Beiträge von Metalmaedchen

    Hubertus Borcks „Die Klinik“ ist der zweite Teil einer in Hamburg spielenden Thriller-Reihe rund um die Ermittler Franka Erdmann und Alpay Eloglu.

    In diesem besonders intensiven Fall müssen die beiden herausfinden, ob ein Mann, der nach einem schweren Unfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde, auf natürlichem Wege seinen Verletzungen erlag, oder ob jemand nachgeholfen hat. Seine Witwe ist davon überzeugt, dass ihr Mann ermordet wurde. Nachdem ihr Verdacht durch die Rechtsmedizin bestätigt wurde, macht sich das Ermittlerduo auf die Suche nach dem Täter und stößt dabei auf weitere schreckliche Ereignisse in der behandelnden Klinik.

    Bereits aufgrund des Covers, auf dem ein weißes Kreuz auf blutrotem Hintergrund zu sehen ist, sowie des Titels kann man erahnen, dass dieses Buch im Bereich der Medizin spielt.

    Es gibt zwei verschiedene Zeitstränge, in denen die Handlung spielt: Zum einen in Soltau vor 10 Jahren und zum anderen in Hamburg in der Jetzt-Zeit. Im Laufe der Geschichte wird immer deutlicher, wie genau Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind.

    Wir bekommen Einblicke in die sehr verqueren Sichtweisen, Gefühlswelten und Beweggründe des Täters, sowie in die grausamen, skrupellosen und die erschreckend routinierten Taten.

    Durch den regelmäßigen Wechsel dieser Zeiten gelingt es dem Autor Spannung zu erzeugen und diese durchgehend aufrecht zu erhalten.

    Auch die kurzen Kapitel bringen einen dazu, trotz sehr emotionaler Thematik immer weiterlesen zu wollen und durch die Seiten zu fliegen.

    Sehr gut hat mir gefallen, dass wir nicht nur über den Kriminalfall und die Ermittlungen gelesen haben, sondern auch Einblick in das Privatleben der Figuren bekommen. Besonders sympathisch war mir dabei Alpay und seine liebevolle und humorvolle türkischstämmige Familie.

    Auch, dass der Autor das Ermittlerduo multikulturell gestaltet hat, fand ich sehr interessant und einprägsam.

    Insgesamt hat mir die Charakterzeichnung der Figuren sehr gut gefallen. Der Autor hat zwei sehr eigenwillige Protagonisten erschaffen, die sich aber perfekt ergänzen und die Neckereien der beiden lockern den nervenzehrenden Polizeialltag auf.

    Die bodenständige, gefestigte, ältere Ermittlerin Franka nimmt den manchmal noch etwas unbedarften aber engagierten Alpay unter ihre Fittiche. Nichtsdestotrotz begegnen sie sich stets auf Augenhöhe und holen das Beste aus ihren gemeinsamen Ermittlungen heraus.

    Auch die Charakterisierung des Täters ist außerordentlich gut gelungen. In manchen Momenten konnte man sogar die Intention nachvollziehen, weil diese schlüssig dargestellt wurde.

    Dem Autor ist es gelungen, die Atmosphäre in einem Krankenhaus und im Pflegewesen authentisch einzufangen und auf Missstände in der Pflege hinzudeuten und diese zu kritisieren. Er hat erschreckend dargelegt, mit welchen Problemen Menschen in der Pflege zu kämpfen haben, und wie häufig deswegen z.B. Behandlungsfehler unterlaufen können.

    Außerdem wurden spannende medizinische Fakten leicht verständlich in die Handlung eingeflochten.

    Der sehr bildliche und lebendige Schreibstil mit den Sichten verschiedener an der Tat beteiligten Personen machte das ganze sehr abwechslungsreich und spannend.

    Ein großer Pluspunkt ist, dass der Autor es schafft, nicht nur Spannung, sondern auch Emotionalität durch seine Worte zu transportieren.

    Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich die beiden Ermittler sehr gerne bei ihrem Fall begleitet habe und mich freue, jetzt im Nachhinein auch den ersten Teil der Reihe zu entdecken.

    Wer unblutige, spannende und im Medizinbereich spielende Thriller mag, sollte auf jeden Fall einen Blick in dieses Buch wagen!

    Außerdem erwähnenswert finde ich, dass man beim Lesen keinerlei Vorkenntnisse zum Vorband haben muss und es auch keiner Spoiler zum ersten gemeinsamen Fall der beiden Ermittler gibt. Man kann dieses Buch also völlig unabhängig lesen.

    Die sommerliche Farbgebung und die
    wunderschöne Blütenpracht auf dem Cover haben mich direkt
    angesprochen, sodass ich mich Knall auf Fall in die Aufmachung des
    Buches verliebt habe und es unbedingt lesen wollte. Es ist ein echter
    Eyecatcher und wird sicher vielen Lesern in der Buchhandlung direkt
    ins Auge fallen, sodass sie diese Geschichte ebenfalls entdecken
    wollen.


    Direkt auf den ersten Seiten wird man
    als Leser in eine dramatische und ebenso tragische Situation
    geworfen, die das Interesse für die Geschichte weckt. Ich war sofort
    emotional involviert und wollte wissen, wie es in der Handlung
    weitergeht.

    Wir sind am 1.April 1925 in Ginsterburg
    bei der Geburt von Olga Blume dabei, die die Protagonistin im
    weiteren Roman darstellen wird.

    Ein einschneidendes Geschehnis an
    diesem Tag hat Auswirkungen auf ihr komplettes weiteres Leben, bei
    dem wir sie begleiten dürfen.

    Wir lernen Olgas familiären Background
    kennen, erfahren mehr über ihren Vater Otto- einen Arzt, sowie die
    Mutter Elli, ihren Bruder Karl und ihren Großvater, ihren „Pa“,
    der ebenfalls als Arzt praktiziert.

    Zu letzterem entwickelt sie im Laufe
    ihres Lebens eine ganz besondere Bindung und er hilft ihr, sich zu
    dem selbstbewussten Mädchen zu entwickeln, das uns in der Geschichte
    begegnet.

    Sie darf ihm während seiner
    Behandlungen assistieren und weckt damit ihr Interesse an Medizin.
    Die Szenen zwischen den beiden sind einfach herzerwärmend und das
    Band zwischen den beiden ist etwas ganz besonderes. Generell ist Pa
    mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Roman. Er hat sehr
    moderne, weltoffene Ansichten und war auch unvoreingenommen gegenüber
    Menschen, die er während des Nationalsozialismus laut der Regierung
    eigentlich als seine Feinde hätte ansehen sollen.


    Im Laufe der Geschichte gibt es immer
    wieder verschieden große Zeitsprünge. Einen wesentlichen Teil nimmt
    das Jahr 1991 ein, in dem Olga, mittlerweile 66 Jahre alt, gemeinsam
    mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin eine Reise in ihre Vergangenheit
    unternimmt. Sie erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend und besucht
    eine Station ihres früheren Lebens.

    Bisher hat sie nur wenig von ihrer
    Vergangenheit preisgegeben, öffnet sich aber ihren Angehörigen
    Stück für Stück.

    Auch uns als Leser wird ein großer
    Zeitraum von Olgas Leben nahegebracht. Wir lernen eine
    selbstbewusste, intelligente, wissbegierige und unabhängige junge
    Frau kennen, die für sich, ihre Interessen und Träume einsteht.

    Schon früh zeigte sie Interesse an der
    Medizin und ging dieser Leidenschaft trotz vieler Steine, die ihr in
    den Weg gelegt wurden, immer nach. Sie ist sehr engagiert und hat
    auch kein Problem sich gegen Autoritäten aufzulehnen. Es ist absolut
    spannend zu lesen, wie Olga sich gegen alle Vorbehalte durchsetzt und
    ihr Ziel nicht aus den Augen verliert.

    Des Weiteren begleiten wir Olga in
    unterschiedlichen Phasen ihres Lebens bei Problemen mit Freunden,
    Eltern, Schule und Beruf, sowie der Liebe.

    Wir lernen ihre Freunde kennen, die
    lebensfrohe Lotte, die am gleichen Tag wie Olga geboren ist, sowie
    den verwegenen Fritz und die Geschwister Annemie und Gero.

    Gerade in der Jugend feiern sie gemeinsam das Leben trotz der äußeren Widrigkeiten des Kriegs und
    genießen es in vollen Zügen. Wir begleiten sie, wie sie gemeinsam
    erwachsen werden, zwischen HJ und BDM und umgeben von den
    schrecklichen Geschehnissen des Nationalsozialismus.

    Fast alle genannten Thematiken ließen
    sich problemlos auf die Lebenswelt heutiger Jugendlicher übertragen.
    Auf gewisse Weise haben sie die gleichen und doch zeitgleich ganz
    andere Probleme mit denen sie zu kämpfen haben, als die Jugendlichen
    heutzutage.

    Die oben genannten Charaktere waren
    allesamt sehr detailliert ausgearbeitet , aber ich habe stets eine
    große Distanz beim Lesen gespürt, weswegen mir die Figuren leider
    größtenteils eher fremd blieben.

    An manchen Stellen waren mir persönlich
    die Zeitabstände zu groß und ich hatte das Gefühl zu viel in Olgas
    Entwicklung verpasst zu haben. Teilweise geht die Handlung sehr
    kleinschrittig voran, hielt sich an Unwichtigkeiten auf und an
    anderen Stellen werden dann große zeitliche Sprünge gemacht. Gerne
    hätte ich noch mehr über die zahlreichen Stationen in Olgas Leben
    gelesen um mich ihr näher zu fühlen.


    Der Schreibstil ist sowohl bildlich als
    auch sehr eindringlich und gefühlvoll.

    Er schafft es, dass man als Leser alles
    vor seinem inneren Auge sieht und sich als Teil der Geschichte fühlt.
    Großen Wert legt die Autorin außerdem auf
    Landschaftsbeschreibungen, die sie sehr malerisch darstellt.

    An manchen Stellen hätte ich mir
    allerdings gewünscht, dass der Fokus mehr auf dem Inhalt und weniger
    auf der Sprache gelegen hätte. Aufgrund dessen wirkten manche
    Gespräche für mich sehr konstruiert und konnten trotz ernsthafter
    Thematik keine Emotionen bei mir erzeugen.

    Die Autorin versteht es, gekonnt Fakten
    in ihren Roman einzuarbeiten. Man bekommt interessante Einblicke in
    die Medizin und Naturheilkunde und erfährt viel wissenswertes.

    Zwischendurch fließt immer wieder
    politisches Zeitgeschehen in die Geschichte ein, welches aber relativ
    dezent eingesetzt wurde, sodass auch Leser ohne große politische
    Vorkenntnis der Handlung gut folgen können.

    Die Kapitel sind kurz und prägnant,
    manche enden mit kleinen Cliffhangern, sodass man unbedingt wissen
    möchte, wie es weitergeht.

    Der Zeitgeist des dritten Reiches
    wurden in meinen Augen sehr gut eingefangen. Wir erfahren viel über
    den Alltag der Jugendlichen während des Nationalsozialismus, die
    schrecklichen Zustände wie Verzicht, Krankheiten und Flucht wurden
    dabei eindringlich dargestellt.

    Auch die Themen Euthanasie und die
    schreckliche Vorkommnisse im Pflegewesen wurden sehr intensiv
    thematisiert und haben mich sehr berührt.


    Abschließend lässt sich sagen, dass
    die Autorin einen Roman verfasst hat, der auf spannende Art und Weise
    die Lebensumstände von Jugendlichen rund um den 2. Weltkrieg
    eingefangen hat, und einen tollen Hauptcharakter erschaffen hat, der
    stark, unabhängig und seiner Zeit weit voraus war.

    Wer sich für Familiengeschichten
    interessiert, in denen man viel wissenswertes rund um Medizin und
    Naturheilkunde erfährt und die mit einem blumigen Schreibstil
    bestechen, ist hier eindeutig an der richtigen Stelle.

    Als die Anwältin Cara Russo während der Vorweihnachtszeit in einem Café sitzt, wird sie von einer ihr unbekannten Frau angesprochen, die ihr eine geheimnisvolle Geschichte erzählt.

    Kurze Zeit später verschwindet die Fremde und lässt eine Tasche zurück, die berührende Liebesbriefe aus dem 2. Weltkrieg, sowie Unterlagen über einen Hausverkauf in der Vergangenheit enthält.

    Caras Neugier ist geweckt und sie möchte wissen, was es mit den Briefen auf sich hat und was hinter den Dokumenten steckt.

    Während ihrer Nachforschungen stößt sie auf die Geschichte einer Liebe, die nicht sein durfte

    und dunkle Machenschaften in der deutschen Vergangenheit.


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    Cara Russo, Adele und Alfred Kuhn mit ihren Eltern, sowie die befreundete Familie Martens um Sohn Richard sind einige der Charaktere, die wir in Gegenwart und Vergangenheit begleiten dürfen.

    Die Geschichte startet einige Tage vor Weihnachten in Kassel im Jahr 2000 und führt uns bis in die Mitte der 1930er und 40er Jahre in ebendiese Stadt zurück.

    Bereits zu Beginn der Geschichte wird die Neugier sowohl der Protagonistin Cara Russo, als auch die der Leser gleichermaßen geweckt, um wen es sich bei der unbekannten Frau im Café handelt, welches Anliegen sie hat und warum genau sie sich speziell an Cara gewandt hat.

    Im Wechsel der Kapitel bekommen wir einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt jeweils anderer Protagonisten.

    Erst nach und nach erfährt der Leser, wie die Geschichte der Gegenwart und der Vergangenheit miteinander verwoben sind und was es mit den Briefen und Dokumenten auf sich hat.

    Dieser Wechsel zwischen den Zeitebenen macht die Geschichte abwechslungsreich, vielschichtig und spannend. Seite für Seite setzen sich die Geschehnisse wie ein Puzzle zusammen.

    Alle Charaktere, die wir im Laufe der Geschichte kennenlernen dürfen, wirken lebendig und lebensnah durch ihre Ecken und Kanten.

    Mithilfe der Familie Kuhn und Martens, die gegensätzliche politische Lager vertraten, bekommen wir außerdem erschreckende Einblicke, was Gegner des nationalsozialistischen Regimes tagtäglich erleiden mussten.

    Der Zeitgeist der 1930/1940er Jahre wurde sehr authentisch eingefangen, man bekommt ungefilterte Einblicke in das Leben zur Zeit des 2. Weltkrieges.

    Das politische Geschehen der damaligen Zeit wird auch für Laien auf diesem Gebiet und ohne viel geschichtliches Hintergrundwissen verständlich und interessant umgesetzt. Der Schwerpunkt dieser Geschichte liegt aber eindeutig auf den zwischenmenschlichen Problematiken und nicht auf politischen Ereignissen.

    Die Feldpost, die dem Buch seinen Titel gegeben hat, findet nur vereinzelt ihren Platz in der Geschichte, ist aber, wenn die Sprache auf sie kommt, sehr gefühlvoll und berührend.


    Der Schreibstil der Autorin ist für mich besonders nennenswert: Sie schafft es, Gegenwart und Vergangenheit sprachlich deutlich voreinander abzusetzen, sodass man während des Lesens immer genau weiß, zu welcher Zeit man sich aktuell befindet.

    Durch die Detailliebe werden Orte und Situationen so eingefangen, dass man das Gefühl hat, Teil der Geschichte und selbst involviert zu sein.

    Die kurzen Kapitel machen es einem leicht durch die Seiten zu fliegen. Wären da nicht all die schrecklichen Geschehnisse, die einen während des Lesens immer wieder innehalten lassen: Fassungslosigkeit über den menschenunwürdigen und demütigenden Umgang mit systemkritischen Menschen, sowie Personen, die nicht ins Raster passten.

    Wut über die Willkür und die Korruption der Regierung, die Menschen dazu brachte, sich anzupassen um nicht aufzufallen. Nicht selten kollidierten Vernunft und Gefühl und die Menschen mussten gegen ihre Überzeugung handeln und zum Schutz ihrer Familie zu Lügnern und Schauspielern werden.

    Außerdem Sprachlosigkeit über die Auswirkungen des Krieges, die Kontrolle durch den Staat, die sich in alle Lebensbereiche erstreckt und tägliche Einschränkungen sowie gesellschaftlichen Druck und Perspektivlosigkeit mit sich brachte.


    Als ich angefangen habe, diese Geschichte zu lesen, hätte ich niemals damit gerechnet, was hinter allem steckt und doch löst sich alles schlüssig auf. Die niedergeschriebenen Themen sind aktueller denn je und lassen kein Leserherz unberührt.

    Die Geschichte liest sich zeitweise wie ein Krimi, dessen Sog man sich nicht entziehen kann und dessen Einblicke in das damalige Leben einen sprachlos zurücklassen.

    Hallo zusammen!


    Ich hoffe, es gibt diesen Thread noch nicht, ich hab aber hier beim Suchen auf nichts gestoßen. Wenn doch, entschuldige ich mich schon mal im Voraus!
    Ich bin auf der Suche nach dünnen, kurzweiligen Büchern. Nichts besonders tiefgründiges, einfach was nettes (oder spannendes, interessantes, lustiges) für zwischendurch, das sich gut weglesen lässt.
    In Sachen Genre bin ich für alles offen, nur SciF und Fantasy sind absolut nicht meins. Ich denke da an Bücher bis zu 300 Seiten. :)


    Hat jemand Tipps für mich? Ich würde mich sehr freuen! :friends:

    Ich muss sagen, dass ich die Bücher von Torey L. Hayden wirklich wirklich toll finde und bisher jedes einzelne verschlungen habe, weil sie so menschlich, einfühlsam, pädagogisch fundiert und einfach wahnsinnig interessant sind.
    Umso mehr war ich enttäuscht, als ich dieses Buch las: Es ist oberflächlich, plätschert dahin, eine wirkliche pädagogische oder psychologische Arbeit geschieht nicht- es wird einfach abgewartet, wie sich alles so entwickelt. Torey lässt sich von einem der Kinder gänzlich auf der Nase herumtanzen, obwohl sonst liebevolle Konsequenz ihre große Stärke ist.
    Ich habe mich durch dieses Buch durchquälen müssen. Die Passagen in der sie eine ältere Dame betreut, die an Mutismus leidet, habe ich ganz überschlagen. (Denn der Titel des Buches heißt: Zwei Kinder auf ihrem Weg durch die Therapie" und nicht "Torey Hayden betreut neuerdings alte Damen")


    Nichtsdestotrotz werde ich alle anderen Bücher von Torey L. Hayden noch lesen, aber dieses war eine echte Nullnummer.

    Guten Morgen, ihr Lieben!
    Tut mir leid, dass ich mich gestern nicht mehr verabschiedet habe. Irgendwie hat mich der Schlaf übermannt :uups:
    Es hat aber sehr viel Spaß gemacht mit euch zu lesen, und ich hoffe, dass ich bald mal wieder dabei sein kann.


    (Mein Mann wurde übrigens spontan mit in die Lesenacht eingespannt und er fand es toll! )

    Schokopraline, Betty ist 6 Jahre alt- anfangs kurz vor der Einschulung, später dann in der Schule.


    Darum geht es auch in meinem aktuellen Kapitel: Die Lehrerin berichtet ihren ersten Eindruck von Betty:
    "Es ist so, als ob nur Bettys Körper da ist, innen ist sie völlig leer, nur voller Angst. Sie ist völlig stumm, wagt nicht zu sprechen, sich zu melden oder sich nur irgendwie zu rühren. Man mag sie selbst kaum ansprechen, weil sie das schon kaum verkraften kann.
    Die Kinder mögen sie, behandels sie aber alle wie ein ganz kleines Baby. Ihre Nachbarin holt ihr die verschiedenen Hefte oder Bleistifte aus der Schultasche, flüstert ihr zu, wenn sie dieses oder jenes machen soll.
    In den Pausen würde Betty auf der Bank sitzenbleiben, wenn nicht die Kinder sie auf den Schulhof hinaus- und auch wieder in die Klasse hineinführen würden."

    Im neusten Kapitel gibt es noch ein ganz besonderes Vorkommnis:


    Ja Schokopraline ,in diesem Fall hat eine Psychotherapeutin ihre eundrucksvollen Erfahrungen mit diesem speziellen Mädchen niedergeschrieben und ein Buch
    dazu verfasst. Das ganze ist übrigens schon ziemlich alt- Aus dem Jahre1978. Ich kann mir vorstellen, dass die therapeutischen Ansätze heute etwas anders wären, aber trotzdem ist es sehr interessant zu lesen.
    Also ich sag mal so, es ist kein Buch, das man "mal eben so" liest. Man muss sich für die einzelnen Seiten wirklich Zeit nehmen, um den Gedankengängen der Therapeutin folgen zu können. Ich habe zum Glück
    etwas Vorwissen, da ich Erzieherin bin und durch die Ausbildung mit dem vorherrschenden Therapieansatz verantraut bin. Ansonsten wirkt es bisher, als würde vieles angerissen, aber nicht näher erläutert, was
    sich, wenn man mit dem Freudschen Stufenmodell so gar keine Erfahrung hat, etwas schwierig ist. So spricht sie beispielsweise die orale Phase an, ohne aber genau darauf einzugehen, was das ist. Ich kann mir
    vorstellen, dass das für einige Leser sehr schwierig ist. Sie beschreibt immer wieder einzelne Therapiesituationen mit Betty, um dann Thesen in dne Raum zu werfen, die man im ersten Moment nur schwer
    nachvollziehen kann...


    Ein kleines Beispiel gefällig?
    Die Therapeutin erzählt, dass Betty während der Therapie anfängt, Waschpulver ins Waschbecken zu kippen und Textilien zu sammeln, die sie zwanghaft wäscht und säubern will. Sie gerät immer mehr in Panik, als
    die Therapiestunde sich dem Ende nähert und sie noch nicht damit fertig ist. Als sie sich dann doch von diesem Zwang trennen kann, möchte sie "süße Suppen" für ihren Bruder Sebastian zubereiten: Sie reißt sämtlich
    Lebensmittel, die sie findet auf und schüttet sie in eine Nuckelflasche.Dann die Erklärung der Autorin:
    "Betty dreht sich in einem Teufelskreis. In dem zwanghaften, qualvollen Wäschewaschen und in dem Bemühen, dne Bruder zu verwöhnen, steckt der Wunsch, sich dadurch von unbewussten Schuldgefühlen, ihm gegenüber zu befreien. Erst wenn sie
    ihre schweren Existenzängste verarbeitet hat, wird sie sich durch den Bruder nicht mehr bedroht fühlen. Damit werden dann auch Hass- und Schuldgefühle zum Abklingen kommen und der Weg zu einer echten
    Geschwisterliebe wird frei"


    Puh. Ein Brocken. Dafür, dass diesesThema vorher nur mit "Betty ist ihrem Bruder gegenüber aggressiv" angesprochen wird, finde ich diese einzige Aussage in diesem Zusammenhang mehr als unbefriedigend und sogar etwas verwirrend.

    So, ich hab das zweite Kaitel gelesen, bin nun auf Seite 37 (miniminiminikleine Schrift, deswegen erst so wenige Seiten in der Zeit :wink: ) und mag euch noch mal einen kurzen Eindruck geben:


    Im zweiten Kapitel gibt es zunächst einen kurzen Auszug aus einem Ergebnisbefund einer neurologischen Untersuchung von Betty: Das Kind war zugewand und willig, sie war sehr aufgeschlossen und es gab keinerlei neurologische Auffälligkeiten. Laut Aussagen der Mutter neigt Betty zu Phobien und Zwangshandlungen.


    Im folgenden werden die ersten Therapiestunden von Betty beschrieben. Zunächst neigt das Mädchen zu großen Verlustängsten, möchte ihre Mutter nicht gehen lassen, hat Angst nicht wieder abgeholt zu werden.
    Schließlich gelingt es der Therapeutin aber, Betty Sicherheit zu geben und tritt in den ersten Kontakt mit ihr.
    Besonders interessant im Therapieraum sind für Betty das Schaukelpferd, dessen hin- und herwiegen sie zu beruhigen scheint, sowie eine Nuckelflasche, die sie sofort begeistert nutzt. ( Sie darf alle vorhandenen Gegestände dort benutzen, wie sie mag) . Deutlich wird außerdem, dass sie große Angst vor Eindringlingen hat ("Ist da ein böser Mann vor der Tür?") und der Meinung ist, dass man immer lieb sein muss. ("Man muss lieb sein... Nein, nein, nein! Man muss immer lieb sein!")
    Sie erzählt von ihren bösen Träumen und dass sie viele Ängste hat. Z.B. vor Fremden, vor Ratten, vor Mooren etc.
    Schnell fasst sie Vertrauen zu der Therapeutin und möchte öfter zu ihr kommen- sie genießt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Therapeutin. (Die Eltern haben nur wenig Zeit für die Tochter- Betty wird und wurde die meisten Zeit ihres Lebens von Kindermädchen betreut)
    Außerdem wird in diesem Kapitel klar, dass Betty sich vor vielem ekelt - Sie ekelt sich vor Essen, sich dreckig zu machen, selbst vor sauberen Trockentüchern. Sie absolviert einen langen Reinigungsprozess, um normal weitermachen zu können.


    Ich hoffe, ich schreibe nicht zu verworren und ihr könnt allem folgen- Der Schreibstil der Autorin ist etwas durcheinander und ich versuche es etwas für euch aufzuklamüsern. :lol:
    Wenn Fragen sind, einfach fragen!

    So, mein erster Eindruck: Es ist etwas schwierig ins Buch hinein zu kommen, aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass es besser wird :)


    Das erste Kapitel stellt den Erstkontakt zwischen Bettys Eltern und Anneliese Ude dar, die die Kinderpsychotherapeutin aufgesucht haben, weil sie wissen wollen, was mit ihrer 6-jährigen Tochter Betty los ist. Ihre Problematik wird geschildert: Sie hat unkontrollierbare Wutausbrüche, starke Aggressionen dem Bruder gegenüber, neigt zu selbstverletzendem Verhalten, zerstört mutwillig Spielzeug (macht ihre Puppen hässlich, drückt ihnen die Augen aus), sie verweigert Zärtlichkeiten und hat große soziale Probleme. All ihre negatiben Gefühle drückt sie außerdem in selbstgemalten Bildern aus, die im Buch anzuschauen sind: Strangulierte Menschen, Menschen mit abgehackten Gliedern, Kinderskelette, gefährliche Tiere, Geister, Embyronen usw.
    Schnell wird deutlich dass die Therapeutin in ihrem Deutungsansatz nach dem psychosexuellen Phasenmodell von Freud vorgeht: Die Fragen nach Reinlichkeitserziehung (Betty war schon mit 1,5 Jahren "trocken", experimentierte aber noch mit ihren Exkremten herum- füllte Urin in Puppentässchen und goss diesen über den Teppichbiden etc.)), Urvertrauen zur Mutter, Oraler Phase (Betty hat lange am Daumen gelutscht) usw. werden schnell abgehandelt und führen zu ersten Deutungsansätzen von Bettys Verhalten.


    Das Buch ist bis hierher definitiv sehr interessant und ich freue mich auf'S Weiterlesen!

    Die liebe Ziva hat mir gerade von der Lesenacht erzählt und da ich mir gerade durch Zufall eine Dose Cola aufgemacht habe (ich trinke sonst nie Cola :lol: ) und vorher ein ausgiebiges Schläfchen gemacht habe, mache ich gerne mit, wenn ihr noch ein Plätzchen in eurer Runde frei habt :D


    Ich habe mir gerade ein neues Buch aus dem Regal gegriffen und zwar "Betty- Protokoll einer Kinderpsychotherapie" von Anneliese Ude. Ich denke, der Titel spricht für sich, worum es geht :wink:
    Ich bin schon total gespannt drauf!