Beiträge von diogenes

    Also ich überlege gerade, ob ich mir nicht eine englische Ausagabe besorge.
    Kann zwar (fast) kein Englisch, aber vielleicht lerne ich es ja mit Tolkien :-s


    Wenn Du Dir nicht ganz sicher bist, fang doch einfach einmal mit dem Hobbit an. Da der Hobbit ein Kinderbuch ist, ist es auch am leichtesten zu lesen, davon abgesehen, dass Du dabei gleich die Vorgeschichte des Herrn der Ringe kennen lernst. Der Hobbit ist zudem auch ein sehr schönes und gut zu lesendes Buch, kann ich nur empfehlen. Wenn Du den Hobbit gelesen hast, dann tust Du Dir dann auf jeden Fall auch mit dem Herrn der Ringe leichter. Habe ich auch so gemacht und habe es nicht bereut.

    Wie du sicher gesehen hast, habe ich die Quellen angegeben und dort wird auch betont, dass Krege ein guter Übersetzer ist (was er beim Silmarillion eindeutig bewiesen hat) und das weder Krege noch Carroux immer treffend übersetzt haben.
    Gerade die erste Seite befasst sich recht kritisch mit Textauszügen von beiden Übersetzungen, da trifft deine Bemerkung des "undifferenzierten und unqualifizierten Krege-Bashings" meiner Meinung nach nicht zu.


    Also nochmal:

    Ich beziehe mich mit dem Begriff Bashing nicht auf diesen Thread oder Personen dieses Forums, um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen.


    Es ist schon klar, dass nicht jede Kritik oder Ablehnung der Krege-Übersetzung gleich Bashing ist, das meine ich ja auch gar nicht. Kritik ist schon gut und wichtig und es gibt bei Krege auch etwas zum Kritisieren (tu ich ja auch). Ich habe nicht diesen Thread von vorne bis hinten gelesen, daher kann ich mich schon allein deshalb nicht auf diesen Thread beziehen. Aber von dem ausgehend, was ich hier gelesen habe, scheint dieser Thread jedenfalls nicht einer dieser fürchterlichen Hass-Threads in diversen Tolkien-Foren zu sein.


    Niemand muss die Krege-Übersetzung mögen. Ich kenne auch ausgewogene Kritiken, die insgesamt zu einem ablehnenden Urteil kommen, aber eben auch die Stärken beschreiben und natürlich die Schwächen - jeweils begründet. Das ist völlig in Ordnung und von vielen dieser ausgewogenen Kritiken teile ich auch weitgehend deren Beschreibungen und Begründungen, auch wenn ich in manchen Details zu anderen Ergebnissen komme. Aber dadurch, dass es fast überall als völlig normal angesehen wird, dass die Krege-Übersetzung etwas ganz Fürchterliches ist, wird halt auch oft verhindert, dass neue Leser ohne diese Vorbelastung an diese Übersetzung herangehen. Und abgesehen von den bekannten Kritikpunkten ist die Übersetzung wirklich nicht so fürchterlich, sondern man muss auch sagen, dass sie, wie es auch in insgesamt ablehnenden aber differenzierten Kritiken zu lesen ist, in einigen Aspekten und über größere Strecken ganz hervorragend ist. Man muss auch das sehen, wenn man der Sache gerecht werden will.


    carpe diem!
    diogenes

    Hier war der Punkt, wo aus meiner Sicht aus einer sachlichen Diskussion ein Streit wurde...


    Ja, das ist auch das, was ich rückblickend lieber nicht gesagt hätte...


    Zitat

    Ich habe die Bücher gelesen(nein, welche Ausgabe und Übersetzung weiss ich nicht) und fand sie ganz in Ordnung, aber mehr auch nicht.


    Wenn die angegebene ISBN die Ausgabe ist, die Du gelesen hast, dann handelt es sich dabei um die Krege-Übersetzung.


    Zitat

    Aber das Sprachliche bleibt jemandem, der noch nicht so gut Englisch spricht, vermutlich verwehrt, da von den Übersetzungen dafür anscheinend keine genügend ist.


    Das ist meiner Meinung nach relativ. Tolkien hatte eine Sprachbegabung, die auf jeden Fall überdurchschnittlich war, er war ja auch Philologe und hatte einen der damals angesehensten Lehrstühle für Philologie inne, er war Merton Professor of English Language and Literature in Oxford. Über ihn wurde gesagt, dass er sozusagen in der Sprache lebte (ich bin mir sehr sicher, dass diese Formulierung von C. S. Lewis stammt, kann aber die Möglichkeit eines Irrtums nicht ganz ausschließen). Alle Feinheiten in einer Übersetzung nachzubilden, halte ich grundsätzlich nicht für möglich, also sollte man es auch bei den Übersetzungen Tolkiens nicht mit unerreichbaren Maßstäben übertreiben.


    Dass die Übersetzungen ungenügend wären, naja, soweit möchte ich eigentlich nicht gehen. Sie sind allerdings beide in bestimmten Aspekten ungenügend, aber eben nicht insgesamt. Ich würde eher sagen, dass sie zwar nicht zu den Übersetzungen gehören, wo man sagen kann, dass sie in ihrer literarischen Qualität an das Original herankommen, aber insgesamt mit ihren jeweils individuellen Stärken und Schwächen durchaus gut sind. Um bei Tolkien zu bleiben: Die Übersetzung des Silmarillions (von Krege) ist übrigens wirklich gelungen.


    Ich habe auch die Lektüre der Krege-Übersetzung genießen können. Mir tut es einfach Leid, wenn ich sehe, wie manche mit ihrem undifferenzierten und unqualifizierten Krege-Bashing(*) vielen, die das Original nicht lesen und sich die teure Carroux-Übersetzung nicht leisten können (oder wollen), die ganze Freude vertun. Habe ich zu oft genug miterlebt (bzw. mitgelesen). Wichtig ist doch, dass man Spaß am Lesen hat, und selbstverständlich kann jemand, der nur Übersetzungen lesen kann, ein vollwertiger Liebhaber des literarischen Werks Tolkiens sein und Freude am Herrn der Ringe haben.


    Auch wenn es off topic ist, eine kurze Nebenbemerkung: Ganz allgemein denke ich, dass Übersetzungen für sich allein bestehen können, wenn sie gelungen sind. Man denke nur an Klassiker wie die Shakespeare-Übersetzungen von Schlegel/Tieck und die Übersetzung des Homer durch Voss... Beide Übersetzungen haben bedeutende Schwächen, trotzdem gehören sie zu unserem wertvollsten Kulturgut. Auch wenn sie streng genommen in manchen Aspekten ungenügend sind, indem sie uns Homer und Shakespeare sozusagen gegeben haben, werden sie Homer und Shakespeare vielleicht besser gerecht als in manchem Aspekt möglicherweise exaktere Übersetzungen, die aber weit nicht diese Wirkung auf den Leser haben. Aber das ist ein anderes Thema und gehört in einen eigenen Thread.


    (*) Ich beziehe mich mit dem Begriff Bashing nicht auf diesen Thread oder Personen dieses Forums, um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen.

    Genauso wie es nach wie vor (egal, ob du mir darin zustimmst oder nicht) meine Meinung ist, dass die alten Übersetzungen (z.B. von Dickens) sehr gut sind und mir modernere nunmal nicht gefallen würden. Wie gesagt meine Meinung, ich lasse dir auch deine.


    Und wenn Du die Diskussion nocheinmal lesen würdest, würdest Du feststellen, dass wir uns darin nicht einmal besonders unterscheiden...


    Das hat aber nichts mit elitären Gehabe zu tun


    Was ich als elitäres Gehabe bezeichnet habe, ist definitiv etwas anderes. Liest Du die Beiträge eigentlich, die Du beantwortest?


    Und mit Niveau meinte ich, dass ich auch dich nicht angreife


    Das ist aber nicht wahr, denn indem Du schreibst, dass ich alles in den falschen Hals bekommen wolle, unterstellst Du mir sehr wohl eine böse Absicht, was natürlich ein Angriff ist, nur um ein Beispiel herauszugreifen.


    Du liest etwas, das dir nicht gefällt und du urteilst.


    Das ist bei Dir nicht anders.


    Jedem das Seine, mein Fall ist das jedenfalls nicht.


    Das beruht auf Gegenseitigkeit.


    Du kannst mich gerne in Deine Ignore-Liste eintragen, wenn Du möchtest.

    Alleine schon, dass du mir unterstellst, ich wollte angeben, zeigt, dass du keinerlei Respekt vor meiner Argumentation hast.


    Wovor soll ich denn Respekt haben? Inhaltlich stimmen wir in den wesentlichen Punkten sogar weitgehend überein. Aber vor Deinem pseudoelitärem Gehabe habe ich in der Tat keinen Respekt. Schau Dir mal Deine Antwort auf serjena in Ruhe an. Ein einfaches "Gut, da habe ich mich geirrt" wäre doch ehrlicher und sympathischer gewesen als der Unsinn, den Du geantwortet hast. Deine ganze "Argumentation" mit deiner Lehrerin, dass Du mir ihre Adresse gibst, damit ich mich von ihr belehren lassen kann, war doch ein reines Angeben, wie soll das denn sonst verstanden werden? Dann Dein Getöne, welches Niveau Du hast... Also bitte!


    Deshalb lasse ich es dieser Stelle auf sich beruhen, denn ich sehe nicht ein, dass ich mich mit jemandem herumärgere, der sich anmaßt, so mit mir, von mir und über andere Personen zu reden! Das ist kein Niveau, auf dem ich argumentieren will.


    Und dann noch die beleidigte Leberwurst. Armselig, um nicht zu sagen: Erbärmlich!


    Und ob Fans nun emotional sind oder nicht, tut an dieser Stelle auch nur gering etwas zur Sache. Aber egal. Die Irnoie habe ich übrigens erkannt, sie war aber, meiner Ansicht nach, völlig falsch gesetzt.


    Deine ganze Reaktion ist doch eindeutig: Deinen Ironie-Detektor hast Du ausgeschaltet gehabt. Ist an sich nicht so schlimm, denn Ironie ist in Foren wirklich oft nicht so leicht erkennbar, aber Deine Reaktionen... naja, sind auch üblich, aber nicht bei ernstzunehmenden Diskussionspartnern.

    Das habe ich doch nie und mit keine Wort gesagt!


    Doch, denn wenn Du ernsthaft meinst, ein chinesischer Text sollte am besten ins Mittelhochdeutsche übersetzt werden, hat das die Konsequenzen, ob Du das nun wahr haben möchtest oder nicht.


    Ich finde durchaus, dass wenn ein Text in einer gehobenen, alten Sprache verfasst ist, man ihn in seinem Equivalent übersetzen sollte. Da man dort ebenfalls altertümliche Ausdrücke hat, die dem originalen Text besser entsprechen, geht weniger verloren als durch eine modernere Übersetzung!


    Warum glaubst Du, habe ich geschrieben, dass der verwendete Sprachstil falsch war? Nur sage ich auch, dass Modernes nicht ins Altertümelnde übersetzt werden sollte.


    Nimm z.B. Romane von Dickens oder Austen: Die Übersetzungen sind
    ebenfalls so gehalten, wie man damals in Deutschland gesprochen hat.


    Ich kenne diese Übersetzungen nicht, auch weil ich von diesen Autoren nichts in einer Übersetzung gelesen habe. Aber in der Regel sind diejenigen Übersetzungen so gehalten, weil sie auch schon recht alt sind. Ansonsten läuft das bezüglich dieser Problematik regelmäßig ähnlich ab, nur dass es sich halt in der Regel nicht um Autoren handelt, die so viele derartig emotional handelnde Fans besitzen.


    Dein letzter Satz ist einfach nur Unsinn, so dass ich darauf nicht eingehen werde! :idea:


    Mein letzter Satz war Ironie. Aber es ist letztendlich die Konsequenz aus dem von Dir Geschriebenen.


    Und ehe ich es vergesse: Erzähl doch bitte Deiner Sprachgeschichts-Lehrerin von Goethe. Und nein, dass es wieder verschwunden sein soll, das ist Unsinn, denn ausgerechnet das Götz-Zitat war auch im vorigen Jahrhundert zur Zeit Tolkiens allgemein bekannt. Andererseits dürfte das Deine Sprachgeschichts-Lehrerin durchaus wissen - wahrscheinlicher ist, dass Du ein wenig angeben wolltest, was aber leider nicht so funktioniert hat, wie Du es Dir vorgestellt hast.

    Ich sage nur, dass nach allem, was ich bisher gehört habe und wie es mir besser gefallen würde, ich die Carroux-Übersetzung wählen würde!


    Das will Dir auch niemand absprechen.


    Ich gehöre weiterhin zu keinerlei "Basher"-Gruppe


    Falls Du das so verstanden haben solltest: Ich habe nicht Dich zu den Bashern gezählt, sondern allgemein darauf Bezug genommen.


    Und das mit den Worten wie "Arsch" etc. stimmt wirklich: Sie haben damals, in diesem Zusammenhang noch nicht existiert (wenndu mir nicht glaubst, kann ich dir gerne die Adresse meiner Sprachgeschichts-Lehrerin geben, denn wir haben die Entwickling verschiedener Sprachen und Begriffe eingehend behandelt)!


    Mag sein, ich hätte es so oder so anders übersetzt.


    Und ja, ich fände es besser, wenn ein chinesischer Text aus dem 12. Jahrhundert nur ins Mittelhochdeutsche übersetzt werden würde, denn dadurch würde nur ein Minimum der AUssagekraft verloren gehen! So sehe ich das nunmal.


    Ist das wirklich Dein Ernst? Das ist nämlich schlicht und ergreifend Unsinn, inklusive der Annahme, dass dadurch nur ein Minimum an Aussagekraft verloren ginge.


    Dass es eine perfekte Übersetzung geben kann, habe ich nie und mit keinem Wort erwähnt. Genau aus diesem Grund, weil ich es so sehe, lese ich das Original. Es mag Bücher geben, bei denen man auch die Übersetzung lesen kann und es ist OK, aber es gibt eben auch komplexe Werke, wie den HdR, bei denen es besser ist, beim Original zu bleiben (wenn man es kann).


    Es gibt aber auch Menschen, deren Sprachkenntnisse nicht so gut sind, um das Original zu verstehen. Und selbst solche, die Englisch verstehen, sind nicht unbedingt in der Lage, alle oder auch nur die meisten Feinheiten verstehen zu können. Und es gibt noch weniger, die Chinesisch können, und die können in der Regel auch kein Mittelhochdeutsch. Natürlich sollten die gefälligst darauf verzichten müssen, denn Bildung darf ja nur einer kleinen Elite vorbehalten bleiben....

    Das kann man schon ganz alleine damit begründen, dass Tolkien in einer Zeit lebte und dieses Buch schrieb, als es Ausdrücke wie "Arsch" und "Chef" zumindest in diesem Zusammenhang noch gar nicht gab! Diese Sprachentwicklung kam erst hinterher.


    Diese Begründung ist meiner Meinung nach nicht zulässig, weil sie jede Übersetzung älterer Texte ausschließen würde. Konsequent angewandt würde das bedeuten, dass zum Beispiel ein chinesischer Text aus dem 12. Jahrhundert nur ins Mittelhochdeutsche übersetzt werden dürfte.


    Das Problem ist nicht, dass es damals diese Begriffe angeblich noch nicht gegeben hat (allein das bezweifle ich sehr stark), sondern dass die Stilebene nicht immer passt.


    Ob man nun den moderneren Part weglässt, wie angeblich Carroux, oder ob man so daneben greift, in dem Versuch es ebenfalls einzubauen, wie Krege, ist letztendlich egal - ich halte beides für falsch. Wobei ich persönlich sagen muss, dass ich lieber etwas zu viel archaische Sprache habe und dafür keine so "moderne Inszenierung" wie bei Krege, als mir praktisch pupertierende Hobbits anhören zu müssen.


    Das Archaische von Carroux ist dort, wo das Original sehr modern ist, völlig daneben, weil damit ein ganz wesentlicher Aspekt des Herrn der Ringe völlig verloren geht. Krege hingegen hat wiederum nicht so daneben gegriffen, wie das viele darstellen, und auch nicht, wie Du das glaubst - von einer modernen Inszenierung ist nämlich Krege weit entfernt, auch in den flapsigen Passagen. Mehr als immer dieselben wenigen ach so schrecklichen Passagen fallen übrigens auch den fanatischsten Krege-Bashern nicht ein. Selbst da würden ganz wenige Änderungen schon genügen, recht viel mehr als zwei Dutzend Beispiele kommen ja nicht. Es ist übrigens umgekehrt genauso einfach, aus der Carroux-Übersetzung Beispiele zu zitieren, wo Carroux völlig daneben klingt. Nur wäre das genauso doof wie bei den Krege-Bashern. Dieser Ansatz, ein paar Zitate zu posten, geht völlig daran vorbei, wie das Übersetzen von Büchern funktioniert und Übersetzungen zu bewerten sind.


    Im Gegensatz zu Carroux hat Krege den besseren Ansatz gewählt bzw. hatte er ja auch Vorgaben vom Verlag, an die er sich halten musste. Krege hat streng genommen nicht daneben gegriffen, weil das, was er gemacht hat, zum Programm gehörte, wie das auch in jeder Krege-Ausgabe beschrieben wird. Das Programm allerdings ist nicht perfekt, die für einige moderne Passagen gewählte Stilebene passt meiner Meinung nach nicht, da wäre eine höhere Stilebene besser gewesen. Das war meiner Meinung nach ein gröberer Fehler, der allerdings dem Werk nicht so stark schadet, als wenn man wie Carroux alle sprachlichen Unterschiede entfernt und sogar, wie es leider der Fall ist, noch archaischer übersetzt, als selbst die archaischsten Passagen des Originals sind (leider habe ich gerade keine Carroux-Ausgabe bei der Hand, um das zu demonstrieren).


    Insgesamt sehe ich es so: Krege hat die archaischen Passagen besser getroffen als Carroux und hat eindeutige Übersetzungsfehler von Carroux nicht gemacht. Bei Krege kriegt man die unterschiedlichen sprachlichen Ebenen leicht mit, weil es zum Programm gehörte, diese sehr kontrastreich herauszuarbeiten, während bei Carroux dieser Unterschied überhaupt nicht zu bemerken ist. Das sind die Vorteile der Krege-Übersetzung. Allerdings ist bei Krege der Kontrast wieder ein wenig zu groß, wodurch eine Überarbeitung zu wünschen ist. Einige der durch das Programm bedingten Schwächen empfinde ich auch als sehr störend und viele der bekannten Details wirken auch auf mich wie Patzer, obwohl ich weiß, dass sie zum Programm gehören. Die Carroux-Übersetzung hat den Vorteil, dass sie genau diese mich störenden Stellen nicht hat.


    Es ist immer leicht, etwas herunterzumachen, besonders dann, wenn man sich nicht damit beschäftigen will. Der Herr der Ringe ist ein sehr umfangreiches Werk, das sehr schwer zu übersetzen ist, weil es sprachlich so viele Feinheiten enthält, die nur sehr schwer in einer Übersetzung umzusetzen sind. Es wird nie eine Übersetzung geben, die alle Aspekte berücksichtigen wird können. Keine der beiden vorhandenen Übersetzungen ist perfekt, beide haben methodische Schwächen. Davon abgesehen, dass keine der beiden Übersetzungen in der literarischen Qualität ans Original herankommt, sind letztendlich beide Übersetzungen insgesamt gut und es ist letztlich Geschmackssache. Man sollte sich halt der individuellen Stärken und Schwächen bewusst sein - oder einfach das Buch genießen. Keine der beiden Übersetzungen ist auch nur annähernd so schlecht, wie wir es leider von vielen Übersetzungen aus dem Englischen und Amerikanischen gewöhnt sind.


    carpe diem!
    diogenes

    Weil ich gerade gelesen habe, dass auch hier die Übersetzung von Krege verrissen wird, ein paar Worte dazu: Ein paar Dinge nerven mich auch. Nur finde ich auch, dass man sich vor der Beurteilung schon informieren muss, weshalb Krege so und nicht anders übersetzt hat. Es macht keinen Sinn, Stellen aus dem Zusammenhang zu reißen, wie es leider auch hier in geringem Umfang passiert ist, und damit zu 'beweisen', wie schlecht Krege übersetzt hat. Mit dieser Methode kann man jede Übersetzung schlecht machen, auch die von Carroux.


    Der Herr der Ringe ist innerhalb der Fiktion von jemanden herausgegeben worden, der viele, viele Jahre nach dem Ringkrieg gelebt hat. Und dieser Herausgeber zitiert auf der einen Seite fiktive Quellen aus der Zeit des Ringkriegs, auf der anderen Seite drückt er die Handlung auch in seinen eigenen Worten aus. Das ist der Grund, weshalb der Herr der Ringe stellenweise in einer sehr archaischen Sprache verfasst ist und dann wieder in einer sehr modernen Sprache. Dieser Unterschied ist bei Carroux nicht zu merken, denn dort wird auch das altertümlich übersetzt, was im Original sehr modern ist. Dass Carroux das so gemacht hat, ist einer der schwersten Fehler, die meiner Meinung nach ein Übersetzer des "Lord of the Rings" überhaupt machen kann, denn die unterschiedlichen Stile des Herrn der Ringe gehören ganz wesentlich zum Werk.


    Krege hingegen hat die unterschiedlichen Stile herausgearbeitet. Die modernen Passagen hat er sehr modern übersetzt, die archaischen hat er eben in einer deutlich archaischeren Sprache übersetzt. Dass die modernen Stellen Worte wie Chef, Arsch usw. enthalten, ist also kein Fehler, sondern gehört zum Programm, weil er als modernen Stil mehr oder weniger die heutige Sprache gebraucht hat. Krege hat also den Fehler, den Carroux gemacht hat, nicht gemacht. Meiner persönlichen Ansicht nach war allerdings die Entscheidung, für die Sprache der modernen Passagen ausgerechnet eine bestimmte Form der Jugendsprache zu verwenden, zumindest unglücklich. Die modernen Passagen dürfen in der Tat locker sein, weil auch das Original in diesen Abschnitten in einer lockeren Sprache verfasst worden ist, aber nicht ganz so flapsig. Daher bin ich der Ansicht, dass seine Übersetzung in dieser Hinsicht noch einer Überarbeitung bedarf.


    Hinzuzufügen ist noch, dass das Original weit nicht so archaisch ist, wie die Reaktionen der Fans der Carroux-Übersetzung suggerieren. Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, dass so manche schrecklichen Stellen bei Krege in Wirklichkeit wörtliche Übersetzungen des Originals sind (und wer die Hassthreads in diversen Foren durchliest, kann das oft recht deutlich feststellen, denn die lieben Fans kennen oft nicht einmal das Original).


    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es besser ist, Tolkien im Original zu lesen, wenn die Kenntnisse der englischen Sprache gut genug sind. Beide Übersetzungen haben ihre Stärken und Schwächen (wobei ich, ehrlich gesagt, die Krege-Übersetzung besser kenne als die von Carroux), aber ich kann nicht sagen, dass eine der beiden Übersetzungen die hohe literarische Qualität des Originals erreichen kann, auch wenn keine der beiden Übersetzungen schlecht ist.


    carpe diem!
    diogenes

    So. Seit einer Woche bin ich endlich mit der Osten Ard Saga fertig, mit der ich bereits im August (!) angefangen habe. Wie hat mir diese vierbändige Saga gefallen, die ich in der deutschen Übersetzung gelesen habe? Schwierig zu sagen. Es ist so, dass ich mich am Anfang so richtig quälen musste. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder am Autor, aber von der Sprache war ich nicht besonders begeistert. Mein Eindruck ist, dass Tad Williams vielleicht literarische Qualitäten hineinbringen wollte und dabei als Ergebnis etwas Gekünsteltes, Missglücktes herausgekommen ist. Aber das könnte auch an der Übersetzung liegen. Ich habe auch sonst schon einfache Unterhaltungsliteratur gelesen, welche, die sprachlich schlichter ist, aber dafür irgendwie natürlicher wirkt. Ich halte natürlich wirkende Schlichtheit für wesentlich besser als Gekünsteltes. Immerhin ist mir die Sprache mit der Zeit immer weniger störend vorgekommen, aber es kann sein, dass ich mich einfach daran gewöhnt habe.


    Ich habe auch das Handwerkliche etwas platt gefunden, zum Beispiel wie die Vorgeschichte erzählt wird. Dann schließlich, so nach ca. 200 Seiten, ist es etwas besser geworden. Mich hat die Saga weit nicht so gefesselt, wie mich Tolkien fesseln kann, aber es hat mich immerhin genug fesseln können, um sie abzuschließen. Allerdings bin ich immer wieder gestanden, sprich: ich habe die Lektüre immer wieder unterbrochen und andere Bücher eingeschoben.


    In Rezensionen wird regelmäßig geklagt, dass die Saga so langatmig ist. Mich stört das Langatmige an sich nicht. Mich stören andere Sachen: Von der Sprache einmal abgesehen, stört mich zum Beispiel das Religiöse. Es ist wirklich gut, dass Tolkien das Religiöse ausgeklammert hat. Bei Tad Williams ist Religion allgegenwärtig und sie ist noch dazu recht banal, denn es handelt sich de facto um das Christentum, nur dass Namen ausgetauscht worden sind und dergleichen. Genau das fällt mir auch in anderen Bereichen auf und das nervt. Mich hat auch gestört, dass besonders im ersten Band die Ungeschicklichkeit Simons derartig überstrapaziert wird.


    Ich kann nicht sagen, dass ich es bereue, diese Saga gelesen zu haben, denn sie hat mich durchaus fesseln können, sodass ich oft relativ viele Seiten in einem Sitz gelesen habe. Auf der anderen Seite ist es doch recht schlichte Fantasy und schlichte Fantasie ist, wie Fantasy im Allgemeinen, nicht gerade mein Fall. Genre-Literatur lese ich sonst so gut wie überhaupt nicht. Das heißt aber irgendwie auch, dass ich mir mit anderer Literatur vielleicht mehr Freude hätte bereiten können. Immerhin hat mich die Osten Ard Saga durchaus unterhalten, was ja auch sehr wertvoll ist. Das Ende hat mich dann trotz vorhandener Spannung nicht besonders überrascht.


    Nun, ich wollte einmal eine bekannte Fantasy Saga gelesen haben und jetzt habe ich das hinter mir und kenne auch das. Ich stelle fest, dass es vermutlich dabei bleiben wird, denn literarisch anspruchsvollere Werke bereiten mir einfach größeres Vergnügen. Ich will mich dabei nicht über andere überheben, die Tad Williams bzw. seine Osten Ard Saga meiner geliebten Literatur den Vorzug geben, sondern einfach meine Meinung und meinen rein subjektiven Geschmack schildern. Ich empfinde durchaus Freude daran, hin und wieder einfache Unterhaltungsliteratur zu lesen, die einfach nur spannend sein will und keine besonderen literarischen Ansprüche stellt, und freue mich für jeden anderen, der Freude am Lesen hat, auch wenn es nicht die Literatur ist, die ich bevorzuge. Aber vier Bände von jeweils über 800 Seiten bedeuten für mich einen Zeitaufwand, der erst einen entsprechend hohen Gegenwert an Vergnügen haben muss. Vergnügen hatte ich und es tut mir auch nicht Leid, diese Saga gelesen zu haben, aber zur Regel lasse ich solche Sagas lieber doch nicht werden.


    Schöne Grüße,
    diogenes

    So einfach ist das mit den Übersetzungen nicht. Krege hat zum Teil ganz hervorragend übersetzt, woanders wieder etwas kontrovers, um es einmal so auszudrücken. Beide Übersetzungen haben ihre eigenen Fehler und keine der beiden Übersetzungen ist perfekt. Ich empfehle, das Original zu lesen, dann auf Englisch ist das Buch natürlich am besten. Nur Englisch muss man halt können.

    Siddhartha kann ich auch empfehlen. Ich habe früher gerne Hermann Hesse gelesen, heute jedoch habe ich andere Autoren lieber. Besonders Hesses Gedichte finde ich einfach nur kitschig, wobei es auch wenige erträgliche von ihm gibt, die aber nur Konvention sind. Aber Siddhartha gefällt mir immer noch.

    Zitat

    Original von moonrose
    Auch ich habe in den Filmen Tom Bombadil vermisst, es ist zwar ein ziemlich unabhängiges Intermezzo auf der Reise, das ist wohl auch der Grund, warum es so lieblos weggelassen wurde, aber es war doch eine schöne Episode, ihn und seine Frau kennenzulernen, ebenso surreal wie der Wald Fangorn mit den Baumhirten (die stehen sowieso in direktem Zusammenhang miteinander).


    Natürlich mag auch ich die Episode mit Tom Bombadil, aber dass sie im Film nicht berücksichtigt worden ist, finde ich schon ok. Der Film soll ja auch für die verständlich sein, die die Bücher nicht gelesen haben, also eine in sich funktionierende Geschichte. Es wurde auch so schon sehr viel weggelassen, dass bei Leuten, welche die Bücher nicht kennen, Vieles nicht gut genug verstanden wird. Eigentlich sind erst die "Extended Editions" hinreichend ausführlich.


    Die Episode mit Tom Bombadil ist im Buch keine kurze und es wird im späteren Verlauf der Handlung nur selten auf sie Bezug genommen. Diese Episode ist für das Verständnis nicht notwendig (das gilt jedenfalls für den Film). Wäre sie in den Film aufgenommen worden, hätten andere Szenen gestrichen werden müssen, weil der Film auch so schon extrem lang geworden ist. Welche Szenen hätten das sein sollen? Ich weiß keine. Im Film kann nicht jedes Detail berücksichtigt werden, man muss etwas streichen. Und eine Episode, auf die (im Film) nie mehr Bezug genommen wird und die nicht einmal im Buch für das Verständnis notwendig ist, kann man ruhig streichen, wenn es auch so schon kaum möglich ist, eine angemessene Verfilmung zu schaffen.

    Zitat

    Original von moplue
    Zu diesem Buch fällt mir nur ein - Starker Anfang - Flaches Ende. Ich muß mich da leider Lancelot und Tamara anschließen :(


    Das lese ich im Zusammenhang mit Andreas Eschbach immer wieder. Ist das für diesen Autor typisch? Ich habe noch kein Buch von ihm gelesen.

    Zitat

    Original von Lancelot
    Ich glaube, du meinst Dead Zone. Das Attentat


    Ja, genau das war es!


    Zitat

    Original von Lancelot
    ES ist genial, und gut gefallen haben mir auch die vier Geschichten, aus denen Frühling, Sommer, Herbst und Tod besteht. Das Buch ist weniger bekannt, aber wirklich spannend und gut geschrieben.


    Davon habe ich eine Verfilmung gesehen, nämlich "Die Verurteilten". Der Film hat mir jedenfalls sehr gut gefallen. Jetzt weiß ich, auch das dazugehörige Buch - Danke für den Tipp! :)

    Mit "The Stand" habe ich zweimal angefangen, aber jedesmal wieder aufgehört, es hat mich nicht besonders interessiert. Vielleicht lese ich es ja irgendwann einmal doch noch, aber vermutlich nicht. Mit Stephen King habe ich aber auch so noch wenig Bekanntschaft gemacht, habe von ihm lediglich "Es" und in der Jugendzeit irgendein anderes, wo jemand nach einem Unfall ins Koma fällt und nach dem Aufwachen übersinnliche Fähigkeiten hatte (war nicht so toll). Allerdings gefiel mir "Es" ganz gut.

    In der Zwischenzeit habe ich das Silmarillion und den Hobbit in der deutschen Übersetzung gelesen. Jetzt gerade lese ich den Herrn der Ringe in der Krege-Übersetzung. Ja, ich weiß, dass diese Übersetzung vielen nicht gefällt, aber ich finde, sie hat zu Unrecht einen derartig schlechten Ruf. Krege hat sich sicherlich ein paar Schnitzer erlaubt, das ist schon richtig, aber andererseits übersetzt er oft auch deutlich besser als Carroux (vor allem: richtig).