King zu diesem leichtfüßig erzählten Roman inspiriert hat, taucht man ein in eine sinnliche Geschichte von drei Menschen, die aufbrachen, die Fremde zu erkunden auf den Spuren nach den Ursprüngen der Menschheit und des Menschseins, und dabei ohne es wirklich zu wollen, in den „Dschungel ihres eigenen Inneren eingedrungen“ (Ilija Trojanow) sind.


    Ein Roman, in dem es neben der Ethnologie und ihren Methoden hautsächlich geht um Begierde, Liebe und um unterschiedliche Lebensformen und Herrschaft.

    Ihre im Gerstenberg Verlag erschienenen fünf Wimmelbücher sind meiner Meinung das Beste, was in diesem Genre auf dem Markt erhältlich ist. Von Ali Mitgutsch vor langen Jahren begründet, hat Rotraut Susanne Berner das Wimmelbuch so weiter entwickelt, dass die Kinder, haben sie erst einmal mit dem Frühjahrsbuch angefangen ( was ich empfehlen würde) und die vielen mit Namen benannten Figuren kennengelernt und den namenlosen, so wie mein Sohn das vor vielen Jahren machte, Namen gegeben, bald nach den nächsten Büchern rufen, die die Wimmlinger Welt und ihre Menschen zunächst im Sommer, dann im Herbst und Winter und schließlich in der Nacht zeigen. Das Besondere an Berners Wimmelserie ist, das über das Jahr hinweg einzelne Figuren mit einer fortlaufenden Geschichte gezeigt werden. Es ist überaus spannend für kleine Kinder (aber auch für mitschauende Erwachsene) die Figuren immer wieder zu identifizieren und zu entdecken.


    Mein Sohn und ich konnten, als er klein war, stundenlang vor diesen textlosen Büchern sitzen und unzählige Geschichte erfinden. So kam er auch irgendwann zu dem Kalender, der über viele Jahre jedes Jahr in seinem Zimmer hing und dessen aus den einzelnen Wimmelbüchern stammenden Monatsblätter er bereits kannte.


    Es ist aber durchaus auch eine umgekehrte Reihenfolge denkbar. Irgendwer bringt den neuen Wimmelkalender 2016 ins Haus eines kleinen Kindes, das daraufhin auf die Wimmelbücher aufmerksam wird und sie lieben lernen wird.


    Egal wie, Bücher und Kalenderblätter bieten eine Menge zu entdecken und beschreibend zu erzählen. Auch der Wimmelkalender 2016 ist ein ideales Geschenk für Kinder ab 2 Jahren.

    Der Theologe Rainer Oberthür, der in der Vergangenheit schon einige religiöse Bücher für Kinder und Jugendliche vorgelegt hat, wendet sich mit seinem neuen Buch an eine breitere Leserschicht. Denn sein ambitionierter Versuch, von der Bibel, der Naturwissenschaft und dem Geheimnis unseres Universums zu erzählen, richtet sich nicht nur an interessierte Jugendliche, sondern vor allen an Erwachsene. Erwachsene, die in ihrer Kindheit etwas gelernt haben von der Urgeschichte, wie sich die Genesis im Alten Testament die Erschaffung des Menschen und der Welt vorstellt und die dann später, als sie sich in der Schule mit den Erkenntnissen der modernenn Naturwissenschaften konfrontiert sahen, den offensichtlichen Widerspruch zwischen beiden Erzählungen nicht auflösen konnten.



    Viele Menschen haben auf diese Weise ihren Glauben an einem gütigen Schöpfergott verloren oder sahen ihn für ihr weiteres Leben zumindest deutlich angeknackst.



    Rainer Oberthür stellt in seinem neuen Buch beide Erzählungen nebeneinander, illustriert sie mit neuzeitlichen Fotografien und mittelalterlichen Gemälden, die er am Ende des Buches vorstellt und erläutert und bringt die Erzählungen auf diese Weise in einen spannenden Dialog. Ein Dialog, der den Leser herausfordert von der ersten Seite an und den der Autor sozusagen „anzetteln“ und fördern möchte nach einer Erkenntnis: „Alle Dinge, die wir sehen, können wir aus zwei Perspektiven anschauen – als Tatsache und als Geheimnis“.



    Mit persönlich ging es als Theologe, der im Laufe seiner jahrzehntelangen Predigttätigkeit mehrfach über die Schöpfungsgeschichte im Lichte der modernen Naturwissenschaften zu sprechen hatte, und auch im Religionsunterricht verschiedener Altersklassen das Thema oft behandelte, bei der Lektüre dieses außergewöhnlichen Buches so, dass ich erstaunt darüber war, immer wieder neue Dinge, neue Aspekte, neue Schattierungen zu entdecken, in beiden Erzählungen, der biblischen und der wissenschaftlichen.
    Und Oberthürs von seinem persönlichen Glauben geprägter Zusammenfassung kann ich mit ganzem Herzen und Seele zustimmen:
    „Gott ruft das Nichts ins Etwas und das Etwas ins Sein.
    Gott schenkt uns Menschen die Entdeckung der Welt:
    So schön ist, was wir hören und sehen können.
    Wir sind ergriffen und wollen es mit allen Sinnen erfahren.
    Noch schöner ist, was wir wissen können.
    Wir begreifen und wollen es mit dem Verstand erkennen.
    Am schönsten aber ist, was wir nicht fassen können.
    Wir werden still und erahnen Gottes Größe und Geheimnis.“



    Ja.